TANKARD - Münster-Breitefeld, Live-Arena
Interview vom 12.06.04
Interviewpartner: Gerre (voc.)
Homepage:
www.tankard.org
F-R:
Tankard ist neben den Onkelz die wohl bekannteste Band aus Frankfurt/M. und kann ebenfalls auf eine über 20-jährige Bandgeschichte zurückblicken. Was oder wen machst du für euren Erfolg verantwortlich?
T.:
Neben wem? Onkelz? Kenne ich nicht und was für ein Erfolg? (lacht). Es ist natürlich so, dass wir seit 10 oder 15 Jahren von der Musik nicht mehr leben können. Ich war auch der Einzige, der davon mal ein paar Jahre gelebt hat. Das ist ein Hobby. Wir haben alle ganz normale Jobs, gehen arbeiten und spielen an den Wochenenden ein paar Gigs, dieses Jahr ziemlich heftig. Gerade nach dem Release von „Beast of Bourbon“ (Anm.: aktuelle CD, Review bei uns zu lesen). Es ist überall gut angekommen, bis auf den Metal Hammer. Da gab es eine schlechte Kritik. Der Hammer in Griechenland, Italien und überall hat uns abgefeiert, aber hier? Egal. Wir buttern unsere komplette Freizeit in die Band. Deswegen gibt es uns so lange. Spaß an der Freunde, da bin ich stolz drauf! Wir hatten mit 1998 so ein Jahr, da hatten wir nur 3 Gigs. Wir hätten mit wehenden Fahnen untergehen können, haben uns im Proberaum auch alle blöd angeguckt, dann aber weitergemacht, weil es Spaß macht. Sechs Jahre später auf einmal bekommst du jeden Tag Giganfragen und was weiß ich nicht alles. Es irgendwie Wahnsinn.
F-R.:
Du hast dir die Überleitung zur nächsten Frage jetzt selbst geschaffen. Wie läuft euer aktuelles Album? Hast du darüber schon Zahlen und aussagekräftige Reaktionen vorliegen?
T.:
Wie gesagt, die Reviews waren ganz gut. Die Gästebucheinträge natürlich auch. Es werden ja wenige Fans irgendwo bei einer Band in Gästebuch eintragen „Wir finden eure neue Platte Scheiße“. Obwohl neulich hat einer geschrieben, er will die alten Tankrad wieder reformiert haben, den alten Tankard Knattersound wieder haben – keine Ahnung? (lacht). 6000 Platten standen glaube ich draußen. Die sind wohl auch so gut wie weg. Aber nagele mich darauf nicht fest. Die Reaktionen sind eigentlich europaweit in den letzten Jahren gut. Wir haben zum ersten Mal in Griechenland gespielt. Wir waren wieder in der Türkei und seit 12 Jahren das erste Mal wieder in Spanien. Wir spielen jetzt auch zum ersten Mal in Portugal. Ich will unbedingt noch mal nach Brasilien für 3 – 4 Shows. Ich bekomme jeden Tag irgendwelche E-Mails aus Brasilien. Die müssen uns dort kennen.
F-R.:
Wer schreibt bei euch eigentlich die Songs?
T.:
Früher war das so gewesen, dass einer mit einem fasst fertigen Song ankam. Jetzt kommt einer in den Proberaum mit einer Songidee. Die wird dann zusammen erarbeitet. Es ist schon viel Teamwork. Zuerst steht immer die Musik, also die Parts. Dann schaue ich, was mit den Vokals ist. Da unser Gitarrist Andy so ein super kleines Ministudio hat, ist das ganz praktisch. Vor der letzten Platte war das so, da haben sich immer zwei und zwei getroffen, also gesplittet. Das war ganz fruchtbar.
F-R.:
In der Presse werdet ihr als die Alkohol Verrnichtungsmaschinen schlechthin bezeichnet? Ist dieser Ruf gewollt oder wurde er euch irgendwann auf die Fahne geschrieben?
T.:
Wir haben mit unserem zweiten Demo „Alkoholic Metal“ ja mit dem Schwachsinn angefangen und viele Platten hatten mit Bier trinken zu tun. Irgendwann Anfang der 90er wollten wir dann von dem Image weg. Das hat uns aber kein Schwein abgenommen. Wir waren immer die Biertrinkerband und werden es auch immer bleiben. Dann mit „Kings of Beer“ haben wir wieder angefangen, schön Klischee mäßig auf dem Image rum zu reiten. Sicherlich aber immer auch mit einem lachenden Auge, da wir eine Band sind, die sich sicherlich nicht so besonders ernst nimmt. Wir wollen Spaß haben, das vermitteln wir auch. Wir suchen die Kombination aus extremer Musik, sprich Trash Metal und Spaß. Dann kommen so Sprüche wie „Die with a Beer in your Hand“ (Anm.: Song von aktuellen Album). Das darf man aber nicht so ernst nehmen. Wir wollen damit nicht zum Saufen aufrufen. Es ist halt immer so ein bisschen kokettieren mit dem eigenen Image. Das machen wir gerne.
F-R.:
Was sagst du als Fan eigentlich zum Abstieg unserer Eintracht?
T.:
Ich muss sagen, ich war beim allerersten Abstieg 1996 vollkommen schockiert. Da habe ich auch richtig geflennt. Ich habe auch immer bei den Aufstiegen geflennt. Es war diesmal halt einfach abzusehen, gerade mit dem Trainer (Anm.: Willi Reimann), das war eine Katastrophe. Jetzt holen sie wieder so einen Schwachmatten (Anm.: Friedhelm Funkel). Ich weiß nicht… Ich habe gerade gestern wieder für 90 Leute Dauerkarten bestellt. Wir organisieren auch so ein bisschen Auswärtsfahrten mit dem Bus. In der Hinrunde werde ich aber nicht viel mitfahren können, da wir irgendwie andauernd Gigs haben. Der Abstieg jetzt war schon bitter. Es war abzusehen, aber völlig unnötig, fand ich. So leicht in der Bundesliga zu bleiben, wie dieses Jahr, war es noch nie. Sie haben in der Hinrunde zu viele Punkte verbaselt.
F-R.:
Welche Art von Musik bzw. welche Bands stehen auf deiner persönlichen Playlist ganz oben?
T.:
Viele, viele, viele (lacht). Ich habe 2000 irgendwas CD’s, keine Ahnung. Ich bin ja auch Metal Fan. Ich höre halt schon gerne den 80’er Kram wie Overkill, Anvil, Exciter und so was. Ich finde aber Sachen wie In Flames oder Soilwork ziemlich interessant. Ich könnte dir da jetzt hunderte von Bands aufzählen. Auf jeden Fall kein Death Metal und kein Black Metal. Das ist nicht so mein Ding.
F-R.:
Wir mir bekannt ist, besuchst du regelmäßig Konzerte anderer Bands, die hier in unserer Region spielen. Was hälst du von der derzeitigen Preispolitik der Ticketpreise?
T.:
Ich zahle ja nicht so oft, wenn ich ganz ehrlich bin. Aber was man hört, ist es zum Teil schon krass. Man darf niemals sagen, dass man darauf keinen Einfluss hat. Wir als Band haben da begrenzt Einfluss. Wir haben neulich in irgendeinem Club gespielt, da hat Tankard 24 € gekostet. Da sind wir vollkommen ausgeflippt. Das kann nicht sein. Heute (Anm.: Moona Metal Fest 2004) finde ich das o. k. 19 € für 5- 6 Bands finde ich vertretbar. Wenn du dann hörst, Judas Priest für 44 €…. Eh, wir brauchen uns darüber nicht zu beschweren. Wir leben im Kapitalismus. Du musst da nicht hingehen oder mitmachen. Jetzt mal ein ganz dummes Beispiel. Ich wollte letztlich mit einer guten Bekannten zu den Hooters gehen. Rumgefragt, wer hat Connections? Keiner, was kostet das an Eintritt? Abendkasse 33 €. Da haben wir gesagt, nein! 20 € o. k., aber 33 €? Im Gegensatz dazu sind die ganzen Festivalpreise alle vollkommen human.
F-R.:
Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?
T.:
Einen Brüller kann ich dir nicht liefern, aber es weiß keiner, dass ich meine Ex-Freundin in unserem alten Proberaum gepimpert habe (lacht laut). Auf der Couch, es war so geil (lacht wieder laut). Es war noch in unserem alten Proberaum im Marbachweg (Anm.: Frankfurt/M.). Das weiß aber echt keiner (Anm.: Jetzt schon, hi, hi). Wie steht’s eigentlich beim Fußball? (Anm.: Eröffnungsspiel EM 2004)
F-R.:
Gibt es irgendwas, was du den Leuten da draußen noch mitteilen möchtest?
T.:
Ich kann nur sagen, dass ich mich ungeheuer freue, dass so viele Leute E-Mails schicken. Ich versuche die auch alle zu beantworten, auch wenn es mal ein bisschen länger dauert. Ich gehe ja auch noch regulär arbeiten, so nebenbei. Ich bin ungeheuer stolz, dass wir noch ein Teil der Metal Szene sind und dass es uns seit 22 Jahren immer noch gibt. Solange der Spirit so ist wie jetzt, denke ich, dass wir noch ein bisschen weitermachen können. Wenn’s vielleicht auch Tour mäßig dann nicht mehr so viel sein wird. Das „Bang your Head Festival“ im nächsten Jahr ist eigentlich schon mehr oder weniger bestätigt. Was soll ich den Leuten sagen? Ich werde bald 40. Der Nachwuchs muss mal kommen. Wer meinen Job übernehmen will, soll sich bitte melden. Ich kann nämlich echt nicht mehr (Lautes Lachen)!!!
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock