TWENTYDARKSEVEN

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Mailer vom 25.11.21
Interviewpartner: Christoph Renner (b.)

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FFM-Rock:
Moin Christoph, meinen Glückwunsch zum neuen Album „Catch A Fire“. Euer jetzt drittes Studioalbum und - Asche auf mein Haupt - mein erstes, mit dem ich mich jetzt näher beschäftige. Da es anderen Musikliebhabern ähnlich wie mir gehen dürfte, denen TWENTYDARKSEVEN nur am Rande oder noch gar nicht begegnet sind, bitte zunächst einmal einen kurzen Abriss über eure bisherige Historie.

Christoph:
Hi Mike, vielen Dank für die Glückwünsche! TWENTYDARKSEVEN wurden 2013 von unserem Sänger Marcus und Gitarrist Peter Wagner gegründet. Außerdem waren die Niederländer Alex Jansen am Bass und Hans Int Zandt an den Drums an Bord. In dieser Besetzung wurde das 1. Album “Roar” eingespielt und 2014 veröffentlicht. Aus zeitlichen Gründen verließ die Holland-Connection dann 2015 die Band, worauf Markus Herzog Hans an den Drums ersetzte, und ich Alex Jansen am Bass. Außerdem kam Selly als zweiter Gitarrist in die Band, da sich die Songs mit zwei Gitarren live besser umsetzen lassen als mit einer. In dieser Besetzung nahmen wir dann auch 2017 die zweite Platte “Momentum” auf, gingen mit KISSIN' DYNAMITE auf Deutschland-Tour und spielten mehrere Einzelgigs und Festivals mit Bands wie AUTOGRAPH, ECLIPSE oder HERMAN FRANK. 2018 verließen uns leider Peter Wagner und Markus Herzog. Vitali kam dafür in die Band und wir waren wieder auf Quartett-Größe geschrumpft ;-) So absolvierten wir im Frühjahr 2019 noch eine weitere Deutschland-Tour mit unseren Labelkollegen MAVERICK und DEVICIOUS, bevor wir uns im gleichen Jahr an die Produktion unseres jetzt erschienenen Albums “Catch A Fire” machten.

FFM-Rock:
In der aktuellen Besetzung Marcus Jürgens (voc., Ex-BRAINSTORM, Ex-PUMP), Marcel „Selly“ Bernhardt (git., Ex-PUMP), Vitali Schogenov (dr., Ex-PUSSY SISTER) und dir ist „Catch A Fire“ euer erstes gemeinsames Album, obwohl ihr ja schon einige Jahre zusammen spielt. Gibt es dafür nähere Gründe?

Christoph:
Tatsächlich wurde „Catch A Fire“ wohl zu unserem persönlichen „Hysteria“ :-D Die Gründe sind natürlich hauptsächlich die Corona-Pandemie, die auch unseren Zeitplan komplett durcheinandergewirbelt hat. Zuvor mussten wir uns in der neuen Besetzung auch erstmal zusammenfinden. Es ist eine Sache, Songs die bereits aufgenommen sind (von „Roar“ und „Momentum“) einzuüben und live zu spielen, aber eine ganz andere, gemeinsam neue Songs zu schreiben und zu erarbeiten. Das hat die meiste Zeit des Jahres 2019 in Anspruch genommen. Und zuguterletzt sind auch wir wie viele Kollegen großteils Weekend Warriors und gehen unter der Woche unseren Jobs nach. Deshalb zieht sich alles natürlich länger hin als bei den Vollprofis, die nur von einer Band leben.
Tja, 2020 kam dann Corona...

FFM-Rock:
Vor eurem neuen Album „Catch A Fire“ gab es bei euch mit „Roar“ und „Momentum“ die beiden bereits angesprochenen Albumveröffentlichungen. Wenn überhaupt, inwieweit hat sich die Musik vom Debüt bis heute verändert?

Christoph:
Ich denke, wir sind auf dem neuen Album vom Songwriting her vielfältiger, was meiner Meinung nach damit zusammen hängt, dass jeder von uns sich mit eigenen Songideen und auch eigenen Einflüssen eingebracht hat. Auf den ersten beiden Alben wurde das Songwriting hauptsächlich von Marcus und Peter Wagner übernommen. Selly hatte zu „Momentum“ noch 2-3 Songs beigesteuert, z. B. die Single „Falling Away“, die bereits in eine melodischere Richtung ging, als der Rest des Materials. Diese Richtung haben wir auf „Catch A Fire“ einerseits noch ausgeweitet, und andererseits aber auch noch härtere Gefilde beackert. Mir war es beispielsweise wichtig, dass wir einen richtigen Uptempo-Nackenbrecher als Opener haben und auch einen Shuffle, weil ich dachte, dass uns das in dieser Besetzung gut stehen würde. So habe ich „Walking High Wire“ und „Hypocrites & Parasites“ mitgebracht, und gerade bei „Hypocrites“ wurden meine Erwartungen noch übertroffen was Heavyness und Druck angeht.

FFM-Rock:
Was erwartet den Musikhörer musikalisch auf „Catch A Fire“? Wie schon bei PUMP höre ich da diverse Einflüsse raus, die einem auf der einen Seiten bekannt vorkommen, auf der anderen Seite aber auch überraschen. Was gibt es von deiner Seite her dazu zu berichten?

Christoph:
Unsere Einflüsse sind hauptsächlich 80er und 90er Hardrock und Metal, damit sind wir alle groß geworden. Das hört man auch deutlich und wir wollen das auch nicht verleugnen, denn es ist das was uns am meisten Spaß macht. Wir möchten allerdings auch modernere Elemente unterbringen und einen zeitgemäßen Sound, um nicht „altbacken“ zu klingen. Ich denke das ist uns auf „Catch A Fire“ gut gelungen.

FFM-Rock:
Sprechen wir über eure Texte. Welche Themen habt ihr auf dem neuen Album verarbeitet?

Christoph:
Die Texte werden wie auch die Gesangslinien alle von Sänger Marcus geschrieben. Es ist ihm dabei relativ wichtig, dass sie viel Interpretationsspielraum lassen. Auf „Catch A Fire“ sind sie bewusst recht düster ausgefallen, er hat viele persönliche Themen verarbeitet. Ich denke trotzdem, dass sich gerade in diesen Zeiten jeder in den Songs ein Stück weit wiederfinden kann. Mein persönlicher Favorit, sowohl textlich als auch musikalisch, ist „Dead In The Water“.

FFM-Rock:
Auch ihr habt euch vor dem Album-Release der Veröffentlichung von visuellen Medien bedient und mit „Broken“ und zuletzt „Hypocrites And Parasites“ zwei Videos an den Start gebracht. Warum habt ihr gerade diese beiden Stücke ausgewählt?

Christoph:
Es war uns relativ schnell klar, dass „Broken“ die eingängigste Nummer ist, die danach schreit, als Single veröffentlicht zu werden. Das wurde uns auch von allen Seiten direkt bestätigt. So haben wir nach dem Lyric-Video im Frühjahr jetzt noch einen Videoclip mit der ganzen Band aufgenommen und zusammen mit dem Album rausgebracht. Bei „Hypocrites“ war es nicht ganz so einfach. Wir selbst konnten uns zwischen mehreren Songs nicht entscheiden, weil wir natürlich viel zu nah an der Entstehung der Stücke beteiligt waren, uns noch der nötige Abstand zum Material fehlte und jeder eigene Favoriten hatte. Also haben wir hier die Entscheidung unserer Plattenfirma Metalapolis überlassen, die aus unseren Vorschlägen dann „Hypocrites“ ausgewählt hat. Übrigens haben wir bereits im September 2020 vorab ein Video zu „Undertow“ veröffentlicht, als sich abzeichnete, dass sich der Album-Release weiter nach hinten verschieben würde als bis dahin abzusehen war.

FFM-Rock:
Auf den ersten Blick sehen die Aufnahmen des aktuellen Albums nach einer logistischen Meisterleistung aus, denn fast jeder von euch hat in einem anderen Studio aufgenommen. Was hatte das für einen Hintergrund?

Christoph:
Auch das ist hauptsächlich ein Zusammenspiel von Kosten, Zeit und der gegenwärtigen Corona-Situation. Wir wohnen alle recht weit auseinander, Selly und Vitali in der Gegend von Stuttgart, Marcus bei Schwäbisch Gmünd und ich in Landau in der Pfalz. Da die heutige Technik es hergibt ist man zeitlich flexibler, wenn man in verschiedenen kleinen Studios aufnimmt. Hinzu kamen natürlich diverse Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen in den letztjährigen Lockdowns, so dass es zeitweise auch einfach nicht möglich war sich zu treffen und die Aufnahmen zusammen durchzuführen. Bei unserem Produzenten Alex Siedler in Frankfurt/M. wurde dann jedenfalls alles zusammengemischt und noch ein paar Overdubs hinzugefügt, bevor der fertige Mix zum Mastering in die Niederlande zu Darius van Helfteren ging.

FFM-Rock:
Bislang wurde jedes erschienene Album von euch betourt. Die aktuelle C-Situation lässt eine ordentliche Planung nicht wirklich zu. Habt ihr dahingehend trotzdem etwas vorzeigbares in der Hinterhand?

Christoph:
Ehrlich gesagt leider nicht. Gerade aktuell verschlimmert sich ja das Infektionsgeschehen wieder, und trotz Impffortschritt sind Konzerte oder gar Tourneen für Veranstalter aufgrund von neuen Beschränkungen nicht planbar oder wirtschaftlich durchführbar. Für uns wären einige Auftritte angestanden, die fast alle wieder abgesagt werden mussten.
Wir bleiben allerdings weiter am Ball und sobald sich die Situation bessert werden wir wieder unterwegs sein!

FFM-Rock:
Diese Frage bekommen alle meine Interviewpartner gestellt. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einer früheren Show oder aus dem Proberaum bzw. aus dem Studio zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Christoph:
Auf der letzten Tour mit MAVERICK und DEVICIOUS packte uns alle nach der Show in Dessau bei lauen Frühlingstemperaturen und leckerem Lübzer Bier die Lust auf ein feucht-fröhliches Beisammensein im Garten des Clubs, den wir gerade bespielt hatten. Da wir am nächsten Abend in Karlsruhe spielen würden, mussten wir allerdings schon bald in den Tourbus, um über Nacht die Rückfahrt anzutreten. Das hinderte uns allerdings nicht daran die Party im Bus fortzusetzen mit weiteren, zum Teil hochprozentigen alkoholischen Getränken... Ich wurde morgens in meiner Koje wach (Gott sei Dank...) und bemerkte, dass der Bus stand. Es war furchtbar hell, heiß und mir ging es gesundheitlich gar nicht gut. Ein Blick auf Google Maps sagte mir, dass wir am Rasthof Lorsch waren. Ich dachte „super, Rasthof = Sanifair Toilette...“, packte meine Sonnenbrille, stand auf, ging vom Schlafbereich nach unten wo ich von Tourmanager Eddy mit den Worten: „oha, da kommt ein ganz Flacher...“ empfangen wurde und verließ den Bus in Richtung Rasthaus. Leider musste ich auf dem Weg dahin pausieren, weil ich nicht sehr gut zu Fuß war. Ich sank auf eine Bank, um alle bisherigen Sünden meines Lebens zu bereuen, Buße zu tun und mir zu schwören bestimmt nie wieder auch nur einen Tropfen Alkohol anzurühren. Ich blickte auf als ein kleines Mädchen sich vorsichtig näherte und sagte: „Mama, was hat der Mann?“ Mama antwortete mit verächtlichem, wissendem Blick: „komm weg da, der Mann ist krank!“ Wie recht Mama doch hatte...

FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon wieder am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.

Christoph:
Vielen Dank für eure Unterstützung! Falls ihr uns noch nicht kennt und auf klassischen Hard Rock und Metal mit modernem Einschlag steht, gebt „Catch A Fire“ eine Chance, und hört es laut! Ansonsten genießt das Leben so gut es geht, mit allem was euch wichtig ist. Seid dankbar, wenn ihr gesund seid, es ist nicht selbstverständlich und das höchste Gut das wir haben ;-)

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Danke Mike, dir und FFM-Rock auch alles Gute!

Mike von FFM-Rock                                                                                                Foto by TWENTYDARKSEVEN