RISING INSANE

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Mailer vom 06.12.21
Interviewpartner: Aaron Steinecker (voc., 2. v. re.)

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RISING INSANE

FFM-Rock:
Moin Aaron, meinen Glückwunsch zum neuen Album „Afterglow“. Erneut ein Album, mit sehr viel Tiefgang, das geradezu für ein Interview einlädt. Ich möchte zu Beginn die Gelegenheit nutzen, euch als Band mal kurz denjenigen näher zu bringen, die euch noch nicht kennen. Was gibt es zu eurer doch noch recht kurzen Bandbiografie zu erzählen?

Aaron:
RISING INSANE in dieser Besetzung existiert seit 2013. Nach einigen Jahren ist daraus etwas Ernsteres geworden, und wir haben schließlich 2017 unsere erste Platte "NATION" veröffentlicht, womit wir erstmals in Deutschland Fuß fassen konnten. So sind wir 2018 mit ANNISOKAY in Deutschland und Österreich auf Tour gewesen, 2019 durften wir dann im April auf dem Impericon Festival in Leipzig spielen. Das alles hat uns wirklich einen Schub gegeben, plötzlich waren wir echt präsent und haben dann noch Ende 2019 mit "Porcelain" auftrumpfen können. 2020 wollten wir auf unsere erste eigene Headline-Tour in Deutschland gehen, was uns durch die Pandemie leider zunichte gemacht worden ist. Aber wir haben die Zeit genutzt, und eine Cover-EP produziert, wobei wir vor allen mit "Blinding Lights" guten Erfolg hatten, und tatsächlich hatten wir plötzlich weltweit Fans und Follower. Und jetzt stehen wir vor dem Release unseres dritten Albums "Afterglow" und sind unglaublich gespannt, wie diese Reise weitergeht.

FFM-Rock:
Thematisch haben euer zweites Album „Porcelain“ und jetzt „Afterglow“ einen sehr ernsten Hintergrund, den ich in dieser Form auch jetzt erst durch das Infoschreiben zur CD erfahren habe. Wenn überhaupt, wie kann man die Songwriting Phasen zu den jeweiligen Alben am besten beschreiben?

Aaron:
Es ist wirklich schwer, diesen Prozess in Worte zu fassen, weil er aus viel zu vielen, winzigen Einzelheiten besteht. Vereinfacht dargestellt läuft es so: Wir haben bei allen Alben, die wir produziert haben, immer nach dem gleichen Verfahren gearbeitet. Sven und ich arbeiten jeweils einzeln an neuem Material, tauschen unsere Ideen aus und am Ende setzen wir uns zusammen und entwickeln aus diesen Ideen dann die Songs, von denen später einige auf das Album kommen. Die Texte schreibe ich komplett alleine, mal auf ein bestehendes Instrumental und mal wird der Song auf den bestehenden Text geschrieben. Was bei "Afterglow" anders lief als bei "Porcelain" und "Nation", ist, dass wir die Lieder in einem Rutsch, ungefähr innerhalb von 4-6 Monaten geschrieben haben, was man unserer Meinung nach auch wirklich hören kann. Die Songs für "Porcelain" und "Nation" haben wir über ca. 2 Jahre verteilt geschrieben.

FFM-Rock:
Euer Song "Meant To Live“ beschäftigt sich mit dem Thema der posttraumatischen Belastungsstörung. Bei dir und eurem Gitarristen Sven Polizuk ein reales Thema nach eben den tiefgreifenden Geschehnissen im privaten Umfeld. Eine Thematik, die großen Mut erfordert, um offen darüber zu kommunizieren. Was genau stellt der Umgang damit in Form von Liedtexten für dich dar? Ist es eine Art Ventil für dich selbst, eine Ermutigung an andere gleiches zu tun oder ähnliches?

Aaron:
Wenn ich Songs schreibe passiert es mir oft, dass ich Gedanken und Gefühle zu Wort bringe, die ich zuvor vor mir selbst versteckt habe. Wenn ich schreibe, dann lass ich meinen Gefühlen komplett freien Lauf und verstecke nichts vor mir selbst, so wie Menschen es oft tun, um sich vor sich selbst zu schützen. Sowohl auf "Porcelain", als auch auf "Afterglow" habe ich mich selbst immer wieder neu entdeckt, was oft sehr schmerzhaft und emotional, aber manchmal auch sehr hilfreich gewesen ist. Es ist besser, sich dem zu stellen, was man innerlich fühlt und dann lernt, damit umzugehen, als sich eine innerliche Mauer aufzubauen, die dann irgendwann doch zerbricht und man plötzlich vor einem Trümmerhaufen steht, den man vorher "Sein Leben" genannt hat. Letztlich erreichen wir durch die Texte mit unserer Musik viele Menschen, die sich in gleicher oder ähnlicher Lebenslage befinden, wodurch wir in den letzten Wochen und Monaten viele Nachrichten bekommen habe, in denen man uns gedankt hat, weil unsere Musik ihnen neue Kraft gegeben hat.

FFM-Rock:
Mit „Meant To Live“, „Afterglow“, „Serenade“, „Something Inside Of Me“ und „Bend And Break“ habt ihr über einen Zeitraum von Mai bis jetzt insgesamt fünf Videos herausgebracht. Gerade in der momentan konzertarmen Zeit eine Möglichkeit sich für das neue Album zu präsentieren. Wieso habt ihr gerade diese Songs ausgewählt?

Aaron:
Jeder Song auf "Afterglow" ist für mich ganz besonders und aus unserer Sicht hätte auch jeder Song eine Single sein können. Es war schwierig sich festzulegen, aber für mich war zum Beispiel "Something Inside of Me" ein absolutes Muss, weil der Text und die Melodie schon seit Ende 2019 in meinem Kopf war und ich die Zeilen im Refrain unglaublich wichtig finde. Letztlich haben wir uns in Zusammenarbeit mit unserem Label für diese Lieder entschieden und denke, dass wir damit vieles richtig gemacht haben.

FFM-Rock:
Das wirklich gelungene Frontcover von „Afterglow“ steht vermutlich im Einklang mit den Inhalten des Albums. Was genau drückt es aus?

Aaron:
Die Idee für das Artwork ist entstanden, als ich mir zu einigen fertigen Instrumentalstücken des Albums meine Gedanken zu Lyrics und Gesangslinien gemacht habe. Bei dem Song, der mit dem Titel "The Surface" auf der Platte gelandet ist, kam dann die Idee für das Artwork. Das Gitarrenriff am Anfang klingt für mich wie ein Klopfen, als würde man unter Wasser gegen eine Eisschicht schlagen. Das ist für mich zum Sinnbild meiner Gefühle geworden – ich bin im Wasser gefangen und will eigentlich durchbrechen. Die schwarzen Geister auf dem Artwork stehen für das Trauma, die Trigger, alle schlechten Erinnerungen die uns nachts wachhalten und tagsüber das Leben verdunkeln. Sie ziehen uns unwillkürlich nach unten und halten uns von der Oberfläche fern, die wir durchbrechen müssen, um unsere Vergangenheit ruhen zu lassen.

FFM-Rock:
Gerade im Metalcore Sektor ist die so genannte Mental Health (engl. für: psychische Gesundheit) als Songthematik weit verbreitet. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Aaron:
Das ist eine wirklich schwierige Frage, da kann ich nur Mutmaßungen aufstellen. Ich finde, Metalcore war immer schon ein sehr ehrliches Genre, man hat niemals ein Poser-Leben vorgegaukelt und mit irgendetwas angegeben, wie es in anderen Genres der Fall ist. Vielmehr wurde im Metalcore über innerste Gefühle gesungen oder geschrien, was wiederum für Menschen, denen es nicht gut geht, ein großes Ventil sein kann. Dazu kommt vielleicht auch, dass extreme Lebenslagen wohl eine extreme Musik bedarf, um bewältigt zu werden. Über eine Sache bin ich mir aber sicher: Mir fällt auf Konzerten immer wieder auf, dass die Menschen dort ganz sie selbst sein können, sie sind offen und niemand muss sich mit irgendwas verstecken. Es gibt in der Szene einfach eine hohe Akzeptanz und dadurch entsteht der nötige Raum, um über Mental Health zu reden.

FFM-Rock:
Euer letztes Werk "Porcelain" wurde auch als Akustikalbum veröffentlicht. Ich wage mal zu behaupten, dass es schwierig werden wird mit "Afterglow" ähnliches anzugehen. Habt ihr euch beim Songwriting dahingehend überhaupt Gedanken gemacht?

Aaron:
Ganz ehrlich gesagt, bin ich großer Fan von akustischer, ruhiger Musik. Außerdem spiele ich unsere Songs gerne am Klavier nach und singe dazu. Dabei entstehen oft Ideen, über akustische Interpretationen der Songs, und ich habe auch einige Ideen für ein paar Lieder von "Afterglow". Aber ob wir daraus auch etwas machen, kann ich stand jetzt wirklich nicht beurteilen.

FFM-Rock:
Wie andere Genre Kollegen habt ihr in der konzertlosen Zeit diverse Cover-Songs aus dem Pop-Bereich (u. a. "Maniac" aus dem Soundtrack zum Film Flashdance oder "Blinding Lights" von THE WEEKND) eurem Sound angepasst und veröffentlicht. Was gab für euch den Ausschlag sich dahingehend ans Werk zu machen und vor allem wie kam es zur Songauswahl?

Aaron:
Wie vorhin gesagt, mussten wir unsere Tour 2020 absagen, wir wollten aber die dadurch frei gewordene Zeit nutzen, um unseren Fans trotzdem etwas von RISING INSANE bieten zu können. Zu "Blinding Lights" kam es, weil Ulf (Anm. Red.: Hedenkamp, Bass) auf der Fahrt nach einer Show den Song in Dauerschleife hat laufen lassen. Das Lied war bis dato noch gar nicht im Radio, ich habe keine Ahnung, wie er auf den Song kam, aber bei uns hat es sofort klick gemacht und zwei Wochen später war das Cover fertig. Bei der Songauswahl zu den anderen Covern haben wir ziemlich viele Faktoren einfließen lassen, was den Rahmen hier nur leider absolut sprengen würde.

FFM-Rock:
Diese Frage bekommen alle meine Interviewpartner gestellt. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einer früheren Show oder aus dem Proberaum bzw. aus dem Studio zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Aaron:
Bei einer Show in Hamburg ist Ulf einmal fast rückwärts von der Bühne gefallen. Gerettet wurde er von einem unserer Podeste, auf die wir uns während der Show draufstellen. Er ist über irgendwas gestolpert, hat sich gedreht und hing mit dem Oberkörper schon über dem Bühnenrand, er wäre einen Meter tief mit dem Kopf voran gefallen. Obwohl es an sich recht gefährlich war, konnten wir uns auf der Bühne vor lachen kaum halten. Sein Bass ist komplett von der Bühne gefallen und hing mit dem Gurt noch um seinen Hals, hat ihn sogar etwas gewürgt. Ein Fan hat Ulf geistesgegenwärtig geholfen. Wie gesagt, gefährlich, aber leider auch wirklich lustig anzuschauen. Und selbst Ulf hat gelacht, was die ganze Sache noch lustiger gemacht hat!

FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon wieder am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.

Aaron:
Erstmal viele Dank, dass ich dieses Interview mit euch machen durfte und vielen Dank, für's Lesen! Wir freuen uns tierisch auf euer Feedback zu unserem neuen Album "Afterglow", hört es euch auf eurem liebsten Streaminganbieter an und meldet euch bei uns über Instagram oder so! Ich hoffe, wir sehen uns bald alle bei einem Konzert, bis dann!.

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Mike von FFM-Rock                                                                                                                               Foto by RISING INSANE

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