WARDRESS

03 Wardress Inti

Mailer vom 06.03.23
Interviewpartner: Gor Moore (git., Foto links)

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WARDRESS

FFM-Rock:
Hi Gor, Glückwunsch zum neuen und somit zweiten WARDRESS-Album. Irgendwie klingt eure doch recht interessant. 1983 gegründet, bis 2019 nichts Zählbares veröffentlicht und jetzt steht mit „Metal Til The End” Album Nr. 2 in den Startlöchern. Bring doch bitte mal für den Nicht-WARDRESS-Kenner hierzu etwas Licht ins Dunkel?

Gor:
Erstmal großes Danke für das Interesse an WARDRESS und an unserem neuen Album lieber Mike! Ursprünglich wurde WARDRESS, wie du schon sagst, 1983 gegründet, aber damals nach weniger als vier Jahren wieder aufgelöst. Die „neuen“ WARDRESS existieren seit 2018 mit Sänger Erich und mir selbst an der Gitarre als den einzigen „Überlebenden“ der ursprünglichen Besetzung und mit den neuen Mitgliedern Mirco am Bass und Andy am Schlagzeug, seit 2019 noch verstärkt durch Gitarrist Kimon.
Die Story der Band als quasi eine der ältesten und noch, bzw. wieder existierenden deutschen Heavy Metal Bands ist wirklich kurios. 2018 habe ich in meinem Keller eine alte Kassette wiederentdeckt, mit Proberaumaufnahmen von einigen der alten WARDRESS-Sachen. Ich dachte mir, warum nicht die Chance nutzen, die Songs mit aktualisierten Riffs und Melodielinien richtig gut aufzunehmen. Da Erich und ich uns in all den Jahren immer wieder auf vielen Metal-Konzerten getroffen haben, hatte ich immer noch Kontakt zu ihm, also habe ich ihn einfach gebeten, wieder mitzumachen. Witzigerweise hatte er die Songs bzw. Aufnahmen seit den 1980er Jahren nie wieder gehört. Für ihn war das nun, als würde man in eine Zeitmaschine einsteigen: Vorstellungen von seiner/unserer Jugend in den 1980er Jahren, von unserer Energie und Unbeschwertheit, davon, wie wir Teil dieser neuen Musikbewegung namens Heavy Metal wurden, von all dem Spaß und Feiern mit unseren Freunden und die Erinnerung an sein damaliges „Metal Mobil“, mit dem er mich zu den Proben nach Nürtingen mitgenommen hatte. Wir wohnten ja beide, bzw. Erich immer noch, in der Nähe von Ludwigsburg und der Rest der Band in der Ecke um Nürtingen. Erich‘s „Metal Mobil“ war übrigens der ziemlich alte Ford seines Opas, der unterwegs schon auch mal einfach so stehenblieb… Kurz gesagt, all die Erinnerungen und geilen Songideen, die immer noch klasse klangen - Erich blieb nichts anderes übrig, als wieder mitzumachen, haha.

FFM-Rock:
Zwischen den beiden Alben hat sich innerhalb der WARDRESS-Besetzung etwas getan. Woran lag das?

Gor:
Die Besetzung ist seit dem Re-Start von WARDRESS in 2018 völlig konstant. Nachdem „Dress For War“ 2019 bei Fans und Fanzines gleichermaßen sehr gut angekommen war, wollten wir uns unbedingt auch live beweisen. Dazu brauchten wir nach Veröffentlichung von „Dress For War“ einen 2. Gitarristen für die Live Gigs. Andy meinte, sein langjähriger Kumpel Kimon hat evtl. Bock mitzumachen und seither ist Kimon fest dabei. Und dass, obwohl seine Hauptband nach wie vor STAGEWAR ist. Wir wollten niemanden casten, sondern einfach jemanden, der Bock hat, ab und an mal ein paar geile Gigs mehr zu machen und seine Ideen mit einbringt. Da Kimon ein mega umgänglicher und fähiger Typ ist, läuft die Zusammenarbeit mit ihm an der Gitarre blendend.

FFM-Rock:
„Metal Til The End” heißt euer neuer Langspieler und umfasst acht neue Stücke. In wie weit unterscheidet sich das neue Werk musikalisch vom offiziellen Debüt „Dress For War“?

Gor:
Es unterscheidet sich nur dahingehend, dass die Songs auf „Dress For War“ mehrheitlich in den frühen 1980ern geschrieben wurden! Damals waren wir wild, jung und naiv. Heute sind wir wild, alt und dafür etwas weniger naiv. Daher ist „Metal Til The End“ härter und ausgefeilter als „Dress For War“. Man findet aber auf beiden Alben den gleichen Spirit und die gleichen typischen Wardress-Markenzeichen wie auch im Titeltrack des neuen Albums. Wir sind einfach auf der nächsten Stufe unserer Entwicklung angekommen. Man greift zwar auf die früher gemachten Erfahrungen zurück, mit jedem neuen kreativen Prozess entstehen aber wieder neue Möglichkeiten, bei uns eben musikalische. Unsere Erfahrung nutzen wir natürlich im Sinne des Songwritings, um unsere Vorstellungen von neuen Songs jedesmal noch treffsicherer rüberzubringen. Ich meine, ich war beim Einstieg bei Wardress Anfang der 80er nicht mal volljährig und musste mich vom quasi „großen Bruder“ Erich zu den Proben fahren lassen. Allein das hat schon Auswirkungen auf das Songwriting, haha, aber egal wie man es dreht und wendet: beide Alben sind purer Wardress Metal!

FFM-Rock:
Erschien euer Debüt noch über Fastball Music, wird euer zweites Werk über Black Sunset veröffentlicht. Was gibt es dazu zu erzählen?

Gor:
Die Zusammenarbeit mit Fastball war absolut cool und erfolgreich. Als völlig unbekannte Band aus dem Stand doch recht viele Einheiten zu verkaufen, war für uns mega! Wir hatten uns dennoch umgehört und bekamen auch einige sehr gute Angebote von anderen Labels. Leider hatte unser daraufhin ausgewählter neuer Partner noch vor dem vorgesehenen Release in 2022 vorübergehend und dann bis auf weiteres aus geschäftlichen Gründen den Betrieb eingestellt. Also mussten wir einerseits wieder einen neuen Partner für den Release suchen, wollten aber anderseits natürlich auch nicht mehr allzu lange mit der Veröffentlichung der ja ansonsten fertigen Scheibe warten. Zu unserem großen Glück hatte Kimon aber Kontakt zu Kai und Markus von MDD Records / Black Sunset. Dass sie die Richtigen für uns waren, zeigte sich schon darin, dass dann alles erfreulich schnell ging. Die Vorstellungen darüber, was sie von uns und was wir von ihnen erwarten konnten, deckten sich von Anfang an weitgehend. Weil sie ein reines Metal-Label sind, sprechen wir eben die gleiche Sprache… Das Alles hat jetzt zwar zu einer Verzögerung des Releases um ca. 5 Monate geführt, aber dafür erscheint die Scheibe jetzt endlich am 17.03.2023 nahezu weltweit (Europa, Japan, USA).

FFM-Rock:
Nicht gewechselt wurde das Studio für die Drum-Aufnahmen, sowie den Mix und das Mastering von „Metal Til The End”. Die Empire Studios von Rolf Munkes in Bensheim wurden hierfür wieder gebucht. Was macht dieses Studio für dich so besonders?

Gor:
Ich habe für die Produktion eines Albums und fürs Recording immer einen Partner gesucht, mit dem ich mich quasi zu 100% ergänze. Ich habe mit Rolf schon andere Alben produziert und wir verstehen uns da mehr oder weniger blind. Neben der ganzen Technik, die ich in meinem Homestudio, das nur für für Gitarren und Vocal-Recording geeignet ist, nicht habe, ist die menschliche Komponente entscheidend. Ich gehe an so ein Projekt sowohl mit einer klaren Soundvorstellung und als auch mit Ideen ran, diese umzusetzen. Rolf hat ein exzellentes Drumrecording Studio, sehr gut klingende Aufnahmeräume und ein lockeres und gemütliches Ambiente vor Ort. Da wir mit einer Pre-Production gearbeitet haben, ging es beim Recording im Empire Studio mit Rolf also darum, die schon sehr gut klingenden Demos noch geiler aufzunehmen. Wir sind also dieses Mal mit einem klaren Plan und Soundvorstellungen ins Studio gegangen, was du auch daran hörst, dass wir beim Sound vs. unserem Debütalbum nochmal eine deutliche Schippe draufgelegt haben. Wir haben durchgängig Spaß im Studio gehabt, weil alles gut vorbereitet und das Recording dadurch sehr locker war. Für uns und speziell mich war der Aufenthalt bei Rolf wie Urlaub.

FFM-Rock:
Vor ein paar Tagen habt ihr mit “Berserk” eine Vorabsingle inklusive Video vom Stapel gelassen. Steht der Song stellvertretend für die Musik auf dem Album oder was war der Grund genau diesen Song auszukoppeln?

Gor:
Der Opener des Albums, „Berserk“, ist aus unserer Sicht eine ausgezeichnete Wahl, um das Album anzukündigen. Der Song beginnt mit einem treibenden Rhythmus und einem kraftvollen Gitarrenriff, das einen sofort in seinen Bann zieht. „Berserk“ ist aber nicht per se stellvertretend für das Album, da wir wieder eine große Bandbreite an Stilen des Oldschool Metals auf dem Album vertreten haben. Der Song steht aber durchaus dafür, dass das neue Album vom Tempo her schneller und in der Gesamtausrichtung härter als „Dress For War“ ist.

FFM-Rock:
Eure offizielle Release-Party steigt am Tag der Arbeit im Nachtleben in Frankfurt/M. Wie schaut es mit weiteren Shows aus? Ihr habt u. a. das Handicap das euer Drummer Andi Setter als festes Crew-Mitglied von SABATON ständig unterwegs ist und auch Kimon Roggenbruck (git.) zockt ja noch bei STAGEWAR.

Gor:
Als wir Wardress reformiert haben, stand der Spaß und das Recording der alten Songs aus den 80ern im Vordergrund. Der Spaß steht immer noch im Vordergrund, aber wir wussten ganz am Anfang, beim Zusammenstellen der Band, natürlich noch nicht, dass das Ganze so gut laufen und wir tatsächlich einen Record Deal bekommen würden. Von daher war Andys Job zunächst kein Hindernis, auch Ende 2019 noch nicht, als wir unsere „Eternal War Tour“ gestartet hatten. Dabei ging es auch nur um ein paar Gigs, für die alle Zeit hatten. Das hat seinerzeit super geklappt, auch wenn in diesem Fall die „Eternity“ nur bis Februar 2020 reichte, weil uns die bevorstehenden Pandemiemaßnahmen erstmal voll ausgebremst hatten. Da haben wir wie viele andere mindestens 2 Jahre verloren. Mittlerweile werden wir aber tatsächlich wieder stärker für Shows angefragt. Wir haben jetzt eine Lösung gefunden, um deutlich mehr Konzerte spielen zu können. Wenn Andy mit SABATON auf Tour ist, wird Mirco‘s Bruder Guido am Schlagzeug einspringen, also auch am 01.05. Wir haben somit eine smoothe Lösung gefunden. Wenn Andy da ist, spielt logo Andy und wenn nicht, dann eben Guido. Er übt schon fleißig das Programm. Andy ist hier Guidos großes Vorbild, er will und wird die Parts wie Andy zocken, weil er die Drums, die Andy im Studio eingespielt hat, selbst saugeil findet. Dass Andy häufiger mal nicht mitzocken kann, ist nun mal leider nicht zu ändern. Aber mit der Lösung ist Andy „fein“ und die Fans können sich so auf mehr Shows freuen, die wir nun spielen können.

FFM-Rock:
Der zweite hemmende Auftrittsfaktor bist vermutlich du selbst, da du noch weitere Tribute-Bands am Start hast?

Gor:
Naja; das sind ja nur Spaß-Bands im Tribute Bereich. Sowas braucht ab da, wo das Programm steht, nicht viel Zeit bis auf die Gigs. Von daher ist das kein Hemmnis mit WARDRESS zu zocken!

FFM-Rock:
Diese Frage bekommen alle meine Interviewpartner gestellt. Könnt ihr mal eine lustige Anekdote von einer früheren Show oder aus dem Proberaum bzw. aus dem Studio zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Gor:
Dieses eine Konzert der "alten" WARDRESS, ich glaube im Jahre 1984, werde ich nie vergessen. Es war beim Jahrestreffen eines Motorradclubs, in einem großen Bierzelt auf einer Waldlichtung irgendwo am Fuße der Schwäbischen Alb. Jeder dort hatte viel getrunken, also wirklich VIEL. Unerwarteterweise musste die Show mittendrin für einen „Titties Contest“, wie die Biker es nannten, unterbrochen werden. Nachdem die Mädels die Bühne wieder verlassen hatten, durften WARDRESS weiterspielen. Dann kamen einige der Zuschauer auf die Idee, mit ihren Bikes ins Zelt zu fahren und direkt vor der Bühne im Kreis herum zu fahren. Bald folgten andere ihrem Beispiel und schließlich war das ganze Zelt voll von dröhnenden Motorrädern, noch lauter als die Band, die parallel weiterspielte. Es war nur noch ein totales Durcheinander aus Lärm und dem Dreck, den die Räder aus dem Boden gefräst und auf die Bühne gespuckt hatten… nach der Show hatte der Biker-Präsident dann aber zur Beruhigung erklärt, dass keine dieser Aktionen unfreundlich gemeint war, im Gegenteil, die Biker mochten WARDRESS sehr und das war einfach ihre eigene Art, ihre Wertschätzung zu zeigen.

FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon wieder am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.

Gor:
Ich kann mich nur im Namen der Band für das Interesse an WARDRESS bedanken und hoffe, dass ihr nach diesem Interview noch mehr Bock auf Old School Metal von WARDRESS bekommt. Natürlich würden wir uns freuen, wenn der eine oder andere Leser von FFM-Rock am 01.05. ins Nachtleben kommt, wo wir unseren ersten Gig seit Albumveröffentlichung und nach Abbruch unserer Live Aktivitäten zu Beginn der Pandemie spielen werden. You will definitely hear some „Metal Melodies“, heavy riffs, kicking bass and pounding drums this night on 1st of May !!!

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Mike Langer von FFM-Rock                                                                                       Foto by WARDRESS

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