EXISTENT

06 existent

Mailer vom 28.05.23
Interviewpartner: Jonas Mensing (b., 1. v. re.), Silvano Vincenti (dr., 2. v. li.)

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EXISTENT

FFM-Rock:
Moin zusammen, meinen Glückwunsch zum Labeldebüt „Stiller Held““. Nach eurer in Eigenregie veröffentlichten EP „Kartenhaus“ (2021) geht jetzt ein neues Album an den Start, dass ich so nicht erwartet hätte. Bevor wir auf das Album eingehen, gilt es einen „Neuzugang“ am Schlagzeug in eurem Line Up vorzustellen, der beim letzten Interview vor zwei Jahren noch nicht mit an Bord war.

Jonas:
Sille (Anm. Red.: Silvano Vincenti) kam kurz vor Release von „Kartenhaus“ zu uns und musste natürlich erstmal ausgiebig auf Langlebigkeit getestet werden, bevor er Mal öffentlich was sagen darf. Übrigens haben wir mit Fabian noch einen weiteren Neuzugang zu verzeichnen, den wir aktuell noch im Versuchslabor haben. Darum darf Sille hier jetzt auch was sagen.

Silvano:
Seit Tag 1 war EXISTENT eine wilde Reise. Nicht nur, dass meine erste Erfahrung mit der Band direkt das KÄRBHOLZ Heimspiel war, stand ich sofort in der Produktion für dieses unglaubliche Album. Das Schreiben sowie produzieren von „Stiller Held“ war eine emotionale Erfahrung, die mich als Drummer mit dem Rest der Band, zu wahren Freunden und mittlerweile zu einer echten Familie gebracht hat. Ich bin unglaublich dankbar diese Geschichten miterleben zu dürfen und weiß das unsere Reise jetzt erst beginnt.

FFM-Rock:
„Stiller Held“ – fangen wir mit dem Label Signing bei Drakkar Entertainment an, dass schon recht zeitnah nach der EP-Veröffentlichung bekannt gegeben wurde. Wie kam der Deal zustande?

Jonas:
Marcel (Anm. Red.: Dummer, voc.) arbeitet bei AFM Records, dass wie Drakkar Entertainment zum Soulfood/Believe-Universum gehört. Der Kontakt bestand also schon mal grundsätzlich. Wir hatten aber nicht vor uns da einfach nur durch Vitamin B reinzubringen und Marcel hat EXISTENT auf der Arbeit auch gar nicht thematisiert.
Wir hatten auch nicht zwingend vor mit dem Album zu einem Label zu gehen.
Tatsächlich kam Jochen (Anm. Red.: Richert), der BIG BOSS von Soulfood auf Marcel zu und meinte so sinngemäß „Digger, wieso erzählst du nicht, dass du `ne Band hast, die gar nicht Mal so schlecht ist? Habt ihr auch neue Songs?“. Tja, zum Glück hatten wir gerade ein Album aufgenommen und so kam eins zum anderen.

FFM-Rock:
Nach bislang einer EP („Ein neuer Weg“, 2013), eurem Debütalbum „Startschuss“ (2016) und der bereits erwähnten EP „Kartenhaus“ (2021) folgte jetzt der zweite Longplayer „Stiller Held“. Nach der doch recht rockig mit metallischer Schlagseite orientierten letzten EP, lebt ihr euch jetzt ein Stück mehr im Post Punk und Alternativ Rock Gefilden aus. Was führte dazu und zu welchem Zeitpunkt startete diese Änderung im Songwriting?

Jonas:
Boah, mit den Begriffen macht die Frage grundsätzlich viel auf, aber ich muss dich wahrscheinlich enttäuschen. Ich denke, dass das keine bewusste Änderung war, sondern sich eher aufgrund der textlichen Inhalte angeboten hat. Bei „Kartenhaus“ waren wir da ein bisschen aggressiver drauf. Die Metal-Schlagseite wird auch nach „Stiller Held“ definitiv trotzdem weiter ausgebaut oder eher weiterentwickelt, ohne dass wir jetzt eine astreine Metal Band werden wollen. „Willkommen im Untergang“, „Alles brennt“ und „Kein Paradies“ finde ich ansonsten auch recht metallisch.

FFM-Rock:
„Stiller Held“ klingt definitiv moderner und ist durch die verschiedenen Genre übergreifenden Stile für die breite Masse durchaus noch kompatibler. Kalkül, wie es vielleicht der Albumtrack „A&R(Sch)“ recht gut ausdrückt oder Zufall?

Jonas:
Beides - unser privater Musikgeschmack ist vielfältiger und moderner geworden. Und mit Sille ist jetzt jemand am Start, der nicht einfach nur irgendwo trommeln, sondern sich selbst in der Musik wieder finden möchte, um voll dahinter zu stehen. Das wir damit ein breiteres Publikum ansprechen, ist uns dabei bewusst, aber eher schöner Nebeneffekt als das Ziel.

FFM-Rock:
Immer wieder genial finde ich die textliche Umsetzung eurer gesellschafts- und sozialkritischen- bzw. politisch orientierten Themen, ebenso wie das Verarbeiten privater Erlebnisse, bei denen man unbedingt zwischen den Zeilen mitlesen sollte. Welcher der neuen Songs sticht dahingehend für dich besonders hervor?

Jonas:
Vielen Dank! Da ich mich eher beim Texten als beim Riffs-Schreiben sehe, freut mich das persönlich besonders. Was das Politische angeht, sticht für mich „Willkommen im Untergang“ insofern hervor, als dass wir da ursprünglich einen ganz anderen eher lustigen Text zu hatten, der uns aber nach dem erneuten Einmarsch Russlands in die Ukraine, nicht mehr passend erschien. Wir wollten dazu unbedingt was sagen. Dazu hat die Musik super gepasst und so haben den Text noch Mal auf Links gedreht.

FFM-Rock:
Wie schon bei der letzten EP habt ihr auch jetzt wieder visuell in die Vollen gehauen und vor dem Release gleich sechs Videos veröffentlicht.
Dazu stellen sich mir gleich drei Fragen: Wer tüftelt euren Release-Plan dahingehend aus, wer sucht die Songs aus und wie finanziert ihr das Ganze?

Jonas:
Das es sechs sind, hat mich jetzt selber überrascht - und da kommt auch noch was dazu. Wir haben für das Album eine Förderung der Initiative Musik erhalten. Ohne diese wären die Videos sowohl was die Anzahl, aber auch was die Qualität angeht nicht möglich gewesen.
Die Songauswahl verlief wie das meiste bei uns demokratisch per Abstimmung mit der einen oder anderen Diskussion drumherum.
Den Release-Plan hat Marcel erarbeitet - die hat er beruflich regelmäßig vor der Nase, da hat das so auch am meisten Sinn ergeben. Vielleicht sind wir beim nächsten Album so nett und helfen ihm ein bisschen…

FFM-Rock:
Eine Band wird gerade bei einem Label Debüt an Verkaufszahlen gemessen. Auch hier hat sich die Zeit in den letzten Jahren mächtig gewandelt und der Markt verlagert sich mehr und mehr von den physischen Verkäufen hin zum Streaming. Worauf legt ihr bzw. eure Plattenfirma bei der jetzigen Veröffentlichung den größeren Wert?

Jonas:
Wir legen vor allem Wert darauf unsere Zuhörerschaft zu vergrößern und das geht am besten online und über Streaming. Deshalb haben wir so viel Zeit und Arbeit in Videos und unser Label Geld in online Marketing gesteckt. Ich denke auch, dass wir eher an Streamingzahlen gemessen werden und nicht so sehr an physischen Verkäufen, wobei die natürlich auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Schau‘n wir Mal, wie‘s wird.

FFM-Rock:
„Never change a winning Team“ könnte man bei den Verantwortlichen eurer Produktion sagen, die erneut unter der Federführung von Alex Henke (u. a. DARK AGE, WIRTZ, DIE KRUPPS) und Leon Christen (ZOE WEEZ, DEINE COUSINE) sowie Denny Meißner (DEEP PURPLE) stattfand. Neu dazu kam, dass Olman V. Wiebe (ZSK, CALIBAN) das Mastering übernommen hat. Was habt ihr aus der neuen Produktion für euch persönlich rausgezogen, um es in Zukunft bei neuen Produktionen mit zu übernehmen?

Jonas:
Struktur und Planung machen vieles leichter. Und gerade beim Songwriting vor der Produktion ist es wichtig, genau zu dokumentieren, wer was wie spielt, damit es im Studio glatt läuft und man den Produktionsplan einhalten kann. Da fasse ich mir an die eigene Nase, denn das hätte mir vieles erleichtert. Das hatte Julian (Anm. Red.: Jung, git.) mit den Klampfen viel besser drauf. Wir sind aber teilweise ein Stück zu verkopt geworden und wollen da wieder mehr „einfach Mal machen“. Ansonsten fühlen wir uns im Boogie Park äußerst wohl und nehmen da gerne wieder auf.

FFM-Rock:
Immer wieder gerne gelesen wird unsere Pleiten, Pech und Pannen-Frage, die unsere Interviewpartner gestellt bekommen. Kannst du bitte mal eine Anekdote, am besten natürlich unveröffentlicht, von einem Konzert oder aus dem Proberaum zum Besten geben?

Jonas:
Pannen: Eine nicht näher zu benennenden Bandmitglied ist immer besonders erpicht darauf, dass wir uns bei Festivals mit anderen vernetzen und einen professionellen Eindruck machen, hat aber selbst schon in Backstage-Bereichen hart gekotzt und oder tief und fest geschlafen.
Pleite: Unser Kontostand
Pech: Sämtliche Videodrehs waren kurzfristig durch Corona oder sonstige Erkrankungen auf der Kippe und es war jeweils erst kurz vor knapp klar, dass die Drehs stattfinden können.

FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.

Jonas:
Vielen Dank für das Interview und spannende Fragen.
Liebe Leute, wir haben mega viel Herzblut, Zeit und auch Geld in „Stiller Held“ gesteckt und freuen uns deshalb über jeden, der reinhört und unsere Songs und Videos teilt. Am 09.06. kommt die Scheibe, am 08.06. und 09.06. spielen wir in Hamburg und Berlin Release Shows - kommt vorbei, wir freuen uns auf euch!

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Mike von FFM-Rock                                                                                                             Foto by Jan Season