BAD MOON

08 badmoon band

Interviewpartner: Jörg Willerscheidt (voc., links) und Andreas Brychcy (git., rechts)

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BAD MOON

Die Briloner Indie Rock Band BAD MOON geistert bereits seit 2018 durch den sauerländer Underground. Das erste vollständige Album „No Me Mires“ erschien am vergangenen Freitag. Grund genug Sänger Jörg Willerscheidt und Gitarrist Andreas Brychcy ein wenig auf den Zahn zu fühlen.

FFM-ROCK:
Stellt euch doch als Band einmal kurz vor. Wie habt ihr zueinander gefunden und was hat euch bewogen zusammen Musik zu machen?

Jörg:
Wir als Band kennen uns schon viele Jahre durch verschiedene Projekte und private Verbindungen. Irgendwann kam der Gedanke auf, gemeinsam ein Projekt zu starten, dass in gewisser Weise den rauen Charme von Tom Waits mit dem Indie Rock der neunziger verbindet. Zunächst gab es da Vorbilder, wie etwa die Tindersticks oder Nick Cave & the Bad Seeds in ihren frühen Jahren. Also rau und weniger verspielt als es heute teilweise ist. Wichtig war immer, dass die Grundfarbe der Musik und der Inhalt zwei verschiedene Wege gehen. Von Beginn als Trio ging es dann irgendwann über zum Quintett, was uns noch mal mehr Möglichkeiten gibt mit dem Sound zu spielen.

FFM-ROCK:
Warum dauerte es sechs Jahre, bis das erste vollständige Album entstand? Immerhin waren ja vier Songs schon auf der EP „The Happysad Brigade“ von 2022 enthalten.

Jörg:
Bei den besagten vier Songs handelt es sich um „The Happy Sad Brigade“, „Cut It Out“, „Miles Away“ und „Here Comes The Dark“. Diese Stücke bilden den losen Rahmen für die Story, welche wir auf „No Me Mires“ konzeptionell weiter ausgearbeitet haben. Ich wollte dem Ganzen eine höhere atmosphärische Dichte geben, sodass das Album die konsequente Ausarbeitung dieser vier Stücke ist.

Andreas:
Der Rahmen ist eine ganz gute Ausgangsposition gewesen. Ich glaube, in der ganzen Zeit an der wir an neuen Songs gearbeitet haben, wurde es immer logischer, das ganze zu verdichten und die Geschichte weiter zu erzählen. Das ist tatsächlich ein Konzept Album geworden ist, hängt glaube ich mit der teilweise fast schon manischen Herangehensweise von Jörg zusammen. Das hat mit unter auch Überzeugungsarbeit gekostet.

FFM-ROCK:
Wie entsteht bei euch neue Musik, bzw. wie funktioniert der kreative Prozess?

Jörg:
Für die Texte bin ich verantwortlich, die Musik komponieren in erster Linie Bernhard (Schrader, Bass Anm. d. Red) und Andreas. Lediglich bei dem Text zu Back drop war es ein wenig anders, da den Input dazu unser Schlagzeuger Jens gegeben hat. Darin geht es um einen magischen Ort, der Schauplatz von wegweisenden Erfahrungen, frühen Kindheitserinnerungen bis hinzu kamen auf Erlebnissen des Protagonisten geht. Ganz bewusst haben wir diesen Text sehr offen gehalten, da es diesen Moment beschreibt, der so individuell ist, dass ein Außenstehender das eigentlich gar nicht in Worte fassen kann.

Andreas:
Es gibt kein festes Konstrukt. Manchmal habe ich verschiedene Ideen im Kopf, welche ich dann aufnehme und den anderen Jungs schicke, Bernhard macht dies ebenso. Wir tauschen uns dann aus und überlegen, welchen Part wir in welcher Form nutzen wollen und wie wir die Songs strukturieren. Grundsätzlich kommt zuerst die Musik. Auf diesem Feld kann sich Jörg dann textlich ausbreiten. D.h. aber nicht, dass es nicht Veränderungen im Song Konstrukt gibt, die dann auf die Texte zurückzuführen sind.

FFM-ROCK:
Euer erstes, vollständiges Album „No Me Mires“ beschreibt eine sehr intensive Story. Wie kam es zu diesem Konzept?

Jörg:
In „No Me Mires“ geht es um einen Menschen, der sich in eine Psychiatrie einweisen lässt, um dort inneren Frieden und Heilung zu finden. Letztendlich stellt er aber fest, dass er hoffnungslos zerstört ist und das vermeintliche Ziel verklärt sich ins Gegenteil. Ich trage die Idee zu „No Me Mires“ schon einige Jahre mit mir herum und hatte nun die Möglichkeit diese in die Tat umzusetzen. Sicherlich trägt die Story auch autobiografische Züge. Diese eins zu eins auf meine Person zu übertragen, würde der Sache allerdings nicht gerecht. Ich bin nicht der Protagonist der Story.

FFM-ROCK:
War die Herangehensweise bei „No Me Mires“ eine andere als sonst? Die Gesamtstimmung des Albums ist um einiges düsterer als bei den bisherigen Veröffentlichungen.

Jörg:
Auch wenn wir nie die Band für fröhliche Singalongs waren gebe ich dir recht. Das Ziel war natürlich die düsteren Texte adäquat in einen musikalischen Kontext zu bringen und ich denke das ist uns auch gut gelungen. Die Herangehensweise war tatsächlich ähnlich wie in den früheren Veröffentlichungen, ich denke aber, dass wir als Band anders funktioniert haben. Allen Mitgliedern war bewusst, dass wir ein Konzept verfolgen und so hat sicher jeder auf seine persönliche Art eingebracht. Auch unser Produzent Ulrich Bannenberg von der LAVA Studios in Paderborn hat einen großen Anteil am Ergebnis. Teilweise hat uns Uli zwar zum Wahnsinn getrieben, da er der Meinung war in einigen Takes wäre mehr herauszuholen. Und er hatte recht. Einmal hat er mich angerufen mich ins Studio zitiert. Dort haben wir stundenlang an „Backdrop“ gearbeitet und er hat mich eine Passage immer und immer wieder hat einsingen lassen, bis ich komplett abgefuckt war. Das Ergebnis war es aber tatsächlich wert und vielleicht war genau dieser Arschtritt notwendig.

Andreas:
Bei „No Me Mires“ kam einiges zu Tage, was sonst nicht der Fall war. Wir hatten das klare inhaltliche Konzept, eine sehr deutliche Idee des Artworks und dabei auch eine bestimmte Herangehensweise was das Komponieren der Songs betrifft. Da gibt es sicher auch musikalisch einen gewissen Spannungsaufbau, wie beim Film Soundtrack beispielsweise. Gerade bei einem Song wie „Tics“ oder dem Albumfinale „Here comes the dark“ war es noch mal ganz wichtig, an der Dunkelschraube zu drehen.

FFM-ROCK:
Du hast es ja schon kurz vorweg genommen, aber nochmal. Welche Bands und Künstler haben das Songwriting beeinflusst?

Jörg:
Wir haben innerhalb der Band verschiedene Einflüsse und kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Nicht alle sind aber im Sound von BAD MOON erkennbar. Tendenziell würde ich vor allem PIXIES, JOY DIVISION und TOM WAITS als größte Einflüsse nennen. Auch die alten Sachen von NICK CAVE spielen da eine Rolle. Unser Bassist Bernhard dagegen ist zum Beispiel aber ein großer Fan von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE, auch das hört man im Sound.

Andreas:
Mich haben IRON MAIDEN sehr stark geprägt und dazu motiviert überhaupt eine Gitarre in die Hand zu nehmen. Andererseits versuche ich mich immer wieder mit verschiedenen Stilen auseinanderzusetzen und neue Einflüsse zu verarbeiten. Zuletzt habe ich mich beispielsweise mit Flamenco beschäftigt, was mir sehr viel Spaß macht. Ich werfe gern einen Blick über den Tellerrand. Es gibt so viel großartige Musik zu entdecken.

FFM-ROCK:
Gibt es ein musikalisches „Guilty Pleasure“ bei euch?

Jörg:
Bei mir sind es definitiv Scooter. Ich besitze restlos jede Veröffentlichung dieser Band, was einerseits vielleicht seltsam sein mag, andererseits aber auch wieder nur völlig logisch ist. H.P. Baxxter ist ja auch ein Kind der Achtziger, der immer wieder auf Melodien oder Songs zurückgreift, die ihn sehr geprägt haben. Ich denke da immer wieder an die Verweise am The KLF oder Depeche Mode. Mich fasziniert einfach, wie es Scooter seit jeher schaffen, eben genau diese Verweise und auch ihre Helden in eine kommerzielle Struktur zu packen, die den meisten Hörern wahrscheinlich gar nicht auffällt.

Andreas:
Beim privaten Musikhören, bin ich ein sehr offener Mensch. Da kann alles interessant und spannend sein. Gerade aus dem Bereich Flamenco und Jazz. Da gibt es so einige Guilty Pleasures, die wahrscheinlich keine anderer so verstehen würde.

FFM-ROCK:
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Kultlabel LANGSTRUMPF Records?

Jörg:
Langstrumpf Records waren ja in den 90ern ein aufstrebendes Indie Label und mit Bands wie SWOONS, STURMSCHÄDEN oder VERSTÖRTE KIDS ja auch nicht unerfolgreich. Die Sampler Aktion „Mein Freund ist Sauerländer“ wurde ja dann mit dem passenden Shirt zum regelrechten Kult. Ende der Neunziger wurde das recht ruhig um das Label. Mein Wunsch war es immer meine Musik über Langstrumpf Records zu veröffentlichen. In den letzten Jahren wurden zumindest einige Alben der beiden Briloner Bands ONE TAPE und RUSTIKARL veröffentlich. Auf einer Party habe ich dann allen Mut zusammengefasst und Label Chef Michael Klauke angesprochen, welcher sofort dabei war. Und heute sind wir stolz Teil der Langstrumpf Familie zu sein.

FFM-ROCK:
Wie sieht die Zukunftsplanung für BAD MOON aus?

Andreas:
Wir werden mit Vollgas nach vorn gehen, vor allem auch vermehrt live spielen. „No Me Mires“ war erst der Anfang, jetzt geht es erst richtig los.

Jörg:
Neue Musik ist bereits in Planung, in den kommenden Monaten könnte es schon zu einer weiteren Single Veröffentlichung kommen. Wie Andreas sagt, Ziel ist es BAD MOON weiter voran zu treiben. Stillstand wird es nicht geben.

FFM-ROCK:
Wenn eure Musik eine Superkraft wäre, was würde sie bewirken?

Andreas:
Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit!

Jörg:
Musik machen zu können, wirklich offen hören zu können, ist Superkraft genug. Musik bewirken schon einiges als solches.

FFM-ROCK:
Das letzte Wort gehört euch!

BAD MOON:
Gebt jungen und unbekannteren Bands eine Chance und unterstützt die Künstler! Kauft und streamt deren Musik und besucht die kleinen Konzerte! Support The Underground!

Kai von FFM-Rock                                                                                              Foto by Therese Willerscheidt

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