APOPTYGMA BERZERK - Mannheim, Maimarkthalle
Interviewpartner: Stephan L. Groth (Vocals)
Face To Face
Homepage:
www.apoptygmaberzerk.de
FFM-Rock:
Hey Stephan, erst mal vielen Dank, dass du Zeit für uns hast, APOPTYGMA BERZERK ist zwar nicht das, was ich sonst höre, aber eure Live CD/DVD weckt da schon Interesse. Besonders am Ende, wenn "1984 Is Now" auf der Leinwand erscheint, fragt man sich, wieviel 1984 jetzt gerade aktuell ist.
Stephan:
Viel zu viel, ja, es kommt vom Film und dem Buch, ich finde es grausam, wie die Regierung die ganze Leute manipulieren will und total überwacht. Wir sind alle wie in einem Gefängnis, doch man spürt es kaum. Ich bin viel unterwegs und fliege auch viel, es ist für mich qualvoll mit der ganzen Security und gerade in den Staaten mit ihren Body Scanners ist das totale Überwachung. Selbst deine E-Mails sind nicht mehr sicher und gerade bei Portalen wie mySpace oder Facebook gibt man viel zu viel über sich heraus. Es ist 1984, in einem freundlicheren Umfeld, man hat eigentlich keine Privatatmosphäre mehr.
FFM-Rock:
Bevor du APOPTYGMA BERZERK in 1989 gegründet hast, warst du auch mit einem Projekt namens Fairlight Children am Start und hast 2004 sogar eine Scheibe auf den Markt gebracht. Gibt es der Projekt Hinsicht was neues für die Fans zu berichten ?
Stephan:
Ich würde es sehr gerne machen, doch APOP nimmt zu viel Zeit in Anspruch, das Touren die Alben, da muss das Projekt im Hintergrund bleiben.
FFM-Rock:
An deinem Geburtstag haben sich fast alle Mitglieder von APOP ausgeklinkt, was war heftiger für dich, dass sie ausgestiegen sind oder dass sie es dir als "Geburtstagsgeschenk "präsentiert" haben ?
Stephan:
Es war nicht genau mein Geburtstag, das hat sich irgendwie schon länger abgezeichnet, als wir im Sommer unsere letzte Show zusammen hatten. Das kommt eben davon, wenn vier Freunde 10 Jahre lang auf Tour und immer auf engstem Raum zusammen hängen. Aber ich möchte betonen, dass wir immer noch gute Freunde sind und uns gut unterhalten können, wenn wir uns mal über den Weg laufen.
FFM-Rock:
In eurer Musik vermischt ihr extrem viele Stilarten von Pop, Synthie Pop, Rock, Metal, EBM, Gothic und noch vieles mehr. Muss man APOP live gesehen haben, um das gesamte Paket der Musik in seinem Kopf umsetzen zu können ?
Stephan:
Manches Mal auf jeden Fall. Leider geht das auf der Tour mit Unheilig nicht so wie wir es normalerweise wollen, denn wir haben ja nur 45 Minuten zur Verfügung, um alles zu zeigen, unsere Show auf der Tour kann man eher als Trailer sehen, was bei einer APOP Show normalerweise so abgeht. Wir geben immer unsere volle Energie und die, die wir vom Publikum zurück bekommen, pusht uns noch mehr.
FFM-Rock:
Mit euren Balladen kommt ihr ja auch sehr gut an, aber die Frage bleibt, wieviel Depeche Mode in eurem Synthie Sound von den 80‘er Jahren drin steckt.
Stephan:
Einen ganze Menge, mit Depeche Mode bin ich aufgewachsen und deren Musik hat mich erst dazu gebracht, selbst Musik zu machen. In unseren Songs verneige ich mich vor den 60‘ern und den 80‘ern, die sind meiner Meinung nach die besten Epochen der Musikgeschichte.
FFM-Rock:
Dass ihr "normale" Platten aufnehmt, ist ja nichts besonderes, aber ihr macht auch eine Menge Remixes, da ist es doch recht verwunderlich, dass da auch Songs für Satyricon oder auch The Kovenant mit dabei sind. Die beiden Bands sind ja eine komplett andere Welt für euch. Wie kommt denn gerade in dieser Beziehung der Kontakt zu der Extreme Metal Welt zustande ?
Stephan:
Ja, das stimmt, aber du musst sehen, dass Norwegen ein kleines Land ist und wir über Moonfog Records den Kontakt zu den Bands bekommen haben. Erstaunlicherwiese wurden unsere ersten Scheiben sogar von Mayhem Musikern gekauft und in den frühen 90‘ern war es bei uns eben so, dass alles, was aus dem Underground kam, cool war, da spielte es keine Rolle, welche Art von Musik es war, es musste nur Underground sein.
FFM-Rock:
Mit eurem 2009‘er Album "Rocket Science" wurdet ihr meiner Meinung nach auch eine Spur experimenteller und auch sind deutlich härtere Riffs zu hören. Wie haben die alten Fans auf diese Experimente reagiert, war es den alten Fans evtl. zu hart und den jüngeren Fans könnten die Synthies zurück geschraubt werden ?
Stephan:
Es ist immer hart, den Fans das zu geben, was sie wollen, doch wir haben verschiedene Stile in unserer Musik und es ist einfach nicht möglich, es allen recht zu machen. Über diese ganze Diskussionen habe ich all die Jahre nachgedacht, aber im Grunde steht am Ende eins, du musst das, was du machst, gut machen, es darf nichts halöbherziges sein und muss dir persönlich auch nach Jahren noch gefallen. Die Zeiten ändern sich und auch die Leute ändern sich, heute mit 20 stehst du auf Pop, mit 40 hast Du Frau, Kinder, Hund und hörst auf einmal Metal. Ein Album sollte so klingen, dass man es als sein Favorit von Anfang an erkennt.
FFM-Rock:
Das ist dann bei euch aber problematisch, denn eurer Musik braucht ja einiges an Zeit, um sich im Kopf des Höreres zu entfalten, da läuft man doch Gefahr, dass eine etwas komplizierte Scheibe eher im Laden stehen bleibt als eine, die sofort ins Ohr geht!!
Stephan:
Stimmt, aber ich habe da so meine Art, denn ich baue Elemente in die Musik von APOP ein, die man von den guten 80‘ern her gekannt und geliebt hat und ein weiterer Punkt ist, dass wir eine Menge auch an Cover Versionen aufnehmen. Da können wir zeigen, was wir mögen und gemacht haben.
FFM-Rock:
...und da gefällt mir am Besten "Cambodia" mitsamt dem coolen Videoclip!!
Stephan:
Wirklich, mir sagt der auch total zu, vor allem, weil ich mit der Kim Wilde Musik aufgewachsen bin und mit ihrer Musik schon immer gefallen hat.
FFM-Rock:
Wie lange hattest du eigentlich zwischen dem Ausstieg deiner Musiker und dem Angebot zur Unheilig Tour Zeit, neue Musiker zu finden, damit ihr diese Tour spielen könnt ?
Stephan:
Nicht wirklich viel, ich war in Amerika und Südamerika unterwegs, als das Angebot einging. Ich fühlte mich wirklich geehrt und stolz darauf, dass gerade APOP gefragt wurde. Ich wollte eigentlich neue Songs für das kommende Album schreiben und es ist einfach unbeschreiblich geil, jeden Abend vor fast 10.000 Leuten zu spielen. Ich bin wirklich froh, dass wir diese Tour mit Unheilig spielen können und dürfen. ‚
FFM-Rock:
Jetzt geht die Tour aber eben schon eine ganze Weile und die Fans lecken sich doch bestimmt schon die Finger nach einem neuen Album, das musste dann ja wohl wieder in den Hintergrund treten !
Stephan:
Ja schon, aber wenn wir Mitte Februar nach der Tour nach Hause kommen, ist erst mal eine Woche schlafen angesagt und dann geht es sofort ins Studio, um das neue Album aufzunehmen. Auf der Tour haben wir im Bus an den Laptops viele gearbeitet und Demos aufgenommen und somit steht das Gerüst für die neue Scheibe schon. Ich hatte nur die Befürchtung, dass ich "Rocket Science" nicht toppen kann, aber das ständige Arbeiten und feilen an neuen Songs, von denen sogar fünf oder sechs sogar schon stehen, bin ich doch sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
FFM-Rock:
Ja, dann hoffe ich doch mal, dass die neue Scheibe bald fertig ist, ihr seid kurz angebunden, lass doch am Ende noch ein paar persönliche Worte an eure Fans.
Stephan:
Ich sage ein ganz dickes DANKE SCHÖN an alle Fans, die uns über all die Jahre unterstützt haben, ich freue mich, dass ihr uns bei den Shows anfeuert und wir so einen großen Spaß haben können. Danke nochmals und wir sehen uns hoffentlich bald wieder.