ACCEPT
Mailer
Interviewpartner: Wolf Hoffmann (Guitar)
Homepage:
www.acceptworldwide.com
ACCEPT sind (mit Ausnahme der SCORPIONS) der bis heute wichtigste internationale deutsche Heavy Metal Export. Der enorme Einfluß der Solinger Edelstahlschmiede auf die spätere Entwicklung der Metal Szene ist geradezu phänomenal. Neben AC/DC, SAXON, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, BLACK SABBATH/DIO/OZZY OSBOURNE, MOTÖRHEAD und den SCORPIONS gehören ACCEPT bis heute dauerhaft zu meinen wichtigsten Einflüssen, deren Musik mich seit erstmaligem Hörens überhaupt nicht mehr los lässt. ACCEPT gelten schon recht lange unbestritten als Wegbereiter des deutschen Heavy Metals. Mehrere Tribut Alben und Cover Versionen etablierter Bands, die von der Solinger Edelstahlschmiede beeinflußt wurden, wie DIMMU BORGIR, HAMMERFALL, DARKANE oder GRAVE DIGGER unterstreichen den enormen Stellenwert von ACCEPT für das Genre. Es gibt nur sehr wenige Bands, die eine derart treue, eingeschworene, bis aufs Blut überzeugte Fangemeinde aufweisen. ACCEPT gehören ohne Wenn und Aber dazu. Wer einmal von unsterblichen Klassikern wie "Metal Heart", "Balls to the Wall", "Restless & Wild", "Fast as a Shark", "I’m a Rebel", "Princess of the Dawn","Breaker", "Love Child", "Up to the Limit" und noch vielen weiteren infiziert wurde, weiß, warum. Mit dem aktuellen Album "Blood of the Nations" gelang dem Fünfer nach Ausstieg von Ex-Ausnahme Vocalist Udo Dirkschneider und der Verpflichtung von Marc Tonillo, dem Sänger der US Hardrock- Formation TT Quick, die echten Szene Insidern ein Begriff ist seit letztem Jahr ein von zahlreichen Skeptikern (zu denen meine Wenigkeit nicht gehörte!) kaum noch für möglich gehaltenes Comeback! "Blood of the Nations" ist ein reines, kompakt in sich gegossenes feines Stück Edelstahl, das ein so gewaltiges Beben, einem mächtigen Donnerhall gleichend überall innerhalb der Heavy Metal Szene ausgelöste, dessen kräftiges Echo weltweit noch immer nicht verklungen ist. Anlaß genug, ein längst überfälliges Interview mit der Band zu führen.
FFM-Rock:
Was war das für ein Gefühl, plötzlich ohne etatmäßigen Sänger dazustehen?
Wolf:
Ja, Hallo ...Hier Wolf! Deine Frage ist merkwürdig ...nicht böse sein. Was meinst Du mit PLOETZLICH??? Hast Du vergessen - vielleicht warst Du da noch gar nicht auf der Welt :-) - dass die Band U.D.O. von meiner Frau Gaby 1987 für Herrn Udo gegründet wurde????? UND WIR IHM ZUM ABSCHIED EIN KOMPLETTES ALBUM - ANIMAL HOUSE - GESCHRIEBEN HABEN?? Wenn das heißt, dass 2010 ACCEPT plötzlich ohne Sänger da steht, dann sprechen wir beide nicht die gleiche Sprache ...Nee ...mal Spass beiseite - wir lachen uns immer kaputt darüber. U.D.O. ist eine Band, die doppelt so lange aktiv ist wie ACCEPT, mehr Alben auf dem Markt hat und 10 mal wahrscheinlich getourt hat, wie ACCEPT! Aber, no Problem ... da passiert nicht nur Dir so. Erstaunlich viele Fans weigern sich, diese Tatsache auch zu akzeptieren - aber das macht die Wahrheit nicht weniger wahr, oder???? Mag aber auch daran liegen - oder besser liegt bestimmt daran, dass wir immer wieder - mit großen und kleine Abständen mit Udo gearbeitet haben. Aber, immer....immer war seine Band U.D.O. seine Lieblingsband. Noch niemals in seinem ganzen Leben hat er ein einziges gutes Haar an uns gefunden.... Keine Chemie....keine Songschreiber....Amerikanische Abteilung..... und und und. Was soll denn der Arme noch alles auffahren, damit die Fans begreifen - er ist gluecklich wo er ist und mit seinem Erfolg zufrieden - und wir gönnen es ihm von Herzen. ES WAERE SCHONE, WENN ER SEIEN SO HERZHAFT VERSCHMAEHTEN EX-KOLLEGEN .... Ihren Erfolg auch gönnen würde. Meinste nicht auch? Wir waren 15 Jahre ( FUENFZEHN) VOELLIG WEG vom Fenster und haben an der Musik Welt nicht mehr teilgenommen. Wir leben in völlig verschiedenen, sehr glücklichen Welten und haben von Udo Jahrzehnte nichts gehört und nichts gesehen - aber nicht, weil wir ihn nicht leiden können, sonder weil wir mit Musik überhaupt nichts mehr zu tun hatten - jedenfalls nicht mit HEAVY METAL!
FFM-Rock:
Wie seid ihr auf Marc Tornillo gekommen? Ein solcher Ausnahmesänger, der auch noch so wunderbar in die Band paßt, findet sich nicht so einfach an jeder Straßenecke und schon gar nicht wenn er über eine derart kraftvolle Reibeisen Röhre verfügt, die sogar seinem bekannten Vorgänger wirklich in nichts nachsteht...
Wolf:
MARK TORNILLO hat wie wir, weder an eine Karriere gedacht, noch sie vermisst oder sonst was. Er lebt seit 18 Jahren ganz in der Nähe von Peter und doch sind sie sich niemals begegnet. Bei einer Jam Session, die Peter und ich - wir sind seit unserem 16 Lebensjahr unzertrennbar (stell Dir das mal vor) im Studio eines Freundes hatten, wurde Mark gefragt, ob er mal mitkrähen will ... auf ein Bier vorbeikommen kann ...das war alles. Er kam vorbei und wir erzählten und erzählten und erzählten und vergaßen beinahe, dass wir mal "BALLS TO THE WALL" spielen wollten. Er hat keine Band gesucht, wir keinen Sänger ... so einfach war das und doch hat sich in 30 Sekunden, nachdem der 1. Ton aus ihm raus kam.... unser aller Leben verändert. Vor 2o Monaten gab es nicht einen einzigen Song, nicht einen einzigen Traum von all dem, was wir heute erleben!!! Wenn das kein Wunder ist, dann weiß ich auch nicht. Der Mann paßt zu uns wie die Faust aufs Auge - basta!
FFM-Rock:
Worin liegen die wichtigsten Unterschiede zwischen den alten Klassikeralben und dem neuen Album "Blood of the Nations" oder habt ihr einfach alles so belassen und fast wie gewohnt produziert?
Wolf:
ALLE, die mal an dem Erfolg von ACCEPT mitgewirkt haben, können stolz sein über die Fußspuren die wir in der Musikgeschichte hinterlassen haben. Das war dann und jetzt ist jetzt. Nichts ist heute so wie damals und alles, was heute passiert ist eine Reflektion unseres jetzigen Lebens – basierend auf dem, was wir mal geschaffen haben und heute...rennen wir damit los und machen was mit Mark, was wir ohne ihn nie hätten machen können.
FFM-Rock:
Viele Fans, (einschließlich mir), die das neue Album gehört haben, sind felsenfest davon überzeugt, das es mit jeder Note frisch, ehrlich, und unverbraucht klingt. Das Album zeigt eine Band, die nach langer Zeit endlich wieder gemeinsam Spaß am musizieren hat. Nach dem Weggang von Udo konnte man nicht unbedingt mit einem solch superben Comeback rechnen, das geradewegs wie die Auferstehung einer lange tot geglaubten Legende wirkt!
Wie steht ihr dazu? Ich meine, habt ihr mit einem solch gewaltigen Erfolg für euer aktuelles Album "Blood of the Nations" gerechnet oder einfach festgelegt, wir machen jetzt einfach das Album und sehen weiter, was passiert...?
Wolf:
Hab den Irrtum ja schon aufgeklärt, der Weggang von Udo .... war eine von beiden Seiten gewünschte und begrüßte Entscheidung in den 80ziger Jahren. Wir waren ewig weg.... ewig und die Welt hat sich weiter gedreht ... Wir haben mit gar nichts gerechnet, wir kamen gar nicht dazu. nachdem Produzent Andy Sneap der größte ACCEPT Fan aller Zeiten zum neuen Familienmitglied wurde und wir aus dem Songschreiber Wahn nicht mehr raus kamen .... hat er eines Tages gesagt, aufhören, DAS ist jetzt unsere neue Platte "BLOOD OF THE NATIONS"! Basta! Wir sind fast umgefallen .... ja - das war "BLOOD OF THE NATIONS" und dann haben die Fans uns hochgehoben und uns zum Album of the year gemacht ....überall wo wir aufgetreten sind eingestiegen sind wir auf Platz 4 der Charts und wir touren bis heute ...immer weiter, immer weite. Wir sind die letzten, die das begriffen haben, was hier passiert!
FFM-Rock:
Die großen Erfolge bei euren Live Auftritten sprechen Bände. Bin ehrlich gesagt, immer noch hin und weg vom grandiosen Auftritt beim Rock Hard Festival! Marc Tornillo war ein echter Glücksgriff, fast schon ein Sechser im Lotto für ACCEPT. Die Band sprüht live on Stage vor Spielfreude fast über, wie schon lange nicht mehr. Arbeitet ihr mit besonderen Tricks, um euch fit zuhalten? Schließlich absolvieren nur wenige Bands ein solch langes, hartes mindestens fast zweistündiges Programm, das sicher ordentlich an die Substanz geht...
Wolf:
Na also alle Geheimnisse können wir nicht preisgeben, oder???? :-) Nö, .... alles ganz einfach - wir sind halt fit wie 'nen Turnschuh ... 5 Kerle die Spass miteinander haben .... Glück macht schön .... heißt es doch immer...
FFM-Rock:
In eurer langen, abwechslungsreichen von zahlreichen Höhen und Tiefen gekennzeichneten Karriere sind euch sicher so einige besondere Erlebnisse widerfahren, an die ihr euch gern oder an die ihr euch wenn überhaupt nur ungern erinnert. Was kommt euch dazu in den Sinn?
Wolf:
Freiheit kommt nicht ohne Blut vergießen ist niemals frei und niemals umsonst .... nichts ist umsonst ... nicht mal der Tod...der kostet das Leben . Nur eins - inzwischen glauben wir an Wunder!
FFM-Rock:
Könnt ihr euch vorstellen, ähnlich wie die Scorpions mit Orchester auf der Bühne zu stehen und eure Klassiker in Kombination mit dem Orchester neu zu vertonen?
Wolf:
Nein, davon träumt Udo, das wollen wir ihm überlassen.
FFM-Rock:
Habt ihr noch etwas ganz besonderes oder außergewöhnliches geplant, das ihr irgendwann einmal in musikalischer Form umsetzen wollt, z. B. ein Gemeinschaftsprojekt in der Art einer Rock-Oper mit anderen Musikern oder etwas ähnliches? Gibt es diesbezüglich eventuelle Vorstellungen?
Wolf:
Um Gotteswillen .... wir haben genug damit zu tun, alles zu verdauen, was uns gerade jetzt passiert ...
FFM-Rock:
Welche Ziele habt ihr euch für 2011 gesetzt?
Wolf:
Das was Du jetzt siehst .... genau das!
FFM-Rock:
Waren ACCEPT schon seit 1971 also auch während der Jahre zuvor noch lange, ehe überhaupt das Debüt erschien, schon eine Heavy Metal Band oder erst mit dem Einstieg von Wolf Hoffmann und Peter Baltes in der sich eine feste Formation gebildet hatte, die mit einem konstanten Line Up auftrat und im Jahre 1979 ihr offizielles Debüt veröffentlichte? Eine brennende Frage, deren Antwort Hardliner, Puristen und Insider der großen ACCEPT Anhängerschaft gleichermaßen interessieren dürfte...
Wolf:
Die Krabbeljahre eines Kleinkindes werden auch nicht zu der Erwachsenen Periode gezählt .... ODER???
FFM-Rock:
In der Hoffnung, dass die zahlreiche internationale treue Fangemeinde in den nächsten Jahren noch eine Menge von euch erwarten kann, wünsche ich der gesamten Band alles gute für die derzeit laufende Tour und viel Glück für die Zukunft, auf das ACCEPT der Szene so lange wie möglich erhalten bleiben...!