ONKEL TOM ANGELRIPPER

FFM-Rock:
Es war 1996, da kam "Ein Schöner Tag" auf den Markt und danach kam als ONKEL TOM in guter Regelmäßigkeit ein Album nach dem anderen, doch abgesehen von der DVD war nach den Weihnachtsliedern Schluß. Etwas überraschend kam nun doch ein neues ONKEL TOM Album, was war der Grund für die lange Wartezeit ?

Tom:
Der Grund war eigentlich, dass ich eine neue Band vor ca. 2-3 Jahren zusammengestellt habe, die anderen kamen alle aus dem süddeutschen Raum, ich aus dem Ruhrpott, da war es mit den Proben immer so ein Problem. Jetzt kommt der Rest der Band aus Essen und da kann man dann auch regelmäßig proben, da kann man direkt an die Songs rangehen, das ist einfach anders und besser zu arbeiten. Ein anderes Problem war auch unser Label, dass kurz vor der Insolvenz stand und das half uns ja auch nicht unbedingt weiter. Live waren wir aber immer präsent und es hat auch die ganzen Jahre Spaß gemacht.

FFM-Rock:
Tom Angelripper kennt man als Frontmann von SODOM, bei den DESPERADOZ warst du auch dabei und neben ONKEL TOM hast du ja auch noch DIE KNAPPEN am Start, da wird dich deine Familie recht wenig sehen, oder ?

Tom:
Klar, so wird es auch nie langweilig, ne, machmal wird es wirklich zu viel, aber ich bin keiner, der einfach nur zu Hause rum hocken kann, da kann ich nicht kreativ sein. Mit DIE KNAPPEN wollten wir eigentlich nur ein paar Schalke Songs machen und die Meisterschaft feiern, was dann leider doch nicht geklappt hat. Mit ONKEL TOM und SODOM bin ich wirklich sehr viel beschäftigt und auch jedes Wochenende auf Tour, aber es ist schon alles o.K., so wie es läuft.

FFM-Rock:
Dann will ich mal auf das neue Album eingehen, die ganzen Sauflieder sind mittlerweile alle abgegrast, es sind zwar immer noch ein paar Songs vorhanden, aber das Hauptaugenmerk liegt bei ONKEL TOM nun doch mehr auf den Eigenproduktionen. Wann war für dich klar, dass die Sufflieder einen ewig langen Bart haben und du eigene Songs machen willst ?

Tom:
Das war schon richtig problematisch, da hast du recht, es war alles schon gemacht und hier haben wir gerade mal zwei bekanntere Stücke dieser Art mit drauf. Das schöne an dem eigenen Material ist ja, dass jeder von den Jungs noch in einer anderen Band spielt und daher mit unseren Songs auch sehr viele verschiedene Einflüsse hinein kommen. Aufgenommen hatten wir sogar insgesamt 20 Stücke. Wir wollen auch als richtige Band dastehen, nicht als Party Band oder Rausschmeißer bei den Festivals, sondern eine Band sein, bei denen die Leute auch sagen, dass wir selbst was können und nicht nur nach spielen.

FFM-Rock:
Wacken und Tom Angelripper ist nun auch schon eine ewige Freundschaft, da darf "Wacken" ja auch nicht auf dem Album fehlen.

Tom:
Das waren die von Wacken, die haben sich hingesetzt und die Hymne geschrieben, das war nicht im Auftrag von Wacken. Warum nicht für Wacken einen Song schreiben, aber das dies dann zur Hymne wird, war auch gar nicht das Ziel, es hat den Jungs gefallen und lief dann auch in den Umbaupausen hoch und runter. Der Song bringt das Festival sozusagen auf den Punkt.

FFM-Rock:
"Bier" das ist ja so ein düsterer und tiefer Song, der steht ja schon fast als Death Metal Song da!

Tom:
Stimmt, unser Drummer spielt auch in einer Death Metal Band und wir sind da musikalisch nach allen Richtungen offen. Beim Bier trinken macht es ja auch nicht immer Spaß, so ein Schuss kann auch mal nach hinten losgehen und selbst ich werde manches Mal bei zu vielen Bier auch sentimental und so kommen auch ein paar Riffs zusammen, die man so eigentlich nicht planen kann.

FFM-Rock:
Mit "Lemmy macht mir Mut", da hast du ja schon mit SODOM Tribute gezollt und "Bon Scott hab ich noch live gesehen", das sind beides absolute Größen der Szene, wer ist bei dir der Favorit ?

Tom:
Das ist mal ganz schwer zu sagen, Verehrer von Lemmy klar, der macht mir Mut, dass er in seinem Alter und seinem Lebsstil noch so auf der Bühne steht, das macht klar Mut. Das ist Mr. Rock’nRoll und den kann auch ncihts mehr beeinflussen. Bon Scott live zu sehen, da hab ich was, woran ich zehren kann, das war ein Hammer Erlebnis und das Erlebte kann einem keiner mehr nehmen. Wenn ich mal meinen Enkeln erzähle, dass ich Bon Scott live gesehen habe, da erklären die mich zur Ikone.

FFM-Rock:
Der Bon Scott Song ist aber nicht unbedingt neu, denn 2004 erschien er bereits auf eurer EP.

Tom:
Genau, aber die EP ist nicht mehr erhältlich und ich sage ganz ehrlich, dass dies an der damaligen Plattenfirma lag. Da wir das Stück aber immer wieder live gespielt haben, dachten wir, komm, den packen wir mit drauf, dass ihn nun jeder auch auf Platte hat.

FFM-Rock:
Mit SODOM hast du eine der besten History DVD’s ever auf die Beine gestellt, leider ist da für mich aber der Haken, dass ihr auf der zweiten DVD aktuelles Live Material mit drauf habt und nicht das, was zur Historie der frühen SODOM Jahre gepasst hat.

Tom:
Ja, stimmt, das ist Scheiße gelaufen, eigentlich wollten wir die beiden VHS Tapes auf DVD brennen, aber die Master Tapes waren einfach verschwunden. Ich bin aber am recherchieren, um mal schauen, vielleicht klappt es zum 30 jährigen Jubiläum ein Fan Paket schnüren können.

FFM-Rock:
Dass der neue Drummer einiges in die Band mit einbringt, hast du schon erwähnt, früher war aber Bobby bei SODOM und ONKEL TOM als Schlagzeuger an Bord, aber nach der zweiten History DVD war er weg. Hat die Trennung von SODOM auch gleichzeitig die Trennung von ONKEL TOM geheißen ?

Tom:
Nein, er hat bei ONKEL TOM ein oder zwei Platten eingespielt und es war ihm einfach zuviel, das hab ich auch noch akzeptiert. Es war dann aber eine persönliche Fehde zwischen uns beiden, doch wegen der Trennung hat das eine mit dem anderen nichts zu tun gehabt.

FFM-Rock:
Wieviel SODOM steckt bei den neuen Songs von ONKEL TOM eigentlich mit drin, ich bin fest der Meinung, dass ich da einige Riffs heraus hören kann, die zu "Agent Orange" Zeiten gepaßt hätten!

Tom:
Klar, da hast du recht, einiges von der neuen ONKEL TOM könnte durchaus auch ein SODOM Titel sein, aber wenn, da ist das recht unbewußt. Ich versuche, beide Bands so gut wie möglich zu trennen. Das ist aber auch genau das, was ich anfangs schon erwähnt hatte, musikalisch sind wir nach allen Seiten offen.

FFM-Rock:
Ein Kumpel von mir sagte, ich soll dich doch mal fragen, wie es denn bei ONKEL TOM mit anderen Themen aussehen würde, er meinte, es wäre doch recht geil, wenn ONKEL TOM mal Seemannslieder in ihrer harten Art spielen würden.

Tom:
Ach ne, obwohl wir bei unserem neuen Medley den "Drunken Sailor" mit drin hatten. Wir hatten auch schon die Idee, Kinderlieder auf Metal zu machen, aber ich denke mal, dass wir mit eigenen Songs weiter machen werden, ein paar Trinkeinlagen haben wir immer, deshalb werden die "Sufflieder" auch nie ganz bei uns verschwinden. Auf jeden Fall wollen wir eine ernstere Band werden, ich hab auch schon zu hören bekommen, ich soll doch Wehrmachtslieder machen, was allerdings äußerst gernzwertig wäre. Wir haben zwar eines auf dem Album, aber wir bleiben bei unseren Geselligkeiten und schönen Seiten des Lebens.

FFM-Rock:
"Schade dass man Bier nicht ficken kann" singst du aber nicht.

Tom:
Nein, das ist Yvonne, die Verflossene von Alex und die ist eine gewaltige Rock Röhre als Sängerin, das hat absolut gepasst und deshalb hat sie den Song auch gesungen, da sie mich an die Anfangstage von Jutta Weinhold erinnert und auch die einzige Sängerin einer Onkelz Cover Band ist.

FFM-Rock:
"1516" das Reinheitsgebot, darauf muss man ja einen Ehrensong machen, sonst hätte wir ja unser gutes Bier nicht, oder?

Tom:
Also ich bin so oft im Ausland und was man da an Plörre vorgesetzt bekommt, das spottet eigentlich jeder Beschreibung. Ich habe schon oft Becks Bier bekommen oder bestes Beispiel Thailand, da kriegst du Warsteiner und das hat mit dem, was wir hier kennen, nichts, aber rein gar nichts zu tun. Dann ist es immer schön, wenn wir nach Hause kommen, dann trinken wir erst mal ein richtiges Bier an der Bude. Auf unser Reinheitsgebot können wir richtig stolz sein, dass wir so was genießen können.

FFM-Rock:
Wie ist deine Meinung, wie wird sich die Musik Szene, egal welcher Art entwickeln, wie siehst du die Zukunft der Musikbranche ?

Tom:
Boah, das hat sich wirklich schon sher zum Schlechten hin entwickelt. Es klingt abgedroschen, aber in den 80‘ern war es im Metal eine große Familie, das war überschaubar, als Fan möchte ich da draußen nicht stehen, das ist ja so voll und überlaufen mit Bands, da blickt ja keine Sau mehr durch. Was brummt ist das Live Geschäft, davon kannst du noch leben, von CD Verkäufen her geht das überhaupt nicht mehr. Wenn der Live Sektor auch noch einbricht, dann ist zappenduster. Ich hoffe, dass sich bald die Spreu vom Weizen trennt, wenn ich sehe, was da jeden Monat auf den Markt kommt, das kann sich doch kein normaler Fan mehr leisten.

FFM-Rock:
Du hast vorhin schon mal erwähnt, dass du die Ikone wärst, wenn du deinen Enkeln von Bon Scott erzählst, was ist aber, wenn deine Enkel oder auch deine Kinder in die Schule gehen und sagen, mein Onkel bzw. Papa ist Sänger von SODOM oder ONKEL TOM ?

Tom:
Ha, ha, von meinen Kindern macht sich da keiner Gedanken, meine Musik ist denen eher peinlich. Aber für meine Kinder ist das nichts besonderes, die einen gehen zur Arbeit, ich bin eben auf Tour. Ich sehe aber viele Kids, ob Jungs oder Mädels, die mit Hellhammer Shirts rumrennen, Sodom hören und der alten Zeit nachtrauern, weil sie die nicht miterleben konnten. Selbst die Jugend sagt, dass dies noch richtige Metal Bands waren.

FFM-Rock:
"Drink doch ene mit", eine Schalker macht eine Song über Köln (Kölsch), auch wenn es nicht so schlimm wie nach Dortmund ist, darf das als Schalker sein ?

Tom:
Es war erst mal die Überlegung, ob wir den Song auf Hochdeutsch oder im Dialekt machen, denn die Nummer lebt ja von dem Dialekt. Aber live kommt die Nummer auch sehr gut an.

FFM-Rock:
Tankard haben für ihre Eintracht beim Pokalfinale einen Song im Olympia Stadion gespielt, könntest du dir im Falle der Meisterschaft mit DIE KNAPPEN einen Song für Schalke im Stadion zu spielen ?

Tom:
Wenn das wirklich klappen würde mit der Meisterschaft würden wir natürlich versuchen, dort hin zu kommen, da haben wir schon einige Kontakte. Wir haben sogar schon einige Schalke Songs fertig, die wir nicht veröffentlicht haben, die fanden aber meine Stimme zu hart. Zudem hat Schalke ja eine eigen Haus und Hof Band, die eher kommerziell ist und nach dem Pokalsieg haben die in einem kleinen Club gespielt und es war o.K.

FFM-Rock:
Ich bin jetzt schon am Ende , jetzt kannst du gerne noch ein paar Worte an die Fans loslassen, egal ob nun als ONKEL TOM, der Sänger von DIE KNAPPEN oder als TOM ANGELRIPPER.

Tom:
Wir haben jetzt fast 30 jähriges Jubiläum, da wollen wir als SODOM was für die Fans machen, bei ONKEL TOM holen wir die Leute auf die Bühne und schütteln auch gerne Hände, aber das wichtigste ist, ohne die Leute da unten, die Fans, wären wir gar nichts. Wir gehören nicht zu den großen Rockstars und wollen den Fans immer was zurückgeben und mit ihnen feiern, das ist meine, bzw. unsere Art und so wird es auch bleiben.