ODIUM – Schlüchtern, Underworld
Interview vom 31.08.12
Interviewpartner: Rochus Pfaff (git.), Ralf Runkel (voc.), Beli Smaka (b)
Homepage:
ODIUM
F-R:
Moin ihr drei. Zunächst mal ein Dankeschön, dass ihr euch am Tag eurer Releaseparty zum neuen Album „Beautiful Violence“ Zeit für ein paar Fragen nehmt. Das „ODIUM Metal Experence“ feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen und die Veröffentlichung des insgesamt 8. Longplayers. Die Zeit in kurze Worte zu fassen dürfte schwer werden. Rochus, versuche es dennoch einmal.
Rochus:
Angefangen hat alles sehr lustig als Schülerband. Da war jede Menge Spaß dabei. Heute sehen wir das alles ein bisschen ernster wie vielleicht vor 20 Jahren und dennoch macht es noch jede Menge Spaß wie früher auch. Und ich hoffe, es geht immer einen Schritt weiter.
F-R:
ODIUM, ein Name, den man nicht nur in der Thrash-Szene seit dem Einstieg vom aktuellen Sänger, also von dir, Ralf, auf vielen Veranstaltungen liest und die sich einen guten Namen erspielt haben. Wie kam es zu dem explosionsartigen Liveanstieg im Vergleich zu den doch eher wenigen Shows in den Jahren davor? Also, seit deinem Einstieg, Ralf?
Ralf:
Ich mach halt ganz gerne Booking und hab gedacht: Wenn ich schon gerne Booking mach, dann mach ich halt Booking für die Band, in der ich selber auch spiele, und dann viel. Ich will die Band natürlich auch voranbringen, weil ich denke, nach so viel Zeit hat die Band das auch verdient, tolle Gigs zu spielen, viele Gigs zu spielen und deswegen gebe ich da alles.
Rochus:
Der Grund ist mit Sicherheit auch, dass einige ehemalige Bandmitglieder aus zeitlichen Gründen das sehr ausgebremst haben, dass wir viele Live-Auftritte spielen konnten usw.
F-R:
Kommen wir zum neuen Album „Beautiful Violence“. Erstmals in der Bandgeschichte wurde ein Album über ein Label veröffentlicht. Was gibt es darüber zu berichten?
Beli:
Das war eine anstrengende Zeit, einfach für die gesamte Band. Das erste Mal mit professioneller Hilfestellung. Es war für die gesamte Band, glaub ich, eine neue Erfahrung, eine anstrengende Erfahrung, aber auch eine schöne Erfahrung. Und man muss auch zum Label sagen: Die haben sich unwahrscheinlich viel Mühe gegeben und uns sehr dabei unterstützt. Das war eine schöne Erfahrung gewesen.
F-R:
Konkretisieren wir das mal: Die Aufnahmen wurden in Österreich gemacht und teilweise auch hier in Deutschland. Wieso an zwei Orten?
Beli:
Das war zum Teil einfach vom Zeitmanagement ein Problem, da ja viele auch Familie haben und sie eben nicht in der gegebenen Zeit einfach nach Österreich fahren konnten. Und da war halt einfach die Bereitschaft von dem Label-Menschen, der uns dann auch sehr unterstützend entgegen gekommen ist und es uns einfach ermöglicht hat, eine schöne Aufnahme zu machen, ohne dass jeder seine ganzen Familien- und Berufsplanungen komplett über den Haufen werfen musste. Also, die sind uns da sehr entgegen gekommen.
F-R:
Der neue Longplayer erschallt mit den typischen ODIUM Thrash und Power Metal Trademarks, aber auch mit neuen Facetten, wie sehr melodisch, fast schon doomig groovende Vibes bei „Abyss“. Auch „A Better Part Of Me“ fällt etwas aus der Reihe. Eine Art Bandbreitenerweiterung?
Rochus:
Das würde ich schon sagen. Wobei ich auch finde, dass die vorhergehenden Alben auch ziemlich unterschiedliche Songs haben. Ich find sogar eher, dass die Platte „Beautiful Violence“ am rundesten klingt von allen, weil die Songs im kurzen Zeitraum entstanden sind, also nicht so wie früher: Alle zwei Jahre haben wir ne CD aufgenommen und hatten praktisch zwei Jahre Zeit, die Songs zu schreiben. Diesmal haben wir uns im Januar oder so hingesetzt und bis Mai mussten die Songs stehen. Und wir hatten vorher keine fertigen Lieder. Ich finde, man hört gravierend, dass die Songs im kurzen Zeitraum entstanden sind, was ich auch wesentlich besser finde, weil die Songs so viel besser zusammenpassen. Man merkt, das ist eine bestimmte Zeit und es passt einfach alles. Das Ganze klingt, also find ich, abgerundeter wie die alten Sachen. Natürlich sind einige Songs dabei, die mal aus dem Rahmen schlagen, aber das find ich eigentlich auch ganz interessant, als wenn alles so eins klingt wie’s andere. Das hatten wir aber vorher auch schon mal. Ich find’s so wie es ist eigentlich recht gut.
F-R:
Wie ich im Vorfeld erfahren durfte gibt es einen Song auf „Beautiful Violence“,mit dem du, Ralf, so deine Probleme bei dem Text hattest. Erzähl darüber doch bitte mal genau was.
Ralf:
(lacht) Ja, also „Beautiful Violence”. Wer den Text mal durchgelesen hat, der wird verstehen, dass ich am Anfang gar nicht so davon überzeugt war, das in der Ich-Form zu singen, denn es sind ziemlich perverse Sachen, auf die diese Person da steht und man bezieht das ja dann immer auch so ein bisschen auf den Sänger. Und wenn ich dann sing, ich mag fahle Haut oder ich mag kalte Körper … naja, also, das ist nicht ganz meins gewesen. Und ja, deswegen hatte ich da so ein bisschen Probleme.
F-R:
Du singst das aber nach wie vor in der Ich-Form?
Ralf:
Ja, ich hatte keine Wahl (alles lacht).
F-R:
Das wirft die Frage auf, was sich in euren Texten sonst noch so abspielt. Gibt es da festgelegte Themenbereiche, die ihr in euren Lyrics verarbeitet?
Beli:
Festgelegte Themenbereiche an sich gibt es dort nicht, nein. Also das sind sehr unterschiedliche Texte, zum Teil kritische, zeitkritische Texte. Dann einfach an den Haaren herbeigezogene Texte wie halt eben „Beautiful Violence“. Wo dann einfach mal Grenzen ausgetestet werden, mal neue Anschauungen, die so ein bisschen mit reinkommen. Also, wir können eher sagen, was wir NICHT in den Texten haben wollen: Diese typischen Metal-Klischees wie Drachen, Schwerter, Warriors … das ist das, was auf keinen Fall reinkommt.
FR:
Welchen Song sollte sich der Musikfan, der sich für ODIUM interessiert, auf„Beautiful Violence“ anhören, um sein Interesse für das Album zu gewinnen, und warum?
Rochus:
„Abyss“ und „Losing Control“ würd ich empfehlen, die zwei Songs. „Abyss“,weil’s ein typischer 80er Stampf-Metal-Song ist, der geradeaus geht, der leichten Rhythmus hat und nicht so arg kompliziert ist. Der Refrain geht sehr schnell ins Ohr, und er groovt. Und bei „Losing Control“ ist halt der typische Thrash-Riff im Vordergrund, der auch eigentlich sehr eingängig ist, ohne allzu sehr schräges Gefrickel und der Refrain ist auch sehr eingängig. Also, ich denk, das ist schon die Richtung, die wir hauptsächlich einschlagen und die zwei Songs, die stechen schon etwas heraus.
Ralf:
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Beli:
Ich könnte nur sagen, welches Lied man sich nicht anhören sollte, um genau zu sein (lacht). Da werden aber auch alle hinterstehen. Also, man kann sich alles anhören, es sind alles große Lieder, nur die Ballade (Anm.: „No Regrets“) ist halt nicht ganz so ODIUM-mäßig, und man hätte sie auch weglassen können.
Ralf:
Nein, find ich gar nicht!
F-R:
Wie ihr kürzlich bekannt gegeben habt, werden alle Shows ab dem 20.10.12 aus gesundheitlichen Gründen gecancelt. Darf man erfahren, was der Grund hierfür ist?
Ralf:
Ja, also ich hab ne kleine OP am Herzen vor mir und die werden wir dann erstmal hinter uns bringen. Dann bin ich ein bisschen in Reha. Und der Arzt hat gesagt, ich darf drei Monate nicht auf die Bühne, weil ich mich sonst zu sehr anstrenge. Das ist der Grund.
F-R:
Ihr veranstaltet das ROCK IN SCHROTH-Festival, das in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen gefeiert hat und von Jahr zu Jahr größer wird. Wohin geht die Reisen in Sachen Größenordnung, und wie seht ihr dazu die beabsichtigte GEMA-Erhöhung?
Rochus:
Die Größe des Festivals, sagen wir mal, so wie das dies Jahr gelaufen ist oder auch vielleicht noch etwas größer. Ich sag mal den Rahmen bis zu 1000 Leuten sollte es nicht überschreiten, wollen wir auch gar nicht. Wie das mit ROCK IN SCHROTH in Zukunft weiter geht, haben wir uns eigentlich auch noch keine Gedanken gemacht, dass wir jetzt irgendwas Genaues wüssten, wer spielt wann und wo.
Die GEMA-Geschichte ist natürlich ne Sache, die der Veranstalter vom Malteser-Hilfsdienst übernimmt. Naja, natürlich ist das immer jedes Jahr eine schwierige Sache mit der GEMA, da aber ein gemeinnütziger Verein dahinter steht hält sich das auch da im Rahmen. Es ist auf jeden Fall machbar ROCK IN SCHROTH weiterzuführen, auch wenn die Gebühren steigen und wird sich nicht auf irgendwelche Preise auswirken.
F-R:
Diese Frage bekommen alle meine Interviewpartner gestellt. Könnt ihr mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?
Rochus:
Man muss sich vorstellen, dass ja ODIUM schon seit 20 Jahren existieren, hauptsächlich mit irgendwelchen Kumpels von mir früher, die einfach: och, komm her, dir ist eh langweilig, fang mal an Bass zu spielen und so, die ihr Instrument nie richtig beherrscht haben, aber halt bei ODIUM gespielt haben. Und man muss sich vorstellen: Man macht Soundcheck und der Mischer sagt „hier Basser, gib mir mal ein E“ und der Bassist fragt mich „Was ist denn ein E?“ (alles lacht) und ich sag: „Ach, mach dir keinen Kopf, erste Seite, erster Bund“ Ist ein F und kein E, ist ja egal und der spielt und spielt also sein F da runter, und der Mischer sagt „ich will ein E“ und dann schreit der: „Wenn der sagt, das ist ein E, dann ist das ein E!!“ (alles lacht).
Oder wir hatten mal immer so lustige Typen dabei, die sich um alles gekümmert haben, wenn ein Schlagzeug aufgebaut worden ist. Und das Fell vom Schlagzeug Bassdrum ist vorne gerissen gewesen. Da haben wir gesagt „Kleb das doch mal bitte ab“. Das war aber ein Double-Bass. Und dann hat er das schön feinsäuberlich, wie der Riss war, abgeklebt, aber nicht nur auf der einen Seite, sondern auf der andern auch.
F-R:
So, dann jetzt eure abschließenden Worte an unsere Leser und eure Fans.
Rochus:
Vielen Dank an euch alle für die jahrelange Unterstützung, und ich hoffe, dass unsere neue Platte „Beautiful Violence“ euch auch gefallen wird. Hört sie euch an und supportet uns weiter!
Ralf:
Ja, dem kann ich mich nur anschließen (alles lacht). Nein, natürlich: Auch ich danke euch für eure jahrelange Treue – ich bin ja auch schon ein paar Jahre dabei mittlerweile – und kann auch nur sagen: Kommt auf die Konzerte, gebt uns Feedback, besucht uns im Internet. Wir sind da.
Beli:
Auch von mir vielen Dank an die Leute, die uns unterstützen, die regelmäßig zu den Konzerten kommen und unsere Infos lesen, die für uns da sind; auch an die Familien, an das Label auch noch mal ein großes Dankeschön für die Unterstützung. Und Dank auch noch mal an den Ralf dafür, dass er sich so dermaßen den Arsch für ODIUM aufreißt, und hoffentlich geht das weiter so und die Leute bleiben uns treu.
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft und den heutigen Abend!
Mike von FFM-Rock Foto by Astrid Reich