EUROPE - Kronberg, Schlosshotel
Interview vom 28.05.12
im Rahmen des Radio BOB! Exklusiv-Konzerts im Schlosshotel Kronberg
Interviewpartner: Joey Tempest & John Norum
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Anlässlich der aktuell durchgeführten Promotion Tour zum Release des neuen Albums Bag of Bones, die von Radio Bob präsentiert wurde, wurde uns ein persönliches Interview mit der Band angeboten, was ich mir natürlich nicht nehmen ließ. So fand ich mich nachmittags im edlen Ambiente des Schlosshotels Kronberg ein, um John und Joey ein paar Fragen zu stellen. Nach einer kurzen, verkehrstechnisch bedingten, Verspätung trafen die beiden gut gelaunt in der Bar des Hotels ein. Die Gelassenheit und Freundlichkeit der beiden machte es mir sehr leicht und ließ die 15 Minuten wie im Flug vergehen.
FFM-Rock:
Hallo und vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein kurzes Interview nehmt.
Hallo und vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein kurzes Interview nehmt.
Joey:
Hey, danke für Deinen Besuch, wir treffen uns gerne mit Leuten, die uns helfen unsere Botschaft in der Welt zu verbreiten.......in der Europe Welt............
FFM-Rock:
O.K..............Ihr seid nun fast 30 Jahre erfolgreich im Geschäft.............
Joey:
…...wir sind sozusagen damit aufgewachsen.......
FFM-Rock:
….....mich hat das neue Album sehr überrascht, da es den klassischen Sound hat, der in den 70ern und Anfang der 80er Jahre aktuell war. Könnt Ihr mir Gründe dafür nennen, weshalb ihr gerade jetzt ein Old School Album produziert habt?
Joey:
Es passierte einfach. Wir waren lange auf Tour und wenn Du viel tourst, kommst Du an einen Punkt, an dem wahrscheinlich die Bands in den 70ern auch irgendwann angelangt waren, Du gehst ins Studio, Du gibst Dein Bestes und Du nimmst diese tiefen Eindrücke, das was Rock,n,roll bedeutet, all das, was Du während dieser langen Tourphase aufnimmst, mit. Das ist ein Gefühl, das Du Dir erwirbst. Es war das erste Mal, dass Europe ein Album dieser Art produziert haben, es hat uns eine neue Dimension eröffnet. Dieser warme 70er Sound.........er passierte wirklich einfach so.
FFM-Rock:
…....also war das in keinster Weise geplant?
Joey:
Nicht wirklich.....der erste Song, der für das neue Album geschrieben wurde, war „Doghouse“ und der gab die Richtung schon irgendwie vor, ein blues- und soulorientiertes Album zu machen, um den Leuten zu zeigen, dass wir etwas Außergewöhnliches zustande bringen können.
FFM-Rock:
Ist das ein Grund dafür, dass das Album nicht „typisch skandinavisch“ klingt? Es gab mal eine Zeit, in der alle Bands irgendwie nach Stratovarius klingen wollten..........
John ( mit gelangweiltem Unterton):
Stratovaaaarius
Joey:
Ja, ja......wir wollten ganz klar unseren eigenen Weg gehen und versuchen, etwas Neues zu machen, um eigentlich nur Spaß zu haben.
FFM-Rock:
Hatte das Einfluss auf die Auswahl Eures Produzenten Kevin Shirley?
John:
Ich weiß nicht genau, ich mag einfach seinen Sound, er ist ein großartiger Soundmann. Er machte unter anderem den Sound für Black Country Communion und das machte mich auf ihn aufmerksam und veranlasste mich, das, was er bisher gemacht hatte, näher zu beachten. Joe Bonamassa hat, ich glaube, 10 Alben mit Shirley produziert und ich mag Bonamassas Sound sehr. Er ist sehr natürlich und warm. Er hat mit High Tech nicht wirklich viel am Hut.
FFM-Rock:
…...er konzentriert sich also mehr auf die Grundlagen?
John:
…...ganz genau.........old school style!
Joey:
….....er hat vor allem dafür gesorgt, dass wir uns wohl fühlen, wir hatten eine großartige Zeit mit ihm im Studio.
FFM-Rock:
War die Zusammenarbeit mit ihm auch der Auslöser dafür, dass Joe Bonamassa ein Solo auf BOB eingespielt hat?
Joey:
Ganz klar....Kevin kennt ihn sehr gut. Er rief ihn an: Willst Du beim neuen Europe Album mitspielen? Er nur: Yeaaaahhhhhhh!
John:
Er spielte auch schon mal als Gast bei einem Konzert von uns und ich habe umgekehrt auch schon als Gast auf einem seiner Konzerte gespielt, jeweils einen Song und außerdem sind wir auch noch Labelkollegen und kennen uns daher schon ein paar Jahre. Er ist ein großartiger Gitarrist.
Joey:
Er spielt brillant Slide-Guitar.
John:
Ich habe keine Ahnung wie er das macht.....er spielt Slide Guitar auf einer Akustikgitarre, das habe ich noch nie gemacht, zumindest nicht vor dem Album....heute schon hin und wieder.
FFM-Rock:
War das eine neue Herausforderung für Dich?
John:
Oh ja, ich war nie an Slide Guitar interessiert. Ich bin da kein großer Fan von. Ich benutze lieber meine Finger. Da ist Joe perfekt drin, deswegen war er für den Song die erste Wahl................Er musste zusammen mit 120 anderen Gitarristen bei uns vorspielen und er hat den Job bekommen.
(Allgemeines Gelächter)
FFM-Rock:
Wie kam die Zusammenarbeit mit Anton Fig zustande, der die Percussion-Parts eingespielt hat?
Joey:
Ja, wir haben das Album in einem Monat eingespielt und hatten noch ein wenig Zeit übrig. Wir erzählten Kevin, dass wir in dem einen oder anderen Song gerne Percussion hätten, darauf erzählte er uns, dass er diesen großartigen Typen kennen würde, das war Anton Fig und wir erinnerten uns, dass wir einmal in einer David Lettermann Show einen Typen hinter den Drums gesehen hatten, der eine Riesenshow hinlegte.........ein großartiger Schlagzeuger. Wir waren glücklich, dass er einen Teil zum Album beigetragen hat. Er spielte bei einer Menge Bonamassa Songs mit, mit einem enormen Feeling, so war das eine gute Sache.
FFM-Rock:
Wie liefen die Aufnahmen ab? Ich habe so den Eindruck, dass das Album unheimlich Live-Atmosphäre besitzt, anders als so viele andere Studioalben.
John:
Es ist live.........wir waren alle im gleichen Raum, mit Kopfhörern ausgestattet, so wie das wirklich in den 60ern und 70ern praktiziert wurde. Problem war nur, dass meiner einen technischen defekt hatte. Die Kopfhörer waren jeweils mit einem Regler ausgestattet, mit dem Du die Lautstärke einstellen konntest. Irgendwie war da Strom drauf, so dass ich jedes mal eine gewischt bekam.....
Joey:
….....das hat Dich aufgeweckt, Du hast danach viel besser gespielt....
FFM-Rock:
War doch gut für´n Blutdruck, oder?
John:
Jaja....
Joey:
…...das hat ihn im Hirn gekniffen..........
John:
…..eigentlich sind die Dinger aus Kunststoff, da ist es auch kein Problem.......Du solltest nur nicht das Metall an der Außenseite berühren, aber manchmal vergisst man das und bzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz...............
Joey:
…....so kam das Solo für Riches To Rags zustande......
John:
…..es hat Feuer in mein Spiel gebracht, das kannst Du auf den Album hören........
(Gelächter!!!!)
Joey:
3 oder 4 Solos sind direkt von den Liveeinspielungen übernommen worden. Wir haben generell 3 oder 4 Aufnahmen von jedem Song gemacht und jeden Take danach ausdiskutiert. Es gab nur ein paar wenige Overdubs und danach war der nächste Song dran.
John:
….natürlich kam es auch vor, dass vom einen Take die erste Hälfte besser war und vom 2. Take die andere. Die haben wir dann schon zusammengefügt, um das beste Ergebnis zu bekommen. Das geht ja heutzutage recht gut......wenn ich da an den armen Bob Rock denke, der noch mit der Schere beim schwarzen Album von Metallica die Drumtakes von Enter Sandman zusammenschneiden musste..............
FFM-Rock:
War es für Euch nicht ein großes Risiko, Euren Stil derart drastisch zu verändern?
Joey:
BOB war der krasseste Wechsel. Wir haben praktisch neu angefangen. Wir haben es immer gemocht, die Leute zu überraschen. Wir wollten immer unser Ding machen und haben uns nichts draus gemacht, was Andere davon hielten. Start From The Dark z. B......manche mochten es, andere nicht, es war für uns sprichwörtlich die Plattform „to start from the dark“. Last Look At Eden brachte uns eine Menge junge Fans durch die starken Touraktivitäten. Mit BOB denken wir, dass wir eine Menge Klassik-Rock Fans gewinnen können. Nun können wir eine Menge Leute zusammenbringen, es ist wie eine Reise, wo Du an unterschiedlichen Stationen unterschiedliche Leute mitnimmst.
FFM-Rock:
…....kann man sagen, dass Ihr möglicherweise ein paar alte Fans verloren, aber dafür viele neue gewonnen habt?
Joey:
Vielleicht. Vielleicht sind sie auch im ersten Moment etwas verunsichert, aber wenn sie etwas mehr von den neuen Songs gehört haben, finden sie es vielleicht gar nicht so schlecht..........wir müssen abwarten.
John:
Das hat sich schon bei „Start From The Dark“ gezeigt, dass viele der alten Fans das Album nicht mochten, aber wir meinen, dass wir vorwärts kommen müssen und auch nach vorne schauen müssen.
Joey:
Wir wollen mit Allem vorwärts kommen, Produktion, Texte, Songwriting.....alles. Wir möchten vor allem tiefgründiger werden, gerade in den Texten. In den Liveshows können wir den Leuten das geben, was sie hören wollen, auch die alten Sachen, das ist völlig in Ordnung.
John:
…......dann spielen auch wir alle „Hits“............
FFM-Rock:
Vor ein paar Jahren habt Ihr ein Live-Album auf den Markt gebracht „Live Look At Eden“.
Joey:
Oh ja, das war 2010, es war, glaube ich, wahrscheinlich unser 1. richtiges Live-Album, nachdem wir sehr viel getourt hatten. Wir haben es geliebt , die Last Look At Eden Songs live zu spielen..............
FFM-Rock:
….........während „Rock The Night“ habt Ihr einen kurzen Part von „Heaven And Hell“ gespielt..........
Joey:
Oh ja, das haben wir für Ronnie gespielt........
FFM-Rock:
…..........könnt Ihr mir etwas über Euren persönlichen Bezug zu Ronnie James Dio erzählen?
Joey:
Ich habe Ronnie ein paarmal getroffen, John kannte ihn viel besser als ich. Ich kann mich an ihn als sehr freundlichen und bodenständigen Menschen erinnern, der auch sehr nett zu seinen Fans war. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass er unter einem Regenschirm im strömenden Regen jede Menge Autogramme geschrieben hat......
John:
…......ja, ja, er war großartig, ein sehr bescheidener Mensch, er hatte mich einmal gefragt, ob ich mit ihm Aufnahmen machen würde, gerade ein paar Monate bevor er starb. Er sagte, er hätte gerade einen Song geschrieben, der gut zu meinem Stil gepasst hätte. Wir waren gerade dabei, uns über ein mögliches Studio und einen Produzenten, der in Frage kommen könnte, zu beraten und wenige Monate später war er einfach nicht mehr da...........ich lebte 10 Jahre in Los Angeles und traf ihn auch sehr oft. Er war auch ein großer Fan von uns......wir trafen ihn zum ersten Mal in Japan während der Final Countdown Tour 1986. Ich erinnere mich noch.......es war sein Geburtstag..........
Joey:
….....er hatte diese tolle Band mit Jimmy Bain und Graig Goldy zu dieser Zeit.........
John:
…....er war einer der größten Sänger aller Zeiten.........
FFM-Rock:
…....das kann ich nur bestätigen. Ich selbst hatte mit Ronnie tolle Erlebnisse und durfte auch vor einigen Jahren ein Interview mit ihm machen. Er war ein Superstar ohne das Verhalten eines Superstars raushängen zu lassen. Ich vermisse ihn sehr.
Joey:
…..bodenständig, wie schon gesagt, das ist eine gute Sache......
FFM-Rock:
…..O.K, ich glaube unsere Interview-Zeit ist abgelaufen.........gibt es noch etwas, das Ihr Euren Fans mitteilen möchtet?
John:
wir hoffen, bald nach Deutschland kommen zu können, zu touren und all die deutschen Fans zu treffen. Es sind bereits einige Shows gebucht, Joey, im November?
Joey:
Ja im November und einige Festivals im Sommer.........
FFM-Rock:
…..unter anderem das Rock Of Ages....
Joey:
Ja, genau, das ist wirklich gut. Im Augenblick sind wir dabei, eine neue Beziehung zu Deutschland aufzubauen, das ist ein gutes Gefühl. Es braucht natürlich Zeit, die Leute, mit denen wir hier zusammen arbeiten, machen einen großartigen Job, so dass ich ein gutes Gefühl habe, die Leute hier zu erreichen und auch eine Zukunft hier zu haben. Wir freuen uns sehr darauf. Wir sind gerade dabei Dinge wie Rock am Ring oder Rockpalast zu beobachten.........
John:
….......das sind sehr wichtige Plattformen, gerade für die Kids.......die zeigen das die ganze Zeit schon in Schweden......
Joey:
….......oh ja, wir haben gesagt, wir müssen hier touren, Gary Moore hat das immer getan, Michael Schenker auch.......jetzt sind wir auch hier, diese Beziehung mit den großartigen Fans hier neu aufzubauen.
FFM-Rock:
Ich glaube die Chancen könnten nicht besser sein für Euch, da die Resonanzen auf Euer neues Album durchweg großartig ausfallen. Alle, mit denen ich mich bisher unterhalten habe, lieben das neue Album.
John:
wir hatten schon immer das Gefühl einen besonderen Bezug zu Deutschland zu haben. Ich meine, mein Lieblingsgitarrist kommt aus Deutschland, Michael Schenker, den ich als mein größtes Vorbild bezeichne, die Scorpions, die uns schon seit unserer Jugend begleiten.........
Joey:
…....wir sahen sie vor sehr langer Zeit.....Def Leppard waren Support auf dieser Tour. Ich sah sie in Stockholm, es war unglaublich.....großartige Band.......
John:
….......mit Rudi haben wir etwas Zeit verbracht und Party gemacht......
Joey:
…....musste er nicht die Rechnung bezahlen? Sorry Rudi, wir zahlen´s irgendwann zurück, versprochen............wir haben ihn damals einfach mit der Rechnung sitzen lassen.....
John:
Hoffentlich war´s nicht so teuer...........
FFM-Rock:
O.K. Leute, nochmals herzlichen Dank für alles. Alles Gute für Euch und wir sehen uns später noch beim Auftritt.
Dieser Auftritt, der im Rahmen der Promotion Tour im grünen Saal des Schlosshotels stattfand, und zu dem nur etwa 150 Fans Zutritt hatten, die bei der Verlosung von Radio Bob ein Ticket gewonnen hatten, darf als legendär gewertet werden. Das Ambiente war für diesen Anlass perfekt ausgewählt. Der Sound war sensationell und die Songs perfekt für den Akustik Set arrangiert worden. Bei diesem Auftritt konnten die beiden ihr großes Können zeigen, denn es ist ja allgemein bekannt, dass Auftritte dieser Art jeden noch so kleinen Fehler aufdecken. Dass dies nicht der Fall war beweist, welch enormes Potential in der Band steckt. Wir werden Euch über die noch anstehende Übertragung des Konzertes bei Radio Bob rechtzeitig informieren.
Joey Tempest John Norum
Fotos © 2012 Stefan Hoidn
Weitere Fotos vom Konzert findet Ihr >HIER<