MAROON
Phoner vom 15.03.06
Interviewpartner: André (voc.)
Homepage:
www.maroonhate.com
FFM-Rock:
Hi André! Nicht mehr lange und euer neuestes Album "When Words Collide" kommt in die Läden. Was ich bisher lesen konnte, so verliefen die CD-Kritiken ja ganz ordentlich. Was erwartest du selbst für euer neues Album und wie schätzt du es im Vergleich zum Vorgänger ein?
André:
Also, was ich erwarte, ist natürlich nur das Höchste, wie immer. Wir stellen verdammt hohe Anforderungen an die Band selbst, an unsere Plattenfirma, die Ergebnisse und alles, was sonst noch drumherum passiert; und somit auch an unser neues Produkt. Es stecken zwei Jahre harte Arbeit, Blut und Tränen darin und wir hoffen, dass die Leute das anerkennen, dass sie hören, wieviel Mühe wir uns gegeben haben und, dass wir auf Detailverliebtheit und Abwechslung sehr viel Wert gelegt haben. Im Vergleich zu “Endorsed By Hate“ liegt hier, wie es ja auch in den meisten Kritiken steht, wirklich fast schon ein Quantensprung vor. Wir und die Leute um uns herum sind super zufrieden und wir finden, wenn man ne persönliche und musikalische Weiterentwicklung hören kann, dann kann man das auch sein. Wir sind das zu 100 Prozent und das ist der nächste Schritt, den wir gehen konnten; mal schauen, was als nächstes kommt.
FFM-Rock:
Ich finde auch, dass eine deutliche Weiterentwicklung zu hören ist...
André:
Ja, das wollten wir auch. Wie gesagt, mehr Detailverliebtheit – wir haben uns nicht so schnell zufrieden gegeben mit einzelnen Parts – wir haben Melodien überdacht und verfeinert, haben diesmal auch sehr viel Wert auf Keyboardlinien gelegt, die zwar teilweise nur im Hintergrund gehalten sind, uns aber sehr beim Schreiben der Songs geholfen haben. Wir hatten jetzt keinen Schlachtplan oder so etwas, sondern haben uns gesagt, wir legen Wert auf Details, auf Qualität und auf Abwechslung, so wie wir das als Fans bei den Platten anderer Bands auch gerne hätten.
FFM-Rock:
Hatte das viel mit dem Gitarristenwechsel nach dem letzten Album zu tun oder hätte sich das vermutlich so oder so in diese Richtung entwickelt?
André:
Also, es hätte sich wahrscheinlich schon ein bisschen in die Richtung entwickelt, aber man muss schon sagen, dass der neue Gitarrist einen Riesenteil ausmacht. Er kommt aus der traditionellen Metalschiene und ist wirklich so, wie er auch auf der Bühne ausschaut. Der hört halt auch viel Metallica, Iron Maiden, Helloween, Saxon, Motörhead und so ein Zeug eben. Er ist ein guter Gitarrist, ein großer Kirk Hammett Verehrer und hört auch solche Sologitarristen, wie Steve Vai und macht sich dementsprechend viel Gedanken über sein Gitarrenspiel. Damit hat er unseren anderen, unseren alten Sebastian ein bisschen infiziert und diese Mischung - hinzu kommt, dass wir alle etwas älter geworden sind und uns weiterentwickelt haben - bringts dann, was das Schreiben von Melodien angeht. Das Gute war, dass wir alle beim Songwriting beteiligt waren. Selbst ich, der ich am Anfang eigentlich überhaupt nichts zu tun hab, war von Vornherein dabei und hab mitentschieden, mitgemacht und mitgehört. Das ist jetzt eine 100%ige 5-Mann-Platte. Es ist nicht so, dass einer mit nem kompletten Song ankommt, sondern wir hatten eine Melodie oder einen Riff oder einen Schlagzeugtakt oder was auch immer für eine Idee und da haben wir dann zusammen in guter Laune dran gebastelt.
FFM-Rock:
Ihr habt ja nun schon zum zweiten Mal in Dänemark aufgenommen, nur diesmal nicht bei Tue Madsen, sondern bei Jacob Hansen. War die Arbeitsweise der beiden sehr unterschiedlich oder gab es Ähnlichkeiten?
André:
Gerade die Arbeitsweise war fast identisch. Hansen hat zwar ein etwas größeres Studio und ein bisschen mehr Möglichkeiten, aber diesmal hatten wir bedeutend mehr Zeit. Die letzte Platte bei Madsen hatten wir in, ich glaube, elf Tagen aufgenommen, gemixt und gemastert. Diesmal hatten wir allein fürs Aufnehmen drei Wochen Zeit. Das war wirklich super. Wir konnten da wirklich nächtelang im Studio arbeiten, was den Unterschied zu Tue ausmacht. Da ist irgendwann Schluss, man geht in die Musikerwohnung, die man dort hat und dann ist es erstmal ruhig. Du kannst zwar über die Musik nachdenken, mehr aber nicht. Und bei Jacob Hansen hat man noch die Möglichkeit, in so einem kleinen Studio am Rande ein bisschen zu probieren, hier noch ein paar Gitarren und dort noch ein Loop reinzubasteln. Das war ein wirklich luxuriöses Arbeiten und da macht sich dann der Deal mit Century Media wirklich bemerkbar. Wir hatten ein Traum-Budget und alle Möglichkeiten, die man sich vorstellen kann. Dann muss man noch sagen, die Dänen feiern gut, sie arbeiten gut und sind sehr musikalisch, alle beide (Hansen und Madsen – Red.) – Das war eine Prämisse, die wir unbedingt haben wollten, einen von denen beiden. Wenn man die musikalischen Unterschiede bei beiden ein bisschen abwägt, sieht man, dass Hansen mehr der filigranere, der Metaltyp ist, der Acht auf klare Gitarrenlinien und ein sehr sauber produziertes Schlagzeug gibt und Tue dagegen eher einer, der wuchtig in die Klappe knallt, dass es nur so scheppert, siehe Born From Pain oder unsere “Endorsed By Hate“. Das sind halt in sich und von der Produktion her sehr brutale und massive Platten und Hansen ist halt eher der differenzierte, filigranere Typ.
FFM-Rock:
Womit beschäftigt ihr euch thematisch auf der neuen Platte und worauf kommts euch bei den Inhalten an? Schreibst du die Texte?
André:
Ja, es hat sich irgendwann so eingebürgert, dass mein Bruder und ich die Texte schreiben und jeweils etwa die Hälfte beisteuern. Es ist wieder so ein Konzeptdingen und handelt davon, wenn Welten kollidieren, in welchen Bereichen auch immer das nun sei. Das beginnt im großen Bereich, wenn man nun sagt, dass Kulturen und Menschen jeden Tag miteinander kollidieren, Menschen kollidieren mit Menschen in Ansichten, die zu Streit und Krieg führen und dann zieht sich das in jedem Text weiter, hin zu persönlichen Sachen, die kollidieren, Liebe und Hass, Freude und Trauer. Es liegt alles so eng beieinander und jede Sekunde kollidert irgendwo irgendetwas. Und dieser Titel ist auf jeden persönlich übertragbar, auf sein Leben, seine Tragödien, seine guten und schlechten Seiten. Man kann ihn auf alle Sparten des Lebens übertragen. Ob man nun den Fernseher anmacht und sich den Dreck dort anschaut oder Zeitung liest. Wichtig ist auch, dass viele Texte wieder von Animal-Liberation handeln, von Aufklärung, sag ich mal und hier natürlich auch der kleine Wink mit dem Zaunpfahl bezüglich der Veganergeschichte, die uns immer sehr wichtig ist. Viele mythologische Themen habe ich diesmal wieder verarbeitet, auch apokalyptische, die sich ja bereits seit unserer ersten Platte über alle Platten durchziehen. So sieht es also thematisch aus, außer bei ein, zwei Songs, wo es in einem Fall um Krieg geht, was wir bisher noch nicht so intensiv behandelt haben und einem anderen, der mal von etwas ganz anderem handelt, nämlich von einem ganz alten Ritual, so nenn ich es mal, über das ich ein Buch gelesen habe, in dem es um Dunkelheit und so ein bisschen was Böses, Metallisches geht. Ich finde, es ist textlich, lyrisch, wie auch musikalisch eine wirklich sehr ausgereifte, aber nichtsdestotrotz auch eine sehr böse, kontroverse Platte.
FFM-Rock:
Wie kamt ihr zur Idee der Covergestaltung und was symbolisieren die Elemente darauf?
André:
Darauf werden wir recht oft angesprochen. Es ist von der indischen, vedischen Kultur inspiriert. Menschenkörper, Elefantenkopf gibt es ja bei Vishnu, der Krishna-Bewegung und solchen Sachen. Die Idee dahinter ist ein Chaos, oder wie hier, eine totale Schneewüste, welche Einsamkeit symbolisiert. Jeder kann sich vorstellen, da mittendrin zu stehen, wie diese Figur auf dem Cover. Hier wollten wir nicht nur einen Menschen nehmen, da bei uns die Verbindung und die Gleichheit von Mensch und Tier sehr wichtig sind, sondern wollten eine Mischung aus beiden haben und von daher ist dieser kämpfende Typ mit dem Elefantenkopf schon eine sehr gute Idee von Paul Romano gewesen, der das Cover gestaltet hat. Im Hintergrund kollidieren die Welten. Das Blut dieses Typen läuft über den Schnee. Er ist zwar verletzt, steht aber dennoch mit geballten Fäusten da und ist stark. Trotz aller Widrigkeiten um ihn herum ist er derjenige der stehen bleiben muss, für sich, für seine Familie, für seine Freunde etc. Als Romano uns das Cover geschickt hat, waren wir eigentlich sofort zufrieden. Hier und da noch ein paar kleine Änderungen, bei Dingen die uns nicht so ganz gefallen haben. Aber er hat an Hand der Texte und etlicher Telefonate mit mir das, was nun dabei herausgekommen ist, entwickelt.
FFM-Rock:
Wie geht ihr beim Songwriting zur Sache? Arbeitet ihr viel am PC und schickt euch Ideen zu, wie das ja heutzutage recht üblich geworden ist, oder trefft ihr euch wirklich noch im Proberaum und jammt, bis ihr zu einem guten Ergebnis kommt?
André:
Wir haben noch nie nen Song am PC geschrieben. Wir haben noch nicht mal den Gedanken daran, dass einer zu Hause rumsitzt und sagt: „Ich schick euch mal ein File“ und so ein Zeug. Bei uns läuft's wirklich so richtig alte Schule. Wir treffen uns regelmäßig zum Proben, essen, trinken zusammen und dann ist's, wie ich gesagt habe. Einer kommt mit nem Riff, ein anderer hat hier eine Idee, unserer Gitarrist kommt sogar öfters mit so einem einfachen Diktiergerät an, das er sich zu Hause zum Aufnehmen vor die Box hält, um sich seine Ideen zu merken oder sie uns vorzuspielen. Manchmal jammen wir auch nur. Da gibt es schon mal Proben, an denen beispielsweise nur der Gitarrist und der Schlagzeuger was zusammen machen wollen. Die probieren dann zwei Stunden rum und es kommt hier und da immer wieder etwas Sinnvolles bei raus. Aber Files schicken und die Sachen schon im Vornherein ausarbeiten, das haben wir noch nie gemacht. Und, ich glaube, das hört man auch. Das sind wir. Bei uns muss Musik fühlbar und greifbar sein. Anstatt sich zu Hause mit Soundfiles rumzulangweilen, treffen wir uns lieber im Proberaum um die Ecke. Das ist nun mal unsere Arbeit, auch, wenn man manchmal keine Lust hat, nehmen wir das ernst.
FFM-Rock:
Wer sind deine persönlichen musikalischen Vorbilder. Von wem würdest du behaupten, dass er dich zur Musik gebracht hat?
André:
Das ist immer recht schwer, da ich ganz andere Musik höre als ich selber mache. Ich höre schon immer mal die eine oder andere gute Metalplatte, auch die ein oder andere Hardcoreplatte noch, wie alte Earth Crisis – da kommt man nicht einfach von weg – ...Metallica zum Beispiel höre ich wirklich regelmäßig, aber eigentlich komme ich aus der schwarzen Ecke, aus der Gothicszene und verbringe auch 60% des Tages mit solcher Musik. Mittlerweile bin ich ja schon 32 und hab vor über 20 Jahren angefangen, Musik zu hören und von daher stecken in mir auch 20 Jahre Depeche Mode, The Cure, Joy Division und Bands in dieser Richtung. Ich höre sehr gestreut Musik, von Pop über Metal - außer Hip Hop und so Discozeugs höre ich eigentlich fast alles, das mir qualitativ gefällt. Das fängt bei Synthie-Pop der 80er an, über Gothic und Wave hin zu EBM und Industrial oder auch Neofolk und Blackmetalsachen. Aber unsere Vorbilder als Band, auf die wir irgendwo in der Mitte trafen und mit denen wir uns identifizieren konnten –die anderen waren ja immer schon die Metaller oder kamen aus der Hardcoreecke- liegen im Bereich Earth Crisis, Mourning Again, Day Of Suffering, Sepultura und Slayer. Einerseits wollten wir den Erfolg dieser großen Metalbands; wir waren ja selbst Fans und dachten uns: „Wie Sepultura, so müssten wir mal werden.“ Mit Postern in der RockHard und solchen Sachen. Und dazu kam dann die politische und lyrische Seite, die etwas zu sagen hatte, siehe Earth Crisis oder Napalm Death.
FFM-Rock:
Ihr habt euch quasi aus allem die besten Eigenschaften raus gegriffen und zu eurem eigenen Ding verschmolzen...
André:
Ja. Wir konnten von daher nie sagen, dass wir eine Metalband oder aber eine Hardcoreband sind und wehren uns schon lange gegen irgendwelche Kategorisierungen. Viele sagen zur Zeit zwar es sein ein doofes Wort, aber ich finde, „Metalcore“ passt schon gut, um uns zu beschreiben. Wir sind eine Metalband mit Hardcorelifestyle, wegen unserer Veganer- und Straightedgegeschichte, musikalisch auch fast schon eine reine Metalband mit ein paar Moshparts. Ich würde das auch gar nicht so trennen, denn für mich gehört aggressive Musik einfach zusammen, jenseits von Kategorien.
FFM-Rock:
Na, und düster seid ihr ja auch noch. Also, wenn man es drauf anlegen würde, könnte man die Gothiceinflüsse vielleicht sogar auch noch ein wenig erahnen...
André:
Genau, das Lyrische und so was. Diese Einflüsse verpacke ich dann vielleicht eher in den Texten. Hier kann man auch das Mystische und Mythologische erwähnen oder aber den ein oder anderen Keyboardlauf. Als wir die Keyboardparts im Studio geschrieben haben, kam ich schon mal an und hab gesagt, dass ich viel solche Musik höre und dass man ja mal in der oder der Richtung etwas probieren könnte. Dies alles zusammen ergibt das, was wir nunmal sind, die Vielfalt der Bandmitglieder als Summe.
FFM-Rock:
Gibt es eine Band, mit der du mal so richtig gerne auf Tour gehen würdest?
André:
Was wirklich supererstaunlich ist, ist, dass wir mit den ganzen Großen, die wir immer bewundert haben, schon auf Tour sein durften – Sepultura, Obituary...Wir haben Festivals gespielt, auf denen wir in einem Backstageabschnitt mit Iron Maiden und Slayer waren...Wir haben sie persönlich alle hinter der Bühne getroffen, man hat sich unterhalten als Musiker...Das sind alles Dinge, die ich heute zum Teil noch nicht begreifen kann. Da bin ich dann halt eher Fan als Musiker. Und, da steh ich halt auch mal zwei Stunden an, um ein Autogramm von Iron Maiden zu bekommen. Das juckt mich dann auch nicht. Aber natürlich gibt es da noch welche der ganz Großen...also mit Metallica möchte ich unbedingt mal zusammen spielen. Worüber wir uns auch einig sind, da wir Fans davon in der Band haben, ist, dass wir gerne mal mit Rammstein spielen würden. Ich könnte jetzt natürlich auch sagen, dass ich persönlich gerne mit Depeche Mode auf Tour gehen würde, aber die Bands, die im Großen und Ganzen passen, sind doch eher im Bereich Metallica und Rammstein. Was natürlich auch genial wäre, ist, wenn wir mal eine komplette US-Tour mit Slipknot oder Slayer machen könnten. Das wäre intellektuell vielleicht nicht so fruchtbar, aber für den Erfolg wäre das, denk ich, ganz gut.
FFM-Rock:
Wo wir gerade beim Thema Tour sind. Was steht bei euch denn dieses Jahr so auf dem Plan?
André:
Eigentlich ist die Planung soweit schon abgeschlossen. Wir werden auf jeden Fall zurück nach Japan gehen, wovon wir ja gerade erst zurückgekommen sind. Im Oktober werden wir nach Brasilien gehen, um die Platte dort zu supporten. In die USA müssen wir, glaube ich, zwei Monate. Century Media USA machen da derzeit so richtig Power. Die großen Märkte liegen auf Europa bezogen in England und dort drüben in den USA und Mexico. Im Mai fliegen wir für zwei Shows nach Moskau, was ich mir superinteressant vorstelle und worauf wir uns sehr freuen, weil es wirklich mal etwas komplett anderes ist. Der Kontinent, der uns noch fehlt, ist Australien und dort laufen im Moment gute Verhandlungen und ich denke, wenn das erfolgreich verläuft, sind wir im Winter möglicherweise auch dort.
FFM-Rock:
Das wird ne bunte Sache. Da drück ich euch die Daumen...
André:
Ja, überall und immer. Wer uns kennt, weiß, dass wir uns für nichts zu schade sind und dass Touren unser Ding ist. Also ran mit dem Zeug. Wir spielen auch bei deiner Oma auffem Geburtstag, wenn du es dir leisten kannst (lacht).
FFM-Rock:
Ich werd mal drüber nachdenken...
André:
Na, wenn deine Oma das überlebt, bitteschön! (allgemeines Lachen)
FFM-Rock:
So, jetzt kommt noch ne Frage, die wir beim Interview jedes Mal stellen. Kannst du dich an eine lustige oder merkwürdige Anekdote aus eurer Zeit auf Tour oder im Proberaum erinnern?
André:
Es ist eigentlich immer richtig lustig bei uns. Neulich wurde ich in nem Mailerinterview schon so etwas ähnliches gefragt. Retrospektiv kann man da leider nie so richtig sagen, was nun das Lustigste war. Als wir mit Downset auf Tour waren, hatten wir beispielsweise einen Day-Off in Wien, hatten einen schönen Tag und alles war super entspannt. Danach sind wir nach Stuttgart gefahren, das ja mehrere hundert Kilometer entfernt von dort ist. Und nach hundert, zweihundert Kilometern haben wir festgestellt, dass wir einen Techniker vergessen hatten, der angeblich gesagt hatte, dass er noch mal schnell aufs Klo geht und gleich zurück ist. Leider konnte sich keiner von uns daran erinnern, dass er das gesagt haben sollte. Lustigerweise habe ich eine Minute bevor wir losfuhren ein Gruppenfoto gemacht, auf dem er noch mit drauf steht. Danach sind wir alle in den Bus, er wohl aufs Klo und wir losgefahren. Der Typ war ohne alles, hatte nur ein T-Shirt und ne Hose angehabt und ist von Wien mit dem Zug nach Stuttgart gefahren. Wir aber sind den Weg zurück gefahren, haben ihn auf allen Bahnhöfen in Wien gesucht und haben inklusive Auskunft alles versucht. Da war er aber schon auf dem Weg nach Stuttgart, schwarz natürlich, da er ja kein Handy, kein Geld und gar nichts dabei hatte, wurde von der Bahnpolizei erwischt, aus dem Zug rausgeschmissen und nach einer Odyssee von 20 Stunden stand er dann trotzdem abends bei der Show, ohne alles und mit zwei Strafanzeigen am Hals. Als er in den Backstagebereich einmarschiert ist, gab es ein Jubeln, als ob der Bandchef käme...
FFM-Rock:
Jetzt sind wir leider schon am Ende angelangt. Wenn du magst, hast du nun aber noch die Möglichkeit, ein paar Worte an eure Fans zu richten und zu sagen, was dir auf dem Herzen liegt.
André:
Was mir natürlich sehr am Herzen liegt, ist unsere Platte und, dass man ihr eine Chance gibt, weil sie wirklich gut ist. Und, wenn ich das schon sage, wo ich eigentlich immer derjenige bin, der für seine eigene Sache nicht so heftig ins Kreuzfeuer springt, weil ich immer etwas vorsichtig bin und auch nicht so gerne meine eigenen Platten höre... Aber diese Platte höre ich sogar ziemlich oft und mag sie total. Also, gebt der Platte und gebt vor allem auch den Lyrics eine Chance! Ruhig ein bisschen Nachlesen. Wir sind keine Band, die einen Predigerstatus haben will, wir wollen auch keinen zu irgendwas bekehren. Wir wollen den Leuten nur ein bisschen aufzeigen, wie es draußen abgeht, was unsere Sichtweise von Dingen ist, von täglichen Erlebnissen. Und den ein oder anderen vielleicht doch zum Nachdenken über Ernährung und den Lebensstil, zum Umgang mit der Mutter Erde, mit allen Ressourcen, die wir noch, aber wohl leider nicht mehr lange haben, animieren. Zu solchen Dingen, die vielleicht, ich sag mal, nicht ganz so 'In' sind in der Metal- oder Hardcoreszene. Gerade in der Metalszene wollen einige Leute oft nur ihr Bierchen trinken und ihren Spaß haben, was man ja auch verstehen kann, was ich ja auch nicht rigoros ablehne. Im Gegenteil, man sollte ja Spaß und Nützliches immer verbinden. Wer uns kennt, weiß, dass wir von unseren Texten und der Musik her eine sehr ernste Band sind, aber im Leben auch unseren Spaß haben. Wir nehmen zwar die Sache, die wir machen sehr ernst, nehmen uns aber überhaupt nicht ernst. Das ist ganz wichtig, quasi unser Bandcredo... Schaut mal auf unsere Website, wenn ihr Zeit habt, kommt mal auf einer Show vorbei und quatscht uns auch ruhig mal an und sagt: „ Hier, das und das finde ich scheiße, das ist cool etc.“...Ich finde es immer wichtig, eine Rückkopplung vom Publikum zu bekommen. Wenn ihr nicht zu unseren Shows kommt und unsere CDs kauft, säßen wir ja nur in unserem Proberaum und es würde keinen Sinn machen. Deswegen muss die Kommunikation da sein und ist uns sehr wichtig. Ansonsten, geht mit offenen Augen durch s Leben, schaut, was ihr macht und was das möglicherweise für Folgen nach sich zieht...
Vielen Dank für das Interview und viel Glück für das neue Album!
Sebastian von FFM-Rock
Foto von www.centurymedia.de - Homepage übernommen