7. HAMMER OF DOOM FESTIVAL - Würzburg, Posthalle
Freitag und Samstag 09./10.11.12
EPIC-Day und DOOMS-Day
Homepage:
HAMMER OF DOOM FESTIVAL
Früher Nachmittag. Wir kommen gut in Würzburg an, parken unser Auto in der gebührenfreien Parkzone, checken in der Jugendherberge ein, trinken kurz etwas, beziehen flott die Betten und latschen danach gemütlich zum Hauptbahnhof, um uns mit weiteren Metalheads zu treffen. Wir liegen gut in der Zeit, müssen nicht eilen, finden schnell den Weg ins „Haus der 150 Biere“.
EPIC-DAY Freitag, 09.11.12
Bevor es mit dem Epic-Day losgeht, ist ein Besuch im „Papperla Pub - Haus der 150 Biere“ fällig. Dort eingekehrt, erwartet uns zunächst eine Überraschung. Wie der Name so treffend verspricht, gibt es hier Biere aus aller Welt, dunkle, helle, obergärige, untergärige, empfehlenswerte und weniger empfehlenswerte. Vor und in der Kneipe, die sich als wutzig cooler urig eingerichteter Laden mit echtem Wohlfühlfaktor herausstellt, kommt uns bereits metallisches Völkchen entgegen. In der Location sind noch nicht so viele Plätze von Lederjacken- und Kutte tragendem Volk besetzt. Wir pflanzen uns gemütliche Sessel und Couch-Sitzeckchen und machen es uns in aller Seelenruhe gemütlich. Aus den Lautsprechern dröhnt fetter Doom-Metal, jedoch klingt es laut und übersteuert, vier Leinwände sind in Betrieb. Meine drei Mitstreiter und -rinnen bestellen sich ein Dunkelbier (der Durst war sehr groß...) meine Wenigkeit beginnt den Epic-Day mit einem Glas Milch, die wie frisch aus dem Euter gepresst schmeckte, worüber auch die Bedienung nicht schlecht staunt, um bei der Folgerunde nocheinmal den weißen Saft zu bringen, diesmal ist die Verwunderung weg, stattdessen kommt hier der „Aha“-Effekt zum Tragen. Drei Bier und eine Milch, wobei die Bedienung mir freundlich zugrinsend mein zweites Glas Milch auf den Tisch stellt. „Drei Bier und die Milch für dich“ - Richtig! Dunkelbier und weiße Kuhbrühe in Zügen genossen, entwickelt sich eine längere Sitzung daraus, ehe um 18:30 die Epic-Night in der Posthalle Würzburg beginnt. In der Kneipe herrscht Atmosphäre der Gemütlichkeit, die uns fast ein wenig länger als geplant dort verweilen lässt. Rechtzeitig erreichen wir die unweit vom Papperla Pub gelegene Location.
Eines vorweg: Die reichlich Platz bietende Posthalle gehört zu den bestens geeigneten in jeder Hinsicht als Top-Location zu bezeichnende Unterkunft für Festivals wie das HAMMER OF DOOM! Bei derart viel Platz in überschaubarer, ausreichend beheizter Geräumigkeit einschließlich vom Veranstalter bereit gestellter Sitzgelegenheit zum zwischenzeitlichen sich Ruhen zwecks Kräfte auftanken oder gepflegtem Relaxens während der Umbaupausen fühlt man sich richtig wohl!
WRATHBLADE
stehen fast pünktlich auf die Minute gegen 18:30 auf der Bühne um ihre Songmischung aus Epic-, klassischem Heavy und treibendem Powermetal durchs Hallenrund zu blasen. Der seit 2003 bestehende Epicmetalfünfer auf Griechenland gibt sich richtig Mühe, macht einen ordentlichen Anheizerjob, liefert gute Arbeit an allen Instrumenten (einschließlich Gesang), und bringt zum Auftakt sogar etwas Stimmung in die Halle, wenngleich die Band musikalisch nicht ganz an das Format ihrer bekannteren Landsleute BATTLEROAR heranreicht. Zehn Minuten vor Schluss wird das Publikum mit der Band warm, und damit ist die Herrlichkeit auch schon vorbei.
DESOLATION ANGELS
hmmm..., das hab' ich doch schon mal irgendwo gehört und ja, irgendwie geistert mir der Name schon die ganze Zeit im Kopf herum, so richtig einordnen kann ich's aber zunächst nicht so recht, bis endlich die ersten Riffs aus den Verstärkern dröhnen. Dann fällt's mir wieder ein – englische Band im klassischen Heavy Metalstil aus London, 1981 gegründet, und somit seit Blütezeit der NWOBHM immerhin auch schon seit 31 Jahren dabei. Leider versäumten sie die Aufnahme ihres Debüts gleich im Gründungsjahr – es dauerte vier weitere Jahre, ehe dies geschah, sonst wäre diese Klasseband wahrscheinlich wesentlich längst schon um einiges bekannter als heute! Außer einer Single Valhalla/Boedicca von 1984, dem in Eigenproduktion aufgenommenen gleichnamigen 1985er Debütalbum, zwei Videoclips aus demselben Jahr („Evil Possessor“ und „Dance of the Demon“) und einem zwei Jahre darauf also 1987 erschienenen Fünftrack Demo namens „Fury“ sind keine weiteren von der Inseltruppe aus dem United Kingdom veröffentlichten Tonträger bekannt, was wohl auch der Hauptgrund sein dürfte, warum die Band bislang nie weiter als über den ewigen Insiderstatus hinaus gekommen ist. Nach dem eher lauen bis durchschnittlichen Auftakt verabreichen DESOLATION ANGELS eine amtlich rockende Portion oldshooligem 70er Hardrock und Heavy Metal mit reichlich flüssigen grooves, knackigen Riffs mitreißenden Leadsoli, richtig schön tight aufspielender Rhythmussektion sowie einem Sänger, der auf der Bühne regelrecht aufblühend sich über die zahlreich positive Resonanz in der Posthalle besonders freut! Hymnische Grooveslasher wie „Power Hungry“ oder „Valhalla“ werden von den zahlreich Präsenz zeigenden hungrig nach Oldshoolhardrock und Heavy Metal gierenden Fans abgefeiert als würde eine Band, die nicht mal ein Achtel (!) aller Festivalbesucher kennt, als würde sie regelmäßig alle zwei Jahre in Deutschland touren. Alle Achtung, doch auch dafür gibt es einen Grund, weil die DESOLATION ANGELS mit zu den besten Bands der Nach-NWOBHM-Aera zählen, werden sie unter Insidern hoch gehandelt. Anhand der Reaktionen zweier kleiner Die-Hard-Fanblocks , zahlreich staunender Gesichter und zumindest vereinzelter Reaktionen in den Reihen weiter hinten, lässt sich ersehen, das viele die DESOLATION ANGELS gar nicht auf der Rechnung hatten, umso besser präsentiert sich die Band auf der Bühne. Locker, unbekümmert, heftig groovend wie Sau, das Publikum je länger sie spielen, immer stärker begeisternd summiert sich spätestens nach einer halben Stunde die Anzahl der nach oben gereckten Hände um ein vielfaches, wobei sich der Raum bei jedem Song zunehmend füllt. Viele bleiben bis zum Schluss der Darbietung, schauen sich den kompletten Gig an oder fahren kräftig mitrockend wie das schon erwähnte Die-Hard-Fanklientel vom ersten Takt komplett auf die Band ab! Beeindruckende Show eines weitestgehend unbekannten Insidertipps hierzulande, - ein Zustand, der sich aufgrund des beeindruckenden Gastspiels in Würzburg möglicher weise eventuell bald ändern könnte – zumindest haben die DESOLATION ANGELS gewaltig Eindruck hinterlassen, was auch die Tatsache belegt, das das Publikum die Band mit kräftigem Applaus und Zugaberufen verabschiedet, ehe es die Band von der Bühne entläßt! Nach dem Gig treffe ich völlig unerwartet den DESOLATION ANGELS-Fronter für ein Foto, der mir als Antwort auf meine Frage, wo die Haupteinflüsse der Band liegen, freudestrahlend bestätigt, das die Einflüsse der Band bei Ronnie James DIO, DEEP PURPLE, BLACK SABBATH (zur Tony Martin Ära) und vielen anderen hauptsächlich alten Hardrock und Heavy Metalgrößen liegen und mir bestens gelaunt mitteilt, das seine Band, die DESOLATION ANGELS nach dem für die Musiker völlig unerwartet so begeistert von den Fans im Rahmen des Epic-Days vom HAMMER OF DOOM-Festivals aufgenommenen Gastspiel in Deutschland nur allzu gern so bald es irgendwie möglich wäre, eventuell gar schon im nächsten Jahr zurück kommen will. - You're Welcome, Guys!!!
DESOLATION ANGELS, Nachtrag: 1991 erschien das 1988 zunächst nur als saurare Promo veröffentlichte 2. Album „While the Flame still burns“, ein Nachfolgewerk, das nicht ganz an die Klasse des starken Debüts der Briten heran reichte. Mit Ian Davies, den ich nach dem Auftritt bei passender Gelegenheit sprach, haben sie einen sympathischen Frontmann, der einschließlich Band live on Stage auf ganzer Linie überzeugte.
DARK AT DAWN
Bei Erwähnung des Namens DARK AT DAWN bleibt mir das Abschiedskonzert 2007 auf dem ROCKHARZ trotz unvergesslichem Auftritts in wehmütiger Erinnerung. DARK AT DAWN gegründet in Osterode (Harz) gaben vor zahlreich erschienener Kulisse in ihrem Heimatort Osterode im Harz erwähntes als Heimspiel gedachtes Abschiedskonzert. Shouter Thorsten „Buddy“ Kohlrausch liefen damals ebenso wie vielen anderen Fans dicke Tränen über die Wangen ( mir gefror vor sechs Jahren in erster Reihe stehend fast das Blut in den Adern,) als der hochgradig begnadete Powermetalfünfer inmitten des Konzerts seine unerwartete Auflösung bekannt gab!Umso mehr erstaunt es, das sich die Jungs wieder zusammengerauften, um nach fast sechs Jahre verstrichener Auszeit erneut das zu tun, was sie am besten können, und man nach ihrer Auflösung hierzulande im klassischen Heavymetal- bereich oft und lange vermisst hat: hymnenhaft feinfühlig druckvoll rockenden Powermetal mit endgeilen Melodien, simpel und effektiv ins Gehör hinein fräsender Grooveriffs, schwerblütiger Melancholic-Komponente und leichten Gothicanleihen vom Feinsten. Wie oft habe auch ich mir so manches Mal gewünscht, das DARK AT DAWN weitermachen... und im Sommer 2012 gab es tatsächlich erste Anzeichen für eine fast schon nicht mehr für möglich gehaltene Neuformierung. Am 21.09.2012 erfolgte offizielle Pressebestätigung wobei die Band laut Mitteilung in ihrer Fünfer-Besetzung von 2001 auftritt, und nun ist es wahr: Nach einer Noneteral betitelten EP soll im nächsten Jahr 2013 sogar ein neues Studioalbum folgen! Unmittelbar erst kurz vor Festivalbeginn neu hinzugekommen, in der Mitte vom Billing platziert, stehen DARK AT DAWN nun wirklich auf der Bühne. Die fast buchstäblich in letzter Minute mit ins Billing hinein gerutschte Truppe aus dem Harz hatten wohl viele nicht auf der Rechnung. Ein Großteil der Fans dachte sicher, die Italienischen Progster DARK QUARTERER wären gleich danach an der Reihe (zumal beide Bands mit dem Wort „DARK“ beginnen, wobei es ein Rätsel bleibt, ob diese Konstellation im Billing bewusst vom Veranstalter gewählt wurde oder rein zufällig so gewählt war) und wunderten sich doch über die ungewöhnlich hohe Geschwindigkeit und den epischen teils in Gothic-Bereiche driftenden Touch basierend auf 80erJahre Metalgrundlage mit für's classic/Powermetalgenre eher ungewöhlich tiefen Gesang, weshalb es die erste Viertelstunde bis auf ein paar Nasen beinahe sträflich leer in der Halle bleibt (!!!) – worüber sich unser kleines Grüppchen zunächst doch sehr wundert. Anfangs noch ein wenig staksig agierend, gelingt es „Sauer“ und Co., sich mit jeder Minute zu steigern. Thorsten „Buddy“ Kohlrausch, dessen mittel tiefstimmiges Reibeisenorgan prägnantes Markenzeichen bei DARK AT DAWN ist, ist und bleibt auf seine Weise eine ehrliche, sympathische Haut. Der Sänger kniet wieder am Bühnenrand, sucht die Kommunikation mit dem Publikum, der Gitarrensound wird sicherer, druckvoller und besser. „Roses of Light“ bleibt wichtiger Bestandteil im Set, aber auch so manch ältere Nummer kann sich durchaus hören und sehen lassen – und endlich, eeeeendlich (!!!) trudeln die Fans, in größerer Zahl ein, an deren erstauntem Gesichtsausdruck abzulesen ist, das viele definitiv ganz und gar nicht mit dieser faustdicken Überraschung rechneten, womit sich die Halle zumindest ab der Hälfte der Spielzeit berechtigtermaßen gut mit Leuten füllt. Bei „Sleepwalker“ gehen sämtliche Gäule mit mir durch, wobei es mich förmlich in die erste Reihe. zieht und ein abschließend unverzichtbares Chris de Burgh-Sahnehäubchen ("Don't Pay the Ferryman"), bei dessen Cover plötzlich reihenweise Jubel aufbrandet viele Arme nach oben gehen, dessen Refrain lauthals von den Fans mitgegröhlt wird, beendet einen insgesamt guten Gig, der von Start weg mehr Zuschauer verdient hätte. Immerhin DARK AT DAWN sind zurück, dazu lässt sich abschließend nur folgendes anmerken: Ein längst überfälliges Comeback. Bang On!
DARK QUARTERER
Altproggies kennen sie als OMEGA R, ehe sich die Band 1978 in DARK QUARTERER umbenannte. 1975 in Piombino, (einem Vorort von Livorno in der Toscana) gegründet, haben die Italiener DARK QUARTERER sich Epischem-Progressive-Darkmetal verschrieben, wobei die Band bis heute zahlreiche Höhen und Tiefen erlebte. Nach dem Split im Jahre 1995, folgte sieben Jahre darauf, die Reunion im Jahre 2002, womit die Italiener selbst nach 37 Jahren (!!!) zu den wenigen den Urgesteinen des experimenitellen Progressiv(Hard)rocks angehörenden Bands zählen, die ihrem Stil selbst nach so langer Zeit eisern treu geblieben sind. Allein dafür zolle ich ihnen viel Respekt und Anerkennung. Feinfühlig, spirituell, schwermütig wabernd, wird’s spätestens mit dem Auftritt von DARK QUARTERER so richtig nostalgisch. HAWKWIND, CIRITH UNGOL, MANILLA ROAD und MARILLION werden mitunter eins, wobei das italienische Progressivehardrock-Urgestein DARK QUARTERER wesentlich kauziger um einiges verschrobener als MANILLA ROAD und HAWKWIND zusammen klingt, - zumal sich deren Sound in produktionstechnischer Hinsicht bis heute kaum viel geändert hat, wobei man trotz einer langen Bandhistorie gerade einmal insgesamt fünf Alben veröffentlichte, statt derer gleich mindestens ein gutes Dutzend. Ja, - hier sind echte Ausnahmekönner am Werk, die von einem Augenblick auf den anderen reihenweise Wagenladungen magischer Momente schaffend, gefühlsbetont filigran nebelverhangene Extrem Bizarrklangwelten erzeugen, wofür wabernde Keyboardteppiche plus akkustische Gitarre sowie das herrlich rauchig-kehlige Organ von Bandleader Sänger und Bassist Gianni Nepi sorgen, um sich dann unvermutet bevor's drohendermaßen zu gediegen wird, urplötzlich in brachial ausufernde Progessivemetaleruptionen zu entladen; DARK QUARTERER veranstalten auf der Bühne ein breit gefächertes, facettenreiches Progintermezzo, dem sich ihr umso frenetischeres Fanklientel gar nicht entziehen kann. Dafür sind die vier Italiener eine ureigene Nummer für sich, was im Laufe des gesamten HAMMER OF DOOM-Gastspiels auf der Epic-Night immer deutlicher wird, egal, ob die Nummern „Ides of March“, „The Etruscan Prophecy“ oder wie auch sonst immer heißen! Für mich gehören DARK QUARTERER zu jener Sorte Erfahrungswerten, die man als Metalhead zumindest gemacht haben sollte, auch wenn man keins der Alben besitzt und einfach nur die Musik für sich selbst sprechend auf sich wirken lässt. Mit ihrem reichlich umjubelten Auftritt haben DARK QUARTERER gezeigt, das künftig (hoffentlich noch lange) mit ihnen zu rechnen sein wird!
DEMON
gehen's locker an, haben das Publikum ohne langes Federlesen schnell im Griff. Die Bühne ist gleich zu Beginn und darüber hinaus während des gesamten Gigs recht häufig in Nebelschwaden getaucht, es herrscht eine leicht gespenstische Atmosphäre. Wie lange musste ich auf diesen Auftritt warten! DEMON gehören zu den unsterblichen Undergroundkultlegenden, an denen man als echter Liebhaber klassischer Hardn'Heavy-Klänge überhaupt nicht erst vorbeikommt! Die britische NWOBHM-Institution, der die Heavy Metal-Fancommunity mehr als mindestens ein halbes Dutzend Göttergaben, - „Night of the Demon“, „The Unexpected Guest“, „The Plague“, „Breakout“, „Taking the World by Storm“ seien hier genannt oder superbe Livedokumentationen wie „One Helluva Night“ verdankt, hat es wie kaum eine andere klassische NWOBHM-Formation schlichtweg drauf, simpel rockende Songs am Fließband zu komponieren, - Ohrwürmer, deren Melodien sich so prägnant im Gehör festsetzen, das man sie nahezu im Schlaf mitsingen kann. Egal, was auch immer gebracht wird, sogar aktuelle Songs vom neuen Album „Unbroken“ kommen super beim Publikum an! „Fill Your Head with Rock“ ist so eine weitere unglaubliche Hymne, in typischer DEMON-Strickart, deren Hitpotential selbst den beliebtesten Edelbonbons der Briten in keiner Weise nachsteht, umso mehr haut mich das Hammerstück mit endgeilem Rock n' Roll-Groovefaktor wie auch meine Nebenleute fast komplett aus den Socken! Dem stehen bewährte Klassiker („Sign of the Madman“ u. a.) natürlich ebensowenig nach. Sänger Dave Hill besitzt auch nach so langer Zeit immer noch genau das wohltuend kräftige, nie zu glattgebügelte Organ, was ein starker Frontmann braucht, um das Publikum jederzeit zu erreichen. Stageactingtechnisch ist es dem agilen Fronter und seiner gesamten Band anzumerken, das sie ihrem Publikum eine gute Show bieten wollen, die es einschließlich toller Liveperformance erhält! Der Knorrzige einwandfrei gemischte Gitarrensound passt wunderbar ins (nebelhafte) Gesamtbild, wie das häufig etwas zwirbelnd hörbare, niemals übermäßig dominante Keyboard. Bass und Schlagzeug agieren sicher und die Band präsentiert sich als aufeinander abgestimmte Einheit. Eingeleitet vom Düsterintro erzeugt „Night of the Demon“ wohltuend schaurige Düsteratmosphäre, es folgen weitere Klassiker sowie neueres Material. Den Abschluß eines starken Schlußfinishs setzen so wie es sein soll die drei kultigsten Tracks vom Unexpected Guest Album: „The Spell“, das wie Hölle rockende „Night of the Demon“ und die von BLIND GUARDIAN gecoverte Überkulthymne „Don't Break the Circle“, in deren Verlauf es keinen mehr auf den Sitzen hält, während kollektives Massenausrasten bis zum Anschlag erfolgt! DEMON haben sich als verdienter Headliner entpuppt, und meine Hoffnungen bestätigt, womit der traditionelle Epic-Day des HAMMER OF DOOM-Festivals nach effektiver Spielzeit von ca. 85 Minuten mit einem tollen Highlight als unvergesslichem Schlusspunkt endet!
Kräftig weitergefeiert wird gleich um die Ecke, das „Immerhin“ lädt zum gediegenen Ausklönen oder sich komplett die Rübe wegbangenden 'Shot Out' mit Mercyful Fate-Coverband, für die man immerhin noch einmal 4 Euronen zusätzlich berappen muss, die ich mir in diesem Fall gern kneif'. Mit Kirschsaftglas in der Hand fällt mir die Entscheidung keineswegs leicht, gerade läuft im Schankraum LIZZY BORDEN („American Metal“ - immer wieder geil! - Welch ein Genuss, Aaaaarrrrrggggghhhhh!!!!) Ich entscheide mich laut mitsingend und -groovend für den relaxten Sprung inklusive längerer Stippvisite auf's Klönsofa im Flur statt überfüllter Kneipenraumaudienz geschweige vollgequetschter Sardinenbüchse, in die sich alles reinpresst, was auch nur irgendwie meint, dem Gnadenlosen Schicksals-Spirit zu frönen, um bereits nach weiteren fünfzehn Minuten festzustellen, das sich das ganze „Tamtam“ als Coversession durchaus nett anhört, (der Gesang reicht tatsächlich gut an den Diamanten König heran), allerdings auch nicht sonderlich prickelnd ist, da ein solch dumpfes, schlecht ausgesteuertes Gerumpel in für weitaus größere Fanmassen als die Bude erlaubt, in derart beengter Location auf Dauer regelrecht abtörnt, statt anspornt.
Hier die Setlist von DEMON:
01:Wonderland
02:Into The Nightmare
03:The Plague
04:Blackheath
05:Sign Of A Madman
06:Fill Your Head With Rock
07:Standing On The Edge
08:Prey
09:Remembrance Day
10:Nowhere To Run
11:The Spell
12:Life On The Wire
13:Night Of The Demon
14:Don't Break The Circle
Noch etwa knapp ein Stündchen chillig auf der Couch verweilend, in relaxtem Kreise ein Getränk schlürfend, machen wir uns dann zu Fuß auf den Heimweg, um viel Kraft für den bevorstehend langen DOOMSDAY-Samstag zu sparen; mein innerer Dämon hält mir mit drohender Gestik den gedanklichen Zeigefinger vor Augen, wobei mir der Gehörnte Nachtelf mehrfach auf dem Rückweg leise wispernd ins Ohr flüstert: “ Zieh' dich bloß warm an, Freundchen, - das wird hart!“
DOOMSDAY: Samstag, 10.11.12
Noch nicht ganz wieder fit, immer noch schwer geschlaucht vom saucoolen, seinem Namen gerecht gewordenen Epic-Day schleppen wir uns müde zur Posthalle. Da es auf dem Hinweg regnet wodurch meine Haare ziemlich durchnässt und verklebt sind, ist es diesmal Essig mit Headbangen, weshalb ich froh bin, das Markus, Jana, Peter und ich die Halle rechtzeitig erreichen, ehe ORCUS CHYLDE auf der Bühne stehen. Kurz bevor die Band auf die Bühne kommt holen wir uns schnell Getränke und begeben uns direkt vor die Bühne und müssen auch erst gar nicht erst lange warten, bis ORCUS CHYLDE mit ihrer Darbietung beginnen. Umso interessanter gestaltet sich der Auftritt des Doomsday-Openers. Dank vorbereitender Maßnahme des Veranstalters (die Hallendecke ist bereits gegen Mittag abgedunkelt), werden Top-Voraussetzungen für mystisch-doomige Stimmung intensivster Struktur geschaffen, wovon jede Band einschließlich Opener profitiert. Der treuen Doomanhängerschaft gefällt's ebenso, womit für Spannung am 2. HOD-Tag gesorgt ist. Gerade solche „Kleinigkeiten“, auf die es bei speziell auf ein bestimmtes Fanklientel zugeschnittenen Events ankommt, machen Festivals wie das HAMMER OF DOOM erst zu dem, was sie sind. Anders, einzigartig, besonders für Massenkonsum völlig unempfehlenswert! Genau das ist es, was ich an diesem Festival so mag. Binnen weniger Minuten habe ich das Gefühl es sei Abend, obwohl es gerade 13:00 Uhr am Mittag ist, was nicht zuletzt an der intensiv greifenden Atmosphäre von ORCUS CHYLDE liegt. Geradezu Phantastisch, was diese Combo auf der Bühne zu Wege bringt! Der Sänger besitzt ein unglaublich Gänsehauterzeugendes Organ, da steht eine Band auf der Bühne, die als Gesamtheit so wunderbar gemeinsam harmoniert, das jede Faser ihrer Musik einzeln spürbar wird. Neben krassen Progausbrüchen sind es vor allem immer wieder sehr an DEEP PURPLE erinnernde Momente, die mich bei dieser Musik fesseln, die durchaus Phasen zum Träumen und vollständigen Abschalten beinhaltet, ehe man mit der Wucht eines mächtigen Orkans wieder aus allem herausgerissen wird. Ich kenne zugegebenermaßen kein einziges Stück, bin allerdings selbst ebenfalls ziemlich hin und weg, wie meine Mitstreiter und wieder mal um eine Erfahrung reicher.
COVEN 13
Sind im weiteren Verlauf ihres Gigs unsere Blaupause, während die Band auf der Bühne steht, statten wir zunächst noch mal dem urigen „Haus der 150 Biere“ (Papperla Pub) einen Besuch ab und stärken uns kräftig für eine vor uns liegend lange harte Nacht. Nach Schnitzel, Pommes und Cola fühle auch ich mich reichlich gestärkt und entsprechend aufnahmefähig für den langen, dem Billing zufolge richtig harten DOOMS-DAY, der als solcher seinem Namen vollauf gerecht werdend, ein zentnerschweres Programm auffährt, das sich gewaschen hat, wobei ich mir an nebenbei die Bemerkung herausnehme, das man ein solches Hammer-Billing in dieser Konstellation vielleicht lange nicht mehr geboten bekommt, doch dazu an späterer Stelle entsprechend mehr, denn die richtig kapitalen Kracher kommen erst noch! Vergleichsweise zum EPIC-Day, wo sich der Zuschauerzuspruch relativ in Grenzen hielt, füllt sich die Halle wesentlich mehr mit Leuten, die Zahl von Doomshirt und Outfitträgerschaften steigt schon recht früh stark an - die eingeschworene Doomfraktion ist zahlreich erschienen, - solch einen Leckerbissen wie heute will sich kein wahrer Doomhead, der seine Musik blutstreu ergeben aus voller Seele liebt, tatsächlich entgehen lassen!
Das Live nicht immer gleich Studio ist, wird mir einmal mehr bei COVEN 13 bewusst. Die Band aus Seattle gehört studiotechnisch gewiss zu den wirklich guten. Live hingegen bietet sich mir ein völlig anderes Bild. Technisch sauber, ist dahingehend alles okay, beim eintönigen oft etwas zu dünnen Gesang bekomme ich (entgegen den Studioalben) eher Tendenz, die Halle zu verlassen. Zum Auftritt sei gesagt, das sich vieles wiederholt und mich trotz des relativ coolen Bandnamens nicht wirklich unbedingt vom Stuhl reißt. Klassischer Heavy Metal, mit oft sich gleichbleibenden Strukturen, die oft nur wenig mit DOOM im allgemeinen zu tun haben, ab und an driftet man sogar mit Vorliebe in Thrashbereiche, die Leadgitarre kommt sauber wie aus einem Guss gefrickelt, wobei COVEN 13 durchaus einige Fans für sich gewinnen können, während viele Besucher erst einmal weil ihnen die Band hierzulande wohl eher völlig unbekannt sein dürfte, ruhig abwartend den Blick nach oben zur Bühne richten, das Geschehen einfach nur auf sich wirken lassend. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo die Band immens aufwändige Bühnendekor in Form diverser Totenschädel, zahlreicher Kerzen usw. fährt, kommt die Show trotz ohrenbetäubender Lautstärke längst nicht so gut an, wie in Übersee. Instrumententechnisch sind die Mannen aus Amiland keineswegs schlecht, irgendwie will das ganze nicht so recht bei mir zünden. Drei Songs harre ich geduldig aus dann wird’s endlich Zeit, die anderen zu suchen und den Weg nach draußen anzutreten. Da es glücklicherweise nicht regnet, kommen wir schnell im „Papperla Pub Haus der 150 Biere“ an, zunächst läuft noch ein wenig Musik in Form klassischen Heavy Metals Marke HAMMERFALL und Konsorten, die Anlage ist klarer und besser ausgesteuert als am Vortag und gerade als ich mein Essen bekomme läuft überflüssigerweise auf allen vier Leinwänden Fußball (das hätt's nun wirklich nicht gebraucht), obgleich meine drei Mitstreiter/innen anderer Meinung sind, bleibe ich aus voller Überzeugung dabei – (Fußball und Metal ist, war nie und wird definitiv nie mein Ding sein! Soweit dazu. Die Location ist ansonsten wie schon zu Beginn erwähnt urig alles in allem richtig angenehm, das Essen schmeckt vorzüglich und die Bedienung sehr freundlich.
ZODIAC
Der stark bluesige Stonerrock des Münsterländer Eigengewächses zieht schon am Frühnachmittag unerwartet zahlreich Leutchens vor die Bühne. Fast rechtzeitig in der Halle zurück verpassen wir gerade nur das erste Stück. Angezogen von der Spannung im Publikum zieht es unser kleines Trüppchen ebenfalls neugierig vor die Bühne. ZODIAC-Sänger Nick van Delft kommuniziert des Öfteren fast spielerisch mit dem Publikum. Der Sänger/Gitarrist lebt und atmet mitsamt seiner Band unnachahmlich den Spirit des nahezu klassisch unverfälscht reinen Blues - seine Stimme ähnelt beinahe dem rauchgetränkten Organ eines Chris Rea so ehrlich, unverblümt direkt aus dem Bauch kommend rauh, ehrlich, erdig, staubtrocken rockend - von dessen Wurzeln an beginnend eine irgendwo zwischen MOTHER TONGUE und SCREAMING TREES liegende Mischung geboten wird, Texte und Art der Verwirklichung sprechen deutlich für sich. Bei „Carnival“, „Thunder“, „Diamond Shoes“, dem ZZ-TOP-Cover „Blue Jean Blues sowie „Coming Home“ stehen alle Nackenhaare senkrecht nach oben! So kunstvoll elegant wie ZODIAC zelebrieren heute nur noch wenige den Spirit des klassischen Blues der Anfangstage. Das Albumdebüt der Münsterländer Zodiac „A Bit of Devil“ ist Blues (hard)rockfans sehr zu empfehlen. Nach einer gefühlten Dreiviertelstunde höchst variabel zelebrierter Bluesklänge noch etwas berauscht, ist als nächstes eine kalte Cola fällig, um rechtzeitig vor HORISONT meine Lebensgeister zu wecken.
Zwischenzeitlich zieht's mich raus an die frische Luft, - welch eine Lichtwand schlägt mir im Unterschied zur Halle draußen entgegen! Brutal schockgeblendet werde ich aus allen Gedanken gerissen! Nichtsdestotrotz spricht gerade dieser Aspekt für das gedämpfte Ambiente drinnen.
HORISONT
Spätestens mit den Schweden HORISONT, die mir besser gefallen als ihre wesentlich berühmteren, aus meiner Sicht mittlerweile viel zu sehr gehypten, mit dem aktuellen Album etwas absackenden Landsleute GRAVEYARD kommt richtig Stimmung in die Halle. Das Gebräu aus Griffig-Flüssigen Leadsoli, lässigen Riffkombinationen und relaxt spaciger Stoneratmosphärekommt bestens beim Publikum an. Auch meinereiner ist hin und weg von dem Gesamtbild, welches sich bei HORISONT bietet. Statt wie bei den meisten eher langweiligen (Vintage)-Retrorockformationen die einen auf LED ZEPPELIN, leichten BLACK SABBATH-Anklängen und THE DOORS-machen , sind HORISONT bei weitem von ganz anderem Kaliber! Den Schweden gelingt ausnahmslos perfekt das, woran viele Retrobands oft schon im Ansatz scheitern, oder was diese überhaupt nicht erst versuchen würden, - die Härte unverzichtbarer 70er Dinosaurier wie URIAH HEEP, WISHBONE ASH, DEEP PURPLE, BLUE ÖYSTER CULT, UFO mit dem leichten Hippieflair von KING CRIMSON einschließlich deren Eleganz und Verspieltheit fließend miteinander zu verbinden. Immens tight dargeboten, knallen die Schweden ihrem Publikum die volle Ladung klassischen Hardrock auf den Latz, einschließlich eines Frontsängers, der für solche Art Musik geradezu wie geboren scheint. „Road to Cairo“, „Crusaders of Dead“, „Thunderfight“, „Spirit“ oder „Blue Soul“ heißen die Klassiker von Morgen, deren Inhalte das heftig abgehende Publikum in der Posthalle völlig außer Rand und Band bringen. Schwedens derzeit bester Retrorockexport hat das Publikum bestens im Griff. So herrlich gefühlvoller Stonerrock der sanfte Folkmelodien mit Jamsession-artingen Ausbrüchen kombiniert findet sich in einem solch satten Pfund verpackt, recht selten, weil sie es können! Daran besteht kein Zweifel: Diese Jungs wissen, wie man oberamtlich rockt!
NAEVUS
kommen aus Deutschland und zählen so unglaublich es für viele klingen mag, zu den ältesten Bands des Genres im Bereich klassischer Doom,(immerhin gibt’s die Band seit knapp 35 Jahren) deren klassischer Doom bei weitem nicht so viele Leute zieht, wie mancher vielleicht im Vorfeld erhofft haben mag. Kürzlich reformiert, sagt mir die Band bis dato ehrlich gesagt überhaupt nichts, allerdings fällt mir auf, das hier zwei Bandmitglieder von den deutschen Truemetallern SACRED STEEL die Finger im Spiel sprich an den Instrumenten haben! Die andere Hälfte von SACRED STEEL betätigt sich bei DAWN OF WINTER stark im CANDLEMASS/ST. VITUS-Fahrwasser schippernd. Ein Teil des anwesenden Publikums verlässt zwischenzeitlich während des Gigs aus welchen Gründen auch immer (vielleicht um aus meiner Sicht verständlicherweise Kraft für's große Schlussprogramm zu sparen zumal NAEVUS nur ganz wenigen wirklich bekannt sein dürften), für eine längere Weile die Halle, trifft sich draußen, um gemütlich zu quatschen, eine zu rauchen oder einfach nur ein wenig frische Luft zu schnappen. Zweifellos haben die zu den dienstältesten Doombands zählenden Musiker reichlich Erfahrung an ihren Instrumenten technisch ne Menge drauf. Die Klampfenfraktion hat ordentlich Druck auf der Wumme, klassische Heavy Metal teils Powermetaleinflüsse verschmelzen mit Doom. Das Bemühen vor einem sich mit der Band bei allem Respekt zeitweise recht schwer tuenden Publikum zu glänzen, ist da, obwohl ich mich zwischenzeitlich ernsthaft frage, ob die Band aufgrund ihrer späteren Position nicht ein wenig deplaziert im Billing wirkt, zeitlich etwas früher auf die Bühne gemusst hätte, das NEAVRA nach HORISONT spielen, wird überhaupt nicht so recht klar und will weder so recht in meinen Kopf geschweige denn sich mir erschließen. Unabhängig davon: „Sun Meditation“, „Dreamrider“, „Sky Diver“, „The 3rd Sun“ „Palace of the Winds“ oder „The Art to Love“ ist schnörkellos druckvolles Doomkraftfutter, welches zumindest einen Teil des verbliebenen Publikums zu überzeugen weiß. Immerhin zieht der früh BLACK SABBATH/CATHEDRAL-lastige mit OZZY zu dessen Frühzeit geprägte Sound der vergleichsweise oft ans geniale Schwedentrio COUNT RAVEN denken lässt, nicht so viele Leutchens vor die Bühne, wie mach einer vielleicht erwartet hat. Viele verlassen zwischenzeitlich die Halle, um draußen eine zu Rauchen oder sich Kräfte für das später am Abend extrem anstrengende stark Kräftezehrende Programm zu sparen (immerhin stehen vier Bands noch aus, wovon mindestens drei kapitale Kracher am Schluss noch kommen!) Hier stellt sich aus meiner Sicht die Frage:Wäre es nicht ratsamer gewesen, die Positionen zu verschieben, anders formuliert NAEVUS nach ZODIAC zu platzieren und mit den Schweden HORISONT die Plätze zu tauschen? Nun ja, was soll's? Insgesamt ist das gebotene bei aller Heavyness, die ich der Band keineswegs abspreche, wirklich sauber gespielt, leider bleibt so gut wie kaum etwas davon im Ohr hängen und verschwindet schon eine Stunde später im riesigen Nichts Unendlicher Weiten der Belanglosigkeit.
NECROS CHRISTOS
können trotz großem Publikumszuspruch das Stimmungslevel wieder etwas nach oben schreiben, wenn auch nicht ganz überzeugen. Der oft sakral orientalisch eingeleitete Doomlastige Sound mit starker, gelegentlich flott gedroschener Death/Blackmetalschlagseite kommt wuchtig aus den Boxen, allerdings fallen letztere beiden Komponenten ziemlich stark aus dem Rahmen, was die eher verhaltenen Reaktionen in den mittleren und hinteren Reihen sicher durchaus begründet. Wie dem auch sei: Die Berliner NECROS CHRISTOS lassen sich davon keineswegs beirren, ziehen konsequent ihr Ding durch, machen ihre Sache im Endeffekt gut und schlagen sich ziemlich achtbar in der Posthalle. Tiefer gestimmte Gitarrenwände, dumpf widerhallendes Drumming in Verbindung zum häufig regelrecht zornige Deathgrowlorgan von NECROS CHRISTOS-Fronter Mors Dalos Ra, dessen Mannschaft das tiefreligiöse Textgut optisch passend untermauernd, jederzeit stilsicher auf der Bühne umzusetzen weiß, bringen sogar das neben mir stehende Pärchen kräftig ins Staunen, womit Nummern wie „Tormented Flesh Baal of Ekron“ keinen Zweifel daran lassen, das es sich weder um Schlager, noch Heitschibumbeitschi, Humpa, Folk oder fröhliche Schunkelmusik für Schuhplattlertanzendes Volk handelt! Am Ende bleiben die Berliner zwar nicht als Tagessieger des H. O. D. zurück, (- eine Erwartungshaltung, die anhand des unmöglich zu toppenden Restprogramms von einer weniger vor allem besonders auf Doom spezialisierten Bandals reichlich verwegen zu betrachten wäre), und finden sich rein bilanztechnisch im guten Mittelfeld wieder, womit sie zumindest einen kleinen Achtungserfolg verbuchen können!
SOLSTICE
Mit der nächsten Band kommt passend nach Einbruch der Abenddämmerung zur Dunkelheit der Nacht endlich auch die traditionelle Epic-Doom-Fraktion zu ihrem Recht! Es herrscht regelrechte Knisteratmospähre in der Posthalle, obwohl SOLSTICE beim Soundcheck zuvor einige Probleme hatten. Bei den Briten SOLSTICE brodelt es jetzt fast schon mit Ansage mächtig vor der Bühne. Wer über Killeralben wie Lamentations und New Dark Age verfügt, kann überhaupt nicht viel falsch machen. SOLSTICE sind seit Jahren eine unbestrittene Macht, - eine Größe, mit der man auf dem klassisch traditionellen Doomsektor stets rechnen muss, - die auch Live volle Durchschlagkraft entfaltet! Bei Schädelspaltenden Epic(Doom)Walzen vom Typus „Only the Strong“, „Wintermoon Rapture“, „Hammer of Damnation“, „New Dark Age/The Sleeping Tyrant“, „Cimmerian Kodex“ oder „Cromlech“ bleibt weder ein Auge trocken, geschweige denn keine Haarmähne ungeschüttelt, womit sich einmal mehr zeigt, das SOLSTICE nicht ohne Grund zu den Besten im traditionellen DOOM-Sektor zählen. Welch ein Pfund! Richtig schön derbe walzende Zermalmer, deren Echo bis in den hinteresten Winkel der Halle dröhnt! Hinterher brummt mein Schädel immer noch gewaltig! Um die Lebensgeister rechtzeitig vor THE SKULL zu wecken, genehmige ich mir noch einen Kaffee ehe ich die heiße, fast bis zum Rand gefüllte Bohnenbrühe richtig runter bekomme, fangen auch schon THE SKULL an. Mist, denk' ich mir, - hätte'ste den Kaffee besser mal sein gelassen...!
THE SKULL
Mein Kaffeebecher ist fast voll bis obenhin, das Getränk doggenheiß, ebenso wie der Auftritt von THE SKULL, normalerweise hätte man hier TROUBLE sagen können, im Endeffekt isses völlig wurscht, da sich die gesamte Band durch namensrechtliche Gründe bedingt sinniger weise in THE SKULL umbenannte, ein simpler, absolut passender, keinen Deut schlechter klingender Bandname. Genug der Wortspiele. Lockenguru Eric Wagner singt sich reihenweise durch alte TROUBLE-Klassiker, zu Beginn wirkt das ganze noch etwas schläfrig, doch mit zunehmender Spielzeit steigern sich THE SKULL enorm, so dass es ihnen am Ende sogar gelingt, die keineswegs schwachen Britdoomer SOLSTICE hinter sich zu lassen. Was ein Ausnahmekönner wie Ron Holzner an der Klampfe wert ist, zeigt der Saitenvirtuose in beeindruckender Manier vor zahlenmäßig anwesendem Publikum. Spätestens jetzt fliegen zahlreiche Mähnen, die wer weiß, wie lange schon auf diesen Auftritt von TROUBLE bzw. THE SKULL gewartet haben, das gesamte Songmaterial kennen. Je länger der Auftritt sich hinzieht, desto mörderischer geht’s im Fanpulk ab, die Spielfreude von THE SKULL reißt sogar viele Leute aus den hinteren Reihen mit. Kein Wunder bei der aufgefahrenen Traumsetlist, die einem „Best of“-Programm nahezu identisch erscheint. Eric Wagner's Gesang ist so anklagend wie in besten Zeiten als TROUBLE ihren Zenit erreichten. TROUBLE oder THE SKULL sind heute besser denn je. Während des Gigs stelle ich fest, das es absolut richtig war, das THE SKULL im Endeffekt dort weitermachen, wo TROUBLE damals aufhörten,wobei es einer TROUBLE-Reunion dementsprechend wohl auch nicht wirklich bedarf. Allein die besondere Setlist derart sicher auf der Bühne zu präsentieren spricht für die Qualitäten dieser Ausnahmeformation, die selbst als Co-Headliner nahezu geheimen Headlinerstatus besitzt! Schwerfällig düster behaftete Untergangsszenarien wie das tieftraurige „Another Day“, „The Last Judgement“ „The Tempter/Bastards Will Pay“, „Run to the Light“, „Truth is, what is“ oder „The Skull“ sind ganz großes Kino! Eine Doomzellenkur von halsbrecherischer Rasanz in kristalliner Schwere. The SKULL laufen zu Höchstform auf! Mal schleppend episch pathetisch langsam, dann unwiderstehlich in den klassischen Highgroovemodus auf schnelleres Tempo umschaltend, genial! Unbeschreiblich, was Eric Wagner und seine Crew in Würzburg zeigen. Die Posthalle bebt! Der Shouter präsentiert sich stimmlich voll auf der Höhe in Superverfassung! Zenterschwere siedenden Lavaströmen gleichende Doomwalzen rollen über die Köpfe der Fans hinweg, mit einer überhaupt nichts mehr stehen lassenden Brachialität! Bleischwere Gitarren mit BLACK SABBATH-Einfluß umgeben von schrägem Psychdelicflair verdunkeln den Horizont.Das Stageacting stimmt ebenfalls bis ins Detail. Überall wohin der Blick schweift, kräftig wirbelnde Mähnen! Minutenlanlanger kräftiger Applaus, Zugaberufe und eine absolut von THE SKULL überzeugte Fanschaar bestätigen das Ergebnis. So immens heavy doomen nur wahre Meister- Kapazitäten vom Fach! PENTAGRAM sind anschließend um so mehr gefordert. Die Frage, die fast alle Anwesenden bewegt, lautet dementsprechend nach dieser Traumvorstellung von THE SKULL wie folgt: Werden PENTAGRAM ihren medial bis zum übelsten Erbrechen ausgestreuten Lorbeeren im Vorfeld einschließlich des angepriesenen Legendenstatus gerecht?
PENTAGRAM
Die Dröhnung erfolgt zum Schluss! Soviel sei schon jetzt (beinahe erwartungsgemäß) vorweg genommen. Auch bei den kultigen US-Doomvorreitern PENTAGRAM stellt sich wieder einmal heraus, wie wichtig es ist, einen Topgitarristen mit an Bord zu haben. Der hört auf den Namen Victor Griffin, und beherrscht das gesamte Griffbrett spielerisch nach Belieben. Einem Kumpel und mir gehen im Dauertakt ebenso wie vielen eingefleischten Doomern im Publikum sämtliche Sicherungen raus, bei PENTAGRAM hält mich schon zu Beginn des ersten Riffs schon lange nichts mehr. Jetzt fliegen zahlreiche Mähnen! Pentagramm Sangeslegende Bobby Liebling vor einem Jahr fast totgeglaubt, präsentiert sich wie ein junger Gott auf der Bühne. Der Mann singt, krächzt, röhrt, schreit, das es eine Wonne ist, bringt die dunkle Message wundervoll theatralisch rüber und reißt vor allem durch sein enormes Charisma und hohe Motivation massenhaft Publikum in der Posthalle mit. Emotionaler Gesang, der Wände zum Einsturz bringt! Der Mann entpuppt sich als wahrer Könner in Sachen Mimik und Gestik inklusive Theatralik, ein Profi, der das gesamte Spektrum des Grimassenschneidens nahezu traumhaft sicher aus dem FF beherrscht! Statt überflüssigem Herumexperimentierens, offeriert der neben BLACK SABBATH vielleicht einflußreichste Dustermetalvierer (wovon gerade Bands wie BURNING SAVIOURS oder WITCHRAFT in aller Form profitieren, jüngere Vertreter zähflüssig rockender Düster- Doombeschallung, dem PENTAGRAM-Sound ihrerseits mit einer Hingabe nacheifernd, deren Inhalt ihresgleichen vergeblich sucht), seinen Fans einen erlesenen Spezialset zum Großteil bestehend aus Klassikern vom unübertroffenen „Relentless“-Album, der sein blutstreues Fanklientel arg ins Headbangen, Schwitzen und zum Erstaunen bringt! Was soll man als überzeugter Düsterdoommetaller zu Nummern wie „Death Row“, „The Ghoul“, „Sign of the Wolf“ „The Deist“, „Relentless“, „Nothing Left“und „All Your Sins“ noch schreiben? Kann es überhaupt noch besser gehen? Zuvor die kaum in Worte fassbare Wahnsinnsshow von THE SKULL, der ein superber PENTAGRAM-Gig vom Feinsten auf dem Fuße folgt! Unbeschreiblich! Eine denkwürdige Nacht der Offenbarung für Jünger unverfälscht reinsten Doomstahls! Das HAMMER OF DOOM 2012 übertrifft alle Erwartungen! Das nenne ich mal Weltklasse, was hier geboten wird, und das zu einem sagenhaft humanen Preis! Zentnerfett heavy druckvoll rockend, laut und mörderisch punktgenau groovend, mit jedem Riff direkt auf's Geweih, setzen PENTAGRAM sämtliches Adrenalin in mehrfachen Schüben frei, das auch beim Verfasser dieser Zeilen der sich bis zum Schluss auspowernd am Ende selbst noch Sterne sieht, weil ihm fast schwindlig wird. Klatschnass geschwitzt, glücklich und völlig fertig mit der Bereifung verlasseich wie zahlreiche ziemlich geschafft vom überragenden PENTAGRAM-Gig den Platz vor der Bühne. Während der gesamten gut 90 Minuten herrscht eine teils beklemmende Düster Sakralatmosphäre, zu deren schaurig behafteten Okkultflair unbändig wild ein Meer fliegend rotierender Langhaarmatten zu sehen ist, womit ersichtlich wird welch immensen Kultstatus Bobby Lieblings Truppe hierzulande besitzt!
Die Show hat wirklich Klasse und ist jeden hart verdienten Cent wert! PENTAGRAM legen einen Wahnsinnsauftritt nach einem ohnehin kaum zu überbietend superben Co-Headliner wie THE SKULL hin; zwar toppen geschweige übertreffen sie ihren Co-Headliner nicht, allerdings sind sie kaum die geringste Unze schwächer als THE SKULL, sondern absolut gleichwertig, womit der Doppelschlag majestätisch Düsteren-Epic-Dooms aus Amiland vollständig Wirkung zeigt. Viele schwer zufriedene, derb geplättete Doomlunatics sprechen für sich. Mit diesem Gig haben Bobby Lieblings PENTAGRAM ihren schon lange weit vorauseilenden Ruf der einem wahren Legendenstatus gleicht, welcher ihnen wirklich gebührt, endgültig zementiert. THE SKULL und PENTAGRAM sind zwei Doomgranaten fein gearbeiteter Stahlschmiedekunst. Durch ein solches Weltklasse-Doppel klingen nur echte Festivals der (Super)DOOMerlative aus!
Restlos ausgepowert begebe ich mich danach in die Endloswarteschlange vor der Garderobe, um den Schwedenparka in Empfang zu nehmen, doch bis ich an der Reihe bin, das dauert, und dauert, und dauert... mit einem zu meiner Freude ebenfalls klassisch oldshool mit Holzfällerhemd anwesenden Kollegen wird ein lockeres Gespräch geführt, irgendwann bekommt der freundliche Garderobenmensch sinnigerweise Unterstützung von einer weiteren Person, die Reihe löst sich allmählich in Wohlgefallen auf und ich kann endlich meinen Parka in Empfang nehmen.
Hier die Setlist vom grandiosen PENTAGRAM-Gig:
01:Death Row
02:All Your Sins
03:Wolf's Blood
04:Sign Of The Wolf (Pentagram)
05:The Ghoul
06:Forever My Queen
07:You're Lost I'm Free
08:The Deist
09:Run My Course
10:Sinister
11:Treat Me Right
12:Wartime
13:20 Buck Spin
Encore:
14:Dying World
15:Relentless
16:Nothing Left
Fazit: THE SKULL haben völlig auf Augenhöhe zu PENTAGRAM gelegen, der Co-Headliner entpuppte sich gar als heimlicher Festival-Headliner, und was will man als Doomer noch mehr als einen solch hochkarätigen Doppelheadliner der eigentlich TROUBLE statt the SKULL heißt und dem eigentlichen Headliner trotz dessen überragenden Abschlussgigs alles abverlangt hat? Mal schauen, ob die Veranstalter nächstes Jahr wieder ein solch starkes Billing an Land ziehen.
Noch ein Schlusswort zur Veranstaltung selbst: Danke an den Ausrichter und sein Team für einen gelungenes Wochenende in Würzburg! Neben der Tatsache, das eine (aus meiner Sicht gerade bei schlechter Witterung unverzichtbare (!) Garderobe vorhanden war, sind auch die Getränkauswahl inklusive günstiger Preiser (einschließlich Kaffee, cool!). Für Zwischenmahlzeit in der Halle war dank eines Hot Dog-Wagens auch gesorgt. Die Pizza (viel zu Salzig und Pappig!) war nicht das gelbe vom Ei. Teilweise richtig enttäuschend fiel dieses Jahr der Ständeverkauf aus. Wo waren die für Doom erforderlichen Kutten-Backpatches? (Nur ein CANDLEMASS Rückenaufnäher und das war's?) Neee, das geht gar nicht! Ansonsten wurde Standardware vieler sonst üblich Verdächtiger AC/DC, METALLICA, SLAYER, KREATOR, SEPULTURA usw. angeboten da fehlte diesmal doch wirklich so einiges, was letztes Jahr noch sehr zahlreich am Start war! Raritätenjäger wurden allenfalls bei der Suche am Vinylstand - bei den Shirts waren ein paar extrem cremige Raris am Start - oder im Karton der kleinen Patches fündig, worunter sich auch viel Massenware von der Stange befand. Rückenverzierungen aus dem Epic-Sektor fehlten diesmal fast vollständig, wo sind beispielsweise die letztes Jahr so zahlreichen MANILLA ROAD-Rückenaufnäher geblieben, Sachen wie der große fast schon als Rückenaufnäher durchgehende LIZZY BORDEN-Schriftzug habe ich dieses Mal schmerzlich vermisst. Industriell gewobene Nachdrucke mit ätzend Metallicfarbener Glanzbeschichtung , von alten, bis heute unangefochtenen Undergroundkult besitzenden Bands wie HEAVY LOAD mögen zwar im ersten Augenblick schön anzusehen sein, verblassen jedoch bei genauerem Hinsehen zum in keiner Weise zum sowieso ungeschlagenen Original und halten farblich auch nur für bedingte Zeit. Solch optisch kunterbunt aufgemachte Mogelpackungen im Glitzerdesign brauchen echte Fans ganz sicher nicht. Brrrrr! Tonträgermässig war das Angebot der Händler soweit okay. Licht und Sound sind ohne Weiteres als „Top“ zu bewerten. Alle Bands fanden gleiche Bedingungen vor, keine wurde benachteiligt. Nach Festivalende wieder in unserer Jugendherberge einkehrend, deren entgegenkommender Service keinen Wunsch offen ließ, frühstücken wir Sonntagmorgen in aller Gemütlichkeit und begeben uns in Erinnerungen an ein superbes H.O.D.-Wochenende in Würzburg schwelgend glücklich auf den Weg nach Hause. Und eines ist mal sicher, sollte wieder ein starkes Billing am Start sein, wovon hinsichtlich des HAMMER OF DOOM-Festivals in bewährter Location auszugehen ist, kommen wir nächstes Jahr gern zurück. - Welch cremiges Festivalwochenende!
Fotos © 2012 Jana Brepohl