AXEL RUDI PELL - Aschaffenburg, Colos-Saal
Konzert vom 12.10.12
Support: MadMax
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Nach der überaus erfolgreichen Axel Rudi Pell Tour zu Beginn diesen Jahres gibt es im letzten Quartal noch einen deftigen Nachschlag. Überdosis oder gar Überdruss? No Way und trotz für Colos-Saal Verhältnisse gesalzenen Preisen von rund 35 Euronen die Karte volles Haus! So voll, dass "Nachzügler" die kurz vor dem Beginn des neuerlich vertretenen Support Acts MAD MAX eintrudeln, bereits im Vorraum Stellung beziehen müssen. Dennoch fühlt man sich mittendrin und voll dabei, wenn das Auditorium bereits die ersten Töne des Openers mitfeiert, als stünde bereits der Mainact on stage. Kein Wunder, da man die Münsteraner Truppe um Bandleader Michael Voss nach unzähligen Touren im Vorpgrogamm von Axel Rudi Pell bereits zum Inventar zählen kann. Die Band fühlt sich sichtlich wohl und interagiert selbstsicher mit dem Publikum. Kein Wunder hat man doch selbst bereits ein Vierteljahrhundert Bandgeschichte auf dem Buckel und mit "Another night of passion" ein wirkliches starkes und vor allem den Roots entsprechend rauhes aktuelles Album im Gepäck. Neben einer Vielzahl an hardrockenden Hymnen stellt Herr Voss auch immer wieder sein Talent beim Komponieren und Vortragen ruhiger balladesker Nummern zum Besten, die live deutlich mehr Emotionen transportieren als auf den manchmal doch etwas überproduzierten Scheiben. Gegen Ende gibt es ein von der Truppe gewohntes THE SWEET Cover. An diesem Tage war es dann "Fever of love". Umbaupause, Raucherpause, Bier holen, viel Bewegung, der Innenraum immer noch berstend gefüllt. Die Faszination der Allstargruppe um die 6Saiten-Ikone aus dem Ruhrpott ist überdeutlich spürbar und als dann die Hüllen über dem monströsen Drumkit von Mike Terrana fallen, steigt die Spannung auch bei jenen, die die Band bereits kein halbes Jahr zuvor schon gesehen haben. Zu Recht! Die Truppe sprüht förmlich vor Spielfreude. Allen voran der Irrwisch Johnny Gioeli springt mit jungenhafter Freude über die Bühne, als sei dies sein erster Live Gig und er wolle jede Sekunde auskosten. Im Gegensatz zu vielen anderen Gruppen, die in so kurzen Abständen touren, wirken seine Ansagen, Aufstachelungen des Publikums und Posen nicht aufgesetzt oder gar einstudiert. Der Mann hat einfach nur sichtlich Spaß und ist zu dem noch bei besonders guter Stimme. Wer war nochmal Jeff Scott Soto? Das Publikum frisst ihm aus der Hand und es wird jede Silbe lauthals mitgesungen. Die Band präsentiert sich tight und druckvoll wie ehedem, der Sound im Colos-Saal ist klar wie Quellwasser und die Stimmung könnte nicht besser sein. Wer zum ersten Mal dabei war, könnte meinen, das Dauergrinsen auf dem Gesicht von Tastenmeister Ferdy käme daher. Der Mann ist einfach ein Phänomen. Unentwegt mimt er den Hofnarren und gebärdet sich als Barde. Seine hohen Backingvocals gibt es obendrauf als nicht mehr wegzudenkendes Stilelement und sein Keyboardsolo darf bei keiner Axel Rudi Pell Show fehlen. Auch an diesem Abend wieder begeisternd, wie scheinbar mühelos er mit seinem eigentlich fixiert gedachten Instrument tanzt und spielt. Wer einen Mike Terrana in der Band hat, darf sich nicht nur über ein wuchtiges und felsenfestes Fundament freuen, sondern darf live auch auf dessen hervorragenden Qualitäten als Entertainer und Solist zurückgreifen. Selten sieht man derart unterhaltsame Schlagzeugsoli, die einen in ihren Bann ziehen. Wo wir gerade bei den Soloeinlagen sind. Selbstverständlich zeigt auch Löwenhmähne Pell sein Können. Auch wenn er kein Entertainer vor dem Herrn ist (aber welcher große Leadgitarrist in der langen History of Rock war/ist das schon?), begeistert er mit göttlicher Fingerfertigkeit und gleichwohl gefühlvollen wie auch spannenden Soli, die er anders als z. B. ein Yngwie Malmsteen nicht zur Selbstdarstellung und permanent sondern wohl dosiert und songdienlich einsetzt. Hier wird nur gefuddelt, wenn es der Song zulässt, live auch gerne mal etwas ausgiebiger und wenn das Spotlight auf ihn fällt erst recht. Andächtig folgen die Musiker im Publikum seinen Fingern und der Rest schließt die Augen und lässt sich von den wunderschönen Licks in die höchsten Höhen emotionaler Gebirgsketten tragen. Gab es eigentlich auch was zu bemängeln? Manchmal war das Licht vielleicht etwas zu warm. Was in ruhigen Momenten äußerst stimmungsvoll eingesetzt wurde, konnte bei schnellern Nummern manchmal nicht immer so untermalen, wie es nötig gewesen wäre. Hier wäre mal ein kälterer Ton löblich gewesen. Aber ansonsten ein gelungener Abend, welcher mit einem üppigen Zugabenblock gespickt mit Klassikern der Bandgeschichte beendet wurde die Band noch lange auf der Bühne verweilt und sich scheinbar von jedem Einzelnen im Publikum verabschieden und bedanken möchte. Sehr sympathisch und gerade in einem etwas kleineren Club wie dem heimelischen Colos-Saal sehr menschlich, wie sich dieses Allstarensemble hier präsentierte. Sollten sich andere "Größen" mal ein Scheibschen abschneiden.