KAMELOT - Geiselwind, MusicHall Strohofer



Konzert vom 17.11.12
Support: Xandria, Triosphere, Blackguard

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Ein schweres Erbe hatte Tommy Karevik angetreten, als er von den Symphonic-Metallern KAMELOT unter mehr als 800 Bewerbern für den Sangesposten als Nachfolger für Roy Khan auserkoren wurde. Konnte man die überraschende Stimmen-Ähnlichkeit bereits auf dem neuen Studio-Album „Silverthorn“ feststellen, ging nun gar kein Weg daran vorbei, sich auch live von den Qualitäten des neuen Bandmitglieds überzeugen zu müssen. So kam der auf einen Samstag fallende Tour-Termin in Geiselwind nur allzu Recht.

Gerade rechtzeitig zu den ersten Klängen der Kanadier BLACKGUARD, die sich genremäßig zwischen Folk-Metal und melodiösem Death Metal bewegen, betraten wir die Halle und mussten erstaunt feststellen, dass diese gerade zur Hälfte gefüllt war. Schade, denn das war ich von KAMELOT-Konzerten doch bisher anders gewöhnt. Gewöhnt war ich hingegen das meist etwas zurückhaltend agierende fränkische Publikum, das sich bewegungstechnisch noch in der Aufwärmphase befand, aber bereits verdienten Applaus verteilte. Über eine „Frauen-Quote“ auf der Bühne musste man sich im Übrigen heute Abend keine Gedanken machen, denn diese nahm ihren Anfang bereits hier mit der hinter den Drums ordentlich zur Sache gehenden Justine Ethier.

Schnell verstrich die erste halbe Stunde, und nach einem flotten Umbau ging es bereits keine 10 Minuten später mit den Norwegern TRIOSPHERE weiter. Der zierlichen Frontfrau Ida Haukland traute man kaum eine solche Rockröhre zu, die diese zu Tage förderte. Ausgestattet mit angenehmer, kräftiger und ausdrucksstarker Stimme griff sie zusätzlich in die Bass-Saiten und stellte somit ihre Bandkollegen fast schon in den Hintergrund. Charakteristisch für den progressiven Einfluss der Power-Metaller waren instrumentale Parts in den einzelnen Songs. Harmoniebetont sprang der Funke über, und das Publikum folgte den animierenden Mitklatschaufforderungen. Nach 30 Minuten war hier allerdings ebenfalls Schluss. Mit einer gemeinsamen Verbeugung und von der Bühne fliegenden Drumsticks verabschiedeten sich die Skandinavier, die an diesem Abend sicherlich neue Sympathien dazu gewonnen hatten.

Wieder verging gerade mal nur eine Viertelstunde für den Umbau, bis dann XANDRIA, die deutsche Antwort auf Nightwish und Konsorten, die Bühne betraten. Seit meiner letzten Live-Begegnung mit dieser Band war in der Zwischenzeit wieder mal ein Wechsel der Sängerin erfolgt. Und erneut muss ich mich wiederholen, wenn der Vergleich mit vorgenannten Vorbildern einfach nicht von der Hand zu weisen ist. Nichtsdestotrotz schätze ich jedoch, dass die Freunde des symphonischen, gothic-einschlägigen Metals mit weiblicher Frontstimme auf ihre Kosten gekommen sein dürften. Alles in allem eine solide 45-minütige Performance, allerdings für mich ohne nennenswerte Highlights, die jedoch ihrem Zweck als Anheizer nicht nur den zahlreich anwesenden Fans auf jeden Fall gerecht wurde.

Nun hieß es noch eine gute halbe Stunde ausharren, bis der ersehnte Hauptact des Abends in Erscheinung trat – und das taten KAMELOT in Form einer bombastischen Eröffnung mit genialer Lightshow zum laufenden Intro. Mit „Rule The World“ und „Ghost Opera“ wurde wirkungsvoll gestartet, bevor Bandoberhaupt Thomas Youngblood (git) Neuzugang Tommy Karevik offiziell den Fans vorstellte und diese ihm den gebührenden Zuspruch ganz offensichtlich und uneingeschränkt zuteil werden ließen. Nein, es war sicher nicht mehr Roy, der da vorne auf der Bühne stand - aber ein mehr als nur wertiger Ersatz. Das zeigte sich vor allem deutlich bei „Center of the Universe“ oder auch „The Human Stain“, die „wie im Original“ an meine Ohren drangen. Tommy bewies eine unglaubliche Bühnenpräsenz, kommunizierte auf sympathischste Weise mit dem Publikum und lockte durch seine gekonnten Animationen die zurückhaltenden Franken schnell aus der Reserve. Seine Gesten, sein Ausdruck – sicher für den Anfang (und gerade für Kritiker) noch zu sehr angelehnt an seinen Vorgänger, vielleicht auch noch zu „einstudiert“ wirkend. Aber andererseits doch wohl auch um die hohen Erwartungen, die an ihn gestellt worden sind, zu erfüllen? Die Zeit der Entwicklung, sich selbst mit seiner eigenen Persönlichkeit noch mehr einfließen zu lassen, muss ihm zugestanden werden. Denn sich mit Aura und Charisma eines Roy Khans vergleichen lassen zu müssen, ist schließlich eine hohe Messlatte. Aber Tommy hat in meinen Augen mit Bravour bestanden. So präsentierte er dann auch einfühlsam, wie man es bei KAMELOT sehen und hören möchte, „seinen“ Song, den „Song for Jolee“, nur gefühlvoll begleitet durch Oliver Palotai am Keyboard und untermalt durch wunderbares Licht. Insgesamt harmonierte Tommy überhaupt hervorragend mit seinen Bandkollegen, die allesamt riesigen Spaß hatten. Besonders Sean Tibbets (b) rockte ab und tobte wie ein Derwisch über die Bühne. Neues und altes Material wurde im Einklang miteinander präsentiert und durch die nicht fehlen dürfenden Soloeinlagen der einzelnen Musiker abgerundet, die nicht nur dazu dienen, dem Sänger eine kleine Verschnaufpause einzuräumen, sondern einfach das Gesamtbild der Band ausmachen und bei KAMELOTs Live-Präsenz auf keinen Fall fehlen dürfen. Daneben hatte Elize Ryd als etablierte Gastsängerin ihre unverzichtbaren Auftritte sowohl im weißen Mantel wie als schwarzer Engel, und so fragte ich mich ungläubig, wo denn die Zeit geblieben sei, als mit „Forever“ auf einmal bereits das Ende des regulären Sets in Sicht war. Laute Zugaberufe forderten die Fortsetzung dieses gigantischen Events, dem mit „Karma“ und „Torn“ natürlich nachgekommen wurde und in dem unverzichtbaren „March of Mephisto“ mit seinen Trommlerinnen seinen krönenden Abschluss fand. Hier gesellte sich als weiterer Höhepunkt BLACKGUARD-Sänger Paul Zinay zu einem grandiosen Finale dazu. Nach 90 Minuten verabschiedeten sich schließlich zu den Klängen von „Continuum“ fünf strahlende Musiker bei einem begeistert jubelnden Publikum: Eine neue KAMELOT-Ära hat begonnen!

Abschließend möchte ich noch die freundliche Bedienung an der hinteren Theke erwähnen, die sich Zeit für eine eingehende Beratung über die vorhandenen Biersorten nebst anschließender unterhaltsamer Fachsimpelei über die fränkische Braukunst an sich genommen hat.

Setlist Kamelot:
Rule the World
Ghost O
pera
Pandemonium
Veritas
Center of the Universe
The Human Stain
Song for Jolee
Drum Solo
When the Lights are Down
Sacrimony

Season's End
(key solo - pirates)
Forever
--------------
Karma
Torn
March of Mephisto

Continuum



Fotos by Carina Reich

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