LORDI - Offenbach, Turnhalle TV Bieber

Konzert vom 06.04.13
Support: Tri State Corner, Reverse Grip

Homepage:
www.lordi.fi
www.tristatecorner.com
www.reversegriprock.com

„To Beast Or Not To Beast“ – um das herauszufinden, nimmt man sogar gern den Weg auf die andere Mainuferseite nach Offenbach in Kauf. Dort gaben sich nämlich die finnischen Monster von LORDI samt Supportacts bei den Hard’n’Heavy Freunden Offenbach die Ehre. Der erst im letzten Jahr von Fans für Fans gegründete Verein hat es sich zum Ziel gemacht, in ihre Heimatstadt mehr Leben zu bringen, sprich in erster Linie eine Plattform für mehr metallische Klänge zu schaffen. Und so sollte an diesem Samstagabend die Turnhalle Bieber zur Location einer monstermäßigen Show werden.

Gruselig – wenn auch in anderem Sinne – begann es dann bereits mit dem ersten Act des Abends REVERSE GRIP aus Kanada. Ein Name, der mir bislang nichts sagte – und den ich besser auch schnell wieder vergessen werde. Oder anders ausgedrückt: Den Übersee-Import hätte man sich zweifelsohne sparen können, denn jede Schülerband aus der hiesigen Provinz hätte da mehr gebracht. Aber da das Quartett zu 75 % aus Brüdern besteht, liegt die Vermutung mehr als nah, dass Daddys Bankkonto wohl dick genug ist, um als „Karriere“-Sprungbrett zu dienen. Die dürftige Darbietung als billigen Axl-Rose-Verschnitt für Arme zu bezeichnen wäre reine Lobhudelei, und so tat ich mir die halbstündige Misere indes auch nicht bis zum Ende an – spätestens das AC/DC-Cover „Whole Lotta Rosie“ (ein Graus für meine Ohren; so etwas Mieses habe ich noch nicht gehört!) trieb mich schließlich geradewegs aus der Halle.

Nach einer flotten, viertelstündigen Umbaupause war die Bühne dann für TRI STATE CORNER freigegeben. Und jetzt wurden hier andere Töne angeschlagen. Die griechisch-deutsch-polnische Multi-Kulti-Band aus dem Bergischen Land wusste von Anfang an das Publikum zu begeistern, nicht allein dank des sehr sympathischen Frontmannes, der neben einer guten Stimme außerdem enorme Entertainer-Qualitäten besitzt. Orientalische Einflüsse lassen den Stil der Band zu einem eigenen werden, der nur schwer einem einzigen Genre zuzuordnen ist und damit gleichzeitig Interesse weckt. Das Geheimnis lautet „Bouzouki“, ein griechisches Lauteninstrument, das bei einzelnen Songs statt einer Gitarre zum Einsatz kommt und deren exotische Klänge im Zusammenhang mit Metal für meine Ohren doch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Dass die Musiker hier jedenfalls durchweg alle ihre Instrumente beherrschen, war unverkennbar, und so wurde auch ein rein instrumentales Stück mit einem Riesen-Applaus durch das Publikum belohnt. Es rockte, es groovte, und nach gut 35 Minuten war die Stimmung auf dem richtigen Level für den Höhepunkt des Abends.

Dieser wurde Punkt 22:30 Uhr eingeläutet, als düster-schauriges Licht das gruselig hergerichtete Bühnenbild in gespenstische Atmosphäre hüllte und der als wirkungsvolles Intro nur allzu treffend ausgesuchte KISS-Klassiker „God Of Thunder“ ertönte. Mit unzähligen gezückten Handykameras wurde gespannt auf den Auftritt der finnischen Monster gewartet, bei deren Erscheinen dann schließlich riesiger Jubel losbrach. Das Spektakel konnte beginnen! Mit „We’re Not Bad For The Kids (We’re Worse)“ und „Bringing Back The Balls To Rock“ wurden den Fans gleich die wegweisenden Bahnen für die nächsten zwei Stunden aufgezeigt, bevor „The Riff“ auf die Ohren donnerte. Mr. Lordi und Konsorten gaben schon eine imposante Erscheinung ab, und neben der gut ausgewogenen Mixtur von altem und neuem Songmaterial – bei übrigens sehr angenehmen Soundverhältnissen – war der Auftritt natürlich gespickt mit einer Vielzahl von Showeinlagen à la ALICE COOPER, so dass auch dem Auge jede Menge geboten wurde: So wurde ein sich auf die Bühne verirrter Roadie von Basser Ox geköpft, Mr. Monsterman himself, zum Schlachter verwandelt, brachte einen Eimer abgetrennter Arme mit und ließ eine Kreissäge rotieren; mal fegte ein Dee Snider ähnlicher Freak, dann eine keulenschwingende Alte über die Bühne, und bei Keyboarderin Hella alias „Scarbie“ waren wohl ein paar Schräubchen locker, so dass sie kurzzeitig ihres blondgelockten Hauptes zwecks Reparatur beraubt wurde. Qualmende Schädel, blutbesudelte Puppen, Nebel-Pistolen und Wolfsfelle gehörten zu den weiteren Requisiten der Horror-Show. Irgendwann schaukelten Skelette vor den Side-Drops, und bei „Blood Red Sandman“ spielte Mr. Lordi Sandmännchen und streute eigenhändig Konfetti in die ersten Fan-Reihen. Bei acht Songs vom neuen Album und den nicht fehlen dürfenden Klassikern wie „Who’s Your Daddy?“, „Girls Go Chopping“ oder „Supermonstars“ gab es kaum Verschnaufpausen für die Fans – die Musiker nahmen sich dagegen verdiente Zeit zum Atemholen durch geschickt verteilte Soloeinlagen, damit kam jeder einzelne für sich auch noch mal richtig zum Zuge. Schöner Nebeneffekt beim Schlagzeug-Solo: Die sich vor den Bass-Drums befindlichen Blenden fingen zu rotieren an. Wer übrigens genau aufgepasst hat, dürfte gemerkt haben, dass die durch Mr. Lordis Bandkollegen demonstrierten Mitsing-Chöre vom Band eingespielt waren – einfach bedingt durch den Umstand, dass diese durch ihre Gesichtsmasken gar nicht in der Lage waren, live zu singen. Aber das schadete dem Geschehen in keiner Weise und dürfte wohl nur den Wenigsten aufgefallen sein. Dass die ganze Show an sich als Spaß und mit Augenzwinkern zu sehen sein sollte und sich LORDI auch selbst dabei auf die Schippe nehmen, wurde bei „I’m The Best“ amüsant veranschaulicht, als sich Mr. Lordi mit Krönchen, Siegerschleife, Pokalen u.ä. behängen und feiern ließ. Auch, dass das eben noch finstere, tiefgrunzende Monster sich anschließend unschuldig pfeifend und mit lieblicher Stimme wieder an das Publikum wendet, entlockte schon ein Schmunzeln. Ja, es machte Spaß, wie man den rund 400 Fans ansehen konnte, die in fast jeder Altersstufe vertreten waren und nach dem Schluss-Song „Devil Is A Loser“ vehement nach mehr verlangten. Bei den dann folgenden vier Zugabe-Tracks durfte natürlich auch die Hymne, die dem Bekanntheitsgrad der Monster-Finnen durch den Sieg des Eurovision-Song-Contests im Jahr 2006 gewaltig Vorschub leistete, nicht fehlen, und so dröhnte „Hard Rock Hallelujah“ nicht nur aus den Boxen, sondern aus so gut wie allen Kehlen der Anwesenden in der Halle. Auch der Refrain des vom letzten Album stammenden Songs „Sincerely With Love“ fand großen Zuspruch und dürfte damit ins feste Repertoire künftiger Shows aufgenommen worden sein. Mit „Would You Love A Monsterman?“ und einem silbrigen Konfetti-Regen war dann aber doch endgültig Schluss. Plektren und Drumsticks wurden ins begeisterte Publikum verteilt, und bei mir blieb vor allem Bewunderung und Anerkennung für die Leistung der Finnen zurück, die eine solch schweißtreibende Show in ihren gigantischen Monster-Kostümen zwei Stunden lang durchzustehen in der Lage sind. Da sollten sich so manche Kollegen in der Branche mal ne gehörige Scheibe abschneiden! Mein Schluss-Fazit (und da wiederhole ich mich gern): Hey, das hat Spaß gemacht!

Fotos by Britta Stippich

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