HEADBANGERS OPEN AIR 2013 - Brande Hörnerkirchen

Headbanger's Open Air 25.-27.07.13 
mit: DEMON, OVERKILL, VICIOUS RUMORS, METAL CHURCH, KING LEORIC usw.

Homepage:
www.headbangers-open-air.de

 

Donnerstag, 25.07.13

Begegnung mit dem Metal-Tigger und ein Soundmann wird beurlaubt!

Zunächst ist es Mittwoch-Nachmittag, die Zeit knapp und ich bin in Gedanken bereits am Ort. Gelände: Schierenhöhe 13, Brande Hörnerkirchen, die Adresse müssten echte Metalfans kennen! Auf zum Headbanger's Open Air!!! Denke ich mir. Kaum erfolgt mein erster Schritt aus der Tür, gerate ich gleich mitten rein in strömenden Regen, gefolgt von Blitz und Donner. Auf der Hinfahrt zum Bahnhof Aquaplaning, der Festivalrucksack ist viel zu eng geschnallt. Welch ein Auftakt Na Super! Der Tag fängt ja schon richtig klasse an! Die lange Zugfahrt lässt uns erst um 0:00 Uhr in Elmshorn angelangen. Eine halbe Stunde später erreichen wir das Festivalgelände. Bis die Zelte stehen ist es bereits 1:30. Danach ist gleich zum Eingewöhnen der obligatorische Spaziergang über den Platz fällig. Unsere Leute sind bereits vor uns dort eingetroffen, zum Auftakt werden zwecks Zuckerschub schnell eine Cola gezischt und in relaxter Runde erste Gespräche geführt. Die Horden des Chaos aus Kassel, Rotenburg usw., treffen nachmittags in vollständiger Besetzung ein.

Die Warm-Up-Show mit AXXION, HOBB'S ANGEL OF DEATH, ARKHAM WITCH und WILD findet gegen 18:00 Uhr statt, aufgrund der langen Anreise entfällt dieser Event vollständig für uns. Schade! Da die Kanadier AXXION am nächsten Tag nocheinmal ran dürfen, ist zumindest deren entgangener Auftritt kein großer Verlust für mich. Die sind für den Headbanger's Freitag schon fest eingeplant! Wegen den anderen drei Bands tut's mir hingegen schon leid, vor allem wegen HOBB'S ANGEL OF DEATH, die Australische Thrashcombo bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Das mir ARKHAM WITCH entgangen sind, ist auch schade, doch bei dieser noch nicht so lange aktiven Band von der Insel besteht immer mal die Gelegenheit, den für mich entfallenen Gig nachzuholen!

77 

Den bedauerlichen Fehler, auf  77 notgedrungen zu verzichten, weil zwingend eine Ruhepause benötigt wird (siehe beim ROCKHARD-Festival, wofür ich mich in den Hintern beißen könnte!) mache ich kein zweites Mal! Heute fiebere ich mit Spannung dem Gig der spanischen AC/DC-Hopefuls 77 entgegen. Zwar werden in anderen Beschreibungen oft AIRBOURNE und ROSE TATTOO erwähnt, deren Platten keinen Deut weniger exzellent und mir bestens geläufig sind, doch insgesamt so sehr ich mich auch anstrenge, höre ich bei dieser Combo ultimativ nur eine heraus, die mit dem weltberühmten Blitz im Logo: AC/DC bis zum Überlaufen!!! Schon binnen zwei Minuten brechen im Publikum alle Dämme! Allein das extrem schweißtreibende Posing von Gitarrist LG Valeta, der seinem Kultvorbild Angus Young vollauf gerecht wird, ihm (zu dessen Langhaarzeitphase gewissermaßen ähnelt)  ist sehenswert,  von den handwerklichen Fähigkeiten der cremigen High Voltage Rocker einmal abgesehen. Frontmann Armand glänzt in punkto Charisma wobei er schnell die Sympathien des Publikums gewinnt. Basser Raw zockt cool am Viersaiter und Drummer Dolphin haut feste auf Becken und Felle drauf, das es nur so knallt und klatscht! Das ist nicht nur einfach Cover, das hat Klasse und Qualität. Zwar ist der Stil von AC/DC schon tausendmal kopiert, doch fast noch nie mittels Eigenkompositionen so qualitativ hochwertig erreicht, wie bei dieser bemerkenswert authentisch rockenden Crew! Da wundert's mich nicht, wenn binnen weniger Minuten mein kleiner Angus Young aus mir herauskommt. Haare fliegen, der Garten tobt, das Headbanger's Publikum feiert ausgelassen frenetisch Stücke wie „High Decibels“, „Melting in a Spoone“, „This Girl is on Fire“, „Gimme a Dollar“, „Bad Smoker Pig“ oder den fetten Schlußrocker „77“. Das ist Hardrockedelkost vom Feinsten, aus meiner Sicht das beste, was nach dem Tod von Bon Scott seit geraumer Zeit in Sachen AC/DC durch den Äther rauschte, abgrund tief wurzelnd im Straßenblues. 77 der Name passt zur Musik der Band wie die Marmelade auf's Brot. Geschichten über Sex, Drugs and Rock n' Roll in verräucherten Vierteln, wo sich Nacht-Bar an Nacht-Bar und Kneipe an Kneipe reiht. Erdiger Stadion-Rock, perfekt auf der Bühne dargeboten. Auch bei mir gehen sämtliche Gäule im dreckigen Dutzend aufeinmal durch! Mitten im Set ist ein Foto mit dem im Publikum für beste Unterhaltung sorgenden Rock n' Roll-(Plüsch)-Tig(g)er in Kutte fällig, nehme mir anschließend noch den Moment dafür Zeit und lasse mir die Idee dahinter in Ruhe von der Besitzerin erklären. Nun ja, wer IRON MAIDEN, MOTÖRHEAD, AC/DC, MEGADETH und SLAYER auf dem Jacket trägt,  kann nicht verkehrt liegen... - Wie knuffig ist das denn? ;-) An dieser Stelle ein kräftiges Prosit auf's Metal-Tigger-Team, das eine Bereicherung des Festivals darstellt. Genau die Momente sind es, die ein Festival erst richtig interessant machen! Nach dem Top-Auftakt mehr als gebührend verarztet in reichlicher Festivalstimmung, kann jetzt alles weitere kommen. Hell Yeah! High Voltage, Rock n' Roll! If You want Blood... You've got it!  

KISSIN' DYNAMITE  

Die deutschen Glamrocker liefern keine schlechte Show, bekommen verdient das ihnen zustehende Maß Aufmerksamkeit reißen mich bei aller Liebe um einiges weniger vom Hocker als zuvor 77. In den ersten Reihen geht’s dennoch gut ab, Zugaberufe wie schon bei 77 werden laut, die Glamster haben alles richtig gemacht, und auf dem Headbangers gezeigt, das die zahlreich angestrengten  reichlich hohlköpfigen Forendiskussionen ob sie nun ins Billing reingehören oder nicht schlichtweg daneben waren. KISSIN' DYNAMITE gehörten ins Billing, Punkt! Das haben sie auf ihre Weise vor dankbaren Fans gezeigt. Optische Aspekte tun hier nichts zur Sache, was zählt ist allein das Engagement auf der Bühne. Diesbezüglich lagen KISSIN' DYNAMITE nicht verkehrt, interessant wäre es allerdings einmal all diejenigen zu zählen, die zuvor im Forum schwer abgerotzt haben und sich dann schließlich doch zu KISSIN' DYNAMITE bequemten... Nachtigall, ick hör' dir trapsen...!

FORTE

Geben sogleich mal einen heftigen Vorgeschmack auf den Donnerstag-Headliner und legen ein mörderischd wuchtiges Brett vor, das gerade die Speed n' Thrasher im Publikum in aller Form begeistert! Richtig voll auf's Maul hauen die alles wegblasend Thrashenden Kanadier FORTE, deren satt mit Schmackes auf der Wumme vorgetragenes 60 Minuten (Power)-Thrash-Intermezzo auf ganzer Linie überzeugt. Das Publikum ist begeistert von dem starken Auftritt der Kanadier, die mehr als nur kräftig Eindruck hinterlassen. Thrashhämmer wie „Coming of the Storm“ oder „The Inner Circle“ lassen gar keinen Zweifel an der Heavyness dieser genialen, vielfach unterschätzten     Thrashformation aufkommen. Zahlreicher Mähnenflug und ein heftig mitgehendes Publikum lassen Hoffnung aufkeimen, das die geniale, vielfach unterschätzte Truppe aus Übersee künftig wieder um einiges regelmäßiger als in der Vergangenheit auf dem Livesektor präsent sein wird! :-)

Danach heißt es warten in der Fanreihe, OVERKILL-Autogrammstunde, hier ist mal ein Signing fällig.  Einem Typ, der eindeutig zuviel Alk intus (Mundgeruch und Bierfahne sind geradezu penetrant!) und  Probleme mit der Frage hat, ob er sein bestes Stück denn mal entleeren soll, fällt die Antwort plötzlich wie vom Blitz getroffen ein. Immerhin ist er noch bevor's Dunkel wird, in der Lage zu erkennen, daß er sich in der falschen Reihe platziert hat.Warteschlange?Autogrammstunde? No Peilung aber wenigstens die Peilung, das etwas hier fehl am Platze ist,  macht er sich endlich (!)  arg wankenden Schrittes vom Acker, rennt was das Zeug hält und hört endlich auf, unbeteiligten, die geduldig in  Warteschlange anstehen beide Ohren abzukauen, und ward anschließend spurlos verschwunden. Ob er wohl im Feld liegen geblieben ist? Keine Ahnung, nicht weiter von Belang. Neben mir sind einige weitere froh, das er schließlich noch die Kurve bekam, den Schuh gemacht hat und endlich kilomerweit aus unserer unmittelbaren Reichweite entschwand! Leider ist nach Hälfte aller geduldig zur Autogrammstunde anstehenden Leutchens plötzlich Schluß, die Zeit um. Da kommt ein Blitz aus heiterem Himmel zwischen das stehende Fanklientel, aufeinmal ändert sich die Situation, es bekommen fast alle noch ihr Autogramm, meines wird grinsend statt auf der Kutteninnenseite direkt auf meinem grünen Overkill-Shirt platziert. Fein! Tja, ein Bobby Blitz wäre kein Bobby Blitz,... wenn er seinem Spitznamen gerecht nicht improvisieren könnte, wobei wiedereinmal die offene Lockerheit des sympathischen OVERKILL-Frontmanns zum Tragen kommt, der sich selbst unters Volk mischend, Kutten, T-Shirts, Postkarten, Tonträger, wenn's sein muss Autospiegel und Zigarettenschachteln mit dem Edding signiert, um danach schnell durch den Zelthintereingang hinauslaufend zu verschwinden, da ihm zwecks Vorbereitung für den Auftritt nicht mehr viel Zeit zur Verfügung bleibt. Coole Sache! Danke Blitz, du bist und bleibst der Beste!

Kuriosum vor dem OVERKILL-Gig: Am Spätnachmittag kommt mir ein sternhagelvoll, freundlich über beide Backen grinsender Fan in Kutte entgegen, fragt mich nach meinem Befinden, welche Bands noch kommen und wann die spielen. Ich nenne ihm die Zeit, frage ihn freundlich, ob er sich OVERKILL anschauen will? Na sicher, er wird es bis dahin schaffen (deutet mit dem Finger zur Bühne und schon da vorne hin kommen, entgegnet er), wobei ich mich frage, was er damit nun genau meint: Den Alkohol soweit zu vernichten bzw. schaffen, das nichts mehr da ist oder zeitig bei OVERKILL am Start zu sein. Ich vermute in dem Fall ersteres. Am nächsten Tag begegne ich ihm, schleppenden Ganges, leicht glasigen Blickes noch immer nicht ganz ausgenüchtert kommt der Fan wieder auf mich zu. Ich frage ihn, wie der OVERKILL-Gig war, er bedauert es (gespielt) innig, OVERKILL doch nicht mehr geschafft zu haben, und Schuld allein? War nur der Alkohol... 

OVERKILL

Unpünktlich beginnt die Overkill-Show. Der für den Soundcheck zuständige Mann taucht viel zu spät gerade noch fünf Minuten vor Showbeginn auf, vielleicht hat der einen gebechert, jedenfalls bekommt das „Genie“ selbst nach gefühlten 20-Minuten Auszeit nichts auf die Kette, die Drums klingen wie Kindergeburtstag, was auf Dauer ziemlich abtörnt. Fünf Songs werden vom erbärmlich dünnmatschigen Soundbrei kräftig zerschreddert, worunter einige früh gebrachte, umso wichtigere weil unverzichtbarere OVERKILL-Kracher schwer leiden, u. a. „Rotten to the Core...“ grässlich! Durch zuverlässige Quellen erfahre ich, das der nach einer Weile nicht mehr an seinem Arbeitsplatz befindliche Soundvergifter von der Band höchst selbst unmittelbar nach dem Gig gefeuert und nicht mehr gesehen wurde. Lobenswerte Konsequenz! Was hat der Blödfisch sich nur dabei gedacht, den Anfang des Gigs zunächst so zu verhunzen? Das war für OVERKILL-Verhältnisse wirklich etwas zu viel des Schlechten! Ok, alles der Reihe nach: Neben mir steht ein zunächst murrend, in immer garstigere Stimmung kommender  Punk, dessen aggressiv in untere Niveaubereiche driftendes Level progressiv ansteigt, je länger der Soundcheck dauert, desto unruhiger wird der Kleiniroträger – verständlicherweise! Hätte das Gefummel noch 10  Minuten mehr in Anspruch genommen, wäre der Punk direkt in Richtung Bühne marschiert um sich den Mischer vorzunehmen. Den Mienen so einiger zu entnehmen, wäre er dabei wohl nicht alleine gewesen... Allmählich steigert sich die Ungeduld im Publikum, doch es hilft alles nichts, OVERKILL müssen endlich beginnen, jedoch wird der grottige Sound dadurch auch nicht erheblich besser... Blitz' Truppe kämpft sich in den Set und steigert sich schließlich Eine wirklich schlechte Show des Fünfers aus dem Großraum New York ist mir bislang ohnehin noch nie untergekommen, so auch diesmal nicht! OVERKILL sind ein Bringer, auf den immer überall Verlass ist! Nach fünf Songs ist das Dilemma behoben, OVERKILL einschließlich des traumhaft sicher sein Publikum dirigierenden Blitz erteilen ihrem Auditorium eine Lektion in Sachen Speedmetal, die sich gewaschen hat! Zahlreiche Fans der Grün-Schwarzen rasten aus, Full Speed at High Level, sozusagen! OVERKILL sind wie so oft eine sichere Bank. Die Gitarren drücken, D.D. Verni's treibende Highspeed-Bassläufe sind und bleiben eine Klasse für sich, so manche Crowdsurfer werden vereinzelt auf der linken Seite gesichtet, outen sich jedoch nicht durch übermäßiges Auftauchen über den Köpfen des Bangerklientels im Publikum als Betriebsbremsen, die Security hat vor der Bühne stehend platziert alles prima unter Kontrolle.  „Rotten to the Core“, „Oldshool“, „Hello from the Gutter“, „Wrecking Crew“, „Elimination“, „Coma“ , bei der genialen OVERKILL-Hymne „In Union we Stand“ gehen Markus und ich ehrfürchtig in die Knie! Die zum Schluß von einem Heer zahlreich erhobener Mittelfinger begleitete Abrissbirne „Fuck You!“ unangefochtenes Highlight jeder OVERKILL-Show und immer ein Genuss, vor allem weil man bei der Nummer nach Lust und Laune den doppelten Effenberger bis zum äußersten Anschlag vorzeigen darf, ohne das es strafbar wird! Gesagt getan, und immer wieder genial! We don't care what you say: - FUCK YOU!!! Damit verabschieden sich OVERKILL vom Headbanger'spublikum, das eine grundsolide OVERKILL-Show geboten bekam, die aufgrund überflüssiger Soundprobleme locker einen Tacken besser ausgefallen sein könnte. Gewohnt sichere OVERKILL-Performance mit unerwarteten Startproblemen! Für den Festivaldonnerstag wirklich kein schlechter Einstieg! 

Nach dem Overkill-Gig wird noch kräftig bis in die tiefe Nacht hinein diskutiert. Anregende Gesprächsthemen gibt’s mehr als genug. Angefangen von belanglosem Allerlei, über noch dieses Jahr anstehende Konzertterminplanungen und Einladungen, bis hin zu irgendwelchen Themen über Landkarten und Lagepeilungen artet die harmlos begonnene Konversation über den grottig verstümmelten Sound während des OVERKILL Gigs bis hin zu Schulstreichen, Anatomie, Tag- und Nachtwanderungen im Harz, Schrödinger's Katze, Quantenmechanik und anderer allerlei seltsamer Konstellationen außergewöhnlicher Phantasie-Konstrukte aus... Harter Tobak! Nach Beendigung der Diskussionen herrscht Leere im Gehirnkasten, um vier komme ich endlich selbst  zum Schlafen.

Leider hält dieser Zustand nicht lange an, weil ein Vollpfosten meint, den gesamten Platz um 7 Uhr morgens penetrant mit Grinddeath (!) zu beschallen,  immerhin schafft er das nur geraume Zeit, um 8 Uhr wird’s extrem leise, vielleicht sollte man ihm selbst wenn er schläft, einmal den Rekorder mit der vollen Ladung Grinddeath direkt vor's Fenster halten...  dennoch komme ich nicht so recht zum Schlafen, weil die Sonne schon wieder extrem heiß ins Zelt hineinscheint. Selbst in der Sauna herrschen angenehmere Temperaturen! Danach genehmige ich mir einen Kaffe, zwei Würstchen und zwei Plätzchen der Prinzenrolle (Danke Kutte, die taten gut!) quatsche noch ein bisschen mit den anderen um mich nur etwa zwei Stunden später gegen zehn Uhr noch einmal derbe geplagt vom Schlafentzug ins Zelt zu begeben,... um noch ein wenig Kraft für eine Stunde nachzutanken! Gegen Mittag wird’s dann beinahe unerträglich warm, aus meiner Sicht schon wieder viel zu heiß!

Freitag, 26.07.13

Dämonen und Digitale Diktatoren

Da heute fast so gut wie kein Lüftchen weht, ziehe ich es vor, mich bei der Hitze mehr im Schatten aufzuhalten. Da kommt es mir sehr gelegen, das die Bäume im Garten Schatten spenden und es zur frühen Mittagszeit noch nicht so voll im Garten ist, wodurch der Aufenthalt erträglich wird. 

AXXION

Auf die Band hab' ich mich bereits mächtig im Vorfeld gefreut! Umso pünktlicher stehe ich während die Sonne heftig knallt mit meinen Leuten im Schatten vor der Bühne. AXXION gehören zu den derzeit heißesten Eisen, die im USA-Nachbarland geschmiedet wurden. Was AXXION zu viel zu früher Mittagszeit auffahren, bringt das Publikum sofort in Fahrt und jeden Zweifler von Null auf Hundert zum Schweigen!  Knackiger Powerspeed mit scharfkantigen Breaks, räudigen Schredderbeats, herrlichen Killerhooks, kernigen Backing Vocals und traumhaften Melodielinien, denen bei aller Melodic aalglatt produziertes Soundgemisch ebenso schlecht zu Gesicht steht, wie CANNIBAL CORPSE daran scheitern würden, einen auf BLACK SABBATH zu machen, siehe das grottige I hear Black-Album.  wie ihn deren in den 80ern aktiven Landsleute BREAKER einst spielten, ergo: - wer die LP „Get Tough“ kennt, weiß Bescheid. Von Beginn an Gas gebend, lässt der Ahornblattvierer den Boden im Garten heftig beben! Shouter Dirty D. Kerr wirkt optisch wie ein kleiner Bodybuilder, der schont sich keine Sekunde, holt wie seine drei Mitstreiter alles aus sich heraus. Der Mann besitzt ein richtig fesselnd unter die Haut gehend wundervoll hymnenhaft heroisches Hochtonorgan, das öfter an MALICE-Shouter James Neal usw, erinnert. Das ist Metal, der einen im Gedärm packend mit jeder Note gnadenlos zum Rocken zwingt!Spitze High Pitch Schreie beherrscht der Kerl ebenso aus dem FF, seine simplen umso wirkungs voller demonstrierten Gestiken (erhobene Faust), übertragen sich direkt auf's Publikum. Der Gitarrensound von Klampfer  Sir Shred kracht mächtig ins Gebälk, wie auch Chris Riley's Viersaiter und nicht zuletzt der virtuose Drumstil von Schlagzeugerin Alison Thunderland, die zeigt, das Frauen eben so gut hinter der Schießbude agieren, wie Männer, wenn es darauf ankommt. Das ruppige wohltuend räudige nie zu glatt gebügelte Flair ihrer Landsleute EXCITER haben AXXION ebenfalls locker in den Garten transportiert, wie sich an mancher Stelle herauskristallisiert. Edler Kanada-Stahl Marke „Stallion“ „Nightstalker“ oder „Hard Rockin'“ sorgt schnell für erhobene Fäuste, Hörnergabeln, mächtig Headbangerfeeling und reichlich Applaus vom beherzt mitgehenden Headbanger's Publikum! So druckvoll, hymnenhaft und leidenschaftlich rockig dürfen Powerspeedkanten gern klingen. Echter Metal für's eingeschworene Fanpublikum – Nichts für Weicheier und Popper oder: Whimps and Posers? Die wären hier ohnehin fehl am Platze! Get out,  leave the Hall...(!) sobald einen das „Wild Racer“-Virus infiziert, besteht überhaupt keine Möglichkeit mehr, zu Entkommen!  Mit AXXION die mir von manchen Kollegen zu häufig mit ENFORCER verglichen werden, statt mit ihren traditionell weitaus ähnlicher ausgerichteten Landsleuten habe ich wie ein Teil des Headbanger's Publikums eine neue Band auf dem klassischen Heavy/Powerspeed-Sektor entdeckt, die ich mir nach Möglichkeit verstärkt  live geben werde, sofern die Gelegenheit besteht. AXXION sind ein Diamant, dem es noch ein wenig am nötigen Feinschliff mangelt, - dann, soviel ist sicher, werden die Kanadier in Zukunft auf dem traditionellen Heavy Metal-Sektor ein gewichtiges Wort mitreden!

KING LEORIC

Vor dem Auftritt des Wolfenbütteler Classic-Metalvierers KING LEORIC herrscht eine ziemlich angespannte Atmosphäre. Unterstützt von ihrem Fanklientel aus der eigenen Region sowie Fans  von außerhalb liegt die Band am Nachmittag als dritte im Billing platziert genau richtig, um den Leuten das zu geben, was sie wollen: Eine satte Dröhnung klassischer Heavy Metal Hymnen die sich stark an Vorbildern wie IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, ACCEPT, MANOWAR, DIO usw. orientiert. Den Anfang macht „King Leoric is rising“, eine jener unverzichtbaren Metalhymnen, die bei keinem KING LEORIC-Auftritt fehlen dürfen. Mit „Master of the Kings“,  dem neuen Midtempo-Livegroovesmasher „Lingua Regis“ und „Last Words“  kommen weitere Epic-Knaller hymnen, die eine regelrecht „magische“ Atmosphäre schaffend zahlreiche Mähnen rotieren, zahl reiche Köpfe nicken und kreisen lassen.Das Publikum geht extrem wild rockend, frenetisch mit und macht den Auftritt der davon völlig perplexen Band zum völligen Triumphzug! „Warriors Tune“ und „Guardians of the King“ beenden eine aus meiner Sicht ruhig etwas länger andauern dürfende Stunde KING LEORIC, aber wie auch immer: Die Erfolgsresonanzen ihres aktuellen Drittwerks Lingua Regis im Gepäck samt eines in jeder Hinsicht restlos überzeugenden Gastspiels beim Headbanger's Open Air, wo die Jungs nach der  mitreißenden Performance wohl sicher nicht zum letzten Mal aufgetreten sind, verlassen sie mental  gestärkt die Bühne. Nach dem Auftritt bin ich wie viele andere klatschnass geschwitzt und marschiere mit fröhlicher Laune und einem  befreiten „Richtig geil war's“!-Gefühl zum Campingplatz zurück. KING LEORIC treten danach in ausgelassener Stimmung den Weg zum nächsten Tourauftritt nach Italien an, die Fans auf dem Headbanger's waren völlig aus dem Häuschen, und Manager Jens hat's nicht weniger gefreut... :-)

SCREAMER

hinterlassen am Spätnachmittag gewaltig Eindruck, wer die zwei Alben des jungen schwedischen Classic-Metal-Eigengewächses kennt, weiß, das Live-auftritte dieser Crew pures Adrenalin sind! Nummern des Formats „Demon Rider“ strotzen vor Energie und erinnern permanent an klassische Oldshool-Helden der 70er/80er der Liga IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, MOTÖRHEAD, WASP, ACCEPT, DIO, TWISTED SISTER etc., das beeindruckend agile Stageacting des jungen Schweden quartetts untermauert den tollen Gig zusätzlich. im Publikum herrscht Riesenstimmung, Fotos kann ich leider keine machen, ausgerechnet jetzt ist der Kamera-Akku leer, - so ein Mist! :-(

BLOODFEAST

Nach dem vielen traditionellen Metal wird es Zeit, mir wieder mal zur Abwechslung eine sattes Pfund Thrashmetal zu geben. BLOODFEAST heißt die Band, wegen der es mich vor die Bühne zieht. Die Amis entfachen orkanartiges Tempo und zeigen, das sie damals in den 80ern als sie zunächst durch ihre „The Suicidal Demos“ (1986) Aufmerksamkeit im knallhart böllernden Thrash-Underground auf sich zogen, anschließend noch das Album Kill for Pleasure (1987) sowie die Mini LP Face Fate im selben Jahr veröffentlichten, (ehe sie in der Versenkung untergingen), sowie heute noch immer ganz locker in der SLAYER/DARK ANGEL-Liga mithalten können! Dafür sorgt neben einer druckvoll präzise aufspielenden Gitarrenfront und einem die Vorderleute mächtig in den Hintern tretenden Schlagzeug vor allem Vocalist Chris Natalini, der mit Vorliebe Ausflüge ins Publikum startet, während er singt, wobei ihm sogar das Mikrokabel hinterher getragen wird! Die Amis Killen ausnahmslos und gehören dank ihres beherzten Auftritts ebenfalls zu den Gewinnern des Headbanger's Open Air 2013. Zwar klingt vieles ziemlich gleich, doch das fällt bei der Truppe weniger ins Gewicht. Die Amis nehmen die Bühne regelrecht auseinander, zahlreich fliegende Mähnen und ein von Beginn an dauerhaft rotierender Circle-Pit garantieren beste Unterhaltung!

Nach einer Stunde Ami-Thrash begebe ich mich wieder auf den Zeltplatz, jetzt heißt es zunächst etwas essen, ein wenig relaxen, dann hinlegen und Kraft sparen für das große aus Sicht echter  Oldshoolmaniacs  völlig unverzichtbare Schlußdoppel VICIOUS RUMORS/ DEMON. Diese zwei Bands aus dem klassischen Heavy/Powermetal und Hardrocksektor sind überall wo sie spielen immer ein Genuss und somit unverzichtbares Muss, wann – Hand auf's Herz - besteht  Gelegenheit, dieses bewährte Oldshoolpflichtpaar mit solch langen Spielzeiten direkt hintereinander zu sehen?  

VICIOUS  RUMORS

kommen im Gegensatz zur Electric Punishment-Tour die u. a. in Kassel durchzog, mit einer völlig anderen Setlist. Das gesamte DIGITAL DICTATOR-Album wird gebracht. Kein Wunder, wenn der amtliche Sänger Brian Allen wieder mit an Bord ist! Ja, das sind VICIOUS RUMORS in Topform! Der Anteil stark Thrashlastiger Stücke jünger Alben hält sich diesmal zum Glück stark in Grenzen. VICIOUS RUMORS waren und sind schon immer neben LIZZY BORDEN, METAL CHURCH HELSTAR, RIOT oder JAG PANZER   d i e  Powermetalband schlechthin, woran sich auch nichts ändern muss! Entsprechend satt, melodisch und schön fett ausgesteuert klingen die Gitarren. Das Duo Thorpe/ Rasmussen   feuert Riffsalve um Riffsalve ins Publikum, begleitet von druckvoll fetten Filigranleadsoli, das Doublebassdrumming knallt ebenso gut, wie Brian Allan's bis in die Haarspitzen motivierte Live Performance. Der oft vorn am Bühnenrand agierende Shouter gehört zu den besten seines Fachs, besitzt das für VICIOUS RUMORS ausgeprägte Organ und weiß schlichtweg, wie der Hase läuft. Das Publikum sieht's ebenso und feiert die Band verdient für ihren zu 90 % aus alten Krachern bestehenden Auftritt  dementsprechend frenetisch über Gebühr ab! Auch Jana bewegt schwelgend im Musikrausch ihre wunderschön lange Schwarzhaarlöwenmähne rhythmisch hin und her. VICIOUS RUMORS freuen sich über die ihnen entgegenschlagend riesige Resonanz, fast der gesamte Garten ist ähnlich wie bei OVERKILL auf den Beinen, zahlreiche Bierchen gehen über die Theke, das Essen schmeckt, selbst der stark einsetzende Regenguss, trübt die Stimmung nur geringfügig. Ein Teil der Besucher verlässt den Platz, flüchtet unter Dach oder begibt sich auf direkten Weg zum Campingplatz. Der treue VR Die-Hard-Fanblock bleibt bis zum Schluß. Nach dem heroischen Intro Replicant folgen „Digital Dictator“, sowie „Towns on Fire“, „Minute to Kill“, „Worlds and Machines“, “The Crest“, „Lady take a Chance“, oder „Abandoned“ (Titeltrack vom gleichnamigen Album ausnahmsweise mal nicht von Digital Dictator) - eine dicke Wundertüte voll erlesener US-Powermetalklassiker! Die Gitarren röhren schädelspaltend, Bass und Schlagzeug legen ein dichtes Fundament, Geoff Thorpe und Co. harmonieren traumhaft zusammen, liefern eine Weltklasseleistung die unterstreicht, warum VICIOUS RUMORS seit ihrer Gründung im Jahre 1985 zu den wichtigsten, mit Fug und Recht beliebtesten US-(Power)-Metalbands unseres Planeten gehören! Zum Ende werden noch der von VR-Fans immer wieder geforderte zeitlose Klassiker „Soldiers of the Night“ und zwei Nummern vom aktuellen VICIOUS RUMORS-Album Electric Punishment gebracht. „Let the Garden Burn“ die Midtempo-Hymne vom Razorback Killers-Output beendet mit einer vielsagenden Message, das gefeiert werden soll, soweit wie möglich, bis die Kraft verbraucht ist, ans Partyfeiernde Metalvolk, eine Offenbarung, an der kein Powermetalfan, sofern derjenige etwas auf sich hält vorbeikommt! Das Publikum ist überglücklich und anschließend wird noch ein wenig auf dem Zeltplatz weiter Stimmung gemacht, einige Kakao müssen vorm Schlafen sein, danach werden angeregte Gespräche geführt und letzte Absprachen getroffen, ehe es mich gut gelaunt erneut zur Bühne verschlägt -  VICIOUS RUMORS sei Dank!

DEMON 

Zur Mitternachtsession der britischen NWOBHM-Legende geht’s im Publikum wesentlich ruhiger zu, dafür, das es nicht zu ruhig wird, sorgen vereinzelte kleinere Grüppchen von begeistert jedes einzelne Stück abfeiernd mähneschüttelnden Headbangern. Direkt hinter mir steht RockHard Redaktionschef Götz Kühnemund, der den Auftritt von DEMON über beide Backen grinsend keinen Deut weniger genießt als ich. Programmauswahl und Stageacting sind ausgezeichnet, neuere Stücke vom letzten Starken Album „Unbroken“ wie „Fill Your Head with Rock“, das sich schon auf der Epic-Night vom HOD-Festival 2012 als echter KickAss-Rocker outete, wissen ebenso zu überzeugen, wie das Bündel zahlreicher Hits aus über dreißig jahren Zugehörigkeit zum Heavy Metal-Zirkus. „The Plague“, „Night of the Demon“,   „The Spell“, „Sign of a Madman“, „Standing on the Edge“, „Wonderland“ oder „Nowhere to Run“ sind und bleiben einzigartige Underground Hardrockperlen auf hohem Niveau, ohne geringsten Abnutzungsfaktor.   Bei „Don't break the Circle“ gehen am Schluß wieder sämtliche Hemmungen über den Jordan, wobei wie so oft der leidige Aspekt zum Tragen kommt, das sich ein gewichtiger Anteil Fans, die sich den gesamten Gig völlig ruhig verhielten, plötzlich meinen, sie dürften bei dem Top-Stück mal so richtig aufdrehen! Warum nicht schon vorher ????? Das wurmt mich immer ein wenig an den Auftritten der guten alten NWOBHM-Recken. Ähnlich verhält es sich u. a. bei Auftritten von ANGEL WITCH oder GRIM REAPER und anderen echten NWOBHM-Legenden, die man sich nicht einfach nur mal nüchtern angesehen, sondern bei Bedarf aneignend kennen sollte, statt sich zuviel bis zum Erbrechen gehypten BULLSHIT anzutun, den die Metalwelt nicht braucht...rrrrr!

Positives am Rande vermerkt:

Wasserhähne auf dem Gelände sind immer willkommen. Um der drückenden Hitze vorzubeugen, lasse ich es mir nicht nehmen, mich jeden Tag kräftig darunter zu Duschen, sprich mir die Haare mal richtig mit Wasser durchzuspülen, merke: zu viel Hitze killt das Feeling! Die Auswahl an den Ständen ist lukrativ wie immer, Bandshirts  und Patches der Mexikaner finden kräftig Absatz. Das Angebot an warmem Essen (Würstchen, Steaks, China-Nudeln, Potatoes usw.) ist prima, die Preise sind okay, ebenso für's Bier. Das Grundstück und der Preis 2 Euro für's Duschen liegen ebenfalls im äußerst Fanfreundlichen Rahmen. Die Auswahl an Merchandise, Tonträgern, Klamotten usw. an diversen Ständen lässt für Kaufwütige so gut wie kaum Wünsche offen. Taxi Schmidt, da fahr'n wir mit, denn: Taxi Schmidt, das ist der Hit! Danke für den guten und sehr kundenfreundlichen Fahrservice, liebe Taxi Schmidt'ler, nächstes Jahr gern wieder! 

Negatives am Rande bemerkt:

Wenn es überhaupt Verlierer auf dem Headbanger's gibt, dann vor allem jene geistig minder bemittelten Vollidioten, die meinen, ihre Mucke schon um 7 Uhr morgens bis zum Anschlag aufdrehen und den Platz mit egal was auch immer (unabhängig davon, ob classic Metal, Thrash, Deathmetal oder Grindcore) beschallen zu müssen! Schon mal daran gedacht ihr Nerds, dass andere nach geleisteter Schwer(metall)-Arbeit ihr Maß an Ruhe brauchen und Schlafen wollen?

Seltsamkeiten...

Der auf dem Platz befindliche Eismann schnallt's einfach nicht, dass man sich mit RAMMSTEIN, EISBRECHER und ähnlich Neuen Deutschen Peinlichkeiten am Stück auf einem klassischen Oldshool Heavy Metalfestival in kräftiger Lautstärke aufgedreht, sein vorhandenes Kundenpotential problemfrei vergrault. Jedes Mal wenn ich an den Eisbehältern vorbeikomm'  halte ich mir die Ohren zu, und stelle breit grinsend fest: - die Eispötte bleiben voll...! Woran das wohl liegen mag?

Samstag, 27.07.13

Blitz, Donner, Sturmwind, Regen, eine Gottesanbeterin in der Metalkirche!

Da mir die Schweinehitze kreislauftechnisch zu schaffen macht, lasse ich's ruhig unterm Pavillion sitzend im Schatten angehen, schone mich, weiche der Sonne aus, wo es nur geht. Soviel penetrant ohne helfenden Windhauch Bruthitze ist mir zuviel, stattdessen unterhalte ich mich lieber über Arbeitskollegen die grundsätzlich ihr Büro nie lüften und führe ein wenig Konversation mit den Jungs von EVIL INVADERS, samt deren Clique, bei denen gerade TWISTED SISTER läuft.  

PERSIAN RISK

sind auch so eine NWOBHM-Kult-Band, immerhin spielte MOTÖRHEAD-Gitarrist Phil Campbell früher bei ihnen!) die man schätzt und kennt, aber selten live zu Gesicht bekommt. Obwohl dieser Gig nur gefühlte fünfzig Minuten andauert, wird er mir noch lange in Erinnerung bleiben. Zunächst kommen die Musiker von weißem durch an der Bühne befestigte Rohre versprühtem Trockeneis-Nebel umhüllt auf die Bühne, danach bricht eine satte Oldshool-NWOBHM-Schredderkante über das Publikum herein, die sich gewaschen hat! MOTÖRHEAD, TOKYO BLADE, TYGERS OF PAN TANG-Einflüsse sind Grundlage der Musik von PERSIAN RISK. Knackiger Hardrock und Heavy Metal mit Arschtrittfeeling von echtem Schrot und Korn ist angesagt. „Fist of Fury“, „Dark Tower“, „Riding High“ ...und es klingt fast wie ein Witz, das ausgerechnet „Ride the Storm“ genau an der Stelle als sich der Himmel über der Bühne verfärbt und sich die Himmelsschleuse öffnet, auftaucht! Der Inselvierer steigert sich schrittweise immer mehr, ebenso wird es auch vor der Bühne allmählich voller, während des Sets braut sich ein heftiges Unwetter über dem Gelände zusammen spätestens zur Hälfte aller Stücke fegt ein donnernd krachender Gewitter-Sturm über den Platz hinweg, es gießt kräftig, Windböen fegen über den Platz rauschend hinweg, Bäume an den Seiten krümmen sich, der weiße Nebel wird wie verrückt ins immer wilder abgehende, trotz dieser seltsamen Begleitumstände  (Blitze, Donner, inklusive Gratis Dusche durch Regenschauer komplett bis zum Exitus ausrastende (!!!) Publikum geblasen. Apocalypse Now?!?  Unverfälscht und pur! Die Band genießt ihren Auftritt, gibt sich hochmotiviert,  hätte gar am Ende, wenn's nach ihr ginge, wie Sänger Carl Sentance beteuert, zur Freude ihrer Fans liebend gern Zugaben gespielt. Je länger ihr Auftritt dauert, desto mehr wird das sich in einen regelrechten Rausch spielende Quartett angefeuert. PERSIAN RISK geben alles bei hochexplosivem Stimmungs-Level! Carl Sentance ist hocherfreut über die tolle Resonanz, „die Luft brennt“.  Den Briten ist's egal, sie stören sich nicht dran, spielen ihren Set allen Wetterkapriolen zum Trotz gekonnt durch, lassen es ordentlich krachen. Carl Sentance besitzt eine tiefkehlig raue Rockröhre, geschaffen für klassischen Hardrock mit Ecken und Kanten. Die Gitarre und Schlagzeug kommen virtuos dynamisch wie das exzellente Spiel des Mannes am Viersaiter, der mittendrin ein Basssolo vor begeistertem Publikum hinlegt! Die vorderen Reihen gehen völlig entfesselt wie die Band aus sich heraus, selbst über dem Geländer wird geheadbangt was die Matte hergibt, die Luftgitarre kreist bis zum Anschlag, Ungeachtet aller schrägen  Begleitumstände  während Blitz, Donner, Sturmwind und Regenschauer über die Köpfe der Fans hinweg peitschen, klinkt das Publikum regelrecht aus! Ein Teil des Publikums verlässt völlig bedient fluchtartig den Platz, der andere Teil der PERSIAN RISK-Fans zieht den Gig mit eiserner Konsequenz bis zum Ende durch. Statt dem von allen geforderten Kultrausschmeißer „Once a King“ gibt's ein fett umgesetztes DIO-Cover von „Stand up and Shout“, womit PERSIAN RISK unter frenetischem Beifall verabschiedet, ihre fünfzig Minütige Extrem- Bizarr-Vorstellung beenden! Durchnässt begebe ich mich auf den Camper. Gut, das mein Innenzelt verschlossen blieb, während ich bei PERSIAN RISK rockte. Während viele mit Wasserproblemen zu kämpfen haben, bleibt mein Tipi glücklicherweise davon verschont. Kein Wasser im Zelt, alles soweit in Ordnung.

        

SAVAGE

Zunächst drei schleppend  Blueslastige Hardrocknummern ins Publikum werfend, („The Rage Within“, „Black n' Blue“ und „White Hot“  fährt die NWOBHM-Kultcombo SAVAGE anschließend auf der rotzig dreckigen MOTÖRHEAD/TANK-Schiene. Je mehr die Band ihren Rhythmus findet, desto besser wird sie. Das Quartett rockt wie Sau. Erdige Leadsoli, kraftvolles Drumming und ein schleppender Bass sowie das trocken kehlige echten Bikerrockfans zur Ehre gereichende Organ von Fronter/Bassist Chris Bradley. Überhaupt wissen die Herren Bradley, Dawson, Wilson und Kirk wie man als Quartett vor einem echten Insiderpublikum besteht. „Ain't No Fit Place“, „Dirty Money“ oder „Cry Wolf“ krachen dank satter Gitarrenriffs und filigraner Leadsoli ordentlich ins Gebälk! Zum Schluß der beeindruckenden Darbietung wird „Let it Loose“, der speed n' Roll-Titeltrack des unerreichten 1983er Debüts entgegen der bisher gebotenen Midtemoptracks mit brachialer High-Speed/Hochgeschwindigkeit ins Publikum geschrotet. Schnell, direkt, brachial auf die Glocke! Das von den Fans begeistert abgefeierte Quartett gibt eine Zugabe („Now“) und  lässt sich anschließend nicht lumpen, spielt zum zweitenmal das von den Fans erneut schwer umjubelte „Let it Loose“. Chris Bradley erkundigt sich zuvor höflich, ob dies gewünscht sei, ein Großteil der Fans ist dafür, das Stück wird abermals rausgefeuert, wenngleich es allen anderen noch nach SAVAGE auftretenden Bands gegenüber etwas unfair ist, deren Soundcheck-Zeit sich dadurch verkürzt. Da es sich bei „Let it Loose“ um ein kurzes Drei-Minuten-Stück handelt, ist alles halb so wild.  Fazit: Geiler Auftritt, einer aus den Niederungen tiefster Versenkung neu erstarkten Kult-Formation!

PRAYING  MANTIS

bedeutet übersetzt „Gottesanbeterin“. Etwa gegen Punkt 22 Uhr ist der Platz bereits gut mit Leuten gefüllt. Fairerweise muss ich eingestehen, von dieser seit 1978 bestehend zu den Pionieren der NWOBHM gehörigen Band bis auf das 1981 erschienene Debüt „Time tells no Lies“ kein weiteres Album zu besitzen, weshalb ich mir die NWOBHM-Truppe dezent abwartend in aller Ruhe von weiter hinten zu Gemüt führe. PRAYING MANTIS gehören zur seltenen Sorte NWOBHM-Bands, die trotz der Tatsache, das sie  in ihrer langen Karriere öfteren Line Up-Wechseln unterlag, sämtliche Trends überlebend ihr eisern treues Fanklientel beibehielt, deren melodischer Hardrock aus der Masse zahlreicher einige Nuancen härter zur Sache kommenden N.W.O.B.H.M.-Bands heraussticht. Entsprechend gespannt warte ich mit einer Cola in der Hand auf den Beginn der Vorstellung. PRAYING MANTIS, deren Sänger John Couijpers schon aufgrund seiner Statur einen imposanten Blickfang darstellt, legen mit „Children of the Earth“ sogleich einen Bombenstart hin, die Gitarren kommen aus einem Guss! Unglaublich, was dem Gitarrenduo Troy/Burgess auf der Bühne gelingt. So zauberhaft filigran bearbeiten echte Könner, die ihr Fach von der Pike auf gelernt haben, ihr Instrument, zugleich wirft sich die Langholzfraktion beständig während aller gespielten Stücke gekonnt in Pose. Das Schlagzeug hinter dem Hans IN 'T Zandt sitzt, bildet ausgleichend dazu den Gegenpart zu den im Vergleich zu VICIOUS RUMORS nicht ganz so reißerisch laut, dafür etwas antiquierter gestimmten Gitarren. Sangeskönig John Couijpers, seines Zeichens kräftiger Fronthüne von Format wirkt in seinem weißen Hemd elegant aber jederzeit optisch und stimmlich präsent, hat das Publikum sicher im Griff. PRAYING MANTIS hinterlassen keinen schwachen Eindruck, geben kein schlechtes Gastspiel, wobei mir die Titel zugegebenermaßen, größtenteils überhaupt nicht geläufig sind. Immerhin hat die Band bis heute zahlreiche Alben veröffentlicht (insgesamt mindestens acht Studio- und vier Livealben, sowie knapp ein Dutzend Singles). Auch wenn ich außer vom kultigen Debüt so gut wie keinen Song der Melodichardrocker kenne, ist die Harmonie auf der Bühne, das Feingefühl für Töne, Melodie, Taktfolgen, Rhythmus und Groove jederzeit spürbar. Nach nur einer Stunde ist Zapfenstreich für PRAYING MANTIS. Dafür hat der von zahlreicher Bangerschaft heiß und innig gewünschte Headliner 100 Minuten Sonderspielzeit bekommen, in dem Fall ist der frühe PRAYING MANTIS-Abgang trotz guter Leistung für mich kaum bedauerlich. Miss Gottesanbeterin hat ihren Dienst erfüllt. Zum Beten, um Absolution zu erhalten oder das Evangelium zu empfangen, gehe ich nicht zum Papst, sondern in die:

METAL CHURCH  

Wolkenverhangener Himmel der Mond scheint hell, die Nacht ist dunkel, kalt und Sternenklar. Kurz vor Mitternacht ertönt das kantige Riff zu „Start the Fire“ , der Jubel unter den Fans kennt keine Grenzen, dem traditionell wie so oft gebrachten Opener folgt das von majestätischem Drumpart eingeleitete „Fake Healer“, das sich zu einer wahren, regelrecht ausartenden Orgie steigert, welch mächtiges Eingangsdoppel, mit dem die sehr zu meiner Freude ihrer für mich traurigen Auflösung im Jahr 2009 wieder auferstandenen US-Powermetaller METAL CHURCH ihre 90 Minuten-Darbietung eröffnen. METAL CHURCH spielen einen erlesenen Set überwiegend bestehend aus Nummern ihrer drei ersten (und bis heute besten Kult-Alben!), die kein Gramm an Rotz, Drive, Bissigkeit und Power eingebüßt haben. Druckvolle Gitarrenwände abgefeuert vom bärenstark agierenden Axtduo Kurdt Vanderhoof/Rick Van Zant, kraftvoll treibend mit enorm viel Punch drischt Stöckeschwinger Jeff Plate auf Becken und Felle das es nach allen Regeln der Kunst scheppert, kracht und in der Luft dauerhaft vibriert! Basser Steve Unger bearbeitet sein Instrument gewohnt souverän, sich mit den Gitarren satte Grooveduelle en Masse liefernd!  Die von Kurt Vanderhoof geführte US-Powermetal-Legende, die auch Thrashacts wie METALLICA nachhaltig beeinflußte, legt einen grandiosen Set hin, der auch dem 2005 verstorbenen bis heute in den Herzen zahlreicher METAL CHURCH-Fans unvergessen gebliebenen David Wayne zur Ehre gereicht, was nicht zuletzt an Sänger Ronny Munroe liegt, der über eine ähnlich kraftvoll kauzig krächzend kratzig kehlig rauhe Röhre wie sein legendärer Vorgänger am Mikro verfügt. Im brechend mit Leuten gefüllten Garten gibt’s kein Halten mehr, alles was Rang und Namen hat, sowohl Fans als auch Prominenz aus Presse und Veranstalterteam ist vor der Bühne versammelt, um sich diesen Auftritt nicht nehmen zu lassen, (einer der besten von METAL CHURCH, die mir je unter die Augen gekommen sind), und meine Wenigkeit irgendwo mitten drin! Weitere Perlen im Reigen des knallhart vorgetragenen Powermetalbretts mit gelegentlichen Speed/Thrashattacken, schließen sich dem Eingangsdoppel an: „Beyond the Black“, „Hit Man“,  die kongeniale Düsternummer „We Watch the Children Pray!“ „In the Blood“, feinster US-Powermetal auf allerhöchstem Niveau! METAL CHURCH bilden ganz klar das HIGHLIGHT des HEADBANGER'S 2013, da führt kein Weg dran vorbei! Bei „Gods of Wrath“ bekomme ich serienweise Gänsehaut! Der Name METAL CHURCH hält im Normalfall grundsätzlich, was er verspricht. Hundertprozent kompromisslos ehrlich trendfrei harter METAL, der unter die Haut geht. Der vor drei Jahren an selbigem Ort stellenweise schwer durchwachsene Gig, bei dem Ronny Munroe stimmlich angeschlagen etwas  schwächelte, war aus genanntem Grund verzeihlich, wird aber mit dieser Glanzleistung locker wett gemacht, zumal nun auch der Sound tatsächlich stimmt! So kennen, lieben und wollen Härtner Fans diese kampferprobte Institution live auf der Bühne hören und sehen!  Völlig ohne Worte. „Metal Church“ und „Badlands“ kommen ebenfalls zum Zuge, womit die Messe eigentlich schon fast zu Ende gelesen ist: den krönenden Abschluß macht die von Kennern unter den METAL CHURCH-Fans erhoffte DEEP PURPLE-Coversession „Highway Star“ in der extrem rotzigen, dafür zwei Minuten kürzeren Highspeed-Variante, ehe die Lichter im Garten angehen. Die beiden Zugaben bekomme ich, mir allmählich schrittweise aus dem Gewühl heraus den Weg in den äußeren Gartenbereich bahnend, zumindest von weiter hinten mit, - „Big Guns“ und „The Human Factor“ runden das vor Highlights nur so strotzende Traumprogramm klasse ab! :-) Der Gig ist vorbei, lang anhaltende Zugaberufe des bis über beide Ohren restlos ausgepowerten Publikums sagen alles. Nach der ultimativen Vollbedienung tingeln hungrige Fans erschöpft aber selig zur Fleisch- und Wursttheke, ein Getränk besorgend oder schleichen sich, so wie ich müde zusätzlich mit reichlich Muskelkater in den Knochen schlurfenden Schrittes auf den Campingplatz. In derart phantastischer Form hat Kurt Vanderhoof's US-Fünfer gezeigt, das die Gitarren kein wenig eingerostet sind, statt dessen mehr denn je mit ihm  zu rechnen ist, - METAL CHURCH sind live wieder eine Macht!

Nach dem Gig völlig weg, den Gedanken im Kopf, gleich Montag vor der Arbeit die fette Dosis METAL CHURCH rein zu fahren, nach dem Dienst die geliebten METAL CHURCH-Scheiben auflegend, ein deftiges Powermetalfeuerinferno zu starten, and... „We watch the Children pray!“

Die Setlist von METAL CHURCH lautete wie folgt:
vorab kam als passendes Intro der
• Terminator 2 Haupt Titel, Ton of Bricks
• Start the Fire
• A Light in the Dark
• Fake Healer
• Badlands
• Watch the Children Pray
• Beyond the Black
• Metal Church
• Merciless Onslaught
• Gods of Wrath
• Hitman
• In the Blood
• (My Favorite) Nightmare
• Battalions
• Highway Star (Deep Purple cover)
Den Zugabeteil bildeten:
• Big Guns
• The Human Factor

Festival Nachwort:

Meine Tops auf dem Headbanger's hießen: DEMON, METAL CHURCH - ausnahmslos KULT, für mich das krönende Highlight und die alles überragende Band des Festivals! - OVERKILL, VICIOUS RUMORS, PERSIAN RISK, KING LEORIC, SAVAGE, AXXION, 77... u. v. m. . Ein besonderes Danke an den Veranstalter dieser endgeilen, gut durchorganisierten Headbanger's Gartenparty, deren Teilnahme ich trotz einiger (Wetter)-Turbulenzen keineswegs bereut habe. Jürgen Hegewald und dessen Helferteam sei Dank, sowie dem vorbildlichen Einsatz von Rotem Kreuz, Polizei und Security, dort aufgetretener Bands inklusive, womit ich das prickelnde Meeting gern in Erinnerung behalte.   Headbanger's wir sehen uns wieder! 2014 mit einem hoffentlich ebenso schokoladigen Billing! ;-) 

Den Garten „rockte“ für FFM-Rock
Michael Toscher