11. HOCHLAND-ROCK 2013 - Welferode

Festival vom 09./10.08.13

Homepage:
www.hochland-rock-welferode.de 

 

Tag 1: Der klassische Heavy Metal Freitag

Born to Raise Hell mit der Zahl des Tieres...

Bei schönem Wetter, der Himmel ist bewölkt, kein Regen, zunächst noch etwas warm, danach im Laufe des Abends sich zunehmend abkühlend betrete ich gegen 20:00 Uhr erwartungsvoll den Platz, dabei als erstes einen gezielten Blick auf Daggi's links vor der Bühne platzierter Hörnergabel und die gegenüber aufgestellte mit Lichterkette versehene Hochland-Rock-Festival-Gitarre, - zwei Utensilien, die zum Hochlandrock dazu gehören, wie die Butter auf's Brot und jedem Betrachter, sofern er/sie sich Zeit für einen Blick nimmt, signalisieren: Freund rockiger Klänge – hier bist du haargenau richtig!  Der Toilettenwagen steht oben am Hang, das Gelände ist mit einer Umzäunung abgesperrt, Security ist auch vorhanden, erste Festivalgänger mit Bier und Colabechern in der Hand bewegen sich erkennbar auf Straße, Wiese und Feldweg. Zunächst gibt’s das Festivalbändchen an der Kasse, ich grüße den Kassendienst, wechsle ein paar Worte, nehme dankend meine Chips entgegen. Der erste Bekannte reicht mir grinsend ein Getränk, TONLOCH sind unüberhörbar auf der Bühne zu Gange, beim Betreten des Platzes fühle ich mich schon fast wie zu Hause! Danach werden gleich mal schnell einige Worte gewechselt, Gesichter, von denen seit geraumer Zeit nichts mehr zu sehen war, kommen mir entgegen, und ja:  - die Freude ist ganz meinerseits! :-)

TONLOCH

von TONLOCH bekomme ich aufgrund der frühen Anfangszeit noch die letzte halbe Stunde mit. Ein DIO-Cover von „Holy Diver“ sorgt für Stimmung, sowie das mit lockerem Drive gespielte RAMONES-Schmankerl „Blitzkrieg Bop“ darf auch nicht fehlen, ebenso die WHITE STRIPES mit „ Seven Nation Army“, BLINK 182 „All the Small Things“, GUNS N' ROSES finden verdient Würdigung durch „Sweet Child of Mine“. Die Stimmung auf dem Platz ist gut. TONLOCH geben anschließend noch eine Zugabe, bei MOTÖRHEADS Alltime Shooter „Ace of Spades“  kommt es zu einem kleinen Verspieler. Konsequenter weise wird das Stück an der Stelle weitergespielt, wo es kurz unterbrochen wurde. Anstatt neu von vorn zu beginnen ziehen die Jungs es schließlich in einem durch, - wofür man dem Fünfer Lob und Anerkennung zollen muss. Unabhängig davon: - die noch sehr junge Lembacher Hardrockband TONLOCH wird wie auch der Gig beim diesjährigen 11. Hochlandrock gezeigt hat, seit geraumer Zeit immer besser. Viel Üben und verstärkte Livepräsenz auf lokaler und regionaler Ebene zahlen sich aus! :-)  Nach dem guten Auftakt von TONLOCH genehmige ich mir eine Cola und fange an, mir erste Notizen zum Gig zu machen. Das Wetter spielt hervorragend mit, anfangs ist es noch warm, danach wird’s zunehmend kälter, in der Nacht bleibt es kühl und trocken. Von Regen keine Spur.

INVOICE

Die Wolfhagener Heavy Metalband INVOICE gibt’s heute gleich zweimal sprich im Doppelpack, zunächst mit Eigenkompositionen, anschließend mit MOTÖRHEAD-Coverset. Den Anfang macht Teil I : Eigenkompositionen mit Keyboard. Die schwer auf MOTÖRHEAD-Grundlage basierenden Hardrockstücke manche davon auch in deutsch gesungen, wissen das Publikum aufzuwecken, doch zunächst trotz aller gebotenen Klasse nicht so recht zu überzeugen. Den vier Musikern ist es allein deswegen  umso höher anzurechnen, das sie sich enorm viel Mühe geben, ihren Set kompromisslos durchziehen, weshalb am Ende niemand behaupte, sie hätten nicht alles gegeben. Pustekuchen! Der Vierer gibt alles und geht knackig laut zur Sache.  Bei den Eigenkompositionen, unabhängig, ob sie „Rockin' Man“, „Human Darkside“ „Insanity“ oder „Depressive Mind“ heißen, regt sich trotz beachtenswert handwerklicher Fähigkeiten der Bühnenerfahrenen Musiker aus dem Ort nahe Kassel zunächst einmal nicht viel. Keine Ahnung woran das liegt, die Band rockt hart, gibt alles und hat an sich soweit nichts falsch gemacht. Vielleicht sind manche Festivalgänger und -rinnen davon ausgegangen, das heute nur MOTÖRHEAD-Cover gespielt würden, diesbezüglich lagen sie falsch.  Im Anschluss daran folgt

MOTÖRVOICE

Teil II: MOTÖRHEAD-Cover, (ohne Keyboard – mit Keyboard wäre ein grobes Vergehen) Yes! Die machen sofort Laune, ziehen das headbangende Die-Hard Metallerfanklientel sowie Neugierige Besucher vor die Bühne, gleich beim Dampfhammer „No Class“ kommt richtig Stimmung ins Publikum, die Mähnen fliegen, jetzt wird amtlich drauflos gerockt, das die Schwarte kracht, und das ist nur der Auftakt dessen, was erst noch kommen soll... aber dazu ein wenig später. Zum Halben Dutzend Krachern wie „Death or Glory“, „Orgasmatron“ (wunderschön druckvoll!), „Ace of Spades“ , „Motörhead“ (von der Band witziger weise selbst in Form des Wortes „Motörvoice“ umgedichtet), und dem ultimativen Motörhead-Nackenmuskelwirbelzerstörer „Overkill“, mit Liebe zum Detail aus den Boxen röhrend und in schöner Länge plus dazugehörig fetter Lautstärke und aggressiv heißerem Gesang dargeboten, bedarf es nicht vieler Worte! INVOICE haben ihren Job ordentlich gemacht, schade, das bei den Eigenkompositionen so wenig Resonanz heraussprang, keine Ahnung, woran es liegt... eine Beobachtung, deren Inhalt Basser Chris hinterher bestätigt, etwas mehr Zuspruch wäre durchaus verdient gewesen. INVOICE  alias MOTÖRVOICE selbst hätten liebend gern länger gespielt, dürfen aufgrund zeitlicher Probleme nur ein halbes Dutzend MOTÖRHEAD-Klassiker wie Sänger/Gitarrist Lars hinterher einräumt, zum Besten geben. INVOICE haben trotz bedauerlicherweise deutlich reduzierter Gesamtspielzeit keinen schlechten  Anheizerjob in Welferode auf die Bretter gelegt. Kräftige Hoch-Stimmung auf den mit Spannung erwarteten Headliner im Publikum ist gesteigert vorhanden, „die Luft brennt!“

Vor dem Headliner werden zunächst anregende Gespräche geführt. Warum ich an diesem Abend vor und nach dem IVORY MAIDEN-Gig grob über den Daumen gepeilt mindestens gefühlte  zwei Dutzend Mal die Frage gestellt bekomme: „Warst du bei MAIDEN in Oberhausen?“ gestellt bekomme, ist mir ein Rätsel. Bescheiden fällt die Antwort aus:  „Nein, ich war nicht bei MAIDEN in Oberhausen“, beim gefühlten 50. mal hätte ich sicher ein Tonbandgerät gebraucht! Dies ist der Anrufbeantworter von... bitte sprechen Sie direkt nach dem Piepton... *breitgrins*  Nun ja. Das in der Nacht noch ein richtig „heißer Tanz“ auf dem Hochland-Rock-Hügel in Welferode bevorsteht, zeigen nicht allein die mit brennenden Holzpaletten gefüllten Feuerfässer. Besucher-technisch gesehen, beginnt sich der Platz nun ordentlich zu füllen. Flammen züngeln, Holz knistert, Funken glühen, Rauch steigt in die Luft, der Feuerteufel ist fleißig am Werkeln. Passend zur  Atmosphäre auf dem Platz erhöht sich mein Level innerer Anspannung, schließlich wartet noch:

IVORY MAIDEN alias IVORY NIGHT

heute als „IVORY MAIDEN“ unterwegs hält die immer wieder gern gesehene Crew um Kalle Keller und Patrick Fuchs extra für den heutigen Auftritt beim Hochlandrock (wobei den Musikern das Gastspiel vom letzten Jahr noch bestens in Erinnerung geblieben ist) einen ganz besonders ausgefallenen Spezialset der britischen Schwermetallegende IRON MAIDEN parat.  Ein Set, der gerade den stark vertretenen, in Welferode zahlreich anwesenden Die-Hard IRON MAIDEN-Fans runterläuft wie Öl. Einen besseren Einstieg als den rasanten Powerspeedkracher „Aces High“ (einschließlich vorab geschickten von keinem geringeren als dem englischen Premierminister Winston Churchill persönlich gesprochenen Intro „Churchill's Speak) hätte die Rheinland-Pfälzer-Truppe nicht wählen können. In der vordersten Reihe bei der Kuttenträgerfraktion herrscht von der allerersten Minute an extrem hohe Betriebstemperatur, es wird geheadbangt, was die Mähne hergibt, wobei satte Luftgitarrenduelle nicht ausbleiben. Das tanz- und feierwütige Hochlandrock-Publikum dahinter geht ebenso frenetisch mit. Gleich von Beginn an brechen alle Dämme! Egal, was auch immer gespielt wird, die Fans machen völlig außer Rand und Band alles aus sich heraus holend ein Fass wie selten zuvor auf dem Hochland-Rock auf. Kein Wunder, wenn man den gesamten Abend mit IRON MAIDEN-Covern vom Feinsten verwöhnt wird! Das bis zum letzten Ton, zur letzten Silbe, buchstäblich zum allerletzten Takt mitgehende Publikum  feiert jedes Stück gnadenlos ab! Shouter Patrick schnallt sich eine knallig rote Flying V Sonderanfertigung um, die nicht nur optisch fein anzuschauen  ihre Feuertaufe im Rahmen dieses Gigs mit Bravour besteht! Nach dem herrlich schön (power)speedigen Auftakt folgen mit „Wrathchild“, „The Trooper“, „Two Minutes to Midnight“ und „Flight of Icarus“ vier unsterbliche MAIDEN-Hymnen, die in keiner gut sortierten Heavy Metal-Sammlung fehlen dürfen. „Seventh Son of a Seventh Son“ und „The Evil that Man do“ zwei Endachtziger-Hämmer vom häufig viel zu sehr unterbewerteten, neben den Frühwerken kompositorisch zu den besten IRON MAIDEN-Alben überhaupt zählenden Epic-Werk „Seventh Son of  a Seventh Son“ schließen sich nahtlos an, beim Mystischen Zehnminutenepos „Seventh Son of a Seventh Son“ ist reihenweise Gänsehaut garantiert. Patrick Fuchs überrascht zunächst mit seiner Ansage des nächsten Stückes, Song Nummer acht in der Setlist, den sogar eingefleischte 100 %er unter den MAIDEN-Fans definitiv überhaupt nicht auf der Rechnung haben! Das die Wahl auf „Man on the Edge“ aus der Midneunziger Blaze Bayley-Phase fiel, ein generell selbst von einer hauptamtlichen MAIDEN-Coverband überhaupt nie gebrachtes Stück entschied, zeugt von ausgefallenem Geschmack,  einem hohen Maß Experimentierfreude und zeigt zugleich enorm viel Mut zum Risiko! Der Überraschungstrack wird vom sehr gut aufgelegten Hochland-Rockpublikum genauso abgefeiert, wie die Jahrhundertklassiker, was der ohnehin topaufgelegten Band den nächsten Adrenalinschub verpasst! Ergo: Mission erfolgreich, - Experiment gelungen! IVORY NIGHT sind hoch motiviert, man sieht den Rheinland-Pfälzern ihre Spielfreude direkt an, das ist 100 % ehrlich, kommt von Herzen, hier wirkt kein Ton geschweige denn irgendeine Note weder gekünstelt noch aufgesetzt. Jede Pose sitzt wie einstudiert. Die Chemie zwischen einer harmonisch agierenden Band und dem Textsicheren Publikum ist erneut wie schon in den Jahren zuvor als IVORY NIGHT ihre selbst komponierten Stücke plus Kombiset aus Selbstkompositionen und Coverstücken von IRON MAIDEN, OZZY OSBOURNE und MÖTÖRHEAD spielten, super! Danach geht’s amtlich mit der BRUCE DICKINSON-Ära weiter: Das Anfangsriff von „The Wicker Man“ lässt sofort sämtliches Metalvolk auf dem Platz bis zum Exitus ausrastend steil gehen und „Brave New World“ gehört zu den besten, von manchen auf der 80er-Schiene hängen gebliebenen MAIDEN-Fans bis heute sträflich unterbewerteten Songs – eine MAIDEN-Hymne von Format, die man kennen, lieben und schätzen muss, punkt, aus, basta! Entsprechend wird das Stück von der restlos überzeugend aufspielenden Band und ihrem ebenso geschmacks sicheren Publikum abgefeiert, wobei Sänger Patrick die Fans den Refrain singen lässt. „Killers“ wird in Erinnerung an die frühen Paul Di Anno-Anfangstage nachgelegt, gefolgt von „The Clairvoyant“, das eine weitere dicke Überraschung darstellt. Auf Ansage des nächsten Songs, was das Publikum hören will, wissen beinharte MAIDEN-Fans bereits die Antwort: „Phantom of the Opera“, „22 Acacia Avenue“, „Die With Your Boots on“, „Hallowed be thy Name“ oder das 15-Minuten-Epos „Rime of the Ancient Mariner“ (!!!), ausgefallene Wünsche deren Nennung den Musikern ein Schmunzeln entlockt. Zwar kommt bis auf eine Ausnahme keines dieser Edeljuwelchen zum Zuge, dafür wird postwendend mit „Run to the Hills“ der nächste in der MAIDEN-History kaum weniger bedeutungs schwere Klassiker gebracht. Im Anschluß folgt das bei keiner Fete fehlen dürfende „Fear of the Dark“, wodurch das Stimmungslevel erneut ansteigt. Patrick's Ansage zum Superrock-Festival 1992 weckt serienweise Erinnerungen in mir an ein grandioses Billing in Mannheim, (IRON MAIDEN, BLACK SABBATH, SLAYER, TESTAMENT, HELLOWEEN, WASP und THE ALMIGHTY), geil! Sämtlicher weitere Kommentar erübrigt sich! Drummer Andreas, sich mit Bassist Kalle Keller ausgezeichnet ergänzend heute als Ersatz für den etatmäßigen Schlagzeuger eingesprungen, macht einen ausgezeichneten Job. Herrlich, mit wie viel Wucht Becken und Felle bearbeitet werden, da macht das Headbangen neben den gewohnt kräftig sägenden Gitarren gleich doppelt soviel Spaß! „Fear of the Dark“ ebenfalls lautstark geforderte Hymne, beendet denn auch den offiziellen Teil. Die Band wird von der frenetisch abgehenden Fansschar nicht eher von der Bühne gelassen, bis sie hocherfreut unter lautem Applaus eine Zugabe nach der anderen gibt. Die Musiker sind völlig baff, lassen sich entsprechend auch gar nicht lange bitten. Es kommt, was kommen muss: Ein Zugabeteil, der es qualitativ enorm in sich hat, den Platz und das Publikum regelrecht zum Kochen bringend!

Krönenderweise wird nun kräftig nachgeschenkt: Wohl durchdacht, ertönt berechtigterweise das für's große Schlussfinale aufgesparte Intro zu d e m unsterblichen IRON MAIDEN-Jahrhundert Heavy Metal-Kultklassiker überhaupt, an dem kein echter Heavy Metalfan vorbeikommt: „666  The Number of the Beast“, majestätisch erhaben vom Band, jener oft gehörte Vierzeiler, der jedem echten Heavy Metal Maniac tonnenweise Eiseskälte  über den Rücken laufen lässt:

"Woe to you, Oh Earth and Sea,  for the Devil sends the beast with wrath, because he knows the time is short... Let him who hath understanding reckon the number of the beast for it is a human number, it's number is Six hundred and sixty six"

Anschließend bricht das pure Chaos im Publikum aus, wobei der Verfasser dieser Zeilen es sich aus ganz besonderem Grund nicht nehmen lässt, zusammen mit der Band eine Runde auf der Bühne abzujammen. „666 The Number of the Beast, Sacrifice is going on tonight...“ Aaaarrrrgggghhhh!!!

Schließlich wird noch Hochlandrock- Andreas verdientermaßen für sein Engagement gedankt, danach haben IVORY NIGHT äh... (MAIDEN) noch eine weitere unerwartete Überraschung parat, worüber sich nicht nur meine neben mir frenetisch abtanzende Nachbarin freut: „Wasted Years“ vom kaum weniger beachtenswerten „Somewhere in Time“-Album löst kräftig Headbangig-Mania und wildes Abtanzfieber aus. Bei der nächsten seit  ihrer Veröffentlichung unverzichtbaren Alltime-Hymne „Running Free“ fordert Patrick das Publikum zum Klatschen, Headbangen, Tanzen, Singen und Springen auf; spontan folgt der Mitsingpart: zunächst die linke Seite, dann die Mitte und die rechte anschließend sind zuerst die Männer, dann die Frauen dran und wir stellen fest, die Frauen stehen den Männern in Sachen Stimmvolumen kaum hinterher. Phantastisch! Es folgt ein ganz dickes DANKE der super aufgelegten Rheinland-Pfälzer-Combo IVORY NIGHT. Die Musiker bedanken sich von Herzen beim Veranstalterteam für einen cremigen Event sowie dem pausenlos bis in die Haarspitzen motiviert auf dem Platz mitgehenden Publikum. Alle vier Musiker strahlen regelrecht, das Publikum ebenso und am Schluß darf Patrick den (auch aus meiner Sicht zurecht) vielleicht „besten IRON MAIDEN-Song“ nennen: „Hallowed be thy Name“ wird angekündigt, jetzt gibt’s erneut gar kein Halten mehr, - Band und Hochlandrockpublikum geben bis zum Schluß alles!  Gitarrist Tillmann unternimmt einen seiner Ausflüge ins Publikum, wir bangen mit ihm um die Wette! Das ist Heavy Metal vom Fass! So macht es Spaß und Laune, und genau so soll es sein!   Sogar nach Beendigung des regulären Sets wird auf besonderen Wunsch eines Fans noch ein zweites Mal „Fear of the Dark“ gespielt. Unter lautstarkem Applaus, nicht enden wollenden Zugaberufen aus heißerer Kehle werden IVORY MAIDEN alias IVORY NIGHT vom kampf erprobten Publikum entlassen. Und eines ist auch danach wie gewohnt sicher: IVORY NIGHT dürfen immer  gern auf's Hochland-Rock zurückkommen! Solche freundlichen, grundehrlich und fannahen Musiker sind für jedes Festival eine immer mehr als willkommene Bereicherung!

Im Anschluss des phantastischen IRON MAIDEN-Spezialsets, werden intensive Gespräche geführt, ehe die Musiker aus zeitlichen Gründen was sie selbst wie sie uns mitteilen, sehr bedauern, heute in Eile befindlich, früher als erwartet die Heimreise antreten müssen, doch nicht, ohne sich amtlich von ihren Fans und dem Hochlandrockteam zu verabschieden! Hochlandrockteam, Besucher sowie der Urheber dieser Festival-Nachlese sind sich einig: das hat oberamtlich und in allen Belangen extrem  h e a v y gerockt, die IRON MAIDEN-Covernacht war auf ganzer Linie ein Erfolg!

Tag 2: Der traditionelle Rock-Samstag

Rock Cover und Zähfließender Blues

D-CAT

Zunächst muss das Publikum warm werden, bevor der Headliner kommt. Was eignet sich besser dazu, als diverse Classic-Rock-Cover aus den 50ern bis 70ern? Diese Musik fahren D-CAT aus Bad Wildungen gegen 21:00 Uhr, und sprechen mit ihren klassischen Rockcovern von AC/DC bis ZZ-TOP ein breit gefächertes Publikumsspektrum an. Der Spaß einschließlich Lockerheit mit der D-CAT auftreten, spornt das Publikum an, vor der Bühne und auch in den hinteren Reihen wird getanzt, das macht Stimmung und bringt Laune!  Die Band reißt eine lockere Performance ab, die mit zunehmender Spieldauer von Minute zu Minute besser wird.  Kein Wunder, wenn die Auswahl reicht vom Chuck Berry's Rock-Evergreen „Johnny B. Goode“ über die ROLLING STONES und AC/DC  bis hin zu Covern der gleich mehrfach vertretenen Rauschebärte ZZ-Top „Sharp Dressed Man“, „Tush“, „La Grange“, „Smoke on the Water“ von DEEP PURPLE sowie AC/DC's „TNT“ sind vertreten,  ebenso dürfen auch THE SWEET („Ballroom Blitz“) und viele andere keineswegs im Rock-Klassiker-Repertoire fehlen. Anfangs bleibt das Publikum bisweilen ein wenig zu ruhig, nach etwa gut fünfzehn Minuten kommt Bewegung rein, es tut sich etwas, jetzt wird gerockt, gegroovt und wild das Tanzbein geschwungen, etwa zur Hälfte ihres Programms hat die Band ihr Publikum vollständig im Griff. Dem von Sänger Conrad geäußerten Ansinnen vor die Bühne zu kommen, endlich nachgebend, reißen spielfreudig vorgetragene Cover das Publikum  mit. Auch selteneres, auf den ersten Blick antiquiert wirkendes, umso bewährteres wie „Proud Mary“ von C.C.R., „All Right Now“ (THE FREE), THE KINGS „You Really Got Me“,  PINK FLOYD („Another Brick in The Wall“), „Long Train Running“ (DOOBIE BROTHERS), der beliebte Bikeroldie „Born to be Wild“, JET „Cold Hard Bitch“, „Bad Moon Rising“ (C.C.R.), „Satisfaction“ (ROLLING STONES), können ebenso punkten, wie traditionelle Hardrock und Heavymetal Partyreißer. AC/DC sind mit „TNT“ und „Highway to Hell“ vertreten, „Paranoid“ von BLACK SABBATH kommt ebenso zum Zuge wie der überall binnen zwei Akkorden für Stimmung sorgende  Partysmasher „I love Rock n' Roll“ (JOAN JETT & THE BLACKHEARTS) und ein Cover des GARY MOORE-Bluesshakers „I'm Walking bymyself“, LENNY KRAVITZ' „Are You gonna go my Way“ passt ebenso perfekt zur Auswahl. Weitere Gourmethäppchen u. a.  „Smoke on the Water“ von DEEP PURPLE sowie das ZZ-Top Dreierpack „La Grange“, „Tush“ und „Sharp Dressed Man“ und LED ZEPPELIN's „Rock and Roll“ beweisen, das Classic Rock immer wieder gut zieht, vorausgesetzt, die Musik ist mit viel Herzblut auf der Bühne dargeboten. Der Sound ist den Instrumenten dienlich richtig schön altbacken kauzig eingestellt, Sänger Conrad verfügt über das rauchige Stimmvolumen, der Bad Wildunger-Fünfer D-Cat rocken leidenschaftlich die Bühne. Damit ist reihenweise für entspannte Gesichter gesorgt, die Band erledigt ihren Anheizerjob derart souverän, das es eine Freude ist, allein durch ihr zackig dargebotenes bunt gefächertes Spektrum diverser  Rockoldies und -klassiker aus mindestens gefühlten vier Jahrzehnten einschließlich der gekonnten Weise das bunt gemischte Songpaket live umzusetzen, haben die Bad Wildunger in Welferode viele Sympathien des Publikums auf ihrer Seite. Während die Band auf der Bühne stehend am Ende mindestens zweimal vom Publikum zwecks Zugabe  zurückgerufen wird, verfolge ich genüsslich das Treiben auf dem Platz, lasse mir Fanta und Wasser munden und es am Samstag betont ganz ruhig angehen. Stark geschlaucht von der harten IRON MAIDEN-COVER-NIGHT stehen statt ausgiebiger „Jack-in-Action“-Sessions entspannte Gespräche auf dem Programm.    

ZODIAC

23:00 Uhr, meine Neugierde steigt. Die vorausgegangene fast halbstündige Umbaupause vergeht beinahe wie im Flug. Den Münsteraner Vierer ZODIAC vom letztjährigen Hammer of Doom-Festival in bester Erinnerung, stelle ich fest, das innerhalb des Publikums große Erwartungshaltung das Geschehen bestimmt. ZODIAC gehören zu den begabtesten Newcomern des klassischen Hardrocksektors innerhalb des letzten Jahres, ihr Debüt „A  Bit of Devil“ sorgte für mächtig viel Wirbel innerhalb der Härtnerszene.  ZODIAC sind eine Band, auf die man sich freuen kann und darf, deren musikalische Qualitäten längst nicht jedem Hochlandrockgast bekannt sind. Live gibt die Band um Sänger/Gitarrist Nick van Delft alles, der extrem warme zähfliesende Blues vermischt durch erdigen Hardrock findet den Gefallen des Publikums. ZODIAC besitzen auf diesem Sektor unbestreitbar Klasse, was sich nicht nur durch Nick van Delft's außergewöhnliches Gitarrenspiel, der neben seinem exzellenten Technik immens variable Posen auf die Bretter legt, von denen sich manche Reinstahl-Heavy Metal-Formation gern etwas abschauen darf. Der Kerl lebt, atmet und zelebriert einschließlich seiner Crew mit jeder gespielten Note den Blues! Virtuose Gitarren und whisky getränkte des öfteren an Chris Rea erinnernder Gesang, werden mit großen Bluesmelodien und Rockriffs kombiniert. Die Rhythmussektion groovt wie Sau. Insgesamt legt das Münsteraner Blueskommando keine wirklich schwache Show auf die Bretter. Es gelingt dem Vierer die geradezu unglaubliche Magie ihrer Idole dem Publikum live nahezubringen, wodurch der Gig zu einem Klangerlebnis besonderer Art wird.  Die Resonanz im Publikum ist soweit ok, einem Großteil der Festivalbesucher ist die Band unbekannt. Fast keiner traut sich so recht direkt in die erste Reihe nach vorn zur Bühne, schaut größtenteils staunend von der beeindruckenden Performance fasziniert zu oder tanzt zwei meter vor der Bühne ab, der Verfasser dieser Zeilen vom harten schwer in den Knochen steckenden Festivalfreitag gezeichnet), bekommt vor Staunen über das ihm auf der Bühne gebotene den Mund nicht mehr zu. Hören, Sehen, Genießen! Nummern vom Typus „Horrorvision“, die geniale Longtrackhymne  „Coming Home“,  „Thunder“, „Diamond Shoes“ und geben auch einige ziemlich vielversprechende Kostproben vom sehnsüchtig erwarteten neuen Album welches den Arbeitstitel „A Hiding Place“ trägt. Das Herrenquartett bringt glühend heiße Lavarocksounds. Der Mischung aus 70er-Hard- und Blues Rock kann sich ein Großteil des reichlich versammelten Publikums trotz verstärkter Bewegungsstatik nicht entziehen, der Grund dafür wird je länger die Band auf der Bühne steht, klar: LED ZEPPELIN, PINK FLOYD, THIN LIZZY,  BLACK COUNTRY COMMUNION, ZZ-TOP, STEVIE RAY VAUGHN,  leichte IRON MAIDEN-Einflüsse kommen an mancher Stelle ebenso zum Tragen. Mit „Blue Jean Blues“ wird passend zur Beschreibung ein ZZ-TOP-Cover aus dem Halfter gezogen, das keinerlei Wünsche offen lässt!

ZODIAC servieren ihren hochexplosiven Bluescocktail  in der ursprünglichst möglichen Form bedienen sich direkt aus dem Fundus von den knietief in der Vergangenheit behafteten 50er, 60er und 70er Jahre liegenden Wurzeln des Rock! Handwerkstechnisch machen ZODIAC einen Bombenjob, keine Frage. Zwischendurch weist die Band auf den Tonträger und Merchandise-Verkauf am Stand im Zelt hin, umso abrupter das Ende. Was dann zur Überraschung aller kommt, wirft einige Fragen auf, sorgt für Diskussionen und heißen Gesprächsstoff. Unverständlicherweise stöpselt die Band stillschweigend ihre Gitarren aus, ohne sich großartig zu verabschieden. Im Anschluß an eine Nummer der Bluesbrothers, wobei Frontsänger Nick fragt, ob jemand weiß, von wem das Stück ist, Thomas und ich antworten: „Klar, von den Blues Brothers“. Er nickt. Nach 90 Minuten ist definitiv Schluss! ZODIAC verlassen das Gelände wortlos, bauen sofort nach Ablauf der regulären Spielzeit alles ab, ohne auch nur eine Minute länger als unbedingt nötig dazubleiben, obwohl der Gig, wie mir zu Ohren kommt, laut Vertrag mit der Booking-Agentur eine halbe Stunde länger, somit für volle 120 Minuten vorgesehen war. Die Musiker nehmen ihre Instrumente mit, verlassen das Gelände, machen sich kommentarlos aus dem Staub. Dafür fehlen einem die Worte! Etwas mehr Kommunikation mit Veranstalter und Publikum hätte seitens der Band sein dürfen.  Möglicherweise lag's auch daran, das die Vertragskonditionen seitens der Booking-Agentur sich kurzfristig änderten, wo auch immer das Problem für die frühe Abreise der Band gelegen haben mag,  musikalisch waren sie eines Headliners würdig. Meine Spannung aufs im Herbst kommende Album, das sich dem 2012er Sahnedebüt „A Bit of Devil“ hoffentlich als ebenbürtig erweist, steigt.

Nach dem frühen Ende des ZODIAC-Gigs sorgen Hochlandrock-DJ'S für weitere musikalische Unterhaltung in Richtung Rock diverser Stilrichtungen von AC/DC bis MELISSA ETHERIDGE, ROGER CHAPMAN, PINK FLOYD, KENNY LOGGINS, über LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE, IN EXTREMO, SUBWAY TO SALLY, THE DARKNESS, TITO & TARANTULA, JOURNEY, SAGA, ZZ-Top und etliches mehr bis in die Nacht hinein, die letzten Festivalbesucher bewegen sich bis etwa gegen 3:30 Uhr zur Musik, ehe die Lichter ausgeknipst werden, während die Party mit dem Abschiedsgetränk ausklingt. Die Musik schweigt, der Festival-Platz leert sich, die Fässer werden ein letztes Mal mit einer im Feuer schmorenden Holzpalette gespeist, danach ist endgültig Feierabend, Schicht im Schacht. Ich sitze mit einigen Mitgliedern vom Hochland-Rock-Team in gemütlicher Runde zusammen, trete hundemüde gegen viertel vor fünf die Heimreise an.  

Schlusswort zum Festival:

Ein Riesenkompliment an das wie immer veranstaltende Festivalteam vom Hochland-Rock 2013. Als erstes gilt mein Dank dem gesamten seit nunmehr immerhin elf Jahren (!) dieses geniale Kleinfestival ausrichtenden Hochland-Rock-Team, das wie immer viele Stunden intensiver Arbeit, Schweiß, Liebe und reichlich Mühe(n) investierte, um dieses Festival überhaupt auf die Beine zu stellen! :-)  Als Grundprinzip gilt den Festivalmachern, Leute unterschiedlicher Altersklassen zu unterhalten und kleineren Bands eine Plattform zu bieten, die ihnen Möglichkeit gibt, ihre Musik einem dafür geeigneten Publikum zu präsentieren. Geldeinnahmen stehen für die Veranstalter über haupt nicht im Vordergrund,  wobei Gäste aus verschiedenen Teilen der BRD dem immer stets qualitativen, sehr überschaubaren und im erschwinglichen Rahmen liegend preisgünstigen Kleinfestival ihren Besuch abstatteten. Auf dem Hochland-Rock-Festival in Welferode lebt noch der wahre Underground, - ein Zustand der künftig beibehalten werden soll.  Zehn feste Mitglieder und circa 50 Helfer bilden die Organisation des erlesenen Klein-Open-Airs. Dies gilt es ganz besonders zu würdigen. So liebevoll mit von Herzen kommender Leidenschaft organisiert, hat das Rock-Festival erneut gezeigt, wie wichtig es für die Region Nordhessen ist und das es sich vor anderen Festivals keineswegs verstecken braucht. Ganz im Gegenteil: Die Location stimmt, das Publikum ebenso, die Stimmung am Freitag und Samstag ist wie immer Top gewesen! Nach dem verkürzten ZODIAC-Auftritt wurde improvisiert, was auch gelang. Der Soundtechniker bekommt wieder ein ganz dickes Extralob für den fein ausgesteuerten Klang, was für ein kleines Festival nicht alltäglich ist. Gute Leute sind selten. Glücklicherweise verfügt das Hochland-Rock-Team über einen eben solchen Soundengineer!Die Preise für Essen und Getränke waren wie immer im sehr günstigen Rahmen gehalten, das Essen schmeckte gut und für einen WC-Wagen, der immer mit Papiertüchern zum Hände putzen aufgefüllt war, Seife und Wasser (ja, ein gesundes Maß an Hygiene ist ein wichtiges Kriterium für jedes Festival!) war ebenfalls gesorgt - absolut vorbildlich, daran können sich manche größeren Open-Air-Festivalveranstalter ruhig mal ein Beispiel nehmen!   :-) Das Festival selbst verlief alles in allem friedlich ohne Komplikationen, es gab keine Schlägereien, wofür auch dem anwesenden Security-Team und dem guten Taxi-Service der Firma Gessner gedankt sei. Wie jedes Jahr bestand ausreichend Campingmöglichkeit und die Chance zu gepflegter Konversation. Die Preise für Essen und Getränke blieben im gewohnt fanfreundlichen Rahmen,  das Hochland-Rock wurde einmal mehr seinem guten Ruf gerecht, - auf ein Neues im nächsten Jahr, wenn es 2014 wieder heißt: - Auf ins  Hochland,  - es  r. o. c. k. t. ! ! !

Fotos © 2013 Michael Toscher

 

 

 

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