WACKEN OPEN AIR 2013
Wacken Open Air vom 30.07. - 03.08.2013 mit u.a. RAMMSTEIN, DEEP PURPLE, NIGHTWISH, ANTHRAX, THUNDER, DIE APOKALYPTISCHEN REITER, TRIVIUM uvm.
Homepage:
www.wacken.com
VORWORT (vom zu Hause gebliebenen Robin Geiß)
Auch 2013 luden die Norddeutschen wieder nach Wacken und mal wieder folgten diesem Ruf 74.999 Leute, die dafür gesorgt hatten, dass das Festival wieder frühzeitig ausverkauft war. Warum fehlte diesmal einer? Nun, ich selbst, Robin Geiß, eigentlich der Hauptschreiber über das W:O:A für FFM-Rock.de, habe mir auf dem Bang Your Head!!! ein paar Wochen zuvor den Fuß so heftig gebrochen, dass, egal wie ich es drehte und wendete, es keine Möglichkeit gab, mein Highlight des Jahres vor Ort zu erleben. Und so schnell ließ sich auch kein anderer Redakteur finden, der mal schnell seinen kompletten Jahresurlaub umplante und dort hoch pilgerte.
So musste ich also wehmütig dem Ganzen fern bleiben und so muss dann auch der Bericht sowie die Fotostrecke von meinen Mitstreitern alleine gestemmt werden. Aber ich denke, wir haben dennoch genügend Infos für euch zusammen getragen, um euch einen repräsentativen Bericht über das diesjährige Wacken Open Air zu zeigen. Also Bühne frei, für das alljährliche größte Metalspektakel der ganzen Welt: (RG)
Anreise & Campground (von Benjamin Spiess)
Es ist wieder mal soweit - das grösste Metalfestival der Welt jährt sich zum 24. Mal. Laut offizieller Info von der Homepage sollten die Campgrounds, eigentlich nur C, um 15:00 Uhr (Montags) aufgehen. Doch als wir um 13:30 vor Ort waren, erwartete uns kein Stau im nördlich von Hamburg gelegenen Dörfchen Wacken, sondern wir hatten freie Fahrt… dies überraschte mich schon ein wenig. Als wir dann durch den Eingang zum Campgelände fuhren, gerieten wir dann doch etwas ins Stocken. Im Schritttempo ging es vorwärts und als wir dann den Camground C sahen, war uns dann auch klar, wieso kein Stau herrschte. C war schon proppenvoll und die Festivalbesucher saßen schon unter ihren Pavillions und tranken Bier. Also müssen wir davon ausgehen, dass der Campground schon einiges früher geöffnet wurde. Schade, dachte ich mir… Schlussendlich durften wir unsere Zelte auf G aufschlagen und im Nachhinein stellte sich heraus, dass dieser Platz, auch wenn etwas weiter hinten, gar nicht so schlecht war. In 5 Minuten war man schon beim Eingang zum Wackinger Village und ruhiger als auf C war es auch.
Die ersten beiden Tage vor dem eigentlichen Festivalstart verliefen wie gewohnt gemütlich und feuchtfröhlich, und zwar Bier- und Regentechnisch. Neue Bekanntschaften wurden geschmiedet und das bevorstehende Musikerlebnis kann kommen.
Beim ersten Gang am Mittwoch über das Wackinger Village und dem Wacken Center (zwischen Infield und Wackinger Village) fielen mir folgende Veränderungen gegenüber dem Vorjahr auf:
- Kein Trash of the Titans Field, sondern das Wasteland in etwas kleinerer Form
- Mehr Platz vor der Wackinger Stage, was jedoch nicht viel brachte…
- Beim Einlass zum Wackinger Village wurde man schon sporadisch auf Bierdosen und Wasserflaschen untersucht
- Im Wacken Center stand eine Ausstellung der Wacken Foundation
- Die Strassen parallel zum Wackinger Village wurden zu Einbahnfussgängerzonen umfunktioniert, die konnten nur in Richtung Zeltplatz begangen werden
- Das Bier wurde nur noch in 0.3 dl Becher ausgeschenkt zum Preis von 3 Euro das Stück
(Gemäss Veranstalter sei das ein Wunsch der Besucher aus der letztjährigen Onlineumfrage gewesen… Dass dadurch das Bier im Verhältnis teurer wurde, verschwieg man…)
Ansonsten sind mir keine großen Änderungen aufgefallen. (BS)
Noch mehr zum Drumherum (von Marco Nawrath und Meike Rubarth)
Die Sauberkeit auf dem Gelände war ziemlich gut, hier scheint es jedes Jahr Verbesserungen zu geben.
Die Präsenz der Stewards auf dem ganzen Campingplatz war vorbildlich, es mangelte nie an Müllsäcken oder Leuten, die sie abgeholt haben. Positiv war auch, dass Dienstag Leute rumgingen und die Unwetterwarnung unter die Menschen gebracht haben, auch wenn sich diese hinterher als einfacher Dauerregen durch die ganze Nacht entpuppt hat. Aber gut, dass gewarnt wurde.
Umso unverständlicher, dass, obwohl Mittwochs angekündigt wurde, dass es Freitag sehr heiß wird, schon in der Nacht von Donnerstag auf Freitag kein Crushed-Eis mehr zu bekommen war und danach auch nur noch vereinzelt. Wodurch unsere Fleischvorräte Freitagnachmittag in den Müll gewandert sind. Schade drum. Schlimmer war aber, dass soweit wir mitbekommen haben, kein Wasser in der Menge vor den Bühnen verteilt wurde und sogar an einzelnen Ständen Nachmittags das Wasser ausging. Hier besteht eindeutig Bedarf zur Nachbesserung, zumal in der Hitze so einige Leute umgekippt sind.
Hier noch gleich ein Negativbeispiel für einen Totalaussetzer beim Standpersonal: Ein Kollege ist in der Hitze mit Kreislaufkollaps umgekippt. Vielleicht hatte auch das eine oder andere Bier seinen Anteil, man weiß es nicht. Seine Kollegin ging zum Getränkestand und bekam auf die Bitte, einen Sani zu schicken nicht etwa die Reaktion, dass dem nächsten Security-Mann Bescheid gegeben wurde, der ein Funkgerät hat, sondern nur den Kommentar „Ist nicht mein Problem.“ Nun, es gab zum Glück hilfsbereite Metalheads, die unterstützt haben. Das blieb aber soweit wir mitbekommen haben, der einzige Vollpfosten im Beschäftigtenfeld.
Wo wir schon das Wasser erwähnt haben, kommen wir doch gleich zu den Getränkepreisen: Der Becher Bier 0,3 l für 3 €. Das Wasser (bis auf beim Captain Morgan Stand), überall genauso teuer. Nicht so prall. 10 € für den Liter Wasser geht grade noch so als Unverschämtheit durch, manchem fielen dazu noch deutlichere Worte ein.
Dann gab es noch kleinere Seltsamkeiten, wie dass man auf einmal an manchem Einlass gesagt bekam, dass man nur noch einen halben Liter Getränk mit reinbringen darf. Komisch für die, die einen Maßkrug ergattert haben und mit diesem wieder rein wollten und den vorher mindestens zur Hälfte austrinken mussten…
Und um den Bogen gleich mal über das Essen zu machen: einiges war lecker, z. B. der Barbarenspiess (Fleischstücke am Spieß mit Brotteig geröstet) und diverse Nudelgerichte. Auch die Hotdogs hatten gewohnte Qualität und bei Fritten kann man nicht viel falsch machen. Was wir aber als Megaburger gekauft haben, war nicht wirklich Mega, bis auf den Preis. Ein großes trockenes Brötchen und wenn man sich durch den breiten Rand gebissen hatte, eine kleine Fleischplatte. Der Asiastand bot eine trockene, geschmacklose Reispfanne und fettige, nicht viel geschmackvollere Nudeln an, die Soßen wässrig und dünn. Also mal mehr, mal weniger toll.
Das gebotene Rahmenprogramm war wie üblich abwechslungsreich, im Wackinger-Village gab es Schwertkämpfe, Bogenschiessen, Armbrustschiessen, Geschicklichkeitsspiele, Hau den Lukas und diverse andere Beschäftigungen. Beim Wrestling im Bullhead City Circus hatte sich Mittwochs eine überschaubare, aber gut gelaunte Gemeinde versammelt und Stimmung gemacht, bei der Stripshow der Blood Babes am Samstag war nicht allzu viel los. Dafür konnte man vor hochgehaltenen Kameras der anwesenden Männerschaft die Bühne fast nicht mehr sehen. Habe ich mir sagen lassen. Wir standen zum Glück weit vorn und hatten gute Sicht auf die Lage der Dinge und konnten auch hinterher diverse (Kunst-)blutspritzer vorweisen. Womit sich der Name der Show auch erklärt hat. Das Klatschen des Gürtels auf dem nackten Hintern des aus dem Publikum gehörten Statisten war auch gut zu hören. Die roten Striemen sprachen auch eine recht deutliche Sprache, für Weicheier ist das sicher nichts. Die Stimmung auf dem Campground war durchweg sehr gut und es war, wo wir waren (G), durchaus relativ leise. So kannte ich das noch gar nicht.
Auffallend waren die doch mittlerweile zahlreicher vertretenen Familien mit kleinen Kindern. In nordischen Ländern wohl schon eher Standard, ist es hier noch eine Ausnahme, aber ein paar Dutzend Kinder haben wir dieses Jahr wohl schon gezählt. Vielleicht wäre die Einrichtung eines Familiencampgrounds langsam mal eine Idee. Denn ehrlich: bei dem, was mancherorts abgeht, haben kleine Kinder nichts zu suchen, Mickey-Mouse Ohren hin oder her. (MN)
Mittwoch, 31.07.2013
Schon vor dem Auftritt war das Publikum bei COPPELIUS in guter Stimmung. Wie konnte man auch anders, wenn man doch schon vor dem Konzert von der Bühne aus vom bandeigenen Fotografen geknipst wird. Und schon ging es los. Mir war im Vorhinein schon klar dass dies keine gewöhnliche Metal Band ist aber bei der Instrumentenzusammenstellung staunte ich nicht schlecht: Gesang, Schlagzeug, Kontrabass, Cello und Klarinette. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als „Kammer-Core aus dem 19. Jahrhundert“ und dies kommt auch sehr gut hin. Gekleidet ist die Kapelle auch entsprechend in Frack und Zylinder. Die Bühnenshow selbst war sehr einfallsreich. Der auf der eher kleingeratenen Bühne umherwirbelnde Diener, welcher sich zwischendurch als Sänger betätigte, sowie die benutzten Requisiten passten sehr gut zum Ganzen. Beim Klarinettensolo z.B. wurde ein Schild, welches stark an die frühen Stummfilme erinnerte, mit der Aufschrift „Solo“ vom Diener hochgehalten. Des Weiteren wurde Bier in alten Cocktailgläsern dem Publikum ausgeschenkt, was jedoch etwas misslang, da das Bier von dem Diener unfreiwillig beim Aushändigen verschüttet wurde. Zum Schluss vom Auftritt liess sich der Klarinettenspieler noch während des Liedes spielend durchs Publikum tragen. Ich werde mir diese Band auf jeden Fall bei Gelegenheit nochmals ansehen.(BS)
Mittwoch starteten wir bei strahlendem Sonnenschein und bei noch angenehmen Temperaturen mit FEUERSCHWANZ. Die Stimmung war gut, das Publikum im vorderen Bereich um die Bühne hat eine richtige kleine Party gefeiert bei Liedern zum mitgröhlen wie „Hurra Hurra die Pest ist da“, „Met und Miezen“ und „Wunsch ist Wunsch“, ansonsten waren viele „ich schau´s mir mal an“-Typen da, so dass die Stimmung hier noch eher abwartend war. (MN)
Wir schreiben immer noch Mittwoch und die „Gruppa Russ-Ska-Ja“ (RUSSKAJA)(wie es der Sänger so zu sagen pflegt) betrat die Wackinger Stage. Der Publikumsandrang war riesig. Eröffnet hat die Gruppe ihr Set mit dem Opener ihrer neusten Scheibe: „Energia“. Das Publikum hatte Freude und die Band stand auch unter vollem Tatendrang. Wer wen angesteckt hat konnte man nicht sagen, ich glaube beide Partien haben sich auf diesen Auftritt gefreut. Es war ja auch der Erste von vier Auftritten der Gruppe an diesem Wochenende. Nach zwei weiteren Songs war es dann an der Zeit, das Publikum noch etwas mehr in Bewegung zu bringen. Wie geht das besser als mit der russischen Version vom Stierkampf dem sogenannten Psycho Traktor. Dazu wird eine Mitte bestimmt, der Stier, um welchen die Zuhörer, die Traktoren, herum rennen sollten. Sollten darum, weil irgendwie das ganze ins Stocken geriet und es mehr in einem Gedränge als in einem Circle Pit endete. Egal, einmal bin ich auch um den Stier gefahren. Irgendwann wurde ein weiblicher Gast aus dem Publikum auf die Bühne geholt, welche dann ihrem Angebeteten einen Heiratsantrag stellte. Dieser wurde auch erwidert. Es sollte nicht der letzte sein an diesem Wochenende. Im Großen und Ganzen ein gelungener Auftritt, jedoch für Leute, die die Band schon öfters gesehen haben werden die eigentlich sehr unterhaltsamen Ansagen leider zur Routine. Ein bisschen Abwechslung würde gut tun. (BS)
Abends sollte es dann zu SANTIANO gehen. Sollte. Dabei blieb es dann auch mehr oder weniger, denn von dem Andrang waren sicher nicht nur wir überrascht. Das Wackinger Village war gestopft voll, wir haben dank der Menge kaum die Bühne gesehen und der Sound war leider so leise, dass wir, weit hinten stehend, kaum was gehört haben. Dafür war das Publikum sehr textsicher und hat bei den drei Nummern, die wir da blieben, lautstark mitgesungen und die Stimmung war bombastisch. Da wir die Band aber noch nicht kannten und auch nicht viel vom eigentlichen Geschehen mitbekommen haben, sind wir dann in den Bullhead City Circus umgezogen, wo sich eine überschaubare Menge grade den Contest angeschaut hat. Die Stimmung war auch hier gut, leider aber nicht wirklich unsere Musik, also haben wir den Abend dann erst mal beendet.(MN)
Eine lobenswerte Aktion ist jedes Jahr auch wieder der vor Ort ausgetragene Metal Battle. Dieser internationale Wettbewerb hat die jeweiligen Sieger der teilnehmenden Länder Mittwochs im Zelt am Start. Eigentlich kein günstiger Tag, wenn man bedenkt das die offiziellen Tage des Wacken nur Do, Fr und Sa sind. Doch da die Wacken Verrückten fast vollständig schon vorher anreisen und Mittwochs keine große Konkurrenz auf den Hauptbühnen spielt, erweist sich dieser Tag für diese durchaus talentierten Newcomer dann doch als perfekt. Hier ein paar Bands, die ich miterlebte:
INFANTERIA (Südafrika) spielten guten melodischen Thrash-Metal. Der Sänger hatte eine angenehm raue Stimme, die für das Genre ungewöhnlichen Keyboards waren sehr dominant, was aber auch ein wenig an Abwechslung beim ansonsten schon todgenudelten Genre bot. Ansonsten war die Vorstellung schön Energiegeladen und die vorderen Reihen kamen auch schon richtig gut in Wallung.
BACKJUMPER (Italien)zockten eine Mischung aus Hardcore und Metalcore, kamen beim Publikum gut an, für mich persönlich aber nichts wirklich tolles. Der Shouter sprang auf der Bühne wie ein Flummi und erinnerte teilweise etwas an Billy Milano (MOD/SOD).
OPHIDIAN (Island) spielten sehr vertrackten, technisch anspruchsvollen Death Metal. Do vertrackt, dass dies aber auf Dauer schon anstrengend wurde und für das einmalige Live Erlebnis leider nicht richtig rüber kam. Wie gesagt, technisch gut, aber live überzeugten andere Bands dann doch mehr.
MIDNIGHT SCREAM (Slowakei) könnte man auch ins Thrash Genre einordnen, wobei hier aber sehr positiv die melodischen Refrains auffielen. Dennoch hätte der Band etwas mehr Bewegung auf der Bühne gut getan und der Sänger kam irgendwie rüber, als ob er sehr unsicher sei. Natürlich weiß man bei den ganzen Bands auch nie, wieviel Liveerfahrung da schon hinter steckt. Während die einen wahrscheinlich schon Jahre mit etlichen Gigs durch die Lande tingeln, handelt es sich bei den anderen dann doch um richtige Newcomer. Doch egal, hier wird eben jeder an dem anderen gemessen und dazu zählt eben auch das Auftreten.
TRALLERY (Spanien, Mallorca) Das Trio mit dem Lockenkopfsänger war stilistisch schwer einzuordnen. Jedenfalls spielten die Jungs keinen Ballermann Metal sondern erinnerten stellenweise an System Of A Down. Überhaupt nicht mein Ding, sehr gewöhnungsbedürftig, dafür aber sah man dem Sänger an, dass er voll in dieser Musik aufging und das machte die Band wiederrum sympathisch.
UTOPIUM (Portugal) bollerten dann mit Grind ala Napalm Death los und wechselten Grunzgesang mit Irreschreien ab. Doom Parts lockerten auch ab und zu das Geschreddere auf, dennoch war nicht nur bei mir nach zehn Minuten die Luft wegen Eintönigkeit raus.
CRIMSON SHADOW (Kanada) gaben dann richtig Gas. Da standen richtige Kolosse auf der Bühne, die aber ständig in Bewegung waren und mit ihren langen Haaren bangend ein richtig cooles Bühnenbild abgaben. Gesanglich stellte sich die Band ebenfalls sehr abwechslungsreich dar, da auch öfter mal die Saitenfraktion zum Mikro griff und mehr als nur Backings beisteuerte. Auf jeden Fall sehr interessant und für das, was ich gesehen hatte auch verdient die Gewinner des Metal Battles 2013.
JT RIPPER aus Deutschland sollte man ja noch erwähnen. Diese spielten Old School Black Metal ala Venom oder Celtic Frost. Es wurde viel gebangt, der Sänger stand auch stilecht in roter enger Hose da, aber richtig viel Bewegung kam ebenso wenig auf, wie richtig große Stimmung. Dieses Balck,Thrash Rumpelgedöns mag zwar in Germany in Underground Kreisen angesagt sein, aber mehr wie vereinzelte Liebhaber finden sich da nicht, da mögen andere noch so viel hypen. Es bleibt eine Randbewegung. Für mich zu Recht, da diese Stilart lediglich daraus entstand, das frühere Möchtegern böse Jungs nicht besser spielen konnten. Die 80iger sind eben vorbei. (KA)
Bullhead City Circus mittwochnachts
Auf die letzten Töne vom selbsternannten Orgelgott stolzierte ich in das wie im letzten Jahr immense Zirkuszelt. MAMBO KURT unterhielt die Massen wie gewohnt mit leichter Musikkost aus seiner Heimorgel gepaart mit einer Prise Humor.
Bevor es mit Karaoke weiter ging betraten noch die MASTERS OF COMEDY die Bühne, jedoch konnte ich diesem Geschwätz nicht lange zuhören und verliess das Zelt. Entweder sind die wirklich nicht lustig oder ich hatte noch zu wenige Promille intus (was ich weniger glaube) oder die treffen meinen Humor einfach nicht…
Nach dem die Komiker das Feld geräumt hatten konnten sich die anwesenden Nachtschwärmer noch selbst auf der Bühne betätigen. Die Live Karaoke Rockstarz luden zum Karaoke mit Liveband ein. Das Angebot ließen sich viele nicht nehmen und die Performances von den „Amateur“ Leadsängern war bis auf wenige Ausnahmen sehr gut und unterhaltsam. Nach einer Stunde wurde die Band dann durch Musik aus der Dose abgelöst. Die Party ging weiter bis um 03:00 Uhr. Dann wurde das Zirkuszelt geschlossen. Schade da die Stimmung sehr gut war. Von offizieller Seite her wurde man nicht mehr beschallt also ging es weiter auf den Zeltplatz, auf welchem man immer irgendwo noch Unterhaltung findet. (BS)
Donnerstag, 01.08.2013
In der Nacht gab´s noch ein wenig Regen. Wir brauchen in Wacken ja immer einen gewissen Grundpegel an Schlamm, dafür war also gesorgt. Wenn die Sonne raus kam, war es dann dafür immer heiß und stickig.
Die Vorzüge des Electric Hotel nutzen mittlerweile viele Leute, so dass wir hier erstmal eine Stunde anstanden, bis unsere *a8ma!%* Smartphones ihre Zimmer beziehen konnten. Hier hat man lustigerweise die Möglichkeit, auch selber Strom zu produzieren, indem man sich auf ein Fahrrad setzt und strampelt oder Wasser von einem Tank in einen zweiten weiter oben Pumpt, was trotz der mittags doch recht großen Hitze auch einige Leute mit beeindruckender Ausdauer gemacht haben.
Heute haben wir mit MANDOWAR auf der Biergartenstage einen gemütlichen Einstieg genommen. Für die kleine Stage war der Andrang schon recht groß, die Stimmung war trotz weiter steigender Temperaturen sehr gut und bei den gespielten Hits wie „Fear of the dark“, „Warriors of the World United“ oder „Smells like teen spirit“ war gemeinschaftliches Mitgrölen angesagt. (MN)
ANNIHILATOR sind für mich live immer sehr zwiespältig. Ich freue mich da immer richtig drauf, doch dann wird ich irgendwie auch wieder enttäuscht. Das liegt bestimmt nicht an den dargebotenen Songs, denn die sind immer zu 100% Klasse dargeboten und ballern ordentlich. Eher liegt das an der Stageperformance. Der mittlerweile vollbärtige Dave (scheint wohl Mode für Sänger zu sein, siehe Iced Earth) kann sich eben nicht viel bewegen, hängt ihm doch dauerhaft die zweite Gitarre um. Jeff himself schnappte sich in Wacken beim Übersong „King Of The Kill“ ebenfalls mal das Mikro oder steuerte Backings bei und konzentrierte sich ansonsten eben auf präzises Gitarrenspiel. Und Bass und Drums wurden leider zugegebenermaßen nicht richtig beachtet. „Clown Parade“ hört sich irgendwie immer noch an wie der kleine Bruder vom Killking und der Rest der Setlist war auch gut, auch wenn die neuen Songs beim ersten Durchlauf noch nicht direkt zündeten. Man ist natürlich sehr gespannt auf das Album, aber vom Hocker reißen werden ANNIHILATOR mich live erst, wenn da mal mehr auf der Bühne passiert. Mein Traum: Sänger ohne Instrument und ein fünftes Mitglied zumindest live an der zweiten Klampfe. Aber das bleibt wohl ein Traum. (KA)
Weiter ging´s mit THUNDER. Die mittlerweile doch schon etwas älteren Herren haben vor sich langsam füllendem Infield eine solide Show abgeliefert, die Stimmung war ok, aber die Luft brannte nicht gerade. Viel mehr gibt´s auch hier nicht zu sagen. Für Fans sicher spannend, für die Fraktion „Schau ich mir mal an“ nett zum Zuhören, aber keine Wahnsinns-Erleuchtung.
Dann endlich kam ein lange erwarteter Act. Mit DEEP PURPLE kamen ja geradezu die Urväter des Heavy Metal auf die Bühne. Mittlerweile war auch das Infield so richtig voll, die meisten wollten die legendäre Band sehen oder warteten auf RAMMSTEIN. Was sie zu sehen bekamen, war solide Handwerksarbeit, viel mehr aber auch nicht. Der Gitarrist hatte sichtlich seinen Spaß, Ian Gillan am Mikro aber wirkte mit seinem bunten Bull&Bear T-Shirt eher, als wäre er nur mal eben aus dem Beach-Club auf Ibiza vorbeigekommen und wolle so schnell wie möglich zurück an den Strand. Die Songs wirken heute dank dem massiven Einsatz von Keyboards doch eher angestaubt und so richtig Stimmung wollte selbst gegen Schluss der Show nicht aufkommen (die, im Gegensatz zu den meisten anderen fast schon angenehm, ohne Pyros auskam). Bei dem allen bekannten Superhit „Smoke on the water“ mit Gastmusiker Uli Jon Roth (Ex Scorpions) war die Menge mal kurz mit dabei, verlor aber schnell wieder die Lust, und kurz darauf ging mit „Black Night“ das Konzert zu Ende. Blieb nur noch, auf den Topact des Abends zu warten: auf RAMMSTEIN. (MN)
RAMMSTEIN war wohl zweifellos die Band, auf die die meisten Besucher gewartet hatten. Ob nun die bösen Touristen, die Metalheads oder wer auch immer, solch eine Show möchte man einfach nicht missen und auch wenn Till irgendwie etwas müde wirkte, wurde wohl keiner enttäuscht. Denn auch wenn man mal bedenkt, dass da eigentlich nie eine interaktion mit dem Publikum stattfindet, haute Till bei „Links 2,3,4“ ein „Geil“ raus, was dem gleichkommt, als ob Blackie Lawless über den Campingplatz huschen und jeden Fan abklatschen würde. Naja, nicht gerade so, aber die Show von RAMMSTEIN ist einfach gigantisch. Ja, hat jetzt nix damit zu tun, aber was soll man noch schreiben, was man nicht x mal woanders jetzt auch schon über die Band oder über den Auftritt auf dem Wacken gelesen hätte? Es gibt einfach keine größere, bombastischere Pyroshow in Verbindung mit Musik, wie die von RAMMSTEIN. Und daran ändert Heino auch nix. Das ist ein Fakt und ob mans mochte oder nicht spielt dabei keine Rolle. GEIL! (KA)
Freitag, 02.08.2013
BENIGHTED. Freitagmorgen 11:00 Uhr, was gibt es schöneres als sich um diese Zeit mit Deathgrind aus dem französischen Lande die Ohren putzen zu lassen. Nichts, hab ich mir gedacht und bin mir diese Gruppe anschauen gegangen. Das Zirkuszelt war schon zu dieser Zeit gut gefüllt, gut an auszuschlafen war bei dieser Hitze eh nicht zu denken. Das Set dauerte leider nur eine halbe Stunde, aber in dieser halben Stunde wurden höchstwahrscheinlich mehr Saiten gezupft und Sticks auf die Trommelfelle gehauen als manche Musiker in ihrer ganzen Karriere je tun würden. Unterbrochen wurde das Ganze nur von einem erneuten Heiratsantrag welcher schon der dritte an diesem Festival war. Das Heiraten scheint in Mode zu kommen… Zum Schluss begab sich ein Gitarrist der Band während dem spielen noch auf einen Spaziergang durchs Publikum. Ein toller Start in den Tag.(BS)
Auf der Headbangerstage kamen um kurz vor 4 dann die Folkmetaller von BLACK MESSIAH. Der Fangemeinede gefiels, mir nicht sonderlich. Der Sänger der Band nervte mich schon etwas, auch wenn ich dem Song „Der Ring mit dem Kreuz“ schon einen kleinen Ohrwurm Charakter zugestehen muss. Doch bei Mittelalter Folkmetall bin ich eben sehr wählerisch. (KA)
Die seit drei Jahren wiedervereinten Kalifornier von UGLY KID JOE spielten am Freitagnachmittag in brütender Hitze auf der Party Stage. Sichtlich gut gelaunt spielten die Herren alte sowie auch neue Lieder. Die Freude über den Auftritt zeigte sich unter anderem auch dadurch, dass die Band sich teilweise sogar selbst mit ihren Handykameras filmte. Der Sänger selbst bewies sich zwischendurch als Regisseur und zeigte den offiziellen Kammeraleuten wo sie die besten Aufnahmen machen konnten. Ein unterhaltsames Schauspiel. Klassiker wie „Cat’s in the Cradle“ und „Everything About You“ fehlten auch nicht. Als kleiner Leckerbissen zum Ende betrat sogar noch Phil Campbell von Motörhead die Bühne und ein Cover von „Ace of Spades“ wurde dem Publikum dargeboten. Es war eine riesen Freude den Herren zu zuhören und zu zuschauen.(BS)
Der Tag begann: heiß. Sehr heiß. Die Temperaturen waren schon gegen Mittag auf über 30° angestiegen, später sollten es rund 36° werden. Der Grund, warum wir es vorzogen, Powerwolf doch eher im Schatten unseres Pavillons auszusitzen. Vermutlich eher eine Fehlentscheidung, was vom Infield zu uns herüberklang, hörte sich viel versprechend an.
Los ging´s darum für mich erst später mit den PRETTY MAIDS. Die Jungfrauen haben, ähnlich wie THUNDER, eine solide Show gespielt, hatten aber leider gelegentlich ein wenig Probleme mit dem Sound. Oftmals breiig, war der Gesang von Ronnie Atkins gelegentlich kaum zu hören. Die Menge vor der Bühne war noch überschaubar, was vermutlich zumindest zum Teil der Hitze geschuldet war, an den wenigen Schattigen Plätzen war das Gedränge jedenfalls deutlich größer. (MN)
Nach einem Western Intro stürmten AGNOSTIC FRONT auf die Bühne. Und los ging’s. New York Hardcore wie er leibt und lebt. Eingängige Rhythmen, aggressive Gitarren und laut. Die Bässe wummerten und die LED Wand kriegte das zu spüren. In der Mitte fiel sie auseinander und musste wieder zusammengesetzt werden. Das Konzert ging jedoch kompromisslos weiter. Und so wie es aussah wurden in diesem Jahr die Circle Pits nicht mehr verboten, denn das Publikum wurde immer wieder vom Sänger dazu ermutigt, ohne Konsequenzen. Es wurde gefeiert und mitgesungen zu Liedern wie „My Life My Way“, „For My Family“ sowie das wohl bekannteste Stück der Gruppe „Gotta Go“. Zum Abschluss wurde noch „Blitzkrieg Bop“ von den RAMONES gespielt.(BS)
SOILWORK um halb sieben zeigten dann, wie eine New Thrash Keule zu klingen hat. Auch wenns mir persönlich am Musikstil vorbei geht, so begeisterte Sänger Spped (heute mit großem NEW MODEL ARMY PATCH) und seine Truppe auf ganzer Linie. Zeigte das Publikum anfangs noch seine Begeisterung in einem leichten Circle Pit, so wurden im Verlauf des Konzertes immer öfter und lauter SOILWORK Sprechchöre laut. Gelungener Auftritt.(KA)
Es folgte für uns SABATON. Für mich persönlich eine dicke und sehr positive Überraschung. Das Infield voll bis nach hinten zum Eingang, die Stimmung von Anfang an super. Als Intro kam „The final Countdown“ von Europe, dann ging es los mit dem Kracher „Ghost Division“ und die Party ging los und wurde immer größer im Laufe des Auftritts. Es folgten noch einige verhaltenspsychologische Betrachtungen des deutschen Metalheads, der zwischen Liedern nicht grölt „one more song“, sondern „noch ein Bier“, was das Publikum begeistert aufnahm und bei längeren Pausen sofort wieder losgrölte. Mit „Into the fire“, „Cliffs of Gallipoli“ und „Swedish Pagans“ folgten weitere Kracher und die gute Stimmung in der Menge hielt sich bis zum Schluss. Joakim Brodén war ebenfalls ausnehmend gut gelaunt und sichtlich erfreut von der Menge, die sich zu seinen Füßen versammelt hatte und hat dem entsprechend eine tolle Show geliefert. Beim anschließenden Meet & Greet haben sie auch nochmal alles gegeben und waren fast drei Stunden für die Fans da. (MN)
Für mich kam nun eine echte Überraschung: CORVUS CORAX. Diese hatten zur Verstärkung die japanischen Trommler namens WADOKYO dabei und das kam mal richtig geil rüber. Diese hatten viel mehr Einfluss auf die Musik und dadurch eben auch auf das Flair und die Stimmung las letztes Jahr diese Ghetto Trommler bei Sepultura. CORVUS CORAX verfrachteten flux mal den kompletten Mittelaltermarkt vor die Party Stage und die Stimmung war auf dem prall gefüllten Gelände gradnios, was nicht zuletzt eine von der Band angefachten Laola Welle bewies. CORVUS CORAX präsentierten sich somit als eine viel interessantere, weil zum Mitmachen und Stimmungsmachern avancierte Band, nicht so wie bei den Auftritten mit Orchester. Mit dem Cover von AMONA AMARTH erstaunte die Band auch noch eingefleischte Fans und man kann von einem echten Siegeszug sprechen. Bitte irgendwann noch einmal, das war geil! (KA)
Der Auftritt startete wie jeder MOTÖRHEAD Auftritt und zwar mit den Worten: „ We are Motörhead, and we play Rock’n’Roll!“ Das Lemmy angeschlagen war, war ja bekannt. Jedoch liess er es sich nicht nehmen, zum Anfang mit einem Lächeln zu verkünden dass es Ihm besser gehe. Jedoch musste er nach sechs Stücken aufgeben. Er verliess die Bühne ohne grosse Worte und nach einer kurzen Pause verkündete Thomas Jensen das Lemmy heute nicht mehr auf die Bühne kommen werde. Im Nachhinein stellte sich heraus dass die Hitze in Kombination mit der noch nicht vollständigen Genesung nach seinem Krankenhausaufenthalt leider zu viel war. Dieser leider etwas kurze Auftritt wird mir trotzdem in Erinnerung bleiben, oder vielleicht auch gerade deswegen.(BS)
Zu später Stunde gab es das Stelldichein mit einer Dame, die auch schon 30 Jahre im Geschäft ist: DORO. Hier kann man nur sagen: Respekt. Hat Ian Gillan oder auch ein Till Lindemann noch ein wenig müde gewirkt zwischendurch, so ist die kleine Dame mit der großen Röhre von Anfang bis Ende wie ein Derwisch über die Bühne gesprungen und auch offensichtlich viel Spaß an ihrem Auftritt gehabt. Alte Warlock-Kracher wie „I rule the ruins“ und „Burning the witches“ haben für gute Stimmung gesorgt und zahlreiche Gastmusiker haben das Ihre dazu beigetragen. Bei der Wacken-Hymne „We are the metalheads“ waren eine Reihe Fans auf der Bühne, um gesanglich zu unterstützen. Dann folgten Hits wie „East meets west“ im Duett mit Chris Boltendahl (Gravedigger), das Saxon-Cover „Denim and Leather“ mit Biff Byford (Saxon), „Für immer“ mit Uli Jon Roth (Ex Scorpions), „Metal Tango“ mit Eric Fish und Frau Schmitt (Subway to sally), eine sehr nette Interpretation von Judas Priest´s „Breaking the law“ mit Phil Campbell (Motörhead) und „All we are“ mit Eric Fish, Joakim Brodén und diversen Mitgliedern von Corvus Corax. Ich habe nun schon einige Auftritte von Doro gesehen, die ersten noch Anfang der 90er, dies war definitiv einer der richtig guten. Punkt.
Zum Schluss am Freitag Abend gingen wir noch zu AMORPHIS. Diese versuchten sich an einem Experiment, die ersten fünf Nummern wurden unplugged gespielt mit zwei Gastmusikern, deren Namen wir uns nicht gemerkt haben. Hey, es war spät!... Nun denn. Um diese Zeit eher leise und ungewohnte Töne wurden zunächst erst mal mit abwartendem Wohlwollen aufgenommen, nachdem aber schon drei Nummern durch waren und die Jungs keine Anstalten machten, den Strom einzuschalten, war die Stimmung nicht mehr bei allen so gut. Weiter hinten waren vereinzelt Buhrufe zu hören (oder war es lautes Gähnen?) und ein doch beträchtlicher Anteil hat dann doch beschlossen, lieber ins Zelt zu gehen. Nachdem die fünf Nummern durch waren, wurden aber alle schlagartig wach, als doch noch die Stromgitarren aufgetaucht waren und gewohntes Programm von den Jungs kam. Spätestens bei „Silver bride „war bei den verbliebenen Zuschauern dann die Stimmung wieder gut, man mit sich und der Welt in reinen und der für einige sicher böse Traum zu ende. AMORPHIS: bitte, bitte nicht wieder unplugged! (MN)
Und dann die zweite positive Überraschung des Abends bzw. des Festivals: ASP. Um kurz nach Mitternacht kam die sehr elektrolastige Band auf die Bühne, doch das gut gefüllte Gelände zeigte, dass beim Wacken Publikum sehr wohl Bedarf nach solch einer Gothic Band besteht. Fester Addams am Mikro kam dann auch richtig gut gelaunt und sympathisch rüber und zog mit „Krabat“ einen richtigen Ohrwurm aus dem Ärmel. Natürlich wurde „Ich will brennen“, der größte und bekannteste Hit der Band zum Abschluss gezockt, doch dazwischen erwiesen die Frankfurter auch noch TYPE O NEGATIVE die Ehre und zockten deren Song „I Dont Wanna Be Me“. Ein richtig geiler Auftritt und Wacken darf ruhig öfter solche stilistische Randgruppen buchen, denn es lockert ungemeint auf und die Leute verlangten richtiggehend danach. Daumen up in the air! (KA)
Samstag, 03.08.2013
Nach der Stripshow gings direkt zu ALESTORM. Für mich auch wieder eine positive Überraschung, hatte ich sie doch bisher nur zweimal live gesehen, 2008 oder 2009 auf dem Masters of Rock vor ein paar hundert Leuten und im selben Jahr in Wacken auf der W.E.T Stage. Beide Male grottiger Sound und die Band spielte, als wäre sie besoffen. Abgesehen von dem Sound, der (wie übrigens bei ausnahmslos jedem Auftritt auf der Party Stage dieses Jahr) ein wenig matschig war, hat sich hier alles geradezu überirdisch verbessert. Die Piraten wirkten nüchtern und voll da, das sehr große Publikum hat´s dankend angenommen und eine riesige Party abgefeiert, bei Gassenhauern wie „Captain Morgan´s Revenge“ (hat das eigentlich mit dem Kater nach zu viel vom gleichnamigen Rum zu tun?) und Keelhauled haben weite Teile des Publikums ebenso falsch wie enthusiastisch mitgesungen und die allgegenwärtigen Crowdsurfer waren auffallend oft in weite Leinenhemden und labberige Hosen gekleidet. Bei „Wenches and Mead“ gab´s zwischendurch noch eine Strophe in Deutsch für uns, ansonsten gibt es nichts überraschendes zu sagen. Eine gute Stunde haben sie richtig Druck gemacht, dann haben wir sie traurig davonsegeln lassen.
Apropos Crowdsurfer. Ich bin ja prinzipiell schon dafür, aber dieses Jahr gingen sie mir (vor allem bei Rammstein) extrem auf den Sack. Die ersten drei nimmt man noch einfach hin, aber wenn innerhalb von einer halben Stunde gute 20 über einen wegziehen, man verschwitzte Leiber stemmen muss und als Dank Stiefel ins Gesicht kriegt, wird´s langsam ärgerlich. Das nur so als Nachbemerkung.
Danach ritten DIE APOKALYPTISCHEN REITER ein: Zur Show an sich gibt es nicht viel überraschendes zu sagen, viele aus vergangenen Wacken-Auftritten bekannte Nummern wurden gespielt, unter anderem „Es wird schlimmer“, „Revolution“, „Seemann“ und „Die Sonne scheint“. Gimmiks wie Bälle, Schlauchboot oder Schaumkanone gab es diesmal nicht, dafür am Ende, was ich noch nicht live gehört habe, das sehr geile Vaughn Monroe-Cover „Ghostriders in the sky“. Danke dafür! Eigentlich hatten sie noch vor, 100 exklusiv hier zu bekommende T-Shirts von der Bühne zu werfen, was ihnen aber verboten wurde von der Organisation. Drum haben sie die dann beim Meet & Greet an die ersten 100 in der Schlange verteilt. Insgesamt haben die Reiter und allen voran der sympathisch rüberkommende Frontmann Fuchs wieder eine gute Stimmung verbreitet und waren wie immer sehenswert.
Es folgte für uns SONATA ARCTICA. Wie Alestorm zuvor auf der Partystage. Fehler. Bei Alestorm, die ja doch irgendwie mit Grölemetal punkten, macht das ja nicht so viel aus, aber eine Band, die von Melodie und einem guten Sänger lebt, war der matschige Sound geradezu Katastrophal. Die Stimme von Tony Kakko ging leider im Bass oftmals völlig unter, die Stimmung in den vorderen Reihen war dennoch gut. Weiter hinten sprang der Funke nicht so recht über und wurde kurz darauf auch von einem Platzregen, der nicht im Programm stand, wieder gelöscht. Auch wir haben uns lieber einen einigermaßen geschützten Platz unter einem Bierstand gesucht, was zur Folge hatte, dass wir vom restlichen Auftritt nicht mehr viel mitbekommen haben. Angesichts des Sounds nicht wirklich schade. (MN)
Der kleinste Teil der Big4, ANTHRAX, legten gewohnt mit „Caught In A Mosh“ los und dieser fegte dann einen riesigen Circle Pit im Publikum los. Neu-Alt-Wiederkehrer Joey gefällt mir mittlerweile als Sänger viel besser und klingt deutlich variabler, aber gerade darum erschließt sich mir nicht, warum man keinen einzigen Song der Bush-Ära spielt. OK, es gibt so viel gute Songs aus der Frühphase oder auch starke Songs des neuen Albums, wie z.B. „To The End“, bei dem zwei große Banner mit DIO bzw. DIMEBAG zu sehen waren, oder auch mal ein Uraltklassiker namens Deathrider“. Aber umgekehrt gings doch auch und mittlerweile traue ich Joey diese Songs auch zu. Egal, die Band war sau tight unterwegs und Neu Gitarrist Jonathan überzeugt mit langen Haaren statt Kopfsocke irgendwie gut, nein besser. Hat gepasst. Bei DEVILDRIVER war dann die Kuh am fliegen. Wenn man mal von ENTOMBED absieht, gibt es wohl derzeit keine Band, die den Death n Roll so stark präsentiert. Fronter Dez, mit riesigem Bullennasenring und ungewöhnlichem Kinntattoo ausgestattet, zeigte durch sein Grinsen, dass er offensichtlich Spaß an dem Auftritt hatte. Aber auch der Rest der Truppe war sehr agil und präzise wie ein Uhrwerk. Dennoch wurde die Zeit überschritten, was der Band aber nix ausmachte und frech mit der Ansage „we got a 3minute song but we only got 1minute to play“ angekündigt wurde. Und Wacken ließ gewähren. Gut so! Bei TRIVIUM herrschte von Anfang an eine grandiose Stimmung im Publikum. Von Anfang an wurde mit geklatscht, der Refrain von „Dusk Dismentaled“ wurde direkt von Anfang an lautstark aus dem Publikum mitgesungen und die Luzie ging ab. Es kam einem wirklich so vor, als ob man hier den kleinen Bruder von MACHINE HEAD vor sich sah, der gar nicht mehr so weit von seinem größeren entfernt zu sein schien. Nur die cleanen Passagen von Sänger matt hörten sich seltsam an und erinnerten irgendwie an….VOLBEAT? (KA)
Am Abend dann ein weiterer Klassiker: ALICE COOPER. Zuvor gab´s jedoch noch eine kleine Pressekonferenz, bei der Herr Furnier (der durchaus wie ein netter, älterer Herr wirkte, mit dem man auch entspannt eine Tasse Kaffee statt Blut aus einem Totenschädel trinken kann) vorstellte, was uns nächstes Jahr erwartet: eine Neuauflage von Rock meets Classic, mit Alice Cooper als Headline-Musiker, und weiteren bekannten Künstlern wie Midge Ure (Ultravox), Joe Lynn Turner (Rainbow) und Kim Wilde. Das ganze wird zwischen März und Mai größtenteils in Deutschland stattfinden.
Nun dann, der Auftritt. Auch dieser ältere Herr zeigte uns nochmal, wie fit er noch ist. Das Infield war richtig gut gefüllt, aber viele waren auch hier nur mal da, um eine Legende zu sehen. Bei Hits wie „House of fire“ und „No more mr nice guy“ war die Stimmung zwischendurch dann auch mal richtig gut, ist aber immer wieder ein wenig abgeflaut. Es kamen übliche Requisiten und Einlagen wie ein Degen, die Zwangsjacke, die Gasmaske und die Enthauptung zum Einsatz, insofern erst mal alles wie schon vor drei Jahren in Wacken gehabt. Dann wurden jedoch nach einander vier „Grabsteine“ bekannter Musiker aufgehängt und zum Teil sehr schöne Covers aus deren Karriere gespielt, wie „Break on through (to the other side)“ (The doors), „Revolution“ (The Beatles), „Foxy Lady“ (Jimi Hendrix) und „My Generation“ (The Who). Wohl auf der regulären Setlist dieses Jahr, aber dennoch eine schöne Abwechslung. Später gab´s noch die vom ganzen Publikum abgefeierte Nummer „School´s out“ mit einer kurzen Einlage von Pink Floyd´s „Another brick in the wall“ und damit ging das Konzert dann zu Ende, zu dem man positiv sagen kann, es muss nicht immer nur massiv Pyro eingesetzt werden, um eine gute Show zu liefern. (MN)
Die Doomer CANDLEMASS mussten gegen einen übergroßen Gegner, nämlich ALICE COOPER antreten, doch sie schafften es. Neu-Sänger Mats klang zwar anders als Messiah oder Rob, aber sehr gut und brauchte wenigstens kein Textblatt, um die Songs vor zu tragen. Auch versuchte er, zwar immer mit eigener Stimme, aber dennoch angepasst an den jeweiligen Originalsänger zu kommen. Was nun eigentlich Sache ist bei den Jungs weiß aber leider glaub ich keiner genau. Gibt es nun nur noch Live Auftritte, löst sich die Band ganz auf? Man weiß es nicht, nach diesem Auftritt und nach den geilen letzten Studioalben wäre dies aber auf jeden Fall sehr schade. Mit „Solitude“ verabschiedete man sich, aber wenn mich nicht alles täuscht, nicht einmal nur gefühlt, sondern auch wirklich zu früh. (KA)
Mein Festivalabschluss war der Auftritt von NIGHTWISH. Dieser wurde auch für eine Live DVD aufgenommen. Als Sängerin betätigte sich Floor Jansen, welche stimmlich mehr als nur überzeugte. Eine energiegeladene Show gespickt mit Pyros, genauso das es nicht zu viel war, wurde dargeboten. Die riesige LED-Wand als Bühnenbild passte wunderbar zur Darbietung. Songs aus der ganzen Bandgeschichte wurden vorgetragen und Frau Jansen wusste sich zu behaupten. Im Publikum wurde sogar gemunkelt, so sei NIGHTWISH sogar noch besser als zu Tarjas Zeiten. Es ist zu hoffen, dass die Truppe noch ein Weilchen so zusammengestellt bleibt. Ein kleiner Wermutstropfen blieb, mein persönlicher Favorit „Wishmaster“ wurde leider nicht gespielt. Trotzdem ein starker Auftritt. (BS)
RAGE mit ihrem LINGUNA MORTIS Orchester stellten heute ihre neue Platte mit einigen Songs vor. Wobei gerade diese Songs sich ja weniger nur zum einmaligen abfeiern eignen, von daher ein eher nicht so geschickter Schachzug, zumal die CD auch nicht lange auf dem Markt war. Zwei Sängerinnen waren ebenfalls auf der Bühne, ebenso wie ein Henning Basse, der ein bissl wie bestellt und nicht abgeholt da stand. Er sang ein paar Backings und übernahm Strophenteile, die man von Peavy gewohnt war und auch von ihm hören möchte. Seltsam. Erst bei einem Duett der neuen Platte ging Henning dann richtig ab und sorgte auch mal für Bewegung auf der Bühne, die war nämlich sonst gar nicht vorhanden. Er selbst sollte sich mal wieder ne eigene Combo zulegen, denn das hier ist Talentverschwendung gewesen. Und RAGE selber? Stimmung hielt sich auch in Grenzen, was teils an der späten Stunde gelegen haben könnte, teils, weil Orchester nie große Stimmung vorzaubert und eher zum ruhigen zugucken einlädt, teils aber evtl auch, da es halt nicht so zündete. Und „StraightTo Hell“ sollte man wirklich nicht mit Orchester verschandeln. Für mich leider nicht wirklich gut. Im bestuhlten Sall ja, auf nem Open Air ein klares NEIN. (KA)
Presse Konferenz
An der Pressekonferenz waren sie alle versammelt. Die Veranstalter, das Ordnungsamt, die Polizei, die Sanität und Tobias Sammet. Von allen Stellen wurden positive Resümees gezogen. Die Veranstalter waren zufrieden mit dem Ablauf und den neu installierten Kameras um die Besucherflüsse zu überwachen. Die Polizei vermeldete weniger Diebstähle und das Ordnungsamt bedankte sich für die wie seit Jahren gute Zusammenarbeit. Leider verstarb ein Festivalbesucher in seinem Zelt eines natürlichen Todes. Die Sanität zeigte sich erstaunt darüber, dass trotz der Hitze nicht mehr Menschen behandelt werden mussten als andere Jahre. Bei der anschliessenden Fragerunde wurde die Frage gestellt wieso das Bier nicht mehr in 0.4 dl Bechern ausgeschenkt wurde sondern nur noch in 3 dl Becher zum Preis von 3 Euro (exkl. Pfand). Darauf antwortete Thomas Jensen damit dass dies der Wunsch der Besucher aus der Onlineumfrage nach dem Festival in 2012 gewesen sei. Die verdeckte Preiserhöhung wurde jedoch nicht erwähnt.
Zum Schluss wurden noch folgende Bands fürs Wacken 2014 bekannt gegeben: King Diamond, Avantasia mit einer grossen Show mit vielen Gastsängern (Der anwesende Tobias Sammet machte fleissig Werbung), Apocalyptica mit Orchester, Children of Bodom, Arch Enemy, Behemoth, Emperor, Amon Amarth, Iced Earth, Kreator und Prong. (BS)
Schlusswort:
Wie jedes Jahr, gibt es auch in diesem Jahr wieder die Besucher, die schwören, dass dieses Jahr ihr letztes Wacken gewesen sei. Wie jedes Jahr gibt es die Besucher, die am liebsten vor Ort schon das Ticket für nächstes Jahr gekauft hätten. Dadurch, dass Facebook und Co. immer relevanter in den letzten Jahren wurden, gelangten die Negativstimmen aber dieses Jahr erstmals geballt an die Öffentlichkeit, so, dass sogar Teile der öffentlichen Medien Kritik übten, dass der eigentliche Flair verloren ginge. Dabei frage ich mich, wo ist denn 2013 der Unterschied zu den ganzen Jahren davor? Sicherlich, das kleine gemütliche Festival existiert nicht mehr. Aber das existierte auch schon die ganzen Jahre, seit ZDF und Co darüber berichten, nicht mehr. Also wieso dieser plötzliche Wandel? Die Negativstimmen waren ebenfalls schon immer da. Ob nun jemand meint seit 1997, als der Stellungswechsel aus der Kuhle vollzogen wurde, ob 2001, da eine magische Besucherzahl überschritten wurde, oder das Jahr, als der Donnerstag offiziell wurde oder erst als das Wrestlingzelt hinzu kam? Ständig gibt es woanders Stimmen, die das Wacken Open Air auf einmal nicht mehr mögen. Das ist ja auch legitim, nur frage ich mich, warum man solch eine Energie reinpacken muss und anderen dies madig reden, Wackengänger als Festivaltouristen abstempeln muss (Leute, schaut euch mal die Übertragungen an und sagt mir, wer da bei Anthrax und Co vorne abfeiert. Ich für mein Teil kann Touries von Metalfans unterscheiden) und zum Boykott aufgerufen wird. Es ist immer das Gleiche, sobald irgendwo Erfolg im Spiel ist, ist die Rede von Mainstream, Ausverkauf und Verrat an der Szene.
Und doch, 2014 war in noch nicht mal 48 Stunden ausverkauft, also wird wohl nicht so viel verkehrt sein, an der Wacken Welt. Zumal hier wohl äußerst wenig Schwarzhändler unterwegs sein dürften, oder eben nur die äußerst Dummen. Denn ein Weiterverkauf ist aufgrund der Personalisierung nur zum Originalpreis plus Bearbeitungsgebühr über Metaltix möglich. D.h. da kann keiner mehr was verdienen und das heißt wiederrum, fast alle Tickets dürften in den Händen von Wacken Liebhabern sein.
Und das heißt wiederum, wenn 75.000 Menschen da oben Spaß haben, dann sollen ein paar traurige Gestalten doch ruhig im Keller rummosern und schreiben „Wacken ist kein Metal“ (Übrigens eine Facebook Seite, die sich nach und nach als Werbeplattform für NSBM Bands herausstellte). Aus Erfahrung können die Leute wohl kaum reden, war der Großteil doch entweder noch nie oder schon ewig nicht mehr im Norden. Und wenn doch? Ich glaube, wir alle werden nächstes Jahr wieder den selben unvergleichlichen Spaß haben, wie die Jahre zuvor. Jedoch sollten wir Fans uns überlegen, ob wir nicht gesammelte Stinkbomben auf die Getränkestände werfen sollten, wenn 1 Liter Wasser erneut 10 Euro kosten sollte. Denn, ich werde es nicht müde zu sagen, das ist unakzeptabel. Ansonsten ist jetzt schon wieder die Vorfreude auf 2014 da.
Wacken, wer’s versteht, der hat gewonnen, denn mehr Spaß gibt es das ganze Jahr über nicht! (RG)
Auf dem Wacken feierten, wunderten, bangten, tranken, lachten, fotografierten und berichteten für euch:
Meike Rubarth (MR)
Benjamin Spiess (BS)
Marco Nawrath (MN)
Knut Aplastado (KA)
Zu Hause grün und blau geärgert:
Robin Geiß (RG)
Fotos © 2013 Marco Nawrath & Benjamin Spiess
>HIER< gehts zur kleinen Bildergalerie