• Home
  • Reviews & Interviews
  • Live - Reviews
  • ROCK IN SCHROTH 16 - Hasselroth-Gondsroth, Festplatz

ROCK IN SCHROTH 16 - Hasselroth-Gondsroth, Festplatz


Konzert vom 16./17.08.13
Bands: siehe Bericht

Homepage:
https://www.facebook.com/RockInSchroth

„Schrooooooth!“ grollte es auffordernd über den Platz, um die bereits anwesenden Anhänger metallischer Klänge näher vor die Bühne zu locken. Mit diesem markanten Ruf, der an diesem Wochenende noch weitere dreizehn Mal erschallen sollte und damit einen jeden Auftritt sämtlicher geladener Bands einläutete, jeweils gefolgt von ein paar netten, einleitenden Worten, was der geneigte Fan als nächstes auf die Lauscher bekommen würde, war das 16. Benefiz Open Air Festival „ROCK IN SCHROTH“ zugunsten des Malteser Hilfsdienstes im hessischen Hasselroth-Gondsroth eröffnet. Bekannt als Plattform für Undergroundbands aus sämtlichen Metalsparten versprach auch das diesjährige Line-Up für die nächsten zwei Tage einiges an Abwechslung.

Tag 1:

STAGEWAR
Homepage: http://www.stagewar.de
Auch wenn die „Pole-Position“ als Eröffnungsact immer ein wenig undankbar erscheint – STAGEWAR ließen sich davon nicht beeindrucken und droschen voller Elan und Spielfreude gehörig los. Die langen Matten flogen im Rund zum Speed-Sound der Gitarren, und dem Thrash-Quartett aus dem Taunus war ihr Spaß deutlich anzumerken. Eigentlich war hier noch ein Überraschungsauftritt der aus Uruguay stammenden und zu Gast in Deutschland weilenden Thrash-Band ROTTEN STATE geplant. Durch einen tags zuvor beim Skaten erlittenen Unfall eines der Südamerikaner beschränkte sich der Gastauftritt dann jedoch lediglich auf deren Sänger, der zuvor schon eifrig vor der Bühne abgerockt hatte und nun zusammen mit STAGEWAR ordentlich zur Sache ging. Alles in allem: Auftrag erfüllt, das Einheizen war hier nicht allein der brütenden Sonne überlassen worden.
(AR)

FIERCE
Homepage: http://www.fierce.de
Fast ein Heimspiel war es für die aus dem nicht weit entfernten Büdingen stammenden Mannen von FIERCE, die als nächstes die Bühne für sich einnahmen. Für die folgende Stunde stand straighter Powermetal auf dem Plan, und die Vier machten ordentlich Dampf. Auffallend waren dabei die mit instrumentalen Parts lang und vielfältig ausgebauten Songs, die dem Ganzen somit eine eigene Note verliehen und in harmonischer Gelassenheit präsentiert wurden. Das gefiel nicht nur der kleinen bandeigenen Gefolgsschar, sondern auch der Rest des Publikums spendete eifrig Applaus.
(AR)

PURIFY
Homepage: https://de-de.facebook.com/purifyofficial
Diesen erhielten ebenso die Rheinhessen von PURIFY, auf die sich offensichtlich einige Fans sehr gefreut hatten. Die Mainzer Thrasher legten sich auch gleich gehörig ins Zeug und lockten doch den ein oder anderen Metalhead mehr weg vom Bierstand näher zur Bühne zum kräftigen Abbangen. Schnelle Riffs und raue Vocals donnerten aus den Boxen und brachten einige Kuttenträger mit ihren Nacken-Aktionen ganz schön ins Schwitzen, so dass die Liebhaber der harten Klänge hier durchaus auf ihre Kosten gekommen sein dürften.
(AR)

ADMIRAL CAMILLA
Homepage: http://www.admiral-camilla.de
Nach drei Anläufen hatte es dieses Jahr endlich geklappt, die nächste Band auf die RIS-Bühne zu holen. Mit ADMIRAL CAMILLA aus Frankfurt gab es nun einen Genre-Wechsel zu verzeichnen: Jetzt wurde es nämlich so richtig „dirty“. Rotzig-dreckiger Rock’n’Roll à la AC/DC stand auf dem Programm und schien genau den Nerv des Publikums zu treffen, denn die Reihen vor der Bühne füllten sich. Klassischer, druckvoller Hardrock, vorgebracht mit einer Reibeisenstimme, die vermutlich vor dem Auftritt noch mit einer Extra-Portion Schmirgelpapier „aufpoliert“ wurde – das kam beim begeistert mitrockenden Publikum an. Sänger Wolle kommunizierte zudem zwischen den einzelnen Songs wohl gelaunt mit demselbigen, so dass das Stimmungsbarometer deutlich stieg. „Cheers to you and Cheers to me“ wurde daher als Zugabe einträchtig auf und vor der Bühne gesungen, bevor nach 75 Minuten mein persönliches Highlight des Abends sich freudestrahlend verabschiedete. Die Jungs guck ich mir gern wieder an!
(AR)

20.000ft
Homepage: www.20000ft.de
Abschluss des ersten Abends bildete schließlich die rheinhessische SAXON-Tribute-Formation 20.000ft. Und wieder einmal zeigte sich, dass Coverbands, besonders zu vorgerückter Stunde und entsprechendem „Pegelstand“ bei den Metalfans gefragt sind. „Wheels Of Steel“, „Denim And Leather“, „Heavy Metal Thunder“ – die Klassiker kennt einfach jeder und wurden natürlich im Rund lautstark abgefeiert. Ich selbst allerdings fand die Performance etwas langweilig, nicht zuletzt wegen des fehlbesetzten Sangespostens. Attribute wie Ausdrucksstärke oder schlichtweg Stimmgewalt, die das Charisma eines Sängers ausmachen, kamen nicht zum Vorschein. Gerade bei „Princess Of The Night“ oder „Crusader“ vermisste ich den gewissen Pep und die ursprüngliche Power der Songs, und insgesamt fehlte es an dem sonst so gern gepriesenen sog. Tritt in den Allerwertesten. Trotzdem schmälerte dies nicht meinen Gesamteindruck vom ersten Festivaltag, der nur noch etwas mehr Besucher insgesamt verdient gehabt hätte.
(AR)


Tag 2:

EXECUTION
Homepage: http://www.regioactive.de/execution
Bei bestem Festivalwetter begann traditionell und pünktlich um 12.30 h wieder eine lokale Newcomerband. Seit Kindesbeinen an schon durch Familie und mittlerweile selbst als Auf-/Abbauhelfer mit dem RIS verwurzelt, bekamen die vier jungen Burschen, deren Alter die 18 gerade mal ansatzweise erreicht, ihre Chance auf „ihrem“ Festival“ selbst zu spielen. EXECUTION nennen sie sich, sind ohne Bassist am Start, dafür aber mit einem neuen, zweiten Gitarristen, der schon ordentlich aufspielen konnte. Doch bevor es dazu kam, zockte die „alte Formation“ erstmal zwei Stücke ohne ihn. Tja, und Nico’s Premiere verzögerte sich dann erstmal, da der Amp ihm den Dienst versagte. Dank dem Gitarristen von JESTER’S INC., der den seinigen zur Verfügung stellte, holperten sich die Jungs dann durch ihren 45-minütigen Set und gaben neben eigenen Rock-/Metal- und Punk inspirierten Stücken auch Cover-Nummern zum Besten, die jedoch sehr gewöhnungsbedürftig waren, da die Stimme von Frontmann Janosch Bauer mehr in die Core als in die Rock Ecke tendiert. Trotzdem gab es viel Applaus von Seiten der Familie, der Bands und dem erst spärlich anwesenden Publikum.
(ML)

JESTER’S INC.
Homepage: http://www.jesters-inc.de
Viel war im Vorfeld über diese Band nicht in Erfahrung zu bringen. Der Aufbau von gleich vier Keyboards ließ erahnen, dass es in den Prog-Bereich gehen dürfte. Und so war es dann auch. Mit melodischem, leicht proglastigem Rock/-Metal wartete das Quintett auf. Die durchweg eigenen Stücke der Mittelhessen waren recht eingängig und melodiös gestaltet, so dass den wenigen interessierten und bereits anwesenden Festivalbesuchern die Stunde Spielzeit nicht quer im Magen gelegen haben dürfte. Verwundert schaute ich bei dem Auftritt dem ODIUM Sänger Ralf Runkel zu, als dieser die Songs oftmals lauthals mit anstimmte. Die Erklärung war kurz: „Das ist meine alte Band. Ich hab da mal gesungen und kenne so gut wie jeden Song“. Ein solider Auftritt, der sich technisch anspruchsvoll und kurzweilig gestaltete.
(ML)

MONOCLUSTER
Homepage: http://www.reverbnation.com/monocluster
Bands aus dem Raum Köln sind beim RIS nun fast schon Tradition. In diesem Jahr wurden MONOCLUSTER verpflichtet. Für mich eine Überraschung, da ich mich in den letzten Jahren nicht wirklich an eine Stoner Rock Band auf dem RIS erinnern kann. Das Quartett wusste jedoch zu überzeugen, da sie neben der instrumentalen Vielfalt auch auf Effektgeräte setzen. So arbeitete Sänger Marc mit einem, wie man hörte, kürzlich auf einem Flohmarkt erworbenen uralten, komische Geräusche machenden Elektrokasten, der heute seine Bühnenpremiere feierte. Auch ein zum Mikro umgebauter Telefonhörer sorgte für Erstaunen. Die Songs, allesamt in Deutsch gesungen, klangen zwar manchmal etwas vom klassischen Stoner abgedreht, waren aber dennoch hörenswert. Diese Band war definitiv eine Bereicherung für das Festival.
(ML)

IRON VIRGIN
Homepage: http://www.iron-virgin.de
Eigentlich sollten jetzt SKINJOB spielen, die aber kurzfristig absagen mussten. Doch natürlich hat man für solche Fälle meist noch etwas in der Hinterhand, und so wurde durch besagten Ausfall IRON VIRGIN ihr Debüt-Auftritt verschafft. Wie der Bandname schon erahnen lässt, verbirgt sich dahinter eine IRON MAIDEN Tribute Band, was im Publikum erwartungsgemäß sowohl bei Alt wie Jung durchweg großen Anklang fand. Auch wenn nicht jedes Gitarrenriff perfekt klang und Sascha Bulhellers (ex-BONNEVILLE) Stimme im Laufe des Sets deutlich an Qualität einbüßte (die Jungs hatten nach jahrelanger musikalischer Abstinenz erst vor zwei Monaten mit ihren Proben begonnen), meisterten die Fünf ihre Feuertaufe mit Bravour. MAIDEN-Hits werden halt immer gern gehört und erzeugten auch an diesem Nachmittag eine Riesen-Stimmung bei den Fans.
(AR)

FREAKWAVE
Homepage: http://www.freakwaveband.de
Nach dem einstündigen Feuerwerk der alten Metal-Klassiker hatten die aus dem Raum Aachen stammenden FREAKWAVE einen besonders schweren Stand, die Stimmung auf diesem Level beizubehalten. Headbangen macht ja bekanntlich durstig und so zog es die meisten wieder an den Bierstand zurück. Auch war der Stil der jungen Band, die in Richtung Crossover/Hardcore einzustufen ist, wohl nicht jedermanns Sache. Die Burschen auf der Bühne ließen sich davon jedoch nicht beirren und zogen ihr Set druckvoll und spielfreudig durch.
(AR)

TRINITY SITE
Homepage: https://www.facebook.com/TRINITYSITE.OFFICIAL
Als nächster Programmpunkt stand die Band TRINITY SITE auf dem Plan, mit der ein Abstecher in den melodischen Death-Metal-Bereich unternommen wurde. Was mir da an die Ohren drang, ließ mich sofort aufmerksam werden, und ich fragte mich. Woher nahm Fronter Max Ruck, dessen Statur nun nicht gerade mit der eines Bären vergleichbar ist, nur diese Bässe in der Stimme? Der fränkische Fünfer überzeugte jedenfalls mit der Vorstellung seiner Werke auf ganzer Linie. Deathmetaltypische Melodienfolgen mit dann zum Teil mehr thrashigen Parts vereinten sich zu einem interessanten Gesamtkonzept. Da bin ich mal gespannt, ob man von den Jungs künftig nicht noch mehr hören wird.
(AR)

LIGHTMARE
Homepage: http://www.lightmare.de
Schon „mehr“ gehört hatte man dagegen bereits von zwei Bandmitgliedern des als Nächstes in den Startlöchern stehenden Acts, der mit Live-Auftritten sonst etwas geizt. Die Rede ist von LIGHTMARE, der „anderen“ Band von Andi Gutjahr (TANKARD) und Gerd Lücking (ex-REBELLION, HOLY MOSES). Man konnte sich also auf 60 Minuten melodiösen Powermetal allererster Güte freuen und wurde auch kein bisschen enttäuscht. Jeder beherrschte hier sein Handwerk und ging mit großer Spielfreude an die Sache, was sofort den Funken auf das Publikum überspringen ließ. Dann auf einmal kam aber alles ganz anders: Plötzlich enterte nämlich eine kleine, mit Spielzeug-Gitarren ausgestattete Meute Drei-Käse-Hochs die Bühne und hatte es in Null-Komma-Nix geschafft, ihren Rock-Papis die Show zu stehlen. Dieser eigenmächtige Überraschungsauftritt der Kiddies entlockte jedem hartgesottenen Metaller ein Lächeln, und es war sicher auch für Andi Gutjahr eine Premiere, das Töchterchen bangend neben sich stehen zu haben. Der 1. Platz der größten Sympathieträger des Abends geht daher an den Nachwuchs im Hause Gutjahr, Lücking & Friends!
(AR)

ODIUM
Homepage: http://www.odium-metal.de
Dann schlug die Stunde für den traditionellen Co-Headliner und Mitveranstalter des Events ODIUM. Spätestens zu diesem Zeitpunkt befanden sich die ca. 250 Festivalbesucher fast vollzählig auf dem Platz vor der Bühne, um die Thrash-Party beginnen zu lassen. Die mittlerweile eingetretene Dunkelheit brachte die in grün und rot gehaltene, düstere und mit Nebelschwaden durchzogene Bühnenatmosphäre richtig zur Geltung, und schon legten die fünf auftauchenden Gestalten hämmernd los. Dass die Band im letzten Jahr häufiger on tour gewesen war, hat sich merklich auf die Bühnenpräsenz ausgewirkt; vor allem Basserin Beli ist in ihrem Auftreten deutlich selbstbewusster geworden und mehr im Vordergrund zu sehen als früher. Bandgründer Rochus an der Gitarre sprühte neben Frontmann Ralf nur so vor Energie. Was kann es für einen Musiker auch Schöneres geben, als sich jedes Jahr aufs Neue von der immer größer werdenden Fanschar anstecken zu lassen und diesen Adrenalinschub gebührend auf der Bühne auszuleben Dies dürfte auch für Jan Heusel, dem Neuzugang am Schlagzeug, ein unvergessliches Erlebnis bei seinem ersten RIS-Auftritt gewesen sein. Spaß hatten auf jeden Fall durch die Bank weg alle, und nach dem obligatorischen Schluss-Song „My Dying Day“ wurde vehement nach Zugaben verlangt, die natürlich im sonst so straffen Zeitplan vorher einkalkuliert waren und daher auch ihre Erfüllung finden konnten.
(AR)

SQUEALER
Homepage: www.squealer.de
Bevor der diesjährige Headliner zum erneuten Angriff auf die Gehörgänge blasen durfte, gab es noch ein Goodie für die Fans zu überreichen. Erstmals in der Geschichte des RIS gab es für den besten Fänger ein von allen Bands signiertes Drumfell zu ergattern. Danach präsentierten sich SQUEALER, die es in ihrer Vergangenheit nach zwei Todesfällen am Gesangsposten (R.I.P. Henner und Gus Chambers) und immerwährenden Line Up Wechseln wahrlich nicht leicht hatten, jetzt mit neuer Besetzung. Totgesagte leben länger, daran gab es keinen Zweifel, und die Jungs aus der Schwalm bestätigten dies hier und heute zweifelsohne. Um den seit 2008 als Frontmann agierenden Norbert Vornam dreht sich das optische Bühnengeschehen. Stimmlich brillant und äußerst agil verstand er es, das Publikum zu unterhalten, auch wenn vielleicht nicht all zu viele Anwesende die Musik des Quartetts überhaupt (noch) kannten. Doch den Spaß in den Backen hatten die Musiker an sich. Davon zeugten stete lustige Frotzeleien untereinander und ein Dauergrinsen beim Gründungsmitglied und Gitarristen Michael Schiel. SQUEALER sollten in Gondsroth wohl einige Fans dazu gewonnen haben, auf jeden Fall aber die, welche die Bühne beim letzten Song gestürmt und ordentlich mitgerockt haben. Ich für meinen Teil fand den Auftritt respektabel und hoffe, die Jungs in dieser Besetzung und Form noch öfter erleben zu dürfen.
(ML)

Und so durften nach zweitägiger, eher ortsunüblicher Stromgitarrenbeschallung die Gondsrother aufatmend wieder ihre Ohrenstöpsel entfernen und sich beruhigt ihrer ungestörten Nachtruhe zuwenden. Ein feuchtfröhliches, generationenübergreifendes, vor allem vollkommen friedlich verlaufenes und noch dazu bei schönstem Spätsommerwetter stattfindendes Musikspektakel war zu Ende. Letztlich bleibt daher nur die Vorfreude auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr.


Konzertbericht geschrieben von Astrid Reich (AR) und Mike Langer (ML)