WOLFSNÄCHTE 2013 – Langen, Neue Stadthalle
Konzert vom 01.10.13
Bands: Powerwolf, Majesty, Battle Beast, Ashes Of Ares
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http://www.majesty-metal.de
http://www.battlebeast.fi
http://www.ashesofares.com
Wolfsgeheul über Deutschland bahnt sich an. Wie schon im letzten Jahr zogen POWERWOLF mit drei weiteren Bands durch Europa, um im Rahmen der „Wolfsnächte Tour“ ihren Fans ein fettes musikalisches Abendmahl zu kredenzen. In diesem Jahr wurde wieder in der Neuen Stadthalle in Langen gastiert, und es war das erste Deutschlandkonzert auf dieser Tour. Der Blick am Konzerttag auf den Veranstaltungsbeginn war goldwert, denn der wurde vorgezogen auf 19.00 Uhr. Wohl dem, der das gesehen hatte…
Heute wohl nicht all zu viele, denn ASHES OF ARES begannen vor nur ca. 100 Schaulustigen. Bei diesem Line Up allerdings eine Enttäuschung, standen doch mit Matt Barlow (voc., Ex-ICED EARTH), Van Williams (dr., NEVERMORE) und Freddy Vidales (b., Ex-ICED EARTH) drei szenebekannte Gesichter auf der Bühne. Überraschend für mich, da die Entstehung der Band und das Debütalbum komplett an mir vorbeiging, war auch, dass Vidales hier nicht den Bass, sondern die Gitarre im Anschlag hatte. Als Barlow Fan hatte ich schon nach der ersten Strophe eine Gänsehaut durch seine Stimmgewalt. Dieses Gefühl währte aber nicht über die 35-minütige Spielzeit, da Barlow erkältungsbedingt mehr und mehr abbaute und vom Soundmann gegen die zwar klar definierten, aber überlaut ausgepegelten Drums schwer zu kämpfen hatte. Die beiden Gitarren, das Line Up wurde mit einem 2. Gitarristen und Bassisten aufgepeppt, deren Namen mir nicht bekannt sind, klangen sehr verwaschen. Sehr schade, denn das Songmaterial ähnelte von der Melodieführung oder vom Aufbau her oftmals früheren ICED EARTH. Auch wenn Barlow jeden Song vorher anmoderierte und die Halle sich stetig mehr füllte, richtige Stimmung kam bei ASHES OF ARES nicht auf.
Die Stimmung sollte sich schlagartig beim nächsten Act ändern. Bereits im Vorfeld, aber auch während des Konzertabends, erfuhr ich von vielen Angereisten, dass sie, wie ich auch, u. a. wegen BATTLE BEAST gekommen waren. Von daher war es nicht verwunderlich, dass sich mittlerweile gut 400 zahlende Gäste vor der Bühne einfanden, um die jungen Finnen schon nach dem Intro, das durch Drummer Pyry mit einem Becken Solo begleitet wurde, lautstark zu begrüßen. Die nächsten 40 Minuten mutierten zu einer Party auf der Bühne. Reges Gewusel auf der Bühne durch ständige, kontrollierte Positionswechsel des Sextetts, was einer choreografischen Meisterleistung glich, drückte dem Opener „Let It Roar“ sogleich den ersten Stempel auf. Sehr hilfreich hierbei war das tragbare Keyboard von Keyboarder Janne, der so neben seinem eigentlichen Tasteninstrument oft am Bühnenrand mitmischte. Blickfang ist und war allerdings die stimmgewaltige Frontfrau Noora mit ihren langen blonden, zurücktoupierten Haaren und tiefschwarz geschminkten Augen. Verwunderlich nur, dass sie kein einziges Wort an das Publikum richtete, obwohl dieses ihr aus der Hand fraß. Diesen Part übernahm Bassist Eero, der sogar irgendwann zu einer „Disco time“ aufrief, was aufgrund des neuen Songmaterials auch gar nicht so abwegig erscheint, da man hier vereinzelt auch den Begriff „Synthie Metal“ in Anlehnung an die Brit Pop Synthie Szene in den 80ern kreieren könnte. Aber egal, die Fans gaben bei glasklaren, hervorragenden Soundverhältnissen richtig Gas und bescherten den jungen Nordländern einen unvergesslichen Abend. Pop-Attitüde auf dem aktuellen Album hin oder her – live klingt das härter, rauer und ehrlich. Von dieser Band wird man noch mehr hören, da bin ich mir sicher.
Dass es MAJESTY zu Beginn ihrer Show schwer haben würden, an die eben erlebten Publikumsreaktionen anzuknüpfen, war fast zu erwarten. Aber Tarek Maghary wäre nicht er selbst, wenn er nicht dafür kämpfen würde. Und die nächsten 45 Minuten wurden ein Kampf gegen die eigenen Stimmbänder und eben für viele Hände und Applaus. Die Band selbst wurde nach ihrer Rückbenennung in MAJESTY fast komplett neu besetzt und ist mit dem aktuellen, mit Platz 55 gut gecharteten Album „Thunder Rider“, auch wieder voll auf Kurs. Das Attribut - deutscher MANOWAR Clon - wird langsam auch abgelegt, da man selbst die alten Songs jetzt etwas neu interpretiert, ohne dass sie an Charme und Ausdrucksstärke beim Publikum verlieren. Die Mitsingspielchen bei „Heavy Metal Battle Cry“ funktionieren nach wie vor und „Hail to Majesty“-Rufe waren auch immer wieder zu hören. Unterm Strich eine solide Show mit guten Sound, aber mit gesundheitsbedingten Abstrichen beim Gesang, wobei man aber auch hier den Hut vor Tarek ziehen muss, denn er hat sich wirklich gequält, um überhaupt auf der Bühne stehen zu können, was jeder bezeugen wird, der die Band unmittelbar nach der Show am Merchstand erlebt hat.
Das mittlerweile auf 600 angewachsene Auditorium bereitete sich jetzt auf den zu erwartenden metallischen Gottesdienst vor. Während einige sich nach vorn drängelten, blieben die anderen im Bereich des Mischpultes oder verköstigten sich an der dahinter, von zwei Seiten begehbaren Bar, die auch heute wieder warme Speisen angeboten hatte. Ein Service, den die Neue Stadthalle wirklich sympathisch macht. Und nach 30 Minuten Umbaupause war es dann soweit. Frontmann Attila begrüßte seine Gefolgschaft, die ihm lautstark huldigte. Ebenfalls mit einem Chartstürmer namens “Preachers Of The Night” (erreichte kürzlich in Deutschland einen für mich nicht ganz nachvollziehbaren Platz 1) im Gepäck, ging es auf die gewohnt sakrale musikalische Reise durch aktuelle und ältere Songs. Um es kurz zu machen, es war eine solide Show, die dem Publikum gefallen hat, was man an den Reaktionen deutlich ablesen konnte. Ich gönne POWERWOLF den Erfolg, den sie sich erarbeitet haben. Auch sind die Shows mit hohem Unterhaltungswert belegt, was jeder, der mal eine Show der Deutsch-Rumänen gesehen und erlebt hat, bestätigen kann und wird. Sieht man die Band aber häufiger, was durch den momentanen Hype ja oft genug vorkommt, besteht die Gefahr der Langeweile. Trotz spontan gelungener Reaktionen von Attila auf Einwürfe seitens des Publikums oder seiner mit Akzent belegten Andachten, die immer ehrlich rüberkommen, fällt es mir schwer, Neues über eine ihrer Shows zu schreiben. Da verhält es sich ähnlich wie bei den CDs – kennst du eine, kennst du alle. Ich will mich auch nicht wieder über den übermotivierten Keyboarder auslassen, der in Langen noch nach dem Abschied der Band auf der Bühne rumhampelte, als wäre er der Star in der Band. Auch er soll sein Erfolgserlebnis haben und genießen.
Wenn die Auswahl des Billings in 2014 genauso gut wird, wie in diesem Jahr oder im letzten Jahr, werde ich auch wieder da sein. Vielleicht werde ich ja vom Headliner überrascht und für meine heutigen Zeilen Lügen gestraft.
Setlist Powerwolf:
Agnus Dei
Sanctified With Dynamite
Prayer in the Dark
Amen & Attack
All We Need Is Blood
Sacred and Wild
Resurrection by Erection
Coleus Sanctus
Drum Solo
Kreuzfeuer
Werewolves of Armenia
Dead Boys Don't Cry
We Drink Your Blood
Lupus Dei
Encore:
Raise Your Fist, Evangelist
In the Name of God
Encore 2:
Wolves Against the World
Fotos von Denis Hedzet (Way Up Magazine)