MASTERPLAN – Aschaffenburg, Colos-Saal



Konzert vom 09.10.13
Support: MYSTIC PROPHECY, JADED HEART, SIREN’S CRY

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Vier Bands im Package spielen nicht oft im Aschaffenburger Colos-Saal. Das bedeutet für den erfahrenen Konzertgänger – früher Einlass und ein ebensolcher Beginn…


Nun, dies hatten wohl viele, der an diesem Abend erschreckend geringen Gesamtbesucherzahl offensichtlich nicht auf dem Schirm, und so begannen SIREN’S CRY aus Wien um 19.00 Uhr vor gerade mal 30 Interessierten. Der female fronted 5er, bis auf den sehr talentierten Drummer mit 27 Lenzen, alle gerade mal Anfang 20, machte das Beste aus dieser Situation. Die hoch aufgeschossene Frontdame mit ihrer durchaus angenehmen Stimme versuchte, ebenso wie ihre Mannen, ihren technisch gut gespielten Melodic Metal an den Mann zu bringen, was letztendlich wegen noch fehlender Bühnenerfahrung, nach 30-minütiger Spielzeit aber eher unspektakulär endete. Potential und Spaß hatte die Band aber, dies stand definitiv außer Frage.

Straffer Zeitplan und schnelle Umbauten waren ebenfalls Programm, und so starteten JADED HEART gerade mal 15 Minuten später vor immerhin schon gut 80 Zuhörern. Welch eine Ironie… Optisch gab es einen Neuzugang an der Gitarre zu vermelden. Masahiro Eto, ein gebürtiger Japaner mit Wohnsitz in Duisburg, gilt als neues festes Bandmitglied neben Peter Östros, der aus familiären Gründen auf der Tour nicht dabei sein konnte. Das Keyboard kommt in Zukunft komplett vom Band, da dieser Posten nach Henning Wanners Abgang nicht neu besetzt wurde. Fronter Johan Fahlberg, wie auch der Rest der  Band performten völlig entspannt durch ihre 35-minütige Show und rockten die Hütte mit viel Spiellaune und den Songs vom aktuellen Live-Album „Live In Cologne“. Bei „Love Is A Killer“ enterten SIREN’S CRY die Bühne und bereiteten JADED HEART einen schönen Tourabschied. Das Ende des Sets gestaltete Johan mit der Bandvorstellung in Form des „Alten Schweden“, wobei Masa Eto zum „Alten Schweden 2“ avancierte. Für mich war das hier die unterhaltsamste Show des Abends.

Zu Beginn der MYSTIC PROPHECY Show musste die Lautstärke der Deutsch/Griechen reduziert werden, was im Colos-Saal nicht all zu oft festzustellen ist. Mit 106 Dezibel eindeutig zu laut, musste wegen der allgemein gültigen 98’er Dezibelgrenze runtergedreht werden. In Sachen Show war das hier wie immer eine Punktlandung, obwohl sich nach zwei Tagen Day Off ein gewisser Tourblues breitgemacht hatte. Connie Andreszka präsentierte seinen neuen Monsterbass und Markus Pohl (SOULDRINKER, Ex-SYMPHORCE) sowie Laki Ragazas (DEVIL’S TRAIN) ließen Haare und Gitarren fliegen. Vor allem Laki ist zum Gitarrenmittelpunkt geworden und im Begriff, Starposer Pohl den Rang hier abzulaufen. Beide lieferten sich eine regelrechte Gibson-Schlacht, bei der letztendlich die Gewinner das Publikum waren. Eine gewagte Nummer von Frontmann R. D. Liapakis war es, bei ca. 120 Leutchen bei „You Kill You Die“ Mitsingspielchen anzustimmen, aber es funktionierte. Die Nummer „Hell And Back“ vom neuen „Killhammer“-Album war live ganz großes Kino. Verständlicherweise spielte man auch weitere Songs von eben diesem neuen Album, die bei mir aber im Direktvergleich nicht so zündeten. Einer Vollbedienung glich auch „Evil Empire“, das mit drei Mikros im Chorbereich zum vollen Brett wurde und das Publikum wieder mit einbezog. Das waren auch hier satte 55 Minuten Unterhaltung.

Bei MASTERPLAN stellte sich eine Art Ernüchterung im Publikum ein. Starke Abwanderungen waren nach dem MYSTIC PROPHECY Set festzustellen und MASTERPLAN spielten zum Showstart um 21.45 Uhr nur noch vor gut 70 Leutchen. Wie ich von der Band vor der Show erfuhr, diente diese Tour als eine Art Standortbestimmung nach der langen Live-Abstinenz, die sich durch die Unwägbarkeiten im Line Up begründete. Ich hoffe nur, dass die Zuschauerzahlen des heutigen Abends nicht als Maßstab dafür gelten werden. Mit Rick Altzi (AT VANCE) hat Bandleader Roland Grapow (git.) einen variablen, stimmlich sehr guten neuen Sänger am Start, der aber das Erbe und den Jorn Lande-Spirit bei den alten Songs erwartungsgemäß nicht ausfüllen konnte. Gerade am Anfang war „Enlighten Me“ schwer zu erkennen, was sich aber bei „Spirit Never Dies“ schon deutlich besserte. Axel Mackenrott, ein Energiebündel an den Tasten, wurde zum Strahlemann des Abends und hatte sichtlich Spaß in den Backen, ebenso wie Basser Jari Kainulainen (DEVIL’S TRAIN, Ex-STRATOVARIUS), der etwas für Bewegung auf der Bühne sorgte, die Roland Grapow wie immer vermissen ließ. Tja, was schreibt man sonst noch über eine zwar solide 85-minütige Show, bei der bis auf zwei Songs („Black Night Of Magic“, „Keep Your Dream Alive“) vom aktuellen Album „Novum Initium“ nur die Bandhymnen der vergangenen Zeiten gespielt wurden, die aber irgendwie (zumindest bei mir) nicht richtig zünden wollten? Ich möchte mich an dieser Stelle auch nicht den hier aufgeschnappten Reaktionen und Spekulationen vieler Fans der alten Tage anschließen, sondern überlasse das, für mich ganz undiplomatisch, diesmal anderen.   

Abschließend sei erwähnt, dass bei allen Bands der Merch zu sehr günstigen Preisen angeboten wurde und reißenden Absatz fand, was den einen oder anderen Konzertverweigerer jetzt ärgern sollte. Es kann auch nicht am Eintrittpreis von 23 € bei vier Bands gelegen haben, dass im Colos-Saal zu Spitzenzeiten nur ca. 120 Besucher anwesend waren. Sind wir Fans alle zu satt vom Überangebot der derzeitigen Touren und somit finanziell limitiert oder bekommen wir einfach den Arsch nicht mehr hoch? Macht euch mal Gedanken und hinterfragt euch selbst….