KAMELOT - Köln, Essigfabrik
Konzert vom 03.11.13
Support: ReVamp
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Es ist noch gar nicht so lange her, da hatten Kamelot in der Kölner Essigfabrik bereits schon einmal vor fast genau einem Jahr, einen kolossalen Konzertabend geboten. Es steht also zur Frage, ob man dieses musikalische Highlight wieder erreicht, oder gar toppen kann. Doch bis dahin hieß es erst einmal in der Kälte stehen und bibbern. Denn wie eigentlich fast immer in der Essigfabrik verzögerte sich der Einlass und erst gegen 19.15 öffneten sich die Tore. Immerhin war es drinnen dafür mummelig warm. Auch wenn die kleine Halle eine recht schicke Location abgibt, muss ich hier einmal meinem Unmut Luft machen was die Sauberkeit und Hygiene betrifft. Wörter die im Vokabular der Hallenbetreiber wohl eher zweitrangige Bedeutung haben. Beispiel Toiletten. Merke, es wurde gerade erst mit dem Einlass begonnen: Betrat man das WC klebte man bereits im Vorraum mit den Schuhen am Boden um sich laut schmatzend seinen Weg zu den Toiletten zu bahnen. Saugnäpfe und Schwerkraft sind also ein Scheiss gegen das Fortbewegen in der Essigfabrik. Muss ich erwähnen, dass Klopapier fehlte? Ich denke nicht! Wer also in den nächsten Tagen eine völlig neu Tier oder Pilzart unter seinen Schuhen entdeckt, der sei nicht überrascht und möge sich beim Veterinäramt melden. Vielleicht handelt es sich hier ja um eine völlig neue Spezies. Unwahrscheinlich ist es auf jeden Fall nicht. Selbiges galt im Übrigen auch für den kompletten Bereich um die Bar wo man schlicht und ergreifend nach längerem Stehen festklebte. WIEDERLICH. Liebe Betreiber. Es gibt Menschen, die nennet man Putzfrau. Solche Menschen kann man mieten! Doch kommen wir zum Musikgeschehen und einem kleinen Novum. Sehr spät, es war bereits nach 20.00 Uhr schleppte man noch emsig Equipment auf die Bühne. Licht aus - Spot an. Das waren NICHT ReVamp. Und wer die jungen Burschen waren, die mit desolatem Sound einen Song spielten, wird man wohl auch nie erfahren. Denn nach der Ansage, dass man im Stau stand und extrem spät dran sei, verließ man nämlich, unter den fassungslosen und arg dümmlichen Gesichtern der Anwesenden, bereits nach nur einem Stück wieder die Bühne um gerade eben erst angeschlepptes Equipment wieder von der Bühne zu wuchten. Na das nenn ich doch mal Bühnenpräsenz. Da zudem nach den ersten 30 Sekunden das Mikro des Sängers ausfiel konnte man quasi nur einem sehr verfrickelten proggressiv Instrumental lauschen. Jungs echt in die Scheisse gepackt würde ich einmal sagen. Ab jetzt kann es nur noch besser werden.
Dies alles verzögerte leider auch den Auftritt von ReVamp ein wenig, die heute ihren Ersten Gig als Neueinsteiger auf der aktuellen Kamelot Tour feierten. Klarer Bandmittelpunkt Floor Jansen, die A) die Blicke auf sich zog und B) mit ihrer langjährigen Erfahrung als taffe Frontfrau sofort das Publikum im Griff hatte. Schade nur, dass der Sound wirklich mies war. Die Musik von ReVamp ist teilweise schon anstrengend genug, hier aber in einem Brei aus bollernden Instrumenten und dem eher disharmonischen Gesang fand ich es persönlich doch sehr belastend. Umso erstaunlicher, dass die Holländer an diesem Abend eine recht stimmgewaltige und zahlreiche Fanschar vor der Bühne versammelt hatten, die quasi jeden Song lautstark feierten und beklatschten. Tja so sind halt die Geschmäcker. Hätte man hier einen besseren Sound zaubern können, wäre es vielleicht gar nicht mal so übel geworden. So aber blieb ein undefinierbarer Soundbrei und ca. 35 durchwachsene Minuten, die zwischen Kommentaren wie „ Scheiße sind die schlecht, komm wir gehen Rauchen“, oder Yeahh waren die Geil“ am Ende so ziemlich alles an Meinungen zu bieten hatten. Also beendeten die Holländer gegen 21.30 unter viel Applaus ihren Set, der sicherlich für diverse Diskussionen gesorgt haben dürfte.
Nun war nervenzerrendes Warten und stetes am Boden Kleben angesagt. Der Soundcheck nahm gefühlt überhaupt kein Ende mehr und als um 22.05 Uhr endlich der weiße Bühnenvorhang angestrahlt wurde, damit dahinter die Band Aufstellung nehmen konnte, hatte die Warterei ein Ende. Mit dem Opener „Rule the World“ präsentierte man auch gleich schöne bauchige oldschool Flammenwerfer, die einen hübschen Kontrast zur eher zweckmäßigen Bühne boten. Die Setlist war klasse, zeigte sich aber als fast gänzliche Kopie der letztjährigen Tour. Immerhin weiß man so, was man bekommt, was ja auch nicht verkehrt ist. Immer wieder einmal Flammen, eine schicke wirkungsvolle Lightshow und eine spielfreudige Band taten ihr Übriges, dem Publikum den Abend zu versüßen. Sean Tibbets tobte wie gewohnt wie ein Derwisch über die Bühne während Thomas Youngblood eher den gesetzten und ruhigen Gegenpart zu ihm bildete. Sehr schön auch, dass Tommy Karevik ein wenig seine Körpergestik verändert hat und nun nicht mehr wie ein geklonter Bruder von Roy Khan wirkt. Zudem wurde dem Guten noch ein verspätetes Geburtstagsständchen gebracht. Der war zwar schon vorgestern, aber wollen wir mal nicht so sein ;) . Schade fast, dass Casey Grillo mit seinem protzigen Schlagzeug doch sehr dominant gemixt wurde. So litt der eigentlich druckvolle und klare Sound doch hörbar unter den Alles zerhämmernden Bassdrums. Dies tat der Stimmung aber wenig Abbruch. Die leider nur gut halb gefüllte Halle veranstaltete einen Höllenlärm und feierte jeden dargebotenen Song wie ein Gottesgeschenk. Bei „My Confession“ holte man zudem als optisches Highlight drei Geigerinnen und eine Chellistin auf die Bühne , die mit ihren rot leuchtenden Instrumenten für optischen Genuss sorgten. Die Setlist hat auch an diesem Abend echt gerockt. Zwar unterbrach man diese immer wieder mit Drum, Bass, Schlagzeug und Keyboard Solo ( wer es braucht) allerding war es sehr erfreulich, dass man diese nie zu sehr in egomanen Narzismus ausufern ließ, sondern diese nur auf maximal 2 Minuten begrenzte. Die um 23.15 Uhr beginnende Zugabe brachte neben dem Unvermeidlichen „March of Mephisto“ auch noch das nur zu gut passende Duett mit Floor Jansen, die zu „Karma“ noch einmal auf die Bühne schlenderte. Sieht man von der durch die Soli beschnittenen Spielzeit von knapp 90 Minuten einmal ab, an der man sicherlich noch ein wenig schrauben könnte, bot auch dieser Gig Kamelot und gute Laune pur. Eine sehr spielfreudige, gut aufgelegte Band, ein stimmlich fantastischer Tommy Karevik und ein sehr dankbares Publikum. Was will man mehr? Eigentlich nichts. Außer vielleicht saubere Schuhe. Aber man kann ja nicht alles haben. Kamelot sind auch mit der diesjährigen „Silvertorn“ ihren Eintritt wert. Also wer hat noch nicht, wer will noch mal?