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METAL HAMMER PARADISE - Ferienpark Weissenhäuser Strand



Festival am 15. und 16.11.2013
Bands: SABATON, IN EXTREMO, HELLOWEEN, SAXON u.a.

Homepage:
www.metal-hammer-paradise.de

Mit dem Metal-Hammer-Paradise hatte am dritten Novemberwochenende ein neues 2-Tages-Festival seine Premiere und alle Anwesenden dürften sich einig sein, dass es sich bei dem neuen Event um ein echtes Highlight der Festivalsaison handelt.
Das Besondere an dem Festival ist mit Sicherheit die Location, denn Weissenhäuser Strand ist eine Ferienanlage mit Badeparadies, Sauna, Supermarkt und vielen gastronomischen Angeboten. Die Unterbringung der Besucher erfolgt dementsprechend wahlweise im Hotel oder in Apartments, so dass man sich nach einem langen Tag und vielen Konzerten ganz entspannt in einem weichen Bett erholen kann.

Als wir am Freitag um ca. 14.30 Uhr ankommen, ist die Schlange am Check In schon ziemlich lang aber glücklicherweise gibt es einen gesonderten Gästelisteneinlass und so hält sich die Wartezeit doch in sehr überschaubaren Grenzen. Nachdem wir unsere Bändchen und die Apartment-Schlüssel haben, geht’s erstmal ins Quartier, das uns positiv überrascht. Ein schönes Zimmer, kleine Küchenzeile und ein Balkon mit Blick auf die Ostsee. Hier kann man es aushalten.

Als erste Band sehen wir uns dann im Baltic Ballroom die Iren von THE ANSWER an. Mit ihrem letzten Album „New Horizon“ haben Sänger CORMAC NEESON und seine Kollegen endgültig den Schritt vom Insidertipp zum anerkannten Act gemacht und mit ihrem Siebziger Jahre Sound können sie auch beim Publikum des Metal Hammer Paradise punkten. Titel wie „Burn You Down“ oder das ältere „Come Follow Me“ sind auf jeden Fall der perfekte Einstieg ins Wochenende.

Jetzt gucken wir noch kurz bei Maximum Metal Stage vorbei, die in einem riesigen Zelt untergebracht ist und an diesem Wochenende als Hauptbühne fungiert. Hier jagen grade Bassist und Sänger JOHNNY HEDLUND und der Rest von UNLEASHED ihren Death Metal ins Publikum. Nicht ganz meine Baustelle aber den Leuten gefällt es offensichtlich wie die Publikumsreaktionen zeigen.

PARADISE LOST haben in ihrer Karriere ja schon so manchen Stilwechsel vollzogen und die Palette reicht dabei vom Death- über Gothic Metal bis zu ruhigeren Elektro-Sounds. Der heutige Gig bietet einen gelungenen Querschnitt durch die gesamte Karriere und so werden fast alle Alben mit mindestens einem Song gewürdigt. Höhepunkte der 75-minütigen Show sind dabei der „Draconian Times“-Track „Enchantment“ und der Titeltrack der „One Second“-Scheibe. Showmäßig müssen sich NICK HOLMES und seine Mitstreiter nichts mehr beweisen und so sieht der Sänger mit seinem Vollbart und der Kurzhaarfrisur mehr wie ein Grundschullehrer, denn wie ein Rockstar aus. Den Fans ist es egal, sie feiern PARADISE LOST ordentlich ab, wobei sich das Zelt auch schon deutlich gefüllt hat.

Saxon sind live immer eine Bank und so lassen die Engländer auch heute nichts anbrennen. Sänger Biff scheint besonders gut drauf und hüpft immer wieder wie ein Flummi auf und ab und animiert das Publikum zum mitmachen. Das lässt sich nicht lange bitten und singt Klassiker wie „Wheels Of Steel“, „Solid Ball Of Rock“ oder „Denim & Leather“ lautstark mit und auch bei den neuen Tracks wie „Made In Belfast“ oder „Night Of The Wolf“ ist die Stimmung super. Der Sound ist, wie bei allen Bands, perfekt und so gehört dieser Gig zu den besten, die ich bisher von SAXON gesehen habe. Mit „Crusader“ und „Princess Of The Night“ endet dann das Konzert und die Band lässt ein begeistertes Publikum zurück.

Setlist Saxon:
Sacrifice
Power & Glory
Night Of The Wolf
20000 Ft.
Made In Belfast
Dogs Of War
Motorcycle Man
Solid Ball Of Rock
Guardians Of The Tomb
Never Surrender
747 Strangers In The Night
Denim & Leather
Wheels Of Steel
Crusader
Princess Of The Night

Zum Abschluss des ersten Tages gibt es dann eine ordentliche Ladung Mittealter-Rock von IN EXTREMO. Da die Halle nach den SAXON-Gig relativ leer ist, dauert es zwei bis drei Songs bis wieder alle Fans vor der Bühne sind aber dann wird auch das Konzert von IN EXTREMO zum Triumphzug von Sänger MICHAEL ROBERT RHEIN (besser bekannt als Das letzte Einhorn) und seinen Spielleuten. Der Frontmann unterhält das Publikum mit launigen Ansagen und fordert die Zuschauer immer wieder zum Mitsingen auf. Überhaupt fällt auf, dass die Fans hier genreübergreifend alle Bands abfeiern und so können auch die Berliner mit Songs wie dem neuen Stück „Kunstraub“, „Liam“, „Viva La Vida“ und natürlich „Spielmannsfluch“ die Menge schnell für sich gewinnen. Als nach ca. 90 die letzten Akkorde von „Villeman Og Magnhild“ verklungen sind, hat man die Wahl entweder müde ins Bett zu fallen oder noch ein bisschen in der Metal-Disko weiter zu feiern.

Setlist In Extremo:
Kunstraub
in diesem Licht
frei zu sein
Himmel und Hölle
Herr Mannelig
Feuertaufe
Vollmond
Gaukler
Unsichtbar
Liam
Belladonna
Lebemann
Zigeunerskat
Ai Vis Lo Lop
Viva La Vida
Spielmannsfluch
Rasend Herz
Villeman Og Magnhild

Samstag

Da die erste Band am Samstag erst um 14.00 Uhr spielt, kann man ganz entspannt ausschlafen, frühstücken und den Tag mit einem Strandspaziergang beginnen. Einige Metalheads werden sicher auch dem Badeparadies einen Besuch abgestattet haben oder eines der zahlreichen anderen Angebote der Anlage genutzt haben.

Pünktlich zum Conan-Intro von GRAND MAGUS stehen wir aber mit vielen anderen Headbangern wieder vor der Hauptbühne und lassen uns von den schwedischen Doom-Metallern die Ohren freipusten. Der Sound des Trios klingt live noch besser als auf CD und die Band scheint tatsächlich ihren Fanclub mitgebracht zu haben, denn einige Fans singen den Refrain des letzten Titels „Hammer Of The North“ noch lange, nachdem die Jungs die Bühne schon verlassen haben.

Als nächstes stehen LACUNA COIL im Baltic Ballroom an und dieser ist dann auch mehr als gut gefüllt als die Italiener mit „I Don’t believe In Tomorrow“ ihren Set starten. Kaum zu glauben aber wahr, CRISTINA SCABBIA ist, neben SABINE WENIGER von DEADLOCK, die einzige Frontfrau des Festivals und vielleicht ist es auch diesem Umstand zu verdanken, dass die Band sehr herzlich empfangen wird. Zusammen mit ihrem Gesangspartner ANDREA FERRO liefert sie auf jeden Fall eine tolle Show, auch wenn die Bühne für die beiden Energiebündel nicht eben großzügig bemessen ist. Die Fans scheint die fehlende Bewegungsfreiheit auf und vor der Bühne aber nicht weiter zu stören und so können auch LACUNA COIL ihren Auftritt als vollen Erfolg verbuchen.

Setlist Lacuna Coil:
I Don‘ Believe In Tomorrow
Kill The Light
Fragments Of Faith
Heavens A Lie
The Game
Our Truth
Upside Down
Without Fear
Swamped
Intoxicated
Trip The Darkness
Spellbound

Als nächstes müssen wir uns entscheiden, gehen wir auf Nummer Sicher und gucken GRAVE DIGGER an, live immer eine sichere Sache oder gehen wir zu einer der angesagtesten Newcomer-Bands? Wir entscheiden uns für Letzteres und schauen im Riff Rondell KADAVAR an. Was soll ich sagen, selten war eine Entscheidung so richtig wie diese. Was die drei Berliner hier abliefern ist kaum zu beschreiben, besonders Gitarrist und Sänger LUPUS und Drummer TIGER schwingen unentwegt die Matten und bei kaum einem Schlagzeuger trifft der Vergleich zu Animal aus der Muppet-Show so zu wie hier (und das meine ich im allerpositivsten Sinn). Der neue Bassist DRAGON hingegen ist eher der Ruhepol der Band und sorgt mit seinem Instrument für die solide Soundwand. Zusammen zelebrieren sie besten psychedelischen Hardrock mit ordentlicher Retro-Schlagseite, der mich so begeistert, dass ich mir nach dem Konzert direkt ein Shirt der Jungs kaufe.

Ich gebe zu, dass ich HELLOWEEN in den letzten Jahren ein bisschen aus dem Blick verloren habe und auch mit den neuen Alben nicht wirklich vertraut bin. So wird der Gig für mich ein bisschen zum Überraschungsei und ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir der Inhalt gefällt. Wenn man mit einem Klassiker wie „Eagle Fly Free“ eröffnet, dann hat man das Publikum natürlich direkt auf seiner Seite aber im weiteren Verlauf kann ich mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass die Stimmung bei den alten Stücken der KISKE-Ära doch etwas besser ist als bei den neueren Songs. Nun bin ich ein alter Sack und vielleicht auch ewig gestrig aber bei Nummern wie „I’m Alive“, „Future World“ und dem abschließenden „I Want Out“ habe ich immer noch die Stimme von MICHAEL KISKE im Ohr und der kann ANDI DERIS nun mal nicht das Wasser reichen. Ich will aber nicht leugnen, dass die Jungs auf der Bühne ordentlich Gas geben und DERIS showmäßig sicher einer der besten deutschen Frontmänner ist und das Konzert auch völlig in Ordnung geht und die Band daher auch zurecht von ihren Fans gefeiert wird.

Setlist Helloween:
Eagle Fly Free
Straight Out Of Hell
Where The Sinners Go
Waiting For The Thunder
Steel Tormentor
Drum Solo
I‘m Alive
Live Now
If I Could Fly
Hell Was Made In Heaven
Power
Are You Metal
Dr. Stein
Future World
I Want Out

Nun beginnt das Warten auf SABATON. Da das gesamte Equipment der Band am Flughafen verloren geht, dauert es fast 30 Minuten länger bis zum Konzertbeginn als geplant. Das Publikum bringt sich derweil mit „Noch ein Bier“-Chören und dem Singen des Refrains von „Swedish Pagans“ in Stimmung. Pünktlich um 0.00 Uhr ist dann soweit und die Schweden stürmen zu den Klängen von „Ghost Division“ die Bühne. Seit zwei Monaten haben SABATON nun kein Konzert mehr gespielt und so platzen die Jungs fast vor Spielfreude. Es ist wirklich unglaublich welche Entwicklung die Gruppe genommen hat und mit welcher Selbstverständlichkeit sie inzwischen jedes Festival headlinen können. Dabei wirken die Jungs nie abgehoben und JOAKIM BRODEN hat sichtlich seinen Spaß mit den Fans, die nach den ewigen „Noch ein Bier“-Rufen nun dazu übergehen, die Band mit Milchschnitten zu bewerfen, was den Sänger zu der Aussage verleitet: „BHs ok, Milchschnitten not ok“. Kurz darauf bekommt er dann auch prompt einen solchen in Größe XXXL als Schmuck für seinen Mikroständer auf die Bühne geworfen. Neben all diesen Spielchen, die das sehr enge Verhältnis von SABATON zu ihren Fans zeigen, kommt natürlich auch die Musik nicht zu kurz und das Publikum gibt zum Festivalabschluss nochmal alles. 90 Minuten reiht sich ein Highlight an das Nächste und nach „Carolus Rex“ erzählt BRODEN dann, dass die Band den nächsten Song extra geübt hat, weil die Fans ihn unbedingt wieder live hören wollten und dann gibt es seit langer Zeit wieder mal „Screaming Eagles“ zu hören und Neu-Schlagzeuger HANNES VAN DAHL kann bei seinem ersten Konzert gleich zeigen, wie er mit dem schnellsten SABATON-Song zurechtkommt. Als die Band nach der letzten Zugabe „Metal Crew“ die Bühne verlässt, hat sie wieder mal bewiesen, dass sie auf jeden Fall zu den besten Live-Acts gehört, die es derzeit gibt und sie ganz sicher die Zukunft des Metal mitgestalten werden.

Setlist Sabaton:
Ghost Division
Panzerkampf
Gott mit uns
Attero Dominatus
Uprising
White Death
Cliffs Of Gallipoli
Poltava
Carolus Rex
Screaming Eagles
Swedish Pagans
40-1
Art Of War
Primo Victoria
Metal Crew

Fazit: Das Metal Hammer Paradise zählt für mich dieses Jahr auf jeden Fall zu den Events mit der besten Organisation und dem größten Entspannungsfaktor. Hier findet sich die perfekte Mischung aus Musik und ausgewähltem Rahmenprogramm. Sicher ist es nicht das günstigste Festival aber der Fan bekommt für sein Geld auch einiges geboten und so freuen wir uns schon jetzt aufs nächste Jahr.

 

 

Bilder vom Fstival gibt es >hier<