ARKHAM WITCH, HOODED PRIEST, IRON VOID - Erfurt, Club-Centrum
Konzert vom 09.11.13, Erfurt
Homepages:
ARKHAM WITCH
HOODED PRIEST
IRON VOID
Wikingerpiraten, 8Uhr-Hexen und Dämonische Drinks!
Dreimal altmodisch klassischer Underground Kauz-Metal von der britischen Insel und aus Holland, steht auf dem Programm, ein kleines umso interessanteres Triple, da konnten wir nicht nein sagen!
Ehe meine Freundin und ich die Location betreten, müssen wir sie schließlich erst einmal finden (!), dazu noch mächtig unter Zeitdruck, (die Gründe sind innerhalb dieses Berichtes beschrieben), kommen wir dem in der Nähe vom Bahnhof gelegenen Club in einer Seitenstraße näher. Das drei Etagen im Zick-Zack-kursaufwärts führende metallene (Stütz)Treppengerüst erinnert doch mehr als nur ein bisschen an den seit geraumer Zeit wegen eines Brandes bedauerlicherweise stillgelegten Musikförderverein in Kassel. Gleich beim Reinkommen fühlen wir uns im Club-Centrum trotz niedriger Deckenhöhe sauwohl. Die Location ist angenehm überschaubar, urig gemütlich, breit räumig von Säulen durchsetzt, sie erinnert beim näheren Hinsehen ein wenig ans Fiasko in Kassel. Eilig zur Kasse stürmend werden wir freundlich mit: „Da kommen die richtigen Leute!“ begrüßt, während ein Fan am Eingang direkt auf unsere Kutten deutet, was mir glatt mal sogleich ein dickes Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Eine optisch unschwer zu übersehende Jeans-, Lederjacken- und Kuttenträgerfraktion verbreitet wohltuende Präsenz im Club, ein paar Gothics haben sich ebenfalls unter's Volk gemischt, doch die sind neben Longsleeve und Kaputrägern sowie dem darauf geeicht echten Heavy Metal lebenden und liebenden Headbangerfanklientel deutlich in der Minderheit.
IRON VOID
Zwar treffen wir bedingt durch Probleme mit der Buchung unserer vertraglich zunächst fest zugesicherten Unterkunft mit einer halben Stunde Verspätung etwa um 21:30 Uhr am Zielort ein, doch immerhin verpassen wir nicht einmal wie befürchtet die Hälfte vom Gig, lediglich, so wie mir die Setlist zu erkennen gibt, die ersten fünf Minuten. Eine dicke Rüge an dieser Stelle an den Vermieter unserer zunächst versprochenen Unterkunft, der uns keine Location zuteilend, einfach dreißt im Stich ließ, ohne uns davon zu benachrichtigen (- so was gibt’s auf keinem Dampfer!!! :-( ) Dafür, das alles klappte, rechtzeitig für eine Unterkunft gesorgt wurde und wir das glücklicherweise später am Abend beginnende Konzert in passender Location noch fast pünktlich erreichten möchten wir uns nachträglich in aller Form bei Sandra und ihrem hilfsbereiten Team vom Wirtshaus „Bärenkeller“ bedanken, danke, ohne euch wären wir völlig aufgeschmissen! :-) Es gibt wahrlich angenehmeres als eine (ungemütlich) saukalte Nacht irgendwo mitten am Bahnhof zu verbringen...
Zum Gig: IRON VOID kommen aus England. Sagte mir der Bandname zumindest vom Hören Sagen etwas, ändert sich dieser Zustand binnen der bevorstehend knappen Dreiviertelstunde schlagartig. Gedämpftes Rotlicht im Raum erschwert das Fotografieren zunächst erheblich, auch dieser Zustand ändert sich glücklicherweise im Laufe des Abends. IRON VOID spielen intensiv schwerblütigen Düster (Vorgänger = Proto)-Doom. Tonnenschwer walzende Gitarren, ein urig laut schepperndes Schlagzeug, intensiv raumgreifende Atmosphäre und charismatisch Gesang lauten die Grundelemente von IRON VOID. Tonnenschwere Gitarren treffen gefühlvoll ästhetischen Blues, - ein gefundenes Fressen Puristen, wobei sich dieser Eindruck durch beständig vorhandene BLACK SABBATH-Einflüsse spätestens nach gefühlten zehn Minuten bestätigt. Der kraftvolle Sound aller drei Instrumente lockt sofort eine kleine Schaar Leutchens, darunter zu unserer Freude Nietengürtel, Kutten, Lederjacken und Holzfällerhemden tragende Härtner- und Metalamazonen vor die Bühne im zunächst unverständlicherweise zu der Zeit recht spärlich besuchten Club-Centrum. Binnen Kürze bildet sich vor der Bühne ein lebhafter Minifanpulk, der IRON VOID frenetisch anfeuert. Songs wie "Demon Drink" und "Conflict Inside" entwickeln live unglaublich viel Heavyness!
Je länger die Band für ihre Performance braucht, desto lauter wird’s im Saal, umso kräftiger wird geheadbangt, desto verdienter wird sie abgefeiert! Am Schluß bleibt festzuhalten: IRON VOID boten heftig in Mark, Bein und Rübe gehenden Grabsteinmetal, wobei der Seitenblick auf die Gründerväter des Heavy Metal BLACK SABBATH uns recht früh den richtigen Kick verpasste, den kleine nicht ausverkaufte Konzerte in gut überschaubarer Location benötigen, damit der Abend zum Erfolg wird. Da verwundert es auch nicht, dass sich mit dem BLACK SABBATH-Cover „Electric Funeral“ ein Song an Bord befindet, der klar macht, wessen Vaters Kind aufschlägt. Mit der zweiten Band HOODED PRIEST beginnt sich der kleine Saal allmählich zu füllen. Vor der Bühne finden sich nun zahlreicher Leutchens ein, zurück bleibt die Frage warum nicht schon sehr viel früher bei IRON VOID?
In der Zwischenzeit wird sich zwecks Krafttanken an der Theke schnell mal soeben eine Zitronenlimo bestellt, ehe es wieder mitten hinein ins Getümmel geht, schließlich warten:
HOODED PRIEST
aus Holland. Mit einem Kontrabass verstärkt, mischen HOODED PRIEST abgründige BlackMetal-Ästhetik mit klassischem Epic-Doom, wobei der tiefe Kontrabass als besonderes Extra gesehen, ungeheuren Reiz für diese Musik entfaltet. Gitarrentechnisch gibt’s kaum etwas zu bemängeln, das Sechsaiterduo liefert einen grundsolide kompakten Job, das Schlagzeug klingt dumpf. Hauptanziehungspunkt der Truppe ist jedoch Fronter Luther "Finlay" Veldmark, der bei HOODED PRIEST für die Vocals sorgt, ein echter Blickfang, dessen charismatischer Gesang, untermalt durch textbelegende Mimik und Gestik das breite Düsterspektrum zwischen DANZIG, Epic-Doom klassischer CANDLEMASS /SOLITUDE AETURNUS-Schule und kreischender Black-Metal-Ästhetik ohne sich auf Dauer abzunutzen. Dies geschieht geflissentlich ein wenig mit der Musik, die leidenschaftlich vorgetragen im nun etwas besser gefüllten Club-Saal einen Teil ihrer Anhängerschaft findet, (der andere größere Teil des Publikums zeigt (obwohl Frontmann Luther "Finlay" Veldmark desöfteren Faust schüttelnd und kräftig Headbangend sein Publikum zu animieren versucht der Saal ordentlich gefüllt ist) überhaupt keine Regung jedoch auf Dauer etwas zu gleichbleibend langatmig wirkt, ein gravierender Punkt, an dem die Holländer künftig etwas mehr arbeiten sollten. Die fünfundvierzig Minuten HOODED PRIEST- hinterlassen zwiespältigen Eindruck und ein schwer auf den Topact gespanntes Publikum, womit der Boden für den Headliner ARKHAM WITCH bereitet wäre.
ARKHAM WITCH
Anhängern von THE LAMP OF THOTH dürften bei Erwähnung des Namens ARKHAM WITCH feuchte Augen bekommen. On Croms Mountain und Legions of the Deep sind zwei Referenzwerke, deren Inhalt zum besten zählt, was seit geraumer Zeit im Bereich der N.W.O.B.H.M. aus dem altehrwürdigen Mutterland des Heavy Metals, England veröffentlicht wurde. Bei ARKHAM WITCH zieht es meine Freundin und mich begierig auf ein sattes Oldshoolmetalbrett unmittelbar direkt in die erste Reihe vor die Bühne und wir lassen's ähnlich wie die Band nach allen Regelnder Kunst heftig krachen! Wie herrlich liebenswürdig verschroben altmodischer Heavy Metal mit Ecken und Kanten klingt, zeigen drei heavy rockende Herren und Emily Ningauble, eine hinter dem Drumpodest Platz nehmende Lady, die ordentlich auf Felle, Kessel und Becken drischt, ihr Schlagzeug besitzt enorm viel dynamischen Punch. Die kleine, recht harmlos regelrecht zierlich aussehende Dame entpuppt sich als pures Energiebündel auf der Bühne! Johnny „The Demon“ Demaine und Aldo „Dodo“ Doom zeigen sich als kompromisslos hartrockendes Gitarrenduo, dem reihenweise rotzig scharfkantige Riffs, galoppierende Grooveattacken und halsbrecherische Leadsoli mit effektiver Breitenwirkung abgehen. Sänger/Bassist Simon Iff besitzt das Mörderorgan eines echten Rock n' Roll-Bastards wie er im Buche steht, der zwischen klassischem N.W.O.B.H.M. und wie sein Gitarrist permanent das Publikum anfeuert, verfügt über ein zwischen räudig, räudig, klar und tieftönend variierndes Stimmvolumen, das sich vor gestandenen Szenegrößen ebenso wenig wie vor manch schon viel zu lange nicht mehr an ehemalige Glanzleistungen anknüpfender N.W.O.B.H.M.-Undergroundkoriphähe verstecken muss. Mit dem bärenstarken Eingangsdoppel „Battering Ram“, „Gods of Storm and Thunder“ geht vom Start weg trendfrei brachial die Post ab, womit sogleich Bewegung ins textsichere Publikum kommt, das den Britenvierer komplett abfeiert!
ARKHAM WITCH haben genau den urig-kauzigen Stil scharfstromgitarriger Musik, den viele NWOBHM-Bands von heute zwar noch erreichen, doch die wenigsten wirklich beherrschen. Die neben den zur Zeit schwer angesagten HELL, die vielleicht wichtigsten Nachlassverwalter der N.W.O.B.H.M. besitzt reichlich Durchschlagskraft um waschechte Poser im Handumdrehen das Fürchten zu Lehren! Neben der Auferstehung alter Szenehasen die vor nicht allzu langer Zeit durch starke Veröffentlichungen jüngeren Datums seit ihrer Gründung im schwermetallischen Underground mächtig von sich Reden machen, u. a.: DEMON, SALEM, PERSIAN RISK oder SATAN müssen hier in erster Linie verdientermaßen ARKHAM WITCH genannt werden. Texte über Tiefseemonster, raufsüchtige Barbaren dunkle Cthulu-Mythen und ähnlich abstrakter Thematiken passen exakt zur Musik von ARKHAM WITCH. Der lediglich Insidern bekannte Insel-Vierer aus England ist aktuell gesehen der vielleicht heißeste G e h e i m t i p p in Sachen NWOBHM, für die Undergroundmetalszene! Zwar mögen zur Zeit zahlreich auf den Markt strömende US-Vertreter wie ZÜÜL, NIGHT DEMON, VOLTURE, BORROWED TIME usw., oft recht nahe dran sein, doch um ein solch ungeheuer hochkarätiges Level der guten alten N.W.O.B.H.M.-Schule plus gesondert von der breiten Masse wohltuend sich abhebender Stilnote zu erreichen, wie es ARKHAM WITCH in der Lage sind, zu bringen, fehlt genannten Combos letzten Endes noch der entscheidende Kick zur Top-Liga. Kauzig, verschroben, urig rumpelnd weiß die Mischung aus NWOBHM, klassischem Epic-, Speed-, Heavy Metal und etwas Doom durchweg zu begeistern. TOKYO BLADE, WITCHFINDER GENERAL, TANK, CLOVEN HOOF und viele andere werden munter zu einer Melange vermischt. Galoppierende Stampfgrooves, rockige, eingängige partytauglich, geradlinig mitten ins Gebälk donnernde Hymnen lassen das nun aller spätestens beim Headliner sich zahlreich im Club eingefundene fleißig Hörnergabel zeigend Faust ballende und Haarpracht schwingende Publikum kurz vor Mitternacht in puren Freudentaumel und extratische Raserei ausbrechen! Hymnenhaftes Seeräuberflair, das mich in Sachen Leadsolimelodie desöfteren schon mal an RUNNING WILD erinnert, verbreitet reichlich Spirit in der Bangerschaft:
"We come in our longships,
We don´t take any bullshit,
We just take all of your shit,
Viking Pirates of Doom!
We come to your island
We come to break the silence
We come for sex and violence!
Viking Pirates of Doom!“
Allein dieser in zwei lässige Vierer-Refrains unterteilte Achtzeiler von Vocalist Simon zunächst als Kanon zwecks Mitsingens angestimmt, steigert das Stimmungslevel im Fanpulk von 0 auf 100! Spätestens mit Einsatz des Gitarrenriffs von „Viking Pirates of Doom“ einer echten Schlachthymne, deren Grooveriff vom Takt gnadenlos mitreißt, ausgestattet mit der Art von Refrain, die man binnen einer Minute auswendig im Schlaf singen und mitgröhlen kann, reißen sämtliche Dämme, das Publikum rastet gnadenlos aus, jetzt vibriert die Luft! Zahlreiche Haare fliegen, vor der Bühne geht mächtig Headbanging Action ab, wofür allem voran die mächtig aus sich heraus gehende Nietengürtel, Lederhose Kutte-, Holzfällerhemd und Lederjacke tragende Fraktion sorgt. Weitere ARKHAM WITCH-Kracher folgen: „I Love The Lamp“, „Burn The Witch“, „Cult of Ktuhlu“ „Sing as You Slay“ und „The Lamp of Thoth“. Geilster Underground-KultHeadbangerfutter vom Feinsten! Beim THOR-Cover „Thunder on the Tundra“ geht der gesamte Saal erneut völlig durchdrehend steil, danach folgt der mystische Atmosphäre verbreitend schleppende Zehnminuten-Doomgroovehammer „On Croms Mountain“, ein Stück, das hervorragend in die Setlist hinein passt. Lautstarkes Klatschen und Zugaberufe sichern den Bonusteil im Doppelpack, der es in sich hat: Beim Schädelspalter „Blood on Satan's Claw“ kommen IRON VOID-Sänger Bassist Steven „Sealey“ Seale und Gitarrist Steve Wilson zur gemeinsamen Bandjamsession bei „Blood on Satans“ Claw auf die Bühne, hinzu gesellt sich HOODED PRIEST-Shouter Luther „Finlay“ Veldmark, die Meute klinkt derbe aus, jetzt geht der Pulk ab, das kein Auge mehr trocken bleibt!
Passend zum Schluß wird noch eine stark verdoomte Jam-Session des unverwüstlichen CELTIC FROST-Kultsongs „Cyrcle of the Tyrants“ ins noch einmal alles gebend, ausklinkende Publikum geschleudert, nach gut 70 Minuten gehen die Lichter an. Schicht im Schacht. Zeit für uns, an der Theke zu verweilen, noch etwas zu trinken, anschließend auf Geheiß eines Clubmitglieds die Location allmählich zu verlassen, wo der Rückweg zur Unterkunft ansteht. Die Nacht ist kühl.Anschließend treffen wir noch einen Veranstalter von Doomkonzerten aus Polen, mit dem wir noch ein wenig Unterhaltung betreiben, ehe sich auch bei uns der Kräfteverschleiß bemerkbar macht. Glücklich und fertig mit der Bereifung schauen wir uns nocheinmal um und blicken in größtenteils zufriedene Gesichter. Das Licht im Saal geht an und ein letztes Getränk ist fällig.
Die Setlist vom ARKHAM WITCH-Gig lautete wie folgt:
Battering Ram
Gods of Storm and Thunder
Viking Pirates of Doom
I Love the Lamp
Burn The Witch
Cult of Kutulhu
Sing as you Slay
The Lamp of Thoth
Thunder on The Tundra (THOR-Cover)
On Croms Mountain
Blood on Satan's Claw
Circle of the Tyrants (CELTIC FROST-Cover)
Festivalnachwort:
Danke an alle drei Bands für einen sehr gelungenen Abend in kleinem, umso wirkungsvolleren Ambiente. Die beiden Vorgruppen IRON VOID und HOODED PRIEST waren gut, ARKHAM WITCH lieferten den von uns so sehnlich erhofften Killergig mit reichlich Schmackes, der sich einprägte und hoffentlich schon bald auf ein nächstes Mal...! Anyway: „We are the Viking Pirates of Doom...! Ein wirklich feiner Abend im Club-Centrum Erfurt für schlappe 9 Euronen Eintritt (!!!) findet mit gemütlichem Ausklang etwa gegen 2:00 Uhr sein Ende, ehe wir freundlich aus der urigen Locaction hinaus komplementiert werden, wofür dem ortsansässigen Heavy Metalfanclub Circle of Tyrants in aller Form gedankt sei und ein dickes Lob fällig ist: Hell Yeah! - Ihr wisst, wie's läuft! Eines steht hinterher unweigerlich für uns fest: Das hat gefallen. - Erfurt, wir kommen wieder!!! :-)
Fotos: Melissa Hart