MEGALOMANIA IX - Erfurt, Club-Zentrum

Festival vom 14.12.13
mit ATLANTEAN KODEX, DAWN OF WINTER, MOUNTAIN THRONE und STEELCLAD

Megalomania IX - These Ember Idols - The Annihilation of Erfurt
Der berühmt berüchtigte Erfurter Weihnachtsmarkt hinterlässt seine Spuren. Wie auch sonst ließe sich erklären, das zahlreiche Unterkünfte belegt mit anderen Worten komplett ausgebucht sind. Früh und Rechtzeitig buchen, erspart Unterkunft suchen! So lautet das Motto für nächstes Jahr Dezember falls es uns auf ein Konzert nach Erfurt zieht. Wir haben Glück, bekommen buchstäblich in letzter Minute die ersehnte Unterkunft. Sie liegt auch nicht ganz so weit von Erfurt entfernt, allerdings bedeutet die Reise nach Arnstadt einen komplizierteren Umweg. Immerhin schaffenwir es noch ein Taxi nehmend, noch fristgemäß gegen kurz vor 21:00 Uhr im Hotel einzuchecken.

 

Der Beginn des Konzertes (wie immer vorbildlich ausgerichtet, wenn's um Heavy Metal geht vom Fanclub CIRCLE OF TYRANTS) ist diesmal weil es sich um gleich vier Bands handelt, super pünktlich gegen 21:00 Uhr, was sich, wie uns freundlich an der Kasse erklärt wird, diesmal den Umständen gemäß nicht vermeiden lässt, weil auch der CIRCLE OF TYRANTS an gewisse Auflagen gebunden ist. Der Eintrittspreis beträgt faire 10 Euronen, fast schon geschenkt für eine derzeit so angesagte Band wie ATLANTEAN KODEX, inklusive drei Supportacts, wird ein Undergroundmetalevent unter der sinngebenden Tourmotto: MEGALOMANIA IX – These Ember Idols - The Annihilation of Erfurt zum besonders kleinen Preis geboten. Bedingt durch die frühere Anfangszeit und eine beschwerliche lange Zuganreise dank des beliebten sich für die Anreise als extrem schwer betriebsbremsend und hinderlichen Erfurter Weihnachtsmarktes entgehen uns die beiden ersten Supportbands STEELCLAD und MOUNTAIN THRONE, wobei wir von einerBand, waren es MOUNTAIN THRONE?) deren letzten Takte wir bedauerlicherweise soeben ander Kasse vernehmen, worauf uns ein Mitglied vom CIRCLE OF TYRANTS in höflichem Ton hinweist. An der Kasse heißen uns bereits zwei Mitglieder vom Heavy Metalfanclub CIRCLE OF TYRANTS freundlichst willkommen, die uns vom letzten Besuch bei ARKHAM WITCH plus Supportacts kennen. Das Ticket wird bezahlt, ein locker begonnenes kleines Gespräch geführt, ehe wir das Club-Zentrum von Innen betreten. Eines der zwei C.O.T-Mitglieder am Einlass deutet auf mein HEAVY LOAD-Shirt und sagt er würde es laut eigener Aussage am liebsten haben wollen. Verständlich – ein Auftritt der dienstältesten schwedischen Heavy Metal-Kultband (vielleicht klappt's 2015 eeeeeeeendlich mal auf dem KEEP IT TRUE!!!) wäre für die echte Oldshoolmetal-Fangemeinde (welch bis heute unerfüllt gebliebener Wunschtraum!), eine O f f e n b a r u n g ! ! !

Vor dem Merchandisestand begegnet uns DAWN OF WINTER-Fronter Gerrit P. Mutz , sonst amtlich bei den süddeutschen Powermetallern SACRED STEEL tätig; er hält einen Kurzplausch mit uns und begibt sich keine zehn Minuten später auf die Bühne, um kräftig mit seiner Doom kapelle DAWN OF WINTER für den folgenden Headliner ATLANTEAN KODEX einzuheizen. Heute ist das Club-Zentrum bis auf den letzten Platz gefüllt, vergleichsweise hierzu war es beim Headliner ARKHAM WITCH vor einem Monat an selber Stelle gerade so voll wie bei DAWN OF WINTER im Saal und vor der Bühne. Heute bietet sich ein gänzlich anderes belebteres Bild! Auf den Sitzgelegen-heiten lungern Teile der anwesenden Fangemeinde gelangweilt herum. Ok, Doom ist nicht eines jeden Sache, kein Thema, was auch an den Mienen der Leute erkennbar wird. Uns gefallen DAWN OF WINTER, weshalb wir uns irgendwo mitten ins Publikum gesellen. Ehe wir uns der Bühne zuwenden, ist zum Wecken der Lebensgeister dringendst eine Cola fällig!

Zwei Merchandise-Shirts von ATLANTEAN KODEX im Schlepptau, begeben wir uns endlich vor die Bühne. Dem freundlichen Konzertbesucher, der mich lächelnd auf unsere verloren am Boden liegenden Shirts hinwies, wodurch ich sie an mich nahm und meiner Freundin zurück brachte, um sie ihr zu übergeben, damit sie die Shirts vollständig sichern konnte, sei an dieser Stelle ein besonderes Kompliment gemacht: Das zeigt Geist, Ehrlichkeit, Sympathie und Zusammenhalt!

DAWN OF WINTER

Zunächst erfolgt ein Drum-Intro als Einleitung, danach sprechen die Gitarren! „Titus Vanis“ eröffnet den Reigen, die Band erntet guten Publikumszuspruch, die Reihen stehen dicht, lassen zugleich immer noch etwas Platz für geflegte Nackenwirbel-Bewegungsarithmetik, wenngleich nicht alle Anwesenden, so hält zumindest die treue Doomfraktion der Band eisern die Stange. "Fallen Empire" schließt sich nahtlos an, allerdings leidet die Band anfangs ein wenig am Sound. Anfangs noch phasenweise etwas zu dumpf abgemischt, ändert sich dieser Zustand spätestens mit dem dritten Stück. Die Tatsache, das überraschend Songs der letzten EP, (die zwischen klassischem Powermetal und Doom pendelnde Hymne „Dragon's Blood“ und das zähfließend lange den gleichnamigen Titel der Über-Epos „The Skull and the Sorcerer“ zu Ehren kommen, erstaunt, zeigt auch die Stärken einer knietief im Underground behafteten Band, der es in erster Linie nicht um puren Kommerz, sondern rein um die Musik selbst geht! Ein Faktum, das zum vorbildlichen DAWN OF WINTER-Gig passt. Episch, Kauzig, spirituell, urig. Ausgerechnet der depressivste, zumal inhaltlich mit dem schwer verdaulichsten Inhalt ausgestattete Song „The Peaceful Dead“ ist Gerrit's dreijährigem Sohn zu Ehren gedacht, der sich gern im Takt trommelnd auf die Wäschebox stellt, wie Gerrit berichtet und seinem Vater kurioserweise mitteilt, das ihn von allen DAWN OF WINTER-Songs gerade dieses Stück am meisten berührt! Auch wenn das letzte reguläre Studioalbum „The Peaceful Dead“ aus dem Jahre 2008 bereits längere Zeit etwa fünf Jahre zurück liegt, an der Klasse von Songs wie „Mourner“ oder dem zum Schluß gebrachten „The Music of Despair“ ändert dieser Umstand allerdings überhaupt nichts. Beim richtig schön tight auf selbiger Tonkonserve befindlichen im hohen Midtempo fulminant rausgepowerten Groovemonster „Burn Another Sinner“ ziehen DAWN OF WINTER die Temposchraube heftig an.  Der Song rockt, doomt und groovt wie Sau, plötzlich kommt richtig Bewegung in die Leute, einige Nasen mehr als bisher fühlen sich zum exzessiven Haareschütteln aus der Reserve gelockt!

Wenige Minuten ehe DAWN OF WINTER die Bühne räumen, folgt eine besondere Aktion, die niemand auf dem Schirm hat. Der laut Gerrit als Ausklang des Sets Weltpremiere feiernd als Tribut an keinen geringeren als den erst vier Tage vor dem Gig im Dezember dieses Jahres anlässlich des Todes von Jahrhundertpolitiker, Freiheitskämpfer, ehemaligen Präsidents und Wiedervereiniger Südafrikas Nelson Mandela, der im Alter von 95 Jahren am 5. Dezember verstarb, (nur fünf Tage darauf in der Hauptstadt Johannesburg am 10.Dezember 2013 in einer feierlichen Zeremonie an welcher die Welt reichlich Anteil nehmend trauerte zu Grabe getragen), gewidmete Tributsong „A Dream Within A Dream“ würdigt das Lebenswerk einer außergewöhnlichen Persönlichkeit und fügt sich als Bereicherung nahtlos in den Set ein. Das Nelson Mandela in Ehren gewidmete Stück „A Dream Within A Dream“, verdient überdies kräftig Anerkennung. - Eine beispiellos humanitäre Aktion zur Erinnerung in Gedenken an eine unbeschreibliche Persönlichkeit! „Wenn Könige sterben, dann weint der Himmel“, dies sei ein gutes Zeichen sagen die Afrikaner in Bezug auf dieses Sprichwort. An seinem Todestag, regnete es in Strömen. Nelson Mandela war ein König.

Noch immer Gerrit's ergreifend auf Nelson Mandela gemünzte Rede im Gedächtnis, geht das letzte Stück „The Music of Despair“ ein wenig unter. DAWN OF WINTER haben ihren Teil des Abends erfüllt und angesichts des in Erfurt deutlich in der Überzahl befindlichen ATLANTEAN KODEX-Fanklientels ihren Job als Support-Act exzellent erledigt. Anhängerschaft und Band sehen es ebenso, womit DAWN OF WINTER erhabenen Hauptes die Bühne des Club-Zentrum verlassen.

Die Setlist mit spezieller Besonderheit von DAWN OF WINTER:

Drum Intro
Titus Vanis
Dragon's Blood
Fallen Empire
The Peaceful Dead
Mourner
The Skull Of The Sorcerer
Burn Another Sinner
A Dream Within A Dream (In Gedenken an Nelson Mandela)
The Music of Despair

ATLANTEAN KODEX

bei den Epic-Metallern ATLANTEAN KODEX wird’s binnen weniger Minuten brechend voll (!!!) im kleinen Saal, es herrscht heilloses Gedränge, wie auf einem Jahrmarkt! Manche versuchen sich mit Drängeln Platz zu verschaffen, es wird fleißig zurückgerudert, die Raumkapazität ist begrenzt. Zu Beginn läuft das Intro „Auch diese Welt“, noch ehe man so richtig begriffen hat, was geschieht, legen ATLANTEAN KODEX, die aus meiner Sicht das Heavy Metal-Album des Jahres 2013 abgeliefert haben, los. Binnen zwei Minuten steht der gesamte Saal vollends Kopf. Das Publikum frisst Vocalist Markus Becker regelrecht aus der Hand! Hymnen wie „Enthroned in Clouds and Fire“, „Sol Invictus“; „Heresiarch“, „Twelve Stars and an Azure Crown“, „A Prophet in the Forest“, „Pilgrim“, „The Atlantean Kodex“, oder „The Hidden Folk“ sprechen für sich. Das Publikum singt über weite Strecken fast alle Textzeilen stellenweise unter Anleitung von Markus Becker im Alleingang. Die häufig freundlich ins Publikum grinsende oder sich intensiv auf ihre Instrumente konzentrierende Gitarrenfraktion sorgt für immens Druck, das Schlagzeug knallt laut auf's Gehör. Selbst meine Freundin genehmigt sich den Luxus, Ohrstöpsel zu gebrauchen. Sogar extrem rares Demomaterial wie „Marching Homeward“ oder „From Shores Forsaken“, wird vom Großteil des durchweg frenetisch mitgehenden Publikums gebührend abgefeiert, das die Hütte nur so bebt! Zwar ist Erfurt noch nicht zerstört, doch gewinnt man zunehmend Eindruck, das ein gewaltiger Orkan durch's Publikum im Saal fegt, der kommt aus Bayern und heißt ATLANTEAN KODEX! Und die Zerstörung von Erfurt? Mission gelungen! Der Saal rockt komplett auf Hochtemperatur!

Steigende Erfolgsquoten wie im Fall ATLANTEAN KODEX ziehen im Allgemeinen einen nicht unerheblichen Anteil Wichtigtuer, Mitläufer und Trittbrettfahrer an, die, wenn's drauf ankommt Sendepause haben, weil sie nur auf's aktuelle Album fixiert sind, ergo: das erste Album überhaupt nicht kennen und entsprechend wenig Reaktion zeigen, sobald etwas davon gespielt wird. Meine Laune steigt, je länger ATLANTEAN KODEX auf der Bühne stehen, und je weiter die in den ersten Minuten echt nervtötend übermäßig zur Schau getragene Euphorie abklingt. Die Krönungdes Tages folgt: Utopischerweise werde ich für einen Deathmetaller (?!?) gehalten, (komisch, welch seltsame Vorstellungen manche Leute haben!), und gerate darüber kräftig ins Schmunzeln. Je länger ATLANTEAN KODEX auf der Bühne stehen, desto mehr lichten sich die Reihen. Ab der Hälfte des Sets ist Headbangen ist möglich und man kommt sogar im ausreichend mit Leuten gefüllten Club durch. Beim Warlord-Cover „Lucifer's Hammer“ feiert und singt allem voran die Nietengürtel- und Kuttenträger-Fraktion kräftig mit! - Das ist wahrer Heavy Metal-Underground! „The Atlantean Kodex“ wird von den Fans erster Stunde fleißig abgefeiert, während ein anderer Publikumsteil erwartungsgemäß still und ruhig bleibend verharrt, ehe der nur Insidern bekannte Track „The Hidden Folk“ von der gemeinsam zusammen mit den US-Deathn'Rollern VESTAL CLARET veröffentlichten Split/Single (ebenso auf der 2007er EP 'The Pnakotic-Demos' vertreten), vom ATLANTEAN KODEX-Publikum erster Stunde überschwänglich abgefeiert, für den krönenden Abschluß einer superben Live-Vorstellung sorgt, (welche das Club-Zentrum gehörig zum Wackeln bringend), in jeder Hinsicht zeigte, das ATLANTEAN KODEX ohne irgendein WENN und ABER zu den wichtigsten Combos der letzten zehn Jahre in Sachen Epic-Metal gehören. „The White Goddess“ stellt wie sämtliche Fanreaktionen des Abends aufzeigten, das ultimative Heavy Metal-Highlight des Jahres 2013 dar, - ein edel geschmiedetes Meisterwerk reinsten Epic-Metal-Kultur-Guts, das zur Eliteklasse eines unverständlicherweise viel zu lange unterschätzten Genres gehört!

ATLANTEAN KODEX werden mit langanhaltenden Beifallskundgebungen, minutenlangen Zugaberufen und Standing Ovations von einem bis auf den letzten Platz restlos begeisterten Publikum aus dem Club-Zentrum verabschiedet!

ATLANTEAN KODEX offerierten ihren Fans in Erfurt folgende Setlist:

Intro: "Auch diese Welt"
Enthroned in Clouds and Fire
From Shores Forsaken
Pilgrim
Sol Invictus
Heresiarch
Twelve Stars and an azure Gown
Marching Homeward
A Prophet in the Forest
Temple Of Katholic Magic
Lucifer's Hammer (Warlord Cover)
The Atlantean Kodex
Zugabe:
The Hidden Folk

Kaum ist der ATLANTEAN KODEX-Auftritt vorbei, wird in bester Laune befindlich noch ein wenig Konversation, teilweise auf Englisch (!!!) geführt ehe wir uns auf die Heimreise begeben. Erneut geht ein Riesen Lob unsererseits (Melissa und Michael) mit erhobener Hörnergabel an den bewährten Erfurter Heavy Metal-Fanclub CIRCLE OF TYRANTS. Wir sagen D a n k e (!!!) für ein cremiges Konzerterlebnis besonderer Art zum kleinen Preis im angenehmen Rahmen, das sich diesmal trotz extrem widriger Umstände, die uns nicht nur zeitlich gehörig unter Druck setzten, was uns zusätzlich immens viel Kraft kostete, sondern es uns auch zu allem Überfluß gewaltig erschwerten, noch rechtzeitig eine preiswert erschwingliche Unterkunft zu finden, - unglaublich, was Weihnachtsmärkte alles bewirken... immer dasselbe mit dem komischen Gedöns ;-) , lohnte!

Erfurt, bis zum nächsten Mal! Eventuell geben wir uns nach Laune auch euren Weihnachtsmarkt, obwohl der „Rabauke“ es nach dem schlechten Benehmen dieses Jahr zwar nicht verdient hat...*

(*Bemerkung ist mit verstecktem Augenzwinkern zu verstehen, - bitte nicht allzu ernst nehmen!)

Fotos Melissa Hart