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LAST JETON & SCENE X DREAM – Offenbach, Turnhalle Bieber



Konzert vom 08.02.14
Support: MIND THE GAEP

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LAST JETON
SCENE X DREAM
MIND THE GAEP

Nach einer kurzen, von den städtischen Ämtern wegen angeblicher baulicher Mängel verordneten Auszeit in der Turnhalle des TV Bieber, ließen es heute die Hard’n Heavy Freunde Offenbach mit einem weiteren Konzert im kleineren Rahmen dort wieder krachen. „Support your local Scene“ stand diesmal auf dem Programm.

Den Anfang machten MIND THE GAEP. Das Quartett aus dem Offenbacher Landkreis hatte ich nach seiner Gründung 2006 das ein oder andere Mal als opening Act in „Die Halle“ in Frankfurt/M. gesehen und da hinterließen sie, wie auch auf ihrer ersten EP „Rock’n Roll Decadence“ immer einen ordentlichen Eindruck. Als vor genau zwei Jahren ihr Debüt „Get Ready For Tonight“ auf den Markt kam, huschte dieses komplett an mir vorbei. Umso erstaunter war ich jetzt, was die Jungs hier und heute musikalisch ablieferten. Mit mittlerweile 152 gespielten Shows präsentieren sie sich vor junger Energie strotzend absolut bühnensicher und voller Spiellaune. Hier wirkte nichts gekünstelt oder einstudiert. Ihre Spontaneität während des Sets passte zu ihrer Musik. Unterhaltsamen, leidenschaftlichen Retro Rock mit vielen Facetten gab es über 40 Minuten auf die Lauscher, der teilweise mit Harp von Sänger Matt unterlegtem bluesigen Kick Ass Hard’n Roll oder von Partymucke à la BON JOVI bis hin zu JOE COCKER Attitüden reichte. Hier hatte alles Hand und Fuß. Selbst mit dem Einsatz eines Saxophons von Geburtstagskind Saskia, der vorher noch ein Ständchen kredenzt wurde, konnte man weitere Punkte sammeln. Mit fetten Riffs, fürs Auge spektakulären Gitarrensoli und in ordentlicher Stimmbreite eingebettetem Songmaterial, setzte das Quartett eine erste und amtliche Duftmarke am heutigen Abend.

 

Auch wenn es die Folgeband schon seit 25 Jahren gibt, SCENE X DREAM kannte ich bisher überhaupt nicht. Die Offenbacher mögen mir das an dieser Stelle verzeihen. Für ebenfalls Szeneunkundige hier eine kurze Info zur Historie. Aus der Band WALLOP, die Mitte der 80er mit der Plattenveröffentlichung von „Metallic Alps“ einen Erfolg feiern konnte und in der neben dem heutigen SXD Gründungsmitglied Stefan Fleischer (b.) ein gewisser Stefan Arnold (dr., GRAVE DIGGER) mit am Start war, der heute auch als Gast im Publikum weilte, gründeten sich Anfang der 90er SCENE X DREAM. Man schaffte es sogar mit dem selbstbetitelten Debüt Anfang der 90er Europatourneen als Support für namhafte Größen zu fahren. Ein Konflikt mit der Plattenfirma verhinderte 1994 eine zweite Platten VÖ und die Band wurde in der Folge auf Eis gelegt. Jetzt mit neuer EP namens “Identity” ist man nach Jahren der Pause wieder am Start und spielte heute den 2. Auftritt nach der Reaktivierung. Das für mich bekannteste Gesicht der Band war Sänger Andy Sommer (Ex-EVERFEST), der heute gesundheitlich etwas mit den durchweg hohen Stimmlagen zu kämpfen hatte, die er über den gut 60-minütigen Set erbringen musste. Fleischer, vielen auch noch von der Offenbacher Hafenbahn bekannt, fiel mir durch sein Bassspiel auf, der neben der Zupftechnik auch eine Art Thumbing und Slapping anschlug, was in der Tat sehr interessant zu beobachten war. Dies passte aber irgendwie doch zum durchweg ansprechenden Liedgut, das als verproggter Powermetal im Stile alter QUEENSRYCHE bezeichnet werden kann. Im Vergleich zum Opener wurde einem von optischer Seite her aber eher Standfußball geboten. Wie oft bei Prog belasteten Bands kam es auch hier auf Spieltechnik an, und da konnte der geübte Zuschauer gerade beim Gitarristen Nico Mola ebenfalls einiges bestaunen. Letztendlich blieben bei mir nur zwei Songs nachhaltig in Erinnerung. Zum einen die abgefeuerte Rakete „Time For Warning“ und das DIO-Cover „Stand Up And Shout“, das in einer sehr schnellen Version arg gewöhnungsbedürftig in der Zugabe gespielt wurde.

Es gibt wenige female fronted Bands, denen ich etwas abgewinnen kann, da die meisten versuchen, die wenigen guten Sängerinnen zu kopieren oder auf deren Erfolgsspuren ebenfalls mitzuschwimmen, ohne wirklich was zu können. Bei LAST JETON verhält sich das ein wenig anders. Vor ein paar Wochen kam mir diese Band im Rahmen eines Ladies Rock Festivals unter, und ich war angenehm überrascht ob der stimmlichen Ausdrucksweise von Sängerin Saskia Hedzet. Da mimt sie bei ruhigeren Stücken die schnurrende Miezekatze, um kurz darauf zum fauchenden Raubtier zu werden, wenn es angebracht ist, um den entsprechenden Song zu untermalen. Optisch stellt sie zwar das Herzstück der Band dar, aber die Jungs um sie herum brauchen sich nicht zu verstecken. Leidenschaft und Spaß pur sieht man zu jeder Zeit bei den Herren an den Instrumenten. Das Repertoire der Band ist groß und kommt einer Schnittmenge aus Pop über Alternative bis hin zum Modern Rock Melodien gleich. Ob Sanftmut, Energie, Power, Gefühl oder Groove, hier passt alles und ist interessant in die eigenen Songs verbaut. Kein Wunder, dass man 2012 beim Hessischen Rockpreis so auch den 3. Platz einfahren konnte. Hier in Bieber hielt man sich, wie auch schon die beiden Bands davor, nicht mit langen Ansagen auf, sondern stellte sein musikalisches Können zur Schau. Das bisschen Eigenwerbung mit dem Verschenken von Tickets zu einem Festival im Sommer, wo man mit DORO auftreten wird, war da schon die große Ausnahme. Auch diese einstündige Show verging wie im Fluge und eine weitere gelungene Veranstaltung der HHFO war zu Ende.

Abschließend bleibt dem Verein nur zu wünschen, dass er weiterhin ein solch glückliches Händchen haben wird, wenn es um das Buchen interessanter Bands wie heute oder wie im letzten Jahr mit LORDI geht und diese Veranstaltungen endlich mal von den sogenannten Fans in Stadt und Umland angenommen werden. Heute waren es bei günstigen Ticket- (10 € VVK/ AK 12 €) und Getränkepreisen sowie echt guten Soundverhältnissen nur gut 120 Zahlende, und das wird auf Dauer wohl nicht reichen, um diese Veranstaltungsreihe am Laufen zu halten, was bei einem Aus sehr schade wäre.

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