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METAL FOREVER FESTIVAL 2006 - Böblingen, Sporthalle


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Benefiz-Festival vom 29. und 30.12.2006
hier: Nachbericht zum 30.12.2006

Homepages:
www.metalforeverfestival.de
www.black-abyss.de
www.justiceweb.de
www.gallon-rocks.com
www.evidenceone.de
www.gunbarrel.de
www.mydarkesthate.de
www.rough-silk.com
www.jadedheart.de
www.saidian.org
www.majesty-metal.de
www.chinchilla.rocks.de
www.vengeanceonline.nl
www.the-demon.com
www.matsinner.de

Wer erinnert sich nicht mehr an die Tsunami Katastrophe in Asien zu Weihnachten 2004 mit ihren schrecklichen Bildern und Folgen? Ebenso beeindruckend war die darauf folgende weltweite Hilfewelle. Selbst im sonst so sparsamen Schwabenland krempelten Udo Gerstenmeyer und Roberto Palacios von Chinchilla die Ärmel hoch und platzierten gerade mal zwei Monate später das Metal Forever Festival zu Gunsten der Flutopfer. Gute zwei Jahre später wiederum steigt das nächste Festival unter gleichem Namen, mit den gleichen Initiatoren, an gleicher Stelle, nur eben für einen anderen guten Zweck: Kinder in Not! Dem Ruf folgend, ging es zum Jahresausklang nochmals gen Süden.
Etwas anders war es diesmal schon. Das Festival ging über zwei Tage, präsentierte sich am Haupttag mit zwei Bühnen, der Metal-Markt war auch wieder da, leider aber etwas kleiner und ich meine, es waren nicht mehr ganz so viele Headbanger zu begeistern (Haupttag), wie beim ersten Mal. Hey Leute, hier ging es nicht nur um die Mucke, sondern um die armen oder kranken Kleinen, die uns u. a. einmal unsere Rente sichern sollen!
 
Den musikalischen Reigen dieses Samstages eröffneten für mich irgendwann kurz vor 14.00 Uhr auf der Hauptbühne in der Böblinger Sporthalle die Thrasher Justice. Den Opener Black Abyss hatte ich gänzlich verpasst. Justice, die Mitbegründer des Earthshaker Festes um Frontkreischer Michael Schmitt wirkten etwas bewegungsmüde, was wohl daran lag, dass man am Vorabend ausgiebig nach einem Gig gefeiert hatte, wie zu erfahren war. Ansonsten warfen die Franken für 35 Minuten eine geballte Ladung an eigenen Stücken (Justice sind nebenbei auch als überzeugende Coverband bekannt) in die zu dieser Zeit nur spärlich besuchte und zu laut beschallte Halle.

Da mir die Mucke zu dieser Uhrzeit noch etwas zu heftig war, verdrückte ich mich nach  paar Fotos ins Foyer und gab mir Gallon. Dieser 40-minütige Musikmix aus Motörhead und AC/DC gefiel mir dann deutlich besser und ich traf zum ersten Mal am heutigen Tage auf Claus „Oimel“ Larcher (g., voc., Bastards), der sich später noch mit Chinchilla auf der Bühne vergnügen sollte und auch sonst zum Festivalteam gehörte. Das Quartett zog trotz des matschigen Sounds einiges an Zuhörern vor die relativ große und gut ausgeleuchtete Bühne und wusste mit ihrem Rock’n Roll zu begeistern.
 
Die Zeitüberschneidung zwischen den Auftritten von Main- und Foyerstage von max. 10 Minuten war von der Organisation her gut gewählt und so kam ich in den vollen Genuss von Evidence One. Nicht ganz überraschend zogen die Herren um den wie immer gut aufgelegten und viel mit dem Publikum arbeitenden Fronter Carsten Schulz (Ex-Domain) mit ihrem Melodic Metal so ziemlich alles vor die Bühne, was bereits in der Halle war. Überraschenderweise mit zwei neuen Gitarristen: Jörg Warthmann (sah ich jetzt zum ersten Mal live) und die Aushilfe für Schimmi an der Leadgitarre (Stephan Schimak) fügten sich ohne erkennbare Probleme ein. Als echter Hingucker erwies sich das Drumming von Rami Ali, der allerhand Kapriolen hinter der Schießbude mit seinen Sticks vollzog. Mit „Sky Is The Limit“ wurde sogar ein noch unveröffentlichter Song vom 2007 erscheinenden neuen Album vorgestellt, der sich als amtlicher Rocker präsentierte. Klasse Vorstellung von 40 Minuten, die alle Highlights der beiden bereits veröffentlichten Alben umfasste.

Das Foyer wurde hier bereits von den Kölnern Gun Barrel beschallt, die übergreifend schon am Zocken waren. Die Art der Präsentation ihres eingängigen Heavy Rock / Metals darf man getrost als klischeehaftes Posen vor dem Herrn bezeichnen, was aber auch zur Mucke bestens passte. Als Fan der 80er fühlte ich mich hier wirklich gut aufgehoben und „True-Fans“ im Publikum kamen auch optisch auf ihre Kosten. Fronter Xaver Drexler klang sogar fast wie der eben noch gehörte Lizard Schulz von E 1. Wirklich klasse, was der 4er hier über 40 Minuten abgeliefert hatte.
 
Weniger Anklang fand dagegen My Darkest Hate auf der Mainstage. Der Death Metal-5er war, wenn man das Billing betrachtet, auch eher ein Außenseiter. Trotz der wirklich guten Soundverhältnisse schafften es die Mannen vor Klaus Sperling (dr., Sinner, Ex-Primal Fear) nicht mehr als gedämpfte Publikumsreaktionen von den eh nicht sehr zahlreichen Zuhörern zu ergattern. Schade eigentlich, denn musikalisch war das völlig in Ordnung, was da 40 Minuten lang geboten wurde.

Lange war es ruhig um Rough Silk, aber punktgenau zum MFF war Allroundtalent Ferdy Doernberg (key., u. a. Axel Rudi Pell) wieder mit seiner neuen Besetzung am Start. Nach dem Intro aus „Der letzte Mohikaner“ sorgten „Nosferatu“ und „Lust Is A Killer“ leider für einen etwas holprigen Einstieg, der mit Fortdauer dann aber besser wurde, was man vom Sound nicht behaupten konnte. Mit „Home Is Where The Pain Is“ stand auch ein aktueller Song im Programm, bevor man wieder mit „Walls Of Never“ und „Never Say Never“ an alte erfolgreiche Zeiten erinnerte. Ein gut aufgelegter Ferdy überzeugte an der Gitarre, die er oftmals auch als Slideguitar einsetzte, ebenso wie bei seinen kurzen Keyboardeinsätzen. Das Mikro ist und bleibt bei ihm allerdings ein Thema. Bleibt jetzt die Hoffnung, dass das Quartett endlich mit (diesem) festem Line Up wieder an Zeiten von damals anknüpfen kann. 50 hin und her gerissene Minuten waren das für mich.

Wegen Jaded Heart kehrten bereits einige den Hannoveranern vor dem Setende den Rücken und liefen in die Halle. Man kann über die Combo sagen was man will, die Songs der früheren Tage wissen immer wieder zu begeistern, auch wenn Neu-Fronter Johann Fahlberg einen Michael Bormann nicht ersetzen kann. Auch heute lag er, stimmlich zwar gut, aber ab und an doch fernab neben dem, was seine Mitstreiter da spielten. Oberposer Henning Wanner, der kürzlich durch sein Gehampel einem Mike Tramp auf dessen Tour, wo er diesem als Tourkeyboarder fast noch die Show gestohlen hatte, wurde (vielleicht aus diesem Grund?) auf der großen Bühne ganz hinten vor den Drums von Axel Kruse (u. a. Mad Max) platziert. Schade, dass bei gutem, aber auch hier wieder zu lauten Sound, der einzige zündende Song das Anastacia-Cover „Paid My Dues” war. Viele andere der gut 200 Leutchen vor der Bühne haben das aber offensichtlich anders gesehen bzw. empfunden und die 45 Minuten Playtime wie auch immer genossen.

Mit den Esslingern Saidian stand jetzt für die kommenden 50 Minuten quasi der Headliner im Foyer auf der Bühne. Das Schaben-Qintett genießt bei mir bekannterweise so etwas wie einen Sympathiebonus. Leider hatten die Herren um den stimmlich gut aufgelegten Shouter Markus „Engel“ Engelfried  anfangs mit heftigen Soundproblemen zu kämpfen, die aber von den Technikern gemeistert werden konnten. Songs wie „Burn Down The Night“ vom Debüt und „Ride On A Phoenix“ vom aktuellen Album gestalteten sich dann in der Heimat zu Selbstläufern und zogen ordentlich Leute vor die Bühne. Aber mal ehrlich meine Herren - kamen da etwa die Chöre, wie bei „Phoenix“, vom Band? Nun ja, sonst gab’s nichts zu meckern oder Anlass zur Kritik. Wenn jetzt noch Rodrigo Blattert (git.) die eine oder andere Bewegung mehr vollzieht und nicht mehr so steif daher kommt, dann stimmt wirklich alles.

Essenspause! Obwohl es in der Halle einiges zu mampfen gab und ich auch das ein oder andere schon angetestet hatte, zog es mich jetzt zu einem Lokal einer Fastfood Kette außerhalb der Halle. Wieder zurück, erlebte ich mit „Keep It True“ und „Metal To The Metalheads“ noch die letzten beiden Songs ihrer Majestäten aus Lauda. Majesty waren mit Ersatzdrummer Jan Raddatz (Midnight Symphony) und dem Munkes-Nachfolger an der Leadklampfe, Christian Münzner, am Start und gaben ihren truemetallischen Freunden während ihrer 45-minütigen Playtime das, was sie gewohnt sind. So war es nicht verwunderlich, dass die „Hail To Majesty“-Rufe nicht zu überhören waren und auch noch nach Setende andauerten. Gewundert hatte mich beim Blick auf das Drumkit schon, dass Majesty bis jetzt die einzige Band mit eigenem Kit waren und genau das sollte jetzt ein große Rolle spielen.

Beim Start des jetzt folgenden Sets der Hausherren Chinchilla gab es massive technische Probleme mit der Schlagzeugtechnik und zudem noch mit der Keyboardelektronik. Die Behebung dauerte gute 20 Minuten, bis die pelzigen Freunde mit ner gehörigen Portion Wut im Bauch loslegen konnten. Der wegen der Fahrplaneinhaltung um vier Songs gekürzte Auftritt (mein Respekt dafür!) stand auf technisch ganz hohem Niveau und zeigte mal wieder deutlich auf, dass sie eine richtig gute Live-Band sind. Tommy Lasch zeigte nicht nur seine Sangeskünste, sondern spielte auch gekonnt mit dem begeisterten Publikum, zu welchem auch seine beiden Ableger gehörten, die man während der musikalischen Darbietungen der Kollegen immer mit ihren großen Micky Mäusen (Kopfhörer) auf den Ohren rumrennen sah. Erwähnt werden sollte noch das zum Abschluss gezockte Kiss-Cover „I Stole Your Love“, das ebenfalls im Publikum fettpositive Reaktionen hervorbrachte.

Der Ruf einer Partyband eilt den Holländern Vengeance voraus. Und genau das war es, was die Herren um Quasselstrippe Leon Goewie (voc.) hier ablieferten. Müsste man erklären, was einen wahren Frontmann ausmacht, bräuchte man nur seinen Namen zu nennen. Alleine sein Gequassel aus einem Deutsch/Englisch Mix ist hörens- und seine Gestik sehenswert. Dass alte Klassiker wie „Take It Or Leave It“ und „Rock And Roll Shower“ unter heftigstem Gepose der Akteure im Publikum einschlagen würden, war so ja schon fast vorhersehbar. Ebenfalls erwartet - und wie immer mit Bravour durchgeführt - war die „Bier-über-den-Kopf-Auschütt-Nummer“ des Herrn am Mikro, welche immer wieder und allerorts und so auch in Böblingen für Erheiterung sorgte. Kurzweilige 50 Minuten mit hohem Unterhaltungsfaktor.

Demon sind bei mir eine von wenigen Bands ihres Genres, die ich mir noch nie live reingezogen habe. Das hätte ich vielleicht mal früher tun sollen, denn nicht nur bei mir kommt ihr NWOBHM gut an. Tim Read und Ray Walmsley wissen mit ihren Gitarren umzugehen und überzeugten mit dem ein oder anderen klasse Solo. Fronter und Bandmitbegründer (1979) Dave Hill erweist sich als sehr kontaktfreudig und gut in Form, auch wenn seine Bewegungen dann doch zum Schmunzeln verleiten. Wichtiger Bestandteil für die Gesangslinien ist und eine sehr gute 2. Stimme hat Andy Dale. Was die beiden da am Mikro gesanglich ablieferten, war à la bonheur. So genossen die Fans einen richtig guten Auftritt mit viel Licht und gutem Sound der sechs Herren von der britischen Insel, deren Setlist das ein oder andere alte Bandhighlight hervorbrachte. Der Applaus und die erste Zugabe einer Band an diesem Tag machten mein Empfinden über diesen 1-stündigen Auftritt deutlich.

Weiter ging es mit einem heimischen Urgestein des Rock. Pünktlich zum neuen Album steht Mat Sinner auch live auf der Matte. Bedingt durch einige personelle Aushilfen, änderte sich folglich das Line Up. So war Roberto Palacios (Chinchilla) am Bass vertreten, den Keyboarder kannte ich gar nicht und Mat übernahm den Klampfenpart vom verhinderten Neuzugang Christopf Leim. Neben Roberto war Klaus Sperling (dr., My Darkest Hate) dann auch heute zum zweiten Mal auf der Bühne. Richtig tief hatte Mat gegraben und eine gelungene Setlist zusammengestellt. Neben „Coming Out Fighting“, gab’s u. a. „When Silence Falls“, „Knife In My Heart“ an alten Sachen zu hören. Peinlich wurde die Veranstaltung dann bei “Rebell Yell”, als sich beim Stürmen der Bühne Jaded Heart Volleule Johan Fahlberg der Länge nach auf die Bühne legte, bevor er sich mit seinen Mannen um die Plätze am Mikro rangelte. Beim anschließenden „Metal Is Forever“ übernahm Mat den Bass, um zusammen mit Tom Naumann (git.) und Ralf Scheepers auch einen Song von Primal Fear zu zocken. Unterstützt wurden sie hierbei von einer mittlerweile immer weiter steigenden Anzahl Musikern, die vorher schon ihren Part erledigt hatten. Der musikalische Ausklang fand dann in Form des Priest Covers „Metal Gods“ unter Beteiligung vieler Akteure statt.
 
Man kann nur hoffen, dass bei diesem Festival, das eigentlich wieder sehr gut organisiert,  überschaubar und mit fairen Preisen ausgestattet war, finanziell für den eigentlichen guten Zweck etwas hängen geblieben ist. Mit geschätzten 400 Nasen könnte das nämlich knapp werden. Bleibt zum Abschluss nur zu hoffen, dass es eine Fortsetzung - vielleicht wieder im kleineren Rahmen ohne Bühne im Foyer - gibt, die dann endlich mal besser besucht wird. Die Unterstützung von FFM-Rock sei den Veranstaltern gewiss!

Setlists:
Diesmal keine.
Das waren mir zu viele Bands, sorry!

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