HAMMERFALL - Langen, Stadthalle
Support: Krokus, The Poodles
Konzert vom 26.01.2007
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Welch ein Abend! Eigentlich keine Lust aus dem Haus zu gehen, Schnee ist zum ersten Mal in diesem Jahr angesagt und zudem ist es (endlich mal) winterlich kalt. Nun gut, den Allerwertesten von der Couch gehoben, ab nach Langen und dann Schock! Kurz vor 20.00 Uhr ist es, die Stadthalle ist noch nicht auf, obwohl das Konzert gleich anfangen soll. Hunderte von Fans stehen und vor allem frieren sich den Arsch ab. Kurz Beziehungen spielen lassen, rein ins Warme und nach der Erklärung geforscht. Die Security ist schlichtweg überfordert. Den Jungs ist es wohl auch zu kalt und so macht man eben nur eine Tür auf, durchsucht die „bösen“ Fans ganz gründlich (Nietenarmbänder und -Gürtel werden abgenommen!) und bei dem Spaß hat man wohl ganz übersehen, dass gleich die erste Vorband an den Start geht, obwohl noch alles draußen friert. Sowas hab ich in Langen noch nicht erlebt und dafür auch kein Verständnis, sorry ihr Wichtigtuer an der Tür!
Und noch was: Das Catering sah gut aus und soll gemundet haben! Aber lieber Caterer, ist es denn wegen so ein paar % MwSt nötig, für nen Mini-Becher Bier 3 € zu verlangen? Hast wohl in der Erwartung der mit 1400 Leutchen ausverkauften Stadthalle auf das Geschäft deines Lebens gehofft - schäm dich!
O.K., ab zur Mucke und da gab’s für mich einiges an Überraschungen. Mit The Poodles präsentiert sich hier ganz offensichtlich als Opener die schwedische Antwort auf Wig Wam. Optischer Blickfang war das ganz in rotes Leder gehüllte Frontschnuckelchen Jakob Samuel, der die hysterische Frauenschar in den ersten Reihen ordentlich für den Hauptakt vorglühte. Als er dann die „Sream For Me“-Spielchen anstimmte, war es dann wirklich soweit, dass die ersten BH’s flogen. Halt, das wollte ich doch gar nicht so schreiben. Nee wirklich jetzt, die Burschen sind echt ne gute Live-Nummer. Da erklärt sich auch der Run auf diese Band in ihrem Heimatland. Das optische Erscheinungsbild jetzt mal außen vor – nee, einer geht noch: 4 (!) Bass Drums uahhh, geht’s noch proliger? -, musikalisch kommt ihr Mix aus (Gassen) Hard Rock und (True und Mainstream) Melodic Metal mit allerhand geklauten Riffs bekannter Acts aus den frühen 80ern echt gut. Zwar kenne ich keinen der Songs, den sie während ihrer zur Verfügung stehenden 30-minütigen Playtime ins (wirklich) beigeisterte Publikum schmettern, aber offensichtlich mehr als nur der/die ein oder andere, denn ich sehe viele mitsingen. Massig Hände und Jubel bestätigen das mit gutem Sound ausgestattete Set. Beim nächsten Mal gibt’s dann auch mehr Licht, denn die vier weißen Glühbirnen, die ihnen die Bühne ausleuchteten, waren ne Frechheit.
Nach echt kurzer Umbaupause wurde dann die Bühne frei für die glücklicherweise noch mit an der Tour teilnehmenden Schweizer. Nach ihrem, Gott sei Dank, ein paar Tage vorher in Dänemark unverletzt überstandenen Busunfall waren die Mannen um Marc Storace (voc., u. a. Biss) auf den Punkt Top fit. Über Krokus viele Worte zu verlieren, erspare ich mir, da ich sowieso nicht viel über die Band erzählen kann und nicht eine Platte von ihnen hier zu Hause habe. Aber braucht man das überhaupt? Dienlich ist es manchmal, aber die ganzen Gassenhauer wie „Rock City" oder "Easy Rocker" kennt doch nun (fast) jeder. "Angel Of My Dreams" und "Fight On" vom aktuellen Hellraiser-Album hat man mittlerweile auch schon oft genug zu hören bekommen. Letztmalig auf der Tour im Herbst 2006 mit AXXIS, wo der Alpenexpress mit seiner Mischung aus AC/Tattoo oder DC/Rose schon mächtig abräumte, kam auch heute wieder jeder Anwesende in den absoluten Hörgenuss. Fetter Sound, vielleicht ein wenig zu laut, aber klar, ordentlich Bühnenausleuchtung und ein Mandy Meyer an der Klampfe in Hochform. 30 Bandjahre und knapp 15 Studioalben in 45 Minuten unterzubringen, ist schwer und von daher lassen wir die Setlist mal außen vor. Auf jeden Fall haben es Krokus verstanden, das anfangs etwas zögerliche Publikum recht schnell auf ihre Seite zu ziehen und die vorgelegte Stimmung nahezu zu halten. Gelungene Show!
30 Minuten Umbaupause und Zeit für diverse Schwätzchen im Kollegen- und Bekanntenkreis. Wen man bei Hammerfall immer so alles trifft und dabei geht ja keiner gerne hin, weil man die Schweden offiziell ja nur belächelt. Ganz ausnehmen will ich mich davon nicht, zumal sie meiner Meinung nach an Zeiten wie zu „Glory To The Brave“ musikalisch nicht mehr ganz herankommen. Aber mal ehrlich, sie haben den Metal damals quasi wieder salonfähig gemacht und sorgen seitdem für wachsende Begeisterung im Publikum. So wählte Joacim Cans (voc.) mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Threshold“ gleich den richtigen Einstieg. Begleitet von Pyros auf der Bühne und 1400 applaudierende Seelen im Rücken schoss ich schnell in paar Fotos und schaute mir nun das Poserspektakel der kommenden 90 Minuten von weiter hinten aus an. Der Bühnenaufbau war diesmal etwas schlichter gewählt. Auf den Treppenstufen des knapp 3 m hohen Drum-Podestes standen beleuchtete Bass Drums mit Buchstaben die zusammen das Wort Hammerfall ergaben. Ansonsten beließ man es bei einem schlichten Backdrop. Wer Hammerfall schon mal gesehen hat, weiß, wer am agilsten rumhüpft und am Dauergrinsen ist. Richtiiiiisch, Basser Magnus Rosen gab hinsichtlich seiner Trademarks heute wieder alles. „True“ Oskar Dronjak (git.) stand ihm da in nichts nach und stellte sein neues Lackmäntelchen zur Schau. Ich drifte schon wieder ab ... Lichttechnisch gab man alles: Viele Pyroeffekte, Nebel und Feuersäulen wurden so zusätzlich gekonnt in Szene gesetzt. Lediglich der Sound war mit zu viel Höhen ausgestattet, was sehr gewöhnungsbedürftig war und mich zum Weichei abstempelte, da ich meinen Hörschutz tiefer ins Ohr drückte. Unter dem Hinweis auf das 10-jährige Bandbestehen und den Mitschnitt einer Radioshow gab es eine wohl gewählte Setlist aus alten und neuen Songs. Das Songs wie Legacy of Kings“, „Let the Hammer fall“ und „Hammerfall“ Selbstläufer sind und hier das Publikum mit all den Mitsingparts voll auf seine Kosten kommt und kam, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. Aber auch das neuere Material kommt gut an. Auf ausladende Soli wurde verzichtet und so kam Anders Johansson zu nem kurzen aber spektakulären Drum-Solo und uns Oskar turnte und spielte ein unspektakuläres solches mit ner Fackel an seiner Klampfe. Da riss auch der eine Feuerspucker nichts mehr raus. So war nach fast genau einer Stunde Schluss mit dem Hauptteil und die Zugabe wurde in Form von der Decke rieselnden Kunstschnees (ein Blick nach draußen offenbarte den mittlerweile gefallenen Echten) bei „Glory to the Brave“, brennenden Becken bei „Hearts on Fire“ und dem Abfeuern aller restlichen Pyros zu einem kurzweiligen Triumphzug. Das waren wieder mal 90 Minuten Augenschmaus mit hohem Unterhaltungsawert; dass die Herrschaften musikalisch untereinander allerdings oftmals richtige Abstimmungsprobleme hatten, interessierte hiernach aber nicht wirklich die Masse.
Setlist Hammerfall:
Threshold
Templars of Steel
Riders Of The Storm
Legacy Of Kings
Rebel Inside
Bloodbound
Raise The Hammer
A Legend Reborn
Renegade
Let The Hammer Fall
Reign Of The Hammer
Hammerfall
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Natural High
Glory To The Brave
Heeding The Call
Hearts On Fire
Foto © 2006 Mike Langer