DIE SCHWALM ROCKT Vol. 3 - Schwalmstadt-Ziegenhain, Kulturhalle
Festival vom 29.03.14
Bands: SLADE, STEVEN STEALER BAND, RANDY MACH & BAND
Homepage:
DIE SCHWALM ROCKT
Zum nunmehr dritten Mal heißt es Die Schwalm Rockt, diesmal mit der Glamharadrocklegende SLADE als Headliner, das ganze wurde noch kurzfristig entschieden, also auf in die Schwalm!
Etwa gegen 19:15 Uhr treffen mein Fahrer und ich in Ziegenhain ein. Viele Parkplätze in direkter Umgebung der Kulturhalle sind schon zur frühen Abendzeit besetzt. Kurzerhand entschlossen wird außerhalb vom Einlass geparkt. Wir tingeln sogleich zum Eingang. Nach kurzem Check-In an der Abendkasse erhalten wir unsere Bändchen inklusive Ticket. Zuerst führt es uns zum direkt Tisch, Getränkebons holen, anschließend zur Theke, eine Cola ist fällig. Für Jacken steht neben den WC's eine Garaderobe zur Verfügung. Eigene Songinterpretationen von „The Boss“ Bruce Springsteen durch Special Guest RANDY MACH & BAND mögen vielleicht ganz nett sein, sind uns aber zu soft, weshalb wir auf den Programmpunkt dankend verzichten; sorry, brauchen wir nicht wirklich.
STEVEN STEALER BAND
Bei der STEVEN STEALER-BAND weht gleich ein ganz anderer Wind: Cover von diversen Klassikern der Rockgeschiche u. a. von DEEP PURPLE bis ZZ-TOP stehen auf dem Programm.Schon frühzeitig herrscht ansprechende Fanresonanz, mit zunehmender Spieldauer treffenzahlreiche Supporter aus der hießigen Region ein, was vor allem folgender Tatsache geschuldet ist: Durch regelmäßiges Auftreten bei diversen Events hat sich die STEVEN STEALER-BANDschon seit geraumer Zeit zu einem kaum wegzudenkenden Markenzeichen unserer Region entwickelt. In Ziegenhain wird erwartungsgemäß das breit gefächerte Programm gefahren: DEEP PURPLE „Black Night“, "Perfekt Strangers", „Hush“, URIAH HEEP „Easy Livin“ „Gypsy“, ZZ-TOP „La Grange“ zeitlose Rockgeschichte, die einfach nicht totzukriegen ist, wie sich auch am Publikum zeigt, verschiedene Generationen von Jung bis Alt rocken fleißig mit. Bei der STATUS QUO-Hymne „Rockin all over the World“ angekündigt als ein Song, „den jeder kennt“, wird einem speziell aus Liverpool (England) angereisten Paar dessen Wunsch erfüllt. Die zwei dürfen spontanvon Vocalist Mike auf die Bühne geholt zusammen mit ihm, der sie, wie er ankündigt, in England kennengelernt hat, zu ihrem Lieblingsstück wie auch Teile der Anwesenden tanzend vom fröhlich applaudierenden Publikum beglückwünscht, mitsingen. Tolle Aktion! Beim THE FREE Ohrwurm „Allright Now“ geht’s dann wesentlich chilliger zu. Der SWEET-Klassiker „Love is like Oxygen“ in richtig fett hard groovender Rock-Version vorgetragen, sorgt für Hochstimmung. Gediegene Rockcover von STEPPENWOLF („Born to be Wild“) GENESIS („Mama“) und BRIAN ADAMS Fetenhit „Summer of 69“ sorgen zwischendurch für diejenigen, die es gern ruhiger haben, immer mal reichlich für Entspannung, phasenweise wird sogar getanzt. „Lady in Black“, der zum Stimme erheben geradezu prädestinierte URIAH HEEP-Evergreen bringt vom Großteil der Anwesenden genussvoll mitgesungen, richtig atmosphärische Stimmung in die Kulturhalle. Vocalist Mike Gerhold bedankt sich immer wieder beim Publikum und wird es gar nicht müde, zu erwähnen, „wie geil es doch ist, vor solch einem hochmotivierten Schwälmer Publikum“ aufzutreten. Dann geht’s wieder in die Vollen. „Rock you like a Hurricane“ von den SCORPIONS weckt Erinnerungen an die 80er, ZZ-TOP „La Grange“ zeigt, das auch die Texasrauschebärte ihren unverrückbar festen Platz im Bandrepertoire haben. Ein silbern glänzendes Instrument, aha, eine Flöte in Händen, erklimmt Sänger Mike Gerhold die Bühne um in einem kurzen Statement seiner Liebsten zu Danken, womit sich der nächste Song quasi von ganz allein auskündigt: „Locomotive Breath“ der Alltimehit von JETHRO TULL in einer packenden Variante gebracht, erobert die Gunst des Publikums im Sturm. Die Saitenfraktion rockt und post, Schlagzeug und Bass bildeneine gut funktionierende Einheit, wie auch die Zweite Gitarre und das Keyboard. Im Zugabeteil wird kräftig nachgeladen: die STEVEN STEALER BAND steigert sich mit jedem Song, ein LED ZEPPELIN-Medley bestehend aus „Whole Lotta Love“ und „Kashmir“, wobei auch derin Kashmir versteckt eingewobene RAGE AGAINST THE MACHINE-Part ausnahmsweise nicht stört. Ein herzhaft umgesetztes Cover des 70er-Jahare DEEP PURPLE-Monumentalepos „Child in Time“ krönt den Auftritt einer beständig aktiv das Publikum anspornenden Band. Lange anhaltender Applaus und Zugabeforderungen bleiben unerfüllt, weil der Veranstalter die Bühne betritt und per Mikroansage verkündet, das aus zeitlichen Gründen kein Extrastück drin ist, womit die STEVEN STEALER BAND ohne Spezialzugabe von der Bühne geschickt wird.
Hat die STEVEN STEALER Band bereits durch einen restlos überzeugenden Auftritt kräftig vorgelegt, übertifft das, was nach der Coverband aus Nordhessen show- und sounmässig kommt, deren Auftritt sogar noch um einiges. Innerhalb weniger Minuten kurz vor Beginn des innig erwarteten Headliners ist die Halle bis auf den letzten Platz gefüllt. Überall, wohin der Blick schweift, vom Eingang bis vorne zum Bühnengeländer sowie zur Tribüne, sind Plätze belegt, die Reihen dicht geschlossen. An den Tischen vor der Theke tummeln sich zahlreiche Besucher.
In der Umbaupause treffe ich manch bekannte Gesichter, anregende Gespräche bleiben selbst verständlich nicht aus. Dafür freut man sich immer, wenn man sich irgendwo mal wieder sieht. Nach länger fristiger Abstinenz wurde es ohnehin Zeit, der Schwalm einen Besuch abzustatten.Die Kulturhalle Ziegenhain ist nicht erst seit dem AFM-Rockfestival als optimal geeignete Konzert-Location für ihr gepflegtes Ambiente insbesondere ausgezeichneter Lichtanlage bekannt. Ein buntes zwischen diversen Altersjahrgängen pendelndes Besucherklientel macht gerade den Reiz solcher Events aus. Das Spektrum unterschiedlicher Rockfans reicht vom dezent gekleidet auftretenden beginnend über Motorradrocker, sogar Gothics sind anwesend,bis zum Heavy Metal Kuttenträger. Nur junge oder nur Alte, wäre auf Dauer eintönig, - so dagegen alles vertreten!
SLADE
Etwa knapp 30 Minuten verspätet tritt der Headliner vor proppevoll mit Leuten gefülltem Saal gegen 21:50 ins Rampenlicht: SLADE. Umrahmt von einer optisch einwandfrei wahrnehmbaren Lichtanlage und einer ganzen Reihe Marschall-Röhrenverstärkern lässt sich der Wolverhampton-Vierer nicht lumpen und es deftig rocken. Gekleidet in gewohnt cooles 70er-Outfit (Silberspandex-Hosen, Plateauschuhe und Hut) machen SLADE schon rein optisch ungeheuer viel her. Neben T.REX und den Dauerrivalen SWEET gehören die Engländer SLADE aus Wolverhampton zu den Ur-Vätern und Begründern des Glamrock, aus deren Einfluss später zahlreiche Kapellen die gegenwärtig in erwähnte Kategorie fallen, hervorgegangen sind. Alle vier Musiker sind Vollprofis, sie beherrschen ihre Instrumente blind. Die Gitarren besitzen unglaublich viel Druck und Schärfe. Falls mich jemand fragt, woher manche (bereits in den 70ern gegründete) Früh-N.W.O.B.H.M.-Kapelle ihren räudig scharfen Gitarrensound hat, würde ich neben zwei drei weiteren Namen allem voran ein Wort mit fünf Buchstaben nennen: SLADE! Das sie ebenfalls aus England kommen, lässt diesen Schluß keineswegs abwegig erscheinen, zumal die Schärfe der Gitarren heute besonders auffällt. Die Instrumente drücken bis zur hintersten Ecke der Halle, es ist wahnsinnig laut. Selbst die Leute auf den hintersten Sitzreihen der Tribüne gehen vom SLADE-Fieber gepackt kräftig mit! MOTÖRHEAD, WHITESNAKE und BLUE ÖYSTER CULT sind live schon ziemlich laut, auch Slade verfügen wie alle knackig hart rockenden Bands dank ihrer guten kein Stück eingerosteten Marshall-Röhrenverstärker über solch einen Sound. Selbst auf der Tribüne gehen die Leute heftig aus sich heraus. An soviel Frische des quirligen sich nach allen Regeln der Kunst auf der Bühne austobenden Vierers können sich zahlreiche Bands aktuell jüngeren Datums ein Beispiel nehmen und reichlich etwas abschauen. SLADE beherrschen ihr Metier perfekt, geben eine randvoll bis obenhin mit Partyrockkrachern gefüllte Wundertüte zum Besten, plus energie geladener Liveshow einschließlich lockerem Entertainment, knapp zwei Stunden Party non stop, bis der Notzarzt kommt. Kurze Ansagen zwischen den Stücken, ein wenig Entertainment inklusive. SLADE liefern eine Vorstellung, gespickt mit Klassikern, definitiv soweit alles beinhaltend, was restlos überzeugte SLADE-Fans an diesem unverwüstlichen Hardrockurgestein mögen: „Run, Run Away“, „Come on Everybody“„Mama, We're All Crazy Now“, „Far, Far, Away“ eine Komplettauflistung spare ich mir. Das lockere, zugleich energische Auftreten des Quartetts bringt die Kulturhalle sofort vom Start weg zum Kochen! Sämtliche SLADE-Songs werden wie die Band vom treuen Publikum gigantisch abgefeiert bringen ausnahmslos die gesamte Kulturhalle zum Wackeln und Beben! SLADE haben Spaß an dem was sie tun, das zeichnet die herzhaft leidenschaftlich rockenden vier Musiker aus.
Ihr Frontmann Mal McNulty besitzt eine mindestens genauso dominant stilprägende, somit kaum weniger kräftige, eher fast noch ein wenig tiefere Reibeisenröhre wie sein bekannterer Vorgänger Noddy Holder. Neben der Gitarre, kommt ein ums andere Mal die Geige zum Einsatz, was den superben Gig noch um einiges verfeinernd aufwertet. Drummer Don Powell, neben Gitarrist Dave Hill einziges verbliebenes Ursprungsmitglied haut derart wuchtig auf Becken und Felle, das es nur so scheppert und klatscht, der Schlagzeugsound killt heftig. Dave Hill zeigt sich spielfreudig bis zum Dorthinaus geht immer wieder nahe zum Bühnenrand, gibt beeindruckende Kostproben seines Könnens, post gekonnt stilvoll, beständig ein Lächeln auf den Lippen mit seinem Bandleader Mal McNulty und Basser John Berry um die Wette, während das Publikum total austickt, beständig oft von den Musikern zum Beifall geben aufgefordert, völlig aus sich herausgeht. Zahlreich werden Hände im Takt erhoben. Angefangen vom Jugendlichen über die mittleren Jahrgänge bis zum ergrauten Semester ist Altersgenerationsmäßig in Ziegenhain fast so ziemlich alles vertreten. Ja! Das ist handgemachte Rockmusik vom Feinsten, die jede Menge Rhythums, Beat, Rockvibes, Glamflair und Blueseinschlag bis zur äußersten Kante besitzt.
Das Schlußtriple bringt nocheinmal das gesamte Publikum auf Touren sprich zum Abgehen: Etwa 15 Minuten vor Schluß haben sich überraschend einige Lücken vor der Bühne gebildet, was dem bis zum Ende ausharrenden Publikum latte ist. Akustisch eingeläutet, wird der Ohrwurm„My Oh My“ der größte Singlehit der Bandgeschichte aus dem Koffer gezogen. Das Stück löst pure Emotionen in Serie aus. Gitarrist Dave Hill hält mehrfach ein speziell mit optischem Seitenarm für die Fanschar angelegtes Mikro ins Publikum, zum Mitsingen des bekannten Textrefrains, dessen Silbe so ziemlich jeder Slade-Fan auswendig kennt . „Cum' on' feel the Noize“ erinnert daran, wie intensiv wuchtig kerniger Hardrock sein kann. Um den Stimmungsreigen gemütlich relaxend ausklingen zu lassen, beendet der Weihnachtsparty-Gassenhauer „Merry X-Maß Everybody“ ein absolut hörens- und sehenswürdiges Gastspiel, (wobei alle Musiker Weihnachtsmütze tragen),das eine großartig aufschlagende Glamrock-Urlegende in bestechender Form präsentierte. Gegen 23:45 ist Ende-Gelände, Schicht im Schacht. Meine im Vorfeld gehegte Ahnung hat sich bestätigt. So kernig rotzrockig, fröhlich, laut, knackig, punktgenau und hart, wie die seit über 40jahren aktiv im Rockgeschäft mitmischenden Engländer SLADE müssen Bands heutzutage erst einmal rocken. Es war ein wirklich faszinierendes Erlebnis, dieser großen bis heute zeitlosen Glam-Rocklegende beizuwohnen. Abschließend bleibt folgendes Fazit übrig: - Die Schwalm hat amtlich gerockt!
Festivalnachwort
Dem Veranstalter sei noch einmal für ein tolles Kleinevent gedankt. Preise für Essen- und Getränke waren ok. Die Security bekam alles gut in den Griff, unsere Fahrt nach Ziegenhain hat sich gelohnt.
Fotos: Michael Toscher