GERMAN SWORDBROTHERS FESTIVAL III - Lünen, Lukaz
Festival vom 08.03.14
mit ATLANTEAN KODEX, WARRANT, KING LEORIC, METAL WITCH u. a.
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GERMAN SWORDBROTHERS FESTIVAL
Das German Swordbrothers findet am heutigen Samstag zum dritten Jahr in Folge statt und lockt mit einem oldschoolmetallischen Line-Up, zu dem Bands und Fans aus allen Regionen Deutschlands anreisen. Auch ich kann zu dem hochkarätigem Billing trotz weiter Anreise aus Süddeutschland nicht nein sagen.
In Dortmund angekommen treffe ich mich mit einem Freund, um gemeinsam zu dem Konzert zu gehen. Da wir uns im McCafé am Hauptbahnhof mit Essbarem versorgen und verquatschten, brechen wir später als ursprünglich geplant nach Lünen auf. So verpassen wir leider die ersten beiden Bands PROWLER aus Sachsen und WE ARE LEGEND aus dem Schwabenländle. Laut der Aussage eines Bekannten haben die Bands gute Auftritte hingelegt und der reißende Absatz an Tonträgern besonders beim Opener PROWLER spricht für sich. Zur zweiten Hälfte von METAL WITCH trudeln wir schließlich ein und bekommen einen energischen Gig einer spielfreudigen Band zu sehen, deren Elan sich auf das Publikum überträgt und dieses mitzureißen weiß. In der vorderen Hälfte der Halle ist kollektives Headbangen angesagt. Die ursprünglich 1985 gegründete und 1997 wiedervereinigte Schleswig-Holsteiner Truppe spielt klassischen 80er-Heavy-Metal nach dem Reinheitsgebot und überzeugt mit Songs von ihrem bisher einzigen Album „Risen From The Grave“ und dem 2002 erschienenen „Ready To Burn“ Demo. Als Rausschmeißer wird die Bandhymne „Metal Witch“ gespielt.
Ebenso traditionsmetallisch geht es nach einer Umbaupause mit KING LEORIC weiter. Die Wolfenbüttler starten mit ihrer Bandhymne „King Leoric is Rising“ in ihren Set. Während die Fans vorne in der ersten und zweiten Reihe die Band von Beginn an abfeiern, füllt sich der hintere Teil der Halle im Laufe des Auftritts. Die Band ist gut aufgelegt und reißt in ihren Ansagen jede Menge Schoten. So wird in der Ansage zum neuen Song „Downstairs“ein neues Album, in Anspielung auf die lange Wartezeit für den aktuellen Langspieler, für 2020 angekündigt. Insgesamt wird eine gute Mischung von Songs aller Bandphasen ins Publikum abgefeuert. Die Hymne „Gods Of Metal“, bei der ein paar Fans aus der ersten Reihe die Bühne entern, rundet einen klasse Auftritt ab. Die darauffolgende Pause wird zur Stärkung an der Getränkebar und der Unterhaltung mit sympathischen Leuten genutzt.
Als nächstes stehen die alteingesessenen Teutonenthrasher WARRANT (nicht zu verwechseln mit den amerikanischen Glam-Rockern) aus Düsseldorf auf dem Programm. Schon nach dem zweiten Song „Bang That Head“ entern begeisterte Fans die Bühne. Bei „Nuns Have No Fun“ (kein Mercyful Fate Cover) bildet sich gar ein Moshpit. Diesen Song widmet die Band einem Fan aus den Vereinigten Staaten, der eine Zeit lang obdachlos war. Er besaß einen Kassettenrecorder, über den unter anderem oft dieses Stück gespielt wurde. Durch die Musik wurde er am Leben gehalten. Frontmann Jörg Juraschek kündigt zum neuem Song „You Burn In Hell“ ein neues Album an. Bei der Zugabe „The Enforcer“singen sich die direkt vor der Bühne stehenden die Seele aus dem Leib. Ein großer Teil des Publikums spart sich jedoch seine Kraft für den bevorstehenden Auftritt von Atlantean Kodex auf.
Da wir den Headliner des heutigen Abends aus nächster Nähe sehen wollen, stellen wir uns bereits während des Soundchecks in der ersten Reihe auf. Links neben uns stehen ein paar nette Sauerländer, die ebenfalls wegen ATLANTEAN KODEX angereist sind und dem Auftritt entgegen fiebern. Als die Bayern schließlich mit „Enthroned In Clouds And Fire“ in ihren Set starten, liegt schlagartig eine mystische Stimmung in der Luft. Drei Bandmitglieder tragen heute Powervice-Shirts, um an den kürzlich verstorbenen Powervice- und „The Devil's Blood“-Gründer Selim Lemouchi zuerinnern. Das ist eine respektable Geste von Musikern für einen verstorben Kollegen, auch wenn dieser nicht unumstritten war. Obwohl Sänger Markus Becker durch eine Erkältung angeschlagen ist, singt er genauso großartig wie auf Platte. Nach dem epischen Pnakotic-Demosong „From Shores Forsaken“ ertönt dasfanfarenhafte „Sol Invictus“, das vom Publikum lautstark mitgesungen wird. Die Band ist gut gelaunt und wirkt sehr spielfreudig. Das Publikum reckt die Fäuste im Takt und schüttelt die Mähnen bei den schnelleren Passagen. Besonders die ersten Reihen sind sehr textsicher und fressen der Band aus der Hand. O-Ton von Markus Becker: „Ein paar von euch können ja die Texte besserals ich!“ Auch weitere epische Stücke wie „Heresiarch“ und „Twelve Stars And An Azure Gown“werden aus vielen Kehlen mitgesungen, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Gitarrenfraktion lässt sich von der Stimmung im Publikum mitreißen und Bandleader Manuel Trummer wechselt häufiger die Position. Bei den doomigeren Stücken des ersten Albums à la „Pilgrim“ ist die Stimmung im Saal zwar ruhiger, aber nicht weniger intensiv.
Alles in Allem wird eine gute Mischung beider Studioalben gespielt und auch das Demo findet in der Setlist seine Beachtung. Mit der Bandhymne „The Atlantean Kodex“ endet der reguläre Teil des Sets.Ein angeheiterter Fan holt während des Songs weitere Kodex-Anhänger auf die Bühne, um gemeinsam zu headbangen, - zum Ärger des Rhythmusgitarristen und zur Belustigung der anderen Bandmitglieder. Nach tosendem Applaus und lautstarken Zugaberufen kommt die Band erneut auf die Bühne, um „Lucifer's Hammer“ von Warlord zum Besten zu geben. Das an vorheriger Stelle in der Setlist ausgelassene Epos „Temple Of Katholic Magic“ schließt einen grandiosen Auftritt ab. Atlantean Kodex verabschieden sich unter lautstarkem Beifall endgültig von ihren Fans.
Insgesamt war es ein gut organisiertes, gemütliches und stressfreies Hallenfestival. Die Merchandise- und Getränkepreise waren in Ordnung, nur die Auswahl an Gerstensaftgetränken ist für Nicht-Pils-Trinker recht dürftig und somit leider ungeeignet. Besonderer Dank gilt den Organisatoren Christian Ernsting und Volker Raabe für die gelungene Bandauswahl.
Bericht und Fotos: Melissa Hart