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BRO-FEST 2 - Newcastle (UK) University Northumbria, Students Union

Festival vom 28.02.–03.03.14
mit: BATTLEAXE, JAGUAR, HOLLOW GROUND, FAST KUTZ, BLITZKRIEG, VARDIS, CAULDRON, SOLDIER, DAMASCUS…

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BRO-FEST

 Donnerstag, 27.02.14

Nachdem wir unseren Flug im Reisebüro in Würzburg buchten, konnten meine Freundin und ich uns auf ein cremiges NWOBHM lastiges Wochenende freuen. England war ein lang ersehnter Wunsch unsererseits, der sich nun erfüllte. Newcastle liegt in Nordengland, doch bis dahin zu kommen, mussten wir auf dem Flughafen in Frankfurt abfliegen mit Zwischenstopp in Paris. Wir treffen uns in Frankfurt und checken um 17:00 ein.

Paris bei Nacht bietet einen traumhaften Anblick. Zahlreiche Lichter der Gesamten Stadt wirken wie ein Kilometerlanges Netz, bestehend aus Endlosketten leuchtend oranger Fäden.

Kurz vor Mitternacht endlich auf dem Flughafen von Newcastle angekommen, nehmen wir uns ein Taxi und checken anschließend völlig übermüdet in unser Hotel, das Rooms Inn ,ein. Es liegt sehr gemütlich und bietet für den günstigen Preis ausreichend Komfort. Die freundliche Hotelchefin weist uns in alles ein, auch das Personal ist uns wohl gesonnen. Kaum im Zimmer angekommen, wird ausgepackt, das Zimmer geprüft und gleich darauf Schlafen gelegt. Duschen und Haare waschen tun wir am nächsten Tag.

Festivaleinlass beim ersten, zugleich kürzesten Tag des BroFest ist um 17:00 Uhr nachmittags. Bis dahin bleibt noch ein wenig Zeit, Vorbereitungen zu treffen, die Stadt näher zu erkunden und sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Nach einem längeren Spaziergang sind Melissa und ich schon etwas mit der Umgegend vertraut, doch wir stellen ebenso fest, das Newcastle keine wirklich leicht, stattdessen verschachtelt zu durchquerende Stadt ist.

Ungeachtet dessen fallen auch die zahlreich vorhandenen Altgebäude ins Auge, der gut erhaltene sich auf ein weites Gebiet innerhalb der Kernstadt bis fast in den Stadtrandbereich Newcastles ausdehnende Palast von König Georg IV, wirkt allein schon wie ein Museum. Zahlreiche Pubs, Motorradhändler, kleinere Supermärkte, Kirchen, Monumente und Häuser, denen man aufgrund ihrer Optik die damit verbundene Geschichte ansieht, gibt es zu Hauf. Enge Seitengassen und langgezogen breite Hauptstraßen, Kreuzungen alles wie zu Hause. Die Leute sind, wie sich sehr oft herausstellt, überwiegend hilfsbereit, freundlich, überall wo man hinkommt, werden die Türen aufgehalten, vieles wirkt romantisch antiquiert, anderes hingegen top modern.

Die Preise für Lebensmittel sind in England bei weitem nicht so überteuert hoch, wie hierzulande, die Auswahl ähnelt der unsrigen, viele Produkte, die wir aus Deutschland kennen, gibt es auch in England, andere wiederum gibt es speziell nur dort. Diverse Schokoladensorten (Mars, Milky Way, Kinder-Schokolade, Maltesers etc.) sind bekannt. Coca Cola ebenso, ein Müsli-Riegel namens „Alpen“ heißt nur anders, schmeckt kaum anders als bei uns ein gewisser Klassiker namens „Corny“. Kartoffelchips, Salzstangen und andere Snacks sind reichlich vertreten, ebenso Wurst und Käse in Scheiben geschnitten. Kaffee und Tee findet man beinahe an jeder Straßenecke und die vielen direkt nebeneinander  liegenden Motorradgeschäfte der Innenstadt haben alles, was Motorradfahrer brauchen, Motorräder, Lederhose und Jacke, Helm, Lendenschurz, Stiefel usw., und laden auch noch zum gemütlichen Stelldichein für die ortsansässigen Bikerclubs. Ein Geschäft verkauft sogar Musik DVD’s, Filme und Musikinstrumente! Beim Orangensaft sollte man schon aufpassen, der Süßstoff darin lässt uns davon Abstand nehmen ihn dort zu kaufen, dafür decken wir uns mit einem Sechserträger Mineralwasser zum sehr niedrigen Einkaufspreis kostengünstig ein.

Für die vielleicht größte Überraschung, noch ehe das Festival steigt, sorgt der hellste Stern unserer Galaxie, die Sonne. Vom berühmt berüchtigten englischen Regenwetter keine Spur! Zwar ist es gegen Mittag ein wenig bewölkt, doch im Laufe des Tages klart der Himmel sich weiter auf. Die Sonne scheint, das schöne Wetter lädt regelrecht zum Spazierengehen ein.   Das erste, was uns auf unserem Spaziergang begegnet ist eine massive, gut erhaltene, sämtliche Hausdächer überragende Kirche gebaut die schon rein optisch das Augenmerk beschäftigend, zum Hingucker wird.

Alte Häuser, Monumente, historische Stätten, geschichtsträchtige Orte, diverse Sehenswürdig-keiten, öffentliche Parks und geheimnisvoll mystische Plätze, (wir entdecken u. a. einen alten, mit Moosgeflecht überzogenen, stark verwitterten Friedhof), sind in Newcastle zur Genüge vorhanden.

Im  ‚Rooms Inn’ besorgen wir uns zunächst einen übersichtlichen Stadtplan, worauf alle wichtigen Straßen, Sehenswürdigkeiten, Parks und sonstigen Anlaufpunkte verzeichnet sind.

BRO-FEST, Freitag, 28.02.14

Heavy Metal Heiligtümer, Krieger, Schlachtaxt und Faust

Bevor wir mit dem BRO-FEST beginnen, müssen wir gestehen, über kurzfristig bekannt gegebenen Absagen von PAGAN ALTAR,RITUAL, DARKHEART, und TRAPPAZAT, schon ein wenig enttäuscht gewesen zu sein. Nun ja, vielleicht klappt’s ein andermal, ansonsten freuen wir uns auf ein tolles Festival und sehen den Dingen die Kommen werden, mit Spannung entgegen.

Freitag   Samstag   Sonntag  
Einlass 17:00 Einlass 11:00 Einlass 12:00
Toledo Steel 17:40 – 18:20 Ascalon 12:00 – 12:40 Evil Blood 13:00 – 13:40
Volture 18:40 – 19:20 Witchtower 13:00 – 13:40 Eliminator 14:00 – 14:40
Warrior 19:40 – 20:20 Dark Forest 14:00 -  14:40 Soldier 15:00 – 15:40
Battleaxe 20:40 – 21:40 Ruler 15:00 – 15:40 Bashful Alley 16:00 – 16:40
Fist 22:00 – 23:00 Berlyn 16:00 – 16:40 Spartan Warrior 17:00 – 17:40
    Sparta 17:00 – 17:40 Atomkraft 18:00 – 18:40
    Damascus 18:00 – 18:40 Blitzkrieg 19:00 – 19:40
    Hollow Ground 19:00 – 19:40 Cauldron 20:00 – 20:40
    Truffle 20:00 – 20:40 Jaguar 21:00 – 21:40
    Gaskin 21:00 – 21:40 Vardis 22:00 – 23:00
    Fast Kutz 22:00 – 23:00    

 

Am Einlass angekommen, stellen wir fest: Der Preis für’s direkt an der Abendkasse gekaufte Festivalticket beträgt etwas mehr als gedacht, 35 Pfund. Im Vorverkauf erhält man das volle drei-Tages-Ticket gleich 10 Pfund günstiger. 26 Bands über drei Tage auf ein Wochenende verteilt. Der Preis für die Tagesticktes beträgt für Freitag 10 Pfund, für Samstag und Sonntag jeweils 15 Pfund. Vor dem Eingang tummelt sich schon unübersehbar ein recht bunt gemischtes Metallervolk. Zur Location: Die ist angenehm übersichtlich, angenehm beheizt, bietet ordentlich Platz und sogar einen Auf modernsten Wohnraumkomfort getrimmten Chillraum, wie ihn sich andere Universitäten nur allzu gern wünschten. Eine für solche Anlässe erforderliche Garderobe ist ebenfalls vorhanden.

Die britischen Newcomer TOLEDO STEEL und die Kanadier VOLTURE gehen uns aufgrund zeitlicher Verzögerung, da wir noch sehr müde und geschlaucht vom anstrengenden Vortag sind (allein die Anreise kostete enorm viel Kraft), bedauerlicherweise vollständig durch die Lappen.

Laut Augen- und Ohrenzeugen haben beide Bands überzeugende Gigs gespielt. Da ich letztere Band bereits auf dem Keep It True live gesehen habe und mir deren Musik gefällt, decke ich mich mit einem Volture-Shirt ein. Weil wir gern starke Newcomer unterstützen, und hier die Gelegenheit bekommen, uns ein Perlchen besonderer Art zum kleinen Preis zu sichern, sind zwei Toledo Steel Demos fällig. - Ein beachtenswertes Quintett das schon im Vorfeld kräftig Eindruck hinterließ!

In der Haupthalle mit Bühne ist es angenehm warm. An jedem Festivaltag wird wechselndes Bandmerchandise angeboten, es besteht die Möglichkeit, zum Teil echte Raritäten direkt von der Quelle zu erstehen, wie man sie nur selten bekommt. Die Angebotspalette erhältlicher Artikel erstreckt sich von diversen Tonträgern - CD’s/LP’s, DVD’s vereinzelt auch Tapes (!) über Merchandiseartikel T-Shirts, Girlies, Anstecker, Buttons, Bücher, Patches und noch so einiges mehr. Bei passender Gelegenheit ist es möglich,sich von einem eventuell auch mehreren Musikern signieren zu lassen, ohne in einer unüberschaubaren Warteschlange stehend zu verharren.

Wohin das Auge reicht: Nietengürtel, Kuttenträger/innen, Lederjacke, Holzfällerhemd, Turnschuhe Spandexhosen und anderes, was den Heavy Metal seit den frühen Anfängen prägte und bis heute unverzichtbar dazu gehört. Zwischen den Fans finden angeregte Gespräche Statt. Insider sind hier größtenteils komplett unter sich, vom klassischen NWOBHM bis Oldshool-Blackthrash ist alles wichtige vertreten. Eine vorzüglich ausgestattete Getränkebar mit reichhaltigem Angebot von klassischen Biersorten, Cola, Fanta, Wasser bis über Fruchtsäfte, Apfelwein und einer Auswahl diverser Spirituosen ist ebenfalls eingereichtet, die fanfreundlichen Getränkepreise geben keinen Anlass zur Kritik. Wir begeben uns nach vorn, zur Bühne. Der unübersehbar im Hintergrund prangende Union-Jack (= Nationalflagge des Vereinigten Königreichs) zeigt an: WARRIOR sind gleich dran!

WARRIOR

Schon die ersten laut durch den Raum hallenden Klänge zeigen, dass wir uns auf diesem kleinen, speziell nur für echtes N.W.O.B.H.M.-Insiderfanklientel geeichten Festival ungemein wohl fühlen!

Die Band aus Newcastle mit drei Veröffentlichungen zugleich die produktivste der „Krieger-Formationen“ in den 80ern, (nicht die WARRIOR aus Essex,  ebenso wenig die amerikanischen Kollegen gleichen Nahmens) haben sich im Rahmen des Bro-Fest speziell wiedervereinigt und vom krachenden Hardrock über epische Stücke bis zum schnellen Headbanger alles am Start, wofür wir Fans unseren geliebten N.W.O.B.H.M. über alles schätzen. Zwar ist die Universitätshalle nicht übermäßig mit Leuten gefüllt, doch ändert sich dies zunehmend im Laufe des Abends. Nicht nur der phasenweise extrem durchscheinende High-Pitched Gesangsstil wirft phasenweise vereinzelt gewisse Parallelen  zur schwedischen Undergroundkultband OVERDRIVE auf. Genauso urig langgezogen, wehmütig hoch fast an selbiger Tonlage kommt der aktuelle WARRIOR-Shouter

Eddi Smith Halliday mit seinen High Pitched Screams. Der Gitarrensound besitzt herrliche Kanten und  wunderschön sägenden Drive, wobei SAXON und TOKIO BLADE-Färbung im Sound von WARRIOR auszumachen ist. Der Fünfer sorgt mit knackigem Heavy Rock für einen Auftakt nach Maß, die Leute gehen bereits nach kurzer fünf Minuten „Schnupperphase“ recht eifrig mit. „Stab You in the Back“, “Breakout”,  „Dragonslayer“ und „Flying High“ wecken sogleich den Tiger in uns. Gegen Ende des WARRIOR-Sets treffen auch zunehmend mehr Leute in der Northumbria Universität (Students-Union) ein. Der Namengebende Titeltrack „Warrior“ beendet viel zu früh den cremigen Gig. Melissa und ich stellen fest: Hey, wir sind im Festivalmodus angekommen!

BATTLEAXE

sind, wie sich gleich binnen fünf Minuten herausstellt, bis zur letzten Faser motiviert und geben sogleich mächtig Vollgas! Heavy Metal Hymnen wie  „Ready to Deliver“,  „Dirty Rocker“ oder

„Power from the Universe“ zünden prächtig. Neue Songs wie „Hail to the King“ (vom aktuellen Release „Heavy Metal Sanctuary“) können auch den Klassikern mühelos das Wasser reichen. Über dies verfügt man mit Dave King über einen ausgezeichneten Fronter der Extraklasse verfügt, der ein mörderisch raues, zwischen Biff Byford und Udo Dirkschneider gelegenes,exakt zur Mucke passendes Organ besitzt. Fäuste reckend feuert er permanent das Publikum an und glänzt nebenbei noch durch coole Ansagen. Mit solchen Trümpfen kann man eigentlich nur gewinnen! Das teilweise stark von alten SAXON zu The Power and the Glory-Zeiten (1983) geprägte Material bringt die Meute im Saal vollständig  zum kollektiven Austicken, während bei neuweren Stücken ein starker Accept Einschlag auszumachen ist. Bei BATTLEAXE lebt und blüht der wahre Heavy Metal Underground, mit all seinem unvergleichlichen Spirit. Der einsame Immortal-Fan, dessen Augen sich trübe im Halbschlaf nach unten zu Boden richten, wirkt irgendwie fehl am Platze. Wie kann man mit einer solch endgeilen Bühnenperformance inklusive regelrecht alles mit sich reißender Superstimmung bloß überhaupt nichts anzufangen wissen? Keine Ahnung. Was spielt es auch schon für eine Rolle? „Burn this Town, Burn this Town, Burn this Town, Burn it to the Ground!!!” Der Vierzeilige Refrain der BATTLEAXE-Kulthymnewird von der in über schäumende Begeisterung verfallenden Fanschaar im Saal inbrünstig aus voller Kehle bis zum letzten Ton mitgesungen undverfolgt uns danach minutenlang in Gedanken laut donnernd in den Ohren hallend…Was für ein endgeiler Gig, sämtliche Zweifler mit Ansage in die Schranken weisend!

Melissa und ich sind hellauf begeistert vom bärenstarken Gig. BATTLEAXE rocken 60 Minuten am Stück Live wie Hölle, - die ultimative, alles an die Wand bretternde Macht. Original-Ton meiner Freundin: „Allein dafür hat sich die weite Anreise gelohnt!“ 100 % treffsichere Aussage, an der es nicht den geringsten Widerspruch gibt!

FIST

Bekommen als letzter Act des Freitag Abends, eine Stunde reiner Spielzeit zur Verfügung gestellt. 1978 gegründet zunächst unter dem Namen AXE firmierend, wurde dieser in FIST umbenannt. Die Band war in der Zeitspanne von 1979 – 1984 unter besagtem Namen aktiv, war dann lange Zeit aufgelöst,ehe man sich im Jahre 2001 wieder vereinigte. Sie bekommen den lautesten Sound des Festivalst und bauen auf eine kleine, umso fester auf sie eingeschworene lautstark skandierende Anhängerschaft, sodass das sich der Saal schnell füllt. Bei diesem Bild bleibt es nicht allzu lange, denn viele die mit dem stark Blues geprägt orientierten Hardrock nichts anzufangen wissen, zieht es binnen weniger Minuten trotz ansprechender Livedarbietung der Band nach draußen zum Rauchen,gepflegten Smalltalk oder zum Chillen in den Aufenthaltsraum. Da mir die Band schon auf Tonträger nur teiweise gefallen hat, bleibt meine Faust bleibt heute demonstrativ unten. Meine Freundin ist ebenfalls nur teilweise angetan, obwohl sich die Band redlich auf der Bühne müht, was man ihr fairerweise zugestehen muss. FIST mögen handwerlich gut sein, das steht für uns nach einigen Minuten außer Frage, aber sich permanent sich wiederholende Songstrukturen sind nicht unbedingt eines jeden Sache. Der Status, den diese Band genießt, bleibt für uns ein Rätsel. Dem kleinen Grüppchen Spanier auf der linken Seite und einigen treu ergebenen Bandsupportern hingegen gefällt’s. FIST-Knaller wie „S. S. Giro“, „Dog Soldier“, „You’ll Never Get Me Up in One of Those“, der über sieben-Minütige Bluesrock-Riemen „Lost and Found“ sowie das immer wieder zeitlose “Name, Rank and Serial Number” können beim verbliebenen Fanklientel kräftig punkten, während ein Großteil der Leute die ganze Zeit nur staunend den Blick gen Bühne richtend, keine Regung zeigt. Im Gesamtrückblick hinterlässt der FIST-Auftritt einen sehr zwiespältigen Eindruck, obwohl man diese spieltechnisch zweifellos ansprechende, heute zu den betagteren N.W.O.B.H.M.-Formationen gehörende Band immerhin zumindest auch schon einmal live gesehen haben sollte.   

Nach dem FIST zum Ende gelangt sind, kehren wir noch ins Habanita ein, wo noch ein wenig gemeinsam in lockerer Runde geplauscht wird, allerdings nervt die im Hintergrund laufende Technobeschallung in der Studentenkneipe auf Dauer gesehen, immens! Zeit-weilig zieht’s mich raus, an die Frische Luft, während sich meine Freundin angeregt mit einer Gruppe Briten unterhält.

VORTEX-Klampfer Diego gesellt sich zu mir. Ein waschechter Kuttenmaniac, in erster Linie Fan geblieben und nebenbei auch noch ein sehr umgänglich freundliche Zeitgenosse. Wir führen eine lockere Unterhaltung, danach bestätigt sich, das trendfreier Heavy Metal aus dem Land der Kakteen u. a. (SPLIT HEAVEN) auch in Europa sehr angesagt, eine recht ergiebige Fanbasis hat. Danach verabschieden wir uns von Holly und Sebastian und begeben uns in Gedanken versunken zurück ins Hotel. Auf dem Weg dorthin wird’s richtig abenteuerlich. Fast die gesamte Stadt ist auf den Beinen.

Wo immer man auch hinschaut, überall sind Massen gruppenweise stockbesoffener Menschen auf der Straße unterwegs, die in schrillen ,teilweise nicht immer zur jeweilig erforderlichen Figur passenden (mitunter teils urkomisch wirkenden Outfits) gröhlend und lallend über die Straße laufen oder im puren Vollrausch befindlich den Weg kreuzen. Discotheken, Kneipen, Nachtbars oder irgendwelche im Dämmerlicht versinkenden Wirtshäuser finden sich an jeder Straßenecke. Taxen, Ambulanz und Polizei sind permanent im Dauereinsatz. In Newcastle wird die Nacht zum Tag. So viele Menschen, die am Wochenende unterwegs zu irgendeiner Veranstaltung sind, sieht man selbst hierzulande häufig nicht. Was für uns ungewöhnlich erscheint, ist in Newcastle am Wochenende völlige Normalität. Kein Wunder, das überall an und um jede(r) Häuserecke wartende Taxen bereit stehen. Nicht zu vergessen zahlreiche Pizzerias, Pubs und Lokalitäten, wo man etwas isst oder trinkt, die lange bis in die Nacht (möglicherweise sogar bis zum nächsten Morgen) geöffnet haben!

BRO-FEST, Samstag, 01.03.14

Spartaner auf dem Heiligen Boden von Damaskus

Gegen Mittag aufbrechend, erwartet uns erneut heiter Sonnenschein, doch das Chaos lässt nicht lange auf sich warten. Ausgelöst durch einen recht unkundigen der Ortskenntnis fremden Taxifahrer und eine zu verallgemeinerte Beschreibung: Students-Union allein ist kein weiter helfender Begriff, um zu beschreiben, wo wir hinwollen. Prompt passiert ein Missgeschick, das wir lieber vermieden hätten: Der Taxifahrer setzt uns tatsächlich am anderen Ende der falschen Universität (Newcastle-University) ab. Wir gehen die King’s Road entlang, suchen hände ringend verzweifelt die Students Union und stellen fest: Sie ist nicht dort, wo sie sein müsste! Bis uns plötzlich klar wird, dass wir ja zur Northumbria-Universität fahren müssen! Jetzt aber hurtig. Dort angekommen, haben wir bereits einen Teil der Bands verpasst, womit unsere Stimmung nun schon ein wenig in den Keller sinkt.

Immerhin war der Besuch im Quilliams Brothers Tee-Haus kein schlechter. Statt Kaffee bekomme ich glatt eine Tasse schwarzen Tee zum Kuchen serviert, nehme es gelassen und merke, das mir der im Vergleich zu herkömmlichem bitterem Schwarzen Tee überraschend sanfte Genuss dieser Spezialität aus dem Hause Quilliam-Brüder mundet. Nach einer guten Stunde Aufenthalt, in deren Rahmen sich meine Freundin zwei Teesorten kauft, die hierzulande selten sind (Grüner Tee mit Banane und Erdbeere/Pfeffer) und dem obligatorischen Eintrag ins Gästebuch der von einem Studententeam ausgezeichnet bewirteten Location wird’s allmählich Zeit zum Aufbruch, - es wird höchste Eisenbahn, wenn wir zumindest ab SPARTA noch etwas vom Programm haben wollen. In Gedanken rattert der Festival-Express bereits laut und heftig, d. h. wir müssen uns mächtig sputen!

Wieder in der richtigen Students Union angekommen, verquatschen wir uns gewaltig mit anderen Besuchern, als die Musiker von CAULDRON um die Ecke kommen und uns fragen, ob wir ein wenig Tabak für sie hätten. Diesbezüglich können wir nicht weiterhelfen, da waren die überaus Sympathischen Jungs bei uns an der falschen Adresse. Die Band ist an allen drei Tagen anwesend, um ihre Vorbilder der N.W.O.B.H.M. zu bestaunen.Wie daraus zu ersehen ist, sind auch Musiker tief im Herzen immer noch eines: in erster Line Fans. Genau das ist es, was am allermeisten zählt!  

SPARTA

Gerade rechtzeitig kurz vor dem Auftritt am Ziel eintreffend, werden einige Unterhaltungen geführt, wobei wir uns auch ein wenig verquatschen, weil SPARTA (1979 gegründet, bis 1990 mehr oder weniger vor sich hindümpelnd), seit 2014 frisch ausgegraben wieder aktiv bereits auf der Bühne stehen, während wir dabei vor lauter Gesprächsfluss überhaupt nicht so recht merken, wie die Zeit vergeht. Shit Happens! Dem zufolge muss der SPARTA-Gig einer gepflegten Völkerverständigung weichen. SPARTA werden künftig wohl verstärkt unterwegs sein, weshalb die Chancen gut stehen, den versäumten Gig vom BroFest um der Ehre genüge zu tun, bei passender Gelegenheit irgendwie nachzuholen. Über die kostenlos angebotenen SPARTA-Buttons am Stand freuen wir uns, eine tolle Aktion. Die nächst folgende Combo ist für uns ein völlig unverzichtbares Muss: DAMASCUS!

DAMASCUS

gehen sogleich mit dem fulimanten Opener „Open your Eyes“ - von einem accapella Preludium von Sänger Billy Downs eingeläutet - prächtig rockend in die Vollen. Der erdig trockene Hardrock Sound NWOBHM-Vierers  frisst sich unwiderstehlich in die Gehörgänge. Wer über wenig, dafür umso hochkarätigeres Material vom Typus „Looking for Daylight“, „Midnight Train“ und „Cold Horizon“ verfügt, kann eigentlich nicht viel falsch machen, zumal die 40 Minuten Spielzeit genau den passenden Rahmen bilden, den Bands, die bisher kaum über ihr Debüt hinaus kamen, im Allgemeinen benötigen. Was auch immer gebracht wird, DAMASCUS rocken urig und groovend. Selbst ein melancholisch verträumt geerdetes Stück wie „Another Rainy Day“ wird von den Fans dankbar angenommen und „Women in Black“ beendet als famoser Schlußburner einen wirklich phantastischen Auftritt. DAMASCUS gehören vor zahlenmäßig reduzierten, umso stürmischer mitgehenden Insiderpublikum, das alle Songs in und auswendig kennt, zu den Highlights dieses hoffentlich auch nächstes Jahr wieder mit einem prickelnden Billing aufwartenden Festivals!

Danach besorge ich mir dringend meine lange gesuchte, erstmals offiziell über High Roller Records erhältliche DAMASCUS-LP „Cold Horizon“ und bekomme nach dem Auftritt direkt am Stand noch Zeit für eine Kurzsession mit einem Foto plus exklusiver Autogrammwidmung auf LP mit Fronter Billy Downs. Super! Ein umso wertvollerer Lichtblick eines anfangs verkorkst startenden Tages.  

HOLLOW GROUND

Für die nächste als faustdick zu bezeichnende Überraschung sorgen die 1979 gegündeten und zwischenzeitlich aufgelösten HOLLOW GROUND, deren rare 4-Track „Warlord’ EP sehr gesucht ist. Diesen Vierer hatte ich definitiv nicht so stark eingeschätzt. Die Band fährt ein richtig steil gehendes Brett, vor allem Gitarrist Martin Metcalf steigert sich quirlig über die Bühne rennend in traumhafter Pose meisterhaft filigran riffend und solierend, immer weiter in den Set und entpuppt sich als eigene Liga für sich. Wahnsinn, was der Mann an seiner Klampfe leistet. Das ist ein Vollblutgittarist, der sein Instrument in und auswendig kennt und es nahezu im Schlaf beherrscht. Raketen wie „Fight with the Devil“, „Flying High“, „Warlord“ “Rock on” , “The Holy One” sowie der vor hartem Drogenkonsum warnende Anti-Heroin-Song “Don’t Chase the Dragon” besitzen ungemein viel Klasse einschließlich eines eigenständigen charakteristischen Stils. Neben fetten Heavy Metal Grooves, wird eine sich regelrecht im Gehör festsetzende Bluesboogie-Kante der bewährten 70er-Schule gefahren. Die superbe Vorstellung von HOLLOW GROUND fesselt nicht nur dauerhaft, sondern reißt auch noch unwiderstehlich mit! Lang anhaltende Zugaberufe und Standing-Ovations eines im Anschluß der Darbietung restlos begeisternden Publikums nach einer bärenstarken Session, die bleibenden Eindruck hinterlässt, sind vollauf berechtigt. Melissa und ich sind ebenfalls begeistert und völlig aus dem Häuschen. Unser Fazit: Die Band haben wir (einmal und nie wieder) sträflich unterschätzt! HOLLOW GROUND haben den Abend gerettet, sich dafür umso verstärkter ins Gedächtnis eingeprägt. Genauso wird’s gemacht. Saustark, - Tolle Band!

Am Merchstand treffen wir SOLDIER-Gitarrist Miles Goodman, einen äußerst sympathischen Hartklangmaniac direkt am Verkaufsstand. Der Klampfer unterhält sich locker mit uns und bietet die SOLDIER-Compilation zum Top-Schnäppchenpreis von 5 Pfund an. Bei der Summe können wir überhaupt nicht „nein“ sagen und nehmen den Silberling dem entsprechend nur allzu gern mit.Wir geben Miles das Versprechen anwesend zu sein, wenn SOLDIER am Sonntag spielen.  

Von TRUFFLE bekommen wir leider nichts mit, dafür sind nach einem längeren Aufenthalt in der Chilling Lounge die 40 Minuten schon wieder viel zu schnell vorüber. Allein die zum gemütlichen herumbummeln einladende Kissensektion in der hintersten Ecke der Uni-Mensa lässt uns reichlich Freiraum zum entspannten Plausch.  Überhaupt ist die sehr gut eingerichtete Mensa mit unglaublich viel Wohncomfort eingerichtet, der keinerlei Wünsche offen lässt. Sofas, Stühle, Tische, eine Kissenecke, reihenweise Rechner an der Wand und ein Drucker sind vorhanden. Der im bunten Teppich-Patchwork-Muster belegte Boden ist allein schon rein für sich genommen, ein Hingucker.

Auf GASKIN verzichten wir und kehren direkt in den Pub „Die Fünf Schwäne“ ein, wo wir in gemütlicher Ruhe unseren Hunger und Durst stillend, ein leckeres Essen plus erfrischendem Fruchtsaftgetränk genehmigen und uns entspannt anderen Themen außerhalb der Musik widmen. Nicht nur von außen, gerade von innen lädt das regelrecht antiquiert wirkende Ambiente des zweistöckig angelegten Gebäudes bei solchen Anlass zum jederzeit angenehm relaxten Sitin ein.

FAST KUTZ

Legen einen überzeugenden Auftritt hin und sorgen für den starken Ausklang eines doch noch geretteten Bro-Fest-Samstags. Der urig eigenständig nahtlos ineinander übergehenden Mischung aus JAGUAR, TOKIO BLADE und JUDAS PRIEST können wir uns erst gar nicht entziehen und stehen pünktlich zum Headbanging Assault vor der Bühne. FAST KUTZ wurde 1986 nach der Hochphase der NWOBHM gegründet und sind dem Großteil des anwesenden Publikums relativ unbekannt; anders lässt sich kaum erklären, das reichlich viele Lücken in der Halle vorhanden sind. Unfassbar, obwohl die Band auf der Bühne eine mitreißende Performance abreißt, von der sich sogar manch gestandener Genre-Topact mal eine ganz dicke Scheibe abschneiden kann! Das kleine Die-Hard-Fanklientel feiert den als BBC Radio Session Line-Up auf der Bühne wirbelnden Fünfer  in allen Belangen ab. Herrlich, wie die Klampfen von Kenny Nicholson und Ian Gillson in diversen Variationen sägen, quietschen und kreischen, und Paul Fowler’s Schlagzeug druckvoll ballert , wärend New Percivals Bass amtlich druckvoll brummt. Frontröhre Keith Davison’s gibt mit seinem kratzig rauem sehr individuell geprägten Organ in unnachahmlicher Manier den Ton an. Treibend schnelles Oldshoolheadbangerfutter in hymnenhaft dargebotenen Gewand vom Schnittmuster „Burnin’“, „Midnight Love“,   „Across the Line“, „Fight to be Free“, “Playin with Fire” oder  “Driving me crazy” (Welch ein Schlußhammer!!!) fordert 60 Minuten volle Leistung vom Körper auf höchstem Energielevel, ehe wir danach restlos bedient den Weg zurück ins Hotel antreten.

Fazit: Top! Wer nicht da war, hat etwas verpasst!

Ein freundlicher Ordner der fleißigen Bro-Fest-Security drückt mir nach dem Gig sogar noch persönlich die FAST KUTZ-Setlist in die Hand und fragt uns, ob das Festival soweit gefallen hat. Und wie! Überhaupt ist auch das Ordnerpersonal auf dem Bro-Fest überaus freundlich und jederzeit hilfsbereit. Auf welchem Festival geschweige denn wo, kommt es in aller Regelmäßigkeit vor, das einem n klassischer Gentleman-Manier die Tür aufgehalten wird? - Service vom allerfeinsten!

Wir stellen zu unserer Freude fest, der überwiegende Teil der englischen Bevölkerung (bis auf ganz wenige Ausnahmen) empfängt uns freundlich und entgegenkommend. Das erleben wir fast überall, ebenso außerhalb vom Bro-Fest. Die Engländer haben unglaublich viel Niveau. Dieser Aspekt wird gerade an ihrem eigenen Stil und einer Reihe damit verbundener Traditionen und Werte in sichtbar, die sie so gewissenhaft und akribisch pflegen, wie die Menschen hierzulande ihren Garten hegen. Da wir der englischen Sprache mächtig sind, fällt auch die Kommunikation oft nicht schwer.

BRO-FEST, Sonntag, 02.03.14  

Wenn spartanische Krieger mit einem Jaguar in den Blitzkrieg ziehen...

Das schöne am Bro-Fest ist: Hier treffen sich Heavy Metal-Fans verschiedenster Nationen aus Finnland, Spanien, Griechenland, Holland, Italien, Mexiko, Deutschland, England, den USA und vielen anderen Ländern. Der kulturelle Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Nationen, die sich näher kommen und eine Gemeinschaft bilden, macht solche Festivals immer zu einem ganz besonderen Highlight, einschließlich des damit verbundenen Urlaubs. Vereinzelt fallen uns von der Meeresküste über die Häuser fliegende Seemöwen auf, deren Geschrei uns daran erinnert, das Newcastle auch ein Stück weit direkt am Meer liegt und neben historischer Altstadt eine verträumt in Gedanken berührende Seefahrerromantik besitzt.

Diesmal sind wir zeitlich passender gegen Frühnachmittag am Ort des Geschehens. Trotzdem gehen uns EVIL BLOOD und ELIMINATOR leider durch die Lappen. Erstere wurden, wie uns gleich von mehreren Seiten zu Ohren kam, von der vor allem wegen erster genannter Band am letzten Tag verstärkt Präsenz zeigenden VENOM/SODOM/CELTIC FROST/SLAYER-Fraktion gebührend abgefeiert. Letztere sind nicht zu verwechseln mit ihren weniger N.W.O.B.H.M. behafteten, iel mehr deutlich auf Traditionsmetal nordamerikanischen Breitengrades schippernden US-Kollegen.

SOLDIER (U.K) .

Ab 15:00 Uhr Nachmittags rocken die von 1979 - 1983 bestehenden, zwischendurch längere Zeit auf Eis gelegten, ab 2002 erneut aus der Taufe gehobenen SOLDIER aus Northampton (England) die Bühne des Brofests. Bedingt durch ihre enorm breit gefächerte Stilvielfalt liegt die Band irgendwo zwischen   übergreifendem 70er Jahre Hardrock und 80er Jahre Heavy Metal Kulturgut. Allein der sämtliche Nackenhaare zu Berge stehen lassende Gesang von Frontröhre Richard Frost verleiht der Musik von SOLDIER etwas Besonderes. Die Band hat ein gutes Dutzend Trümpfe in der Hinterhand und kann mit einer Setlist, die alle Bandphasen berücksichtigt, aufwarten. Alte und neue Gassenhauer geben sich die Klinke in die Hand u. a. „Infantrycide“, „Dogs of War“. Stimmungshöhepunkt ist jedoch das 1982 als Single veröffentlichte „Sheralee“, bei dem die Fans vor der Bühne über weite Strecken den Chorus einsingen. „Man From Berlin“ erweist sich zum Abschluss des Sets als Live-Smasher. Wir sind hin und weg vom Auftritt. Das weckt Erinnerungen!

SOLDIER können sich, wie der Andrang beim Stand zeigt, dank zähen Durchhaltevermögens über zahlreich positive Fanresonanzen freuen. Ein Gesuch unsererseits an die freundlichen Veranstalter: Bitte holt diesen cremigen Trupp nächstes Jahr noch einmal auf’s Bro-Fest!

BASHFUL ALLEY

Im Gegensatz zu den meisten Bands regiert bei der 1980 gegründeten Hardrock-Combo BASHFUL ALLEY Lichfield (Staffordshire) der Bluesboogie und klassische Hardrockgroove von STATUS QUO, der walisischen Formation BUDGIE oder THIN LIZZY. Bis 1984 aktiv dabei, anschließend 30 Jahre lang aufgelöst, hat sich die Band exklusiv für das Brofest wiedervereinigt. Ihr Sound klingt absolut eigenständig, wenngleich des Öfteren bestimmte Anleihen zu gewissen anderen Combos aufblitzen. Gitarrist Tony ‚Bones’ Jones lässt die Axt kreisen, holt feinfühlig zu Werke gehend, alles aus der Sechssaitigen heraus. BASHFUL ALLEY haben Spaß auf der Bühne. Das Trio weiß, noch immer wie man rockt, alle Posen auf der Bühne sind gekonnt einstudiert. „My, My, My“, „Light it up“, „It’s about Time“, sowie die Single Nummer „Running Blind“ wissen ein voll aus sich heraus gehendes Publikum in der kampferprobten Student’s Union zu überzeugen. „She only wants me for my Body” als geforderte Zugabe lässt einen tollen Auftritt würdevoll ausklingen. BASHFUL ALLEY waren ein Erlebnis. Melissa und ich sind froh, das uns diese ganz seltene Perle nicht entging.

SPARTAN WARRIOR

 

 

gehören ebenfalls zu den Bands, die nach fünf Jahren NWOBHM (1980 – 85) und ausgedehnter Abstinenz seit 2006 wieder aktiv sind, obwohl auch 21 Jahre Pause eine richtig lange Zeit sind.

Querverweise zu BLITZKRIEG, JAGUAR, TOKIO BLADE und frühen SAXON, lassen sich kaum von der Hand weisen. Zahlreiche Metalheads geraten zunächst ins Staunen oder schauen bloß zu, während andere sich zu der genialen Fusion zwischen Hardrock und Heavy Metal (inklusive vereinzelt räudiger Speedattacken) regelrecht in einen Rausch bangen. „French Girls“, „Assassin“, „Son of a Bitch“, oder „Last Man Standing“ versetzen das Publikum ordentlich in Bewegung. Dafür sorgt nicht zuletzt der häufig etwas heißer geröhrte Gesang von David Wilkinson. Die Gitarrenfraktion Neil Wilkinson/Daniel Rochester holt alles, was machbar ist, aus den Äxten heraus, fesselnd lange Leadsoli inbegriffen. Tim Morton am Bass und James Charlton hinter Becken und Fellen legen ein mehr als grundsolides Fundament. Im Zuge der gegenwärtig verstärkt um sich greifenden Wiederentdeckungswelle für echtes, nach schwermetallischem Reinheitsgebot gebrauten N.W.O.B.H.M.-Kulturgut bleibt eine als Konsequenz resultierende Folge nicht aus: Die motivierte Band hat Spaß an ihrem Schaffen, was sich entsprechend auf die Stimmung im Publikum überträgt. Immens heavy kommen die zwei finalen Kracher „Stormer“ und „Cold Heartet“ aus den Verstärkern geblasen. Nach dem Auftritt erhalten die Musiker viel positive Fanresonanz. Daran wird ersichtlich, dass eine Reunion durchaus lohnt, sofern man wie das Quintett SPARTAN WARRIOR mit Hingabe, Leidenschaft, Ehrlichkeit und Herzblut bei der Sache ist. - Willkommen zurück!

ATOMKRAFT? Nein Danke! lautete früher einmal in den 80ern das Motto der Grünen bei einer weiträumig Anti-Kernkraftwerk-Kampagne auf deren Plakaten. Das ist aber keineswegs der Grund, warum wir den Protothrasher ATOMKRAFT auslassen. Der Magen knurrt unweigerlich. Es wird Zeit, etwas zu Essen, um ein wenig Kraft zu tanken für das harte, noch am späteren Abend bevor stehende Restprogramm. Schließlich folgen BLITZKRIEG, CAULDRON, JAGUAR und VARDIS hintereinander, das bedeutet 4x Pflicht für uns! Um alle vier Bands komplett hintereinander in Serie mitzunehmen, muss ein Opfer gebracht werden, deshalb verzichten wir heute auf ATOMKRAFT.

Wir begeben uns erneut direkt zum Pub „Die Fünf Schwäne“, um dort gemütlich zu Speisen. Auf dem Weg dorthin setzen kalter Wind und Regen ein, weshalb wir uns für eine zügige Gangart entscheiden. Früher Abend. Im Gasthaus herrscht reger Betrieb. Wir wählen einen günstig gelegen etwas abseits platzierten Ecktisch. Jeder Tisch besitzt eine Nummer, die bei der Bestellung dem Thekenpersonal mitgeteilt wird, ehe das Gericht zu unserem Tisch gebracht und serviert wird. Das Essen schmeckt, die Getränke munden auch, das Personal ist freundlich. Wir genießen ein wenig die Ruhe, uns in andere Gesprächsthemen vertiefend angenehm erholend. Ein Salat vor Blitzkrieg muss noch sein, (unverzichtbarer Bestandteil des Abends!) damit wir effektiv zu Kräften kommen. Den Rückweg zur Universität Northumbria (Student’s Union) in seeliger Laune antretend, freuen wir uns auf:

BLITZKRIEG

Zu Brian Ross und Co. bedarf es keiner ausschweifenden Umschreibungen. Erdig, direkt und in jeder Hinsicht routiniert powert sich die NWOBHM-Undergroundlegende durch ihren Set, wobei erneut kein Wunsch offen bleibt. Brian Ross trifft zeitlich knapp zwei Stunden vor Konzertbeginn mit dem Flieger von einem Deutschland-Gig kommend ein. Trotz derart knapper Ankunft zieht der resolute, zu den besten seines Fachs gehörende BLITZKRIEG-Frontmann sein Ding problemlos durch. „Inferno“ eröffnet den Reigen. Das schleppende „Sahara“, „Dark City“ „Buried Alive“ und die Namensgebende Überhymne „Blitzkrieg“ lassen als Highlights im Schlußdoppelpack den kräftig mit Leuten gefüllten Saal ausnahmslos Headbangen und Toben. BLITZKRIEG haben ihren Job wie so häufig oberamtlich erfüllt. Der Mob geht ehe die Instrumente schweigen, mächtig tobend steil. Zahlreich erhobene Fäuste und Pommesgabeln des massenhaft austickenden Publikums sprechen für sich, lassen keine Fragen offen. 40 Minuten reinster Nostalgie mit Echtheitsgarantie!  

CAULDRON

packen eine fette Schippe New Wave of Canadian Heavy Metal aus, sind jedoch deutlich hardrockiger als ihre Landsleute SKULLFIST unterwegs, wissen überdies mit klassischen Breaks zu Gefallen. An passender Stelle kreist sogar mächtig der Speedknüppel. „Burning Fortune“ und „Nitebreaker“ kommen wie immer gut an, das kanadische Heavy Metal-Trio läuft auf der Bühne zur Hochform auf. Obwohl die Band ein Faible für VENOM und RUSH hat, wie Bassist und Bandsprachrohr Jason beteuert, wird spätestens anhand sämtlicher Riffs und häufig von klassischem Hardrock auf Speedtempo forcierter Geschwindigkeitswechsel deutlich, das der Dreier stilistisch gesehen in einem gewaltigen Meer zahlreicher Einflüsse schwimmt. Das Kanada Trio CAULDRON beteuert, es sei stolz in der Heimatstadt von VENOM aufzutreten, was man dem coolen KANADA-Trio jederzeit ohne es ernsthaft in Frage zu stellen, abnimmt. Ian Chains brennt ein wahres Inferno an der Klampfe ab, der Kerl greift derart intensiv zugleich filigran in die Saiten, das es permanent jault, röhrt und quietscht. Der wie ein Wirbelwind über die Bühne tobende Saitenvirtuose erzeugt immensen Druck auf der Klampfe. Drummer Miles Deck bearbeitet seine Becken und Felle mit soviel Punch, das es ohne Unterlass scheppert und kracht! Bassist Jason Decay bearbeitet sein Langholz mit soviel Fingerfertigkeit, das er jeden einzelnen Akkord mühelos in jeder noch so gewagten Pose hinbekommt sich dabei trotz sämtlicher flotten Bassläufe tatsächlich derart beweglich präsentiert als hätte er ein Dutzend Hummeln im Hintern! Grandios, was den drei sich wild auf der Bühne gebärdenden Kanadiern auf der Bühne gelingt, so viele genial wuchtige Rhythmus- und Tempowechsel denen traumhafte Melodien innewohnen, lösen pausenlos direkt am Stück pures Headbangerfeeling aus. Im genauso ausufernd wild abgehenden Fanpulk gibt’s kein Halten mehr! Anfeuernde CAULDRON-Rufe, Sprechchöre und Fans, die ihre Faves kennen. „All Or Nothing“ vom Burning Fortune-Album setzt wie immer ein Highlight. Der am Ende zum VENOM-Cover „Die Hard“ auf die Bühne zitierte Original VENOM-Klampfer Mantas ist fast nicht wieder zu erkennen, so verlebt wie der Bursche mittlerweile aussieht. Man mag vielleicht denken, was man will, doch eines kann diese Szenekoryphäe immer noch super: Gitarre spielen! Durch ständig erhobene Fäuste aus dem Fanblock flankiert, setzt das VENOM-Cover „Die Hard“ den gelungenen Schlusspunkt unter einen kurzweiligen Auftritt. Wenn es vielleicht eine Band gibt, der es gelingt, auf den CAULDRON-Set einen drauf zu setzen, dann sind es allenthalben vielleicht:

JAGUAR

heißen die Abräumer des 2. Bro-Festes. Die Truppe um Shouter Jamie Manton, dessen kratziges Organ allein schon ein Markenzeichen für sich ist, erlebt zur Zeit ihren dritten Frühling. Der Frontsänger selbst gibt sich enorm quirlig, ständig in Bewegung von einer Bühnenseite zur anderen flitzend, dabei zeitweilig auf die Boxen kletternd und animiert die Fans permanent zum Mitsingen.  

Ein ungeschriebenes Gesetz besagt: JAGUAR sind immer eine sichere Bank! Wer danach kommt, darf sich einer Sache gewiss sein: Diese exzellente Vorstellung ist nicht mehr zu toppen, soviel wird spätestens dann klar, wenn sich der Saal binnen fünf Minuten in einen Hexenkessel verwandelt!

45 Minuten dominiert absolut kompromissfreier Heavy Metal in seiner ursprünglichsten Form: Kein Bullshit, Keine Trends, Kein Airplay, Keine Chartsgrütze, schlichtweg pures Adrenalin!

Am Resonanzpegel im Publikum gemessen, steht mit den auf ganzer Linie überzeugenden, total abräumenden JAGUAR die beste Band des gesamten Festivals auf der Bühne. Gitarrentechnisch lassen es JAGUAR wie gewohnt nach allen Regeln der Kunst krachen, das Schlagzeug hat mächtig Wumms. Britisches NWOBHM-Kult(ur)gut wie „Dutch Connection“ „Axe Crazy“ oder „Master Game“ wird entsprechend vom in puren Adrenalinrausch verfallenden Publikum abgefeiert.

JAGUAR spielen mit ihrer urigen Mischung aus Speedmetal, Heavy Metal und Rock n’ Roll den kompletten Saal schwindelig. Auch wir sind anschließend völlig kirre, nachdem uns JAGUAR im Sturm überrollten. Was für ein genial urwüchsig hartes, direkt unter die Kinnlade hauendes Brett!

Nach dem JAGUAR ihren Set beendet haben, sind wir sackenass bis unters Hemd geschwitzt und gönnen uns die zum aufladen letzter Kraftreserven dringend erforderliche Pause, ehe wir erneut den Saal der Students-Union betreten, um der letzten Band zu lauschen, die es nicht zu verpassen gilt:

VARDIS

Mit ihren des Öfteren an THIN LIZZY und STATUS QUO gemahnenden Hardrock gelingt es den zu den frühesten NWOBHM-Formationen gehörenden VARDIS die verbliebenen Brofestbesucher zu beeindrucken. Zwar können sie die Leistung von JAGUAR erwartungsgemäß nicht überbieten, dennoch bilden VARDIS den gelungenen Abschluß eines absolut cremigen Festivals. Bereits 1977 in Wakefield (England) gegründet, bestanden sie bis 1986, ehe es nach neun Jahren lange ruhig um das Trio wurde. Seit 2013 wieder aktiv, galten VARDIS in ihrer Anfangsphase als härtere Variante von STATUS QUO, weil sie sich von 1973 – 77 zunächst auch „QUO VARDIS“ nannten. Ihr auf starken Blueswurzeln fußender Hardrock animiert zwischenzeitlich sogar zum Tanzen. Schlagzeuger Gary Pearson, Bassist Terry Horbury und Leadgitarrist Steve Zodiac bieten das volle Dutzend klassischer Hardrocksongs, die sämtliche Schaffensperioden abdecken, egal ob nun das Live-Debüt-Album ‚100 mph’ oder ihre drei empfehlenswerten Studioalben ‚The Worlds Insane’, ‚Quo Vardis’ und ‚Vigilante’ dabei berührt werden. „Out of the Way“, „Destiny“, „Dirty Money“, oder „If I Were King“, geben interessanten Einblick über eine für den klassischen Hardrocksektor unglaublich wertvolle Formation, die es unverständlicherweise nie bis über den ewigen Insidertipp hinaus brachte. Ob der verstärkt auf dem Festival angebotene Tonträger- und Shirt-Merchandise in Form von Metall-Ansteckern, kleinen Patches, T-Shirts, LP’s, CD’s  usw. künftig  etwas daran ändert, bleibt zu bezweifeln und letzten Endes immer noch der Gunst des hiesigen Fanklientels überlassen. Das reichlich bluesgetränkte Gourmethäppchen „The World’s Insane“ von einem endlosen über zwei Minuten Gitarrensolo markiert, wobei Mr. Steve Zodiac all seine ganze Klasse unter Beweis stellt, avanciert zum Highlight eines recht  hörens- und in jeder Hinsicht wirklich sehenswerten Auftritts. Das cool gezockte „Learn How to Shoot Straight“ rückt sich ebenfalls weit in den Vordergrund. Kernige Riffs, langgezogene fließend melodische Soli, dazu ein passend rauer Gesang sind unverwechselbare Markenzeichen dieser gestandenen N.W.O.B.H.M.-Veteranen, auf deren Klasse mindestens ebenso sicher hundertprozentig Verlass ist, wie auf den ausreichend frankierten Einschreibebrief per Rückschein der Deutschen Bundespost. Passender und stilvoller als VARDIS kann man ein derart hochkarätig besetztes Metal 'n' Classic-Rock-Festival kaum beenden!

Aftershow Party-Time!

Nach dem Festival kehren wir ins besagte HEAD OF STEAM ein, um die anschließend bis 2:30 Uhr gehende Aftershow-Party mitzunehmen. Die zwischen Disco und Pub liegende Location besteht aus zwei Stockwerken. Das obere für uns reichlich uninteressante ist ziemlich intensiv auf Nu/Modernmetal, Hard/Metalcore, Postrock, Crossover und ähnlicher Sounds ausgerichtet.

Im unteren Stock geht hingegen eine voll auf N.W.O.B.H.M.-Klänge fixierte Party ab.. Dort fühlen wir uns sofort so richtig wohl. Nur gleichgesinnte, wohin man schaut, die total auf Oldschoolmetal abfahren. Zu etwas späterer Stunde treffen wir auch SOLDIER-Girarrist Miles im HEAD OF STEAM wieder und gratulieren zum tollen Gig. Im Laufe des Abends begegnen wir Emily und ihrem Freund, die uns ebenfalls sofort wieder erkennen. Im HEAD OF STEAM tobt der Bär!

Neben den wie immer unverzichtbar üblich Verdächtigen, IRON MAIDEN, MOTÖRHEAD, SAXON und JUDAS PRIEST sind es vor allem, die vielerorts gänzlich unbekannten, sonst so gut wie in keiner Disco hörbaren N.W.O.B.H.M. Perlen, z. B. VIRTUE („We Stand to Fight“), TRAITORS GATE („Devil takes the high Road“), JAGUAR („Axe Crazy“) oder TANK („Turn your Head around“), die für uns das Highlight des Abends bilden. Coole Songs mit Stil, zu denen wie kräftig abgehend headbangen. An diesem Abend lebt der Spirit der klassischen NWOBHM-Bewegung richtig erfrischend auf, wie sich deutlich am dort sich massiv die Rübe wegbangenden Heavy Metalfanklientel ersehen lässt, das lieber scharfkantig rockenden Gitarrenklängen statt aalglatt produziertem Weichspülrock, Transparentmetal oder langweilig tumbem Deathmetal frönt. Nieten/Patronengurt, Kutte, Spandex und Lederhose sind für echte Maniacs geradezu Standard.

Im HEAD OF STEAM wird echter Insidermetal Non Stop gefahren, der zeigt, das JUDAS PRIEST für so viele andere Songs bei ihren eingeschworenen Fans auf der Welt beliebt sind, nicht einzig und allein für das bis zum ultimativen Brechreiz immer und überall gespielte „Painkiller“ . Ein Stück, das jeder Pseudometaller in der 0/8/15-Disse kennt, ohne zahlreich andere Hochkaräter dieser in allen Belangen absolut unverzichtbaren Kultlegende überhaupt jemals registriert zu haben.

In einer Pizzeria treffen wir zwei Amerikaner aus Texas, die ebenfalls auf dem Bro-Fest zu Besuch waren. Ein angetrunkener junger Mann drängelt sich in Windeseile vor und will unsere Pizza frech entgegen nehmen. Beide US-Maniacs weisen den dreisten Störenfried massiv mit Nachdruck darauf hin, dass wir schon lange vor ihm bestellt haben. Schnell gibt er das Vorhaben auf und verschwindet sich sein Handy krallend, so plötzlich nach draußen, wie er die Pizzeria betreten hat. Wir danken den zwei Amis, wechseln ein paar freundliche Worte, wünschen ihnen einen guten Rückflug. Melissa und ich fühlen uns richtig wohl, sind jedoch anschließend ziemlich platt und froh, das wir uns noch eine Hawaii-Pizza gönnen und im Hotel angekommen gleich müde ins Bett fallen.

Die für Montag fest geplante Rückreise nach Deutschland per Flieger entfällt aus Kostengründen. Wir nehmen den National-Express, einen Linien-Fernbus der Firma Eurolines. Eine sinnvolle Entscheidung. Dieses gut verzweigte Fernbusunternehmen fährt Europaweite Linienstrecken einschließlich Zwischenstopps auch bis Deutschland. Wir kommen u. a. durch London (England), Brüssel (Belgien), Amsterdam (Holland) undvon dort aus geht die Reise weiter direkt bis nach Deutschland. Auf der langen fast anderthalb Tage dauernden Rückreise müssen wir in Dover einschließlich Pass-Kontrolle der streng auf ihre Vorschriften achtenden Zollbeamten auf die Fähre steigen, die uns über den Kanal bringt. Nach zwei Stunden Aufenthalt und leichten Gleichgewichts-Schwankungen auf der Fähre geht die Reise mit dem Linienbus in der Nacht bis Deutschland weiter.

Am Mittwoch Nachmittag endlich zu Hause angekommen, fallen wir sogleich müde ins Bett. In den nächst folgenden Tagen träumen wir immer noch von den vielen Erlebnissen in und um England. Abgesehen von einigen Pannen, war es ein erlebnisreicher Urlaub, der uns wertvolle Erfahrungen brachte.

Fazit:

Das kleine, umso feinere Festival hat gezeigt, die N.W.O.B.H.M. ist präsenter denn je. Wenn häufig von Retro- und Wiederveröffentlichungswahn die Rede ist, bildet die NWOBHM eben so wenig die Ausnahme. Qualitativ gesehen, tut dieser Schritt der gesamten Bewegung gut. Wer mit antiquierter Musik nichts anzufangen weiß, wird sich wohl immer schon am Produktionsraster solcher Tonträgerwerke stören und sich wundern, warum Kapellen, die sich vor etwa dreißig Jahren und darüber hinaus gründeten, nach langer Ruhepause weitermachen. Die Liebe und Leidenschaft an der Musik und zahlreiche Erinnerungen in Verbindung zu dem Gedanken, das etwas, das lange währt, zur vollen Größe heranreift, gibt diesen urigen Bands die einmalige Chance, ihr bisheriges Schaffen in einer Form zu begreifen, die sie früher zu Beginn der NWOBHM in solcher Form niemals wahrgenommen haben. Zwar steckte der Heavy Metal zur Hauptzeit der NWOBHM um 1980/81 noch in den Kinderschuhen, doch war diese Musik wesentlich weiter entwickelt, somit um einiges inspirativer als man es für möglich gehalten hat. Wenn es so etwas wie den „Geist“ oder „Spirit“ innerhalb des Heavy Metals gibt, dann findet sich dieser ausschließlich in zahlreichen Kapellen der N.W.O.B.H.M. Wieder. - Das Kernstück des Heavy Metals, dessen Wurzeln wir überhaupt nicht genug schätzen und würdigen können. Je mehr uns diese in jeder Weise phantastisch einzigartige Musik am Herzen liegt, desto mehr reift ihr Inhalt wie ein unsere Sinne belebender Wein in uns.

Jede dieser Bands, egal wie sie sich nennt, hat ihren völlig ureigenen Stil und somit ein immenses Maß an deutlich erkennbarem Wiedererkennungswert. Die N.W.O.B.H.M.-Bewegung als frucht barer Nährboden für Kreativ musikalisches Schaffen wurde ihrem Ruf beim Bro-Fest einmal mehr gerecht. Keine Band klingt so wie die andere, das ist es, was den Sinn des Wortes Eigenständigkeit ausmacht. Dort, wo sich vieles nur selbst kopiert, findet sich kein Anflug von Eigenständigkeit.

Lebe dein Ding, sei ganz du selbst! Egal ob Kutte, Nieten, Spandex, Patronengurt, Jeans und Leder, In meinem Fall kommt neben all dem genannten das Holzfällerhemd hinzu. SAXON haben es im gleichnamigen Song „Denim & Leather“ so trefflich auf den Punkt bringend formuliert: „It is YOU, to Set the Spirit free“ – Es ist an Dir, den Geist freizusetzen – lebe dich individuell, aus!

Abschließend sei festgehalten:

Dem dreiköpfigen Veranstalterteam Stuart Langridge, Stuart Bartlett und Martin Wolfsgard sei an dieser Stelle für ein super organisiertes Bro-Fest gedankt, auf dem es unglaublich viel zu entdecken gab, wichtige Kontakte wurden geknüpft, reichlich Insiderwissen und Erfahrungen ausgetauscht und der eigene musikalische Horizont sogar noch um ein vielfaches erweitert. Das erstklassig hergerichtete Ambiente sowie  Licht, Soundtechnik und Bedingungen für alle Bands waren Top!

Die ausgezeichnete, überaus höfliche Security hat ihren Job sehr gut erledigt. Bands und Publikum, sowie zahlreiche Helfer (u. a. das Thekenpersonal) auch ein Teil der anwesenden Studentenschaft, die den drei Organisatoren hilfreich unter die Arme griffen, haben das Festival zu einem besonderen Event der Extraklasse für uns werden lassen. Auch ihnen sei für ihre gute Arbeit gedankt.

Unsere Highlights auf dem BRO-FEST 2 hießen: WARRIOR, BATTLEAXE, DAMASCUS, HOLLOW GROUND (für mich d i e Überraschung des Festivals!), SOLDIER, BASHFUL ALLEY, SPARTAN WARRIOR, BLITZKRIEG, JAGUAR, CAULDRON und VARDIS.

Für zukünftige Line-Ups wünschen wir uns: VIRTUE, TRAITORS GATE, ARKHAM WITCH, JAMESON RAID, BLEAK HOUSE, WITCHFYNDE, SYAR, SPLIT BEAVER und PERSIAN RISK. Wenn sich nur ein Drittel all dieser Vorschläge erfüllt, wär’s genial.

Wir harren gespannt der Dinge, die kommen werden und freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr, wenn das BRO-FEST, mit einem hoffentlich ebenso traumhaften Billing in die 3. Runde geht. Newcastle Rules!

Bericht: Michael Toscher
Fotos: Melissa Hart
Englische Übersetzung folgt...