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TAUNUS METAL FESTIVAL VI - Oberursel, Burgwiesenhalle

 Festival vom 11./12.04.14
mit Stallion, Iron Thor, Jutta Weinhold Band, Masters of Disguise, Steelpreacher, usw.

Homepage:
TAUNUS METAL FESTIVAL

Freitag, 11.04.14
 
Kanadischer Stahl, Knutson’s Wahn, und Nachtschicht im Sägewerk!
 
Bevor ich mit dem Bericht beginne, seien hier noch einige Fakts aus zurückliegender Vergangenheit genannt, um der Leserschaft dieses Festival einmal etwas näher vorzustellen.  Der Taunus-Metal-Fanclub (T.M.F.) hat sich seit 2007 zur Aufgabe gemacht, speziell Nachwuchsbands aus dem Heavy Metal-Sektor zu fördern, womit  eine Brücke zwischen Bands und Fans gebaut wird, um den Leuten eine Plattform zu bieten, sich gegenseitig in regem Kontakt untereinander austauschend, selbst als Teil ihrer Musik Anerkennung zu finden. Gestützt auf dieser Prämisse wuchs aus einer Idee im Laufe der Jahre ein kleines zunehmend beliebteres Festival von Fans für Fans geboren, dessen Idee zunehmend auf mehr Interesse stieß.  Mit der seitdem 4. Auflage des  zunächst im Freien stattfindenden Festivals wurde anno 2014 ein Indoorfestival daraus: Seit diesem Jahr zum ersten Mal in der Halle wird sogleich beim Betreten deutlich: Die Burgwiesenhalle ist eine angenehm gemütliche Location.
 
Noch ehe das Festival richtig anfängt, ist es erforderlich zunächst einmal dorthin zu gelangen. Eine günstig gelegene frühere Zugverbindung erlaubt es mir, zeitig in  Oberursel anzukommen. Etwa gegen 14:30 am Bahnhof stehend, nehme ich das Taxi. Melissa trifft später ein. Als erstes gilt es, vor der etwas abseits am Sportplatz gelegenen Burgwiesenhalle anzukommen. Dort begegne ich Markus, Jana, Peter, Ivan und einigen anderen, die bereits mit ihrem Wohnwagen auf dem Parkplatz stehen und sich gemütlich eingerichtet haben. Ich freue mich sehr darauf, endlich bei ihnen zu sein. Nach freudiger Begrüßung werden anregende Gespräche in vertrauter Runde geführt und zunächst eine Kleinigkeit zu Essen (Brötchen mit Leberkäse sehr lecker) in den Magen geschoben, und eine Flasche Wasser getrunken um bei Stimme zu bleiben. Ich bin viel zu warm eingekleidet und entledige mich gleich mal der zu Warmen Kleidung, Kutte und Holzfällerhemd werden, mag das Wetter auch sein, wie es will, trotz der Hitze unter keinen Umständen ausgezogen! Da bin und bleib‘ ich eisern Purist. Anschließend gilt das Augenmerk der Erkundung des Festivalgeländes und zeitlichen Unterteilung der Running-Order, um zu wissen, was Masse ist.  Erste größere und kleinere Gruppen von Metalheads genießen bei entsprechender Musikbeschallung ihr kühles Bier und sitzen gemütlich im Campingstühlchen.
 
Nachdem alles wichtige betreffs Festivalplanung halbwegs geklärt ist, werden fleißig Zelte aufgebaut, das Gras ist noch weich und feucht vom Vortag und erleichtert uns den Zeltaufbau.  Unter gegenseitiger Mithilfe ist auch diese Angelegenheit schnell erledigt. Danach werden an der Kasse Bändchen geholt. Einlass ist gegen 16:00 Uhr, die erste Band LIFE DEMISE eröffnet das 2-Tages-Festival gegen 17:00 Uhr. Auf dem unweit der Halle gelegenen  Parkplatz kann man sich bereits ab dem frühen Nachmittag aufhalten. Fast  hätte ich mich völlig ins Gespräch vertieft, ohne es zu merken, verquatscht. Rechtzeitig wird mir bewusst, dass es schon 18:30 Uhr ist. Allmählich wird die Zeit knapp, die zweite Band vom Festivalfreitag will ich auf gar keinen Fall verpassen, es handelt sich um:
 
STALLION

Der zur Zeit vielleicht angesagteste Newcomer hierzulande kann erneut mit einer dynamisch aus den Verstärkertürmen röhrenden Mischung zwischen AGENT STEEL, OMEN, SKULLFIST, RIOT, ENFORCER und ähnlich gelagerter Acts gleich vom ersten Takt kräftig beim kräftig haareschüttelnden Publikum punkten, das Stahlross reitet dem nächsten Triumph entgegen! Sänger Paul klettert auf die Verstärker, heizt das Publikum immer wieder an, lässt in sehenswertem Outfit seine Haarpracht wirbeln und besticht durch gekonnte Bühnen-Posen mit denen der aussdrucksstarke Vokalist beständig die Fans zum Mitgehen pusht! Seine Mitstreiter präsentieren sich als harmonische Einheit auf der Bühne, was Nummern wie „Canadian Steele“, „Killing Time“, „Give it to Me“ oder „Shadow Run“ nachhaltig unterstreichen.
Wer es sich leisten kann, innerhalb einer guten dreiviertelstunde brandneues bislang unveröffentlichtes Material in die Setlist einzubauen, das von den Fans genauso begierig angenommen wird wie bewährte Nummern, ist entweder schon ein wenig verrückt oder in der Tat für Höheres prädestiniert. Beides scheint auf STALLION zuzutreffen. Die Band wird mit reichlich Beifall und Zugaberufen bedacht, Lohn genug für eine beständig mitreißende Performance, die bleibenden Eindruck hinterlässt. Wenn es der sympathischen Truppe aus Hilden gelingt, das momentane Toplevel zu halten und kräftig nachzulegen, wird der kommende, bereits während des Gigs angekündigte Zweitling zum ultimativen Saison-Highlight! Bevor es soweit ist, fließt noch viel Wasser den Rhein entlang, bis dahin heißt es abwarten und Tee trinken.
 
Im späteren Verlauf des Abends ergibt sich ein prickelnder Gesprächsaustausch mit den Jungs von STALLION, an den wir uns reichlich gern zurückerinnern.
 
MESSENGER

Schade, das sich zunächst verhältnismäßig wenige Nasen vor der Bühne versammeln. Keine Ahnung, woran es liegt. Im Laufe der Zeit füllt sich die Burgwiesenhalle auch nicht viel mehr, dafür ist der auf die Saarland-Metaller MESSENGER schwörende Fankreis ein wie sich während des Sets beständig herausstellt, sehr treu ergebener.
Dem DJ geht’s mal wieder an den Kragen. „Kill the DJ“ ist auch ohne obligatorisch zur Schau gestellter Puppe wichtiger Dreh- und Angelpunkt einer Messenger Show. Das sich auch bei MESSENGER seit einiger Zeit etwas geändert hat, wird an Shouter Siggi deutlich, der sich beim Gesang manchmal ein wenig zu experimentierfreudig zeigt und mit seinen Hochtonvokals vereinzelt auch mal über's Ziel hinaus schießt, während eine spontan gebrachte Deathmetalgrunzeinlage so manchem Besucher Fragezeichen auf die Stirn ritzt. Unabhängig davon erledigt der immer in Bewegung befindliche, zeitweilig sogar eine gekonnte Folktanzeinlage auf der Bühne hinlegende Vokalakrobat mitsamt Band seinen Job souverän. Gekleidet in Mantel und Hut mit einem langen Stock ähnlich eines Zirkusdirektors erinnert seine Optik sehr an ALICE COOPER – ein Outfit, das gut zur Show passt. - No time is like show-time! Gitarrist Deckes Tochter Lisa hat Geburtstag. Ihr zu Ehren bringt das Publikum von der Band intoniert ein von ihrem sichtlich gerührten Papa arrangiertes Ständchen. Tolle Aktion, die berührt, die Stimmung hebt und Laune macht, die bei Fans und Musikern gut ankommt. Solche Aktionen helfen Brücken bauen und verbinden. Das unverzichtbare lauthals mitgesungene „Dragonships“  hält das jederzeit knisternd vorhandene  Atmosphärelevel aufrecht. MESSENGER können trotz geringerer Anwesenheit des versammelten Fanklientels für klassischen Heavy Metal in der Halle dafür umso kräftigerem Zuspruch einschließlich Applaus und Zugabeforderung des Publikums  auf dem Taunus-Metal-Festival als echten Erfolg verzeichnen. Die lautstark verlangte Zugabeforderung wird mit „Metal Day“ erfüllt,  treue MESSENGERheads freut's, am Ende steht ein MESSENGER-Gig mit so mancher Überraschung zu Buche. Toll!
 

STEELCLAD


Da meine Freundin und ich den Gig in Erfurt verpassten, treffen wir zeitig in der Halle ein, um dieses Erlebnis oberamtlich nachzuholen, wir haben eine ungefähre Ahnung, was uns erwartet, die sich tatsächlich erfüllt und sind angenehm positiv überrascht von dem sich uns bietenden Bild. Die Halle ist zahlreich mit Leuten gefüllt. STEELCLAD schlagen ein wie eine Bombe. Seit immerhin 14 Jahren aktivem Tätigkeitsradius verstärkt im  Traditionellen Heavy Metal beheimatet, kann die Band auf eine starke Fanbasis zurückgreifen. Die Band präsentiert sich vom Start weg als mitreißend fesselnde Bühnencrew. Allein ihre besonders knallig ins Auge stechende Optik mit den schweren, kniehoch reichenden Metalstiefeln bietet als purer Erlebniswert selbst für Blackmetaller einen Hingucker ganz besonderer Art.
Die Mischung aus klassischem Heavy Metal in Verbindung zum traditionellen Folk mit Tendenz in Richtung SLOUGH FEG wird erstaunlich gut vom Publikum angenommen. Vereinzelt kommen Riffs, die an RUNNING WILD erinnern, zu Gehör, während bei den mitreißenden Soli oft IRON MAIDEN zum Vorschein kommen. Das Publikum ist dauerhaft in Bewegung, keiner steht gelangweilt herum. Dafür post das beständig in Rotation befindliche Seitenhexerduo nach allen Regeln der Kunst selbst in schier unmöglicher Position, fast den Spagat auf der Bühne zelebrierend und liefert nebenbei noch eine rein gitarrentechnisch brilliante Meisterleistung. Ein knackiger Drumsound macht dem hochgradig versierten Trio kräftig Feuer unterm Hintern. Als ultimatives Highlight eines bärenstarken Auftritts kristallisiert sich neben der Namensgebenden Hymne „Steelclad“ der passend zum Thema Heavy Metal gestrickte Song „The Iron Law“ heraus. Fronter Mike Steel, der neben seinem virtuosen Gesang wie sich bei letzterem Stück zeigt, auch meisterlich Dudelsack zu spielen versteht. Jeder einzelne Song der Truppe um Frontmann Michele Scalise alias Mike Steel  wird unter wildem Headbangen und kräftigem Beifall gefeiert als gäbe es danach überhaupt kein Morgen mehr.  STEELCLAD tragen den Heavy Metal in die Herzen ihrer Fans. Die Stahlkrieger bedanken sich am Ende beim lange applaudierenden Publikum, sich artig verbeugend wohlwissend mit breitem Lächeln: diese Schlacht war erfolgreich!


 
MASTERS OF DISGUISE (M.O.D.)

M.O.D.? Hmmm, war da nicht noch was? Welch seltsames Kürzel mag man hier vielleicht zu denken geneigt sein, schließlich gibt es auch eine nicht allzu unbekannte Hardcore-Band mit selbigen drei Initialien… weit gefehlt - all diese Gedanken werden mit einem Mal plötzlich hinfällig, wenn die Band MASTERS OF DISGUISE heißt! Aller Spätestens dann sollten Powermetalmaniacs die schwer auf US-Metal alter Schule stehen, wissen, was die Stunde geschlagen hat! Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und positionieren uns gleich mal in der ersten Reihe.


„Back with a Vengeance“ eröffnet den Reigen scharfer US-Powermetal-Geschosse auf  recht hohem bis in den Speedsektor hineinragendem Geschwindigkeitslevel, worüber sich gerade RAVEN und EXCITER-Maniacs freuen. Nach gefühlten fünf Minuten füllen sich die Reihen hinter uns. Mit jedem weiteren Stück kommt mehr Leben in die sich allmählich füllende Bude. Knaller wie „Scepters of Deceit“, „Into the Unknown“ und der gnadenlos heftige SAVAGE GRACE-Speedhammer „Into the Fire“ bringen die treue MASTERS OF DISGUISE-Anhängerschaft kräftig ins Headbangen und Schwitzen. Die Gitarrenfraktion glänzt durch agiles Stageacting, filigrane Soli  und  hart aus den Verstärkern bretternde Riffs, denen ein  satt ins Gebälk donnernder Groove innewohnt. Sänger Alex bewegt sich auf stimmlich einwandfreiem Level, Ex-Deztroyer-Drummer Jens Gellner (für den ausgestiegenen Neudi in die Band gekommen), fügt sich problemlos ins Geschehen ein. Bandmaskottchen Knutson darf heute nur bei dem ihm gewidmeten Song „For Now and All Time“ (Knutson's Return) über die Bühne stolzieren, ansonsten hat der durchgeknallte Sadocob für heute komplett Sendepause. Ein umjubeltes „Bound to be Free“ beendet standesgemäß einen Hammergig. MASTERS OF DISGUISE gehören zur bewährten Sorte Combos, die man sich immer überall und zu jeder Zeit geben kann, ohne es zu bereuen. Eine nach dem Auftritt geschaffte Anhängerschaft hinter lassend, bleibt in Bezug auf den wie seine Fans kampferprobten Powerspeedfünfer folgendes Fazit stehen: MASTERS OF DISGUISE – ein Name der hält, was er verspricht!

Setlist:


 
Nach dem Gig sind wir erst einmal ordentlich geplättet. Zeit, für eine Stärkung.
Bevor die letzte Band spielt, wird eine vom Veranstalter ins Festival mit eingeplante für die Fans gedachte Tombola durchgeführt, bei der es lukrative Sachpreise zu gewinnen gibt, u. a. ein Witchburner-Drumfell, Tattoo- und Piercinggutscheine.
Die Tombola (Teil 1) kommt sorgt für Spannung, kommt gut an und bietet zunächst Gelegenheit, direkt vor der letzten Umbaupause wichtige Kraftreserven aufzubauen.
 
OMISSION

Zum Ausklang des Festivalfreitags steht Blackmetal-Thrash auf dem Programm. Der Name OMISSION  steht für knallhartes Geballer inklusive heißerem Gekeife am Stück. Das kleine umso frenetischer abgehende Klientel darf sich  komplett die Rübe vom Sockel schrauben. In ungeheurer Lautstärke mit brutaler Gewalt lärmt sich der spanische Vierer durch seinen Set und schafft es dabei, die verbliebene Die-Hard-Extremhärtnerschaft auf den Beinen zu halten, womit der Abend schließlich ausklingt. OMISSION haben alles gegeben und ihr Soll gut erfüllt.
 
Ziemlich übermüdet reißt es uns nach gut dreistündigem Weiterfeiern irgendwann in der Nacht ins Zelt. Neben uns hat gerade ein Sägewerk geöffnet, das Nachtschicht fährt. Zunächst findet der Typ noch nicht einmal hin, seinen Zelteingang zu öffnen. Stattdessen beschwert er sich bei einer Anna, die ihm scheinbar weder helfen kann noch will. Nachdem eine weitere halbe Stunde vergangen ist, hat er's endlich geschafft, den heiß ersehnten Reißverschluss gefunden. Sein lautes Organ hallt über den ganzen Platz. Immerhin ist ansonsten überhaupt keine Beschallung um uns herum. Nun ja, der Kerl allein reicht völlig aus. Ratzend wie ein Untier,  gibt seine Leber von viel zu vielem Alkohol belastet, kranke Geräusche in Serie von sich, so eine Schnarchmaschine hat man selten gehört, und wenn die in Betrieb ist, helfen selbst Ohrenstöpsel kaum weiter. Irgendwann gelingt es tatsächlich, wir nicken friedlich ein und registrieren überhaupt nichts mehr, bis es wieder hell und Zeit für's Frühstück wird. Meine Freundin Melissa ist noch fleißig am dösen, während sich meine Wenigkeit müde aus dem Schlafsack schält und sich endlich den lange überfälligen Kaffee genehmigt und ihr ein Stück  Kuchen mitbringt. Die Sonne scheint, es wird angenehm warm. Meine Lebensgeister erwachen schleppend.
 
 
Samstag, 12.04.14
 
Stahlprediger und Kriegshammer
 
Samstagmorgen. Während Lunatic Dictator bereits vor dem Mittagessen (für uns gerade mal Frühstückszeit), brutal schnellen Deathmetal durch die Verstärker blasen, schreibe ich in aller Ruhe meinen Bericht. Nach einer Stunde wird’s mir zu heiß, ein Sonnenbrand muss nicht sein. Es wird Zeit, schattigere Plätze aufzusuchen und etwas für's leibliche Wohl zu tun. Ein Blick auf die Umgebung zeigt: hier fühlt man sich wohl. Das Fußballstadion bietet ausreichend Sitzgelegenheiten und Platz für’s Campen. Bänke und Steinablagen sind vorhanden. Zelte in verschiedener Farbe zieren den Randbereich vom Stadion. Im weichen Gras lässt sich’s gut campen. Der Platz ist übersichtlich, der Boden mittlerweile trocken, auch das Gelände. Vorn am Eingang liegt ein langer Parkplatz, der ausreichend Stellfläche für Autos und Wohnwagen bietet.
 
DRAGONSFIRE

DRAGONSFIRE gehören zu den Bands mit einem gutem Ruf, den sie sich durch  Liveperformances hart erarbeitet  hat. Wer klassische Heavy Metalkracher vom Kaliber „Blood for Blood“, „Raging Fire“, „Speed Demon“, das mystische „The Prophet“ oder die stark IRON MAIDEN-geprägte Nummer „Allied Forces“ im Gepäck hat, kann eigentlich nichts falsch machen.  DRAGONSFIRE werden immer stärker, wozu gerade auch das letzte, aktuelle Album der Band maßgeblich beigetragen hat. Wunderschöne Melodien, eingängige Refrains, hymnenhaftes Flair und schnelle Powerattacken werden auf einem teilweise immens schnellem, trotz cooler Midtempobrücken hetftig druckvollem  Heavy/Powerpeed-Fundament vorgetragen. So wird das wie auch meine Wenigkeit schwer auf DRAGONSFIRE  schwörende Fanklientel permanent zum kräftigen Headbangen animiert. Der Vierer  legt erwartungsgemäß einen blitzsauberen Auftritt vor lautstark mitgehender Fankulisse hin. Es werden reichlich Fäuste gereckt, Anfeuerungsrufe im gröhlenden Dreifachtakt „Hey, hey, hey“ dürfen ebenso wenig fehlen, wie das  zum Kult gehörende Gehörntenzeichen. Der Fanpulk geht heftig ab, ein knallhart & heavy gezocktes Schlußdoppel bestehend aus den zwei Bandhymnen „Dragonsfire Roxxx“ und „Burning For Metal“ mobilisiert sämtliche verbliebenen Kraftreserven. Drummer Jan’s der Menge zugeworfene Drumsticks finden als beliebtes Bandsouvenir gewohnt ihre neuen Abnehmer, ehe wir uns müde und geschlaucht zum Vordereingang der Halle begeben, um die anstehende Blaupause zum Aufladen der Akkus und zur damit verbundenen Stillung des unvermeidlichen Hungers nutzen.


 
IRON THOR

alias IRON KOBRA das ist ein Begriff. Die Ruhrpöttler lassen 45 Minuten Spirit der bewährten US-Muskelrock-Legende THOR aufleben. Klassischer Prollmetal mit  80er-Qualitätssiegel kann echten Metalmaniacs kaum wirklich am Arschvorbeigehen. Dies tut es auch nicht im geringsten. Das Publikum feiert eine lockere Metalsause zu „Only the Strong“, „Thunder on the Tundra“, “Anger”, „Warhammer“, „Keep the Dogs away“, „Ride of the Chariot“ und „Knock em' Down“.  IRON THOR liefern eine packende und zeitweise recht lustige Show, die einiges zu bieten hat. Der leicht verwaschene Gitarrensound ändert nichts daran. Insgesamt kommt die Band ihrem großen US-Original ziemlich nahe, wenngleich immer noch ein wenig Abstand zwischen Cover und Original bleibt. Unabhängig davon: Wen stört's, wenn Hymnen durch's Verstärkerpaket dröhnen, die 80er-Jahre-Heavy Metal-Fans in höchste Begeisterung plus ausuferndes Ecstaselevel versetzen?Auch die Kostümierung stimmt fast nahezu identisch mit dem stilprägenden Original überein, die Gitarrenfraktion hat reichlich Groove auf der Wumme. Bei „Warhammer“ packt Thors 'Sohn' „Ikon“ symbolisch den Kriegshammer aus. Anschliesend  folgt der Auftritt der Walküren, die zu „Hot Flames“ und  „Keep the Dogs away“ auf der Bühne tanzen. Drummer Ela feiert heute sein 25-jähriges, wie Blondschopf („Ikon“) per Geburtstagsansage bekannt gibt. Daraufhin  schreiten die zwei zierlichen Blondinen, jeweils einem Bierfass in Händen haltend, anmutig durch die Fanreihen.  Um den Durst der vom Auftritt überzeugten, fleißig die Band auf der Bühne unterstützenden Heavy Metalfans zu lindern, schenken sie zwei Fässer angenehm kühl gelagerte, frisch gezapfte Gerstensaftkaltschale aus. Damit kommt die IRON THOR-Fansektion zu neuen Kräften. – Coole Aktion, die hochgradig  Begeisterung auslöst! Das THOR-Fanklientel feiert eine kräftig Party!
Shouter „Ikon“ liefert sich anschließend bei „Ride of the Chariot“ nach dem zunächst erfolgten Attentat von „Gladius“ einen sehr packenden Zweikampf mit seinem kaum weniger muskelbepackten in Helm und Schwert auf die Bühne kommenden Widersacher, danach folgt bereits „Knock em‘ Down“, eine weitere Klassikerhymne, die schon im Original pures Wrestlingflair auslöste. Das erwartungsgemäß nicht fehlen dürfende Sahnehäubchen „Let the Blood run Red“ beendet die IRON THOR-Session in passender Weise. IRON THOR haben durch den reichlich lustigen Auftritt, der vor allem dank viel Abwechslungsreichtum im Gedächtnis haften bleibt, etwas in uns geweckt. Bestens für die Nachfolgerunde aufgewärmt freuen wir uns auf das weitere Programm. Danke, IRON THOR für diese schweinegeile Party  - ihr habt den Spirit geweckt!


 
TULSADOOM

Vor J.W.B. schaffen die auf den Namen des Conan-Feindes TULSADOOM getauften Österreicher den perfekten Ausgleich für die weniger harten Bands. Keines der Stücke klingt gleich, das hier ist versierte Oldshool-Thrash-Kost vom Feinsten. Der im Pelz bekleidete TULSADOOM-Sänger wirkt schon rein optisch markant. Livetechnisch gesehen hinterlassen die prima eingestellten Alpenländler beim staunenden Publikum keineswegs einen schwachen Eindruck. Abgefahren provokant schräges Schredderfutter wie, „Doomrider Madness“ „Tulsaride“ und „Enter the Snakecult“ bedient sowohl Thrashlunatics mit Faible für Kreator und Co., Proto-Blackmetalfans der VENOM-Ecke, klassisches Truemetalfanvolk á lá  MANOWAR, sowie der auf Bands vom Schlage ENSIFERUM schwörenden Viking-Abteilung. Das Material kommt recht gut beim Publikum an. Aberwitzige Songtitel, krächziger Gesang und knackig fette Riffs überzeugen selbst die schwer auf traditionellen Metal geeichte Fraktion. TULSADOOM haben uns  angenehm positiv überrascht und nach dem unterhaltsamen Auftritt haben sie so manch neue Fans hinzugewonnen.
 
JUTTA WEINHOLD BAND (J. W. B.)

Nach kurzer Brat- und Currywurstpause wird es gegen 19:30 Uhr Zeit, der neben Doro Pesch unbestrittenen Grande Dame des Heavy Metals hierzulande, zu huldigen. JUTTA WEINHOLD ist nicht nur mit ihrer stets gepflegten, wehend schwarzen Langhaarmähne ein optischer Hingucker.  Sie versprüht den Geist des klassischen Heavy Metals wie kaum eine andere Frontfrau vor und nach ihr. Die Präsenz der ehemaligen ZED YAGO-Fronterin ist unübertroffen. Gegen ihren Esprit wirken  manch Unter-Vierzigjährige wie Rentner. Das Eröffnungshighlight „Zed Yago“, „Rocking for the Nations“,  „The Pale Man“, „Stay the Course“ und „The Spell from over Yonder“  sind feinstes Gourmetfutter für klassische Heavy Metalfans. Leider geht die unterhaltsame, reichlich Emotionen freisetzende Session wieder viel zu schnell vorbei, und ehe wir uns recht versehen, neigt sich die Show dem Ende entgegen. Sturm, Rudergeräusche, in Gedanken das Knarzen des Bootes in der schäumenden am Wellenbrandung am nebelverhangenen Morgen vor Augen begleitet von tiefen  „Heyja, Heyja, „Heyja“-Rufen, hart rudert die Piratencrew getragen von wogenden Meereswellen im Boot am rauschenden Wind, ehe das berühmte Wispern ans Ohr dringt:
 “Seven men on a dead man's coffin…”
im nächsten Augenblick setzt das prägnante Riff des Black-Bone-Songs ein, begleitet von purer Melodramatik einer in den Wahnsinn treibenden Hymne, - dem ultimativen J. W. B.-Reißer aus Endachtziger ZED YAGO Zeiten, zu finden auf dem großartigen Pilgrimage Album, an dem es überhaupt kein Vorbei gibt. Hier dürfen sich die Herren der Schöpfung frei nach Lust und Laune geführt von einer gewohnt herzergreifend charismatischen Jutta Weinhold austoben.
 „Rebel Ladies“ (Breakin' the Rules!) ist der getreu dem Titel der eifrig Unterstützung gebenden Damenrunde gewidmet, die es in Sachen Performance und Headbanging locker mit ihren männlichen Gegenstücken, den Herren, aufnehmen kann. Jutta und ihre Nordlichter Crew bedanken sich am Ende mit Verbeugung und strahlendem Lächeln bei den frenetisch mitgehenden Fans.  Damit endet eine Dreiviertelstunde Heavy Metal-Kulturgeschichte, die erneut zeigte, dass es sich bei J. W. B. um eine auf dem klassischen Heavy Metal-Sektor stets ihre Leistung abrufende Größe handelt, deren Auftritte Emotionen, Leidenschaft und Herzblut wecken. Prima wie immer!
 
ABANDONED

schroten am späteren Abend geradlinige, wuchtig massiv erdige  Thrashsalven ins Publikum, die sich gewaschen haben. Mitreißende, zumindest phasenweise halsbrecherische Rhythmus-, Tempo- und Groovewechsel wissen uns zu überzeugen. Wer glaubt, aus Frankfurt kämen einzig allein die Thrasher von der Bembelbräu & Bierkrugfiliale (TANKARD), hat sich geschnitten. ABANDONED sind ein im Raum Darmstadt / Südhessen keineswegs unbekanntes, durchaus über so einiges an Live-Erfahrung verfügendes Abrisskommando. Dessen schneller Oldshoolthrash lässt heftig den Knüppel kreisen und beeindruckt mit wird von superb druckvollen Midtempogrooves. Das Publikum in der gefüllten Burgwiesenhalle ist kaum weniger gefesselt, wie unsereiner selbst. Wild rotierende Matten lassen erkennen: da ist Power und Bewegung drin, es zerrt deftig an den Eingeweiden. Das nenne ich mal ein kompromissloses Pfund Oldshoolthrash, das ausnahmslos killt! Genauso klingt Rumpelsound mit räudiger Straßenattitüde und mächtig Schädelabschraubgarantie. Jede Abrissbirne dieser Band schlägt heftig ins Gebälk ein. Saustarker Thrash mit Eigenständigkeitsgarantie, reichlich Wumms auf der Ömme und Feuer bis zum Anschlag, der oft leider viel zu selten gespielt wird. Nach dem fulminanten ABANDONED-Gastspiel zeigt der Daumen klar nach oben. Stark!
 
BACKWATER

Zunächst mit drei Demos und zwei vollständigen Longplayern seit den 80ern bis Anfang der 90er durch den Szeneozean geisternd, ist die klassische Heavy Metal-Formation BACKWATER irgendwie spurlos an uns vorbei gegangen, was wohl scheinbar auch kein allzu großer Verlust war. Mit ihrer Mischung aus klassischem Heavy Metal-, Power- und Speedmetal zieht die bislang reichlich unbekannte Band   zunächst einen Teil des Publikums vor die Bühne.  Bis zum Schluss reduziert sich die Anzahl der geduldsam ausharrenden auf knapp drei Dutzend. Der überwiegende Teil des Publikums hält sich kurz vor der STEELPREACHER-Show lieber draußen auf, führt Gespräche, raucht Zigarette oder sich lässt sich gemütlich eine Mahlzeit schmecken. BACKWATER offerieren solide Handwerkskost, deren Inhalte sich kaum richtig festsetzen. Gitarren und Schlagzeug sind weit in den Vordergrund gemischt, sodass der kehlig raue Kratzgesang über weite Strecken in der Leere des Raumes verblasst . Obwohl die Band mit den gekreuzten Gitarren sich redlich müht und konsequent ihren Stiefel durchzieht, überzeugt sie uns nicht so wirklich.
 
STEELPREACHER

Auch wenn keine Band auf dem Taunus-Metal-Festival Headliner-Status genießt, hat scheinbar der Großteil des Publikums auf das Trio der feuchtfröhlichen Biergenüsse gewartet. Ein großer Teil von Festivalbesuchern ist extra angereist,  nur um STEELPREACHER zu sehen. Dem entsprechend wird es in der Halle auf einmal brechend voll und stellenweise zunächst etwas ruppig unter den Fans. Aber die Wogen glätten sich aber schnell, denn die Stimmung steigt in der kochenden Location umso mehr, je länger die Band spielt. Bei Partybierkampfhymnen im bewährten ACCEPT/SAXON/MOTÖRHEAD-Format wie„Metal Hangover”, “Drunk On Arrival” (D.O.A.),„Drinking with the Devil“ und natürlich DEM ultimativen Partyreißer “We want Metal”- „The only Reason we are Here, we want Metal, we want Beer!” bleibt kein Auge trocken. Selbst das Redaktier als Verfasser dieser Zeilen bekommt eine oberamtlich deftige Bierdusche verpasst, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat! Zugaberufe eines restlos austickenden Publikums lassen keinen Zweifel über den Tagessieger des zweiten Festivaltags aufkommen, der heißt  mit deutlichem Abstand: STEELPREACHER!!! Zur Bierdursche: Tja, auch das gehört zum STEELPREACHER-Gig dazu und sollte man zumindest einmal erlebt haben!
 
Eine beherzt rockig schnell in einen Massensturm feuchtfröhlicher Art auf der Bühne umschlagende Jamsession zum Schluß beim  AC/DC-Partyevergreen „Dirty Deeds“ (Done Dirt Cheap) bei der zahlreiche Fans vereint mit den Musikern die Bühne im Sturm erobern, über weite Strecken selbst den Gesang übernehmen  und mit den  unterhalb der Bühne positionierten Heavy Metal-Fans (manche deuten  bei soviel Feiersinn stilgemäß die obligatorische Flasche Bier in der Hand, in Richtung Publikum) -  eine kräftige Party zu feiern, spricht Bände!


 
BLIZZARD

Nach Steelpreacher rumpelt zur Nach-Mitternachtsstunde ein zäher Klon bewährter 80er-Oldshoolklänge druckvoll und mit brachialer Lautstärke durch den Hallenäther. Kein Wunder, MOTÖRHEAD trifft VENOM, was eigentlich so ziemlich alles sagt. Das Trio BLIZZARD lässt es in der verbleibenden Stunde vor Toreschluss noch einmal richtig drückend knorrzig derb krachen. Auf Dauer gesehen, wirkt das raue Gerumpel trotz handwerklich guter Fähigkeiten etwas monoton. Dem verbliebenen Restklientel ist dieser Umstand zu späterer Stunde ohnehin völlig schnuppe, womit auch die zähesten unter den Feierwütigen schlaftrunken von den Schleiern der Nacht begrüßt zielstrebig in alle Richtungen zum Parkplatz und zur Camping Area stiefeln.
 
Festivalnachwort:

An dieser Stelle Danke an Andreas Freitag und seine Crew für 2 Tage puren Heavy Metal im Rahmen eines wirklich erlebnisreichen Kleinfestivals, das mit viel Mühe, Liebe und Fleiß auf die Beine gestellt wurde, getreu dem Motto: Von Fans, für Fans, wie man es in dieser Form so schnell garantiert nirgends findet! Meine Freundin Melissa und ich sind hellauf begeistert und mit einer ganzen Palette interessanter Eindrücke nach Hause gefahren. Selbst Tage später zehren wir von einem ganzen Schatz toller Erinnerungen an ein phantastisches Klein-Festival.
Der Topservice von den Damen des  Frauen für Frauen E.V., die uns so höflich und zuvorkommend mit einem tollen, sehr leckeren Frühstücksangebot, belegten Brötchen, Kaffee und Kuchen versorgten, sei an dieser Stelle besonders gedankt. Eine Aktion die sich, wie sich im Rahmen des Festivals erwiesen hat, immer zu unterstützen lohnt. Freundliche Preise für's Essen  am Wurstwagen und die Getränke in der Burgwiesenhalle sind ein zusätzliches Plus eines kaum noch zu toppenden Festivalwochenendes. Ein unverzichtbarer Vorteil ist auch der Hygienefaktor, den die Inneneinrichtung der schönen Burgwiesenhalle aufweist. Die Besucher haben bis zum nächsten Morgen in vorgeheizter Halle Gelegenheit, auf’s WC gehen, sich waschen, Zähne putzen, und frisch machen. Dies ist ein Service vom Feinsten, den man  so auf den meisten Festivals , wo man teilweise schon mal mit bis zum Rand versifften Dixies vorlieb nehmen muss, in der Regel ganz selten bis überhaupt nicht geboten bekommt. Dafür geht von unserer Warte ein ganz dickes Lob an  den das Festival so liebevoll versanstaltenden Taunus-Metal-E. V. .Soviel Umsicht, wovon sich so manch übertrieben gelobte Festivals gern eine ganz dicke Scheibe abschneiden können. Das ist aller Ehren wert und verdient Hochachtung. Großartig!
Für uns bleiben somit lediglich drei völlig ausreichende Worte festzuhalten, die den Eindruck dieses Wochenendes sachgetreu wiedergeben: - Super Geniales Festival!
 
Damit kann man allen auf echten Heavy Metal stehenden Maniacs wärmstens empfehlen, die Reise in den Taunus zu  diesem toll organisierten, in jeder Hinsicht überaus fanfreundlichem Kleinfestival anzutreten. Leute - kommt auf's Taunus-Metal-Festival und ihr werdet überrascht sein! Wer hingegen lieber überlaufene Massenveranstaltungen besucht oder am PC hocken bleibt, statt sich pure Liveaction zu geben, ist selber Schuld! In gedanklicher Vorfreude auf’s nächste Jahr mit hoffentlich mindestens ebenso grandiosem Frühstücksservice, freundlicher Security, einem jederzeit entgegen kommenden Veranstalterteam, mit dem nach dem Festival noch einige im entspannten Rahmen geführte Diskussionen folgten, beende ich meinen Bericht. Einige Tage später schwirren noch immer all die tollen zu verarbeitenden Eindrücke in unseren Köpfen herum.
Taunus-Metal-Festival: Wir sehen uns wieder !

 

 Fotos: Melissa Hart