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KEEP IT TRUE XVII - Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle

Festival vom 25./26.04.14

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KEEP IT TRUE

 

 

Donnerstag, 24.04.14

Wie jedes Jahr wurde meine Wenigkeit zum internationalen Kongress der IG-Metal im schönen Lauda-Königshofen berufen. Die Anreiße am Donnerstag, den 24.4.2014 verläuft reichlich chaotisch. Auf meine Freundin wartend, steige ich in den falschen Zug in dem Gedanken, sie wäre bereits da. Irrtum. Sie nimmt einen späteren Zug. Auf dem Bahnhof treffe ich zwei weitere sich bereits in großer Vorfreude auf das K.I.T. am Bahnhof aufhaltende Fans aus Rumänien und Irland, mit denen ich gemeinsam in den Zug nach Lauda steige, um von dort sicher mit dem Bus nach Königshofen zu fahren. In Lauda läuft mir eine Bekannte über den Weg, die ebenfalls zum Festival anreist und in einem Hotel übernachtet, worüber ich mich sehr freue. Zu viert organisieren wir uns.

 

Zeitig am frühen Abend angekommen, geht’s nach turbulenter Busfahrt endlich zum Gelände.

Ein Kilometer Fußmarsch zum Gelände macht uns überhaupt nicht viel aus. Die Sonne scheint, es geht ein leichter Wind, herrliches, wie gemachtes Wetter für ein tolles Festivalwochenende!

Schon von weitem ist das blaugestrichene Dach der Festivalbewährten Tauberfrankenhalle zu erkennen. Auf dem Campingplatz ist alles noch überschaubar, doch wo sind nur meine Leute hin?

Nach einer halben Stunde kommen mir Jana und Peter fröhlich entgegen. Sie zeigen mir sogleich, das ich nur mal genauer nach links schauen sollte, am besten einige Schritte tun und einen Blick hinter den Wohnwagen werfe sollte, da sitzen und steht unsere Gruppe keine 50 m von der Stelle entfernt, wo ich zunächst mein Zelt aufschlagen will. Hocherfreut, Jana und Peter zu sehen, die mir in flottem Schritt entgegen kommen, folgt das breite Grinsen als ich Markus hinterm Wohnwagen sitzend, Pascal und weitere von unserer Gruppe erblicke; ebenfalls freue mich sehr, Hotte und viele andere zu treffen. Bei unseren Leuten ist noch locker Platz für mein Zelt. Melissa kommt später, dann wird endlich aufgebaut, die Vorfreude auf den Festivalfreitag steigt, doch ehe wir dazu kommen, uns länger auf dem Platz niederzulassen, wird noch die Nacht zum Tag gemacht. Eine vom Veranstalter im Rahmen des KEEP IT TRUE-Festivals organisierte Warm Up-Party mit den Lokalmatadoren RECKLESS ATTEMPT und der griechischen CIRITH UNGOL-Tributecombo FINGER OF SCORN lädt zur Turnhalle bei freiem Eintritt (!) ins etwa 10 Km entfernte Dittigheim. Zunächst fahren die anderen als Welle 1 mit dem größeren für sechs Sitzplätze ausgelegten Taxi, das umgehend zurückkommt und uns plus zwei weitere Personen dann abholt. Wir nehmen zusammen mit zwei weiteren Leutchens ein Taxi, zu viert als Welle 2, was den Preis erheblich senkt und uns eine sichere, vor allem problemfreie Ankunft garantiert. Die Halle ist geräumig und verfügt über eine wie mir sofort auffällt, gute Bühnenanlage. Vom Band laufen bereits Hard n' Heavy Knaller, wie man sie so in dieser Konstellation sicher nicht in der nächsten

Disco zu hören bekommt, u. a.: „Jawbreaker“ und später noch „Electric Eye“ (JUDAS PRIEST), „Prowler“ (IRON MAIDEN), „Heavy Metal Angels in Leather“ (HEAVY LOAD), „Bad Boys running Wild“ (SCORPIONS), Doctor, Doctor, (UFO), „Walk all over You“ (AC/DC), „London Leather Boys“ (ACCEPT), „Princess of the Night“ (SAXON), „The Chase is Better than the Catch“ (MOTÖRHEAD)... wie geil! Jaaaa! Das weckt Begeisterung und sofort den Metaller in uns. Melissa und ich sind erfreut, holen uns zunächst ein Getränk an der Theke und lassen uns zunächst locker auf der Bank relaxend gleich vom guten Partyfeeling in der Halle kräftig anstecken.

Da schmeckt die Cola gleich nochmal so gut! Etwa gegen 21:00 Uhr kommt die erste Band auf die Bühne. Das häufig im Thrashmetalbereich liegende Rumpelgeschredder des Vierers fängt schnell an zu nerven, wofür zum einen der blecherne Scheppersound verantwortlich ist, zum anderen dürfen Klassiker wie „Fast as a Shark“ (ACCEPT) nicht dermaßen grottenschlecht gesungen bzw. verhunzt werden, sorry, nein, das geht mal überhaupt nicht! Über die vom ausnahmslos kaum verständlichen Kreischgesang dominierten Coverversionen der ganz frühen METALLICA-Songs lässt sich noch gerade so hinwegsehen, das passt zumindest halbwegs, ansonsten war das Programm wohl eher durchwachsen mit reichlich Luft nach oben - Jungs, da müsst ihr noch gewaltig üben, um das auf die Reihe zu kriegen!

Fairerweise ernten RECKLESS ATTEMPT einigen Höflichkeitsapplaus für ihre Vorstellung, denn eines darf bei aller Liebe zur Musik nicht vergessen werden: Als Fan ist man immer froh und dankbar, wenn man eine Band mehr statt eine zu wenig mitnimmt, die man bislang nicht kannte, die Burschen sind noch ganz frisch im Geschäft und werden sich weiterentwickeln, solide Ansätze waren vorhanden.

Die Griechen FINGER OF SCORN können im Anschluß mit ihrer stark an die Vorbilder heran reichenden Show beim anwesenden KEEP IT TRUE-Publikum serienweise punkten. Einzig der Gesang schafft es trotz guter Stimmlage nicht ganz, das unübertroffene Original zu toppen, das kann und sollte man auch nicht erwarten. FINGER OF SCORN haben sich in die Herzen der CIRITH UNGOL-Fans gespielt und somit ihren Job mehr als bravourös, will heißen, amtlich top erledigt, – allein das zählt!

Freitag, 25.04.14

JAG PANZER... - is on the Attack!

STALLION

Als Ersatz für die kurz vor dem Festival noch absagenden MASQUE eingesprungen, haben wie erwartet bereits früh am Mittag das Fanklientel auf ihrer Seite. Die Band legt wie zuletzt auf dem Metal Assault und Taunus Metal-Festival einen richtig arschtighten Auftritt hin, der sofort das Festivalfieber weckt! Beim vollmundig mitgegröhlten ROCK GODDESS-Cover „Heavy Metal Rock n' Roll“ geht ebenso amtlich die Post ab, wie bei längst bewährtem STALLION-Bangerfutter der Sorte „Canadian Steel“, womit der bekennenden SKULLFIST-Supporter ihren Stellenwert für das KEEP IT TRUE schon zu früher Mittagszeit eindrucksvoll untermauerten und wir sind schon jetzt sehr gespannt auf das noch für dieses Jahr angekündigte, längst fällige, hoffentlich bald erscheinende STALLION-Longplay-Debüt!

Danach gibt’s erstmal eine Pause. Leider trifft unser Freund später als erwartet auf dem Camper ein, dadurch verpassen wir DEEP MACHINE auf die wir uns gefreut hatten. Da die Band ihren dritten Frühling feiernd, gerade seit kurzem ihr Debüt am Start hat, sind Verluste solcher Art verkraftbar, es bestehen also immer noch gute Aussichten, sie bei passender Gelegenheit ein andermal zu sehen.

Im Gegenzug dafür, das uns DEEP MACHINE bedauerlicherweise durch die Lappen gegangen sind, treffen wir UP THE HAMMERS-Veranstalter Manolis, trinken gemeinsam mit ihm und Pascal ein wenig Frankenwein und plaudern in gemütlicher Runde während die Sonne scheint.

KARION

Nachdem uns DEEP MACHINE also entgingen, wird’s zeit, erneut die Halle zu betreten. Auf der Bühne stehen KARION. Diese Formation sagte uns ehrlich zugegeben überhaupt nichts, jedoch der Name folgender Evil Fantasy Powermetalkultband, die in den 80ern im schwermetallischen US-Metalunderground ihr Unwesen trieb: S. A. SLAYER! Dieser sagt zumindest meiner Wenigkeit umso mehr. Go for the Throat hieß das erste und einzigste vollständige Longplay-Album, dem ein Demo und die extrem gesuchte EP „Prepare to Die“ fünf Jahre zuvor, 1983 vorausgingen, das bis heute in streng limitierter Kleinauflage erschien. Zwei Schmuckstücke, die zu den kaum bekannten, sehr gesuchten sauteuren Raritäten gehören, - ein vergessenes Juwelen (allem voran die EP). Zwei Edelperlen, über die sich jeder, sofern er/sie das Teil besitzt, stillschweigend freuen sollte, wobei alle vier Songs der EP (plus dazugehöriges Intro) gespielt wurden (!), stillschweigend freuen sollte.

Frontmann Chris Conk und Axtschwinger Art Villareal gehören zu deren Gründungsmitgliedern; sehr zu meiner Überraschung sowie vieler in der Halle anwesender Keep it True-Gänger/innen tauchen von der früheren US-Evil-Fantasy-Powermetalformation immerhin gleich vier Songs („Prepare to Die“, „Final Holocaust“, „Unholy Book“ und „To Ride the Demon Out“, im Set auf, woran das höchst erstaunte Publikum genauso wie der verantwortliche dieses Berichts Freude hat, sogar meine Freundin ist zunächst reichlich erstaunt. - Zurecht, wer hätte damit wohl gerechnet?

KARION bieten klassischen US-Powermetal, gehen dabei aber nicht ganz so evil zu Werke, wie es in früherer Vergangenheit bei S.A. SLAYER der Fall gewesen ist, wobei die Publikumsreaktionen in den Reihen der Anwesenden Bangerschaft stark gespalten sind, weil einem Teil davon die S.A. SLAYER-Songs unbekannt sind. Ein Zustand, an dem sich nach dem Gig vielleicht gravierend etwas geändert haben könnte... Chris Conk gibt sein bestes, holt stimmlich alles aus sich heraus, will das Publikum zu motivieren. Der Karion Frontmann ist reichlich bemüht, läuft sich auf der Bühne Hacken und Allerwertesten ab, versucht mittels Hochtongeschrei und leidenschaftlicher Performance die Leute zum Abgehen zu gewinnen, was teilweise auch gelingt. In den vorderen Reihen herrscht super Stimmung, weiter hinten in der Halle bleibt's weitaus ruhiger,während ein anderer Teil des Publikums zur Frühnachmittagszeit den Bummel über die Händlermeile vorzieht oder es wagt, sich draußen in die Sonne zu stellen (brrr!!!) immerhin herrschen Temperaturen von knapp über 25 Grad, weshalb diejenigen, denen die Band unbekannt ist, lieber ein wenig auf dem Camper, im Rauchereckchen oder direkt vor der Halle verweilend gepflegten Smalltalk halten.

BATTLEAXE

ähnlich wie schon auf dem BRO-FEST in England, wo sie uns auf ganzer Linie überzeugten, erweisen sich BATTLEAXE in der Tauberfrankenhalle als ulitimative alles an die Wand bretterndes Livekommando auf der Bühne. Kurz vor dem Auftritt erklingen„Battleaxe“, „Battleaxe“-Rufe.

BATTLEAXE heißt trotz guter Vorstellungen der bisherigen Acts das erste bärenstarke, weil ultimative Festivalhighlight des Tages. Killerscheiben wie „Burn this Town“ und „Power from the Universe“ sind in Reihen bestens unterrichteter Insiderkreise nur allzu bekannt. Kein Wunder, das die Truppe aus dem United Kingdom binnen weniger Minuten die Tauberfrankenhalle zum Kochen bringt. Zahlreich in die Luft gereckte Fäuste und Hörnersymbole zeigen über deutlich: hier geht der Kult ab! Dafür garantieren von brillianter Gitarrenarbeit und wuchtigem Drumsound geprägte Heavy Metalkracher wie „Ready to Deliver“, „Power from the Universe“, „Heavy Metal Sanctuary“, „To Hot for Hell“, „Revolution“ und „Chopper Attack“ - klassischer Heavy Metal pur in Reinkultur, all das beinhaltet, wofür zeitlos genialer, auf den Punkt gespieler Schwermetall steht.

BATTLEAXE präsentieren ebenso viel Power und Härte wie ACCEPT und frühe SAXON auf der Bühne, genauso unverfälscht roh, dreckig laut bretternd mit stellenweise viel rauem Bikerrockflair geht’s zu Werke! Shouter Dave King präsentiert sich in Topform, der gut aufgelegte Fronthüne entlockt dem Publikum Höchstleistungen. Natürlich führt für echte BATTLEAXE-Anhänger - das Bild im Pulk sagt alles, zum Schluß überhaupt kein Weg an der frenetisch abgefeierten Schlußhymne „Burn this Town“ vorbei. Scharfe Gitarren, laut bollernde Drums mit reichlich viel Härte und ein rotzig immens erdiger Sound einer in Topform befindlichen Crew zeigen, was Masse ist. BATTLEAXE haben alles richtig gemacht. Schade, das der Gig fast schon im Flug vorüber geht. Damit gehören die sympathischen Engländer unabhängig dessen was nach ihnen auf die Bühne kommt, zu den unangefochtenen Siegern des KEEP IT TRUE-Festivals 2014. Wer diese reichlich Energie auf der Bühne versprühende Band gesehen hat, weiß, wo der Barthel den Most holt. Bärenstarker Auftritt einer hörens- und sehenswerten Combo. Muß man der echten Die Hard-Anhängerschaft dazu noch viel erzählen? Ich denke, die Setlist von BATTLEAXE spricht für sich:

A Prelude to Battle - Legions Unite
Ready to Deliver
Power From the Universe
Rebel with a Cause
Romeo
Heavy Metal Sanctuary
Hail to the King
Too Hot For Hell
Revolution
Chopper Attack
Burn This Town

In der Umbaupause tun wir bewußt etwas für's leibliche Wohl, relaxen auf den treppenstufenartigen Sitzgelegenheiten, führen gepflegten Smalltalk und lassen die Hallenatmosphäre auf uns wirken.

HEXX

Zu    d e n   Raritäten des 80er-Metals gehört die US-(Power)Metalformation HEXX. Auf solch ein bis heute ziemlich selten zu sehendes Edeljuwel dürften sich wie anhand einer zum späten Nachmittag enorm gut besuchten Halle deutlich wird, nicht wenige Leutchens entgegenfiebern. Dem entsprechend steigt die Spannung beim Auftritt der Band, von deren Original-Line Up immerhin Gitarrist Dan Watson und Sänger Dennis Manzo übrig sind. Zwar können HEXX das Level von BATTLEAXE nicht ganz halten, dennoch bangt ein größerer Teil des Publikums kräftig mit. Ein anderer Teil der K.I.T.-Gänger/innenschaft weiß mit den stellenweise irrsinnig komplex abrupt eingestreuten Progressivewechseln, die manchmal gar mit leicht an der Grenze zum Thrash rüttelndem Einschlag wechselweise dargeboten im klassischen Heavy und Powerspeedgewand nicht so viel anzufangen oder lauscht neugierig dem Geschehen auf der Bühne. Zahlreiche Bonbons aus den 80ern, die vor allem den Undergroundhämmern „No Escape“ und „Under the Spell“ (HEXX waren ihrer Zeit damals weit voraus, (was auch mit der Hauptgrund ist, weshalb die Band bis heute trotz zwei solcher Hochkarätervinylrundlingen immer noch zu den sauraren Insidertipps gerechnet wird) gewidmet sind, haben kein Gramm ihrer Faszination eingebüßt; speziell das auf die vierköpfige US-Powermetalcrew um Dennis Manzo und Dan Watson eingeschworene Headbangerklientel befindet sich episch angehauchten Darkpowermetalnummern mit phasenweise heftigem Progeinschlag wie „No Escape“, „Edge of Death“, oder „The Victim“, „Look to the Sky“ beständig in Bewegung, weiteres Oldshool-Elixier vom Typ„Beware the Darkness“, „The Other Side“ , zum Schluß kommt nocheinmal das großartige wunderschön spannende „Under the Spell“ zum Zuge), reicht aus, um indessen so manche Nostalgieträne zu vergießen. HEXX wurden allen in sie gesetzten Erwartungen gerecht. In derartig beeindruckender Form darf sich die Mannschaft aus Übersee hoffentlich ruhig wieder desöfteren in europäischen Breitengraden blicken lassen!

Auch diese äußerst selten dargebotene Setlist sollte den K.I.T.-Fans nicht vorenthalten bleiben:

Terror
Invader
The Victim
No Escape
Edge of Death
Look to the Sky
Night of Pain
Beware the Darkness
The Hexx
The Other Side
Hell Riders
Under the Spell

SINNER

haben vom Start weg einen ohrenbetäubend lauten Soundpegel. Das ändert nichts daran, das sich am Gig, der sich rein schwerpunktmäßig (mit Ausnahme des nicht auf den Frühen SINNER-Scheiben befindlichen Openers „Crash and Burn“ auf die Anfangszeiten der Band in den 80ern bezieht, zahlreiche Gemüter spalten. Ein Teil der K.I.T.-Anhängerschaft schwört darauf, der andere Teil kann sich überhaupt nicht daran ergötzen. Neben bewährten 80er Granaten wird mindestens ebenso viel austauschbares Material aufgefahren, was im Grunde genommen eigentlich schade ist. Eine halbwegs ansprechende Setlist „Born to Rock“, „Bad, Bad Girl“ „Masquerade“, „Danger Zone“ (gehen mächtig ab der Billy Idol-Hit „Rebell Yell“ bringt ebenfalls ordentlich Stimmung in die Halle), reicht nicht aus, um das Stimmungslevel zu halten, dessen teilweise hoher Pegel zeitweise doch wieder abflaut. Um auf ganzer Linie zu überzeugen, hätten SINNER wohl das gesamte Touch of Sin-Album rauf und runterspielen müssen, was leider nicht der Fall ist. Dafür agiert die Band anfangs recht spritzig, im Laufe des Sets ab der Hälfte und gegen Ende hin zunehmend mehr Souveränität an den Tag legend, wird in der letzten Viertelstunde nur noch routiniert der Stiefel heruntergespielt. Hinterher stellt sich nicht nur für mich die Frage, warum der Gig unverständlicherweise viel zu früh nach gerade mal zehn (!) Songs beendet wird, obwohl ein Großteil des Publikums am Schluß so richtig in Fahrt kommend, mit der Band warm wird, ohne die zur Verfügung stehende Zeit so effektiv und konsequent wie möglich zu nutzen. Gerade als vereinzelte Zugaberufe erschallen, beendet die Band ihren Set abrupt und kehrt nicht mehr auf die Bühne zurück, womit mindestens 10 Minuten effektiver Spielzeit ungenutzt verstreichen. Schade. Im Rahmen dieser gut begonnenen, schlecht beendeten Session wäre noch einiges mehr drin gewesen. Weiß der Kuckuck, was die Aktion nun eigentlich sollte? Somit bleibt am Ende nur ein weiterer „ordentlich, zufriedenstellend bis guter“ Gig zu verzeichnen, der zumindest andeutete, wieviel Potential in einer Band wie SINNER steckt, ohne es auf ganzer Spielzeitlänge fortzuführen.

In der Zwischenzeit sind verstärkt angenehme Gesprächsrunden fällig und das KEEP IT TRUE zeigt einmal mehr, das man sich auf diesem Festival unter Gleichgesinnten richtig sauwohl fühlt!

WARRIOR

Mit den Amis WARRIOR gibt das nächste Relikt aus den 80ern seine Visitenkarte beim KEEP IT TRUE-Festival ab, und wie uns gleich innerhalb weniger Minuten bewußt wird, keine schlechte!

Zwar hatten WARRIOR in der Vergangenheit schon andere weitaus namhaftere Vocalisten u. a. Marc Storace (KROKUS), Parramore McCarty (den manche selbst heute noch als d e n WARRIOR-Sänger betrachten, worüber sich trefflich streiten lässt – denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden) und Rob Rock in ihren Reihen, verglichen mit CAGE-Frontsau Sean Peck, der allen dreien längst das Nachsehen gebend, einen solch beherzten Auftritt hinlegt, liegen Welten dazwischen. Anders lässt sich kaum beschreiben, über welch ein immens ausgedehnt flexibles Stimmvolumen verfügend und mit wieviel Power dieser Wirbelwind über die Bühne rast!

Der amtliche CAGE-Frontmann hat sich, soviel wird schnell klar als echter Glücksgriff für die Band erwiesen, welche dank ihm, der seinen Vorderleuten permanent kräftig Dampf unter'm Hintern machend, zu Höchstleistungen treibt. Das Publikum fest im Griff, wird der Auftritt zum Triumph. Geradling, heavy, druckvoll, richtig schön aggressive Gitarren mit Biss dröhnen durch die Tauberfrankenhalle, das Schlagzeug klatscht und scheppert nach Belieben. WARRIOR überraschen uns vollkommen, einen solch intensiv energischen Auftritt hätten wir nicht von dieser Combo erwartet. Das ist Heavy Metal vom Feinsten. Entsprechend sprachlos und begeistert zugleich sind Melissa und ich von einer wirklich umwerfenden Vorstellung, die aus tiefster Versenkung heraus kommend, wieder auferstandene US-Heavy/Powermetalfünfer der Heavymetalfangemeinde bietet.

Zum bis heute vielleicht bekanntesten Stück dem Titel „Fighting for the Earth“ vom gleichnamigen 1985 erschienenen Debüt werden am Schluß zahlreich in die Luft gehende Fäuste gereckt und der gesamte Chorus minutenlang vom Publikum gesungen. Stehende Ovationen vom überwiegend von den mit „Defenders of Creation“, “Fight or Fall“ und „The Wars of Gods and Men“ Headbanger kompatibles Futter en masse verteilenden Amis faszinierten Publikum sagen alles. WARRIOR haben sich amtlich zurückgemeldet und kündigen zum Schluß ihr kommendes Album an, - eine Meldung, die seitens zahlreicher Fans auf reges Interesse stoßend mit viel Wohlwollen registriert wird. Bislang vier Alben auf dem Buckel, wurde es allmählich Zeit für ein weiteres. Der letzte Release liegt bereits zehn Jahre zurück. Und eines ist jetzt schon fast so gut wie sicher: Wenn das neue mit Spannung erwartete Album hält, was dieser starke Auftritt verspricht, kündigt sich etwas ganz großes an, doch bis es soweit ist, harren wir geduldig der Dinge, die kommen werden...

FLOTSAM & JETSAM

geben dem Publikum einen Spezialset vom Feinsten bestehend aus ihren zwei bis heute zu Recht ausnahmslos Undergroundkultstatus genießenden 80er-Hammeralben „Doomsday for the Deceiver“ und „No Place for Disgrace“ offerierend, sprichwörtlich den Rest. Die Speedlegende haut anlässlich zum Gedenkset an frühe Sternstunden, eine Powerspeedgranate um Powerspeedgranate raus, alle Nummern genießen uneingeschränkt Undergroundkult-Klassikerstatus. Folglicherweise ist die Tauberfrankenhalle zu späterer Stunde heftig voll wie nie am KIT-Freitag. Der wirbelnde Mob tobt, im Publikum gibt’s kein Halten mehr. Das gesamte Material der Doomsday for the Deceiver-Phase wird von einer geradezu fanatisch abgehenden Fanschaar aufgesogen, sämtliche Mähnen rotieren im Takt, in der Halle herrscht Bombenstimmung als wäre man beim IRON MAIDEN-Konzert.

Powerspeedraketen wie „Doomsday for the Deceiver“, „Hammerhead, „“Iron Tears“, „Desecrator“ „Escape from Within“, „She Took an Axe“und No Place for Disgrace“ lösen eine wahnsinnige, nahezu gigantische Atmosphäre aus. Die gesamte Tauberfrankenhalle gleicht einem Hexenkessel!

Der Sound stimmt, am Ende hinterlassen die alles in Grund und Boden trümmernden Amis ein total ausgelaugtes Publikum, das selbst später noch immer nicht so recht glauben mag, wie ihm geschah. Unglaublich! Die Frage, welche der zwei Kultscheiben die qualitativ stärkere ist, bleibt ungeklärt...

Die Setlist vom Doomsday for the Deceiver/No Place for Disgrace-Gedenkset beinhaltete folgende Nummernauswahl:

Doomsday for the Deceiver
Dreams of Death
Hard on You
Der Führer
Hammerhead
Iron Tears
Desecrator
Escape from Within
She Took an Axe
P.A.A.B.
No Place for Disgrace

JAG PANZER

Nachdem Flotsam & Jetsam derart groß auftrumpften, stellte sich für zahlreiche Fans die Frage, ob JAG PANZER mit Harry the Tyrant Conklin diesen Auftritt noch toppen, geschweige einen drauf setzen können. Die Mannschaft aus Colorado kann. Trotz einer heimlichen Headlinervorstellung von FLOTSAM und JETSAM, bekommt das beinharte JAG PANZER- Die Hard-Fanklientel in der nicht mehr ganz so vollen Tauberfrankenhalle von der zeitlosen US-Powermetalkampfmaschine aus Colorado all das geboten, was nach über drei Jahrzehnten aus dem Song-Repertoire des unaufhaltsam wie eh und je sämtliches Gelände unterm Kettengetriebe plattwalzenden Jagd Panzers nicht mehr wegzudenken ist. Dem Wunsch der Fans Rechnung tragend, fanden JAG PANZER so unglaublich nein, regelrecht wundersam es klingt, wieder im bewährten Original-Line up (mit Gitarrist Joey Tafolla!) zusammen. JAG PANZER liefern einen oberamtlich bärenstarken Auftritt. Die Amis feiern vor begeistert mitgehender Fanschaar wobei das eisern treue Die-Hard-Fanklientel kräftig aus sich herausgeht, das unglaubliche, tatsächlich wahr gewordene Comeback einer 2011 zunächst schon aufgelösten, bereits 2005 und 2008 auf dem K.I.T. aufgetretenen, erfolgreich zurückgekehrten unwiderstehlichen Legende! Anfangs hat Frontmann „the Tyrant“ noch ein wenig mit seiner Stimme zu kämpfen, danach läuft der Vocalist zur Hochform auf. Sämtliche Granaten vom bis heute unerreichten Killer debüt „Ample Destruction“ treiben uns (Melissa und mir) sowie zahlreich anderen Heavy Metalfans, die auf klassischen US-Powermetal schwören, säckeweise Tränen in die Augen, egal, ob es sich dabei um „Reign of Tyrants“, Harder than Steel“ oder „The Crucifix“, stellvertretend für einen der wichtigsten, bis heute unerreichbar stilprägenden Genremeilensteine handelt. „Shadow Thief“ sorgt für weiteres Haareschütteln, Harry „the Tyrant“ Conklin's schwer am Gürtel herabhängende Kette bietet einen optisch bestens zur Vorstellung passenden Anblick, dessen Stimmvolumen locker bis in höchste Tenortonlagen hinein reicht.

John Tetley macht sein schmerzendes Knie zu schaffen, dem zu folge zieht der tapfer durchhaltende Bassist den Gig in sitzender Haltung durch, wobei der Flightcase unentbehrliche Hilfestellung leistet. Eine solch vorbildhafte Einstellung des traumhaft sicher sein Instrument beherrschenden Tieftöners ist aller Ehren wert! Daran können sich manche Musikerkollegen ein Beispiel nehmen.

Mark Briody und Joey Tafolla zeigen in gewohnt sicherer Manier an ihren Äxten, wie herrlich druckvoll, packend, hart, dynamisch, melodiös und fließend zugleich klassischer US-Powermetal sich anfühlt. John Tetley am Bass und Rikard Stjernquist hinter der Schießbude legen ein kräftiges Fundament. „Chain of Command“ heißt die nächste als unverzichtbar einzustufende Zugabe, die den Fanpulk mächtig in Bewegung und zahlreiche Matten zum rotieren bringt, während „Black“ gesellt sich Bernie vom Metalizerstand zu uns, wir bangen gemeinsam ab; in der tobenden Fanmeute gibt’s kein Halten mehr, zum Ende herrscht im Pulk ein heftiges Drängeln und Geschiebe, was das Zeug hält! Nervige Crowdsurfer wollen sich von der Masse getragen auf die Bühne transportieren lassen, alles drängt sich nach vorn, kein Wunder bei derartigen Kalibern. Während Melissa sich in vorderster Reihe wiederfindet, trete ich dezent drei Schritte zurück, um die zum Headbangen wichtige Position im Auge zu behalten, und von ausreichend Freiheit umgeben, entsprechend abzugehen.

Ein zum Schluß energiegeladen im Highspeedtempo gezocktes, der unverzichtbaren Solingener Teutonenstahlschmiede ACCEPT gedenkendes „Fast as a Shark“, wobei die US-Powermetaller dem Original phasenweise verdammt nahe kommen, beendet eine beindruckend geniale Darbietung. Selbst Minuten danach bekommen wir folgendes Motto nicht mehr aus unseren Gedanken heraus:

„JAG PANZER is on the... Attack, Attack, Attack...“ - Der Jagdpanzer ist wieder kräftig im Rollen!

Die Setlist des verdienten Headliners (geht’s noch besser?)

Battle Zones
Death Row
When Metal Melts the Ice
Licensed to Kill
Warfare
Symphony of Terror
Harder Than Steel
Generally Hostile
The Watching
Reign of the Tyrants
Cardiac Arrest
The Crucifix
Shadow Thief
Black
Call of the Wild
Future Shock
Tyranny
Chain of Command
Fast as a Shark (ACCEPT-Cover)

Samstag, 26.04.14

Nachtdämonen des eisernen Königreiches lauschen dem Atlantischen Kodex in der Metal Kirche!

IRON KINGDOM

verteilen gleich zum Auftakt des K.I.T.-Samstags eine dicke Portion True-Metal der Extraklasse, wobei selbstverständlich entsprechende Posen auf gar keinen Fall fehlen dürfen. Das gehört schlicht zum True-Metal dazu. Wer sich dran stört oder kein True-Metalfan ist, sollte einfach nur wegschauen. Neben Melissa und meiner Wenigkeit gehen die Frontmänner von ALPHATIGER und STALLION hellauf begeistert gemeinsam mit uns auf den Sound der Kanadier IRON KINGDOM ab. Sänger Chris Ostermanns' Hochtonstimmlage trifft längst nicht eines jeden Geschmack. Solange das angestrebte Ziel erreicht wird und zumindest ein permanent mähneschüttend Faust ballend und Hörnergabel skandierender Teil des Publikums kräftig auf die Truppe steilgeht, muss sie das auch nicht, wenngleich auch viele nur dastehen, schräge Blicke zur Bühne werfen und zunächst einmal staunen, um sich ihr Bild von der Band zu machen. Das Schlagzeug von Shouter Chris Ostermann's Schwester Amanda knallt mit mächtig viel Punch. Leighton Holmes am Bass und Kenny Kroecher an der zweiten Klampfe harmonieren zusammen mit dem Fronter und der sagenhaft heftig Felle, Becken und Kessel verdreschenden Stöckeschwingerin als gut eingespieltes Team auf der Bühne. Uns ist völlig egal wie oft die Truppe um die Wette post und wie hoch der Epic-Anteil in den Songs ist, wir lassen uns ebenso wie andere vom klassischen True-Metal-Spirit des Ahornblattvierers gefangen nehmen und haben immens Freude am Auftritt der Band, die ihr Programm aus meiner Sicht fast erwartungsgemäß gelungener maßen mit ihrem besten Stück „Voodoo Queen“ beendet. Für den zum Abschluß der Show sehr gewagten zugleich gekonnten, deutlich der Scorpions-Pyramide in den 80ern angelehnten, reichlich spektakulären Abgang erntet die Band verdient anerkennenden Applaus. Vorzüglich. Genauso machen solche Livegigs wirklich Sinn!

NIGHT DEMON

Irgendwie wissen wir bereits vorher, noch ehe überhaupt ein Akkord erklingt, was uns bei den extrem von der britischen NWOBHM-beeinflußten Amis erwartet. In der Halle liegt ein gewaltiges Prickeln, die Luft ist geradezu elektrisch aufgeladen. Der Sound stimmt und im Handumdrehen geht völlig die Post ab. Meine Wenigkeit bangt sich kompromisslos wie die Band selbst auf der Bühne zur Sache gehend, gnadenlos die Rübe vom Sockel, ist das mal wieder geil! Heavy Metal von echtem Schrot und Korn, mit rotzräudigem Straßenfaktor, der keine Gefangenen macht! Melissa ist ebenfalls beeindruckt vom Können der Truppe, wobei vor allem der starke Kontrast zwischen beiden Flying V der schwarzen und der weißen optimal ins Bild passt! Neben komplett mitreißendem Stageacting, wahnsinnig killenden Grooves, heftigen Riffs, Leadsoli und knallig treibender Drumpower von Schlagzeuger John Crerar, der alles aus seiner Schießbude herausholt, was möglich ist, ist es immer wieder Frontmann Jarvis, der seiner Freude darüber, das die Band beim extrem steil gehenden K.I.T.-Publikum so gut ankommt, Ausdruck verleiht. Die Klampfen sägen richtig schön kompromisslos derb. Jeder Song trifft ins Schwarze. NIGHT DEMON offerieren permanent heftig laut, direkt und vor allem roh in die Magengrube hauenden Schreddermetal mit intensiv rotziger Attitüde, der einen umhaut! Die einstudierten Rücken an Rücken-Posen von Gitarrist Brent Woodward und Gitarrist/Frontmann Jarvis Leatherby fügen sich wunderschön weil nahtlos das Stimmungslevel nach oben treibend, ins Geschehen ein.

Fragen bestehen danach keine mehr, klatschnass geschwitzt und völlig ausgepowert brauchen nicht nur meine Freundin Melissa und ich nachdem NIGHT DEMON die Bühne räumen dringend eine kräftige Mahlzeit. Soviel Power, Energie, Leidenschaft und geradlinige Direktheit auf den Punkt gebracht, fordert enormen Kräfteverschleiß; - und es kommt im späteren Tagesverlauf sogar noch toller!

VARDIS

hatte ich eher auf der „mal schauen“-Liste, dafür lässt es das Trio jedoch gar nicht erst kommen. Unglaublich, was den Herren Zodiac, Pearson und Horbury gelingt. Sahen wir und ich sie bereits auf dem BRO-FEST in Newcastle bietet sich uns heute ein ganz anderes, schier unglaubliches Bild in der Tauberfgrankenhalle. Eine Dreiviertelstunde wird klassischer Hard n' Roll am Stück bis unter die Kinnlade gehend praktiziert. So mitreißend spritzig haben Melissa und ich VARDIS noch nicht einmal vom BRO-FEST wo sie keine schlechte Figur machten, jedoch nicht in derartig heftiger Intensität zu Werke gehend, in Erinnerung. Heute versetzt das Trio gleich ein gesamtes Hallenareal in puren Ecstasetaumel! Die gesetzteren Herrschaften brennen ein wahres Rock n'Roll-Bluesn'Groove n'Boogie ab, beim GARY GLITTER-Part zum Mittelteil des Sets fühlt man sich regelrecht in die Ära dieser zeitlosen Proto-Glamrocklegende zurückversetzt - die Tauberfrankenhalle bebt förmlich! Nein, da kann auch der Verfasser dieses Berichtes gar nicht widerstehen, mich packt's gleich mehrfach, bei Genregourmetfutter vom Schlage „Steaming Along“ oder „Learning how to Shoot Straight“ .hält es mich ebenso wenig wie das Groß des regelrecht durchdrehenden Pulks, der permanent rockend überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommt. Steve Zodiac feuert unendlich geile bluesboogieriffs und Leadsoli von Meisterhand ins Publikum. Gary Pearson und Terry Horbury, das sind alte Hasen in der Musikerszene, die wissen genau, was sie tun. Bassist und Drummer bilden mit ihrem virutos agierenden Gitarristen Steve Zodiac eine kraftvoll in bestem Groove n' Beat agierend, rockig bis zum Anschlag die Bühne ins Wackeln bringende Dreierachse. VARDIS fahren eine Rock n'Roll-Vollbedienung vom Allerfeinsten, das kein Auge mehr trocken bleibt! Von dem hochkarätigen Inseltrio dürfen sich Generationen von Kapellen jüngeren Datums gern etwas abschauen. Warum es gefühlte 27 Jahre dauern musste, in denen sich das Trio über einen solch langen Zeitraum so verdammt rar gemacht hat, nun erst zum zweiten Mal auf Konzertreise nach Deutschland zog, ist einem nach derart genialer Performance glatt ein Rätsel! Noch ehe ich mich recht versehe, weiss ich selbst überhaupt nicht mehr so recht, wie mir geschieht. Stefan Dietrich, Seines Zeichens Sänger von ALPHATIGER, bangt ein Bier in der Hand, kräftig mit mir ab, das es nur so kracht! Das sind unvergessliche Momente, kurios im Gedächtnis haften bleibende Konzerterlebnisse, die man nicht vergisst und über die man sich als Fan und Redakteur gleichermaßen freut. Lautstark hörbare „Vardis“, „Vardis“-Sprechchöre runden eine unbeschreibliche Hammerperformance ab. Geil!

Im Anschluß dieser Topsession macht sich mein Rücken bemerkbar, das hat mächtig reingehauen!Hinterher sind wir ziemlich geschafft, doch es wird noch richtig hart: ATLANTEAN KODEX stehen gleich im Anschluß auf der Bühne, ich schwitze bereits in der Umbaupause heftig wie Sau!

ATLANTEAN KODEX

können erwartungsgemäß das hohe Stimmungslevel mühelos halten. Sicherheitshalber begeben sich meine Freundin und ich gleich in die erste Reihe, um die Band von ganz weit vorn zu sehen. Spätestens jetzt steht restlos die gesamte Halle in völligem Wachzustand agierend, Spalier, um sich eine meisterhaft vorgetragene Lehrstunde in Sachen klassischer Epic-Metal reinzufahren! ATLANTEAN KODEX haben seit geraumer Zeit einen wirklich unglaublichen Status auf nationaler sowie internationaler Ebene, ihr zweites Album „The White Goddess“ war immerhin Album des Jahres hierzulande! „Twelve Stars and an Azure Crown und „Enthroned in Clouds and Fire“ sind Genreklassiker über die man keine langen Worte mehr verlieren braucht. Auch das Material vom Erstling sowie aus Demotagen „The Atlantean Kodex“, „Pilgrim“ und „From Shores Forsaken“ frenetisch von einer begeistert jedes einzelne Stück abfeiernden Fanmasse angenommen, braucht sich keineswegs im geringsten hinter der Materialauswahl des brillianten Zweitlings „The White Goddess“ verstecken, in der Halle herrscht eine super fantastische unbeschreiblich bombastische Stimmung! Fakt ist: ATLANTEAN KODEX sind schon lange nicht mehr so klein, wie sich die Band gern selbst wohl sehen würde, sondern spätestens seit ihrem überall gefeierten Zweitling mittlerweile seit geraumer Zeit zum generationsübergreifenden Kulturgut für ein riesiges Heer diverser Heavy Metal-Generationen avanciert. Der Stimmungspegel ist fast schon unheimlich!

Gitarrentechnisch ist alles im Lot, Bass, Schlagzeug und Gesang sind bestens abgemischt.

Auf die laut Markus Becker geäußerte Beschwerde mancher Fans, die meinen, ATLANTEAN KODEX spielten zu langsame Songs, folgt noch ein langsamer, umso intensiver unter die Haut gehender. Bei zeitlosen Epic-Hymnen wie „Atlantean Kodex“, „Sol Invictus“ oder „Heresiarch“ vom gesamten Publikum komplett Zeile für Zeile mitgesungen, bekommt man Gänsehaut.

Nach einer Stunde rein effektiv genutzter Spielzeit bekommt der Fünfer zurecht minutenlang Stehende Ovationen. ATLANTEAN KODEX haben auch mit ihrem Gastspiel im Rahmen des KEEP IT TRUE-Festivals eigene Maßstäbe gesetzt, für die es überhaupt keine Worte mehr gibt!

Danach ziehen wir uns gepflegt zur Sitzplatztribüne zurück. LETHAL sind gleich dran, doch zuvor gibt’s noch ne Cola und etwas Happy Mampf Mampf in Form von leckerem Nasi Goreng zur Stärkung – ein Glückwunsch an den Koch, das schmeckt mal richtig fein und ist die bevorzugt gesunde Alternativlösung für alle, die ständigem Verzehr von Fleischbeilagen überdrüssig werden.

LETHAL

bekomme ich zunächst in den ersten zehn Minuten im furchtbaren Trägheitsmodus mit, danach geht’s allmählich aufwärts, aufeinmal erwachen die Lebensgeister und sehe, wie meine Freundin Melissa vollkommen klar. Was die Amiprogster, deren Album „Programmed“ scheinbar nicht wenigen geläufig ist, auf der Bühne fahren, erinnert mehr als nur einmal an QUEENSRYCHE, und zwar die guten alten. Sangeskünstler Tom Mallicoat wirkt mit seinem Westernhut äußerst quirlig auf der Bühne agierend, ausdrucksstark, obendrein sympathisch und zuweilen ein wenig genial daneben, chaotisch würde es wohl noch eher treffen.„Fire in Your Skin“, „Obscure The Sky“,,„What they've Done“, „Balancing Act“ oder „Killing Machine werden meisterhaft vorgetragen. Klassisches Progmetalkino oberster Top-Eliteliga, weiterer Beschreibungen bedarf es nicht. Nach einer starken Dreiviertelstunde klassischer Progmetalbeschallung auf hohem Niveau ist der Gig vorbei. Wir sind froh, LETHAL nicht verpasst zu haben. Wer weiß mit Bestimmtheit, ob eine solch passende Gelegenheit derartige Edelbonbons zu sehen, überhaupt noch einmal wieder kommt?

Auf die technisch versierten US-Speed/Thrasher TOXIK (a. k. a. TOXIC), die zur Endphase der 80er-Jahre im Zeitraum von 1987 – 89 mit ihren zwei Alben „World Circus“ (!987) und „Think This“ (1989) einige Aufmerksamkeit im schwermetallischen Underground errangen, verzichten wir, uns eine dringend notwendige Auszeit gönnend. Kaffee und Schokolade müssen ebenfalls mal sein und ein kleiner Spaziergang durch den Ort zwecks Frischer-Luft-Schnappen bringt uns tatsächlich auf andere Gedanken. Auf dem Rückweg zur Halle treffen wir auf einen stark im Alkoholrausch befindlichen Kuttenträger. Der freundliche, zunächst etwas geknickt wirkende Kollege hat arg mit sich zu kämpfen, kann sich mühsam torkelnd an einer Hauswand abstüzend auf den Beinen halten. Erst denkt er, ich würde ihn auslachen und stellt dann zu seiner Freude fest, das dies nicht der Fall ist. Ich nehme mir Zeit und rede mit ihm, schließlich findet er den Spaß am Festival wieder.

Auf den Rat hin, sich das beste vom Festival, den Headliner METAL CHURCH unbedingt noch anzuschauen, schließlich wär's doch schade, sich die Krönung des Festivals am Schluß vor lauter Müdig- und Orientierungslosigkeit entgehen zu lassen. Das Argument, das beste aus dem Abend zu machen und ihn mit einem schönen Abschluß zu beenden, zumal er als Fan dafür bezahlt hat, und im Grunde genommen deswegen dorthin kam, folgt er uns auf dem Weg zur Halle. Ein kurzer Apell bewirkt in dem Fall Wunder. Nun stapft der etwas alkoholisierte Kollege motiverten Schrittes munter in Richtung Halle. Der Kollege bedankt sich bevor er sie betritt herzlich und kennt damit seinen Plan, ganz so, wie es sich gehört, um das 17. KEEP IT TRUE würdevoll zu beenden. Fein!

IN UNION WE STAND! Lautet das verbindende Motto – genau so, nicht anders funktioniert's!!!

Die Temperaturen kühlen sich ab, es regnet ein wenig. Das für den Abend laut Wettervorhersage angekündigte Gewitter bleibt aus, für ein umso heftigeres hingegen sorgt der Top-Headliner:

METAL CHURCH

Die seit ihrer erneuten Reformation wiedererstarkte Powermetalinstitution lässt nichts anbrennen.

Im stabilen Line-up wissen die Herren Vanderhoof, Munroe, van Zandt, Unger und Plate komplett auf ganzer Linie zu überzeugen. Die Gitarren kommen sägen druckvoll das Schlagzeug besitzt gnadenlos wuchtig in den Hintern tretenden Sound. Shouter Ronnie Munroe ständig bemüht, die Fans kräftig zu pushen, was ihm auch gelingt, reicht sehr nahe an seinen legendären Vorgänger David Wayne heran, daran besteht an diesem unvergesslichen Abend überhaupt kein Zweifel!

Es werden ausnahmslos Klassiker aus der älteren und jüngeren Schaffensperiode serviert, an denen sich echte Metalheads die Finger lecken. Dementsprechend pickepackevoll wird es in der Halle als das Führungsschiff der US-(Powermetal)-Riegepünktlich um 10 Minuten vor 23 Uhr aufschlägt. METAL CHURCH sind live auf der Bühne definitiv eine Macht, die schon seit ihren seeligen Gründungszeiten bis heute nicht ohne Grund ganz an oberster Spitze im Powermetalsektor agiert. Das beweisen sie auch in bewährter Location auf dem KEEP IT TRUE-Festival, wo ein großes Auditorium vom ersten Takt vollkommen berauscht ausklinkt! Das Eingangsdoppel „Ton of Bricks“ und „Start the Fire“ macht den Anfang, weitere harte Kracher brachiale gespielten Powermetals folgen, selbst der Titelsong vom neuen Album „Generation Nothing“ beeindruckt. „The Dark“ , „Badlands“, „Fake Healer“, (wie immer ein Muss!), mit „A Light in the Dark“, „Dead City“ und „Mirror of Lies fährt die Metal Kirche weiteres Topmaterial auf, der Überhymnenteil mit „Gods of Wrath“, „ (We) Watch the Children Pray“ „Beyond the Black“ und „Metal Church“ hat es kaum weniger gewaltig in sich. Als Zugabe werden das unverzichtbare DEEP PURPLE-Cover „Highway Star“ in donnernder High-Speedversion, sowie „The Human Factor“ gebracht, ehe„Date with Poverty“ endgültig das letzte Signal zum Ausklang eines absolut mitreißenden Gigs einer wie so häufig den Fans alles abverlangend und selbst bis an die Grenze gehenden METAL KIRCHE setzt, der man auch ohne den in Gedanken anwesenden Geistlichen weder das Consolamentum noch den Segen, geschweige das Evangelium oder ein ähnlich geartetes Sakrament irgendeiner darüber stehenden Institution erteilen muss, das war, ist und bleibt (Un)heiliger (HEAVY METAL) KULT!

Ton of Bricks
Start the Fire
Generation Nothing
The Dark
A Light in the Dark
Fake Healer
Badlands
Gods of Wrath
Dead City
Mirror of Lies
Watch the Children Pray
Beyond the Black
Metal Church
Zugaben:
Highway Star (Deep Purple cover)
The Human Factor

Festivalnachwort:

Die Preise für Essen und Getränke lagen wieder im angenehmen Rahmen. Das Angebot des Metalmarktes in der gewohnt übersichtlichen Location, die abermals top Bedingungen bot, hielt für jeden selbstverständlich auch für ganz ausgefallene Wünsche interessantes in Sachen Tonträger, Patches und Merchandise bereit. Mittlerweile sehr gesuchte Raritäten darstellende IRON CURTAIN-Patches extra in limitierter Kleinauflage anlässlich des K. I. T.-Auftritts hergestellt, finden als kleine Spezialität allem voran für die Kuttentragende Fraktion ihre Abnehmerschaft.

Die mit herausragenden Performances glänzenden US-Powermetallegenden JAG PANZER und METAL CHURCH waren die ultimativ krönenden Headliner eines insgesamt wie immer tollen, prima organisierten und wie immer äußerst erlebnisreichen KEEP IT TRUE-Festivals; ein dickes DANKE von Melissa, Michael und Timo für ein superbes Wochenende in Königshofen an Tarek Maghary und Oliver Weinsheimer - ihr seid die Besten – auf ein Neues im Nächsten Jahr!

Mittelerweile so zügig wie nie, sind alle Karten bis auf die letzte restlos vergriffen und wir freuen uns auf ein Hammerbilling 2015, wenn das bewährte KEEP IT TRUE erneut seine Pforten öffnet...

 

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