SWORDBROTHERS XIII - Andernach, JUZ Live Club

Festival vom 13.09.14
Bands: AIR RAID, VORTEX, RAM, BATTLEROAR, OSTROGOTH, JACK STARR usw.

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SBF

Aus einem sehr wichtigen, umso traurigeren Anlass verschlägt es uns ins JUZ auf den Sportplatz nach Andernach. Das zu unseren beliebtesten Top-Favoriten im Konzertplaner zählende SWORDBROTHERS-Festival geht in die Schlussrunde. Dementsprechend heißt es würdig Abschied nehmen. 13 x SWORDBROTHERS, für uns ein geradezu zwingendes Muss, noch einmal im Rahmen der 13. und letzten Auflage dort aufzuschlagen und dieses immer wieder geniale Kleinfestival so wie es sich gehört, mit allen Kräften zu unterstützen! Insgesamt hat sich im Vergleich zum Vorjahr eine stattlichere Anzahl von Leuten eingefunden, da heißt es Präsenz zeigen. Wir treffen erwartungsgemäß viele Gesichter auf die wir uns im Vorfeld bereits freuen. Ein weiterer Aspekt, der das SWORDBROTHERS in den letzten Jahren so schätzenswert für uns gemacht hat.

Auf zur letzten Schlacht heißt es Samstag, den 13.9. für uns, die noch ein letztes Mal im Jugendzentrum Andernach geschlagen wird, mit dabei sind im entscheidenden Gefecht u. a.: AIR RAID, BATTLEROAR und OSTROGOTH. Noch ehe es soweit kommt, haben wir mit sehr zu unserem Ärger mit schwierigen Umständen bei der Anreise zu kämpfen. Unser ICE befand sich bereits auf der Strecke nach Koblenz, hielt aufgrund eines technischen Defektes an und stand über eine Stunde still auf dem Gleis. Als Grund für dieses Malheur gab man den technischen Ausfall einer Maschine an, wodurch die Bahn völlig ohne Strom war. Nach einer ungewiss langen Wartezeit wurde dem diensthabenden Team dann endlich mitgeteilt, dass der Zug nach Bingen zurückrollen soll um dort stehen zu bleiben. Für die in dem Zug befindlichen Reisenden wurde die Fahrt mit einem Eurocity ermöglicht, wodurch es uns dann durch zeitlich bedingte Verzögerung von mindestens zwei Stunden trotzdem noch gelang, Andernach zu einigermaßen passabler Zeit zu erreichen. Von dort aus gelangen wir dann schließlich per Taxi in unser Hotel nach Neuwied und wieder zurück nach Andernach, um endlich am Swordbrothers teilhaben zu dürfen. Was will man machen, leider nicht zu ändern, Shirt happens!

Um 18:00 am Sportplatz in Andernach eintreffend, liegen wir zumindest noch einiger maßen günstig in der Zeit, sodass uns BATTLEROAR nicht entgehen, dafür jedoch STEELCLAD, FIREFORCE, AIR RAID und VORTEX, was uns beträchtlich ärgert! HEAVENWARD hingegen sind für uns verkraftbar. Endlich am Zielort angekommen, laufen uns zahlreiche Bekannte über den Weg. Henning erzählt uns freudestrahlend, AIR RAID seien toll gewesen. Das glaube ich im Rückblick auf den Gig der hoch talentierten Combo letztes Jahr beim Keep It True, wo die Band vom Start restlos überzeugte, nur allzu gern. Schade, wir haben sie leider aufgrund genannter Umstände verpasst, deshalb gibt es nichts darüber zu berichten. Durch die Absagen von HERETIC und den ursprünglich als Headliner vorgesehenen ATTACKER verschiebt sich das bisherige Programm erheblich. OSTROGOTH waren als drittletzter Akt geplant, dadurch finden sich die Belgier ganz plötzlich als  Co-Headliner im Billing wieder! HEAVENWARD - als Ersatz von HERETIC ins Billing reingerutscht - spielen vor BATTLEROAR.

BATTLEROAR

Als wir im Jugendzentrum ankommen, starten sogleich die griechischen Epic-Metaller  BATTLEROAR mit „The Swords Are Drawn“ ihren Gig. Die Band wird von SACRED STEEL/DAWN OF WINTER-Frontmann Gerrit P. Mutz stimmlich unterstützt und erlebt dadurch neuen Aufwind, wie auch ihr aktuelles Album zeigt. Neben so manch älteren Stück (u. a. „Hyrkanian Blades“ und Dyvim Tvar" von Fantasy-Autor Michael Moorcocks "Elric von Melnibone" Saga) weden auch aktuelle Songs wie „Valkyries Above“ und „Immortal Chariot“ gespielt. In der Schlußviertelstunde fällt leider das Mikro aus, wodurch Gerrit kaum zu verstehen ist. Auch ein Test meiner Ohrstöpsel sowie aus einer Position von weiter hinten ergibt: Soundmässig bis auf den Gesang ist alles im grünen Bereich. Gerrit P. Mutz als Musiker und Künstler wäre jedoch nicht er selbst, würde er nicht alles geben um aus dem ungeplanten Malheur noch das Beste herauszuholen. Nach Aufforderung an die Fans wird das nächste Stück gemeinsam gesungen. Unterstützt von treu auf BATTLEROAR schwörenden Fans kommen ihm diese bei der epischen, den Gig abschließenden Bandhymne zu Hilfe. BATTLEROAR haben trotz der widrigen Umstände einen ordentlichen Gig auf die Bretter gelegt. Hinterher gibt es keine Klagen zu vermelden, nun heißt es Durst löschen, und zwar dringend. Nun gibt es eine kurze Umbaupause. Wir genehmigen uns zwei Cola -Becher, danach folgen auch schon:
 

RAM

Das ausgerechnet RAM unser Highlight sein würden und alles in Grund und Boden  blasen, hätte ich in Erinnerung an den aus meiner Sicht sehr durchwachsenen Gig beim ROCK HARD-Festival nicht erträumt. RAM geben bei knackiger Lautstärke so dermaßen amtlich brutal Vollgas, das mir schon innerhalb weniger Minuten klar wird: Nein, das sind nicht die RAM vom ROCKHARD-FESTIVAL, da präsentiert sich ein Abrisskommando, das keine Gefangenen hinterlassend, 100 % Heavy Metal vom Fass ausschenkt und obendrein das Publikum gnadenlos mitreißt. Beginnend mit dem kraftvollen Opener „Suomussalmi (The Few Of Iron)“ über das fetzige „Awakening The Chimaera“ bis zu den EP-Knallern „Sudden Impact“, „Machine Invaders“  und „Infuriator“ wird alles aufgefahren, was die Stahlkante hergibt. Mit „Savage Machines“ wird noch ein brandneuer bislang unveröffentlichtes Stück vorgestellt, das ebenfalls sehr gute Reaktionen erntet. Richtungsweisend lässt sich feststellen: Für große Bühnen sind RAM zu klein, auf kleiner Bühne dagegen richtig groß! Die Formation besticht durch viel Unbändigkeit und Spielfreude, ein sagenhaft brillierendes Gitarrenduo mit räudig schredderndem Sound, knallhart donnernde Basslines, ein Schlagzeug mit oberamtlich fettem Punch und wird vom überragenden Frontmann Oscar Carlquist angeführt. Der in schwarzer Lederhose mit Nietenarmband gekleidete Hüne sucht permanent Kontakt zu den Fans und beherrscht sämtliche Gesten, die einen Rob Halford von JUDAS PRIEST zur Legende werden ließen. RAM klingen priestiger als JUDAS PRIEST heute überhaupt  noch jemals dazu in der Lage wären! Neben dem unverkennbaren Faible für PRIEST machen sich u. a. Einflüsse von IRON MAIDEN, DIO, ACCEPT,  MERCYFUL FATE  bemerkbar. Das mit reichlich Arschtrittattitüde gesegnete Kommando bringt die zahlreichen vor und um die Bühne herum sich drängende Fans zum schieren Ausrasten. Im hintersten Teil des Raumes halten sich die Leute mit dem frenetischen Headbangen zurück, doch vorne brechen bei der Metallerschaft alle Dämme. Das Publikum liefert getrieben von einer knallhart agierenden Band eine Wahnsinns Energieleistung, die Schweden spielen sich dadurch regelrecht in einen Rausch und hinterher sind meine Akkus ziemlich leer, während mir der Schweiß am Körper klebt. Meiner Freundin, die meine Freude über diese Hammervorstellung ebenso teilt, geht es ebenso. RAM boten eine Wahnsinnsleistung!  Hinterher lautete unser klares Fazit: War das GEIL!!!

So und nicht anders kennen und lieben wir das von Initiator Volker Rabe liebevoll organisierte  SWORDBROTHERS-Festival, welches bedauerlicherweise heute zum allerletzten Mal stattfindet. Mit dem genialen Kleinfestival in Andernach wird uns künftig etwas fehlen. Bevor das SWORDBROTHERS zu Ende geht, müssen noch zwei Combos ran, um dem Festival die letzte Ehre zu erweisen.   

OSTROGOTH

Trotz der bärenstarken RAM-Vorstellung heißt die Band, auf die scheinbar alle gewartet haben, OSTROGOTH. Die Zahl der gesichteten Bandshirts vom Klassiker „Ecstasy and Danger“ spricht ebenso deutlich dafür. Dass sie es locker schaffen, noch einige Maniacs mehr vor die Bühne zu ziehen, liegt zum einen an den Qualitäten der Band,  zum anderen auch an der Neugier vieler Anwesender ,denen die Belgier Live on Stage zum ersten Mal begegnen. Die reichhaltig von der NWOBHM beeinflusste klassische Heavy Combo verfügt über einen drei Jahrzehnte reichenden Erfahrungsschatz, den sie mühelos abruft. Mit Fronter Josey Hindrix besitzen die Belgier einen stimmlich passenden und extrem charismatischen Frontmann, der das Publikum auf seine Seite zu ziehen weiß. Er verfügt über ein wohlklingend einzigartiges Organ, das der Musik neben ihrem lockeren Groove ihren unnachahmlichen Spirit verleiht.  Bei „Too Hot“ erwachen nach dem heftigen RAM-Auftritt unsere Lebensgeister allmählich. Auch neuere Songs werden gespielt, doch am allermeisten werden immer noch die unschlagbaren Band-Klassiker bejubelt. Wer kann bei zeitlosen Oldschool-Metalhymnen wie „Ecstasy & Danger“, „Scream Out“, dem von zahlreichen Kehlen mitgesungenen „Paris By Night“ der „Queen Of Desire“ oder dem genialen Schlussfinale   

„Full Moon's Eyes“ schon lange stillstehen? Das anwesende Publikum (einschließlich uns) definitiv nicht! Zahlreich stramm erhobene Fäuste, eifrig im Takt rotierende Mähnen, Hörnergabeln und Zugaberufe zeugen von einem glücklich strahlendes Publikum und zeigen, das OSTROGOTH ein Bringer waren, der überall hierzulande gern gesehen ist. Das belgische Heavy Metal Urgestein hat eindrucksvoll gezeigt, dass klassischer Hardrock an der Grenze zum Heavy Metal mit NWOBHM-Einfluss heute mehr denn je ziemlich hoch bei den Fans im Kurs steht. Wenn dieser echten, äußerst sympathischen, sich unverfälscht treu bleibenden Undergroundkult-Institution eines zu gönnen wäre, dann dass sie den Erfolg einfährt, den sie schon lange verdient hat!

Geschlaucht vom Gig beschließen wir nun eine ruhigere Kugel zu schieben. Melissa und ich lernen weitere Maniacs kennen, die uns zwar bisher immer mal auf nicht wenigen Festivals über den Weg liefen, und heute kommen wir direkt ins Gespräch. Daraus ergibt sich ein hochinteressanter Austausch, den wir nicht missen wollen.

JACK STARR'S BURNING STARR

Nach knapp halbstündiger Umbaupause beginnen die kurzfristig wegen der abgesprungenen Thrasher ATTACKER zum Headliner aufgerückten US-Powermetaller um Ex-VIRGIN STEELE-Saitenvirtuose JACK STARR. Mit an Bord von JACK STARR's Crew sind heute RIOT-Sangeswunder Todd Michael Hall, Ex-MANOWAR-Drummer Rhino, den Bass bedient Ex-JOE LYNN TURNER/ PHANTOM LORD-Viersaitenzupfer NED MELONI. CRYSTAL VIPER- Sängerin Martha Gabriel komplettiert das Line-Up an der zweiten Gitarre, wodurch das Gastspiel von JACK STARR echten Besonderheitswert erfährt. „The Flame That Never Dies“ wird durch eine Sequenz vom klassischen u. a. aus dem Conan-Film bekannten Intro eingeleitet. Die Band geht kräftig in die Vollen, es werden selige Erinnerungen an Bandmentor JACK STARR's-Vergangenheit als ehemaliger VIRGIN STEELE Gitarrero geweckt.  Der Saal ist noch einigermaßen annehmbar mit Leuten gefüllt, wenngleich sich die Reihen nach den Belgiern OSTROGOTH schon merklich gelichtet haben – was wohl auch an der langen Umbaupause liegen mag. Vor allem die eingeschworene Fanklientel auf der linken Seite sowie vorne in der Mitte weiß den Cocktail aus klassischem Heavy- und Powermetal der Band zu schätzen. Wuchtig aus den Verstärkern geblasene Kracher wie „Land of the Dead“, die Midtempowalze „Go Down Fighting“,  „Light in the Dark“, „Metal Generation“ sowie das unverzichtbare Hit „Sands Of Time“ sowie das der VIRGIN STEELE-Vergangenheit gedenkende Cover „Children Of The Storm“ beweisen nachdrücklich die Klasse der Band. Tod Michael Hall macht den erhofften Bombenjob. Der Frontmann von RIOT V sorgt mit seiner Stimmvielfalt und coolen Ansagen für zahlreiche erhobene Hände. Im Laufe des Auftritts lichten sich jedoch zunehmend die Reihen – was wohl auch der langen Spielzeit geschuldet ist. Ein hartgesottener Teil der anwesenden Maniacs feiert JACK STARR jedoch bis zum Schluss des letzten Gefechts frenetisch ab, während ein anderer Teil quatschend draußen sitzt und sich in aller Ruhe Würstchen, Pommes, Cola und Bier einverleibt. Der abschließende ursprünglich von Rhino eingetrommelte MANOWAR-Schlachtruf „Metal Warriors“ vom „Triumph Of Steel“- Album löst als Zugabe nochmals frenetische Massenreaktionen aus. JACK STARR verabschieden sich von ihren Fans und beenden das 13. SWORDBROTHERS-Festival in würdiger Form.

Nachwort zum Festival:

Wie immer war es ein toll organisiertes und von so vielen schönen Momenten gezeichnetes Festival, inklusive gewohnt fanfreundlicher Preise. Wir bedauern sehr, dass Volker nun endgültig die Pforten dicht machen muss. Genau Festivals wie das Swordbrothers bieten immer eine willkommene Möglichkeit für Insider, die nicht auf Rummelplätze wie das große Festival mit W gehen und sich in erster Linie dort zu treffen, weil sie beim Austausch an Fachwissen unter sich sein wollen und nicht, wie manch unkende Stimmen unsinnigerweise zu verbreiten kund tun, wir würden uns im Underground verstecken. - Quatsch mit Sauce! Man hätte ohnehin gar keine Chance, Karten für das bereits am selben Tag ausverkaufte Festival beginnend mit dem großen "W" zu erwerben, selbst wenn man nur ein Tagesticket brauchen würde.  Außerdem zieht es uns generell dort nicht hin, weil dort Dinge ablaufen, die mit Heavy Metal rein gar nichts zu tun haben und man dort massenhaft Leute trifft, die nur 1 x im Jahr dorthin fahren, um Party zu feiern, um Riesenkirmes plus Rummelplatz-atmosphäre genießen zu wollen, ohne sich überwiegend dem wichtigsten, worum es eigentlich geht, der Musik selbst, zu widmen. Na schön, jedem das seine. Der wahre Heavy Metal Underground hingegen lebt für seine Musik aus reiner Überzeugung, den Heavy Metal, ohne ihn der Lächerlichkeit preis zu geben. Kleinere Konzerte bieten weitaus mehr größeres Kino als überzogen aufgeblähte Konzertevents, wo sich die Leute nur gegenseitig auf den Füßen stehen und man vor lauter Überfüllung befürchten muss, gar nicht mehr auf den Platz gelassen zu werden. Dafür hat man als überzeugter Musikfan den sündhaft teuren Eintrittspreis definitiv nicht bezahlt. Solche Touren sind Abzocke! Schlammcatchen, Jägermeisterschaukel, Plastikhörner, Gummihämmer, Wasserpistolen,  nervig über den Köpfen hin und her schwenkende Kameras um zu zeigen, hey, wir sínd die geilsten (!) usw., totaler Massenausverkauf, zum rein wirtschaftlichen Zweck?  Dafür hat kein Metaller, der wirklich etwas auf sich hält, je angefangen Heavy Metal zu hören!

Auch der Heavy Metal Underground hierzulande besitzt eine schon lange gesund funktionierende Eigendynamik, braucht weder Pseudomassentrends, noch gekünstelte Wertvorstellungen, geschweige denn irgendwelche  Mega-Events, die häufig mehr dem Zweck purer Geldmacherei  als der Musik selbst dienen und würde überhaupt nie darauf kommen, seine eigenen Ideale zu verraten. Aus dem Grund lebt die Musik in unserem Geist,  unserer Seele und unseren Herzen fort, und wir lieben sie einfach viel zu sehr!

Wir (Melissa und meine Wenigkeit) danken dem SBF-Team für all die vielen Jahre mit richtig tollen Bands und wünschen dem Initiator und  Konzertveranstalter Volker Rabe, das er bei künftigen Unternehmungen auch weiterhin innerhalb der headbangenden Heavy Metal Fangemeinschaft fleißige Unterstützung findet. Insgeheim hoffen wir darauf, dass das SWORDBROTHERS-Festival vielleicht irgendwann eines Tages wie der Phönix aus der Asche neu auferstehend, eventuell wieder die Tore öffnet. Dies als gegeben anzunehmen wäre sicherlich reine Utopie, doch ein wenig Träumen sollte schon erlaubt sein...

Fotos: Melissa Hart

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