DORO - Oberhausen, Turbinenhalle

Konzert vom 18.11.14

Support: Luke Gasser, Double Crush Syndrome

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Doro
Luke Gasser
Double Crush Syndrome

 

Kritik:

Sage und schreibe 20 Jahre ist es her, dass ich die Turbinenhalle das letzte Mal besucht habe. Aber wie ich sehe, ist alles beim Alten. Selbst die Schlaglöcher auf dem Parplatz sind noch genauso tief und zahlreich wie damals. Da fühlt man sich doch glatt sofort zu Hause, zumal die Halle nach Betreten schnuckelig warm ist. Was die Freude der Fans ist, das leidet der Fotograf am heutigen Abend. KEIN Fotograben. Viele ratlose Gesichter und hilfloses Schulterzucken bei vielen Kollegen. Offensiver Körperkontakt ist angesagt heute Abend, denn die Fannähe Doros wird klar zur Krux der fotografierenden Zunft. Hier ein Dank meinerseits an die sehr rücksichtsvollen und höflichen Anwesenden. Nach dem triumphalen 30-Jahre-Jubiläumskonzert dieses Jahr hätte ich allerdings mit wesentlich mehr Metalheads gerechnet. Gerade mal gut zur Hälfte füllt sich die Turbinenhalle. Was sehr schade ist. Die ersten beiden Reihen fest in Fanclub-Hand, erlischt um 19.40 das Licht und die Späteinsteiger in die Tour „Double Crush Syndrome“ entern die Bühne. Nach dem kürzlichen Ausstieg von Basserin Aurora mit Neuzugang Slick am vakanten Posten, versucht man, das taufrische Debüt „The You Filter“ zu promoten. Leider ist der Sound recht schwammig und undifferenziert. Was man an Sound nicht besitzt, versucht man durch Stageacting und kesse, leider teilweise sehr großspurige Sprüche zu kaschieren. Ein suboptimales Ergebnis von Rockstars, die noch lange keine sind. So bleibt ein 8-teiliger, 30-minütiger Set, der mit höflichem Applaus bedacht wird. Immerhin hat man eine ordentliche Leistung als Anheizer erzielt und nur das scheint heute zu zählen.

Ein ganz anderes Kaliber ist hier schon Multitalent Luke Gasser, der von seiner engen Freundin Doro geladen wurde. Zwar kein Freund allzu großer Worte, bietet der Maler/Filmemacher/Musiker hier einen schnörkellosen Einblick in seine musikalische Welt. Der Sound stimmt, klingt trotz der nur einen Gitarre aber sehr ausgewogen. Das Trio kann eine nette Songauswahl präsentieren, fällt aber ansonsten eher wenig auf und kann das Eis zum anwesenden Volk nur bedingt brechen. Nun möchte ich den teilweise eigenwillige Rock´n Roll Gassers nicht verteufeln, zumal ich sein "Retribution" Album sehr schätze, doch irgendwie scheint der Stil heute nicht wirklich zum oldschool Metal Programm unserer Queen zu passen. 30 Minuten solide Performance sprechen am Ende dann aber klar für sich.

DORO lässt dann recht lange auf sich warten, bis um 21.30 Uhr die Lichter verlöschen. Der kleine blonde Wirbelwind fegt auf die Bühne und geht sofort auf engste Tuchfühlung mit den Anwesenden. Die Songauswahl ist dank Fan-Poll wirklich ganz exquisit und trumpft gerade zu Beginn oft mit alten Warlock Gassenhauern auf. Neuzeitliche Songs umschifft man hier erstaunlicherweise bis auf einige übliche Verdächtige fast gänzlich. Und dies ist kein Makel, sondern ein Umstand, der Freude pur bei den Anwesenden auslöst. Hänger bietet die Setlist keine und die Band ist hervorragend aufgelegt. Doch kommen wir hier zu einem Trend, den ich scheinbar bisher verpasst habe: Dem wackeligen Filmen von Hinterköpfen, winkenden Armen oder auf der Bühne schwer zu erahnenden winzigen Musikern. Leute, es gibt Künstler, die bringen regelmäßig Live DVDs auf den Markt. Da kann man dann ALLES sehen. Mit tollem Ton, HD-Bild noch dazu. Denn irgendwann geht einem das gefühlte 100. Handy, das einem unkontrolliert in Nase oder Mund – und schlimmer noch: in die Sicht auf das Bühnengeschehen - geschoben wird, langsam ziemlich auf den Sack. Wollt ihr filmen oder Musik hören? Im zweiten Fall packt endlich mal diese Mistdinger weg. Hände kann man nämlich übrigens auch zum Klatschen benutzen. Denn stimmungstechnisch fand ich diesen Abend eher unterkühlt und mau, wenn man da an andere enthemmende DORO Gigs zurückdenkt. So kommt die Queen, die schier über endlose Energiereserven zu verfügen scheint, auf stattliche 2 Stunden 15 Minuten Spielzeit, erfüllt spontane Songwüsche (wo gibt es sowas noch?) und schüttet ihr Herz immer wieder den Anwesenden aus. Kurze Pausen bekommt man heute Abend nur während der Drum- oder Gitarren-Soli, die ich nicht wirklich gebraucht hätte.

Fazit: DORO ist und bleibt ein Phänomen. Eine quirlige Band, eine perfekte Songauswahl und eine Spielzeit, die definitiv "value for money" bescheinigt. Fannähe, die sich gegenseitig befruchtet, dürfte das Credo sein, mit dem sich die Metal Queen immer wieder auf's Neue für einen Livebesuch empfiehlt. So nimmt der Dank von der Bühne an die Fans und die besten Wünsche nach Konzertende kaum ein Ende. Was mir bleibt ist, von all dem Dank ein wenig an den Oberhausener Straßendienst weiterzugeben. Denn shit happens, zeitgleich mit dem Ende von DORO beendet auch die Köpi-Arena ihre Veranstaltung. Mit dem Ergebnis, dass wegen der völlig hirnamputierten Beschilderung (erst 10 Meter vor der Autobahnauffahrt) 3 Spuren zum Erliegen kommen oder nonstop die Spuren wechseln, weil für niemanden ersichtlich ist, wo er denn nun eigentlich hin muss. Skandal. Zur Strafe ab zum Schlagloch-Auffüllen vor die Turbinenhalle !

 

Weitere Bilder vom Konzert gibt es >hier<