4. FULLMETAL OSTHESSEN – Niederjossa, Dorfgemeinschaftshaus
Konzert vom 07.03.15
Bands: IRON SAVIOR, REBELLION, IRON FATE, TORIAN, IVORY TOWER, TIGERSTRYPE
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Niederjossa - Niederjossa, was? Nie gehört, wo liegt denn das? Berechtigte Frage für Laien, denen das FULL METAL OSTHESSEN kurz F.M.O.-Festival bisher unbekannt war. Es ist ein Ortsteil bei Niederaula, mitten in der tiefsten osthessischen Provinz. Bereits in die vierte Runde gehend, wurde aus dem früheren 1-Tagesfestvial ein 2-Tagesfestival fürs Wochenende. Nachdem die Veranstalter bereits die Covernight als Erfolg verbuchten, fieberte man dem Festivalsamstag reichlich entgegen. Gleich nach dem Einchecken werden sich Getränke besorgt. Im DGH tummelt sich bereits ein bunt gemischtes, auf harte Gitarrenklänge schwörendes Publikum; vom Gothic zum Motorradrocker über den Traditionsmetaller bis zum Punk ist ein recht breit gefächertes Spektrum vertreten. Lichtanlage und Sound im DGH ermöglichen allen Bands einwandfreie Bedingungen. Prima! Ein großer Pluspunkt liegt in den sehr langen Spielzeiten der Bands. Wenn die letzten drei volle 60, 70 und 80 ihnen zur Verfügung stehende Minuten auf der Bühne stehen dürfen, muss für das Festival eines ganz klar bilanziert werden: Preis- und Leistungsverhältnis stimmen!
Seit meinem ersten Besuch auf dem FULLMETAL OSTHESSEN ist das F.M.O.-Festival schrittweise gewachsen. Die gemütliche, unter den Gästen im DGH Niederjossa herrschende Festival-Atmosphäre ist ein wichtiger Aspekt, der es immer aufs Neue anziehenswert macht. Neben dem generell auf Modern Metal und ähnliche Kulturverfehlungen bewusst pfeifenden Bandbilling sowie der für ein Kleinfestival reichhaltigen, sogar noch um einiges erweiterten Getränkeauswahl macht sich die Tatsache, das erneut ein Händlereck für Tonträger & Merchandise eingerichtet wurde, das für unterschiedliche Geschmäcker etwas bereit hält, positiv bemerkbar. (MT)
TIGERSTRYPE haben wir knapp verpasst. Laut Aussagen mehrerer Gäste, die den Gig mitbekamen, konnte der auf 70er Hardrock und 80er Heavy Metal, Marke ACCEPT, JUDAS PRIEST, RUNNING WILD, TWISTED SISTER, IRON MAIDEN, frühen SAVATAGE, KISS, WASP, mit etwas NWOBHM-Schlagseite geeichte Thüringen-Vierer bei einem Teil des anwesenden Publikums achtbar punkten. (MT)
IVORY TOWER
sind mir, wie auch die später folgenden TORIAN, bereits von der III. Long Heavy Night in Erinnerung. Der zur Freude vieler ungewöhnlich geradlinige, zum einen an Kapazitäten wie DREAM THEATER denken lassende, zum anderen auch sperrig verproggte in Richtung von VANDEN PLAS tendierende Stampfparts und knallhart röhrenden Power-Thrash in Richtung NEVERMORE garantierende Fünfer liefert von der Bank weg eine starke Leistung ab. Zwar wird’s manchmal auch ein wenig sperrig, doch nie allzu sehr vertrackt, dafür überwiegt der direkte, im flotten Tempo vorgetragene Powergroove! Der Stimmungspegel steigt mit jedem Song. Mitten im Set werden zwei Autos vom engagierten Festivalteam zum dringenden Umparken durchgerufen. IVORY TOWER-Vocalist Dirk Meyer sorgt für zusätzliche Unterhaltung mit der Ansage: „Ich habe mein Portemonnaie verloren. Wer es findet, kann das Geld behalten, sollte mir aber Ausweis und Kontokarte zurückgeben“. Sein Bandkollege fügt noch flachsend hinzu: „Der Finder gibt eine Runde für alle aus!“ Ob Dirk die Geldbörse wiederbekam, wissen allein er und der Finder... IVORY TOWER beenden einen herzhaft erfrischenden Auftritt und werden mit Applaus verabschiedet, wobei die letzten zwei wie uns mitgeteilt wird, nicht mehr auf der Setliste auftauchen. Ärgerlich, dass man heute, wie wir später in Erfahrung bringen für das fleißig den Stand besuchende Festivalpublikum bedauerlicherweise zu wenig Merch dabei hat...
Danach begebe ich mich zusammen mit Markus direkt hinauf in den Cateringraum, um ein Interview mit TIGERSTRYPE zu führen und bekomme immerhin wenigstens noch knapp ¼ Stunde vom TORIAN-Gig mit, von dem Kollege Mike berichten wird. Mein Essen - soviel sei zwecks Richtigstellung angemerkt, - erfolgte im Anschluss daran.
Nun ja. Das metalhungrige Publikum ist bestens versorgt, wer etwas Essen und Trinken will, bekommt Gelegenheit, etwas fürs leibliche Wohl zu tun, um weiter kräftig durchzustarten. Das folgende Programm verspricht im wahrsten Sinne des Wortes h e a v y zu werden, weshalb kurze Gesprächspausen empfehlenswert sind. Wer zum Essen raus will, findet sich draußen zum Plausch vor der Wurstbude ein. Für das rauchende Fanklientel besteht die Möglichkeit, dem Laster an extra dafür vorgesehenen Tischen inklusive Aschenbecher zu frönen. Einige Tische mehr dürfen's ruhig sein, speziell für die auch mal etwas essen wollende Nichtraucherfraktion. Qualm im Essen ist weder appetitanregend noch gesundheitsförderlich... Auch dieser Aspekt darf gesondert erwähnt sein, ansonsten gibt’s am F.M.O. nichts zu bekritteln. (MT)
Tja, und während der Toschi sich das Essen schmecken lässt, schaue ich mir TORIAN an, die ich das letzte Mal in hessischen Breitengraden 2010 auf dem Riedstädter „A Chance For Metal“ gesehen hatte. Was soll ich sagen? Sie sind gereift, in sich weiter gewachsen und live nach wie vor granatenstark. Der Paderborner 5er wusste aber nicht nur mich zu begeistern. Offenbar war einiges an Fans mit in die osthessische Provinz gereist, denn direkt vor der Bühne ging der Punk ab und nicht wenige sangen textsicher Teile der Stücke bzw. die Refrains mit. Für mich die richtige Band zum Warmwerden nach meinem Aufschlagen hier. Sänger Marc Hohlweck brachte mich über das 50-minütige Set allerdings ein ums andere Mal zum Grübeln. Bei seinen Ansagen klang er wie ein erkältetes Reibeisen, in den Songs selbst steigerte er sich von Stück zu Stück bei den hohen Parts und sang von mal zu mal klarer und sauberer. Ebenfalls zum Grübeln brachten mich Songs wie „Lords Of Babylon“ und „Lost Command“. Hatte ich etwa ein neues Album verpasst? Ein Blick in meine CD-Bestandsdaten und den günstig angebotenen CDs am Band-Merchandise ließ mich feststellen, dass ich zwar den Pressedownload vom letzten Album „Dawn“ (2012), jedoch nicht das Album selbst in meiner Sammlung vorliegen hatte. Diese Scharte wurde mal eben ausgemerzt. Gefühlt schneller war die Zeit dieses powermetallischen Treibens hier abgelaufen und mit dem RUNNING WILD Cover „Under Jolly Roger“ wurde die Show beendet. Ich für meinen Teil hab diesen Auftritt genossen und mit diesem Empfinden stand ich nicht alleine da. Das war Fakt. (ML)
Den schwierigsten Part heute hatten IRON FATE zu überstehen. Gleich drei etatmäßige Musiker ersetzen zu müssen und sich dann letztendlich doch der Meute zu stellen, verdiente dann doch meinen Respekt. Während Harms Wendler (git.) als Merchandiser zumindest mal mitgereist war, mussten sein Zwillingsbruder Sascha (dr.) und Jan Abraham (b.) aus beruflichen sowie privaten Gründen gänzlich passen. Nach TORIAN hatten sich große Teile des Publikums nach draußen begeben, was zum Setbeginn zu deutlichen Lücken in der Halle geführt hatte. Nach und nach füllten sich die Reihen jedoch wieder und die anfänglich verhaltenen Reaktionen der Zuschauer wurden mehr. Für mich entpuppte sich dieses Konzert zur eigenwilligsten IRON FATE Show, die ich je erlebt habe. Zum einen fehlten komplett alle Backing Vocals und zum anderen wurden die Stücke komplett anders interpretiert. Da konnte Frontmann Denis Brosowski screamen wie er wollte, das passte hier alles irgendwie nicht zusammen. Ich glaubte auch festzustellen, dass er das selbst bemerkte, denn wirklich glücklich sah er in den 60 Minuten da oben auf der Bühne nicht aus. Da kenne ich ihn anders. Sei’s drum. Auch die Goslarer Jungs fanden ein dankbares Publikum vor und ernteten ihren Applaus. (ML)
Alles, was bereits davor spielte, war bis dahin ganz passabel bis gut. Der ultimative Tagesabräumer heißt ohne Wenn und Aber mit klarem Abstand: - REBELLION!
Der kraftvoll groovende Mix epischer Viking (Folk)-Metalhymnen und geradlinig dynamisch mächtig direkt auf die Zwölf hauendem Powermetal bringt innerhalb weniger Minuten den gesamten Saal vor und hinter uns zum Toben! Schnell die Apfelsaftschorle ausgetrunken, ab rein ins Gewühl und geheadbangt bis kein Auge mehr trocken bleibt! Fronthüne Michael Seifert am Mikro (fachkundig informierter Härtnerschaft von WOLFCHANT, XIRON und ehemals BLACK DESTINY ein Begriff) pusht die zunehmend mehr aus sich herausgehenden Fans mit seiner Gestik und auf nordische Mythen und Sagen sich berufender Wikingerthematik zu Höchstleistungen. Das Publikum dreht kollektiv durch! Das Gitarrentandem Stefan Karut/Oliver Geibig schüttelt krachende Riff-Breitseiten in Serie aus dem Ärmel. Knackige Leadsoli und reichlich Hymnenformat lassen den Auftritt von REBELLION zum Triumphzug werden. Tomi Göttlich, der seinen Bass im Stile eines gestandenen Profis bedient, steht heute verständlicherweise zu recht beinahe permanent ein Dauer-Grinsen im Gesicht. Jede noch so gewagte Bühnenpose sitzt. Heroisch gestricktes Powermetalkrafthymnenfutter wie „Asgard“, „Odin“ „Bolverk“, „Ragnarök“ bringt die Fangemeinde knallharten Teutonenstahls gnadenlos zum Ausklinken. Keinerlei Wunsch bleibt offen. Drummer Timo Schneider lässt es zentnerfett hinter seiner Schießbude krachen. Auch der kleine auf dem Geländer stehende, vielleicht gerade sechsjährige Junge macht schon fleißig das Hörnerzeichen, nickt uns, die Begeisterung für unverfälschten Heavy Metal teilend, mit dem Kopf zu, wobei der stolze Vater des Sprösslings mit IRON SAVIOUR-Shirt den Gig seelenruhig zuschauend genießt, während um den selbst ebenso wenig untätigen Verfasser dieser Zeilen gewaltig die Post im Publikum abgeht. Links neben uns pogt ausgelassen eine Gruppe Punks, in der Mitte schwingen Kutte tragende Metaller eifrig ihre Matten im Takt, rechts hat sich ein lautstark mitsingender Fanblock gebildet, hinter den vorderen Reihen sind zahlreich Faust und Hörnergabel erkennbar. Schweißgeruch liegt in der Luft, das Groß der Gäste gerät völlig außer Rand und Band! REBELLION lassen sämtliche bisherigen Darbietungen komplett hinter sich. Wer so abräumt, hat es verdient, länger auf der Bühne zu bleiben als ursprünglich vorgesehen! Der Schlachtruf „Born A Rebel“ und das von den Fans geforderte, im Wikingermythos badende „Einherjar“ sorgen für tonnenweise Adrenalinschub. Minutenlange Zugaberufe, kaum enden wollende „Rebellion, Rebellion“-Sprechchöre hallen im Saal. Die Frage „Könnt ihr noch, seid ihr bereit für einen weiteren Song?“ wird mit lautem Jubel beantwortet. Die Band freut sich mit ihren Fans und wird mehrfach für Zugaben auf die Bühne zurück gebeten. So voll wie bei diesem Gig (laut Zeitung beläuft sich die Anzahl der Gäste auf 550 Anwesende) war es im DGH Niederjossa bisher so gut wie selten! Jeder einzelne Takt wird bejubelt, und mit der GRAVE DIGGER-Hymne „Rebellion (The Clans are Marching)“, die selbstredend für den Bandnamen zweier Ex-Mitglieder des Totengräbers Tomi Göttlich und dem (heute nicht mehr in der Band aktiven) Gitarristen Uwe Lulis steht, wird ein toller Auftritt stilvoll beendet. Alle im Saal kennen dieses Stück in und auswendig, stellenweise übernehmen die Fans komplett den Gesang; man bekommt das Gefühl, die verbündenden Hochland-Clans marschieren wieder... Ultimativ der Festivalhöhepunkt haben REBELLION voll abräumend auf ganzer Linie überzeugt! (MT)
Während der ziemlich durchgeschwitzte Toschi erneut Frischluft schnappen gegangen war, addierten sich die Verzögerungsminuten nochmals und erlangten über den Tag hinweg gesehen einen Fahrplanverzug von 30 Minuten. Eine kurze Dankesrede des Veranstalters läutete dann schließlich das Finale des 4. FMO mit IRON SAVIOR ein. Für die nächsten 80 Minuten oder 16 auf der Setlist stehenden Songs sollte einem Melodic Metaller eigentlich das Herz höher schlagen. Vielen, die noch bei der Sache waren, ging es auch so. Fast schon erwartungsgemäß starteten die Jungs von der Waterkant mit „Last Hero“, dem wohl bekanntesten Song vom aktuellen Longplayer „Rise Of The Hero“ und ließen über den Set hinweg vier weitere Stücke hiervon folgen. Positiv überrascht hat mich hierbei, dass mit „I’ve Been To Hell“ sogar der europäische Bonustrack seinen Weg nach Niederjossa fand, obwohl der sich hartnäckig weigerte, gespielt zu werden, denn erst beim dritten Anspielen sollte es dann klappen. Eine Show mit dem eigentlichen Line Up zu erwischen ist bei dem Quartett von Mastermind Piet Sielck durch die anderweitigen Verpflichtungen der einzelnen Musiker extrem schwierig, und so saß heute auch ein gewisser Sören für Thomas Nack am Schlagzeug. Die Show an sich gestaltete sich als eine relativ runde Angelegenheit und eine Zeitreise durch die bandeigene Veröffentlichungsgeschichte. Es war wirklich klasse, mal solche persönlichen Faves wie „Condition Red“ oder „Atlantis Falling“ live zu hören. Interessant war auch anzusehen, wie Jan S. Eckert (Ex-MASTERPLAN) als zweite Stimme im Wechselgesang mit Piet Sielck sich mehr und mehr in Szene setzte und somit zum mitbestimmenden Part der Songs wurde. Getrübt wurde der Auftritt für mich allerdings im letzten Drittel durch einen jungen Gast, dem die Gäule durchgebrannt waren. Ob’s nur am Alkohol lag, überlasse ich mal den fachkundigen Spekulanten. Auf jeden Fall schaffte es der junge „Fan“, insgesamt fünf (! von mir miterlebte) Rauswürfe aus der Halle zu überstehen, um dann nach dem letzten durch die Polizei in Gewahrsam genommen zu werden. Ganz ehrlich, ich war froh, dass nach den ganzen Aktionen keiner nennenswert verletzt wurde und auch nur ein kleiner Teil der Besucher dieses mitbekommen hatte. Die Tatsache, dass hiernach größere und teils lautstarke Diskussionen mit den verbliebenen Gleichgesinnten des Störenfriedes vor der Hallentür geführt wurden, ließ mich meine Überlegung, die Heimreise anzutreten, vorantreiben, zumal IRON SAVIOR auch schon zur Zugabe aufgerufen hatten. (ML)
Festival-Schlusswort:
Insgesamt kann das Veranstalterteam, wie sich im Festivalverlauf offenbarte, auf ein erfreuliches Ergebnis zurückblicken. Der Zuschauerschnitt übertraf alles bisher dagewesene. Speisen und Getränke lagen wie der Ticketpreis fürs Festival in bewährter Location (DGH-Niederjossa) im fanfreundlichen Rahmen. Hiermit sei dem gesamten an der Organisation beteiligten F.M.O.-Team für einen stets gern zu besuchenden Event in Niederjossa gedankt, der nächstes Jahr in die 5. Runde geht. REBELLION (die sogar IRON SAVIOR in den Schatten stellten!) waren ein toller Abräumer, für meine Freundin Melissa und mich ohne Wenn und Aber das Highlight des Festival-Samstages.
Sinngemäß lautet unser Schlachtruf im nächsten Jahr: Auf zum FULL METAL OSTHESSEN! (MT)
Vom Festival berichteten Michael Toscher (MT) und Mike Langer (ML).