SONATA ARCTICA – Aschaffenburg, Colos-Saal
Konzert vom 06.05.15
Support: FREEDOM CALL, TWILIGHT FORCE
Homepages:
SONATA ARCTICA
FREEDOM CALL
TWILIGHT FORCE
Reine Melodic Metal Packages unter skandinavischer Federführung findet man in diesem Jahr wieder häufiger vor. Nachdem vor kurzem HAMMERFALL Europa Land auf Land ab beackert haben, stehen jetzt SONATA ARCTICA bereit, um mit ihren Supportbands ebensolches im kleineren Rahmen gleich zu tun. Glücklicherweise gastierte der Tourtross auch in meinem so genannten 2. Wohnzimmer, das mit etwas über 400 Besuchern an diesem Abend gut gefüllt wurde.
Für mich absolut musikalisches Neuland waren die Schweden TWILIGHT FORCE. Gerade mal vier Jahre existiert dieses Sextett, kann auch „nur“ einen Longplayer vorweisen, ist aber kräftig am Touren, um sich eben in der Szene zu etablieren. Und das machen sie sogar recht gut. Man überlässt offensichtlich nichts dem Zufall. Optisch wirklich nicht jedermanns Geschmack dürfte die Verkleidung sein, denn auf der Bühne und auch im direkten Fankontakt kleiden sich die Herren wie eine Mischung aus Elfen und Beutlingen. Aber das gehört ebenso zum Plan, wie die eingespielte erzählende Einleitung zu fast jedem Song. Das, was man hier in 25 Minuten zu hören und zu sehen bekam, glich dann auch einer vertonten Geschichte, wobei man die musikalische Nähe zu den beiden anderen Acts des Abends, aber auch zu frühen ENSIFERUM ausmachen konnte. Im Publikum hatte man selbst schon eine stattliche Anzahl an Fans am Start und konnte in kürzester Zeit auch noch einige neue dazu gewinnen, was an der guten, stets wachsenden Stimmung im schon gut besuchten Saal festzustellen war. Mit verdientem Applaus entließ sich die Band selbst mit ihrer selbstbetitelten Hymne „Twilight Force“.
Ganz im Zeichen von „666 Weeks Beyond Eternity“ ging es dann die nächsten 50 Minuten weiter mit FREEDOM CALL. Aschaffenburg ist für die mittelfränkischen Frohnaturen eigentlich immer so etwas wie ein Heimspiel und auch heuer kamen wieder viele eigene Callers, um ihre Mannen mit dem „neuen“ Album zu supporten. Die wurden dann auch gleich mit dem einzigen wirklich neuen Song „666 Weeks“ begrüßt, den man auf der Kurztour im März schon öffentlich angetestet hatte. Wie im Vorfeld angekündigt, sollte die aktuelle Toursetlist dann auch nur aus Nummern des wiederveröffentlichten, im Original 13 Jahre alten „Eternity“-Album bestehen und man hielt Wort. Acht Stücke wurden es, die ihre Highlights erwartungsgemäß in „Land Of Light“ und „Warriors“ fanden, wobei letzteres mit dem Entertainmentpart von Chris Bay schlechthin anmoderiert wurde: „Hallo Aschaffenburg, sind hier auch Kriegers des Lichts?“ Die anschließende lustige Interaktion mit dem Publikum in Englisch war und bleibt beispiellos. Bay ist einer der wenigen Frontmänner, der es versteht, einen tosenden Applaus zu unterbrechen und mit einem lustigen Spruch erneut aufbranden zu lassen. Man sollte das mal erlebt haben. Egal wie man zum Spaßmetal von FREEDOM CALL steht, der Unterhaltungswert ist immer hoch.
Setlist FREEDOM CALL:
666 Weeks
Eyes Of The World
Flying High
Island Of Dreams
Bleeding Heart
Metal Invasion
Ages Of Power
Warriors
Land Of Light
SONATA ARCTICA kamen auch ohne neues Album, hatten aber ähnliches angekündigt wie FREEDOM CALL. Auf dem Programm und auf der Setlist standen vordergründig und in vollem Umfang die Stücke ihrer ersten Veröffentlichung “Ecliptica“. Wenn man bedenkt, dass das Album jetzt auch schon wieder 16 Jahre auf dem Buckel hat und dann noch das dazu nimmt, was die Finnen in der Zeit danach für interessante Alben kreiert haben, stand für mich diese Tour unter einem ganz anderen Stern. Nicht viele Metalheads konnten bis heute noch von sich behaupten, eben diese alten Songs schon mal live gehört zu haben. Viele SONATA-Fans, die heute in Aschaffenburg zugegen waren, nutzten diesen Tourstop als eine Art Schaulaufen an Merchmotiven. Nahezu aus allen Epochen der letzten Jahre war hier was am Start, und ich wurde ein ums andere Mal neidisch, warum ich mir dieses oder jene Kleidungsstück damals nicht gekauft hatte. Aber Musik, Show und viel fürs Auge und die Ohren gab es auch an diesem Abend. Allem voran Tony Kakko mit seiner Stimme. Ein so markantes und einfühlsames Stimmvolumen, das über die Jahre scheinbar unverändert geblieben ist – Wahnsinn. Unfassbar, wie er auch heute gerade wieder bei den extrem hohen Stücken wie z. B. “Blank File” noch agieren konnte. Neben Kakko, der optisch nahezu unverändert wirkte, gab es einen, der über die ganzen Jahre mit an Bord war und der auch heute allgegenwärtig war, aber still im Hintergrund den Takt angab – Tommy Portimo am Schlagzeug. „Ecliptica“ selbst wurde komplett am Stück und in der Reihenfolge der originalen Titelliste gespielt. Die Highlights für mich an diesem Abend waren hier “Replica”, “Fullmoon” und die Halbballade „Letter To Dana“. Um das Album aber komplett abzurunden, brachte man zu Beginn der Zugabe mit „Mary-Lou“ noch einen damals nur in Japan veröffentlichten Track, der aber 2014 seinen Platz auf dem Re-Release “Ecliptica Revisted” wiederfand. Zum Ende der gut 100-minütigen Zeitreise bedankte sich Tony Kakko bei allen, die sich ein Ticket gekauft hatten und nahm das Publikum symbolisch in den Arm. Ein ganz starker und emotionaler Abgang eines grandiosen Konzertabends. Danke hierfür an alle Bands und Beteiligten.
Setlist SONATA ARCTICA:
Intro Can-Can Jaakolla
White Perl, Black Oceans
X-Marx
Blanck File
My Land
8th Commandment
Replica
Kingdom For A Heart
Fullmoon
Letter To Dana
Unopened
Picturing The Past
Destruction Preventer
Mary-Lou
Wolves Die Young
Don’t Say A Word
Vodka Outro
Fotos by Hans-W. Rock - Weitere Fotos vom Konzert findet Ihr >HIER<