EVERGREY – Aschaffenburg, Colos-Saal



Konzert vom 12.05.15
Support: LESOIR, ZONARIA

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ZONARIA

Irgendwie stand die heutige Veranstaltung im Aschaffenburger Colos-Saal unter keinem guten Stern. Erst kurz vor knapp kam der Tourtross dort an, hatte zwei Backlines und eine zusätzliche Lichtanlage aufzubauen und sollte incl. Soundcheck mit drei Bands den pünktlichen Einlass/Beginn einhalten. Dies wurde dann am Ende nichts, und so startete der Opener mit etwas Verzug zum angesetzten Konzertbeginn.

Ganz ehrlich, wer solche Bandpakete wie heute zusammenstellt, schaut entweder nur danach, dass sein Headliner die Tour bezahlt bekommt und bucht, wer am meisten bezahlt oder hat von Musik keine Ahnung. Auch von einem Freundschaftsdienst unter Bands kann man hier eigentlich nicht ausgehen. ZONARIA aus Schweden waren mit ihrem melodisch, leicht progressivem Death Metal in diesem Billing so was von deplatziert, dass man getrost den Begriff Slotblocker aussprechen konnte. Ganz ehrlich, das Quartett tat mir leid. Zu Beginn 20 Leute im Saal, der Lightjockey probierte seine Strahlerchen aus, und der Soundmann kannte einfach nur laut. So laut, dass dir durch den Bassdruck flau im Magen und im Zusammenwirken mit dem Licht auch noch schwindelig wurde. Nein, ich hatte keine Drogen genommen und besoffen war ich auch nicht, als ich nach dem zweiten Song den Saal verließ. Es war einfach nur nicht zum Aushalten. Das dachten wohl einige andere auch, denn zum Ende ihrer zur Verfügung stehenden 30-minütigen Spielzeit dürfte das Quartett die Halle so ziemlich für sich alleine gehabt haben.

In einem weiteren krassen musikalischen Gegensatz standen LESOIR aus den Niederlanden. Musikalisch bot sich hier ein breit gefächerter Art Rock mit Prog-, Alternativ-, Folk- und Fusion-Elementen auf spieltechnisch ganz hohem Niveau. Bandleaderin Maartje Meessen ist der Dreh- und Angelpunkt des Quintetts. Instrumental vielseitig am Keyboard oder an der Gitarre agierend und als Solistin stimmlich sehr ansprechend am Mikro, hinterließ die noch recht junge Holländerin einen schon sehr professionellen Eindruck. Irgendwer musste dem Mischer, übrigens mischte dieser alle Bands des Abends, zwischenzeitlich Bescheid gestoßen haben, denn der Sound bei der noch jungen Truppe war jetzt „etwas leiser“ und teilweise differenzierter. So hörte man sogar auch die gelegentlichen E-Drum Einsätze von Gitarristin Eleen Bartholomeus heraus. Aber ehrlich, bei allem Verständnis für neue Musik bzw. Bands, das war auch keine wirklich passende Band als Support für EVERGREY. Ich habe auch hier nach dem dritten Song den Weg ins Freie gesucht, da ich musikalisch an diesem Abend nicht für die vielschichtige Musik von LESOIR offen und bereit war. Sorry, unter anderen Voraussetzungen können wir das gerne aber noch mal versuchen.


Bei aller Vorfreude auf den Auftritt von EVERGREY war mir aus den bereits geschilderten Umständen die Stimmung etwas verhagelt. Daran änderte sich trotz der genialen Setlist auch erstmal nichts. Mein Frust auf den Mischer blieb, denn nach laut kommt einfach irgendwann Gehörschaden. Unerklärlich, wie man einen Sound so kaputt mischen kann. Auch schienen die Mannen um Tom Englund ob des geringen Zuschauerzuspruchs am heutigen Abend etwas gefrustet und agierten zunächst mit deutlich angezogener Handbremse. Der nächste Kritikpunkt war der Rückkehrer an den Drums. Jonas Ekdahl hatte heute wirklich nicht seinen besten Tag. Das fing damit an, dass er während der ersten Songs nicht immer im Takt spielte. Ganz krass war das bei „Black Undertow“ festzustellen. Hier mussten Johan Niemann (b.) und Gitarrist Henrik Danhage ihm sogar wieder zurück in die Spur helfen. In der Folge hoppelte er dann hier und da noch einmal durch das Set, was gefühlt aber auch an seiner unterschiedlichen Anschlagstärke lag, aber das machte den Bock auch nicht mehr fett. Ich versuchte mich endlich am Zusammenspiel der beiden Gitarristen, Nieman’s gutem Chorgesang (superb bei „Masterplan“) und eben Englund’s ergreifender Stimmgestaltung zu erfreuen. Ich denke, dem Publikum ging das alles schon lange ab. Die gut 100 Leutchen, die sich in den Colos-Saal verirrt hatten, bejubelten jeden Song. Mich packten die Schweden dann endlich mit „Solitude Within“. Da waren sie, die bratenden Gitarrenwände, das Gefühl für die Melodien und eben dieser ergreifende Gesang. Gleich im Anschluss dann ein erster Schmachtfetzen mit Gänsehautfeeling bei „Wake a Change“ und on Top feuchte Augen als Englund sein Gitarrensolo dazu anstimmte. Ergreifende Stimmung ebenfalls bei „Missing You“, einem akustischen Duett zwischen Englund und Rikard Zander am Keyboard. Ja, ja, der Keyboarder. Gesehen hat den eigentlich bis hierhin und nach seinem Solo bei “When The Walls Go Down” niemand mehr, denn man hat ihn schlichtweg bei der Ausleuchtung der Bühne außen vor gelassen. Aber auch das interessierte vermutlich im Publikum keinen, denn das hatte seinen Spaß an der Musik und seine optischen und akustisch lautstarken Höhepunkte bei „Recreation Day“ und in der Zugabe beim finalen „The Grand Collapse“. Hier tobte die Halle und ich weiß nicht, wen ich besser fand – Band oder Zuschauer? Letztendlich ein versöhnlicher Abgang zu einem für mich mehr als zwiespältigem Konzertabend.

Setlist EVERGREY:
Intro - The Awakening
King of Errors
Leave It Behind Us
The Fire
Monday Morning Apocalypse
Black Undertow
The Masterplan
Mark of the Triangle
Blinded
Solitude Within
Wake a Change
A New Dawn
I'm Sorry  (Dilba cover)
Missing You
When the Walls Go Down
Recreation Day
Broken Wings  
A Touch of Blessing
The Grand Collapse

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