METAL ASSAULT VI - Würzburg, Posthalle
Festival vom 30.01.16
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METAL ASSAULT FESTIVAL
Zum 6. Mal findet der eintägige METAL ASSAULT in Würzburg statt. Das Festival hat wie jedes Jahr ein reichlich interessantes, vor allem bunt gemischtes Billing zu bieten, das keinen Anhänger schwermetallischer Klänge enttäuscht. Zunächst noch kräftig beim Chinesen den Hunger gestillt, dann auf direktem Weg in beschleunigten Schritt zur Posthalle geeilt. An der Tageskasse hat man immer noch die Möglichkeit ein Ticket zu bekommen. Statt der umständlichen Bändchen gibt’s heute den Stempel, Gute Neuerung, bitte beibehalten. Draußen ist es kalt, typisches Januarwetter eben. Mit endlich von den Toten wieder auferstandener Kutte die immerhin zu 80 % authentisch, fast so wie sie zuvor im Original aussieht, (geringfügige Änderungen inbegriffen) hergestellt, treffen wir in Vorfreude auf's Festival bestens gelaunt in Würzburg ein und ehe wir uns recht versehen gleich viele bekannte Gesichter. Fein!
ANGEL SWORD verpassen wir, HYPNOS nach dem Essen leider auch ganz knapp.
BLIZZEN
Unser Einstieg ins Festival erfolgt am frühen Nachmittag mit BLIZZEN, die etwa gegen 15:00 Uhr auf der Bühne stehend, letztes Jahr mit ihrem tollen Fünftrackdebüt „Time Machine“ schwer aufhorchen lassende Mittelhessische Newcomerhoffnung verteilt eine richtig Bock auf harte Gitarrenmucke machende Ladung klassischen Heavy Metal zwischen RAVEN, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, RUNNING WILD, ENFORCER und RIOT, wobei dies natürlich nur den äußeren Rahmen des Vierers absteckt. Vor der Bühne ist der Posthallensaal recht passabel d. h. ziemlich überschaubar mit Leuten gefüllt. BLIZZEN hinterlassen keinen schlechten Eindruck, die Band hat sich in Sachen Stageacting erkennbar deutlich verbessert, was auch der fleißig mitgehende Die-Hard-Fanblock zu Stücken wie „Strike the Hammer“, „Peace is For The Weak“, „Hounded For Good“, „Time Machine und das abschließend noch einmal kräftig dem Rock n' Roll frönenden „Gone Wild“ bestätigen. BLIZZEN besitzen ein ähnlich starkes Niveau wie STALLION auf dem Traditionsmetal-Sektor, haben ihre Mission erfüllt, den klassischen Heavy Metal-Spirit in uns geweckt!
SEPTAGON
Mit der folgenden Band präsentiert sich die ungewöhnlichste im gesamten Billing. SEPTAGON sind eine 2013 gegründete Band um LANFEAR-Gitarrist Markus 'Ulle' Ullrich und ATLANTEAN KODEX-Vocalist Markus Becker. Stilistisch wird eine überraschend gut ausbalancierte Mischung aus klassischem Heavy, Power, Speed und Prog-Thrashelementen geboten, die zwar den mit Abstand schwächsten Publikumsschnitt des Tages erreicht, dafür jedoch von den Anwesenden auf sehr gute Resonanz stößt. Zwar ist die komplexe, schwierig zuordbare etwa in Richtung CONFESSOR, HADES (US), TOXIK, WATCHTOWER, MEKONG DELTA gehende Mixtour die mit einem dicken Anteil Oldshool-Thrash der Schiene FORBIDDEN/EXODUS/HEATHEN/TESTAMENT verknüpft nicht eines jeden Sache. SEPTAGON sprechen ein separates, dafür umso treueres Fanklientel an, das eher aus dem technischen Thrash als auch dem klassischen Progmetalbereich und Prog-Thrashbereich kommt, vereinzelte ATLANTEAN KODEX-Anhänger sind im Publikum ebenso vertreten.
Bei den schnelleren Thrash-Parts zeigt die Saitenfraktion ihr versiertes Können. Markus kündigt „The Ripper“ als Song über eine Person, deren Name jeder schon einmal gehört hat, aber niemand kennt. Meine Wenigkeit ist von den Fähigkeiten der Band schwer beeindruckt, die nach verhaltenem Beginn zunehmend besser in Fahrt kommend am Ende verdientermaßen Applaus einfährt. Wer ein mehr als reichlich ausgefallenes sonst nirgends zu hörendes Cover in petto hat, begeistert sogar beinhart überzeugte Thrashfans. Mein Kumpel Philip ist ganz aus dem Häuschen, sein treffendes Originalzitat als eiserner HEATHEN-Fan lautet: „Ich hab' noch nie eine Band erlebt, die Goblins Blade live gecovert hat, - sehr gute Wahl!“ Anbetrachts der Tatsache, das der Name SEPTAGON erst einmal die Runde machen muss, was er bereits fleißig dank Facebook & Co. tut, hat dieser zweite Auftritt ganz besonderen Wert, weil SEPTAGON bisher kaum oder gar nicht getourt sind. War das bisher jemals der Fall? Die Antwort auf diese Frage kann eigentlich nur jemand geben, der ganz früher SEPTAGON-Fan ist und die Band von Anfang an supportete. Ich für meinen Teil bin spätestens nach dem Gig im Begriff, SEPTAGON-Fan zu werden.
AMBUSH
AMBUSH klopfen gar kräftig auf den Busch; was bei SEPTAGON an Publikum fehlte, ist binnen weniger Minuten wohin das Auge reicht brechend im gefüllten Ambiente bei AMBUSH vertreten. Den Schweden gelingt mit ihrer flott rockenden Auftakthymne „Firestorm“ ein Start nach Maß. AMBUSH verbreiten mit ihrem eingängigen von ACCEPT, JUDAS PRIEST sowie aus dem Fundus bewährten Schwedenstahls klassischer HAMMERFALL/NOCTURNAL RITES-Schule bedienenden Songmaterial soviel tradtionsbehafteten Classic Heavy Metal-Spirit, das ein zunehmend außer Rand und Band geratendes Publikum in Verzückung gerät. Druckvolle Monsterpowergroovesmasher vom Typ „Possessed by Evil“ (dessen Grundriff schwer an ACCEPT's 'Up to The Limit' erinnert!), „Desecrator“ „The Chain Reaction“ und „Rose of Dawn“ erzeugen massig hymnenhaftes Heroic- Flair zum intensiv Fäuste ballen, Haare Schütteln, Hörnergabel Erheben, - das Publikum geht auf den Schwedenfünfer von Beginn an extrem steil! Kernige Riffs, sauber groovende Gitarrenharmonien, fließende Melodien, angetrieben von Schlagzeuger Linus Fritzon, der gemeinsam mit Bassist Ludwig Sjöholm live on Stage eine Topsichere Rhythmussektion bildet, dessen lässig tightes Drumming permanent für kraftvollen Kick sorgt, setzen mächtig Adrenalinschübe im heftig rockenden Headbangervolk frei! Adam Hagelin/ Olov Enquist harmonieren traumhaft an den Äxten, Frontsirene Oscar Jacobsson's flexibles Hochton-Organ kommt effektiv zur Geltung, der sympathische Frontsänger ist von der großartigen Publikumsresonanz sehr angetan. „Natural Born Killers“ und ein grandioses Schlußdoppel bestehend aus „Soutstreet Brotherhood“/ „Don't Shoot, (Let em Burn!) machen den von der Band selbst nicht erwarteten Triumph perfekt! AMBUSH gehören zur erlesenen Sorte Bringercombos, die beinahe mit Ansage das Zeug haben, dem schon viel zu stark überlaufenen Melodic-Metalsektor in Sachen Qualitätsniveau wohltuend erfrischende Impulse zu verleihen. Zugabeforderungen mittels heißerer „AMBUSH, AMBUSH, AMBUSH“-Schlachtrufe eines begeisterten Publikums können wegen Verspätung im Zeitplan leider nicht mehr realisiert werden. Diese schmissig, hochprozentig knackig mit sattem Vorwärtsdrive rockende Dreikronenland-Crew sollten Traditions-Metalmaniacs künftig verstärkt auf ihrem Visier haben. Mehr als nett, einfach nur mega-f e t t, werde ich selbst nach Beendigung der 45 Minuten- Session folgend einprägsame Textzeile nicht mehr los: - Behold... - You are Possessed by Evil...!“
Aus gegebenem Anlass ertönt wie schon im Vorfeld vom Konzertveranstalter angekündigt in jeder Umbaupause MOTÖRHEAD (!) zum Gedenken an deren Ausnahmefronter Lemmy Ian Fraser Kilmister, jenem Mann, der schon in jungen Jahren zu Lebzeiten zur Legende wurde! R.I.P. - Lemmy! Du warst der beste, ehrlichste, mit Abstand härteste Rock n' Roller aller Zeiten! Eine ihm zu Ehren links am Bühnenrand positionierte Gedenktafel, (mit Jack Daniels No. 7.-Banner wirkt sie fast wie ein Altar, seine Persönlichkeit ehrenvoll würdigt, sagt alles; - es ist, als gäbe Lemmy persönlich live on Stage die Parole aus:
I got rock 'n' roll, it satisfies my soul
That's how it has to be, I won't get mad
I got rock 'n' roll, to save me from the gold
And if that's all there is, it ain't so bad,
- R o c k n' R o l l !!!!!!
EVIL INVADERS
Wenn es einer Combo gelingt, innerhalb einer Minute gefühlte 60 Leadsolikaskaden in Hypergeschwindigkeit herunterzubrettern, dann dem High-Speed-Geschwader EVIL INVADERS, angeführt von ihrem sich bei jedem Gig in völlige Exstase hinein steigernden Bandleader Joe. Der quirlige Zappelphilipp steht keinen Augenblick still, legt wie seine Mitstreiter Joery am Bass und Max an der zweiten Gitarre ungeheures Energiepotential an den Tag, ebenso Drummer Senne Jacobs, der kompromisslos auf sein Schlagzeug eindreschend bis auf die letzte Unze alles aus Kesseln und Fellen herausholt, was möglich ist. Das Un-Wort des Tages lautet schlicht: „Motherfuckers!“ Etwas zu oft im Wortschatz des provokanten Schnauzbartträgers vorkommend, nervt das blöde Pseudo-Getue ein wenig. Unabhängig davon blasen EVIL INVADERS rein geschwindigkeitstechnisch alles vor ihnen gekommene an die Wand. Das die Truppe sich vom einstigen Speed zum Thrashact zu entwickelnd, seit geraumer Zeit nun im angestrebten Sektor angekommen ist (den Gesang ausgenommen) bestätigen „Pulses of Pleasure“, „Shot To Paradise“, „Master of Illusion“ vom erst im letzten Jahr frisch veröffentlichten Longplaydebüt sowie mitunter ein Cover der EXODUS-Abrissbirne „Fabulous Disaster“. Der geforderte Circle Pit bleibt aus, die Kultgranate „Tortured By the Beast“ ebenso was für gespaltene Gefühle, sowohl Verwirrung als auch ein klein wenig Ernüchterung sorgt, während es anderen völlig am Hintern vorbeigeht, ob diese Highspeedrakete gezündet wird oder nicht. Nur ein Teil der Gäste kann auf das gnadenlos rasende Speed n' Thrash-Inferno dauerhaft headbangen, weshalb der andere Publikumsteil auch nur staunend zuschaut. Mit „Evil Invaders“ und „Victim of Madness“ werden wenigstens zwei unverzichtbare Speedgeschosse älteren Datums gebracht. Insgesamt haben EVIL INVADERS einen guten Auftritt hingelegt. Trotz aller Geschwindigkeit (ist nicht alles) – keineswegs vollständig gelang, den Auftritt der kräftig abräumenden Schweden Ambush zu toppen, weshalb das Dreikronenteam trotz rasanter EVIL INVADERS-Performance resonanztechnisch gegen über allem, was vor ihnen kam, letzten Endes - (wenn auch nur knapp) - die Nase vorn hat!
RAM
Früher oft als JUDAS PRIEST-Verschnitt belächelt, haben sich RAM nunmehr zu einer festen, kaum noch wegzudenkenden Größe auf dem klassischen Heavy Metalsektor für's Kutte, Nieten, Leder, Patronengurt, Kutte, Holzfällerhemd und Spandex tragende Metalvolk entwickelt. Die schwedische DampfRAMme tritt effektiv Arsch, zahlreiche Fans freuen sich auf Bangerstoff vom Typ „Omega Device“, „Return of the Iron Tyrant“, „The Few of Iron“ - „Eyes of the Night und „Forced Entry“. An majestätischen Stampfhymnen edler Stahlschmiedekunst („The Ursurper“ und „Holy Death“) deren kraftvollen Riffs, schneidende Leadsoli, angetrieben von wuchtigen Drumschlägen sich kein Headbanger entziehen kann, gäbe es eigentlich nichts auszusetzen, doch ein großes Manko bleibt fast über die gesamte Spielzeit feststellbar: Warum ist der Sound mindestens eine Oktave leiser gedreht als nötig? Nein, das geht mal gar nicht! *Heftig Kopfschüttelt* Mit seinem Appell, in einer korrupten (Scheiß)-Welt, gegenüber der es laut RAM-Bandleader Oscar Carlquist nur ein ein Heilmittel gibt: - H e a v y M e t a l !!! Wenn einer sich diese Wortwahl erlauben darf, so ist es der stimmgewaltige häufig in Nieten und Leder auf der Bühne stehende RAM-Frontsänger, dessen ehrliches Statement haargenau den Nerv des Publikums trifft! Demzufolge werden RAM von ihrer unbändigen Anhängerschaft trotz Soundpanne abgefeiert. Der Überflieger „Machine Invaders“ bleibt unverzichtbarer Bestandteil im Set; der Kettensägenschwinger, dem eine als Reaper (?) verkleidete Roboterattrappe folgt, werden über die Bühne gerollt. - „Bang Your Head, Or Lose It!“ steht auf dem Schild des Kettensägenträgers das Motto des Tages, mit schwergewichtiger Aussagekraft! Klischees gehörten seit dessen Geburt zum Heavy Metal. Die Tatsache, dass es dem laut mitsingenden Publikum beim Refrain zu „Machine Invaders“ gelingt, den Sänger zu übertönen, mutet komisch an. Ok, sei es wie's ist, der Set wird konsequent am Stück durch gezogen, die Schweden verabschieden sich nach überzeugender Vorstellung mit der gnadenlos alles überrollenden Up-Tempo-Walze („Infuriator“) von ihren treu ergebenen Fans. RAM haben es geschafft, die Klasse ihrer alten 80er Jahre-Faves auf sich zu übertragen - sie können auf jedem Festival auch bei weniger günstigen Umständen punkten, sogar wenn der Sound über weite Strecken zu leise ist, (was künftig bitte die Ausnahme bleiben sollte!) Bei Retrorock mag dies vielleicht entschuldbar sein, sich gegebenenfalls mitunter kompensieren lassen, - echter Heavy Metal dagegen muss laut sein! - Darauf geballte Faust und Hörnergabel - Yes, RAM rules!
Zwischendurch werden uneinsichtige Raucher von der Security gleich mehrfach aufgefordert, die Zippen auszumachen. Leider halten sich vereinzelte Leutchens nicht daran, weil sie zu faul sind, nach draußen zu gehen. Das ist auch für die Security umso ärgerlicher, die während RAM auf der Bühne stehen einem Fan mehrfach verstärkt zu verstehen gibt, seine Zippe auszulassen! Derjenige widersetzt sich mehrfach, Ende vom Lied: Die Person wird nach mehrfacher Aufforderung von Sicherheitsleuten aus der Location entfernt. Fazit: - Richtig so!
RAM ließen für die Nieten-, Spandex-, Kutte-, Leder n' Spikes Fraktion 12 x die (METAL)-Faust sprechen:
01. Terminus
02. Omega Device
03. Under The Scythe
04. Flame of The Tyrants
05. Awakening the Chimaera
06. Suossalami (The Few of Iron)
07. Return of the Iron Tyrant
08. Eyes of the Night
09. The Usurper
10. Forced Entry
11. Machine Invaders
12. Infuriator
GRIM REAPER
Zeitlose Legenden bleiben stets unverwüstlich, eine solche sind GRIM REAPER.
„Rock You To Hell“, Titelhymne gleichnamiger LP eröffnet den Set satt groovend. Steve Grimmet singt in seiner völlig eigenen Liga! Beim schreibenden Individuum dieser Zeilen brechen wie im Publikum sämtliche Dämme, - jetzt gibt es überhaupt kein Halten mehr! Unglaublich, über welch göttliches Organ Steve Grimmet selbst nach knapp 35 Jahren harter Bühnenarbeit verfügt. Wohin der Blick wandert, sind zahlreich erfreute Gesichter frenetisch rockender Fans mit zum Teil sogar tränenden Augen) erkennbar; jede Perle wird Takt für Takt aufgesogen. Bei GRIM REAPER lebt spürbar der Geist des echten völlig zeitlosen Heavy Metal, was soll man auch zu weiteren Bonbons wie „Lust For Freedom“, „Wrath of the Ripper“, „Now Or Never“, „Liar“ etc., (natürlich auch „See You in Hell“, - das beste kommt bekanntlich immer zum Schluß) großartig sagen? Saitenfuchs Ian Nash Allrounder seltenen Kalibers, feuert sowohl explosive Leadsoli in Serie ab, liefert ebenso das für GRIM REAPER unwiderstehlich scharfkantige Riffing dazu. Basser Chaz Grimaldi und Drummer Paul White – den Job einer jederzeit sicher aufspielenden Rhythmus-Sektion erledigend - holen als bestens geölter Motor einer auf Hochtouren laufenden Maschine alles an Dynamik heraus, was die Leistung hergibt. Kein Wunder, das sich zahlreich Anwesende, die sich bis zum ultimativen Exodus headbangend Fäuste recken, Hörnergabel zeigen, glücklich feiernd tropfnass bis zum Halse schwitzend in den Armen liegen (Gruß an Kollege Timo: Gern wieder!) Egal, was kommt, - Frontmann Steve Grimmet (dessen serienweise Kribbeln im Bauch verursachendes Organ literweise das Blut in den Adern gefrieren lässt) und seine drei Mitstreiter präsentieren sich in Höchstform, davor sollte man als waschechter N.W.O.B.H.M.-Fan ehrfürchtig den Kniefall zelebrieren. Selbiges gilt für ein total genial umgesetztes DIO-Cover eines der aller größten zugleich besten Heavy Metal-Songs aller Zeiten: „Don't Talk to Strangers“ – allein dieser Text... pure Magie (!) mit Gänsehautfaktor hoch zehn! Bei „Lust For Freedom“ wird aus heißerer Kehle mitgesungen, die Kräfte fangen allmählich an, zu schwinden. Gleich zu Beginn wurde die Hölle gerockt, anschließend trifft sich die Fangemeinde komplett ausklinkend in der Hölle wieder. Die von allen gnadenlos abgefeierte Wort für Wort mitgesungene Überhymne „See You in Hell“ markiert den triumphalen Ausklang einer prächtigen Höllenvorstellung, die den Wert von GRIM REAPER für die klassische N.W.O.B.H.M.-Bewegung in jeder erdenklichen Weise bestätigend eindrucksvoll würdig unterstreicht. - Zeitlos!
Bei GRIM REAPER kreiste zu folgender Setlist 12 x amtlich die Sense:
01. Rock You To Hell
02. Night of the Vampire
03. Lust For Freedom
04. Wrath of the Ripper
05. Now or Never
06. Fear No Evil
07. Liar
08. Rock Me 'till I Die
09. Matter of Time
10. Don't Talk To Strangers (Dio Cover)
11. Waysted Love
See You in Hell
So, jetzt aber schnell zur Theke und Getränke besorgt. Soviel Rocken macht durstig! GRIM REAPER waren bis dato die beste Band, gefolgt von AMBUSH und RAM. In derartiger Top-Form ist die britische N.W.O.B.H.M.-Legende ein packender Live-Killer. Da steigt die Freude auf's Headbangers Open Air 2016 umso mehr, wenn die 'Glorreichen Tage der guten alten N.W.O.B.H.M.' erneut glanzvoll auferstehen!
VENOM INC.
sind als nächstes dran, die Halle füllt sich schnell. Dieses einstündige Black Metal Thrash-Inferno gehört der zahlreich vertretenen VENOM, SLAYER, SODOM und MIDNIGHT-Fraktion, die nur auf diesen Auftritt gewartet hat, während unser kleines Grüppchen vor dem Headliner-Auftritt von LIEGE LORD Kräfte tankend pausiert. VENOM INC. Lassen es hölllisch laut krachen und sorgen für gespaltene Publikums- Reaktionen. VENOM-Fans denen es vorbehalten blieb, das infernalische Trio jemals mit ihrem Fronter Cronos live im Original zu erleben, (während Abbaddon auf Felle und Kessel drosch und Mantas die Sechssaitige bediente), die einzig allein Wert auf's Orginal legen, gehen pausieren oder nehmen gepflegt auf den Sitzgelegenheiten Platz. Wer VENOM INC. mindestens ebenso braucht, lässt sich eine Stunde Black Metal/Thrash-Geschrote nicht entgehen, während klassische Heavy Metal-Fans, denen VENOM partout nicht liegen, auch um VENOM INC. einen Bogen machen.
LIEGE LORD
Nachdem sich ein Großteil der auf VENOM eingeschworenen Bangerschaft bei Venom Inc. Austoben durfte, ist es nun Zeit für den Headliner, einen tollen, richtig ereignisreichen Festivaltag mit sattem US-Powermetal vom Feinsten zu beschließen.
LIEGE LORD gehören ebenfalls zu jener Sorte Bands, bei denen man als beinharter Fan weiss, was einen erwartet: Krachende Riffs, filigrane Leadsoli, treibende Drums und ein sich aus der Masse zahlreicher Genreprotagonisten heraushebend kraftvoll bissiger Gesang der problemfrei das gesamte Rertoire abdeckend beherrscht, gehören zu den Trademarks einer hochkarätigen 90-Minütigen US-Powermetal-Vorstellung. LIEGE LORD können aus dem ergiebigen Fundus dreier starken Alben schöpfen. Ein unersetzbarer Vorteil, der sie zur idealen Besetzung für den Headliner Posten macht.
Zwischendurch treten technische Probleme auf. Drummer Frank Gilchrist verknüpft sein exzellentes Schlagzeugspiel nach der gesprochenen Einleitung mit der CONAN-Filmmusik, um eine brilliante Kostprobe seines Könnens zu geben, die bei aller Brillianz verstärkt durch Keyboardsamples deutlich zu lang gerät. Ob die zumindest ein bisschen übertriebenen Klatsch- und Mitsingeinlagen sein müssen, darüber darf man fürstlich streiten, ansonsten werden LIEGE LORD ihrem Ruf gerecht. Tony Truglio/Danny Wacker bilden eine superb röhrende Gitarrenfront, auf den gewohnt Instrumentensicher seinen Viersaiter bedienenden Matt Vinci ist zusammen mit dem straight ins Mett hauenden Stöckeschwinger Frank Gilchrist Verlass, - eine Rhythmussektion von der zahlreiche Powermetalkapellen im Prinzip nur träumen können! Die Qualitäten von Joe Comeau besonders hervorzuheben hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Der Sänger schiebt zwischen zeitlich eine Kurzrückschau bezüglich verstorbener Legenden der harten Rockmusik ein, womit die etwas übertriebenen Mitsing/Klatschparts ausgeglichen werden. Dynamische Power-Speedkeulen („Dark Tale“, „Broken Wasteland“,“Cast Out“, „Transgression“, „Feel the Blade“ etc.) haben die Amis zur Säckeweise zur Genüge im Programm. Auf ein RAINBOW-Cover („Kill the King“) verzichten sie ebenso wenig obwohl es bei der Klasse des eigenen Materials kaum zwingend notwendig erscheint. „Rage of Angels“ vom ungeschliffener klingenden 'Freedoms Rise'-Erstling fehlt ebenso wenig, wie „Master Control“, die von allen erwartete Tophymne, ohnehin sicherer Garant für ausreichend Headbanging-Action.
Im Zugabeteil werden „Wielding Iron Fists“ (einschließlich „Prodigy“-Intro) und „Fallout“ weitere Hochkaräter ausgepackt, die keinen US-Powermetalfan kalt lassen, so heftig schön wirbelnd fliegen zahlreich kreisende Langhaarmähnen zu genannten Powerspeed-Granaten im Takt, während manch wilde vom Alkoholrausch beschwingte Tanzeinlagen ebenso zu beobachten sind. Nach dem „Fallout“ ist dann endgültig Schicht im Schacht, und ein weiteres METAL ASSAULT viel zu schnell vorüber!
Mit einer starken Setlist unterstrichen LIEGE LORD ihre Position als Headliner würdig:
01. Fear Itself
02. Eye of the Storm
03. Dark Tale
04. Cast Out
05. Kill The King (Rainbow Cover)
06. Transgression
07. Feel The Blade
08. Rapture
09. Broken Wasteland
10. Speed of Sound
11. Vials of Wrath
12. Rage of Angels
13. Master Control
14. Prodigy/Wielding Iron Fists
15. Fallout
Als im Saal etwa gegen 00:20 Uhr die Lichter angehen wird in der um die Ecke befindlichen Metal Disco noch kräftig weitergefeiert. Zahlreiche Klassiker u. a. „Iron Man“ (Black Sabbath), Rock n' Roll (Motörhead), „The Trooper (Iron Maiden)“, „Battle Hymns“ (Manowar) erfreuen sich ungeteilten Zuspruchs.
Kurioserweise rocken einige Pappnasen tatsächlich mehr in der Metaldisco als vor der Bühne. Haste Töne? Rockt das? Nicht wirklich, muss allerdings jeder für sich entscheiden. Wir bleiben noch ein wenig, gönnen uns gepflegt ein letztes Getränk, verabschieden uns dann von Bekannten, die wir noch in der Halle, bei den Sitzecken oder im Garderobenbereich treffen, wo ich rechtzeitig die Jacken hole, ehe wir uns schleunigst auf den Weg machen, gegen 1:00 Uhr Zeit wird noch etwas gegessen, um unseren Heimweg mit gestärktem Magen im Gefühl eines (von zwischenzeitlich aufgetretenen Soundproblemen abgesehen) exzellenten 6. Metal Assaults anzutreten!
Nachwort:
GRIM REAPER gaben eine restlos überzeugende Vorstellung, LIEGE LORD lagen knapp dahinter fast auf Augenhöhe. Gute Auftritte lieferten: AMBUSH, RAM, mit Abstrichen auch EVIL INVADERS. SEPTAGON waren Überraschung und Erlebnis zugleich, BLIZZEN haben ebenso wenig enttäuscht, während VENOM INC. in Bezug auf unseren Festivalrückblick aus Gründen der Fairness neutral zu betrachten sind, ebenso ANGEL SWORD und HYPNOS die wir nicht sahen. In Sachen Festival-Orga war alles wieder top, - Dank hierfür gebührt natürlich Konzertveranstalter Olli Weinsheimer & Crew. Das Thekenteam der Posthalle gab sich wie immer höflich und zuvorkommend, die Getränkeauswahl war flexibel, Licht und Sound stimmten größtenteils (mit Ausnahme von RAM und LIEGE LORD, wo es kleinere technische Pannen gab – ok, das kann durchaus vorkommen). Die Security hat ihren Job gewissenhaft erledigt und Lemmy erfuhr eine verdientermaßen ihm gebührende Würdigung.
- Donnerwetter, hat das METAL ASSAULT amtlich mit feinem Billing g e r o c k t !
Fotos: Michael Toscher und Melissa Hart