EVIDENCE ONE - Tourtagebuch Tschechien


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Tourtagebuch Tschechien 13./14.10.2007

Homepage:
www.evidenceone.de

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13.10.07, Trinec – Retfest
Bands : Evidence One, RET, Salamandra, Deliqent, Mocmyshma, Odnaha, Suffer Age

Band-Homepages:
ret.3nec.cz
www.salamandra.cz

Meine Anreise zur Kurztour erfolgte bereits am Freitagabend und ich stieß im Proberaum in Erlangen auf bestens gelaunte Musiker von Evidence One bei ihrer Abschlussprobe. Da die „Justice-Buben“ Rami Ali (dr.) und Jörg Wartmann (g.) für den Auslandstrip nicht zur Verfügung standen, wurde mit dem „Ersatz“ in Form von Achim Keller (dr., Victory) und Barish Kepic (g., Ex-Jaded Heart) noch der letzte Feinschliff ausgearbeitet. Mit Letztgenannten ging es danach ab ins Hotel, um mehr oder weniger noch des Nächtens und ner Mütze voll Schlaf mit einem 9-Sitzer gen Osten zu starten. Die fast 10-stündige Fahrt gestaltete sich dann recht kurzweilig, da sich Mr. Victory und Backliner „Doni“ als wahre Unterhaltungskünstler entpuppten und mit ihrem Zwerchfelltraining für den einen oder andern Brüller sorgten. So verzehrte z. B. Achim beim 1. Frühstück im Goldenen M einen Big Mac mit drei Bissen, um bei einer späteren Rast getreu dem Motto „Nogger dir einen“ das selbige Eis am Stück in seinem Schlund verschwinden zu lassen, was natürlich lecker aussah und allseits für erstaunte Gesichter sorgte. Quasi zum Motto der Fahrt wurde Achims Erstaunen „…und alles von unserem Geld, die Schweine…“ über die vielen Baustellen auf Autobahnen, Landstraßen und Neubauten in Ortserweiterungen. Als wir dann um 17.00 Uhr endlich Třinec in der mährisch-schlesischen Region nahe der polnischen Grenze erreichten und die altertümliche Festivalhalle des Retfestes in einem kleinen Vorort erblickten, schwante uns nicht wirklich Gutes. Dies wurde durch die Unterkunft, ein Gästehaus an einem Sportplatz mit einem 5- und einem 3-Bett Zimmer, noch deutlicher. Während die meisten versuchten, noch eine Mütze voll Schlaf zu erhaschen, testete Carsten „Lizard“ Schulz (voc.) eine bei uns noch völlig unbekannte Variante des Liegens an, da sein Lattenrost schon das Zeitliche segnete, bevor er eigentlich richtig in seiner Kiste lag. Nach dem jetzt folgenden Gelächter war an Schlaf eigentlich nicht mehr zu denken. So ging es dann zum Abendessen schlussendlich zum Venue zurück. Hier spielten gerade Deliqent als vierte Band, von denen wir aber nichts mitbekamen, da der Veranstalter des Festivals, der in Personalunion auch gleich noch der Drummer von Reaction Extasy Trance war, uns in deren Proberaum unter der Halle brachte. Ein wahrlich gutes Catering mit heimatlichen Leckereien und mehr als ausreichend köstlichen (Alk)Getränken, sowie eine sehr herzliche Begrüßung ließ schnell das Eis zwischen Ost und West schmelzen. Manchmal konnten man hier aber auch schon den Eindruck gewinnen, wie in einem Zoo begafft zu werden, da jeder, der einen kannte, der wiederum einen kannte, versuchte mal einen Blick von den Wessies zu erhaschen. „Rockstar-Status“ war hier durchaus schon angebracht. Gestärkt und mit den Örtlichkeiten vertraut gemacht, wollte ich dann auch mal meinem Part als Schreiber nachkommen und schaute mir auszugsweise die Band Salamandra an, die auch am Folgeabend mit E1 in Prag spielen würde. Das tschechische Sextett mit zwei Klampfen und einer Keyboarderin wusste zu überzeugen. Auch schienen sie hier recht angesagt zu sein, was an den Publikumsreaktionen deutlich zu merken war. Mit zwei veröffentlichten Alben im Gepäck gaben sie während ihrer guten Stunde Playtime mächtig Gas und brachten ihre Mischung aus melodischem Power-, Speed, True- und auch Gothic Metal (hier die Vocals durch die Keyboarderin Hanka Šlachtová) an Mann und Frau. Stimmlich auch gut bei der Sache war der eigentliche Frontmann Ivan Borovský, der es zudem verstand, mit dem Publikum und seinen tschechischen Ansagen zu spielen. Das eigene und eingängige, mit englischen Texten versehene Songmaterial lässt sich am besten mit Bands wie Helloween, Nocturnal Rites, Blind Guardian, Freedom Call, Within Temptation vergleichen. Eine runde kurzweilige Sache war das.
RET, die Lokalmatadoren, betraten mit zwei in weiß gekleideten und silbern maskierten jungen Engelsdamen, die Amulette und Poster ins Publikum verteilten, nach einer kurzen Ansage von Lizard und Hutch Bauer (b.) die Bühne. Der Tschechen-5er mit seiner zunächst in rotem Umhang agierenden Frontfrau wurde ebenfalls gut aufgenommen, konnte aber nicht ganz so viele Fans vor die Bühne ziehen wie die Vorband. Mit anfänglichen Soundproblemen kämpfend und wenig Licht ausgestattet präsentierte sich die Band aber auch recht achtsam, wobei der doomige Dark Metal mit anfänglichem Gothic Einschlag aber auch nicht unbedingt leicht verdaulich rüber kam. Mit einem Full Length Album und vier Minialben im Gepäck kann das seit 1993 existierende Quintett aber durch blindes Verständnis untereinander und zum 2.Drittel hin mit leichter verdaulichem Songmaterial punkten und überzeugen. Auch hier stand eine Stunde Spielzeit zur Verfügung, die meines Erachtens genutzt wurde, um sich zu empfehlen.
Es ist schon erstaunlich, wie sich so manch Musiker für seinen Auftritt warm macht. Hutch Bauer z. B. bereitete sich Backstage mit einem Ritt auf einem BMX-Rad auf die Show vor. Aber was mich musikalisch viel mehr interessierte, war die Kompensation auf gleich zwei entscheidenden Posten im Vergleich zu meinem letzten Aufeinandertreffen mit E1 vor gut neun Monaten beim Metal Forever Festival, wo sie als Opener schon eine Duftmarke setzen konnten und zu den besten Bands des Tages zählten. Die bereits gute Stimmung bei Salamandra wurde von Beginn an erreicht und im Verlauf des Sets noch von den gut 400 Nasen getoppt. Trotz anfänglich zu lauter Gitarrenamps, die der lokale Soundmann jedoch schnell einpegeln konnte, ließ sich der  5er nicht aus der Ruhe bringen und bildete sofort eine Einheit. Die Setlist spielte hierbei auch gut in die Karten, da Songs wie „The Sky Is The Limit“ und „Tattooed Heart“ sich hervorragend als Opener eignen. Erstaunlich, wie sich die „Neuen“ ins Bandgefüge einpflegten und wie sich diese Stimmung auf die Band auswirkte. Achim Keller bekam nach seinem Drum-Solo sogar Zugabe Rufe in Form von „Play -Temples of Gold- (Victory Song)“. Dass Barish Kepic schon zu Jaded Heart Zeiten eine Macht an der Klampfe war, stellte er auch hier wieder unter Beweis. Sein Solo bei „Won’t Sleep Alone“ z. B. sorgte nicht nur bei mir für großes Erstaunen. Wolfgang „Schimmi“ Schimmer (g.) schien das Grinsen förmlich ins Gesicht gemeißelt zu sein und hatte sichtlich Spaß on Stage. Zusammen mit Hutch (b.) an seiner Seite waren beide die direkte Verbindung zum Publikum und sorgten mit ihrem ruhelosen Stageacting für die nötige Unterhaltung. Carsten Schulz (voc.) hatte über die gut 90 Minuten Playtime einen leichten Job, den er stimmlich topp und souverän publikumsnah erledigte. Die überschwänglichen Publikumsreaktionen müssen dann aber für Hutch’s Geistesblitz gesorgt haben, als er zur Zugabe „Child Of Insanity“ eine Handvoll Fans auf die Bühne holte. Diese Gelegenheit nutzten dann weitere zum Teil volltrunkene Jugendliche, um auch einmal im Leben das Stagefeeling zu erhaschen und sorgten so für ein heilloses Durcheinander. Letztendlich diente dies aber zu Vollbedienung aller und die Band hatte einen lang umjubelten Abgang.
Über die anschließende Backstageparty beschränke ich mich auf die reichlich anwesenden Fans, die  ein gemeinsames Foto mit den Musikern erhaschenden wollten, denn Spaßvogel Achim trieb derweil wieder einen seiner Scherze, der mit Rücksicht auf die Protagonisten hier keine nähere Beschreibung finden wird. Die anschließende Ruhephase in unserer „feudalen“ Unterkunft viel ob der feuchtfröhlichen Backstageparty erfahrungsgemäß kurz aus und so blickte ich am frühen Morgen in durchweg müde Gesichter.

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14.10.07, Prag – Music Hall Exit Chmelnice/Prag
Bands: Evidence One, Salamandra, Nightwish Revival

Band-Homepages:
www.exitchmelnice.cz
www.nightwishrevivalpraha.webz.cz

Was gibt es Schöneres als morgens neben einem Fußballplatz aufzuwachen und einer Jugendmannschaft bei einem Kick zuzusehen? Stimmt, Achims Kommentare dazu! Er kommentierte im Anschluss an unser Frühstück in der Vereinskneipe die Spielkunst von Karel und Pavel, wie übrigens seiner Meinung nach alle 22 Spieler heißen würden und sorgte so schon am frühen morgen wieder für reichlich Stimmung. Auf der anschließenden Fahrt nach Prag tauchte plötzlich eine Erdfrucht auf, die am Vorabend schon für reichlich Unterhaltungswert sorgte. Die Wurzel, die als Mischung aus Rettich und Karotte beschrieben werden kann, wurde fortan unser Wegbegleiter und bekam zur allgemeinen Erheiterung den Namen „Rettich Of Destiny“. Nach 400 gefahrenen Kilometern erreichten wir dann das „Exit“ im Prager Vorort Chmelnice. Klasse, zu früh und keiner Verantwortlicher vor Ort, also ab nach Downtown zu nem kurzen Altstadtrundgang mit Fotoshooting. Zurück im „Exit“ wurden die wildesten Spekulationen im Vorfeld über den Club weggewischt. Welche geile und liebvoll aufgemachte Location. Wunderschöne Airbrushs an den Wänden, große Theke und nette Angestellte bügelten den überraschenden Eindruck des reichlich begrenzten Büro-/Backstageraums und die wirklich sehr kleine Bühne dann doch aus.
In Erwartung eines kurzweiligen Abends, da alle Bands über das gleiche Equipment spielen sollten, blieben wir zunächst am Venue, um uns ein paar Takte des Openers Nightwish Revival Prag anzusehen. Als die Band dann mit der dritten Wiederholung von „Wish I Had An Angel“ mit gut 20-minütiger Verzögerung ihr Set startete, trieb uns der Hunger dann doch ins gegenüberliegende Restaurant. Bedingt durch eine vom Ober vergessene Bestellung kamen wir dann erst wieder zum Setende zurück und mussten feststellen, dass der Laden gerade erst dabei war sich „zu füllen“ und die Mannen um Frontfrau Elizabeth vor nur ner handvoll Leutchen gezockt hatten.
Die nächste Überraschung folgte, als eben besagte Band ihre Technik komplett abbaute und Salamandra die eigene Backline platzierte. Das von uns erhoffte kurze Change Over und ein früher Feierabend rückte somit in weite Ferne. Wie schon der Opener bekamen Salamandra eine 1-stündige Playtime, die in diesem Fall auch gerechtfertigt war, denn sie hatten wieder eine für einen Sonntagabend stattliche Fanbase am Start. Ob sich ihre abwechslungsreiche musikalische Unterhaltung vom Vorabend unterschied, vermag ich nicht zu sagen, da ich beide Setlists nicht gesehen habe und die kompletten Shows auch nicht mitbekam. Auf jeden Fall war von der Band zu erfahren, dass es ihr größter Wunsch wäre, einmal auf einem großen deutschen Festival wie das BYH oder Wacken zu spielen. Nun, welche Band, auch hierzulande, hegt diesen Traum nicht? Ich auf zumindest kann der Band bescheinigen, dass sie an beiden Tagen ordentliche Shows abgeliefert haben und ihr Unterhaltungswert recht hoch anzusiedeln war.
Mittlerweile von der Warterei und den Strapazen der letzten Tage gezeichnete E1er starteten dann auch etwas holprig in ihr um zwei Songs gekürztes Set. Relativ schnell wurde aber die Müdigkeit besiegt und erneut zeigten die Protagonisten wie professionell man zu Werke gehen kann. Schimmi offenbarte wieder Poserqualitäten und das eingemeißelte Grinsen entflammte erneut. Hatte der doch sonst eher ruhige Vertreter an diesem Wochenende  seinen Spaß. Carsten wuchs zum Entertainer heran und führte einige Dialoge mit den Fans. Auch Barish’s Soli beim Smasher „Wan’t Sleep Alone“ und „In The Beginning There Was Fire“ arten zu einer wahren Jamsession auf der Bühne aus. Der Bursche spielte sich hier quasi in einen Rausch und sorgte so für einige bewundernde Blicke nicht nur bei den Zuschauern. Der fränkischen Bierlaune wurde natürlich auch gefrönt und so ließ es sich Booker Ivan "Dave Murray" Knesek, dem ich an dieser Stelle ein großes DANKESCHÖN(!) für alles aussprechen möchte, nicht nehmen auf Hutch’s Zuruf eine Runde „Halbe“ während der Show auf die Bühne zu bringen. Dass irgendwann alles mal ein Ende haben muss zeigte sich auch an diesem Abend und so endete selbiger mit vielen Fragen an die E1 Mucker, reichlich Autogrammwünschen und einem obligatorischen Fotoshooting.
Unser Wochenende endete dann nach einer wieder kurzen Nacht in Ivans Haus am Ortsrand von Prag, vielen Autobahnkilometern und einem spaßigen Besuch eines Vietnamesenmarktes beim dem Pyromane Hutch seinem Hobby als bekennender Knallfanatiker nachkam und sich mit Krachern versorgte, die natürlich von Eingangs erwähnter Frohnatur „Doni“ auch gleich in Standnähe ausprobiert werden musste und eine keifende Vietnamesin auf den Plan rief, die rabiat, aber vergeblich versuchte ihn am Zünden des Knallkörpers zu hindern. Dieses Szenario hätte in jeder Pannenshow für reichlich Unterhaltung gesorgt.
Danke Jungs für diesen unterhaltsamen und kurzweiligen Tschechien-Trip und sorry Carsten für die Rüsselpest, die du durch mich im Anschluss daran über dich ergehen lassen musstest.

Setlist:
Evidence One:

The Sky Is The Limit
Tattooed Heart
Written In Blood
Frozen In Time
Mr. Madness
Won’t Sleep Alone
When Thunder Hits The Ground
Drum Solo *
Criticize The Truth
Perfect Love
Virus In My Veins
Fool’s Gold *
Like Never Before *
In The Beginning There Was Fire
Child Of Insanity
*nicht in Prag

Bildmaterial zum Tourtagebuch findet Ihr in unserer Fotogalerie :-) Viel Spaß beim Betrachten!
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