ORDEN OGAN – Aschaffenburg, Colos-Saal



Konzert vom 28.03.16
Supp.: ALMANAC, MANIMAL

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Ostermontag, andauernder Starkregen in Aschaffenburg, kurzfristig vorverlegter Konzertanfang  – nicht wirklich ein Konzertabend mit den besten Voraussetzungen, oder etwa doch?  Zumindest klang im Vorfeld einiges interessant: 1. Headliner-Tour von ORDEN OGAN und 1. Tour von ALMANAC, der neuen Band von Victor Smolski nach seinem Ausstieg bei RAGE.



Zunächst standen jedoch die Schweden MANIMAL auf der Bühne. Das Quartett irritierte mich zu Beginn zugegebenermaßen. Unwissend, wer die Band überhaupt ist, lenkten die angemalten Gesichter meinen Verdacht auf eine neue Düsterkombo. Doch weit gefehlt. Die Herren entpuppten sich als eine kleine metallische Wundertüte. Stilistisch nicht ganz einfach festzulegen, denn neben progressiven Anteilen in ihrem Songmaterial zu Beginn, gesellten sich in der Folge Fragmente aus Doom-, True-, und Melodic- zu der eigentlichen powermetallischen Auslegung.  Der Gesang, durchweg sehr hoch ausgelegt, erinnerte an einen Mix aus CAGE, WOLF und vielleicht noch PRIMAL FEAR. Für mich auf Dauer etwas anstrengend, aber dennoch gut gesungen. Gerade auch die schnelleren Songs kamen beim langsam zahlreicher werdenden Publikum recht gut an. Gute Arrangements zu ordentlich druckvollem Sound und reichlich Bewegung auf der Bühne reichten am Ende aus, um sich in Aschaffenburg zum Ende des 30-minütigen Stelldicheins achtbar zu verabschieden.



Dem aufmerksamen Social Media Follower von ALMANAC (ja, so heißt das wohl jetzt) dürfte nicht entgangen sein, dass die Auslandsshows der letzten Tage ohne die Stimme von Andy B. Franck (voc. BRAINSTORM, Ex-SYMPHORCE) stattgefunden haben. Dieser reiste für die heutige Show extra an, um sich direkt danach aber wieder bis zum Wochenende aus beruflichen Gründen vom Tourgeschehen zu verabschieden. Im letzten Jahr hatte ich bereits das Glück, die ersten Gehversuche der neuen Band vom Gitarrenwizard Victor Smolski (Ex-RAGE, Ex-MIND ODYSSEY, Ex-LINGUA MORTIS ORCHESTRA) auf der Frankfurter Musikmesse miterleben zu dürfen. Eben dieser musikalische Mix aus LMO und etwas MIND ODYSSEY, vermischt mit dem typischen RAGE-Gitarrenspiel des gebürtigen Weißrussen und dem 3-stimmigen Gesang von B. Franck, David Readman (voc., PINK CREAM 69, VOODOO CIRCLE) und Jeanette Marchewka (voc., DEEVA) fand ich damals schon gelungen. Heute, mit den bisher absolvierten Tourdaten im Rücken, klang das noch um ein Vielfaches erfahrener und reifer. Schon beim melodischen Titelstück des gerade erschienen Debüts “Tsar” und der Performance zur anschließenden Single-Auskopplung „Self-Blinded Eyes“ war festzustellen, dass hier an den Mikrophonen eine Einheit herangewachsen war. Die drei unterschiedlichen Stimmcharaktere können meinetwegen auch weiterhin so vordergründig im Livegeschehen manifestiert werden. Das passt stimmig zur musikalischen Auslegung, die als eine Version von LMO-light mit eben den handwerklich sehenswerten und recht progressiv gespielten Gitarrenläufen von Smolski vermischt sind. Smolski selbst hatte, wie seine Sänger(in) auch, seine kleinen Solo-Parts, wobei er wie immer etwas Fingerakrobatik am Griffbrett der Gitarre zur Schau stellte (klasse bei „No More Shadows“). Nicht unerwähnt bleiben in diesem Teamplay darf die Rhythmusfraktion bestehend aus Bass und Drums. Hier stellte „Children of the Future” für mich das Highlight dar. Das war tight, das hatte Groove  - einfach perfekt gespielt. Neben der Werbung für das eigene ALMANAC-Material durfte in den 50 zur Verfügung stehenden Show-Minuten aber auch die ehemalige Smolski-Kombo nicht fehlen. Hinten angestellt wurden zwei RAGE-Stücke, wobei das deutlich umarrangierte „Empty Hollow“ für mich hier die Nase vorn hatte. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob sich ALMANAC als Band gefunden haben und sich längerfristig am Markt halten können.

Setlist ALMANAC:
Tsar
Self-Blinded Eyes
Hands are Tied
Children of the Future
Nevermore
No More Shadows
Innocent
Empty Hollow



Vor etwa acht Jahren habe ich ORDEN OGAN das erste Mal live erlebt. Seitdem kreuzten sich unsere Wege immer mal wieder auf Festivals oder auf diversen Touren, wo sie als Gast mit unterwegs waren und mir stets durch solide Shows positiv aufgefallen sind. Jetzt im 18. Jahr ihres Bestehens begeben sich die Sauerländer erstmals auf eine Headliner Tour, um u. a. ihre gerade erschienene “The Book Of Ogan”-DVD zu promoten (übrigens, das Deluxe Box-Set mit 2DVD und 2CD kann ich jedem nur empfehlen!). Um das heutige Best-Of Programm zu erleben, dauerte es allerdings geschlagene 40 Minuten bis der erste eigene Ton aus den Boxen erklang, denn die komplette Bühne wurde umgestaltet, alles neu verkabelt etc. Das Publikum nahm es gelassen hin. Kein Pfeifen, nichts. ORDEN OGAN trafen hier in Aschaffenburg auf ein banderfahrenes und textsicheres Publikum, wie Frontmann Seeb Levermann mehrmals feststellte und dies auch so mehrmals dankbar nach vorne kommunizierte. Die Songauswahl war für die Tour nahezu perfekt gewählt. Man hat ja auch einiges an recht bekannten und leicht mitsingkompatiblen Stücken am Start, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde. Auch vom Sound her konnte man recht zufrieden sein. Mir selbst zaubert in letzter Zeit das Mad Max-Endzeitstimmungs-Bühnenoutfit des Quartetts immer ein Schmunzeln ins Gesicht. Im Gegensatz zur letzten Tour mit HAMMERFALL sah das heute sogar um einiges zerfledderter aus. Was mich allerdings richtig nervte und auch schon von anderen Besuchern vorkommuniziert wurde, war das Licht. Diese stets blendenden Stroboskopblitze in Richtung Publikum taten auf Dauer in den Augen richtig weh. Endzeitstimmung hin und her, aber daran sollte man schleunigst noch arbeiten. Die teils lustigen Ansagen von Seeb sorgten da echt für Erholung, und auf die Idee, eine Brücke vom essen einer „Gürriiwuust“ zum Fieber („F.E.V.E.R.“), dass man(n) sprich der Drummer davon bekommt, zu schlagen, soll erstmal einer kommen. Nicht ganz ungeschickt fand ich auch die gewählte Spielzeit von 65 Minuten im Hauptteil mit zwei Songs an Zugabe. Weniger ist manchmal mehr. Die Sauerländer haben aus ihren vier Alben eigentlich all das gespielt, was der erfahrene und auch eher unerfahrene Besucher hören wollte. Selbst die bisher unbekannteren Stücke kamen gut an. Und dafür, dass man bisher „immer nur” als Support agierte und im Vorprogramm zwei unterhaltsame Bands hatte, ging das völlig in Ordnung. Alles in allem ein musikalisch erholsamer österlicher Ausgang. Danke dafür!

Setlist ORDEN OGAN:
Ravenhead
Land of the Dead
We Are Pirates
The Black Heart
Sorrow Is Your Tale
Deaf Among the Blind
To New Shores of Sadness
The Ice Kings
F.E.V.E.R.
Here At The End Of The World
The Things We Believe In
Zugabe:
Evil Lies in Every Man
Mystic Symphony

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