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CREMATORY & FRIENDS FESTIVAL – Mannheim, Alte Seilerei



Konzert vom 30.04.16
Supports: LACRIMAS PROFUNDERE, UNHERZ, DOWN BELOW, MORONIC

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CREMATORY
LACRIMAS PROFUNDERE
UNHERZ
DOWN BELOW
MORONIC

Mit der heutigen Veranstaltung  waren 25 Jahre Bandbestehen, Releaseparty zum neuen Album „Monument“ und Feuertaufe des neuen Line Up von CREMATORY verbunden. Normalerweise ein gehöriger Grund, ein Fass aufzumachen. Im Laufe des Tages kam es dann aber doch ein bisschen anders, als vielleicht erhofft. Zur Spitzenzeit (beim Headliner) fanden sich mal knapp 200 Interessierte vor der Bühne ein, und das dürften auch nahezu alle gewesen sein, die als Gäste heute vor Ort waren. Der Anteil der optisch leicht erkennbaren Gothic- oder Dark Szene, die auf solchen Events normalerweise in Scharen anzutreffen sind, war zudem erschreckend gering. Stirbt diese Szene etwa so langsam aus?

Sei’s drum. Den Anfang machten die Lokalmatadoren MORONIC, deren musikalische Darbietung von Death Metal meets Grind Core ich durch meine verspätete Anreise verpasst habe. Doch unser Jochen war schon vor Ort und kann folgendes über MORONIC berichten: "Die Jungs sind zwar als MORONIC neu, setzen sich aber aus Ex-BLOOD und AB:NORM Mitgliedern sowie Patrick von WHEEPING SKULLS zusammen. Sofort nach dem Intro wird den anwesenden Fans der Staub brutal aus den Ohren geblasen, mit knüppelnden Nummern, extrem zähen und trägen Stücken sowie einem "paar Sekunden" Song haben MORONIC die Leute auf ihrer Seite und da CREMATORY heute Jubiläum feiern wir auch noch "Tears Of Time" in der MORONIC Extrem Version geboten. Für eine solch frühe Zeit haben MORONIC gut eingeschlagen und werden in Zukunft noch oft Staub aufwirbeln."

Zu DOWN BELOW war ich aber pünktlich am Start. Das Quartett aus Dessau ging bis heute komplett an mir vorbei. Vielleicht lag es daran, dass ihr bedientes Genre eigentlich so gar nicht meine musikalische Heimat ist? Aber wie das so im Leben ist, oftmals wirst du von etwas positiv überrascht, dass du so gar nicht auf der Rechnung hast. So geschehen im Fall dieser Herren hier. Musikalisch für mich ein Lückenschluss zwischen UNHEILIG und RAMMSTEIN mit einer Brise NDW in Form von TRIO. Ein angenehmer Beat, melodische, aber auch knackige Harmonien und eine Stimme, die markant, warm, fordernd und auch einfühlsam, je nach Stimmung des jeweiligen Songs, eingesetzt wurde. Da brauchte es wirklich nur bis zum 2. Song, um mich einzufangen und das, obwohl ich Liedgut mit deutschen Texten wirklich kritisch gegenüberstehe. Dem statischen und sparsamen Bühnenlicht maß ich hier auch keine große Bedeutung bei, denn es passte zur Musik, die im Vergleich zum Gesang fast schon zweitrangig war und mir vorkam, als würden Bass und Drums mehr als Rhythmusgeber fungieren. Die Gitarre spielte fast schon eine komplette Nebenrolle, und trotzdem hatte das hier alles Format und Klasse. Dark Pop/Rock eben, aber der kam an. Schon während des Konzertes kamen die ersten Interessenten ans Merchandise und kauften in der Folge reihenweise CDs. DOWN BELOW, meine Überraschungssieger des Tages!

Vor 10 Jahren wurden UNHERZ zum ersten Mal als Supportband von CREMATORY mit auf Tour genommen. Ich habe sie in dieser Kombination über die Jahre hinweg bislang zweimal erlebt und fragte mich jedes Mal warum. Genauso unterschiedlich wie die Abstimmung der heutigen Bühnenklamotten (langhaariger Kuttenmetaller triff auf glatzköpfigen Kiltträger) ist die musikalische Ausrichtung. Grundbasis Deutschrock, vermischt mit Punk- und Folk- bzw. Mittelalteranleihen. Daraus hätte man bestimmt was machen können, aber der 4er agierte dermaßen lustlos, dass man sich nach 2 Stücken schon fragte, was die da oben eigentlich treiben, wobei „treiben“ auch schon maßlos übertrieben formuliert ist. Nein, ich entschuldige mich jetzt nicht, dass ich den Auftritt nicht weiter verfolgt habe, denn ich bin zur völlig misslungenen Covernummer „Auf gute Freunde“ von den ONKELZ raus.

Bislang standen den Supports jeweils 35 Minuten Spielzeit zu. UNHERZ überzogen hierbei um einiges, und so mussten LACRIMAS PROFUNDERE deutlich kürzen. Von der angedachten Stunde blieben dann effektiv nur 40 Minuten übrig, denn man hatte zu Setbeginn auch noch einen Gitarrentausch nach Defekt zu überbrücken. CREMATORY’s Frontgrunzer Felix Stass, der bisher jede Band anmoderiert hatte, fand auch für Oberbayern aus Waging am See die passenden Worte zur Bandankündigung in Form der Gründungsanekdote. Bei einem Campingurlaub hatte er den jungen Oliver Nikolas Schmid (git.) auf einem Zeltplatz kennen gelernt, und Oli hatte ihm in einem Gespräch unter Musikern gesteckt, dass er auch mal eine Band gründen wird. Tja, und was soll man sagen, heute stand diese Band tatsächlich hier auf der Bühne, obwohl sie eigentlich mitten im Aufnahmeprozess für das elfte Studioalbum ist, diese Pause aber genoss, wie Sänger Rob Vitacca versicherte. Die Setlist zauberte dann auch keine Überraschungen hervor, und es wurden die Highlights des letzten Longplayers „Antiadore“ wie „My Release In Pain“, „My Chest“, „Remembrance Song“ oder „A Sigh“ priorisiert, was für mich auch so völlig in Ordnung ging, denn das wollte ich auch hören. Wobei wir beim Thema „Hören und Sehen“ angelangt sind. Hatten UNHERZ schon einen grottigen und viel zu lauten Sound, so war das bei LACRIMAS PROFUNDERE noch eine Ecke schlimmer. Nichts gegen den Nachwuchs, wenn er es kann. Üben sollte man aber dann bitte zu Konservenmusik außerhalb der Öffnungszeiten und nicht auf einem Release-Festival mit bekannten Acts. Beispiel gefällig? Die Mimik des übenden Lightjockeys war der Brüller. Hatte er auf die von ihm völlig vernebelte Bühne ein Lichtspiel gezaubert, das auch noch zur Musik passte, grinste er wie ein Honigkuchenpferd bestätigend in sich hinein; hatte er sich dabei aber „verregelt“, hörte man förmlich den Zischlaut in den sich dabei verziehenden Mundwinkeln, gefolgt von der dazugehörigen Negativbewegung des Oberkörpers. Ich wusste in diesen Momenten wirklich nicht, ob ich lachen oder fluchen sollte. Ganz ehrlich.  Aber was soll ich mich da wieder aufregen? Selbst die Band nahm es später mit einem sportlich fairen „na ja“ hin.  

Hatten die ersten Bands alle über eine einzige extra gestellte Backline gespielt, präsentierten CREMATORY selbstredend ihre eigene. Auffallend beim Bühnenbild war, dass alle Standinstrumente jetzt weiß lackiert waren, selbst die Becken vom Schlagzeug. Will man etwa neben der Neubesetzung und der teilweise damit auch verbundenen musikalischen Kurskorrektur auch gleich das einst düster schwarze Dark Rock Image aufhellen? Scheint fast so, denn zum Intro betreten die neuen Musiker in Person von Rolf Munkes (git, EMPIRE, Ex-MAJESTY, Ex-TONY MARTIN BAND), Tosse Basler (git., voc., Ex-EVOLUTION) und Jason Mathias (b., PALACE) mit gleichen schwarzen CREMATORY-Hemden gekleidet und ebenfalls mit strahlend weißen Arbeitsgeräten die Bühne. Mit dem Titelsong zum aktuellen Album startete nun ein 2-stündiges Konzert, das neben sechs neuen Songs einer musikalischen Zeitreise  glich. Bereits bei „Greed“ fiel mir auf, dass Frontgrunzer Felix einiges an cleanen Gesangsparts übernommen hatte, die er sich früher mit Matthias „Matze“ Hechler im Wechsel teilte. Der Gesangstrend der neuen CD setzt sich live also auch fort. Felix ist jetzt der eigentliche Platzhirsch am Mikrophon und wird hier und da mal von Tosse unterstützt, der gesanglich in einer ganz anderen Stimmlage singt, wie noch Matze. Die Trennung von Cleanvocals und Grunts ist neuerdings eher fließend und nicht mehr deutlich abgegrenzt. Für viele Fans wird das wohl die Hürde zur Annahme der neuen CREMATORY werden.  Eben bei „Greed“ oder später bei „Pray“ musste ich da schon mal Schlucken, denn rund klang das nicht. OK, das war auch das erste Konzert in der neuen Besetzung. Man merkte vereinzelt die Nervosität, da man z. B. auch nicht wusste, wie man nach vorne ankam. Zudem bekam der Soundtechniker die ständigen Rückkopplungen in Form von lautem Brummen der Mikrophon/Monitor Verbindung nicht in den Griff. Er tat dafür aber auch nicht wirklich etwas und nahm das augenscheinlich in einer stoischen Gelassenheit hin. So gut nach einer Stunde leerte sich dann auch der Platz zwischen Mischpult und Bühne etwas. Der dauerhaft viel zu laute Klang der Snare dürfte daran auch nicht unschuldig gewesen sein. Die Gitarrenfreunde kamen so auch nicht wirklich auf ihre Kosten, es sei denn, ein Song hatte einen kleinen Solopart. Nicht wenige Anwesende dürften sich gefragt haben, wann denn der den ganzen Abend schon anwesende Matze endlich seinen Gastauftritt bekommen würde. Eigentlich war dahingehend nichts geplant, wie später zu erfahren war. So ganz ohne ging das letztendlich aber doch nicht, und so tauchte Matze bei „Fallen“ für einen Kurzeinsatz am Mikro von Tosse auf, gab einen zum Besten und verschwand unter viel Applaus wieder im Publikum. Zur Zugabe gab es noch einen kurzen Oberbekleidungswechsel für nahezu alle in Form von traditionellen neuen Jubiläumsbandtrikots, wobei diesmal die Farbwahl auf schwarz/weiß fiel. Ein Auftritt, der mit Licht und Schatten behaftet war, dessen man als so genannter Kritiker aber keine größere Bedeutung beimessen sollte, da sich die Band im Umbruch und in der Findungsphase befindet.

Fazit:
Wie im Vorfeld zu erfahren war, lag die Organisation in den Händen der Jubilare selbst. Diese konnten aber für die fehlende Verpflegung ihrer Gäste nichts, denn der Caterer hatte es schlichtweg vorgezogen, sein Geld auf dem zeitgleich stattfindenden Maimarkt in Mannheim zu verdienen. Da nützte es auch nicht mehr viel, dass er dann 1 Std. vor Veranstaltungsende auftauchte und doch noch den Grill anwarf. In Sachen Ton und Licht sehe ich bandintern einen dringenden Handlungsbedarf, was die anwesende Musikerpolizei ebenfalls bescheinigte. Inwieweit das neue Outfit bei den Fans Anklang finden wird, wird die Zeit zeigen. Gewöhnungsbedürftig ist es auf jeden Fall. Jetzt aber genug damit.
CREMATORY MK II steht in den Startlöchern – raus unters Volk damit und viel Erfolg dabei!

Setlist CREMATORY:
Intro
Misunderstood
Fly
Greed
Tick Tack
Haus mit Garten
Sense Of Time
Ravens Calling
Pray
Left The Ground
Everything
Shadowmaker
The Fallen
Falsche Tränen
Höllenbrand
Black Celebration
-------
Kommt Näher
Die So Soon
Kaltes Feuer
Tears Of Time

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