ROCK AM STÜCK 2016 - Geismar, Am Lohrberg

23.07.2016
mit MY'TALLICA, ORDEN OGAN, HÄMATOM, BONFIRE, SOULDRINKER, AVATARIA und BURNING HELLMET

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ROCK AM STÜCK

Gleiche Veranstaltung, neues Konzept! Dieses Jahr erstmals auf volle 2-Tage ausgedehnt, gehen die Veranstalter von ROCK AM STÜCK ein gewagtes Experiment ein, - Risiko, das sich ausgezahlt hat, und für die kommenden Jahre noch weitaus mehr erwarten lässt. Die straffe Zielsetzung, durch Verpflichtung eines kunterbunt geschnürten Wochenendbillings das ohnehin positive Festival-Image atrraktiver zu machen und Leve ltechnisch gesehen, um einiges aufzupeppen, erfüllte ihren Zweck. Zwei Tage ROCK AM STÜCK - eigentlich dringende Pflicht, hinzugehen. Da ich am ersten Festivaltag, dem Freitag aus zwingend privatem Grund leider nicht nach Geismar kommen konnte, wodurch mir vielleicht so einiges entgangen ist, was aufgrund Nichtanwesenheit lediglich neutral beurteilt werden kann, weshalb sich der Rezensent dieser Zeilen keineswegs anmaßt, darüber zu urteilen, bietet sich der Samstag umso mehr an, dem ROCK AM STÜCK-Festival die fälligen Aufwartung zu machen, ein Besuch, der sich als lohnenswert herausstellt. Einer Karte zwecks Anfahrt bedarf das RAS, wie es seit geraumer Zeit liebevoll abgekürzt heißt, lange nicht mehr. Akribisch exakt bis ins kleinste Detail ausgeschildert, finden wir den Weg auch ohne Karte mühelos, womit sich das Problem von allein erledigt, weil an jedem Laternenpfahl oder Straßenschild ein Schild mit Hinweispfeil zum ROCK AM STÜCK-Festival zu finden ist, der traumwandlerisch sicher auf das geräumige Gelände an der Papiermühle „Am Lohrberg“ in Geismar (bei Fritzlar) führt. - Das nenne ich mal richtig vorbildlich! Schon dieser Aspekt macht mehr als deutlich, dass den Veranstaltern an einer reibungslos ablaufenden Organisation gelegen ist. Sogleich beim Eintreffen wird ein lockeres kurzes, freundliches Gespräch mit einem Security-Mitarbeiter geführt, ehe der Blick, nachdem ich das Gelände betreten habe, direkt ins weite Rund einer wunderschön idyllisch gelegenen Panorama-Landschaft schweift. Unglaublich, welch große Anzahl von Wohnmobilen, Zelten und Pavillons diverser Größe, Art und Formats von den bewaldeten Hängen und Hügelkuppen herabschauen oder schlicht an den Rändern der Gehwege stehen, zahlreich in Kette sowie auf der Wiese geparkte Autos verstärken den Eindruck: Ja, hier ist mächtig was los, was die ersten mir teilweise schon nicht mehr nüchtern entgegen kommenden Festivalbesucher bestätigen. Ganz pfiffige haben für den Extremfall vorgesorgt, das Tragen von Gummistiefeln kennt man schon von Wacken, aufgrund unsicherer Wetterlage keine schlechteIdee! Kaum direkt am Zielort angelangt, höre ich meinen Namen vom Berge herab schallen, auf der Straße zwischen Feld, Wiese und Wald laufen einem gleich die ersten Bekannten über den Weg, was unverzüglich zu lockeren Wortwechseln führt. Bühne und dazugehörige Lichtanlage sind top, verbesserungswürdig ist manchmal noch der Sound, aber das erledigt sich im Laufe des Tages. Neben den Bierpilzen fällt der große Merchstand links vom Eingang auf dem Platz direkt ins Auge, wo alles an Bandmerchandise zu erwerben ist, was sich die Fans von ihren Helden wünschen, T-Shirts, Patches,Buttons, Longsleeves, etc., ebenso das neue ROCK AM STÜCK-Festival-Shirt, Preise bewegen sich im Handelsüblichen Rahmen, um die 15 – 22 Euronen je Shirt. Für erforderliche Sitzgelegenheit wurde mittels dreiteiliger Gartensitzplatzgarnituren gesorgt. Ein Softeis-Stand (!) ganz wichtig... löst bei manchen Besuchern zeitweilig Verwunderung aus. Für Naschkatzen und Kinder auf solch einem familienfreundlichen Festival ist dieses Bedürfnis aus verständlichem Grund umso wichtiger, womit sich auch dieser Aspekt von ganz allein erklärt. Bekannte mit Festival-Hüten kommen mir zielstrebig entgegen, Ohne Hut-Kult würde einem Festival etwas gewichtiges fehlen, selbiges gilt natürlich, wie sich zeigt, auch in diesem Fall.

ROCK AM STÜCK hat in Sachen Fläche und Besucherzahl deutlich zugelegt, wie ich verblüfft feststelle und ist nebenbei bemerkt, wesentlich professioneller geworden. Als DORO 2014 dort auftrat, waren um die 2000 Leute auf dem Gelände, ähnliches Bild herrschte im Folgejahr 2015 bei SAXON, mittlerweile hat sich die Besuchermenge fast verdoppelt. ROCK AM STÜCK ist im Laufe der Jahre seit den Auftritten von DORO und SAXON durch Verbindungen der Macher zum W.O.A. Nun um einiges gewachsen. Unterstützt von keinem geringeren als Wacken-Veranstalter Thomas Jensen persönlich, welcher dem fleißigen RAS-Team hilfreich mit hilfreichen Verbesserungsanregungen und Tipps unter die Arme griff, haben die Macher von ROCK AM STÜCK ein wirklich superbes nun auf 2-Tage aufgestocktes Festival für zahlreiche Rock und Heavymetalfans der hießigen Region auf die Beine gestellt, das seit geraumer Zeit sogar zurecht überregionalen Bekanntheits-Status erlangt hat. Ein idyllisch reizvolles, die gesamte Umgebung kilometerweit umfassend wunderschönes Naturlandschaftspanorama bildet die malerisch Kulisse für das seit 2008 besehende, wie so viele andere Konzertevents auch, anfangs ganz klein gestartete Festival zu besuchen, das mittlerweile zu den wichtigsten im Schwalm-Eder-Kreis zählt. Herrschten bis zum späten Mittag kräftige Regenfälle, teilweise goss es in Strömen, stoppten die massiven Regenfälle rechtzeitig vor Festivalbeginn, die Wetterlage bleibt stabil, trübe Grauwolkenfelder bedecken den Himmel bei angenehmen Temperaturen, von Regen außer nassem Gras auf der Straße befindlicher Erdreste, an einer etwas größeren Stelle auf dem Platz ist es schlammig und kleineren Wasserlachen auf der Bühne vorm Bühnenrand keine Spur. Die Veranstalter bleiben damit auch am Festivalsamstag zum Glück von strömendem Regen sowie unberechenbaren Stürmen verschont.

Durch zeitlich bedingte Verzögerung aufgrund technischer Mängel beginnt das Festival mit etwa gut einstündiger Verspätung. Damit kommt ein lächelnd das Gelände betretender Rezensent zu seiner hellen Freude in den kaum noch erwarteten Genuss des vollständigen (!) Gigs der zum Auftakt vom RAS-Festival-Samstag zeitlich um einiges später als geplant beginnenden Kasseler Progressive Prollrocker

BURNING HELLMET

haben die undankbare Aufgabe den Festivalsamstag zu eröffnen. Gewohnt stilsicher parodiert das Quartett die klassische Heavy Metalszene, lässt zahlreich Erinnerungen an die 70er und 80er aufkommen. Ganz Vorne geht das Publikum kräftig aus sich heraus, ansonsten tut sich sich leider nicht allzu viel, trotz ansprechender Bühnen-Performance herrscht unter den Festivalbesuchern weit gehend Zurückhaltung, bei Nummern wie „An Alley“, „Pile“ und der Bandhymne „Burning Hellmet“, obwohl allmählich zunehmend mehr Leute auf den Platz kommen, um den Blick gezielt auf die Bühne zu richten, was ziemlich schade ist, weil es der Band nicht gerecht wird. Frontmann Graf von Thaler schreit, röhrt, brüllt, krächzt was seine Stimmbänder hergeben, muss sich allerdings gewaltig anstrengen, um nicht gegen die Gitarren unterzugehen, was ihm gelingt, doch irgendwie kommt mir der Sound phasenweise eine ganze Spur zu schrammelig-verwaschen vor. BURNING HELLMET geben ihr bestes, müssen ihren Set leider ohne Zugabe beenden, weil der Zeitplan des Veranstalters durch technische Probleme bedingt, sich etwas zu weit nach hinten verlagerte.Zum Schluß gibt’s immerhin noch ein wenig anerkennendes Kopfnicken und Höflichkeitsapplaus. BURNING HELLMET haben alles möglich Machbare herausgeholt, wie immer bei ihren treuen Fans in den vorderen Reihen gepunktet, während weiter hinten ein recht laues Lüftchen wehte...

Am Rande erwähnt...

Diebstähle haben, wie bekannt gegeben wird, mittlerweile auch die kleinen Festivals erreicht und definitiv überhaupt nichts dort zu suchen! Fairerweise kommt ein tragendes Mitglied des Veranstalters selbst auf die Bühne und richtet seinen Apell durchs Mikrophon verlauten lassend, eindringlich das Wort an die Fans, wachsam zu sein, vor allem betreffs eigener Wertsachen verstärkt Augen offen zu halten und eventuelle Beobachtungen auch direkt beim Veranstalter zu melden. Traurig, aber solcherlei Ärgernisse kommen auch bei anderen weitaus größeren und bekannteren Festivals vor, - eine Erfahrung, die ich zusammen mit Freunden und Kumpels leider auf mehreren dieser Festivals gemacht habe.  Korrekterweise hält dieser Umstand die Fans nicht vom Feiern ab, denn unabhängig dessen, ist das RAS als wichtiges Festival von mittlerweile überregionalem Bekanntheitsgrad mit großer Musik zum kleinen Preis aus dem Terminkalender zahlreicher Rock- und Metalfans erst recht nicht mehr wegzudenken. Unglaublich,wieviele Bekannte, die man seit urig langer Zeit nicht mehr gesehen, dort trifft, was umso deutlicher signalisiert, das Hardrock & Heavy Metal kulturelle Wertschätzung genießen. Der kunterbunt gemischte Altersdurchschnitt belegt: Alle möglichen Jahrgänge diverser Rockfan-Generationen sind auf ROCK AM STÜCK vertreten. Genau daran wird einmal mehr deutlich, das Hardrock und Heavy Metal nichts mit dem Alter zu tun habe, sondern der Spirit dieser kulturell wertvollen Musik, die keine Religion, dafür eine umso wertvollere Lebenseinstellung repräsentiert, deren Gehalt auf eigentümliche Art zeitlos ist. Ein das Festivalgelände umgebender Ring zahlreicher Stände, zwei Reihen mit mindestens einem Dutzend Dixies nebeneinander am Stück flankieren den WC-Bereich, Überkreuz Steh-Pissoirs, für alle, die nicht den Weg zum Dixie wählen, gibt’s auch. Kurz davor befindet sich die aus Holz geschnitzte, zu Repräsentationszwecken aufgestellte, ganz im Sinne des Festivals stehend extra von den W.O.A.-Veranstaltern für's Festival am Lohrberg eingeflogene Wacken-Pommesgabel... hossa, geradezu symbolisch für den Festivalgeist von R. A.S., - mehr ROCK geht nicht mehr! 2,20 Euro für den 0,3er Becher Fanta, Cola, Wasser oder Bier  sind im Rahmen der für Festivals dieser Größenordnung befindlichen Preisklasse keineswegs zu viel verlangt.

AVATARIA

mühen sich redlich, mit ihrer treibend schnell nach vorn gespielten Mischung aus Gothic Dark und treibens flottem Thrash-Metal inklusive sauber arrangierter Melodiebögen ein größeres Publikum zu erreichen. Ein schwieriges Unterfangen für die Truppe aus der Bundeshauptstadt Berlin, wie sich im weiteren Verlauf herausstellt, das nicht so recht gelingen will, obwohl melodisches Material vom Typ „Judgement Day“ handwerkstechnisch soliden Eindruck hinterlässt, nutzt sich die oft gleich klingende Grundstruktur je länger der Gig sich dahinzieht, schnell ab. Nebenbei verweist die Band im Rahmen ihrer Vorstellung auf ihr neues 2016 erschienenes Album „New World Order“ dessen Titeltrack gespielt wird. Alle trotzig provokativen Ansagen von Sänger Tommy verhallen beinahe ungehört, die Besucherschaft hält sich weitestgehend zurück. AVATARIA ziehen ihren Gig bemerkenswert konsequent durch, (Respekt!) haben heute allerdings nicht die erhoffte Publikums-Gunst auf ihrer Seite. Trotz wenig entgegenkommender Publikumsreaktionen sind AVATARIA eine Bereicherung für das ROCK AM STÜCK-Festival gewesen, leider fehlte, das entsprechende Fanklientel, um in tiefster Provinz etwas mehr reißen zu können, beispielsweise in Form eines kleinen beständig mitgehenden Die Hard-Fanblocks der ein wenig Stimmung ins Publikum gebracht hätte.

SOULDRINKER

 

Auch diesmal bleibt das Publikum ähnlich verhalten ruhig wie den beiden zuvor spielenden Bands, obwohl eine quirlig wie immer auf der Bühne tobende, charismatisch singende und mit eben solcher Gestik, sämtliche Bühnenposen einer professionellen Rocksängerin mühelos auf der Pfanne beherrschend, um sich werfende Iris Boanta mitsamt eingespielter Bühnencrew wirklich den Arsch auf der Bühne abspielt, um das Publikum nach vorn zu locken. Die Shouterin singt, brüllt, röhrt, schreit sich einmal mehr ihre Seele aus dem Leib. Wer dieses Energiebündel mitsamt Crew einmal live on Stage erlebt hat, kann ein Liedchen davon singen. Habe ich noch den richtig knackfetten Hochland-Rock-Festival-Aufrtitt vom letzten Jahr im Gedächtnis, wo SOULDRINKER nach statischem Beginn immer besser in Fahrt kommend enorm abräumten, zeigt sich trotz kräftig arschtight rockender Performance, inklusive bandeigener Hymne „Souldrinker“ (wobei mir die Band schon ein wenig leid tut) am Lohrberg ein deutlich schwächeres Bild in Geismar. Unabhängig, welche Nummern gespielt werden, es bewegt außer der Band selbst nicht allzu viel, vor der Bühne herrscht über weite Strecken „tote Hose“, nur ein recht geringfügiger Teil des Publikums geht mit, während SOULDRINKER im hinteren Bereich auf dem großen Platz mehr neugierige Blicke auf sich ziehen, dabei so manch anerkennendes Kopfnicken ernten. Frontfrau Ines kündigt ehe die Band von der Bühne muss, den Party-Teil an. Das PANTERA-Cover „Cowboys from Hell“ und eine verwaschen dumpf gezockte JUDAS PRIEST-Verbeugung vom Tanzflächenburner „Nightcrawler“ beenden das recht kompakte, resonanztechnisch jedoch auf schwachen Füßen stehendes Gastspiel. Trotz ausnahmslos beeindruckender Energieleistung aller vier Herren und Damen hielt sich die Fanresonanz bei SOULDRINKER bis zum Schluß unverständlicherweise fast völlig in Grenzen.

 

Kurz bevor BONFIRE kommen, wird es Zeit, mein Festivalbändchen abzulegen, das zwar schön lang bis zum Bauchnabel herunterbaumelt, beim Headbangen und kräftigen Abrocken allerdings gewaltig stört, zumal meine Wenigkeit im wahrsten Sinne des Wortes keinen raus hängen lassen will, weshalb der Presseausweis umgehend am Jacket befestigt wird. Den schönen Rock am Stück-Landyard umgehend einem entgegenkommenden Ordner nach Absprache in die Hände gelegt und wie es sich gehört, dem Veranstalter dankend zurückgeben, fühle ich mich befreit für alles Weitere.

BONFIRE

Ein ganz anderes Bild auf dem Platz präsentiert sich anschließend nach kurzer Umbaupause bei BONFIRE. Auf die 80er-Hardrock-Institution BONFIRE haben sich viele im Vorfeld gefreut. Nachdem ein Kollege dem Auftritt im Vorfeld misstrauisch gegenüberstand, geht meine Wenigkeit nicht ebenso skeptisch, zunächst abwartend, mit gemischten Gefühlen an die Sache heran. Vom Original-Line Up ist einzig Urgestein Gitarrist Hans Ziller übrig, während alle anderen Mitglieder nicht zur Gründungsformation gehören, als neuer Sänger agiert heute - als vorübergehender Ersatz für den neu eingestiegenen (alten) Frontmann Michael Bormann - der bei ROXXCALIBUR und PURPLE RISING singende Alexx Stahl und legt mitsamt der Band einen amtlich sauberen Job auf's Parkett. Statt durch neueres, für die Fans wenig interessantes Material zu langweilen, wird ein reiner Klassikerset gefahren, der auch ohne ehemaligen Sänger Claus Lessmann zahlreiche BONFIRE-Hymnen zu neuem Leben erweckt! Ein wirklicher Super-Griff. BONFIRE machen tatsächlich das von so vielen insgeheim Erhoffte wahr, packen die randvolle Klassiker-Wundertüte aus, wodurch ein Hardrock-Groove-Fest vom Feinsten steigt! Ein Freund berichtet mir, das er 30 Jahre auf den Moment gewartet hat, endlich BONFIRE zu sehen, womit sogar ein kleiner Wunsch für ihn in Erfüllung geht. Zwar besitzt Alexx Stahl, der fleißig Kontakt mit dem Publikum sucht, nicht ein solch raues, teils etwas verrucht angehauchtes Stimmvolumen wie seine Vorgänger Claus Lessmann oder David Reece, dennoch hat er neben seinem lockeren Spruchrepertoire sämtliche Klassiker auf der Pfanne, während des gesamten BONFIRE-Gastspiels herrscht ein überaus rockiges hochgradig relaxtes Stimmungs-Level. Alexx Stahl kündigt zunächst „klassischen 80er Hardrock mit auch ein wenig Heavy Metal“ an, also guten alten Hard n' Heavy-Rock. BONFIRE legen ihre anfängliche Nervosität schnell ab, rocken unbekümmert drauflos, servieren ihren extra angereisten Fans ein beschwingt rockendes Programm, das permanent und hinterher in zahlreich strahlende Gesichter schauen lässt. Selbst ganz junges Festivalpublikum, das die Band noch nicht kennt, lässt sich von der unaufhaltsam ausbrechenden BONFIRE-Manie anstecken, um heftig Haare zu schütteln. Das Gesamtbild spricht Bände. BONFIRE rocken rifflastig mit feinen Gitarrenharmonien, angetrieben von druckvollem Schlagzeug-Punch, einschließlich charismatischer Stimmfärbung von Alexx Stahl haben mächtig Spaß, begeistern den Großteil ihrer auf dem Platz anwesenden Fans, die den BONFIRE-Gig in vollen Zügen genießen. Von wegen Nullnummer! Ha, ha, ha! Selten so gelacht! *Kopfschüttelt* Wer das ernsthaft behauptet, (das waren so einige) sollte sich die zur Zeit wieder verstärkt auf Tour gehende Band bei passender Gelegenheit einmal live geben, und dann urteilen!

Geballte Fäuste, Pommesgabeln ein wild rockendes Publikum, kreisende Köpfe, fliegende Mähnen sind verdienter Lohn für einen Klasseauftritt, der es in sich hat, was deutlich belegt, das BONFIRE es auch in überwiegend veränderter Besetzung können und wohltuenderweise gedenken, auf keinen ihrer unverzichtbaren Standards zu verzichten. Demzufolge schlägt ihnen die bis dahin mit weitem Abstand zahlenmäßig klar beste Publikumsresonanz auf dem Gelände entgegen. ROXXCALIBUR-Stimme Alexx Stahl macht seinen Job ausgezeichnet, der alle Stücke leidenschaftlich singend auf der Bühne zelebriert. Je mehr Klassiker kommen, desto weiter steigert sich die Stimmung. Viele Hände erheben sich, das Publikum taut jetzt richtig auf. BONFIRE-Sahnestücke vom Typ „Never Mind“, „Don't Touch The Light“, „Starin Eyes“, „S.D.I“, „Sweet Obsession“, „American Nights“, werden unter frentischem Jubel abgefeiert, zum Schluß kommt sogar noch ein recht flott aus dem Halfter gefeuertes „Ready 4 Reaction“, womit BONFIRE sich von ihren dankbaren Fans artig verbeugend unter schweren Zugaberufen mit donnerndem Applaus bedacht, die Bühne verlassen. - Großartig!

Allgemeines

Nachdem BONFIRE den ersten Gradmesser setzten, lasse ich alles weitere auf mich zukommen. „Ist das geil, oder ist das geil?“ ruft ein im Überschwang purer Begeisterung schwelgender ROCK AM STÜCK-Chef Michael Döring ins Mikrophon – völlig mit Recht! Das ROCK AM STÜCK hat sich seit Bestehens immens gemausert, was nicht nur allein der Bandauswahl anzurechnen ist, sondern vor allem der liebevoll aufwändigen Organisation eines von Fans für Fans ausgerichteten Festivals, das nun auch seine verdientermaßen schon lange ihm gebührende Anerkennung findet. Das Festival ist nicht nur wesentlich gereift, sondern hat sich dank jahrelanger Beständigkeit des fleißigen Veranstalterteams zum echten Publikumsmagnet unterschiedlichster Altersklassen, die aus verschiedenen Gründen zum Festival gekommen sind, entwickelt. Rock- Hardrock und Heavy Metalfans unterschiedlichster Coleur, waschechte Biker, Anwohner aus der näheren Umgegend, Szene Supporter, treue Fans die nur bzw. gerade wegen einer ganz bestimmten Band hingekommen sind, sowie eine zahlenmäßig große Anzahl eifriger Festival-Touristen, die weniger wegen der Bands, sondern vielmehr zum Partymachen gekommen sind, fleißig die vom DJ gespielten Hard n' Heavy und Partyrock-Cover mitgröhlen, sogar Leute, die ansonsten recht wenig bis gar nichts mit harter Strom- Gitarrenmucke anfangen können, treffen sich in Geismar (bei Fritzlar) auf dem ROCK AM STÜCK. Ebenfalls positiv macht sich die blaue Säcke-Leerung in den als Müll-Behälter aufgestellten Tonnen bemerkbar, deren Größe bei den Unmengen von Abfall reichlich Sinn ergibt. Viel Sinn macht auch der im Gelände weit außen platzierte Kaffee-Stand, der neben normalem Kaffee, auch Latte und Kakao anbietet, was mir ein fröhliches Grinsen auf's Gesicht zaubert.

HÄMATOM sind, wie es die Engländer so treffend formulieren, nicht meine Tasse Tee, warmer Kakao im Becher (Kult!) hingegen umso mehr, während ein ziemlich großer Teil des Publikums die N.D.H.-Thrasher nach allen Regeln der Kunst abfeiert, genieße ich in der Blaupause die sinnvollerweise für wichtige Konzertbericht-Notizen genutzt wird, mein warmes Schokogetränk gemütlich im Sitzen; By the Way: Geschmäcker sind eben verschieden. Zeit für eine dringend erforderliche Auszeit, die ich weiter hinten auf dem Platz nehme. Eine volle Portion Currywurst mit Pommes und Cola - (schon lange ein Festivalklassiker!) - gehört ebenfalls dazu. Locker geführte Dialoge mit serienweise mitteilungsbedürftigen Fans, die ausnahmslos alle begeistert vom ROCK AM STÜCK-Festival verständlicherweise nächstes Jahr wieder kommen wollen, bestätigen meinen durchweg positiven Eindruck des für unsere Region Nordhessen ganz besonderen 2-Tage-Festivals zur Genüge. Die Kommentarvielfalt bezüglich des toll organisierten Festivals an dem es so gut wie gar nichts auszusetzen gibt, reicht von grandios super, großartig, geflascht, spitze, töfte, unglaublich, voll fett bis sensationell (!) Auf der anderen Seite gegenüber der Hauptbühne legt ein DJ Hardrock- und Metalklassiker auf u. a. „Hells Bells“ (AC/DC), „Kings of Metal“(MANOWAR), „The Unforgiven“ (METALLICA), „Breakin' The Law“ (JUDAS PRIEST) zu denen das in feucht fröhlicher Stimmung auf dem Platz befindliche frei nach Belieben Grölen, ausgelassen tanzend sich in tiefen Partyrausch steigernde Publikum bis zum ultimativen Exitus nach Herzenslust & -Laune austobt.

Allgemeines

In wunderschön malerisch gelegenem Landschaftspanorama reicht die Auswahl der auf den Tisch kommenden Gesprächsthemen von solch banalem Kram wie Süßigkeiten und deren Auswirkungenauf die Gesundheit (u. a. Nappo, Stork Riesen, Maoam, süßem Speck), Kugelschreiberqualität, meiner wieder mal ach so unleserlich krakeligen „Hyroglyphenschrift“, verschollenen irgendwo in Kisten lagernden Kassettentapes unbekannten musikalischen Inhalts sowie hochinteressanter Thematik wie Flugreisen zu den Färöer-Inseln inklusive historischer Sehenswürdigkeiten in der Wikinger-Zeitepoche. Am Bierpils werden nicht nur Gerstensaftbecher geholt, sondern auch dem Sinn der Sache dienende Verhütungsmittel (Kondome) sponsored by Sparkasse verteilt, die optisch aussehen wie Streichhölzer... gewußt wie... zahlreiche Flyer von anderen Kleinfestivals finden sich auf dem Tisch, umgeben von einer queerbeet verteilt wild wuchernden Plastikbecheransammlung.

ORDEN OGAN

Lässt die wunderschön Phantasievolle Bühnendekoration bereits erahnen, das kann nur gut werden, räumen ORDEN OGAN direkt nach Hämatom auf der Bühne stehend, vom Start weg nahezu komplett ab. Spätestens jetzt wird’s richtig schön krachend hart, flott, melodisch, groovig und immens heavy. Packende Gitarrenattacken, kernige Filigran-Leadsoli, rasende Bassläufe, knalliges Powerdrumming, heroischer Gesang... die Fans liegen der Powermetal-Band ORDEN OGAN reihenweise zu Füßen. Kein Wunder, wenn man wie das virtuose Arnsberger Quartett über soviel klassischen Epic-Fantasy-Hymnenstoff vom Feinsten in grober Schnittmenge zwischen HELLOWEEN, BLIND GUARDIAN und RUNNING WILD verfügt. Egal, was gespielt wird, die meisten Hände schnellen beim beliebten Powermetal-Vierer ORDEN OGAN, der komplett in Kampfmontur auftretend einschließlich fantasiereich ausgeschmückter Bühnendeko ein reichlich imposantes Bild abgibt, permanent steil in die Höhe. Mindestens 90 Minuten herrscht mächtig Hymnenalarm am Lohrberg. Für die Langmähne und Kutte tragende Fraktion gibt’s kein Halten mehr. Fronter Seeb und seine druckvoll aufspielende Mannschaft haben das felsenfest dem ORDEN OGAN verfallene Publikum sicher im Griff, Mitsingspielchen erzielen gewohnten Erfolgseffekt. Zur Piratenhymne „We are Pirates“ gehen erwartungsgemäß alle Hände nach oben, Seeb richtet sein Lob mehrfach ans ROCK AM STÜCK-Publikum. ORDEN OGAN wissen ihr eingeschworenes, feuchtfröhlich feiernd, headbangend, tanzend und textsicher mitsingendes Auditorium komplett zu überzeugen. Selbstverständlich darf auch der Alltime-Smasher „The New Shores of Sadness“ nicht fehlen, weitere Melodic-Powerspeed-Brecher („Ravenhead“, „Sorrow is your Tale“, „Deaf Among The Blind“, „Here at the End of the World“, „F.E.V.E.R“) folgen, das ruhiger aufgebaute extrem heroische Sahnebonbon „The Ice Kings“ sorgt zwischenzeitlich für romantisch verträumte Farbtupfer.

Im Finale folgen weitere Mitsingspielchen ( „The Things We believe In“) wenn das Publikum beim Refrainteil and so we are... mehrfach aufgefordert wird so laut es geht... „cold, dead and gone!“ zwecks Ergänzung mitzubrüllen ) und das bei jedem ORDEN OGAN-Auftritt selbstverständliche Foto der treu ergebenen Fanschar. Wenn es überhaupt etwas zu bemäkeln gibt, ist es eventuell die Tatsache, das ORDEN OGAN ihre TopHymne „Angels War“ schon viel zu lange im Köfferchen verstauben lassen, was aber nicht all zu sehr überbewertet werden soll. Kurz bevor ORDEN OGAN zum letzten Stück kommen, geht über der Bühne das Feuerwerk hoch und Seeb richtet seine Frage verdutzt ans Publikum: „Ist das jetzt schon das Feuerwerk?“ Ja, ist es. Die ersten Raketen explodieren in buntem Farbreigen und lassen so manchen Blick kurz gen Himmel über die Bühne schweifen, ehe zum Schluß vom Feuerwerk begleitet umrahmt, der schnelle Power-Speednacken-Brecher „Mystic Synfonie“ den bombastisch-würdigen Schlußpunkt unter den Auftritt eines Headliners setzt, der seinem Status jederzeit gerecht wurde, den keiner so schnell vergessen wird!

Das Arnsberger Melodic-Powermetal-Aushängeschild zeigt sich von seiner Schokoladenseite spendiert dem Publikum verdientermaßen Applaus und ist wie Sänger/Gitarrist Seeb ankündigt, nach großartiger Show vor entfesselt mitgehender Kulisse, die selbst nach dem letzten Stück immer noch minutenlang Zugabe fordert, gern bereit, wiederzukommen! Eine Ankündigung, die von vielen RAS-Besuchern unter tosendem Beifall quittiert wird. Autogrammhungrigen Fans bietet sich nach dem Gig die seltene Gelegenheit, sich ihre mitgebrachten Tonträger, Shirts, wenn's sein muss auch ihre Eintrittskarte von der sympathischen Band am Merch-Stand signieren zu lassen, womit ein wie so oft brilliant seinem Ruf gerecht gewordenes Arnsberger Epic-Fantasy-Powermetal-Quartett auch in Nordhessen kräftig gepunktet hat. Wäre dies vom ORDEN OGAN auch anders zu erwarten gewesen? Nein!

MY 'TALLICA

Was bietet sich nach dem Headliner um das restlich verbliebene Rockfan-Klientel bei Laune zu halten geeigneteres an, als eine Heavy Metal-Coverband? Wie der Name unschwer verrät, erhält zu später nachgerückter Stunde im Anschluß des offiziellen Headliners zum ultimativen Rausschmiss die verbliebenen METALLICA-Fansektion ausgiebig Gelegenheit sich kräftig auszutoben, wobei es völlig latte ist ob Jung, mittleren Alters oder Veteran. Der Platz ist vieler Lücken zum Trotz selbst nach dem Headliner recht ansprechend ordentlich mit Leuten gefüllt. Jetzt röhren und krachen erneut kräftig die Gitarren Das gebotene Songsprektrum von MY 'TALLICA reicht von den frühen Anfängen („For Whom the Bell Tolls“, „Fade To Black“) über die And Justice... Phase („Where ever I may Roam“) bis zu neuerem Stoff aus dem 90er-Jahre-Fokus der früheren San Francisco-Speedster („Fuel“). Der teils doch etwas hohe Gesang könnte an passender Stelle den verrucht rauen Charme eines James Hetfield vertragen, ansonsten machen MY ' TALLICA deren Show standesgemäß nicht ohne Pyros auskommt, ihren Job gut, (seien wir ehrlich, ich habe schon gut ein halbes Dutzend besserer METALLICA-Tribute-Combos gesehen); weil es MY'TALLICA dank unbändiger Spielfreude einschließlich gesunden Maßes räudiger Straßenattitüde gelingt, ihr Publikum selbst zu später Nachtzeit bei der Stange halten, zu attestieren: - Mission erfolgreich!

Nach Abklingen des bereits kurz vor Ende des ORDEN OGAN-Gastspiels beginnenden Feuerwerks folgt noch eine sehens- und bewundernswerte Feuerschau direkt mitten auf dem Platz, womit das ROCK AM STÜCK 2016 sehenswert ausklingt. Hinterher sind sich viele Festivalgäste von weiter außerhalb sowie aus der direkten um Fritzlar liegend näheren Umgegend zusammen mit dem Veranstalter einig,  - das hat mächtig gerockt!

Nachwort zum Festival:

Das ROCK AM STÜCK-Festival hat wieder überzeugt und war ein voller Erfolg auf ganzer Linie.Gratulation an die Festival-Macher, deren Konzept voll aufging, und nachhaltig Eindruck hinterließ: Orga 1 A, Bandauswahl bunt gemischt für jeden etwas dabei, leckeres Essen, Getränkeauswahl vielseitig zu günstigen Preisen in angenehmen Rahmen, ein sehr hilfsbereites Security-Team, überaus freundliches Bedienungspersonal egal ob an Licherpils, Currywurstbude oder Bon-Kasse,und ein phantastisches Stimmungslevel, wie man sich dies gern öfters auf einem Festival wünscht!

Ein ganz dickes Lob muss dem Veranstalter Michael Döring und seiner gesamten Crew von ROCK AM STÜCK für einen richtig feinen, top ausgerichteten, vor allem zu späterer Zeit gegen Abend unglaublich viel Atmosphäre versprühenden Event für ein Rock- und Metalfestival der Extraklasse gezollt werden: Ganz großes Kino! Alle Bands fanden vom Veranstalter faire Bedingungen vor, was nicht hoch genug bewertet werden kann. Eine Anregung, die übrigens nicht nur bei mir, sondern bei vielen traditionellen Heavy Metalfans Freudenstürme auslösen würde, will ich euch, werte RAS-Veranstalter für 2017 mit auf den Weg geben: Bitteholt nächstes Jahr als Headliner die schwedische Heavy Metal-Kultband HAMMERFALL (!!!) getreu dem Motto „Glory To the Brave“, and... „Follow the Sign of the Crimson Thunder“... Nach DORO, SAXON und ORDEN OGAN, die alle restlos überzeugende Gigs ablieferten, welche das Publikum am Lohrberg zum Toben brachten, würde genau diese klassische Heavy/Powermetal-Band mit ihrer zahlreich gefächerten Hymnen-Palette geradezu perfekt ins Programm hinein passen: exzellente Hymnen haben HAMMERFALL mehr als genug, finanziell wäre es machbar, sympathisch sind die Schweden auch. Was sich alternativ dazu anbieten würde, falls es mit HAMMERFALL nicht klappt, wären ROSS THE BOSS, mit MANOWAR-Spezialset oder na ja, vorausgesetzt, es könnte finanziell vielleicht tatsächlich realisierbar sein, die US-Powermetalband ICED EARTH oder die deutsche Referenzschmiede GRAVE DIGGER zu verpflichten, des Weiteren fielen mir noch die Power-Metallhoffnung SERIOUS BLACK und feuchtfröhlicher Heavy Metal/ Rock n' Roll Partykult Marke STEELPREACHER ein. Was immer nächstes Jahr auf den Lohrberg kommen wird: Lassen wir uns überraschen, welches Billing die R.A.S.-Macher für 2017 parat halten, wenn es erneut heißt: Auf zu... ROCK AM STÜCK, - der Lohrberg r. o. c. k. t !!!

Fotos: Michael Toscher

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