SERIOUS BLACK – Aschaffenburg, Colos-Saal
Konzert vom 28.09.16
Supp.: SINBREED, HAMMERSCHMITT
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SERIOUS BLACK
SINBREED
HAMMERSCHMITT
Zur 1. Headliner-Tour hatten SERIOUS BLACK, die Aufsteiger der letzten beiden Jahre im Bereich des deutschen Melodic Metal, mit zwei von mir noch nicht live erlebten Bands geladen. Grund genug, mal wieder im Colos-Saal vorbeizuschauen und gleich noch die Jungs von SERIOUS BLACK mit Interviewfragen zum neuen Album „Mirrorworld“ zu „löchern“.
Einen musikalisch netten Empfang bereiteten mir an diesem Abend HAMMERSCHMITT. Es soll trotz des ganzen Social Media Wahnsinns doch tatsächlich noch Bands geben, die ich in den 30 Jahren ihres Bestehens nicht ansatzweise wahrgenommen habe. Von daher umso überraschender gestaltete sich für mich die Show der Münchner Urgesteine. Glasklarer Sound, angenehmes Licht, eine Band, die wie an einer Kette aufgereiht am vorderen Bühnenrand agierte und dazu noch Spaß bereitete, was man auch deutlich beim Publikum feststellen konnte. Vielen ging es wie mir – entspannt zurücklehnen, sein Bierchen genießen und sich von handgemachtem, traditionellem 80er angehauchten Metal die Hörmuscheln verwöhnen lassen. Ohne großartig mit überflüssigen Vokabeln die Zuschauer zu langweilen, konzentrierte sich der 5er darauf, in ihrer 35-minütigen Spielzeit so viel wie möglich älteres und aktuelles Liedgut, wie Songs vom gerade veröffentlichten Album „Still On Fire“ unters willige Volk zu bringen, was ihnen lautstark nach jedem Song auch gedankt wurde. Sollte es den einen oder anderen Leser dieser Zeilen geben, der beim Namen HAMMERSCHMITT ebenfalls eine Bildungslücke bei sich feststellt, tue er sich den Gefallen und gehe mal zu einem Konzert der Herren. Ihr werdet es nicht bereuen, wenn ihr auf oldschool Metal mit satten Riffs, kernigen Twingitarren und catchy Refrains steht.
SINBREED hatten es danach deutlich schwerer, die Aufmerksamkeit des Publikums wieder auf sich zu ziehen. Zum einen gab es bei einigen unwissenden Fans lange Gesichter, dass Herbie Langhans (AVANTASIA) nicht am Mikro stand und man sich erst mit dem wirklich, für mich sehr guten Ersatzmann Nick Holleman (VICIOUS RUMORS, METHUSALEM) anfreunden musste. Zum anderen war es für viele auch das erste Aufeinandertreffen mit dem vermeintlich neuen Schlagzeuger Kevin Van Den Heiligenberg, der Frederik Ehmke (BLIND GUARDIAN) hier ersetzte. Auch wenn das Quartett eine ordentliche Leistung auf spielerisch hohem Niveau ablieferte und Holleman sich redlich mühte, das Publikum mit in die Show einzubeziehen, die Resonanzen waren zwar gut, aber nicht von Dauerhaftigkeit geprägt. Der melodische Mix aus Power- u. Speedmetal war aber auch mir als einfacher Musikkonsument am heutigen Abend teilweise zu sperrig.
Generalstabsmäßige Planung war eines der Schlagworte im heutigen Interview mit SERIOUS BLACK. Diesen Weg geht das Sextett mit Homebase München seit der Gründung 2014 konsequent weiter. Mit „Mirrorworld“ wurde aktuell, nach dem Debüt „As Daylight Breaks“ im letzten Jahr, das 2. Studioalbum veröffentlicht. Hier jetzt schon die 1. Headlinertour nach Supporttouren mit HAMMERFALL oder GAMMA RAY anzusetzen, hielt ich für ein gewagtes Unterfangen. Aber verwundert bin ich darüber nicht, denn man kokettiert hierzulande mit um den Titel als erfolgreichster Newcomer. Auch wenn im letzten Jahr schon zu erahnen war, dass die beiden Aushängeschilder Thomen Stauch (dr., Ex-BLIND GUARDIAN) und Roland Grapow (git., MASTERPLAN, Ex-HELLOWEEN) die Band vor dem 2. Album wieder verlassen würden, wurde bereits auf musikalischer und menschlicher Ebene ebenbürtiger Ersatz in Person von Bob Katsionis (git., FIREWIND, OUTLOUD) und Alex Holzwarth (dr., RHAPSODY OF FIRE, Ex-SIEGES EVEN) gefunden. Dass beide bereits voll in die Band integriert sind, zeigte sich in aller Deutlichkeit vermutlich nicht nur heute in Aschaffenburg. Über die ganze Show hinweg suchte man untereinander Kontakt durch ständige und koordinierte Positionswechsel. Hierdurch hat jeder Fan, auf welcher Bühnenseite er auch immer steht, die Möglichkeit, jeden einzelnen Musiker mal aus der Nähe zu erleben. Findet man heute z. B. kaum noch. Weiterhin werden Spielfreude und Fannähe groß geschrieben, was immer dankbar angenommen wird. Dass man fast jeden Song bzw. dessen Refrain nach dem 2. Hördurchgang eigentlich schon mitsingen kann, hilft da enorm, um gerade Interaktionen mit dem Publikum zu fördern. In Aschaffenburg scheinen das viele der Anwesenden auch so ähnlich gesehen zu haben, wie man an den ganzen unterschiedlichen SB-Shirts und am lautstarken Mitsingen ausmachen konnte. Gut, die Stimmung war gerade bei den Songs vom Debüt etwas höher, aber hey, „Mirrorworld“ ist gerade mal zwei Wochen draußen und nicht jeder hat die Songs schon drauf, um sie lautstark mitzusingen. Und mal ganz ehrlich, man kann bei Melodic Metal Acts, die mit zwei Gitarren und einem Keyboard agieren, nicht immer von übertriebenem Bombast ausgehen, wie SERIOUS BLACK lehrreich aufzeigen. Hier steht kein Instrument oder Musiker im Vordergrund, hier findet offensichtlich schon beim Songwriting Teamplay statt. Ein leichtes wäre es, einen begnadeten Sänger wie Urban Breed, der durch seine Aktivitäten bei BLOOBOUND und TAD MOROSE bereits in der Szene bestens bekannt sein sollte, in den Vordergrund zu stellen, aber er selbst verzichtet wohl (auch) darauf und setzt seine charismatische Ausstrahlung nur dann ein, wenn sie gefragt ist und zieht sich ansonsten zurück, wie z. B. beim Song "Dying Hearts", den Keyboarder Jan Vacik alleine singt. Richtig was fürs Auge sind nach wie vor die Herren an den Saiten, denn die geben von der ersten bis zur letzten Minute alles. Durchdachtes Posing, akrobatische Fingereinlagen und perfektes Spielen stehen hier auf dem Programm. Man merkt hier auch deutlich die Erfahrung der Musiker, die sie bei Bands wie FIREWIND, EMERGENCY GATE, VISION OF ATLANTIS oder EDENBRIDGE über die Jahre hinweg gesammelt haben. Tja, und so wie die Band ihre Alben schreibt - „No filler just killer“-, so sieht auch ihre Setlist aus. Ein einziges (Drum)Solo bei „nur“ zwei Alben – weniger ist manchmal mehr. Ich denke, im Colos-Saal ging über den Abend hinweg keiner musikalisch unbefriedigt nach Hause.
Mein Tipp: Einfach mal hingehen, sich berieseln lassen und mit günstigem Merchandise die Band unterstützen.
Fotos: Hans-W. Rock
Setlist SERIOUS BLACK:
Breaking The Surface (Intro)
Older and Wiser
Castor Skies
Setting Fire to the Earth
Heartbroken Soul
I Seek No Other Life
Dying Hearts
Sealing My Fate
State Of My Despair
Mirrorworld
Trail of Murder
This Machine Is Broken
Drum Solo
The Life That You Want
As Long As I'm Alive
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Temple of the Sun
Akhenaton
High and Low
As Daylight Breaks