HARTMANN – Aschaffenburg, Colos-Saal
Konzert vom 01.10.16
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HARTMANN
Niemals hätte ich damit gerechnet, dass die CD-Releaseparty zu „Shadows & Silhuettes“ so gut besucht sein würde. Wenn man aber bedenkt, dass der letzte Auftritt von HARTMANN im Colos-Saal auch schon wieder vier und das letzte Konzert jetzt drei Jahre zurückliegen, könnte man das durchaus als – die Rechnung ohne den Wirt gemacht – Argument anbringen. Zudem waren einige Gäste geladen, die Oliver Hartmann über die Jahre bei AVANTASIA und ROCK MEETS CLISSIC begleitet und eben auch auf dem neuen Album mitgewirkt haben. Hier machte Zlatko Jimmy Kresic (key., RMC) den Anfang und spielte auf den ersten vier Songs das Keyboard. Tja, und gerade bei den neuen Songs im 1. Konzert Viertel erfuhr ich die nächste Überraschung. Ist mir das neue Material auf CD etwas zu soft und auch ein wenig zu poppig angehaucht, erhalten die Stücke live gespielt einen fast ganz anderen Charakter. „High On You” war da schon das erste nennenswerte Beispiel. Die Halbballade „Jaded Heart“ stach mit ihrem groovenden Key-Part sogar noch mehr hervor.
HARTMANN Akustik, daran wird sich der Fan zukünftig auch gewöhnen müssen. Dass dies richtig gut funktioniert und sowohl zum neuen als auch älteren Material passt, zeigten „The Letting Go“ mit Dennis Ward (UNISONIC & PINK CREAM 69) am Bass und „When Your Mama Was A Hippie“ deutlich auf. Hier spielt der etatmäßige Bassist Armin Donderer, der den Song auch geschrieben hat, zudem noch die Mandoline. Oliver Hartmann vergisst aber auch die Fans der ersten Alben nicht, und so könnte man das 2. Set-Viertel als kleine Zeitreise beschreiben, die bei den Fans in “What If I” und der Ballade “I Will Carry On” ihren Höhepunkt fand.
Stagetime für die nächsten Gäste. Terezie Fadrná (Cello) und Adéla Pecková (Geige) vom Prager Symphonie Orchester spielten mit Oliver die beiden Stücke “Shadow In My Eyes” und das vom Publikum abgefeierte “Don’t Give Up Your Dream”. Hier merkte man, dass Hartmann in der Zeit mit RMC und auch für sich selbst eine musikalische Metamorphose durchgemacht hat und warum das neue Album viel emotionaler und ruhiger ausgefallen ist. Es passt und steht der eigentlichen Band wirklich gut zu Gesicht. Man hat es verstanden, das neue Material live dem älteren anzupassen - oder sollte ich das vielleicht umgedreht aufzählen? Sei’s drum. Das war hier heute richtig großes Kino, das sogar noch weiter ging.
Der nächste Hartmann Wegbegleiter der letzten Jahre war an der Reihe. Sascha Paeth (AVANTASIA) spielte bei “Alive Again” und “Listen To Your Heart” (mit einer hörenswerten Keyboard vs 3 Gitarren Battle) auf. Und wie es dann so kommt, das Konzert neigte sich auf dem Höhepunkt dem Ende zu, und schon bei der Ansage des letzen Stückes dachte ich so bei mir „das ist aber mutig“, denn mit „Last Goodbye“, das Oliver seiner verstorbenen Mutter gewidmet hat, wurde der emotionalste Song der HARTMANN-Ära dargebracht. Reihum konnte man versteckte Griffe zum Tempo oder zum Glas, um den Kloß im Hals runterzuspülen, feststellen. Schlichtweg ergreifend…
Aber so schickt man niemanden nach Hause und bedienten sie mit „Out In The Cold“ vom Debüt sowie dem seit Jahren aktuellen JOHN MILES-Cover „Music“ noch einmal die „alten“ Fans.
Fazit: HARTMANN 2016 – nie waren sie besser als heute (Abend). Das neue Material klingt live sehr gut und geht emotional unter die Haut. Die älteren Stücke erhalten einen moderneren Anstrich und passen sich dem Ganzen an. Selbst Zweifler, die sich vielleicht an den akustischen Stücken stören könnten, brauchen keine Angst zu haben. Selbst ich fand das hier perfekt inszeniert, und das soll schon etwas heißen.
Setlist:
1. Irresistible
2. High on you
3. I would murder for you
4. Jaded heart
5. The letting go
6. When your mama was a hippie
7. The sun's still rising
8. Right here right now
9. What if I
10. I will carry on
11. Still the same
12. Shadow in my eyes
13. Don't give up your dream
14. After the love is gone
15. All my life
16. Alive again
17. Listen to your heart
18. Last goodbye
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19. Out in the cold
20. Music