PAIN – Würzburg, Posthalle
Konzert vom 14.10.16
Support: THE VISION BLEAK, DYNAZTY, BILLION DOLLAR BABIES
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PAIN
THE VISION BLEAK
DYNAZTY
BILLION DOLLAR BABIES
Ein für mich wirklich interessantes Tourpackage stand hier auf dem Programm, was mal wieder eine Reise ins unterfränkische Würzburg nach sich zog. Vorkommuniziert und an der Eingangstür deutlich sichtbar angebracht war der Zeitplan des heutigen Abends. Doch wie es bei Tourauftakten nun mal vorkommt, muss sich das alles erst einspielen. So gingen die Türen für die gut 30 bereits wartenden Gäste um 18.40 Uhr auf, also 5 Minuten vor dem geplanten Beginn der ersten Band.
Tja, und während die ersten Fans den Weg in die heute durch einen Vorhang abgeteilte Posthalle fanden, standen die BILLION DOLLAR BABIES noch beim Line Check auf der Bühne. Ohne diese groß zu verlassen, legten sie mit einer kleinen Verzögerung im Zeitplan los. Loslegen ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt, denn Platz stand dem Quintett durch den Bühnenaufbau von PAIN nicht viel zur Verfügung. Zudem war es für die Band ärgerlich, dass der lokale Tontechniker das Centermikro nicht eingeschaltet bekam, und so hörte man den Gesang beim ersten Song nur direkt vor der Bühne. Die Schwedenrocker aus Falun versuchten aus ihrer misslichen Lage das Beste zu machen und sich ihren Ärger über die Situation nicht anmerken zu lassen. Zudem hatte man mit Karl Löfgren (dr.) und dem schon einmal zum Line Up gehörenden Niclas Hoven (b.) zwei neue Musiker am Start, die am 2. Tourtag zwar selbstsicher agierten, aber letztendlich ob der Situation auch nicht den Handbremshebel lösen konnten. Sänger Frank Kooistra alias Frankie Rich war aber Profi genug, um relativ entspannt das noch recht spärliche Publikum zu unterhalten und fand sogar Zeit, ihm bekannte Gesichter während der Show zu begrüßen. Die Schock-Rocker spiel(t)en auf der Tour nur Stücke vom aktuellen Album “Chemical God”, was aufgrund der kurzen Spielzeit von 30 Minuten so in Ordnung ging. Ich habe schon gelungenere Auftritte von den BDB gesehen, aber heute war unter diesen Umständen einfach nicht mehr drin.
Setlist BDB:
I Want To See You Burn
The Junkies Ball
The Game
President Payne
One
Everyone's In Love With A Chemical God
Mit ähnlichen Widrigkeiten hatten DYNAZTY zu kämpfen, die über die gleiche Backline und Technik spielten, wie eben ihre Landsmänner. Allerdings dauerte es geschlagene 12 Minuten bis der Laptop, der die Samples und Keyboards hervorbringen sollte, sich mit der Bühnentechnik verbrüderte. Aber auch hier keinerlei unsicheres Agieren des 5ers aus Stockholm. Viel zu sehr ist man Profi und schließlich nicht umsonst Begleitband von JOE LYNN TURNER, mit dem man vor ein paar Tagen noch durch Spanien gereist war. Trotz des neuerlichen Zeitverzugs durften die Melodic Metaller doch noch 25 Minuten ran, was das stetig mehr werdende Publikum auch lautstark honorierte. Songs wie „Raise Your Hands“ - der Hände-oben-Hymne der Schweden, „Incarnation“ - einer schönen Uptempo Nummer, bei der der Refrain auch von vielen mitgesungen wird oder „The Human Paradox“ - der Smash-Hit der Band schlechthin mit seinem Ohrwurmrefrain und natürlich „Titanic Mass“ - dem Titelsong vom aktuellen Album als Abschluss incl. Interaktion zum Mitsingen während des Songs. Auch wenn viel an musikalischem hier vom Band kam, Spaß haben die Jungs mit ihren fünf Stücken trotzdem gemacht, und schon alleine Nils Molin mit seiner riesigen Stimme ist es wert, sich die Jungs anzuhören.
Die mir bis dato gänzlich unbekannten THE VISION BLEAK aus Mellrichstadt sind mit ihrem Horror-/Dark Metal bzw. Rock ein recht gutes Bindeglied zwischen den ersten beiden Bands und dem Headliner. Anfänglich waren sie nicht jedermanns Sache, aber in der Posthalle gab es einige, die gerade wegen ihnen dort waren. Das Quartett agiert zweistimmig, was ein musikalisch breites Spektrum bietet. Die gesangliche Nähe zu RAMMSTEIN offenbart sich dann auch schon beim 2. Lied „Night Of The Living Dead”. Für mich als Neueinsteiger eine coole Nummer. Aber auch “Kindred Of The Sunset“ bleibt bei mir hängen. Eine andere Richtung wird hier eingeschlagen und die geht in Richtung DOWN BELOW. Auch ansatzweise mit SISTERS OF MERCY lässt sich der 4er vergleichen. Da man ohne echten Bassisten auf der Bühne auskommt, ist folglich der Gitarrensound etwas tiefer angesetzt. Tja, der Sound – deutlich besser als noch bei den ersten beiden Bands – geschuldet dem Umstand, dass man einen eigenen Mischer am Start hatte. „Kutulu!”, ein offensichtlich beim Publikum recht bekanntes Stück und “Cannibal Witch” in der Folge klingen erneut wie eine schnelle Variante von RAMMSTEIN. Dem Publikum gefiel es, was man am stetig steigenden Applaus nach den einzelnen Songs über die 50-minütige Spielzeit feststellen konnte.
Setlist THE VISION BLEAK:
From Wolf To Peacock
Night Of The Living Dead
Carpathia
Kindred Of The Sunset
Into The Unknown
Descend Into Maelstorm
Kutulu!
Cannibal Witch
Wolfmoon
By Our Brotherhood With
Seth
Geht doch mit dem Sound, dachte ich mir, als PAIN ihre ersten beiden Stücke gespielt hatten. Auch das Licht war auf einmal da. Aber bei näherer Betrachtung ließ mich der Verdacht nicht los, dass sich das Konservenkonzert auch hier fortsetzte. Zumindest das Keyboard und die Soundsamples kamen auch hier vom Band. Zu glatt poliert hörte sich das alles an. Gut, PAIN-Hörer sind viele technische Spielereien im Liedgut gewöhnt, aber wenn sich das dann live 1 : 1 zur Platte anhört, naja. Passend auf jeden Fall gestaltete sich dazu die wechselnde Bühnenbeleuchtung in Form von LED-Spielereien zu den jeweiligen Songs. Dass die Peter Tägtgren-Anhängerschaft bei den vielen neuen Songs im Set noch nicht ganz textsicher war, konnte man feststellen, wenn man wie ich hinten stand, um sich das Lichterspektakel in voller Breite zu geben. Was man an dieser Stelle aber auch bemerken konnte, war der Umstand, dass gerade beim älteren und bekannteren Material - und hier war es egal, ob das akustisch oder mit Strom performt wurde - doch deutlich mehr Publikumsresonanz festzustellen war. Da ich mich nicht zu den wirklichen PAIN-Fans zähle, nahm ich die Darbietung eher gelassen auf und erfreute mich an dem, was ich sah, und da stachen einem eben der Bassist Johan Husgafvel sowie der 2. Gitarrist Greger Andersson ins Auge, die nahezu bei jedem Song irgendwann ihre Halswirbel malträtierten. Meinen Respekt für diese Leistung. Aufgestoßen ist mir dagegen - und da ging es nicht nur mir so - die kurze Spielzeit. Nach genau einer Stunde wurde das offizielle Setende eingeläutet und exakt 15 Minuten später stand die Verabschiedung, wenn auch bei tobender Halle, an. Sicherlich ausreichend, wenn man bedenkt, man bekam vier Bands zu sehen, doch der wahre PAIN-Fan hat viele seiner erhofften Tracks nicht zu hören bekommen und musste sich mit überdurchschnittlich viel neuem Material begnügen.
Setlist PAIN:
Designed To Piss You Of
Suicide Machine
The Great Pretender
A Wannabe (acoustic)
Zombie Slam
Monkey Business
End Of The Line
It’s Only Them
Pain In The Ass
I’m Going In
Coming Home (acoustic)
Call Me
Black Knight Satellite
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Starseed (acoustic)
Dirty Woman
Shut Your Mouth