LORDI – Aschaffenburg, Colos-Saal
Konzert vom 11.10.16
Support: SHIRAZ LANE, SILVER DUST
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LORDI
SHIRAZ LANE
SILVER DUST
Keine Bange – die wollen doch nur spielen, LORDI, die Monster aus Finnland; und zwar erstmalig in ihrer langjährigen Karriere auch im Colos-Saal in Aschaffenburg.
Mit SHIRAZ LANE hatte LORDI einen weiteren Act aus ihrer Heimat mitgebracht, eine ziemlich junge Truppe, die sich musikalisch in Richtung GUNS’N’ROSES und MÖTLEY CRÜE bewegt. Jede Menge Bewegung war auch auf der Bühne zu vermelden, denn es wurde viel gehüpft, herumgesprungen, und der Sänger, der offensichtlich versuchte, die (Schmerz-)Grenze seiner Stimmhöhe auszuloten, rockte in bewährter Glam-Rock-Manier posermäßig ab. Allerdings verblieb die Action auch auf der Bühne; die unermüdlichen Versuche, das Publikum zum Mitmachen zu animieren, zündeten nicht wirklich. Auch für meinen Geschmack wurde nichts wirklich Neues auf dem Gebiet geboten, zudem war der Sound viel zu laut abgemischt, so dass ich das Set-Ende nach knapp 40 Minuten nicht bedauerte.
Gab es beim Opener des Abends keine Überraschungen, so strotzte die zweite Supportband SILVER DUST nur so davon. Durchweg geheimnisvoll düsteres, dunkelrotes Licht, Gewitter-Atmosphäre, die Band gekleidet in Gehrock und schwarzem Zylinder anno 1890, dazu diverse finstere Videoeinspielungen auf einem „Antik-Spiegel“ zur Untermalung der gespenstischen Szenerie. Musikalisch sind die Schweizer, deren Songtexte nicht nur englisch, sondern auch in französischer Sprache verfasst sind, auf keine richtige Linie festzulegen, hier mischt sich Gothic- mit Power-Metal, und gerade beim ersten Song überlegte ich, ob man hier Liedpassagen sogar dem „Chanson-Genre“ zuordnen könne. Frontmann Lord Campbell variiert stimmlich mit tiefem und hohem Gesang, dass man beim Nichthingucken fast von zwei unterschiedlichen Sängern ausgehen könnte. Auch seine Fähigkeiten an der Gitarre stellt er unter Beweis, als er ein Duett gemeinsam mit einem visionären (auf der „Spiegel-Leinwand“ eingespielten) Keyboarder zum Besten gibt. Mit dem „Drumsolo“ allerdings, das mit „Techno-Beat-Playback“ gespickt war, konnte ich mich so gar nicht anfreunden. Da gefiel mir die abschließende „Trommel-Aktion“ aller Bandmitglieder auf diversen Fässern wesentlich besser. Alles in allem stellten diese 40 Minuten eine doch sehr ungewöhnliche Performance dar, die natürlich gerade durch ihre Ungewöhnlichkeit auch etwas Interessantes in sich barg, auf jeden Fall beim Publikum jedoch regen Zuspruch fand und mit entsprechendem Applaus belohnt wurde.
Nach einer längeren Umbaupause kündigte der KISS-Klassiker „God Of Thunder“ den Beginn der finnischen Horror-Show an, die durch ein Bühnenarrangement aus knochigen Bäumen, aufgespießten Köpfen, Ruinen und einem Sarkophag, dessen geheimer Inhalt später noch zum Vorschein kam, atmosphärisch ins Bild gesetzt wurde. Und schon ging es auch blutig los mit „Let’s Go Slaughter He-Man“ vom aktuellen Silberling „Monstereophonic“, bevor die „Babez“ gefrühstückt wurden und Mr. Lordi anschließend schnaufend feststellte, dass „es sch… heiß hier ist“. Auch unten im Saal brodelte es, und begeistert feierte das Publikum ihre vier Monster nicht nur bei Altbewährtem wie „The Riff“ oder „Bringing Back The Balls To Rock“, auch beim neuen Material mit „Hug You Hardcore“ und „Down With The Devil“ ging es voll ab. Sogar vom Debüt-Album „Get Heavy“ erhielten zwei Songs ihre Chance – „weil immer danach gefragt wird“ –, und somit standen „Hellbender Turbulence“ und „Icon Of Dominance“ als Spiel-Rarität auf der Setlist. Wie immer war Mr. Lordi natürlich nicht nur mit Singen beschäftigt; so musste er sich der Attacke eines Priesters erwehren, die Kreissäge zum Einsatz bringen, Luftschlangen über das Publikum schießen und als „Blood Red Sandman“ – na was wohl, natürlich Konfetti-„Sand“ streuen. Und was eine richtige LORDI-Show ist, so dürfen dabei auf keinen Fall abgeschlagene Köpfe, qualmende Totenschädel mit leuchtenden Augen, eine aufgeschlitzte Nonne, ein blutrünstiges Monster-Baby und Ballett tanzende Skelette fehlen. Zwischendurch präsentierte jedes der Monster seine Soloeinlagen, wobei Gitarren-Monster Amen plötzlich wie aus dem Nichts hinter den Fans auf dem Tisch des Merch-Stands auftauchte und kurzzeitig von dort aus weiterspielte. Bei der unumstrittenen Nr.-1-Hymne der Finnen „Hard Rock Hallelujah“ jumpte die Menge was das Zeug hielt, und auch „Sincerely With Love“, der Song für alle, die einen „so richtig gern haben können“, fand ebenfalls rege Teilnahme, wie man anhand des aus vollem Hals mitgegrölten Refrains und der gestreckten Mittelfinger im Rund erkennen konnte. Der Zugabenteil mit „Who’s Your Daddy?“ und „Would You Love A Monsterman?“ mit einem zur Monster-Fledermaus mutierenden Mr. Lordi bildete schließlich den Abschluss des 100-minütigen Grusel-Spektakels, das wie immer ein unterhaltsames Medley aus Hymnen und Gimmicks geboten hatte und die Anwesenden zufrieden in die dunkle Nacht entließ.
Setlist LORDI:
Let’s Go Slaughter He-Man
Babez For Breakfast
The Riff
Hellbender Turbulence
Icon Of Dominance
Solo Mana
Bringing Back The Balls To Rock
Hug You Hardcore
It Snows In Hell / Children Of The Night
Solo Hella
Cadaver Lover
Down With The Devil
Blood Red Sandman
Solo Amen
Hard Rock Hallelujah
Sincerely With Love
Devil Is A Loser
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Who’s Your Daddy
Would You Love A Monsterman