ANNIHILATOR – Göteborg, Sticky Fingers
Konzert vom 09.11.16
Support: MASON
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Annihilator
Mason
Running order:
20:30 – 21:00: Mason (30 Minuten) Wertung: 6,5/10
21:30 – 23:05: Annihilator (95 Minuten) Wertung: 8/10
Zuschauer: ca 150
Zum 9ten Mal in meiner glorreichen Karriere als Konzertgänger hatte ich das Vergnügen Jeff Waters und Band (manche nennen das Ganze auch Annihilator) zu erleben. Und im wahrsten Sinne des Wortes ist es ein Vergnügen, doch dazu später mehr.
Der Winter an der Westküste Schwedens hielt sehr viel früher Einzug als in den letzten Jahren. Schnee und bis -5 Grad Celsius bereits seit Anfang November, was gibt’s denn da Verlockenderes als sich bei gutem altem Thrash Metal ein wenig aufzuwärmen? Eben!
Und bei good old Thrash sind wir bereits mitten im Thema, denn MASON aus Melbourne Australien sollten die Anwesenden erstmal ordentlich in Stimmung bringen. Tja, und da sind wir beim ersten Problem… 50 Leute waren anwesend als der Vierer loslegte und Stimmung wollte da nie so richtig aufkommen. Ja ok, die Jungs ließen ordentlich Dampf ab und drückten mächtig aufs Tempo und der Sound und die Ausstrahlung der Band waren ganz ok, aber… hier wird wahrlich das Rad nicht neu erfunden, sondern auf die gute und allseits bewährte Bay Area Thrash Formel zurückgegriffen. Alles ganz nett, oder eben solider Durchschnitt.
Als nach halbstündiger Umbaupause endlich ANNIHILATOR-Intro-Musik aus den Boxen tönte, gesellten sich 2 Fragezeichen ganz locker zu meiner Vorfreude, denn was bitte hat ein viereinhalb minütiger noch dazu sehr schlechter Song vom 1990er Album Remains denn hier als Opener zu suchen? Und warum zum Teufel sind die beiden Guitar-Roadies während der gesamten Introzeit immer noch dabei die Gitarren zu stimmen? Schaffen sie es rechtzeitig??? Ja, sie schafften es ok, aber selbst der Titelsong des aktuellen Albums konnte das Ruder nicht rumreißen. King of the Kill dagegen war schon aus ganz anderem Holz geschnitzt. Ja es stimmt leider, dass Annihilator eine von vielen Band aus den 80-90er Jahren ist, die von den superben ersten Alben immer noch zehren. Sicherlich kommt zwischendurch immer mal wieder ein besseres Album heraus, aber sehr häufig wird das Niveau der ersten 2-3 Scheiben nicht mehr erreicht. Mit Creepin‘ Again folgte auch hier gleich wieder ein Rückfall in die eher schwächere Neuzeit… Schwamm drüber, denn ab jetzt besann man sich doch auf die guten bis überragenden Songs. Leider lief bei den Gitarren immer noch nicht alles rund und ein ums andere Mal gab es Pausen zwischen den Songs, in denen die Gitarren gestimmten werden musste. Der Mainman persönlich ließ es sich nicht nehmen auch mal während eines Songs zu stimmen… hm, irritierend. Apropos Jeff Waters… erkältet war er, was nicht zu überhören war. Sein Kommentar dazu, egal ich schwitze das einfach aus, und das tat er dann auch.
Ein Blick auf die letzten 2/3 der Setlist sollte eigentlich genügen, um deutlich zu machen, dass da nicht viel schief gehen konnte… und dennoch… wie zum Teufel nochmal schafft es der alberne Bonustrack Chicken and Corn vom Carnival Diablos Album in den Set? Noch dazu als Breaker mitten in Brain Dance???
Aber genug gejammert, denn halten wir mal fest, dass wenn eine Band nicht mal Alison Hell als Rausschmeisser bringen muss, sondern da einfach Granaten wie Phantasmagoria, W.T.Y.D. und den Überhammer Human Insecticide in der Hinterhand hat so ist das aller Achtung wert.
Nun zurück zum eingangs erwähnten Fun Factor, denn dieser Jeff an der Gitarre und am Mikro ist nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern ein lustiger Entertainer dazu. Als ein Fan lautstark Fun Palace forderte, antwortete Mr. Annihilator: “What? Room Service? There is no song called Roo.. ah you mean Fun Palace? Hahaha..” Nachdem er sich selber zu Ende amüsiert hatte, war er so begeistert von dem Titel, dass er versprach, dass er einen ähnlichen Song wie Fun Palace schreiben würde, der dann eben Room Service heißt. Eine weitere Einlage seinerseits begann mit der Frage ans Publikum, ob denn jemand Interesse an einem gebrauchten Original Signature Gibson Pick hätte? Die sind bestimmt 1 Dollar bei Ebay Wert und man kann sie in jedem Shop kaufen… grins! Die Meute in der ersten Reihe ließ sich dennoch nicht Lumpen und Waters wählte einen Glücklichen aus, der dann sein abgespieltes Plektrum überreicht bekam. Doch der großzügige Geber stutzte er ein paar Sekunden und meinte dann… „Jetzt fühle ich mich schlecht, dass du von mir ein Plektrum bekommen hast, nur weil ich es abgenutzt habe und nicht mehr verwenden kann… ich fühle mich verpflichtet, dir ein Neues zu geben und das Alte zurückzunehmen.“ Gesagt getan, was wieder ein breites Grinsen nicht nur auf der Bühne, sondern in der ganzen Halle zur Folge hatte. Von diesen Anekdoten gab es noch einige, aber ich möchte diesen vergnüglichen Abend mit einer letzten Geschichte von Jeff Waters Revue passieren lassen, welche als Ansage zu einem Song diente: Anfang der 80er verschickte er nämlich Demo Tapes an alle möglichen Labels, so auch an Metal Blade und bekam daraufhin Post von Brian Slagel. Dieser war nicht daran interessiert, die Band zu signen, sondern bot 1000 Dollar für die Rechte an einem Song, der dann von Lizzy Borden genutzt werden sollte. Dieser Song war… latürnich Alison Hell…
Setlist Annihilator
Intro: Murder
01. Suicide Society
02. King of the Kill
03. Creepin' Again
04. Annihilator
05. No Way Out
06. Set the World on Fire
07. Stonewall
08. Drum Solo
09. Syn. Kill 1
10. No Zone
11. Brain Dance / Chicken and Corn / Brain Dance (continued)
12. Alison Hell
13. Bliss
14. Second to None
15. Phantasmagoria
16. W.T.Y.D.
17. Human Insecticide
Topp: Room factor… äh nein Fun Factor; Jeff Waters; Human Insecticide
Flopp: Scheinbar sich selbst ständig verstimmende Gitarre; neuere Songs