6. FULLMETAL OSTHESSEN – Niederaula, DGH
Konzert vom 04.03.17
Bands: SCREAMER, MASTERS OF DISGUISE, SPLITHEAVEN, INNERWISH, WRETCH, METAL AVENGER
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FULLMETAL OSTHESSEN
Erstens kommt es manchmal anders und zweitens als man denkt. Das für 14:03 bestellte Anruf-Sammeltaxi kommt nicht, weil der Fahrer es unterlässt, obwohl ich sogar überpünktlich sechs (!) Minuten vor Ankunftszeit am Abholort bin, den vereinbarten Treffpunkt anzusteuern und mich an vereinbarter Stelle einzusammeln. Auf die freundliche Nachfrage, was denn mit dem schon seit 10:00 Uhr vorbestellten Taxi sei, wo es denn bleibt, die Antwort: „Ich kann Ihnen nur ein anderes Taxi um 16:03 anbieten“. Na toll (!) denk' ich mir. Auf meinen Vorschlag hin, das es doch möglich wäre, das dass zugesagte Anrufsammeltaxi ein paar Minuten später dorthin kommen könne, da die Verbindung Pufferzeiten enthält, womit das Erreichen des Anschlußbusses noch machbar wäre lautet die lapidare Antwort: „Der Taxifahrer kommt heute nicht mehr, er hat es versäumt, die Strecke zu berücksichtigen, das können sie vergessen. Sie müssen schon das nächste Anruf-Sammeltaxi nehmen, das um 16:03 fährt“.. Unglaublich (!) Da hat jemand seine Arbeit nicht gemacht. Der nagende Zweifel, das dieses Anrufsammeltaxi möglicherweise erneut ausbleibt, womit der Samstag für mich ins Wasser fiele, macht eine Sofortmaßnahme = Notplan B zwingend erforderlich: Linienbus nehmen, per Zugverbindung bis Bad Hersfeld – und siehe da, - es klappt! Rechtzeitig in der Umbaupause am Zielort eintreffend, obwohl mir METAL AVENGER wegen des ärgerlichen AST-Schmus durch die Lappen gingen, richtet sich der Gedanke auf's Geschehen. Dafür müsste man den seine Arbeit verweigernden Anrufsammeltaxifahrer Teeren und Federn! (MT)
Noch ehe es losgeht, schnell am Eingang Bändchen geholt, einige Details mit dem wie jedes Jahr entgegen kommenden Veranstalter besprochen einigen Bekannten 'hallo' gesagt, ein alkoholfreies Bier nebenbei gezischt, und ab, mitten rein ins Vergnügen... Schade, das ein Besuch Freitag noch nicht für mich möglich war. Was mir bei der 6. Auflage des Kleinfestivals auf Anhieb ins Auge sticht, ist die Tatsache, das kein Essenswagen draußen steht – dafür wurde rationell gedacht: Essen wird an der Getränketheke ausgegeben! Gute Idee, wenn auch recht ungewohnt – spart Kosten! Die Resonanzen auf den ersten Tag waren soweit ich hörte, durchweg positiv. Konzentrieren wir uns nun also entsprechend auf den F.M.O.-Samstag, der hat es ebenfalls mächtig in sich. Nach METAL AVENGER, die wie mir von mehreren Festivalbesuchern bestätigender weise zu Ohren kommt, einen für mich nicht unerwartet respektablen Anheizergig auf die Bretter gelegt haben, folgen die zu den Pionieren ihres Genres gehörenden US-Metaller WRETCH aus Cleveland als 2. Act im Samstagsbilling, die mit ihrem dieser Tage gerade aktuell frisch erschienenen Silberling 'The Hunt' ein ganz heißes Eisen im Feuer haben, das ihren 80er-Glanztaten in nichts nachsteht, umso gespannter harre ich nun dessen, was die Truppe um Frontsänger Juan Ricardo zu bieten hat. (MT)
WRETCH kommen pünktlich um 17:50 auf die Bühne, werden durch ihr bereits im Vorfeld veröffentlichtes Album 'The Hunt' bereits von den Fans erwartet, wobei nicht nur das neue Album zum Zuge kommt, sondern sich ebenso auf das ältere Material der vorangegangenen Alben konzentriert wird. Die explosive US-Metalmischung mit Euro Einschlag, der stark in Richtung IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, PRIMAL FEAR und alte HELLOWEEN geht, lockt ein gut abgehendes Publikum vor die Bühne. Juan Ricardo ist ein Frontsänger, der schon aufgrund seiner Vergangenheit bei Bands wie ZYKLONE, ARENA und RITUAL über reichlich Erfahrung sowie einem damit verbunden sympathischen Bühnencharisma verfügt. US-Metal Kracher Marke „The Hunt“ oder „Warrior“ werden gebührend von den Fans abgefeiert, Juan Ricardo mag die deutschen Heavy Metal-Fans freut sich über den Zuspruch, den Heavy Metal hierzulande erfährt, was der quirlige Fronter dankbar per Ansage bekundet. Mittels ausdrucksstarker Gestik, dazu gehöriger Mimik sowie anhand seines breit gefächerten Stimmvolumens, das sowohl spitze Hochtonschreie in gebührender Länge als auch charismatische Hochstimmlage verbunden mit aggressivem Shouting beinhaltet, bekommt der hochmotivierte Frontmann sein Publikum binnen weniger Minuten in den Griff. Die fleißig auf der Bühne arbeitenden Amis - bei deren zeitig erfolgter Nachnominierung das F.M.O.- Veranstalterteam ein fein Händchen bewies -, entpuppen sich als echter Glücksgriff. Die Gitarrenfraktion geht kräftig in die Vollen, der Bass pumpt, auch das Schlagzeug macht gut Dampf. Buchstäblich in letzter Minute als Ersatz für die ausgefallenen nordrhein-westfälischen Powermetaller CUSTARD ins Billing nachgerückt, entpuppen sich die Amis trotz früh abendlicher Spielzeit als echter Gewinn für's F.M.O. . Sie lösen ihre Aufgabe bis zum Schluß souverän und verlassen nach 40 intensiv unter die Haut gehenden Minuten klassischen US-Metals plus Euro-Einschlag von der auf klassischen Oldschool-Metal stehenden Fraktion abgefeiert sich am Schluß lächelnd vor ihrem Publikum verbeugend die Bühne. Yes! So stellt man sich als leidenschaftlich überzeugter Oldschooler einen knackigen Festivalkurzgig vor. Umso mehr steigt die Spannung auf die mir bislang (noch) unbekannten griechischen Powermetaller INNERWISH. Rechtzeitig wieder zurück im DGH weiß Team-Kollege Mike. (MT)
Überraschung am 98-Records-Stand. Im Seitengang befindet sich wie jedes Jahr vertretene Stand vom 98-Records-Label mit gewohnt vielseitiger Auswahlpalette an Schallplatten, CD's, T-Shirts und Kapuzensweats. (An dieser Stelle ein kräftiger Gruß an Dirk und Diana!) Reichlich Merchandise haben die Amis WRETCH ebenfalls mitgebracht. Direkt im Anschluss nach ihrem Gig laufen mir Juan Ricardo, Tim Frederick und Michael Stephenson vor dem 98-Records Merchstand über den Weg. Schnell ist meine Wenigkeit in ein intensiv geführtes Gespräch verwickelt, in dessen Rahmen sich die freundlichen Musiker einen Augenblick Zeit für ein gemeinsames Foto nehmen (auch Redakteure sind Fans!) Merch haben WRETCH genügend am Start, die Palette erstreckt sich über die Breite eines ganzen Tisches deren Auswahl angefangen von allen bis dato veröffentlichten Alben auf CD's und Vinyl bis über T-Shirts, Hoodies und den für solche Bands obligatorischen Kuttenpatch reicht, spätestens nach ihrem Auftritt in Niederjossa klettert das Verkaufsumsatzbarometer bei den Amis im weiteren Verlauf des Abends kräftig nach oben, was deren gelungene Live-Vorstellung zusätzlich unterstreicht. (MT)
Das gute Händchen in Sachen Booking der FMO-Verantwortlichen zeigte sich auch in diesem Jahr z. B. wieder bei INNERWISH. Die Melodic Metal Exoten aus Griechenland hierzulande mal erleben zu dürfen, ist schon etwas Besonderes. Auch wenn die zur Verfügung stehende Technik auf der Bühne für den 7. Mann (Anm.: der Laptop) wohl nicht ganz sein Ding war und als Keyboardständer kurzerhand ein Tisch einer Festzeltgarnitur herhalten musste, machte das die Helenen nur noch sympathischer. In einer stoischen Gelassenheit nahmen sie die kleine Verzögerung hin, um dann mit Vollgas ihre musikalische Vergangenheit und Gegenwart aufzuarbeiten. Wer gedacht hätte, das schon etwas älter wirkende Sextett würde sich auf das bärenstarke, selbstbetitelte letzte Album beschränken, der irrte komplett. Mit „Machines Of Fear“ heizte man an, streute die Albumhighlights „Rain Of A Thousand Years” und “Needles In My Mind”, deren Refrains lautstark (viele kannten die Band also ebenfalls) mitgesungen wurden, zwischendrin ein und stellte „Tame The Seven Seas“ hinten an. Der Rest der insgesamt neun Songs war für mich Neuland, denn die älteren Alben (Inner Strenght 2006, „Silent Faces“ 2003 oder „Waiting For The Dawn“ 1998) sind recht schwer zu bekommen. Als kleiner Hit stellte sich für mich dabei der Titeltrack von „Silent Faces“ heraus, wobei den wohl auch wieder einige im dicht gedrängten Saal bereits kannten und mitsangen. Unterm Strich 40 kurzweilige Konzertminuten einer Band mit viel Potential, das zu fesseln wusste und selbst bei den ältern, unbekannteren Songs zu keinem Stimmungsverlust führte. Nur zufriedene Gesichter gingen danach in die nächste Umbaupause. (ML)
Haben die griechischen Powermetaller INNERWISH bravourös vorgelegt, (von deren Qualitäten Kollege Mike schwärmte während ich mich ebenfalls davon überzeugte) folgt im Anschluß eine gewaltige Steigerung durch die mit Abstand exotischste Band im Samstagbilling: Mexikos finest in Sachen klassischer Heavy Metal, - SPLIT HEAVEN (!) Musiker, die zeigen, das man auch ohne breit gefächerte Merchauswahl im Gepäck erfolgreich sein kann. Die Mexikaner zelebrieren über die volle (Zeit)-Distanz ein massiv killendes Brett bei dem jeder Groove, jedes Riff und jeder Trommelschlag sitzt. Die Gitarren sägen brachial hart, was schnell Headbangeralarm bei der klassischen Heavy Metalfraktion auslöst. Drummer Tomás Roitman feuert ein treibendes Inferno nach dem anderen auf seiner Batterie ab, Basser Carlo „Taii“ Hernández posiert häufig mit den beiden sich heftig duellierenden sich in traumhaft sichere Posen werfen den Gitarristen um die Wette. Frontröhre Jason Conde Houston seit 2014 in Reihen von SPLIT HEAVEN Insidern auch von den US-Epic-Speedstern SKELATOR bekannt, fällt durch seine voluminöse äußerst gepflegte bis zum Hintern reichende Naturlockenpracht schon rein optisch aus dem Rahmen. Ein virutoser Stimmbandästhet mit ausdrucksstark flexibler Gesangstechnik, dynamischer Bühnenperformance und sympathischer Art Fankommunikation zu betreiben. Der Ami im Team der Mannschaft aus dem Tequilacountry besticht durch wohl überlegte Ansagen, bezeugt wie es Juan Ricardo vor ihm tat, seine Liebe zu den deutschen Metalfans, was den Mexikanern zusätzlich dicken Sympathiebonus im Publikum einbringt. Auf die Frage, ob jemand im Publikum ist, der Mexikanisch kann, erhält er prompt Antwort: - mein Nebenmann kann, was dem Sänger ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert. Wer 60 Minuten Dauer-Power am Stück, in extrem kompakter druckvoll packend dynamischer Form abliefert, wobei die Bühne in Schutt und Asche gelegt wird, abliefert, macht alles richtig. Das ist HEAVY METAL, wie er sein muss: Geradlinig direkt, schneidend, kraftvoll hämmernd und sägend bis zum obersten Anschlag auf massiv killender Kapazität ausgerichtet, für ein wie von der Hyäne gebissen abgehendes Traditions-Metalfanklientel, der keine Gefangenen macht! SPLIT HEAVEN präsentieren sich als kompromisslos alles in Grund und Boden spielende Bühneneinheit, das DGH steht Kopf! Der traumhaft harmonierende Kakteenlandfünfer wird seinen ihm voraus eilenden Ruf als gnadenlose Livemacht in allen Belangen gerecht. Zum Headbangen, Faustrecken und Hörnergabel auffordernde Hymnenbonbons älteren und jüngeren Datums wie „Battle Axe“, „Psycho Samurai“, „Iron Witch“, „The Devil's Bandid“, „Talking With The Devil“ und „To The Fallen“ werden mit solcher Wucht geschmettert, da gibt’s bei der tobenden Fanschar (auch bei mir) kein Halten mehr! Schmerzen müssen warten bis zum nächsten Tag. Die Mexikaner bringen soviel Schwung und Dynamik ins DGH, das es an allen Ecken röhrend pfundschwer heavy Oldschool bis unter die Decke dröhnend bei höllisch-infernalischem Druckvolumen groovt! Das Publikum dreht am Stück durch, klinkt komplett aus, feiert die Mexikaner ab als wären sie der eigene FULL METAL OSTHESSEN-Samstagsheadliner. Mein JUDAS PRIEST-Shirt ist nach dem Gig sackenass bis zur letzten Faser durchgeschwitzt, das es am nächsten Tag umgehend in die Wäsche kommt...! (MT)
Einige Notizen am Rande. Nach dem WRETCH-Gig treffe ich draußen vor der Eingangstür in der Umbaupause einen Kumpel der nicht glauben will, das WRETCH unter anderem Einflüsse alter HELLOWEEN in ihrem Sound verarbeiten, fast wie zur Bestätigung begegnet mir WRETCH-Gitarrist Nick Giannackos in der Umbaupause vor der Eingangstür, als hätte ich's in dem Moment irgendwie geahnt... er trägt ein HELLOWEEN-Shirt! Da haben wir's doch! Im Gespräch bestätigt der bestens aufgelegte Gitarrist mit Naturgelockter Dunkellanghaarpracht, das er auf alte HELLOWEEN der „Walls of Jericho/Keeper of the 7 Keys Part I + II-Phase schwört, und mein zuvor noch zweifelnder Kumpel staunt Bauklötze... Nachdem ich den ganzen Tag nur einen Apfel aß, wird es zwischendurch Zeit für etwas deftiges. Meine Wahl fällt auf den ultimativen Klassiker: - Currywurst mit Pommes müssen in der Umbaupause sein. An der Ausschanktheke erhalte ich eine Portion Pommes im XXL-Format, die mir ein Schmunzeln entlockt. Rechteckig geschnittene Pommes in dreifacher Breite normaler Pommes wo gibt’s denn bitteschön so etwas? Definitiv auf dem F.M.O. dafür auf keinem mir sonst bekannten Festival, womit auch das F.M.O. besonderes bietet, was es sonst kaum irgendwo gibt. (MT)
Für viele sind MASTERS OF DISGUISE keine Unbekannten mehr. Die US-Metal-Fan-Fraktion kennt sie als direkte Nachfolgeband von SAVAGE GRACE und das merkte man auch an der Songsauswahl für ihr heute 1-stündiges Set, wo einige Songs als „Cover“ gespielt wurden, wie z. B. das bärenstarke „Into The Fire“ oder das finale Stück „Bound To Be Free“ von eben SAVAGE GRACE sowie „Torture Me“ von OMEN. Den Löwenanteil stellten aber die beiden eigenen Studioalben dar, wobei von „The Savage And The Grace“ gleich die ersten drei Stücke in exakt der gleichen Reihenfolge zur Setlist rausgehauen wurden. Wer Frontmann Alexx Stahl (voc., BONFIRE, ROXXCALIBUR, PURPLE RISING) bereits kannte, wusste was ihn erwartete. Fast durchweg hohe Cleanvocals, wobei man sich manchmal fragt, wie er das auf die Dauer schafft, so sauber diese Screams rauszuhauen. Immer wieder ein wohltuendes Liveerlebnis für mich ist zudem Bassist Mario Lang, der mit seinem eingemeißelten Dauergrinsen scheinbar jede Minute der Show an irgendeinem anderen Platz auf der Bühne verbringt. Dass die Truppe trotz eher seltener eigener Auftritte perfekt aufeinander eingespielt wirkt, ist offenbar dem Umstand geschuldet, dass man schon seit Jahren in verschiedenen Bands mit übergreifender Besetzung zusammen musiziert (ABANDONED, ROXXCALIBUR, VIRON etc.). Da passt nahezu alles perfekt und da beziehe ich den heutigen Sound gleich mit ein, denn der war gestochen scharf ausgepegelt und eine Wohltat für die bereits über Stunden geschundenen Ohren. Das war mal wieder eine Speed Metal Vorstellung, wie sie besser nicht hätte sein können. (ML)
SCREAMER geben den letzten verbliebenen feierwütigen Fans erneut mit kräftig ausgeschenktem klassischem Heavy Metal basierend auf schönen Twingitarrenharmonien und satten Grooves auf dem F.M.O. den Rest, wobei die Schweden ein buntes Programm ihrer bisherigen drei Alben präsentieren. (MT)
Nachwort:
Fazit: Klasse Event, der alles aufweist, was ein gutes Festival braucht: Prima Organisation, (von Fans für Fans, - so musses sein) Top-Location, tolle Lichtanlage, gut abgemischter Sound, starkes Bandbilling, feine Getränkeauswahl , jede Menge Prima Leute, ein phantastisches Fan-Publikum. Großartig! Zum Schluß sei dem gesamten F.M.O.-Team nachträglich für einen restlos gelungenen phantastisch durch organisierten Event gedankt, der schon lange unverzichtbarer Bestandteil meines Festival-Terminkalenders geworden ist. Hoffentlich bleibt das auf klassischen Hardrock, sowie traditionellen Heavy- und Powermetal schwörende Festival den Fans noch sehr lange erhalten. F.M.O.: Macht weiter so! Auf Wiedersehen bis zum nächsten Jahr; - Waldhessen R. o. c. k. t.!!!! (MT)
Vor Ort berichteten Michael Toscher (MT) und Mike Langer (ML)